Gedanken über den Verband, Mitglieder, Mitgliedschaft und Verwendung der Mitgliedsbeiträge

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joker
schrieb am 03.04.2008, 16:45 Uhr (am 03.04.2008, 16:47 Uhr geändert).
Diese Gedanken sind eigentlich als Antwort auf die Kommentare auf den Beitrag Porträt des neuen Bundesvorsitzenden gedacht, aber weil es weiterführende Gedanken sind, die vielleicht besser im Forum diskutiert werden sollten, schreibe ich sie hier rein.

In Zeiten des "homo oeconomicus" in welcher einer Leistung immer eine greifbare Gegenleistung entgegenstehen muss, und in welcher Leute für Engagement für eine "gute" Sache immer schwerer zu motivieren sind, erreicht man mit einfachen Appellen fast gar nichts mehr. Oder aber eben nicht genug für ein sinnvolles Funktionieren der Gruppierungen und Organisationen. Ein Beispiel sind die relativ fruchtlosen Appelle für den Erhalt der Bibliothek in Gundelsheim... Hier wird mangels Ideen ebenfalls zu einer "Zwangsabgabe" von 1 EUR pro Mitglied an die Untergruppierungen herangetreten.

Von den Mitgliedsbeiträgen, die auf der Ebene der Untergruppierungen eingesammelt werden, wird der größte Teil an den Verband weitergeleitet. (Zukünftig 1 EUR mehr für die Bibliothek...) Die Verwendung der Mitgliedsbeiträge ist hier: http://tinyurl.com/25hkd6 nachzulesen.

Nun muss man wissen, dass die Mitgliederbeiträge nicht versteuert werden müssen, Einkünfte aus dem Wirtschaftsbetrieb der Untergruppierungen unterliegen aber der Steuerpflicht.
Dies führt (bei korrekter Buchführung und Steuererklärung) dazu, dass den Untergruppierungen trotz großen Engagements und viel Arbeit bei der Organisation der Veranstaltungen (Bälle und Veranstaltungen kultureller Art), mittel- bis langfristig die Mittel ausgehen. Mit anderen Worten, der Verband erhält über die steuerfreien (!) Mitgliedsbeiträge größere finanzielle Bewegungsfreiheit, als die Untergruppierungen.

Manche Gruppierungen sind aus den eben genannten Gründen und aus anderen Gründen nicht Mitglieder im Verband, sind eigenständige Vereine die zu 100% über die steuerfreien Mitgliedsbeiträge verfügen.

Ein Lösungsansatz wäre, dass von den Mitgliedsbeiträgen ein größerer Teil bei den Untergruppierungen bleibt, dafür aber von den Veranstaltungen ein Teil an den Verband abgeführt wird.

Ein weiterer Lösungsansatz für die eingangs erwähnte Problematik (Stichwort homo oeconmicus) wäre den Mitglieder mehr Vorteile zu gewähren als Nichtmitgliedern, z.B. über Ermäßigungen beim Eintritt zu Veranstaltungen. Der Bezug der Verbandszeitung als einziger „Vorteil“ reicht nicht aus um die Leute zu einem Beitritt zu bewegen. Dies erfordert aber ein Nachdenken darüber: „Wie unterscheide ich Mitglieder des Verbandes von Nicht-Mitgliedern?“, und führt direkt zu dem Mitgliedsausweis den es, soweit mir bekannt, nirgendwo gibt.

Eine Ausweitung der Veranstaltungen über den rein „siebenbürgischen Horizont“ hinaus wäre durchaus denkbar und würde Sinn machen, und könnte ebenfalls wirtschaftlich interessant sein. Als Verband, oder als Verein, besteht z.B. die Möglichkeit größere Kartenkontingente für kulturelle Veranstaltungen, Musicals, Vergnügungsparks etc. zu erwerben und diese den Mitgliedern unter dem offiziellen Preis an den Kartenvorverkaufsstellen oder an der Abendkasse anzubieten. Ein Rechenbeispiel: Kaufe 1000 Karten zu 50% des Endpreises, verkaufe diese zu 70% des Endpreises an die Mitglieder und verwende den Rest für den Kapitalstock der Stiftung Bibliothek in Gundelsheim. So entsteht eine Win-Win-Situation, die allen einen Vorteil bringt. Wichtig in diesem Kontext wären das erweiterte Verständnis der Bedürfnisse der Mitglieder und die Wahrnehmung der Interessen dieser, die weit über das rein siebenbürgische hinausgehen.
Karl
schrieb am 03.04.2008, 17:29 Uhr
Ja Joker,

alles klingt sehr schön und gut.
Hast Du aber noch nicht gemerkt, daß die "Entscheider" in der ehemaligen LM sich von "Fremden" wie Dir und mir nicht reinreden lassen- so wird es auch jetzt passieren.
Warum sollte sich was ändern, wenn es seit immer so funktioniert??

Übrigens: was die aufgelistete Verteilung der Mitgliedsbeiträge betrifft: für mich ist diese Plausbilität nicht ausreichend, da man nicht weiss, was die Landesverbände mit dem verbliebenen Geld anfangen bzw. welches der Verteilungsschlüssel ist.

Nicht zuletzt zeigt sich immer wieder, daß die Landsmannschaft und auch ihre Nachfolgeorganisation
anscheinend sehr unprofessionell agiert, auch was das Geldbeschaffen betrifft und die Nutzung steuerlich legaler
Alternativen.

Das belegt jedenfalls mehr als genug die Problematik, daß nicht genügend Geld da ist, anderseits das Geld schlecht verwaltet wird.

Und von keinem Verein hört man so viele Klagen über finanzielle PRobleme als von der LM.
Sollen doch die Spitzen dieser LM auch Rede und Antwort stehen, wenn es um die Verwaltung/Verwendung der Mitgliedsbeiträge und Spenden etc. geht.
Vielleicht lösen sich dann einige finanzielle Probleme von selbst.
Aber die werden sich nicht gegenseitig hinterfragen.

Aber nein: es wird immer von Neuem versucht, Mitgliedern und Sympatisanten neues Geld abzuknöpfen, weil


pedimed
schrieb am 03.04.2008, 18:02 Uhr
Die Beiträge der (LM) sind durch die natürliche Verringerung der Mitglieder leider im sinken. Viele Jugendliche, die hier zur Welt kamen sehen sich als hiesige und gehen daher dem Verband leider ab.Aber vielleicht bringt der Nachwuchs der aktiven Tanzgruppen den Verband almählich wieder zum Mitgliederzuwachs.Viel Erfolg!mfG pedimed
Karl
schrieb am 04.04.2008, 10:21 Uhr (am 04.04.2008, 10:25 Uhr geändert).
Pedimed´s Argument, daß die jungen sb. Sachsen "sich als hiesige sehen" ist das Produkt der Erziehung in den sb.-sächsischen Familien in Deutschland bzw. der Arbeit der LM, die sich ja als selbsterwählter Vertreter der Interessen der sb. Sachsen sieht.

Wenn in der Familie die sb. sächsischen Eltern ihren Kindern die entsprechende Kultur, dazu gehört natürlich auch das Sächsische, das Wissen über die eigene Identität vermitteln, passiert sowas nicht so schnell und nicht in diesem Ausmaß.

Leider haben die meisten sb. Sachsen in Deutschland anscheinend das Problem, zu ihrer Identität zu stehen, und schämen sich, diese zu leben, gerade wenn es um ihre Kommunikation mit den Einheimischen geht, sei es im Beruf oder im Privatbereich.
Der Verlust dieser sb.-sächsischen Identität bei den Einzelnen geschah sicher schon vor der Auswanderung, d.h. in Rumänien, da die dortige Romanisierungspolitik diese Identität unterdrückte.
Es hilft auch nichts, wenn es "sächsische Tanzgruppen" gibt, deren Mitglieder aber meistens keine Ahnung haben, warum ihre Tracht so aussieht. Geschweige denn, daß diese Mitglieder ein Basiswissen über ihre sb. Wurzeln haben.
So kommen dann auch diese Tanzgruppen-Mitglieder nur deswegen zum Tanzen, weil sie auch einer Gruppe angehören wollen, und das am einfachsten mit jungen Landsleuten geht. Aber sicherlich fühlen diese Jungendliche keine sächsischen Wurzeln mehr, und sehen sich auch mehr als Deutsche denn als Sachsen.
Weiterhin wurde und wird den jungen ""x-Sachsen" oder Saxxen leider kein Wissen vermittelt über ihre Wurzeln, das tut die LM nicht, der Staat in der Schule sowieso nicht, und leider auch die Eltern nicht (viele haben auch vergessen, von wo sie hergekommen sind).

Deswegen ist es ganz natürlich, daß die Jungen sich nun als Deutsche und nicht mehr als sb. Sachsen fühlen wollen, und die Mitgliederanzahl abnimmt.
Diese nimmt aber auch ab, weil es keine genügend attraktive Angebote für die Jungen in der LM gibt.

Die Frage ist auch: was passiert, wenn die Jungen nach 10 Jahren Tanzen nun 30-40 jährig sind: dann steigen sie aus, und haben keine Aktivitäten mehr in Richtung "sb.-sächsischer Folklorepräsentation".
Was bietet die LM und ihre Gruppen vor Ort für diese Altersgruppe: nicht viel bzw. gar nichts interessantes, von altersgerechtem ganz zu schweigen.
Augenstern
schrieb am 04.04.2008, 14:47 Uhr
Die Beiträge sind nicht nur am Sinken, sie sind am Schwinden. Wenn man sich den Altersdurchschnitt der Kreisgruppenmitglieder ansieht, dann müßte den Verantwortlichen heiß werden. Irgendwann sind wir ein Verein/Verband ohne Mitglieder, weil sie uns dahingerafft wurden. Und es kommen keine jungen in dem Verhältnis nach.

Uns, die Kreisgruppen, trifft es eh nicht so hart, da wir gelernt haben, ohne die Beiträge zu leben, nur aus dem Ergebnis unserer Arbeit. Aber was machen die Landesverbände und der Bundesverband? Von den Kreisgruppen noch mehr holen? Müssen wir dann noch von den Veranstaltungen Erträge abführen?

Es wäre angebracht, heute schon sich Gedanken zu machen, auch wenn nicht morgen der Fall eintritt. Wenn das Kind in Brunnen gefallen ist, ist es zu spät.

Aktivitäten über die Brauchtumsveranstaltungen hinaus, sind ein guter Ansatz und die würden uns auch junge Leute bringen. Es ist leider für unsere, vor allem jungen Sachsen, nicht mehr selbstverständlich zur "Landsmannschaft" zu gehören, wie früher ihre Vorgänger.

Und Karl, Sie machen es sich zu einfach, wenn Sie nur auf die Eltern eindreschen, sie würden den Kindern nicht genug Saxentum vermitteln. Ich erlebe es täglich in der eigenen Familie. Ich bin aktiv in der Kreisgruppe, in der Tanzgruppe und bei Radio RTI. Meine beiden Schwestern auch und sowohl ihre als auch meine Kinder orientieren sich anderweitig. Zwingen kann ich sie nicht. Ich kann nur hoffen, dass sie irgendwann neugierig werden und von sich aus auf die Sachsen zugehen. Alles andere ist Keule schwingen und damit bringe ich sie nur weiter weg davon.

Ein Trost für mich: mein jüngster hat in der Schule zwei Freunde, die auch aus Siebenbürgisch bzw. rumänischen Familien stammen... aber die hätte er wohl auch ohne diese Abstammung
Erhard Graeff (Moderator)
schrieb am 04.04.2008, 15:35 Uhr
joker schrieb: Diese Gedanken sind eigentlich als Antwort auf die Kommentare auf den Beitrag Porträt des neuen Bundesvorsitzenden gedacht,...

Herzlichen Dank, dass du das Thema ins Forum gebracht hast. Ich versuche ganz kurz zu antworten. Alle deine Überlegungen sind es wert, bedacht zu werden. Keiner hätte etwas dagegen gehabt, wenn am letzten Verbandstag (3./4. November 2007) entsprechend fundierte Anträge der Untergliederungen (die alle Vertreten waren) eingegangen wären. Dort ist der Ort, diese Dinge zu regeln.

joker schrieb: Von den Mitgliedsbeiträgen, die auf der Ebene der Untergruppierungen eingesammelt werden, wird der größte Teil an den Verband weitergeleitet. (Zukünftig 1 EUR mehr für die Bibliothek...)

Der Verband verbraucht das Geld im Interesse der Mitglieder: Zeitung (Erstellung und Versand), Kulturarbeit auf Bundesebene, d.h. mit Beteiligung aus dem gesamten Bundesgebiet (z.B. Tagungen, Seminare) und die Siebenbürgisch-Sächsische Kulturtage an wechselnden Orten und Regionen. Dazu kommt die Alten- und Bedürftigenhilfe nach Siebenbürgen. Und selbstverständlich kostet auch der Betrieb hier etwas.

Das mit dem 1 Euro stimmt so nicht. Erstens ist dieser Euro je Mitglied kein Muss und zweitens soll er keinesfalls aus den Mitgliedsbeiträgen beigesteuert werden. Was ist schlecht daran, bei den Veranstaltungen im Laufe des Jahres ein Körbchen umlaufen zu lassen, wo dieser und jener Euro für die Kultureinrichtungen reinkommt. Nach dem Motto: kleiner Beitrag, große Wirkung. Das war der Vorschlag von Dr. Tontsch am Verbandstag. Er wurde angenommen.

joker schrieb: Nun muss man wissen, dass die Mitgliederbeiträge nicht versteuert werden müssen, Einkünfte aus dem Wirtschaftsbetrieb der Untergruppierungen unterliegen aber der Steuerpflicht.

Alles was verkauft wird (Waren, Eintrittskarten usw.) unterliegen der Mehrwertsteuerpflicht. Hat man bei den Veranstaltungen Ausgaben, ist die selbst gezahlte MwSt. als sogen. Vorsteuer abzugsfähig. Für Körperschaft- und Gewerbesteuer gibt es Freibeträge, die von den meisten Kreisgruppen nie erreicht werden. Bundesverband muss Körperschaft- und Gewerbesteuer entrichten (s.w.u.)

joker schrieb: Dies führt (bei korrekter Buchführung und Steuererklärung) dazu, dass den Untergruppierungen trotz großen Engagements und viel Arbeit bei der Organisation der Veranstaltungen (Bälle und Veranstaltungen kultureller Art), mittel- bis langfristig die Mittel ausgehen. Mit anderen Worten, der Verband erhält über die steuerfreien (!) Mitgliedsbeiträge größere finanzielle Bewegungsfreiheit, als die Untergruppierungen.

In den Kreisgruppen können Veranstaltungen stattfinden, da sind die Verantwortlichen und die Teams und auch das zahlende Publikum. Der Bund hat „keine eigenen Mitglieder“ und auch keinen örtlich definierten Wirkungsraum. Bloß der alljährliche Heimattag ist eine Bundesveranstaltung, für die auch Eintritt verlangt wird. Selbstverständlich wird alles fein säuberlich versteuert (da allein die Einnahmen aus dem Anzeigengeschäft der Siebenbürgischen Zeitung – der wirtschaftliche Geschäftsbetrieb des Bundesverbandes – die Freibetragsgrenze überschreitet).

joker schrieb: Manche Gruppierungen sind aus den eben genannten Gründen und aus anderen Gründen nicht Mitglieder im Verband, sind eigenständige Vereine die zu 100% über die steuerfreien Mitgliedsbeiträge verfügen.

Ok. Die haben mit uns nichts zu tun. Wir kriegen von ihnen nichts, wir sind ihnen nichts schuldig.

joker schrieb: Ein Lösungsansatz wäre, dass von den Mitgliedsbeiträgen ein größerer Teil bei den Untergruppierungen bleibt, dafür aber von den Veranstaltungen ein Teil an den Verband abgeführt wird.

Bitte erklär das. Das was die Untergliederungen zu wenig haben (Einnahmen), sollen sie an den Bund weitergeben? Oder bloß die Kosten?

Ein Gegenvorschlag: es gibt ganz unterschiedliche Kreisgruppen (Größe, Aktivitäten usw.). Manche haben zu viel Geld zur Verfügung (sie verwalten sich bloß), andere zu wenig. Diese könnten mit mehr Geld auch mehr machen (siehe Augenstern). Nun, dann sollten die Kreisgruppen grundsätzlich weniger Geld von den Landesgruppen bekommen, diejenigen, die mehr bewegen können, bekommen mehr.

joker schrieb: Ein weiterer Lösungsansatz für die eingangs erwähnte Problematik (Stichwort homo oeconmicus) wäre den Mitglieder mehr Vorteile zu gewähren als Nichtmitgliedern, z.B. über Ermäßigungen beim Eintritt zu Veranstaltungen. Der Bezug der Verbandszeitung als einziger „Vorteil“ reicht nicht aus um die Leute zu einem Beitritt zu bewegen. Dies erfordert aber ein Nachdenken darüber: „Wie unterscheide ich Mitglieder des Verbandes von Nicht-Mitgliedern?“, und führt direkt zu dem Mitgliedsausweis den es, soweit mir bekannt, nirgendwo gibt.

Einverstanden, es gibt zu viele Trittbrettfahrer. Wir gehen das auch an (s. Premiumbereich auf www.siebenbuerger.de). Viele Kreisgruppen haben das bereits – Ausweis oder auch bloß Liste, die genauso aussagt, wer Mitglied ist und wer nicht. Nachdenken erfolgt also.

joker schrieb: Ein Rechenbeispiel: Kaufe 1000 Karten zu 50% des Endpreises, verkaufe diese zu 70% des Endpreises an die Mitglieder und verwende den Rest für den Kapitalstock der Stiftung Bibliothek in Gundelsheim.

Mit der Ergänzung: und versteuere den Gewinn.

joker schrieb: So entsteht eine Win-Win-Situation, die allen einen Vorteil bringt. Wichtig in diesem Kontext wären das erweiterte Verständnis der Bedürfnisse der Mitglieder und die Wahrnehmung der Interessen dieser, die weit über das rein siebenbürgische hinausgehen.

Ok, ein guter Ansatz. Bin auch der Ansicht, dass es nicht nur Siebenbürgisches sein muss, mit dem wir unterwegs sind. Hauptsache, wir sind gemeinsam unterwegs.
Beste Grüße
Erhard
Karl
schrieb am 04.04.2008, 18:07 Uhr (am 04.04.2008, 18:07 Uhr geändert).
Wenn die Eltern eine noch einigermaßen vorhanden Identität als Sachsen haben, werden auch die Kinder davon was abkriegen. Wenn sich diese Identität aber nur über "oberflächliche" Folklore definiert wie z.B. sb. Trachtentanzgruppe, kann es schon geschehen, daß die Jungen von was anderem ausserhalb des siebenbürgischen Dunstkreises mehr fasziniert sind.

Natürlich kann niemand seine Kinder zu etwas zwingen. Aber die meisten sb. Sachsen wissen als Eltern selbst fast nichts über die eigene Identität bzw. sprechen hier nur noch Deutsch, geschweige denn, daß sie etwas über die eigene Geschichte/Wurzeln noch gespeichert haben- die meisten haben diese Wurzeln verdrängt.

Wie sollen die Kinder sich dann selbst als sb. Sachsen sehen, wenn nicht genügend Input bzw. Faszination da ist, und die Heimat seit der Ausreise der Eltern nie mehr besucht wurde, sei es auch nur als Sommersachse.

Was Erhard Graeff´s Aussage betrifft, der quasi der Verwalter der Gelder der LM ist, fehlt mir einfach seinerseits die Aussage, daß das Möglichste getan wird, daß die Spenden- und Mitgliedergelder sowie sonstige Einnahmen steueroptimal bewirtschaftet werden.

Daran scheint es zu hapern, wie auch an realistischen Ideen, genügend Finanzierung sicherzustellen für den LM-Verein aber auch für alle anderen LM-Projekte wie zB Gundelsheim.
joker
schrieb am 04.04.2008, 19:32 Uhr
@Erhard: Zunächst mal Danke dass Du Dir die Zeit genommen hast meine Gedanken aufzugreifen und drüber nach zu denken.

Du möchtst eine Erläuterung zu meinem folgenden Gedanken:

joker schrieb: Ein Lösungsansatz wäre, dass von den Mitgliedsbeiträgen ein größerer Teil bei den Untergruppierungen bleibt, dafür aber von den Veranstaltungen ein Teil an den Verband abgeführt wird.

Du fragst nach:
Erhard Graeff schrieb: Bitte erklär das. Das was die Untergliederungen zu wenig haben (Einnahmen), sollen sie an den Bund weitergeben? Oder bloß die Kosten?

Was ich meine ist, dass von dem bei Veranstaltungen (Bälle, kulturelle Abende etc. erwirtschafteten Gewinn ein Teil an den Bund abgeführt wird. Und das aus 2 Gründen:

1.) Wenn mehr von den Mitgliedsbeiträgen auch bei den Untergruppierungen verbleibt, ist deren Motivation entsprechend größer für Mitglieder zu werben um ihr finanzielles Bestehen zu sichern.
2.) Das Abführen eines gewissen Beitrags des Gewinns verringert automatisch das zu versteuernde Einkommen (aus dem Wirtschaftsbetrieb) der Untergruppierungen.

Vielleicht liege ich falsch, bin kein Steuerexperte, aber es lohnt sich vielleicht die Sache genauer zu überprüfen?

Wie wäre es wenn man sich in Dinkelsbühl mal kurz zusammensetzt und drüber spricht?

Deine Anmerkung dass der Verbandstag der richtige Ort ist um drüber zu sprechen ist OK, allerdings müssten die Vertreter/Delegierten sich damit auseinandersetzen. Ich persönlich bin ja weder Mitglied noch Delegierter...(was mich aber nicht hindert über den Verband nach zu denken, oder mich zu engagieren wie ich es schon getan habe, und mich hoffentlich auch nicht "disqualifiziert...")

bzgl. deiner Ergänzung "versteuere den Gewinn": Klar, habe ich vergessen. Aber an sich denke ich, dass Überlegungen sich aus dem rein siebenbürgischen Denken und Handeln raus zu bewegen, nicht der schlechteste Ansatz ist um den Problemen und Bedürfnissen der Mitglieder Rechnung zu tragen?

Beste Grüße
Jürgen

gogesch
schrieb am 05.04.2008, 10:04 Uhr
Der 1 Euro für Gundelsheim wird nicht aus Mitgliedsbeiträgen "abgezweigt"?
Na ja, man muss nicht alles verstehen.. mittlerweile verstehe ich, glaube ich, gar nichts mehr.

In Gundelsheim müsste dringendst über die grundlegenden Strukturen nachgedacht werden, weil da ist mit dem einen oder anderen Euro aus dem einen oder anderen Körbchen nichts zu retten.
siebenschläfer
schrieb am 05.04.2008, 16:55 Uhr
Beim künftigen Nadescher Treffen (24. Mai 2008) wird pro Teilnehmer 1 Euro nach Gundelsheim überwiesen.
Nach unseren Erwartungen werden 500 bis 600 Euro zusammenkommen.
Für Gundelsheim ist es nur ein Tropfen auf den heissen Stein, aber immerhin...
gogesch
schrieb am 06.04.2008, 09:45 Uhr
Alle Initiativen dieser Art sind sicherlich ein positives Signal, aber leider nicht mehr.
Wenn 600 € in die Stiftung fliessen und daraus die jährlichen Zinsen als Personalkosten verwendet werden, so ergibt das bei 4% Zinsen genau 24 €/Jahr.

Wie viele Minuten wird ein Mitarbeiter in Deutschland mit 24 € brutto bezahlt?

Hochgerechnet bedeutet das, dass es etliche dieser Treffen benötigt um auch nur EINEN Tag den Lohn eines Mitarbeiters in Gundelsheim zu bezahlen.
siebenschläfer
schrieb am 07.04.2008, 20:15 Uhr
Hallo Gogesch,

aus finanzieller Sicht ist diese Spende kaum nennenswert, aber viel wichtiger ist es, auf diese Einrichtung aufmerksam zu machen. Es gibt Landsleute denen die Bedeutung und finanzielle Not unserer siebenbürgischen Bibliothek nicht bewusst ist. Einige haben tatsächlich noch nie von dieser Einrichtung gehört. Dass versuchen wir durch unsere Spendeaktion und durch einen Artikel in unserem Heimatblatt zu ändern.
Hoffentlich haben wir Erfolg.
Gerne nehmen wir auch andere Vorschläge entgegen.
Robert (Administrator)
schrieb am 07.04.2008, 23:26 Uhr
joker schrieb: Was ich meine ist, dass von dem bei Veranstaltungen (Bälle, kulturelle Abende etc. erwirtschafteten Gewinn ein Teil an den Bund abgeführt wird.

Das klappt, in der Praxis, ja nicht mal innerhalb eine Kreisgruppe (KG). Wenn bspw. eine kulturelle Gruppe einer KG eine Veranstaltung auf die Beine stellt. Wird es kein wirtschaftlicher Erfolg, übernimmt die KG die Kosten. Der Gewinn wird aber ungern in die Kasse der KG gekippt.
Augenstern
schrieb am 07.04.2008, 23:45 Uhr
Der 1 Euro für Gundelsheim wird nicht von den Mitgliedsbeiträgen abgezwackt. Der sollte von den Kreisgruppen mittels "Spendenkörbchen" aufgebracht werden und wenn das nicht reicht oder funktioniert, dann bitte schön aus eigenen Mitteln aufstocken, so dass eine Spende von mindestens 1 Euro pro Mitglied (Richtwert) überwiesen werden konnte. Es soll Kreisgruppen geben, die ohne eine Veranstaltung zu machen, das Geld locker überweisen können...

Robert - was die Praktika der Geldverteilung angeht, kann ich nur aus unserer Kreisgruppe sagen, die Veranstaltungen werden nur aus einem Topf organisiert. Aus dem werden die Rechnungen bezahlt und in den fließen die Umsätze. Keine Kulturgruppe macht eigene Veranstaltungen. Die Blaskapelle Böblingen ist ein eigenständiger Verein und arbeitet auf eigene Rechnung.

Um auf die Beiträge zurückzukommen. Wir bekommen ja von den abegeführten Beiträgen etwas zurück. Wie der Umlageschlüssel zustande kam, entzieht sich meiner Kenntnis. Allerdings wird von diesem geringen Betrag, der den Kreisgruppen zusteht, noch die Versicherung und die GEMA (Pauschalvertrag) abgezogen. Und erst was übrig bleibt, fließt tatsächlich aufs Konto der Kreisgruppe. Und das ist herzlich wenig.

Man gewinnt den Eindruck, daß die Kreisgruppen nur Pflichten haben, vor allem im finanziellen Bereich, aber keine Rechte.

War die Problematik der Besteuerung auf Landesverband- bzw. Bundesverbandsebene bekannt, als einige Untergruppierungen sich selbständig gemacht haben? Sind sie aufgeklärt worden, dass sie zwar nicht über die vollen Beiträge verfügen (steuerfrei) aber die volle Steuerlast für die Einnahmen zu tragen haben?

Hier klafft eine große Informationslücke. Ich habe sie mit Hilfe einer Steuerberaterin und einem Seminar bei der Landesakademie für Jugendbildung versucht zu schließen.
Ich habe den Eindruck gewonnen, dass der Umfang die Grenzen des Ehrenamtes zu sprengen droht. Kein Wunder, dass es immer schwerer wird, Leute zu finden, die sich engagieren und Verantwortung übernehmen.
joker
schrieb am 08.04.2008, 02:20 Uhr
@Karl: Ich denke man macht es sich zu einfach, wenn man so oberflächlich und ohne weiter nachzudenken die einen verurteilt (weil sie ihre Identität verleugnen, oder nicht ausreichend weiter vermitteln etc.) und den anderen vorwirft sie gehen nicht verantwortungsvoll genug mit den Beiträgen der Mitglieder um... etc.

Das ist alles m.E. bissl zu kurzsichtig.

Die Gründe für die Entwicklung der Siebenbürgischen Gemeinschaft in den letzten Jahrzehnten sind zu vielschichtig um sie in zwei Absätzen abzuhandeln und die Schuldigen genau zu benennen. Derer gibt es leider zu viele und zwar auf allen Ebenen. Das ist meine bescheidene Meinung dazu.

@ Robert: Was mich ein bisschen stört ist deine fatalistische Einstellung á la: "Das geht doch alles gar nicht, noch nicht mal auf unterster Ebene, der Gruppierungen..."

Meine Meinung dazu: Es geht alles man muss es nur wollen! Und vor allem man muss den entsprechenden Rahmen dafür schaffen.
Ich bin zwar kein Anhänger des kommunistischen Spruchs aus der DDR: "Von den Russen lernen, heisst siegen lernen...", aber ich habe schon mal auf die straffe und gute Organisation der Rußlanddeutschen hingewiesen! Auf deren Website gibt es eine umfangreiche Orgamappe mit Vorlagen und genauen Anweisungen wie die Untergruppierungen zu funktionieren haben, sowie regelmäßige Seminare in allen Bereichen: Steuerwesen für Vereine, Führungsseminare etc.

@Augenstern: Ich denke der Verband würde durchaus auch Seminare und Schulungen anbieten, um die Informationslücken zu schliessen, sofern ausreichend Interesse bzw. Nachfrage dafür bestehen würde. Einfach nachfragen und drauf bestehen!

@Erhard: Wie schauts aus? Treffen wir uns in DKB auf ein Gespräch? Wenn ja: Wann? Wo? Ich denke für Augenstern wäre es bestimmt auch interessant dabei zu sein. Sie hat bestimmt ganz viele Fragen an Dich!

Einen schönen Tag noch!
Jürgen

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