Rehabilitation und Restitution - Gerechtigkeit und Recht

Um Beiträge zu verfassen, müssen Sie sich kostenlos registrieren bzw. einloggen.

Carl Gibson
schrieb am 15.07.2009, 21:13 Uhr (am 16.07.2009, 11:29 Uhr geändert).
Vor einem guten Jahr war das ein Thema in der "Siebenbürger Zeitung".

Ich habe seinerzeit zu diesem Komplex meine Kommentare hier aufgenommen und Fragen zur Rehabilitation von ehemaligen Verfolgten des kommunistischen Regimes in Rumänien aufgeworfen,
in direktem Zusammenhang mit der Diskussion
"Restitution",
also Rückgabe von enteignetem bzw. von zwangsaufgekauftem und staatlich ergaunertem Vermögen ausgereister Personen aus Siebenbürgen und dem Banat.

Inzwischen tobt seit einiger Zeit eine immer noch einseitige Kampagne auf der SbZ-Online-Seite,
namentlich gegen eine Person und wenig bekannte Institutionen.

Wäre es nicht sinnvoll, diese Diskussion,
die nach meiner Auffassung - über ein Objekt, das "Haus mit dem Hirschgeweih" in Schäßburg- hinausgeht und viele tangiert,

in das allgemeine Forum zu verlagern, zumal noch weitere, differenzierte Argumente zu erwarten sind?

Immer wieder eingestreute Suchbegriffe wie "Dieb Machat" sind sicher nicht die geeigneten Mittel, mehr Objektivität in die - durchaus berechtigte - Auseinandersetzung zu bringen.





Armin_Maurer
schrieb am 16.07.2009, 09:27 Uhr
Das Schäßburger Haus mit dem Hirschgeweih (nicht wie Sie, werter Herr Gibson, schreiben "am Hirschgraben"; - da sind wir bei Goethes in Frankfurt) eignet sich deshalb als Paradebeispiel für die Fortschreibung des Unrechts an uns Deutschen aus Siebenbürgen und dem Banat, weil

[1] es die Korruption nicht nur als "rumänische Spezialität" veranschaulicht,

[2] unsere eigenen "Häuptlinge" diesseits und jenseits Siebenbürgens in die Affäre verstrickt sind,

[3] die Münchner Messerschmitt Stiftung sich des Gebäudes widerrechtlich bemächtigt hat, wobei es sich bei dieser Stiftung um die (gottlob friedliche, d.h. mit verfeinerten Methoden arbeitende) Nachfolgeorganisation eines ursprünglich nationalsozialistischen deutschen Rüstungsbetriebes handelt,

[4] der Fall bis zum Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte durchgedrungen ist und dort auf hochrichterliche Klärung wartet.

Selbstverständlich ist in Rumänien viel mehr widerrechtlich konfisziertes Eigentum in ähnlicher oder gar schlimmerer Weise betroffen. - Unter "schlimmer" verstehe ich jene Fälle, in denen das Unrecht akzeptiert wurde, weil der Kampf dagegen so aussichtslos erscheint.

Aus diesem Grunde habe ich kein Verständnis für die leitenden Persönlichkeiten der uns Deutsche aus Rumänien vertretenden Gremien, zumal sie, wenn sie nicht sogar zu den Profiteuren des an uns allen begangenen Unrechts gehören, so doch nicht bereit sind, den Finger in die Wunde zu legen und auf der Grundlage der Menschenrechte für die von ihnen repräsentierten Landsleute aus Siebenbürgen und dem Banat zu streiten. - Nennen Sie mir bitte Gegenbeispiele, wenn ich hier jemandem Unrecht tue.
Carl Gibson
schrieb am 16.07.2009, 11:50 Uhr (am 16.07.2009, 15:04 Uhr geändert).
Mit viel Sympathie verfolge ich Ihr berechtigtes Anliegen, Herr Maurer,
da die Gesamtdiskussion "prinzipieller Natur" ist
und mit der von mir hier seit einem Jahr geführten verwandt ist.

Gerade aus diesen Grund erschien es mir wichtig darauf hinzuweisen, die - von wem auch immer - gestreuten Kriminalisierungen aus der Suchfuntion
könnten einen Schatten auf die Anligen des berechtigt Anklagenden werfen.

Man ist viel zu schnell der "böse Bube" im Spiel -

Neid und Ressentiment sind gut verteilt auf der Welt.

Und zwischen Gerechtigkeit und Recht gibt es noch eine riesige Diskrepanz - in vielen Bereichen.

Arbeiten wir daran, dies zu ändern.

Das "Haus mit dem Hirschgeweih" in Schäßburg ist ein repräsentatives Beispiel,
wie staatliche, halbstaatliche und private Akteure mit
"Privateigentum" und "Kulturerbe" umgehen.

Im "Prinzip" aber ist jeder kleine Hauseigentürmer betroffen,
der sein von Generationen aufgebautes Hab und Gut aufgrund von "staatlicher Willkür" verloren hat.

Was die Dikatatur verbrochen hat,
müssen wir heute a posteriori nicht auch noch gutheißen und
sanktionieren!

Der rumänische Staat, der voll und ganz in die EU will, ist in der Pflicht -

und es muss in allen Bereichen zu einer Angleichung (Harmonisierung)
von nationalem Recht und Europarecht kommen.

Es ist gut, wenn ein Pilotprojekt da ist, das alles allen sehr plastisch veranschaulicht.

Aufklärung ist immer gut - und das "audiatur et altera pars".

Etwas von dem Unrecht in vielen Formen kann - nach meiner Auffassung - über die Öffentlichkeit
aus der Welt gebracht werden, nur muss es fair zugehen.

Ein Forum ist für alle da, die ihre Argumente bekannt machen wollen.

Es spricht gegen die demokratische Struktur im heutigen Rumänien,
wenn gegen Personen,
die in einer Sache von allgemeiner Bedeutung offen Position beziehen und Rückgrat zeigen,
Telefonterror ausgeübt wird und Drohungen ausgesprochen werden.

Der Schatten kann auch in einem solchen Fall auf die Falschen fallen.
Wo endet das Private bzw. Privatrechtliche - und wo beginnt das öffentliche Interesse bzw. das Moralisch-Politische?
Carl Gibson

P. S. (Die Goethesche Überlagerung habe ich korrigiert, bitte um Nachsicht, es war schon spät ... und heiß!)
Fabritius (Moderator)
schrieb am 16.07.2009, 14:30 Uhr (am 16.07.2009, 14:36 Uhr geändert).
Sehr geehrter Herr Maurer,

ich habe viel Verständnis dafür, dass Sie sich gemeinsam mit Ihrer Mutter, Frau Decker-That als Vorsitzende des Vereines RESRO, für die Restitution des großelterlichen Hauses "Haus mit dem Hirschgeweih" einsetzen und wünsche viel Erfolg dazu. Auch mein Elternhaus wurde vom rumänischen Staat auf fragwürdige Weise enteignet und meine Eltern prozessieren heute noch deswegen. Die Gesamtsituation halte ich für sehr unbefriedigend.

Ich bitte aber allgemein um etwas mehr Sachlichkeit.

Ich verstehe schon nicht, warum Sie und Ihre Mitschreiber in Ihrem Verfahren gegen die Messerschmitt-Stiftung, welches ja auf der Seite des Vereines Ihrer Mutter (RESRO) in Extenso behandelt wird und sogar im Wikipedia-Eintrag zur Messerschmitt-Stitung verlinkt ist, immer wieder Einzelpersonen mit Vorwürfen überziehen, die einer Vorverurteilung gleichkommen und sicher nicht zu einer sachlichen Debatte führen.

Noch weniger verstehe ich, dass Sie nun pauschal "unseren Häuptlingen" eine "Verstrickung" in dieser Sache unterstellen und auch noch sinngemäß den Vorwurf der Untätigkeit gegen den Verband erheben. Dieser Vorwurf ist absolut unzutreffend.

Es wurde schon sehr häufig - auch in der Kommunikation mit dem von Ihrer Mutter geleiteten Verein RESRO - klargestellt, dass sich unsere Verband (auf dessen Internetpräsenz Sie hier agieren) mit allem Nachdruck für die Schaffung und auch die Einhaltung eines geeigneten Restitutionsgesetzes einsetzt. Dieses Thema wird bei jedem möglichen Anlass auf politischer Ebene in Deutschland und Rumänien von uns thematisiert. Auch Missbrauchsfälle wurden - sofern diese sachlich und belegbar berichtet werden konnten - in Rumänien reklamiert. Den Betroffenen bieten wir Informationen - über unsere Zeitung bis hin zu wiederholt geschalteten kostenlosen Telefon-Hotlines zu Restitutionsfragen, die gerne genutzt wurden. Über die meisten Interventionen wurde in der Siebenbürgischen Zeitung auch berichtet.

Ebenso wurde aber auch klargestellt - und das gilt weiterhin - , dass unser Verband sich nicht in einzelne Verfahren konkret einschalten kann und darf. Die Durchsetzung von Individualansprüchen ist Sache der jeweiligen Anspruchsinhaber.

Zivilrechtliche Individualstreitigkeiten (zwischen der Streitpartei A und B) können nicht Gegenstand unserer Verbandstätigkeit sein und haben - mit Verlaub - auch in diesen Foren nichts verloren. Dafür sind die Gerichte zuständig, bis zum Abschluss der Verfahren halte ich öffentliche Debatten, besonders wenn sie unsachlich und mit persönlichen Angriffen verbunden sind, für nicht zweckdienlich.

Sollte der Verein RESRO dieses anders beurteilen, würde ich dieses sehr bedauern. Es wäre auch mit einer guten Zusammenarbeit, die ich mir wegen der Sache wünschen würde, kaum vereinbar.

In diesem Sinne verbleibe ich

Mit freundlichen Grüßen
Fabritius
Armin_Maurer
schrieb am 17.07.2009, 11:45 Uhr
Sehr geehrter Herr Fabritius,

danke für Ihre bekennenden Worte, danke auch für die harsche Rüge, die ich mir von Ihrer Seite gerne gefallen lasse.

Es sollte mir leid tun, wenn Sie den Eindruck gewonnen haben, dass es sich im Fall des „Hauses mit dem Hirschgeweih“ um eine rein private Fehde handelt.

Warum dieses Beispiel in besonderer Weise die „Risiken und Nebenwirkungen“ im Zusammenhang mit der nicht vorankommenden Restitution illustriert, habe ich in meinem Beitrag weiter oben darzulegen versucht.

Falls jemand ein noch symbolhafteres Objekt kennt als das „Haus mit dem Hirschgeweih“, das womöglich noch schandhafter von allen Seiten missbraucht wurde (ruhig auch Ihr Elternhaus, Herr Fabritius), dann möge die Diskussion darüber bitte ebenfalls öffentlich geführt werden. - Was ist denn zu befürchten, wenn wir in aller Offenheit über diese Probleme reden? Wenn Sie mich allein auf die Gerichte verweisen, dann wissen Sie ja selbst: "Auf hoher See und vor Gericht ist man in Gottes Hand." Können wir durch gezielte Proteste und genaues Hinsehen (auch auf die Personen in den eigenen Reihen) nicht wirkungsvoller für eine baldige Lösung der Restitutionsproblematik eintreten?

Ich will Ihnen persönlich mit unsachlicher Kritik das Leben nicht schwerer machen, als es durch die Rentendiskussion und andere hochpolitischen Themen ohnehin schon ist. Auch betrachte ich Sie als einen Hoffnungsträger für unser in alle Winde verstreutes Völkchen.

Wenn Sie aber wirklich der Ansicht sind, es sei zweckdienlicher den Einzelfall auszublenden und nur auf der Meta-Ebene zu agieren, so muss ich gestehen, dass ich persönlich anderer Meinung bin, weil sich das Phänomen stets im und am Einzelfall manifestiert.

Fast haben Sie mir ein schlechtes Gewissen bereitet, indem Sie mich darauf aufmerksam machten, das "Schreibgastrecht" auf dieser Plattform des Verbandes in einer Weise beansprucht zu haben, wie sie anscheinend nicht opportun ist. - Ja könnte ich den Tenor bloß ausmachen, der genehm wäre! Konkret: Herrn Dr. Machat zu kritiseren, wenn er sich für weitere "in Obhut nehmbare" Objekte stark macht, ist völlig daneben. Wie aber wollen wir unsere Mitmenschen vor offensichtlichen Wölfen im Schafspelz warnen? Und wie einem Saulus die Gelegenheit geben, doch noch ein Paulus zu werden?

Sie, lieber Herr Fabritius, müssen politisch agieren. Und das kann ich Ihnen, da ich Ihnen unterstelle, dass Sie es mit Sachverstand und aufgrund hoher ethischer Prinzipien tun, keineswegs verübeln. Ich jedoch erlaube mir die Narrenfreiheit dessen, der notfalls auch bereit ist, sich für seine Überzeugungen öffentlich schächten zu lassen.

Die Brandmarkung von ResRo als „Verein meiner Mutter“, wie Sie schreiben um mich im gleichen Atemzug als Sohn zu „outen“, - der ich im Übrigen seit meiner Geburt auch tatsächlich bin ;-) -, ist ungefähr so zutreffend wie ein Possesivpronomen als Verbindung zwischen Ihrem werten Namen und dem Verband der Siebenbürger Sachsen.

Und dennoch haben Sie, - die mitschwingenden ödipalen Misstöne ausgenommen -, durchaus recht: Hier ereifert sich glühend für Gerechtigkeit der Sohn einer Tochter, die wiederum Tochter einer Mutter war, welcher der rumänische Staat das gesamte Eigentum, die damit verbundene Familiengeschichte und - da es kollektiv geschah - die Heimat konfisziert hat. Daraufhin wurden wir, kurz bevor eine Restitution möglich gewesen wäre, von einem Siebenbürger Sachsen und seinen Helfershelfern durch einen rechtlich fragwürdigen Kauf daran gehindert, unser Haus wieder zu erhalten. Sie merken aus meinen Ausführungen wohl, es geht uns bei weitem nicht um „schnöde Besitzstandswahrung“, sondern um viel, viel mehr.

Der eingetragene ResRo Verein, der auf Anregung des Deutschen Konsuls in Hermannstadt gegründet wurde, rekrutiert sich aus vielen verzweifelten Menschen, die auf ähnlich tragische Weise um ihre Häuser und Grundstücke gebracht wurden, wie meine Familie im Fall des „Hauses mit dem Hirschgeweih“. Eine Direktive, wie es sie anscheinend im Verband der Siebenbürger Sachsen gibt, nur „hinter den Kulissen“ auf politischer Ebene & pauschal anstatt objektbezogen & konkret zu agieren gibt es bei ResRo nicht. Vielmehr ist uns jedes friedliche Mittel recht, das zu einer baldigen Wiedergutmachung des ungeheuren Diebstahls, der an uns Deutschen aus Rumänien verübt wurde, führt.

Ich will hier gewiss nicht als Moralapostel auftreten, aber ich fände es angesichts des schlimmen Glaubwürdigkeitsverlustes, den die „Landsmannschaft“ bei den meisten Enteignungsopfern erlitten hat (wenn Sie an dieser Aussage zweifeln, können wir gerne eine Unterschriftensammlung zu diesem Thema starten), angebracht und vertrauensstiftend, wenn Sie, lieber Herr Fabritius, sich sowohl nach innen als auch nach außen für einen fairen Umgang mit den konfiszierten Gütern und eine bedingungslose Wiedergutmachung des entstandenen Unrechts stark machten!

Mit dieser Bitte und feundlichen Grüßen verbleibe ich

Ihr Armin Maurer
Johann
schrieb am 17.07.2009, 12:47 Uhr (am 17.07.2009, 17:44 Uhr geändert).
Die Gerichte entscheiden darüber, was Recht ist oder war.

Ob das, was Recht ist, auch gerecht ist, wird noch immer in einem öffentlichen Diskurs ermittelt.

Eine öffentliche politische Diskussion kann nicht durch Hinterzimmerpolitik ersetzt werden.

Die Zeit der Geheimpolitik (Arkanpolitik, arcana imperii) ist längst vorbei, dass müsste eigentlich bei den Siebenbürgern Sachsen, die eine "850 Jährige Demokratie" erlebt und den anderen vorleben, kein Geheimnis sein.

Und wo, wenn nicht auf diesem Forum, sollen den politische Fragen diskutiert werden?
Hat der Verband sich nicht gerade anläßlich des 60 Geburtstages geradezu als "Idealvertreter" selber gefeiert?

Oder handelt es sich nur um eine defekte Demokratie?
Sind die Plebs nur da Grußbotschaften auszutauschen, Saufpartien zu organisieren und den Senatoren akklamieren, wenn große oder vermeintlich große Erfolge gelungen sind?

Wenn man das politische Vokabular der CSU betrachtet, dann wird das Wort "Häuptling" nun weiß Gott keinem vom Stuhl reißen.



Fabritius (Moderator)
schrieb am 18.07.2009, 19:48 Uhr
Sehr geehrter Herr Maurer,

ich wollte bestimmt keine harrsche Kritik aussprechen (es wäre anmaßend von mir), sondern nur einem Vorwurf gegen den Verband (Untätigkeit), den ich für unberechtigt halte, entgegentreten. Ist damit ja geklärt.

Ich darf auch noch einmal nicht nur Verständnis sondern Sympathie und Zustimmung zu den von Ihnen verfolgen Zielen äussern. Lediglich beim Weg dorthin stelle ich vielleicht unterschiedliche Auffassungen fest, was aber absolut OK ist. Auch damit haben Sie Recht.

Ich sehe es auch als meine Aufgabe an, mich - wie Sie zutreffend schreiben - bei jeder geeigneten Gelegenheit nach innen als auch nach außen für einen fairen Umgang mit den konfiszierten Gütern und eine bedingungslose Wiedergutmachung des entstandenen Unrechts stark zu machen. Dieses nicht etwa nur aus einem internen Opportunismus sondern weil es meine feste Meinung ist. Deswegen habe ich am Heimattag 2008 bei meiner ersten öffentlichen Rede vor 17.000 Menschen und - noch wichtiger - vor den anwesenden offiziellen Vertretern Rumäniens dieses ganz deutlich wie folgt angesprochen:

Zitat
"Das Unrecht der Vergangenheit wurden noch nicht ausreichend beseitigt! Zu einer vollständigen Rehabilitation gehört auch die ordnungsgemäße Rückgabe des enteigneten Vermögens in Rumänien. Es reicht nicht aus, dazu eine optisch gut wirkende Gesetzgebung zu schaffen, die aber in ihrer Umsetzung viel zu wünschen übrig lässt. Wenn auch Sie wollen, dass wir – nicht für immer, aber immer öfter – nach Rumänien kommen, dann lassen Sie uns wieder in den Häusern wohnen, die wir gebaut haben, oder zumindest selbst bestimmen, was wir damit machen. Dies entspricht den Grundsätzen in dem nun gemeinsamen europäischen Haus und könnte einen Teil der materiellen Basis sichern, die für ein fruchtbares und zukunftsträchtiges siebenbürgisch-sächsisches Weiterleben in Siebenbürgen und den Erhalt von dort befindlichen Kulturwerten unserer Gemeinschaft erforderlich ist.

De aceea apelăm la solidaritatea dumneavoastră şi sperăm că vom găsi soluţii care ţin seama de interesele noastre comune! [Daher appellieren wir an Ihre Solidarität und hoffen auf Lösungen, die den gegenseitigen Interessen Rechnung tragen!]

(Zitat Ende)

Dass der Verein RESRO gegründet wurde, egal auf wessen Empfehlung, begrüße ich ohne Vorbehalte. Der Verdienst gebührt den Menschen, die sich dort auf sachlicher Ebene für Lösungen einsetzen.

Vielleicht ergibt sich ja einmal die Gelegenheit für eine Vertiefung dieses komplexen Themas der Restitutionspraxis in Rumänien, gerne auch persönlich oder bei einer Veranstaltung des Vereines RESRO.

Herzliche Grüße
Ihr
Bernd Fabritius
Fabritius (Moderator)
schrieb am 18.07.2009, 20:03 Uhr
Hallo Johann,

Deine Begriffe wie "Hinterzimmerpolitik", "Geheimpolitik", "Idealvertreter die sich feiern" oder das angebliche politische Vokabular der CSU (als Maßstab wofür?) verstehe ich in dem hier behandelten Kontext nicht ganz. Du?

Viele Grüße.
Bernd
Joachim
schrieb am 18.07.2009, 20:16 Uhr
Aber Herr Fabritius kennen Sie den Johann nicht ?
So ist er halt, immer wieder und immer wieder.
Ist doch allseits bekannt !
Nur nicht ärgern.
Gruß
Joachim
Gilgamesch
schrieb am 19.07.2009, 04:48 Uhr
Joachim,
was macht Johann falsch? Könnten Sie etwas konkreter sein?
Ich habe von Johann viele interessante und sinnvolle Beiträge gefunden, die von Ihnen aber finde ich viel weniger sinnvoll.
Georg Schnell
schrieb am 19.07.2009, 07:21 Uhr
Hallo allersits,
dieses Thema hattenn wir schon, siehe:
www.siebenbuerger.de/forum/integration/114-restitution/#forumid793
Schönen Sonntag
Fabritius (Moderator)
schrieb am 19.07.2009, 09:27 Uhr (am 19.07.2009, 09:36 Uhr geändert).
@ Joachim: ich mich ärgern? deswegen doch nicht

@ Johann:

Hi Johann, nun mit etwas Zeit gerne ein Feedback zu deinem letzten Text im Einzelnen:

Die Gerichte entscheiden darüber, was Recht ist oder war.

richtig

Ob das, was Recht ist, auch gerecht ist, wird noch immer in einem öffentlichen Diskurs ermittelt.

falsch, besonders wenn Du Stammtischdiskurse meinst. Nach dem öffentlichen Diskurs in Deutschland sollten Ausländer am besten raus, wir gleich mit, weil wir ja demnach auch Ausländer sind. Ist das gerecht? bestimmt nicht. Was gerecht ist, entscheiden in einer Demokratie die gewählten Vertreter in den Parlamenten, nicht die subjektiven Meinungen der interessierten Lobbys. Der öffentliche Diskurs soll hier zur Meinungsbilung beitragen, bei welcher aber auch Hintergrundwissen und Weitsicht einfließen muss. Letztes fehlt dem öffentlichen Diskurs meist.

Eine öffentliche politische Diskussion kann nicht durch Hinterzimmerpolitik ersetzt werden.

richtig

Die Zeit der Geheimpolitik (Arkanpolitik, arcana imperii) ist längst vorbei, dass müsste eigentlich bei den Siebenbürgern Sachsen, die eine "850 Jährige Demokratie" erlebt und den anderen vorleben, kein Geheimnis sein.

richtig. wie klug das klingt. Hat sich aber bei den Siebenbürgern schon herumgesprochen.

Und wo, wenn nicht auf diesem Forum, sollen den politische Fragen diskutiert werden?

genau hier in diesem Forum. So wie ich hier die meisten Postings verstehe, wird ja auch eine Diskussion zu wichtigen politischen Fragen geführt, wieso also diese Frage? einige Teilnehmer wehren sich nur gegen Unsachlichkeiten, und das finde ich OK.


Hat der Verband sich nicht gerade anläßlich des 60 Geburtstages geradezu als "Idealvertreter" selber gefeiert?

nein. Er nimmt auch nicht für sich in Anspruch ein "Idealvertreter" zu sein, aus vielen Gründen, die meist innerhalb der Gemeinschaft angesiedelt sind. Es ist aber derzeit meines Wissens der gewichtigste Vertreter, weil er bisher so tätig geworden ist, dass er als Gesprächspartner und bei Problemlösungen ernst genommen wird. Und das könnten wir alle noch etwas verbessern. Kennst Du noch andere Verbände oder Institutionen, die ähnlich aktiv sind?

Oder handelt es sich nur um eine defekte Demokratie?
Sind die Plebs nur da Grußbotschaften auszutauschen, Saufpartien zu organisieren und den Senatoren akklamieren, wenn große oder vermeintlich große Erfolge gelungen sind?


Wo hast Du das nur wieder gelesen? Platons Politeia und die Gerechtigskeitstheorie der Nikomachischen Ethik muss man immer sachlich im Kontext verstehen. Es klingt sonst schnell nach Polemik. Sollen wir uns noch darüber unterhalten, wer und warum die Senatoren sind oder woher der Plebs die Reflektionskriterien für die Wertung "vermeintlich" bezogen hat? Bestenfalls bei einem Gläschen Wein, aber nicht hier und nicht ernsthaft.

Wenn man das politische Vokabular der CSU betrachtet, dann wird das Wort "Häuptling" nun weiß Gott keinem vom Stuhl reißen.

auch dieser Schenkelklopfer ist Dir gelungen


Schöne Sonntagsgrüße
Ado
schrieb am 19.07.2009, 11:12 Uhr
..Herr Fabritius , wieso schreiben sie in einem ihrer letzten Beiträge sinngemäß : "gelten wir danach auch als Ausländer " ( gemeint sind die siebenbürger Sachsen ) Stammtischdiskussion hin oder her das sehe ich aber anders ...
Armin_Maurer
schrieb am 19.07.2009, 11:36 Uhr (am 19.07.2009, 12:00 Uhr geändert).
Sehr geehrter Herr Fabritius,

dass Sie den Großmut besitzen, mich trotz meiner rebellischen Äußerungen freundlich und versöhnlich von Ihrer Strategie bezüglich der Restitution zu informieren, stärkt mein Vertrauen zu Ihnen als dem Vorsitzenden des Verbandes der Siebenbürger Sachsen.

Im Gegenzug will ich gerne meine Polemik gegen emeritierte Persönlichkeiten aus dem Bundesvorstand einstellen und die gegenseitigen Verletzungen als private Angelegenheiten künftig aus dieser Diskussion heraushalten.

Bei Licht besehen muss ich mir schließlich eingestehen, dass wir zahlenmäßig und personell zu wenige sind, als dass wir nicht auf die Fähigkeiten und den Einsatz jeder & jedes Einzelnen angewiesen wären. Rhetorische Grabenkämpfe mögen uns das Gefühl persönlicher Bedeutsamkeit verleihen, letztlich kosten sie uns aber Kraft, die wir besser in die gemeinsame Sache investieren sollten.

Für diese gemeinsame Sache möchte ich Ihnen im Folgenden einen Vorschlag machen, ohne abschätzen zu können, ob die Umsetzung politisch durchsetzbar ist.

Ich bin der Überzeugung, dass es sich bei Siebenbürgen um das ethnische Zentrum Europas handelt, in welchem seit Jahrhunderten mehrere Volksgemeinschaften eng benachbart eine meist friedliche, einander ergänzende und sich gegenseitig anregende Koexistenz praktizierten. Erst der rumänische Nationalkommunismus zerstörte das vitale Gleichgewicht der Kulturen Siebenbürgens und verdrängte uns Deutsche durch eine rigorose Romanisierung, welche tendenziell immer noch weiter betrieben wird, obwohl vielen Rumänen inzwischen schmerzlich bewusst ist, dass ihre ehemaligen deutschen Mitbürger eine nicht zu schließbende Lücke im sozialen Korpus des Landes hinterlassen haben.

Dennoch: Ein klares Indiz für die anhaltenden Ressentiments gegenüber den baulich-kulturellen Leistungen der Siebenbürger Sachsen tritt allerorten deutlich zutage, wenn auf Hinweistafeln an historischen Bauwerken stets nur von „Handwerkern“ oder „Zünften“, manchmal auch von „UNESCO Weltkulturerbe“, niemals jedoch von deutschen Siedlern oder gar von Siebenbürger Sachsen die Rede ist.

Es scheint, als herrsche in Rumänien ein gesellschaftlicher Konsens, die Verdrängung der Siebenbürger Sachsen als unumkehrbaren Prozess weiter voranzutreiben und die Zeugnisse ihres „temporären Aufenthaltes“ als kulturelle Leistungen des rumänischen Volkes auszugeben, wobei akribisch versucht wird, dakisch-römische Fundamente auszugraben, auf denen deutsche Siedler „ein paar Mäuerchen“ errichtet haben, die bedeutsamen rumänischen Fürsten als Refugium (zuweilen auch als Brutstätte weltberühmter Vampire) dienten.

Ganz offensichtlich aber tritt die Diskriminierung der Deutschen durch den rumänischen Staat in der (nicht stattfindenden) Restitution des ihnen geraubten Eigentums an Immobilien und Grundstücken zu Tage. Während Sie diese Zeilen lesen, werden in Rumänien für ganze Landstriche neue Eigentümertitel „vergeben“, um Siebenbürger Sachsen zuvorzukommen, welche fristgerechte Anträge auf Rückgabe ihres konfiszierten Grundes und Bodens gestellt hatten.

Gerissene Geschäftsleute und eifrige Konzerne kaufen unseren Landsleuten Grundstücke und Häuser vor der Nase weg. Europa rümpft die seinige und sieht strengen Blickes zu. Niemand gebietet diesem Treiben Einhalt.

Deshalb, sehr geehrter Herr Fabritius, beschwöre ich Sie, obschon es pathetisch klingt: Tun Sie bitte etwas gegen den Ausverkauf unserer Häuser, unserer Äcker und unserer Wälder in Rumänien! Verlangen Sie Taten und geben Sie sich bitte nicht mit Vertröstungen zufrieden!

Der Ansatz, eine „vollständige Rehabilitation“ und eine „ordnungsgemäße Rückgabe des enteigneten Vermögens in Rumänien“ zu fordern, ist, obwohl er auch so pauschal weiter verfolgt werden muss, viel zu breitflächig, als dass er zu einem Durchbruch führen könnte.

Viel besser scheint es mir, getreu einer Formulierung Vincent van Goghs (welche dieser in Bezug auf seine Bilder äußerte), erst einmal ein Schäfchen über die Brücke zu bringen; - die anderen werden schon folgen ...

Konkret wäre es doch denkbar, mit Hilfe des Verbandes der Siebenbürger Sachsen jährlich drei Restitutionsfälle bedingungslos durchzusetzen. Ohne den Gang durch die Instanzen, ohne zwischengeschaltete Rechtsanwälte und Behörden, welche bei der Enteignung ja auch nicht nötig waren, sondern als politische Forderung an den rumänischen Staat, der für eine zügige Umsetzung zu sorgen hat.

Diese symbolischen drei Fälle jährlich sollten einem Archiv von bestehenden Restitutionsanträgen entnommen werden, welches so schnell wie möglich anzulegen wäre. Um keine Vorteilnahme einzelner Günstlinge zu betreiben, sollte das Los über die Auswahl der durchzusetzenden Restitutionen entscheiden. Das Ziehen der Lose könnte öffentlich, etwa beim Heimattag in Dinkelsbühl, durchgeführt werden und damit auch der Gesamtforderung nach Restitution Nachdruck verleihen.

Diese Vorgehensweise würde die Glaubwürdigkeit sowohl des Verbandes der Siebenbürger Sachsen (an welcher ich nach Ihren Zusicherungen nicht mehr zweifeln will) als auch des rumänischen Staates einer Bewährungsprobe unterziehen: Denn falls nicht einmal drei symbolische Fälle pro Jahr so gelöst werden können, dass die gestohlenen Güter den rechtmäßigen Eigentümern zurückgegeben werden, wie sollte dann die uns Siebenbürger Sachsen zugedachte Aufgabe der „Brückenfunktion“ durchgeführt werden, ohne dass wir eine schlimme Rückratverkrümmung erleiden?!

Eine weitere wichtige Maßnahme, welche der Verband der Siebenbürger Sachsen durchführen könnte, um dem fortschreitenden widerrechtlichen Verkauf unserer Güter Einhalt zu gebieten, bestünde in der Benachrichtigung bundesdeutscher, europäischer und internationaler politischer Gremien sowie einflussreicher kommerzieller Organisationen vom bestehenden Eigentumsraub in Rumänien, verbunden mit einem eindringlichen Appell, die den Siebenbürger Sachsen konfiszierten Gebäude und Grundstücke nicht zu kaufen, es sei denn mit der Absicht, sie selbst den rechtmäßigen Eigentümern rückzuerstatten.

In der Hoffnung, dass meine Vorschläge von Ihnen und seitens des Verbandes der Siebenbürger Sachsen nicht als unpraktizierbar verworfen werden (weil man sich etwa in der Praxis längst mit dem status quo abgefunden habe) wünsche ich Ihnen viel Kraft und Besonnenheit sowie das nötige Quäntchen Glück bei den anstehenden Weichenstellungen für einen zukunftsträchtigen Entwurf siebenbürgisch-deutscher Kontinuität, sende ich Ihnen

herzliche Grüße,

Ihr Armin Maurer
Scheibi
schrieb am 19.07.2009, 11:38 Uhr (am 19.07.2009, 11:43 Uhr geändert).
Ado , haben sie den Begriff "Personen mit Mitgrationshintergrund" oder "MIGRANTEN" in der täglichen Presse noch nie bewusst gelesen?.

Tun Sie dies, und werden dann feststellen, dass auch wir die "Siebenbürger Sachsen" damit gemeint sind.

Würde mich freuen, wenn über dieses wichtige sachliche Thema, das uns Alle betrifft, hier eine gute Debatte entsteht.

Das Kind liegt schon im Brunnen , vielleicht können wir es noch retten? Möglichkeiten gäbe es.

Freue mich auf eine rege Diskussion und Erfahrungswerten!!

Hannelore Scheiber

Um Beiträge zu verfassen, müssen Sie sich kostenlos registrieren bzw. einloggen.