Rehabilitation und Restitution - Gerechtigkeit und Recht

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Ado
schrieb am 24.07.2009, 09:50 Uhr
...ach so ich hätte mich an Carl Gibson wenden sollen mit German....., nicht an Don Carlos, schwierig , schwierig da blickt ja keiner mehr durch...aber die Antwort ist ja nun da , obwohl ich schon auch andere Ansichten drüber kenne-jeder kann was draus ableiten...mer wealen bleiwen wat mer sen...( oder so ähnlich ) ..den sächsisch hat mich keiner gelernt zu schreiben !( denn ? )
Bäffelkeah
schrieb am 24.07.2009, 10:27 Uhr
Carl Gibsons Ausführungen zu „germanissimi germanorum" bedürfen der Ergänzung. Diese Formulierung stammt aus der Feder des deutschen Barockdichters und gelehrten Humanisten Martin Opitz (1597-1639), der 1622 ein Jahr lang in Siebenbürgen gelebt hat. Opitz charakterisierte seinerzeit Siebenbürgens Sachsen formelhaft als „germanissimi germanorum". Überdies hat er auch die Erstellung eines Wörterbuches ihres moselfränkischen Dialektes angeregt.

Zum Übersetzungsproblem hat beispielsweise auch Prof. em. Dr. mult. Harald Zimmermann Stellung bezogen. Seine Interpretation hat der Historiker mit siebenbürgischen Wurzeln und Träger des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreises 1994 in seinem Festvortrag („Herkunft und Zukunft der Siebenbürger Sachsen") anlässlich der feierlichen Eröffnung der Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturtage 2003 in Speyer wie folgt erläutert (siehe http://www.siebenbuerger.de/zeitung/artikel/alteartikel/2536-harald-zimmermann-herkunft-und.html): „Es ist vielleicht auch kein Zufall, dass der Schlesier Martin Opitz, den man den ‚Erneuerer’, den ‚Vater der deutschen Dichtung’ genannt hat, in jungen Jahren an der siebenbürgischen Akademie in Weißenburg gewirkt hat, denn vielleicht wäre er sonst nicht der geworden, der er geworden ist. Bekanntlich nannte er die Sachsen die Germanissimi Germani, was man nicht mit ‚die Deutschesten der Deutschen’ übersetzen soll, sondern nur die erstaunte Feststellung ist, dass es lauter Deutsche sind.“
Carl Gibson
schrieb am 24.07.2009, 10:32 Uhr (am 24.07.2009, 10:39 Uhr geändert).
Nicht aus Missachtung habe ich die Antwort auf Ihre leicht ironische Replik noch hinausgezögert, sondern aus Rücksicht auf die Hauptessenzen der Diskussion, obwohl das Thema "deutsche Identität" schon angeklungen war.

Teilen Sie uns doch bitte auch die anderen Sichtweisen mit. Da mein zweiter Band den Untertitel "Deutsche Identität und Exodus" trägt, interessieren mich diese Thesen brennend.
Apropos Identitätskonflikt: Don Carlos - Carl Gibson. Beide Namen sind seit meiner Anmeldung hier identisch und öffentlich bekannt - ein Klick auf Don Carlos löst das Rätsel auf.
Ich würde mich freuen, wenn viele aus der Schar der Anonymen nachziehen würden und ihre Identität lüften würden. Dann hätte ihr Wort mehr Gewicht - und die Lust, andere mit Unterstellungen udn Verleumdungen zu überziehen, würde deutlich zurückgehen.
Carl Gibson

P.S.
Ihre erläuternde Ergänzung, Bäffelkeah, können sie auch im Banat-Forum auf
www.kulturraum-banat. de
einfügen, wo ich eine Diskussion zum Thema
"Deutsche Identität"
eröffnet habe.
Gestern wurde bekannt, dass Herta Müller in DER ZEIT schwere Vorwürfe gegen die Landsmannschaft der Banater Schwaben erhebt.
Ich kenne den Artikel noch nicht im Detail - aber er verweist darauf, dass die Diskussion zur "Deutschen Identität" erst am Anfang steht.
Carl Gibson

Kadeck
schrieb am 24.07.2009, 11:04 Uhr (am 24.07.2009, 11:08 Uhr geändert).
Karin Decker
schrieb am 24.07.2009, 11:17 Uhr (am 24.07.2009, 11:35 Uhr geändert).
Sehr geehrter Herr Fabritius,

als Vorsitzende des Vereins ResRo begrüße ich den lebendigen und lebhaften Beitrag zu diesem Thema. Betrachten Sie es bitte als unser Recht ein jahrelanges Tabuthema endlich auch im Verband der Siebenbürger Sachsen öffentlich zu machen und auch widersprüchlich zu diskutieren! Der Vorstand unseres Vereins und seine Mitglieder konnten seit dem dreijährigen Bestehen (den vorangegangenen Arbeitskreis einbezogen) feststellen wie tief das Trauma "Konfiskation und Zwangsenteignung" im kommunistischen Rumänien bei unseren Landsleuten noch vorhanden ist. Für viele ist dieses nicht geheilte Trauma die Motivation sich in das verheerende Abenteuer "Restitution in Rumänien" zu stürzen.
Schon im 17.Jahrhundert leitet der englische Philosoph John Locke Recht auf Eigentum von dem wichtigsten Menschenrecht, Recht auf Leben, ab. Wenn ein Mensch sein ganzes Leben lang gearbeitet hat um für sich und die Nachkommen Eigentum zu erwirtschaften und dieses Eigentum wird ihm gestohlen, dann ist das auch Diebstahl an seinem Leben! Dieses ist die Motivation unserer Landsleute, Herr Fabritius und nicht das Ziel sich zu bereichern. Im Gegenteil, für viele Betroffenen wurden die rumänischen Restitutionsgesetze zu einer Falle , weil die willkürliche Rechtsprechung rumänischer Gerichtshöfe den Grundsätzen der Menschenrechte und den Regeln eines demokratischen Staates keineswegs entspricht. Die Restitutionsverfahren führten in den meisten Fällen zur Verhinderung von Restitution und stehen im Widerspruch zu maßgeblichen Verträgen, zu denen sich Rumänien durch die Ratifizierung verpflichtet hat. Ich bin überzeugt, dass Ihnen das alles bekannt ist. Nachdem es aber wichtig ist sich mit dem Verwirrspiel der rumänischen Politik auf diesem Gebiet konsequent auseinanderzusetzen und das ist die Stärke unseres Vereins, dem es gelungen ist genau hinter die Kulissen zu sehen und erhebliche Erfahrungen zu sammeln, würden wir es sehr begrüßen wenn bei diesbezüglichen Verhandlungen mit Politikern, ob deutsche oder rumänische, Vertreter von ResRo teilnehmen könnten. Sie haben die Lobby Herr Fabritius, wir das Wissen über die genauen Umstände. Ich deute es z.B. als mangelnde Information zu diesem Thema, wenn ein Reporter, in einem Interview mit dem Außenminister Herrn Cristian Diaconescu nichts entgegnen kann, nachdem letzterer behauptet, die Restitution in Rumänien sei abgeschlossen. Ich darf an dieser Stelle erwähnen, dass die zahlreichen, vom EGMR festgestellten Verstöße gegen die Konvention dazu geführt haben, dass der Ministerausschuß des Europarats sich mit dieser Angelegenheit befaßt und im Rahmen seiner 1059ten Sitzung vom 2.6. - 5.6. 2009 eine Entscheidung getroffen hat die unter anderem darauf hinweist: dass die rumänischen Behörden aufgefordert werden einen Aktionsplan bezüglich der getroffenen oder in Aussicht gestellten Maßnahmen vorzulegen um das aktuelle Restitutionsverfahren zu verbessern.
Während unserer Infoveranstaltungen konnten wir feststellen, dass Herr RA Heinz Götsch auf dem Gebiet der Restitution ein sehr kompetenter Rechtsanwalt ist und es ist für mich unerklärlich, dass er zu den Gesprächen der Vertreter des Verbands der Siebenbürger Sachsen mit den rumänischen Politikern nicht herangezogen wird.
Noch eine Bitte: es darf niemand seine Beziehungen zu Politikern, ob deutsche oder rumänische dazu ausnützen um privat "sein Süppchen zu kochen" , auf Kosten der Konfiskations- und nun auch Restitutionsopfern.
Mit freundlichen Grüßen
Karin Decker-That

josso
schrieb am 24.07.2009, 11:29 Uhr
Hallo Herr Schreiber und herr Don Carlos es ist ja alles schön und gut was sie da von sich geben aber sie schweifen von der sache ab es geht haupsächlich um Restitutionen und nicht über Germanistik und um den standpunkt der Landsmanschaften und deren Ziele die sie verfolgen !!!
Oder finden sie das ok was die Rum. Behörden tun?????
Carl Gibson
schrieb am 24.07.2009, 13:04 Uhr
@josso - Weder Herr Fabritius noch Herr Maurer haben sich zu den grundsätzlichen Aspekten geäußert, die ich weiter oben angesprochen habe.

Die "moralische" bzw. politische Diskussion "Rehabilitation" im ideelen Sinne muss der konkreten "materiellen" "Restitution" vorausgehen.
(Nach meiner Auffassung.)

Deshalb habe ich diese Diskusion hier so konzipiert.

Ferner:

"Die staatlich sanktionierte "tilharie la drumul mare" geht weiter.

(Siehe dazu auch den Link bzw. Beitrag von Getkiss auf
www.kulturraum-banat.de )


Ich habe etwas bibiographiert und festgestellt, dass es hier in der "Siebenbürgischen Zeitung" unter www.siebenbuerger.de

ca. 40 Berichte zum Thema "Rückgabe" von Haus, Grund und Boden gibt.

Einen habe ich mehrfach kommentiert
hier der Link: http://www.siebenbuerger.de/zeitung/art ... land_.html

Dort finden sich weitere Adressen zu Resro - Vereinigungen bzw, kompetente Ansprechpartner."

Das kann nicht alles wiederholt werden, Josso! lesen Sie das aber nach!

Carl Gibson


Armin_Maurer
schrieb am 24.07.2009, 15:16 Uhr
Der oben von Ihnen angegebene Link funktioniert leider nicht,werter Herr Gibson. Könnten Sie bitte die URL abermals eingeben?
Armin_Maurer
schrieb am 24.07.2009, 17:12 Uhr (am 24.07.2009, 17:21 Uhr geändert).
Werter Herr Gibson,

eine vorausgehende "ethisch-moralische Wiedergutmachung" durch den rumänischen Staat, womöglich durch ein Schuldbekenntnis gegenüber seinen politischen Opfern während der kommunistischen Zwangsherrschaft, wäre freilich sehr wünschenswert.

Bezüglich der Konfiskationen ist solches, - leider nur als Lippenbekenntnis -, bereits mehrfach geschehen. Schon Mitte der 90-er Jahre hat die rumänische Regierung die kommunistischen Zwangsenteignungen scharf kritisert, ohne jedoch eine Wiedergutmachung in Erwägung zu ziehen.

Von Rumänien jedoch zu verlangen, die schlimmen Repressalien gegen Angehörige einzelner Volksminoritäten offen zu bekennen, wäre aber meiner Ansicht nach noch aussichtsloser, als die Forderung nach der Rückgabe des gestohlenen Eigentums.

Zu dieser Annahme veranlasst mich mein Wissen um den rumänischen Historikerstreit, der sich daran entzündete, dass auf Geheiß der EU rumänische Geschichtsbücher umgeschrieben wurden, dergestalt dass man sie von allzu aufgebauschter Bedeutsamkeit einzelner Voivoden bereinigte. Der vor allem während des Ceauşismus in Rumänien betriebene Kult eines "römisch-dakischen Rumänentums von Weltbedeutung" hat nach der Öffnung der Grenzen zu einem großen Schock in der rumänischen Bevölkerung geführt, zumal die nationalistische Hybris wie eine Seifenblase platzte, sodass sich die Rumänen selbst mit voller Berechtigung als prominentes Opfer ihres einstigen Größenwahns verstehen.

Wenn aber das eigene Volk zum ersten Opfer einer geschürten Ideologie geworden ist, wie könnte es sich wegen der Verfehlungen gegenüber anderen Völkern bei diesen entschuldigen?

Im übrigen besteht hier eine Parallele, - in kleinerem Maßstab freilich -, zur Geschichte Deutschlands; - mit dem wesentlichen Unterschied, dass Deutschland das Glück hatte, moralisch zu gesunden, indem es sich seiner dutzendjährigen braunen Vergangenheit aufgrund von internationalem Druck und den inneren Studentenunruhen stellen musste und immer noch diesen Sündenfall ärgster Barbarei von Generation zu Generation aufbereiten darf. Ich sage bewusst „darf“, denn es geschieht zum Wohle dieses Landes, dass es sich seiner dunkelsten Vergangeneheit stellt, die Gefahren tumber Ideologien kennt und dadurch das hohe Gut der Demokratie zu schätzen und zu leben gelernt hat.
Fabritius (Moderator)
schrieb am 24.07.2009, 17:41 Uhr (am 24.07.2009, 17:53 Uhr geändert).
Sehr geehrte Frau Decker,

ich freue mich, wenn Sie diese Diskussion gut finden und begrüssen. Wenn Sie sich die Zeit nehmen, alle Beiträge hier durchzulesen, dann stellen Sie sicher schnell fest, dass so gut wie alle Diskussionsteilnehmer - einschließlich mir - die meisten Ihrer Ansichten absolut teilen.

(einige wiederhole ich gerne für Sie: Sie haben völlig Recht! bei Restitution geht es keinesfalls um Bereicherung sondern um Wiedergutmachung schreienden Unrechtes. Und private Süppchen kochen darf auch niemand, der in politischen Debatten ernst genommen werden möchte. Hier sind Sachlichkeit und die Fähigkeit zu differenzierter Betrachtungsweise das oberste Gebot).

Ich denke, weitere Wiederholungen - sowohl der Feststellungen als auch der immer wieder darauf zielenden rhetorischen Fragen - sind bestimmt nicht nötig.

Ihre Erfahrungen mit Herrn RA Heinz Götsch in Restitutionsfragen teile ich ebenfalls absolut. Deswegen hat unser Verband schon mehrfach mit Herrn RA Götsch in dieser Sache gut kooperiert (z.B. bei Schaltung der kostenlosen Info-Hotline zu Restitutionsfragen, um nur ein Beispiel zu nennen).

Herzliche Grüße
Fabritius

pedimed
schrieb am 24.07.2009, 21:54 Uhr
Ergänzung zu meinem Beitrag vom 19.07.09 : Wie Opitz andeutet sind wir 150%-ige Deutsche.Das habe ich als ich noch nichts von Ihm wusste schon manchen Arbeitskollegen beigebracht.Auch gibt es das sächsiche Siebenbürgenlied "Af deser Iărd" mit der Zeile -wä ech dă Wealt durchwåndert- und der Schleswig/Holsteiner hat ja auch die Siebenbürgerhymne gedichtet. Also war der Eindruck unserer Vorfahren auf die Zugereisten wohl sehr intensiev.Auch nicht vergessen, der Kindergarten wurde in SBB schon 100 Jahre vor Deutschland zum Erhalt unserer Identität eingeführt und zur Ertüchtigung der Schulsportunterricht auch schon 36 Jahre vor Deutschland. Also waren wir als Weltbürger mit Verstreuungen in die neue Welt nicht Hinterhöfler. Das kann uns niemand bestreiten oder aberkennen.Freut mich auch dass die Diskussion jetzt Sachbezogener und nicht polemisch um nichts oder niemand geführt wird.Bleibt also real dabei.
Armin_Maurer
schrieb am 24.07.2009, 23:54 Uhr (am 24.07.2009, 23:56 Uhr geändert).
Eigentlich war das Thema hier nicht "Familienforschung" oder die Frage "wie deutsch sind wir eigentlich?", aber die Aussage von pedimed, der "Schleswig/Holsteiner" habe die Siebenbürgerhymne gedichtet, bringt mich nun doch in eine leichte Identitätskrise:

Der Dichter des Liedes war Ernst Thullner (1862-1918).

Meine Vorfahren Thullner stammten aus österreichischen Landen, kamen bereits Ende des 17. Jh. nach Ungarn (Szolnok und Wieselburg) und Ernst Thullner kam in Birthälm auf die Welt. Wer ist der rätselhafte "Schleswig/Holsteiner"?
pedimed
schrieb am 25.07.2009, 00:19 Uhr
Max Moltke
josso
schrieb am 25.07.2009, 07:49 Uhr
Herr Fabritius ich habe noch immer keine antwort auf meine Frage wegn dem 18.07 in Ingolstadt und der sin der Landsmanschaften weiterhin.!!!!!!!!!!!!!!!
MFG Streck
Fabritius (Moderator)
schrieb am 25.07.2009, 10:45 Uhr (am 25.07.2009, 10:47 Uhr geändert).
Sehr geehrter Herr Streck,

zum Bierfest der Kreisgruppe Ingolstadt wird es sicherlich einen Bericht im Verbandsteil der Siebenbürgischen Zeitung geben.

Sinn und Zweck unseres Verbandes können Sie gerne hier nachlesen:

www.siebenbuerger.de/verband/aufgaben/

PS. Hat Ihre Tastatur mit dem (!) ein Problem?

Mit freundlichen Grüßen
Fabritius

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