Herta Müller . Ehrung

Um Beiträge zu verfassen, müssen Sie sich kostenlos registrieren bzw. einloggen.

Lavinia
schrieb am 10.03.2010, 19:41 Uhr
"Herta Müller gelingt auch mit „Niederungen“ das Unglaubliche: Sie macht eine Fülle zauberhafter Beobachtungen mitten in der Tristesse. Ihr Protest gegen die Zerstörungen, die ein anonymer Unterdrückungsapparat in menschlichen Beziehungen anrichtet, speist sich aus der Kraft eines entdeckenden Schreibens. Was für ein Buch."

www.neue-oz.de/information/noz_print/feuilleton/24871339.html
der Ijel
schrieb am 11.03.2010, 13:47 Uhr
Faule Birnen

So geht es zu im Bienenstaat
Ein Volk das keinen König hat

Es sprach der Drohnenkönig zu der Wespe:
„Verschaffe mir vom Bienenvolk das Beste“.

Die Wespe dann zum König:
„ Es überlege Majestät, ein wenig“.

„Wolle denn der König mich nur küssen
werd ich die schönste der Hornissen.

Als Königin schleich ich mich ein,
bald darauf könnt ihr der Bienenkönig sein.“

Dem König nun gefiel der Plan,
überlegt nicht lang, gesagt getan.

Sein Kuss hat übernacht,
aus der Wespe, die Hornisse dann gemacht.

Die Hornisse sinnt auf zarte Bienenworte,
und schleicht sich ran bis an die Pforte.

„die Königin von Saba schickt mich her,
ob die Bestellung fertig währ,

es geht um ganz geheime Waben,
die müsse sie zu ihrer Hochzeit haben,

so lasst mich rein zu eurer Königin
ich hab bestimmt nichts anderes im Sinn".

So geht die Meldung nun von Ohr zu Ohr,
bald steht zurück ein Bote vor dem Tor.

„Unsere Königin die lässt euch sagen
dass wir keine leeren Waben haben,

und dass wir gerne alles fremde missen
wie Drohnen, Wespen und Hornissen
die in faule Birnen schon gebissen“

Die Moral zu der Geschicht,
man beisst in Faule Birnen nicht.

Donnerstag, 11. März 2010
Der Ijel
getkiss
schrieb am 11.03.2010, 15:54 Uhr
Wie wahr:
"Die Moral zu der Geschicht,
man beisst in Faule Birnen nicht."

Karin Decker
schrieb am 12.03.2010, 16:03 Uhr (am 12.03.2010, 16:38 Uhr geändert).
Es gibt Menschen, deren innere Größe über alle Ehrung und Ruhm hinaus weist und die sich davon nicht im Geringsten blenden lassen. Zu diesen wenigen würde ich unbedingt Herta Müller zählen.

Als ich vor etwa einem Monat den Mut fand, ihr meine Glückwünsche zur Verleihung des Literaturnobelpreises zu übermitteln und ihr bei dieser Gelegenheit auch von den leidvollen Enteignungen zu schildern, die unsere Landsleute mitmachen mussten, – was ihr freilich nur zu gut bekannt ist –, da hatte ich nicht mit einer Antwort Herta Müllers gerechnet.

Nicht zuletzt infolge der vielfachen Beschimpfungen in diesem Forum, denen jeder unweigerlich ausgesetzt ist, der die Forderung nach Restitution des von den rumänischen Nationalkommunisten Geraubten aufrecht erhält, hegte ich die Befürchtung, dass auch Herta Müller meinen könne, es gehe den Enteignungsopfern und ihren Hinterbliebenen nur um materielle Werte und die Triebfeder ihrer Forderungen sei nichts als Habsucht und Gier.

Umso überraschter war ich, als ich dieser Tage eine Faltkarte mit typografischer Collage eines Gedichtes von Herta Müller (in diesem Online-Artikel habe ich es wiedergefunden; - es hebt an mit „Das Dunkelfeld über der Stadt“ und endet mit dem Wort „Geheimnisverrat“) in meinem Briefkasten fand. Ich hoffe, mich keines Geheimnisverrates schuldig zu machen, wenn ich den Lesern dieses Forums den Inhalt von Herta Müllers freundlicher Mitteilung kundtue.

Das ist insofern wichtig, als dass diese Worte aus berufenem Munde alle jene innerlich aufzurichten vermögen, die viel an Demütigung einstecken mussten, wenn sie sich „erdreisteten“, das ihren Familien planmäßig Gestohlene zurückzufordern:

„Sehr geehrte Frau Decker-That,

vielen Dank für Ihren Brief und die Glückwünsche zum Nobelpreis.
Die Deportation der Rumäniendeutschen war eine politische Entscheidung Stalins. Aber sie war ebenso ideologisch motiviert wie die Umsiedlungen, wie GULAG, wie die Massenerschießungen in Polen und und. In dieser Ideologie spielt der einzelne Mensch keine Rolle. Und das ist ein verbindendes Element zu den Enteignungen im Kommunismus.

mit den besten Grüßen
Herta Müller“
seberg
schrieb am 13.03.2010, 08:57 Uhr
So ist es...das lobe ich mir: als EinzelkämpferIn mit leisen Tönen für den einzelnen Menschen sich stark machen, wie Herta Müller, und nie wieder vom ideologischen Massenrausch welcher Art auch immer sich verführen lassen und immer schön skeptisch bleiben, wenn einem von solidaritätsheischenden SprecherInnen ein „gemeinsames“ Ziel lautstark vorgegeben und immer wieder eingebleut wird...
getkiss
schrieb am 14.03.2010, 11:21 Uhr
@seberg:"Einzelkämpferin mit leisen Tönen..."

Im Hanser Verlag anders bebildert:
www.amazon.de/gp/reader/3499133601/ref=sib_dp_ptu#reader-page
Lavinia
schrieb am 14.03.2010, 23:46 Uhr
@getkiss
Dein "Kommentar" erinnerte mich an den Witz mit dem Betrunkenen, der seinen Schlüssel im Dunkeln verloren hatte und ihn unter der nahe stehenden Laterne suchte. Auf die Frage, warum er da suche, antwortet er, dass er schon wüßte, dass er den Schlüssel nicht dort verloren habe, aber im Lichtkegel unter der Laterne ließe es sich besser suchen...
getkiss
schrieb am 15.03.2010, 08:16 Uhr
Das ist kein Witz.
Der Schlüssel liegt im Bild: Eine aus der Schar heisst...

Lavinia? Noch da? Wieso noch kein intubeierter Beitrag?
Lavinia
schrieb am 15.03.2010, 08:44 Uhr
@getkiss: "Der Schlüssel liegt im Bild: Eine aus der Schar heisst..."

...getkiss? Schwäbische Gans?...

Lavinia
schrieb am 17.03.2010, 08:58 Uhr
"Vom 18. bis 21. März präsentieren sich 2.100 Aussteller auf der Leipziger Buchmesse 2010. Ein Themenschwerpunkt ist die Literatur des Balkans. Zeitgleich findet das Fest "Leipzig liest" statt. Unter den 1.500 Autoren sind die Literaturnobelpreisträger Herta Müller und Günter Grass. Einer der Höhepunkte ist die Verleihung des Buchpreises zur Europäischen Verständigung."


www.mdr.de/nachrichten/7169865.html
getkiss
schrieb am 17.03.2010, 10:15 Uhr (am 17.03.2010, 10:26 Uhr geändert).
Nicht zu fassen.
Der mdr verbreitet Nachrichten!
Und weil wir in so einer nachrichtenarmen Zeit leben, muss eine Nachricht extra nochmal vermeldet werden:
Es gibt eine Literatur des Balkans!
Es gibt eine Leipziger Buchmesse (seit wann denn?)!
Wir haben zwei noch lebende Nobel-Preisträger der Literatur und die nehmen an der Buchmesse Teil!
Was haben die denn gestern Abend gegessen? Wir wollen´s wissen!
Lavinia, weiter so!
Keinen Link auslassen! Vergiss nicht, Merkel spricht zur Haushaltsdebatte im Bundestag, bitte schnellstens einen Link setzen!
Ich schlage Herrn Bundespräsidenten Köhler vor, den Preis für Plattitüden zu stiften! Erster Preisträger Lavinia!

Lavinia who?
I don´t know....she hasn´t a Name, only a Nick....
The Nickname is:Elsi, Siel, Leisl(?), Lavinia, etc., etc.
Friedrich K
schrieb am 17.03.2010, 13:22 Uhr
Never argue with an idiot. He brings you down to his level, then beats you with experience.
Orizontul multor indivizi e un cerc cu raza zero - asta numesc ei punctul lor de vedere (A. 1tein)
Günther (Administrator)
schrieb am 01.04.2010, 11:34 Uhr
Hörfunktipp: Herta Müller liest aus ihrem Roman "Atemschaukel" (WDR 3, Freitag, 12:05 Uhr); NDR Kultur sendet am 7. April (20:00 Uhr) eine Hörspiel-Inszenierung des Werks.
Schiwwer
schrieb am 01.04.2010, 14:22 Uhr
danke für den Tipp.
Günther (Administrator)
schrieb am 08.04.2010, 09:47 Uhr (am 08.04.2010, 09:47 Uhr vom Moderator geändert).
Wer die Hörspiel-Inszenierung des Romans "Atemschaukel" verpasst hat, der kann sie hier noch bis zum 14. April anhören: http://www.ndrkultur.de/feuilleton/hoerspiele/hoerspielatemschaukel100.html

Um Beiträge zu verfassen, müssen Sie sich kostenlos registrieren bzw. einloggen.