"Denn wo ist Heimat?"

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Ado
schrieb am 22.10.2009, 20:04 Uhr
Ja, das Dorfleben mit den "Nachbarschaften " erweckt auch bei mir Erinnerungen an die Heimat !Von der Geburt über die Taufe, Konfirmation , Heirat und schlussendlich bis zum Begräbniss alles wurde in der Gemeinschaft erlebt ! DAS war für mich Heimat !...die wilden Jugendzeit Erlebnisse ganz zu verschweigen...
Anchen
schrieb am 22.10.2009, 22:05 Uhr (am 22.10.2009, 22:06 Uhr geändert).
Wollte nur auf ein Symposion des WDR aufmerksam machen.
Es geht um Heimat. Interessant ist, dass Diedrich Diedrichsen
mit dabei ist. Kenne ihn kaum im Zusammenhang mit "Heimatgefühlen" eher als Schreiber bei der Zeitschrift SPEX.

Heimat ist super

Filmreihe Heimatgefühle WDR

Anchen
schrieb am 22.10.2009, 22:15 Uhr
Ach und Jini, ist das was du beschreibst jetzt gewesene Heimat oder noch seiende Heimat ?
bankban
schrieb am 23.10.2009, 18:19 Uhr
@ Anchen Sie schreiben: "Heimat ist immer Anderswo, denn Heimat entsteht in der Distanz,einem Danebenstehen zur Selben. Man kann es erst dann"benennen", also ihm einen Namen geben, wenn man nicht mehr in der Heimat weilt."

Ich finde diese Aussagen sehr bemerkenswert. Und zugleich widersprüchlich und gleichzeitig nicht konsequent zu Ende gedacht. "Heimat ist immer Anderswo" - meint ja nicht nur, dass sie ein Sehnsuchtsort ist, sondern auch, dass dort wo ich gerade bin, die Heimat nicht ist. Doch dem widerspricht der zweite Satz: "Man kann es erst dann "benennen" [...] wenn man nicht mehr in der Heimat weilt". Aber der erste Satz hatte doch ausgesagt, dass man gar nicht in der Heimat weilen könne, denn sie sei immer anderswo, als wo man sich gerade befindet. Wie soll ich etwas benennen (können), wo ich noch nie war, was ich nicht kenne, was ein terra incognita ist, denn sie ist immer "anderswo"? Dies der Widerspruch.
Nun zu den Konsequenzen. Eine Bekannte von mir meinte mal, sie sei doch eigentlich immer schon heimatlos gewesen. In Siebenbürgen habe man ihr zu verstehen gegeben, es sei nicht ihr Land und in Deutschland werde sie wie eine Ausländerin behandelt. Ist es nicht so, stellt sich für mich konsequenterweise die Frage, dass wenn die Heimat immer anderswo ist, dass man dann (zumal aus einer Minderheit kommend) immer heimatlos ist?
Regine ( Jini )
schrieb am 23.10.2009, 21:40 Uhr
Nun Ihr Lieben, genau das meinte ich mit "Thema zer-reden".

An Anchen:
Beides natürlich! Ich trenne, splitte und selektiere nicht, denn es gibt für mich, auf "Heimat" bezogen, gar keine Möglichkeit dazu. In meinem Herzen, in meinem Denken gibt es nur 1 (eine) Heimat.

Auf meinen ausgedehnten Reisen auf -fast- allen Kontinenten habe ich wunderschöne paradiesische Orte kennengelernt. Überall dort könnte ich leben, aber nicht in der "zweiten" Heimat und auch nicht in der "neuen" Heimat.
Das Wichtigste ist und bleibt für mich die Emotion, dieses warme Gefühl im Herzen, eine "Herzensangelegenheit" eben. Und die lasse ich mir nicht zer-reden, sie gehört MIR.

Mache ich es mir zu leicht? Machen einige von Euch es sich zu schwer?
Ich vermute, der Zeitpunkt der "Entwurzelung" (des "ribberjemacht" :-)) ist entscheidend für das individuelle Empfinden von "Heimat" im Herzen und im Kopf.
Es ist gewiß so, daß ich "drüben" und "hüben" bei Weitem nicht so viel Ablehnung/Verhöhnung/Verachtung/Ausgrenzung oder was auch immer erfahren habe wie einige von Euch, die Ihr als Erwachsene nach Deutschland gekommen seid. Im Grunde genommen kann ich mich "hüben" an Negatives nicht erinnern, und wenn, hat meine jugendliche Unbekümmertheit das überhört oder einfach weggewischt.
Anchen
schrieb am 23.10.2009, 23:06 Uhr
Nein, nein Jini so schnell läßt sich deine Heimat nicht zer-reden, es ist ja deine Herzensangelegenheit, es wird nicht zer-drückt.

Aber ist es Heimat, wenn du nun "runter" fährst, (wenn du runterfährst) oder nur die Bühne für Vergangenes ?

@bankban Wenn du zum erstenmal "Heimat" bewußt aussprichst, es zum Laut wird, wirst du Anderswo sein.
bankban
schrieb am 23.10.2009, 23:15 Uhr
"Forum (lateinisch forum, ursprünglich „Umplankung“, später „Marktplatz“, „Versammlungsort“; Plural: Foren oder Fora) ist:

* in der Antike eine römische Platzanlage, siehe Forum (Platz)
o speziell das Forum Romanum
* von dieser Bedeutung abgeleitet: ein realer oder virtueller Ort, wo Meinungen untereinander ausgetauscht werden können, Fragen gestellt und beantwortet werden können,"
(Wikipedia)
Anchen
schrieb am 24.10.2009, 01:05 Uhr
@bankban Beschreibung deiner Heimat?
Georg Schnell
schrieb am 24.10.2009, 03:26 Uhr
Für die Masse der SbS ist Heimat da wo "Dahoam is Dahoam" läuft. Ein paar Nostalgiker die von Heimweh geplagt werden, können sicherlich was dagegen unternehmen, schließlich lebt man in einem freien Europa wo sich jeder niederlassen kann wo er will.
bankban
schrieb am 24.10.2009, 08:42 Uhr
@ Anchen: ich habe viel aus dieser Diskussion gelernt. Vll. hab ich aber genaus deshalb den Thread gestartet, weil ich auch mir selbst bewusst werden/machen wollte, wie ich Heimat verstehen würde? Ich persönlich (aber das ist dann eben meine subjektive Sicht, die niemand teilen muss) kann wenig damit anfangen, dass Heimat in der Erinnerung an tolle Jugendtage liegen soll. Das ist für mich einseitig und die Vergg. verfälschend. Eher könnte ich mich mit der geografisch-räumlichen Version anfreunden, doch hat dies dann die Konsequenz, dass, weil es die damalige H. (so) nicht mehr gibt, es auch gar keine gibt. Dies zu akzeptieren, fällt vielen schwer.
Anchen
schrieb am 24.10.2009, 18:02 Uhr
bankban schrieb:

Ich persönlich (aber das ist dann eben meine subjektive Sicht, die niemand teilen muss) kann wenig damit anfangen, dass Heimat in der Erinnerung an tolle Jugendtage liegen soll. Das ist für mich einseitig und die Vergg. verfälschend. Eher könnte ich mich mit der geografisch-räumlichen Version anfreunden, doch hat dies dann die Konsequenz, dass, weil es die damalige H. (so) nicht mehr gibt, es auch gar keine gibt. Dies zu akzeptieren, fällt vielen schwer.

Hallo bankban, deinen Text finde ich ein ziemliches Durcheinander. Du kannst ja ganz einfach schreiben, für dich persönlich besteht "Heimat" nicht aus Erinnerung an Gemeinschaft (Menschen), (Gefühle trügen ?) sondern "Heimat" ist für dich mit dem Ort verbunden.

Dazu kann ich sagen, Siebenbürgen besteht noch räumlich und auch geographisch habe es erst kürzlich mit eigenen Augen gesehen.
Dass es die Heimat "so", wie du es sagst, nicht mehr gibt ist richtig. Was ist denn dann das "so", ist das die Heimat?
KaFraWerKaRo
schrieb am 24.10.2009, 19:43 Uhr
@Alle,
Mit großem Interesse habe ich Ihre Beiträge und Definitionen gelesen.
Obwohl ich kein SBS bin, habe ich anläßlich der Teilnahme an einem Hilfsgütertransport, die Region Herrmannstadt und Mediasch eine Woche bereist. Seit dieser Zeit verstehe ich erst welch große kulturelle Leistung die SBS über Jahrhunderte hinweg in Ihrer Heimat dem Balkanbogen erbracht haben. Vielleicht können Sie mir erklären warum ich nicht von Heimweh sondern von großer Wehmut getroffen, den Zerfall des siebenbürgischen Nachlasses insbesondere der Kirchen registriert habe. Liegt es daran, dass ich in einer, meiner Heimat ähnlichen, wunderbaren Landschaft, in Deutsch, freundlich angesprochen und gastfreundlich aufgenommen wurde? Dass ich mich fast wie zu Hause fühlte?
MfG
pedimed
schrieb am 24.10.2009, 23:53 Uhr (am 24.10.2009, 23:58 Uhr geändert).
@KaFraWerKaWo: Siebenbürgen liegt im KARPATENBOGEN und nicht im Balkanbogen, den es am Balkan aber nicht gibt. Wehmut ist ein Teil der Erinnerung, die nicht mehr in Erfüllung geht. Ich als SbS habe meine Heimat jetzt in Bayern gefunden und habe aber noch immer SBB im Hinterkopf und rede mit meinen Kindern immer noch unser Moselfränkisch, auch wenn sie mir deutsch antworten.Das ist auch ein Teil der erhalten gebliebenen Heimaterinnerung.
joker
schrieb am 25.10.2009, 00:34 Uhr (am 25.10.2009, 00:35 Uhr geändert).
Ein beliebter Witz der noch zu Zeiten des Ostblocks bei jenen kursierte die sich im Westen vor Heimweh verzehrten:

"Man richte sich ein sog. Heimwehzimmer ein: vollgepackt mit Ceausescu-Bildern, Bildern von Leuten die Schlange stehen etc., beim eintreten ertönt die Hymne und im Anschluss die Ansprache zum XI Parteikongress der RKP. Schwupps ist das Heimweh vorbei..."

Jetzt geht das ja nicht mehr so richtig...
Ado
schrieb am 25.10.2009, 10:32 Uhr
Oh @joker : Damit hast du uns ein Dusche mit kaltem Wasser verpasst ! ( ceausescu reinbringen im Bezug zu Siebenbürgen und Heimat ..das ist schon ein hartes Los !

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