Sachsesch Wält

Hans Otto Tittes

De Oafwoaschzoadder

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Wunn Oafwoaschzoaddern keente riëden,
fuor woat em oalles sei benoatzt
an anirem reecht kurtsche Liëwen,
et gew en List, dei lonk besoatzt.

Zem Beispall wunn em Sauft verschitt,
den Dasch, den Iër’n e ked bekleckert,
nitt em de Zoadder, woascht dermat,
bevuor de Häusfraa schnïeft end meckkert.

Och wunn der Scheaģ e batzke muerij,
der Hand mat Chappi Schoadden deut,
der Maenn de Bärflåsch grued verschoatt huet,
dedoischt em am de Zoadder geuht.

Egal, ouw groiß, ouw kleun der Schoadden,
ouw Kroach derbei as uodder net,
en puer diër åålder Oafwoaschzoaddern
siël’t giën am Häus ze jeder Zet.

Äus dïesem as gaenz klor ersichtlij,
doatt Oafwoaschzoaddern se soihr wichtij!
Amdåt heußt et och iwwerål,
doatt em sich dïett geat maarke sål:

En Häushåålt ohnen Zoadder
as wei de Koatzen ohne Koadder!

Der Küchenlappen - Hochdeutsche Übertragung

Wenn Küchenlappen könnten reden,
was sie behoben schon an Schäden
in ihrem Küchenlappenleben,
es würde lange Listen geben:

Den Honig, auf den Tisch gekleckert,
kriegt man, bevor die Hausfrau meckert,
mit dem besagten Lappen weg.
Auch sonst, ob groß, ob klein, den Fleck
auf Teppichboden oder Schuh,
putzt man per Lappen weg im Nu.

Sowohl vom Hund verlor’nes Chappi,
als umgekipptes Bier vom Papi
wischt weg man mit besagtem Lappen,
um nicht auch noch hineinzutappen.

Ob’s Chaos groß, ob Bagatelle,
mit Lappen kriegt man’s auf der Stelle
geregelt, und das deutet drauf:
Sehr wichtig ist der Lappenkauf,

denn eine Küche ohne Lappen
ist wie der Adel ohne Wappen,
auch wie ein Orden ohne Pater,
sogar – wie Katzen ohne Kater!

Übersetzt von Hans Otto Tittes

Anmerkungen zum Text, Worterklärungen

Gewiss dienen Verwendung und Nutzen von Putzlappen oder gar ihre Rolle in der angedeuteten Spannung zwischen Mann und Frau nicht häufig einer Erörterung in Gedichtform, wie diesmal in der heimatlichen Mundart des in Heldsdorf (Burzenland) geborenen Autors. Auch der Nicht-Burzenländer wird leicht verstehen, was eine Aufwoaschzoadder ist. Wer mehr über das Wort Zoadder/Zådder wissen möchte, sei auf das inzwischen abgeschlossene Nordsiebenbürgisch-sächsische Wörterbuch verwiesen. Allerdings wird er sich bei der Stichwortsuche etwas schwer tun: Das deutsche Stichwort lautet nämlich „Zatter“.

Heutzutage könnten wir in diesem Fall gern noch den allenthalben gängigen Begriff der Nachhaltigkeit ins Spiel bringen, denn zumeist nahm man die hier gemeinten handgerecht gemachten Gewebe erst in ihrem „Zweiten Dasein“ zum Reinigen und Putzen, ihren eigentlichen Dienst als Bekleidung oder als Utensil in Haus und Wirtschaft hatten sie bereits hinter sich.

Quelle: Siebenbürgische Zeitung vom 31. März 2019, Seite 6

Ortsmundart: Heldsdorf