Petersdorf 2009

Petersdorf, wie gut kenne ich dich?
Was bist du im Einzelnen für mich?
Ein Stückchen Heimat mit bekannten Gassen,
die mich beim Spaziergang nachdenklich werden lassen!

Von unserem Saal gehe ich los,
Richtung Bahnstrecke geradeaus.
Beim Anblick der Schule bleibe ich stehen,
viele Schüler an mir vorüber ziehen.
Vor Jahrzehnten war ich mir nicht gewiss,
dass diese Zeit eine der schönsten ist.
Das Kino gegenüber hätt ich fast nicht erkannt,
oft saßen wir drinnen so gespannt,
mit vielen Pannen, nicht zu vergessen
in der besten Szene ist der Film gerissen.

Dem Hausberg, "de Ringneren", muss ich erkennen
hat die Zeit nichts anhaben können.
Abends bot sich ein besonderer Rahmen,
wenn die Kühe von dort nach Hause kamen.

Die Bahnstrecke folgt, nicht schlecht bestellt,
der Zug uns verbindet mit dem Rest der Welt.
Leider transportierte er nur Waren,
nach Mühlbach mussten wir mit dem Autobus fahren.
Am Straßenrand rechts die "Mäz", ein Bächlein mit Wasser voll
ersetzt vielen Kindern den Swimmingpool.
Erst das Wasser gestaut, ein Bad drin genossen
und abends damit die Straßen "begossen",(O-Ton Petersdorf!)
mit oft alten, leeren Konserven am Stiel,
damals war wenig eben sehr viel!

Nach der Bahnstrecke, links folgt die Bäckerei,
ich geh an der roten Villa vorbei,
dann bin ich im Beiwerk und dem Sportplatz unterm Stein,
beides begehrt, es konnte nicht besser sein.
Das eine war der Inbegriff von Strand,
bei Groß und Klein sehr beliebt und bekannt.
Der Sportplatz war oft ein gemeinsames Ziel,
hier bot sich nicht selten ein gutes Spiel.

Der Spaß war am 1. Mai am größten,
wenn Verheiratete gegen Unverheiratete spielen mussten.

Im Anschluss ans Beiwerk die Papierfabrik,
Petersdorfs Markenzeichen auf den ersten Blick.
"Fabrica de Hîrtie Petreşti"
kannte jeder wenn es hieß: "de unde eşti?“

Durch die Weiden geh ich weiter zur Mühle,
ihr Wasser plätschert in aller Stille,
ein altes Rad ragt hinaus voller Frust,
wo bleibt der Müller der wandert mit Lust?

Nach kurzer Strecke,
bei Winkler Misch um die Ecke
steht noch immer der "Consum",
um den kam keiner drum herum.
Oft im Laufschritt hatte man sich hin zu bewegen,
um von Begehrtem noch was abzukriegen,
oder stundenlang Schlange stehen
ohne von der Ware etwas zu sehen.

Dann sehe ich die Kirche, denk an feierliche Stunden,
alle waren unmittelbar mit ihr verbunden.
Ob es Taufe, Konfirmation oder Hochzeit war
Ostern, Weihnachten oder Sonntage im Jahr.
Unser Glaube, hier, in vielen Lebenslagen,
er gab uns Halt und Kraft an allen Tagen.

Mein Blick geht zur Burg, meiner Seele wird bange,
hier ruhen unsere Toten schon lange.
Still die Luft, der Anblick vertraut,
ob einer aus dem Himmel zu mir runter schaut?
Zeitgleich die Abendglocke ertönt,
hat im Himmel doch jemand zugehört?
Gute Gedanken schicke ich nach oben
denk mir: "Euer Werk können wir nur loben!"

Nun bin ich im Winkel, beim Pfarrhaus, ein großes Reservoir,
der geeignete Platz fürs deutsche Gemeinderepertoire.

Vor dem Kindergarten links geht mein Blick,
ich kehre in unseren Festsaal zurück.
Treffpunkt war er an den meisten Festen,
wenn Petersdorfer feierten mit ihren Gästen.
Das Zu Hause unserer Blasmusik,
wo sie Erfolge feierte und wenig Kritik.

Petersdorf, das sind auch deine Menschen,
dass sie zu dir stehen tu ich dir wünschen.
Sie sind es die dich als solches geprägt,
die den Grundstein für Leben hier gelegt.
Gelebt in Gemeinschaft, von Freundschaft getragen,
in guten wie in schlechten Tagen.
Zu diesen Menschen gehören auch wir,
darum feiern wir heute mit dir!

Aber eines muss ich noch erwähnen,
ohne dich, Petersdorf, zu grämen.
Heimat für mich bist heut‘ nicht nur du,
ich ordne den Begriff auch dem Ort zu,
wo ich heute lebe, schöne Stunden verbringe,
deine Mundart noch spreche und deine Lieder noch singe.
Hier war ich zu Hause, dort bin ich es jetzt,
du siehst meine Seele ist doppelt besetzt.
Zum Trost sag ich ganz leise dir:
"Ein Teil von dir bleibt erhalten in mir!"

Karin Frühn (Petersdorf, 08.August 2009)

Das Gedicht war Bestandteil der Ansprache von Karin Frühn beim Heimattreffen 2009 in Petersdorf.

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