Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur

Um Beiträge zu verfassen, müssen Sie sich kostenlos registrieren bzw. einloggen.

Erich58
schrieb am 11.01.2010, 17:04 Uhr
Jawohl, so ist`s richtig und vor allem pc!
Unbedingt "ausdrücklich" distanzieren - ist ja "antisemitisch"!
Und dennoch hat Paul Goma Recht!!
Herzlichst - Erich
Lavinia
schrieb am 11.01.2010, 17:07 Uhr (am 11.01.2010, 17:33 Uhr geändert).
Ich habe die Antwort auf die "kleine Literatur" und die "konzentrische Schrift" im thread Herta Müller. Ehrung gepostet, da dieser spezielle Aspekt vielleicht doch eher da hingehört, obwohl....

seberg, ich kopfschüttel aber auch...denn Du hast dort und das gedacht, was Johann...schrieb.

Kann jemand die Zahlen von Johann korrigieren, denn ich habe den Eindruck, dass jemand, der von 15% spricht und die IM mit einrechnet Einblicke (nicht) hat...
Wo bleibt die Rolle der Polizei gewürdigt, die doch ebenso als Helfershelfer der Securitate fungierte, oder?
Johann zeigt dezidiert auf die institutionalisierten, machtausübenden Organe, aber kein System funktioniert ohne die 'Unterstützung' der Mehrheit der Bevölkerung, deren Wegschauen, deren Unterlassung etc. Und wenn jeder von uns wir was lernen sollte, dann eben dies: Es ist nicht getan mit dem Pranger für die Apparate der Macht, denn es griffen auch kleine Rädchen ineinander, um die Maschinerie am Laufen zu halten. Natürlich ist das alles sehr differenzieret zu betrachten und zu werten, aber nicht auszulassen.
Mir fällt übrigens auf, dass ganz viele, manchmal an mehr, manchmal auch an wenig exponierter Stelle arbeitend, alle 'irgendwie' dann doch Widerstand geleistet haben sollen...Vielleicht sollte wir doch nochmal über die Definition des Begriffs sprechen, oder?

Es mag sein, dass die IM's das Schwächste Glied in der Kette waren, allerdings ein zahlenmäßig beträchtliches (und schon unter diesem Aspekt nicht mehr vernachlässigbar) und ein sehr virulentes, denn ohne IM's, kein Verrat. Nun sagt Johann fettgedruckt, dass man auch ohne Verrat (er sagt was von Hände blutig machen...muß seine 'drama,drama, drama'-Seite sein)durch die Zeit konnte. Warum nimmt er dann Werner Söllner so dezidiert in Schutz? Und obwohl er einräumt, dass man auch unter den Parteibuchbesitzern sehr genau nach den Pyromanen fahnden sollte, verdammt er Richard Wagner...? Komische Vorstellung von Gerechtigkeit...eher sowas wie Amnestie einerseits und Lynchjustiz für die andere Seite...Aber so eine Zweiteilung in gut und böse, wie es Johann macht, hat auch seine Vorteile: das Nachdenken erspart man sich, gell? Man muss nur darauf achten, dass man 'Differenzierungsbemühungen' etwas weniger offensichtlich als Floskeln in seinen Text einwebt...





Joachim
schrieb am 11.01.2010, 17:55 Uhr
So ist Johann einfach.
Ganz einfach.
bankban
schrieb am 12.01.2010, 08:54 Uhr
Der Spitzel und die Nobelpreisträgerin (XL-Version)

Wie ein befreundeter Schriftsteller Herta Müller an die Securitate auslieferte

http://www.swr.de/report/-/id=233454/did=5843274/pv=video/nid=233454/1c5l16/index.html
seberg
schrieb am 12.01.2010, 09:29 Uhr (am 12.01.2010, 09:34 Uhr geändert).
Danke bankban! Im banatblog hat Elisabeth Packi auch noch einen Link zur Halbjahresschrift reingesetzt, wo es ebenfalls um die Spitzelgeschichte um Herta Müller geht.
halbjahresschrift.blogspot.com/2010/01/literaturnobelpreistragerin-herta.html

Mich hat besonders die Frage nach der Motivation von Verrat und Spitzeltätigkeit interessiert. Während Horst Samson im Fernseh-Interview bezüglich des IM "Voicu" noch etwas hilf- und ahnungslos sagt: „Ich habe keine Idee, wie so etwas zustande kommen kann, so ein Lebenslauf, dass jemand dermassen gehässig, ausufernd und eigeninitiativ fleißig berichtet und weiß – er ist ja ein kluger Kopf gewesen – und wusste, dass er mit dem uns alle zerstören kann“, meint Richard Wagner: „Das war einfach die Konkurenz und der Neid, anderes kann ich es mir nicht erklären...beneiden um Anerkennung als Schriftsteller...politische Schwierigkeiten machen...“.

War IM „Voicu“ ein besonders schlimmer Einzefall? Oder nur ein Verräter aus dem Heer der Vielen mit menschlich-allzumenschliche Charakter-und Gewissensschwächen und -Verbiegungen...?
pavel_chinezul
schrieb am 12.01.2010, 11:46 Uhr
Solche Menschen gibt es auch in einer Demokratie, nicht nur während einer Diktatur. Es gibt Menschen, die im fachlichen Bereich spitze, aber im zwischenmenschlichen Handeln, absolute Nieten sind (um es noch freundlich auszudrücken). Bei denen fragt man sich auch, hat er/sie das nötig, sich gegenüber anderen Mitarbeitern so zu verhalten?; wobei dieser Mensch einfach nur durch sein Fachkönnen alle anderen überstrahlen könnte und einzig und allein sein Fachwissen ihn aus der Gruppe herausragen lassen würde.
Es liegt nicht am System, sondern in der Natur des Menschen, andere auch sichtbar dominieren zu wollen. Das heißt heute auf Neudeutsch: "Er/Sie ist nicht teamfähig."
Anna
schrieb am 12.01.2010, 11:50 Uhr
Wie kann man erfahren, ob von einem auch eine Securitateakte angelegt wurde? Wenn ja, kann man diese auch als Normalbürger/in einsehen?
Georg Schnell
schrieb am 12.01.2010, 13:19 Uhr
@ alle,
1. Hatte nun "die Unbestechliche" ein Parteibuch oder nicht?
2. Wenn ja, wie steht sie dazu?
3. War ihr damaliger Ehemann Parteimitglied und wie steht sie heute dazu?
4. Wie kann man Dissidenz und KPR Mitgliedschaft unter einen Hut bringen?
Die Liste ist erweiterbar, bringt aber nichts, denn weder
R W noch H M werden hier eine Antwort geben, obwohl sie sonst zu allem und jedem etwas zu sagen haben.
Als Günther G. den Preis erhielt, war seine Meinung auch gefragt und er genoss das Bad in der Menge, als ihn jedoch die NS Vergangenheit einholte, wurde er kleinlaut.
Einen schönen Tach.
getkiss
schrieb am 12.01.2010, 16:28 Uhr (am 12.01.2010, 16:41 Uhr geändert).
@Erich58:"Jawohl, so ist`s richtig und vor allem pc!
Unbedingt "ausdrücklich" distanzieren - ist ja "antisemitisch"!"

@Richard Wagner auf achgut.de 11.01.2010 07:06:
www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/demokratie_grosse_literatur_und_meinungsfreiheit/

Demokratie, (große) Literatur und Meinungsfreiheit

Zitat:
"Es gibt einen einfachen Weg, sich in Deutschland nicht nur unbeliebt zu machen, sondern sich auch noch aus der veröffentlichten Meinung heraus zu katapultieren. Sie müssen nur Folgendes beachten. Es ist einfacher als jede Bedienungsanleitung. Seien Sie unverhohlen pro amerikanisch, antipazifistisch, pro israelisch, antikommunistisch. Machen Sie sich über die Windräder lustig, greifen Sie die dummen Frauen aus den Medien an, die die Boulevardisierung fördern, finden Sie Kristina Köhler und den Papst gut, pfeifen Sie auf Westerwelles masochistische Schäferstündchen in Warschau und Istanbul, benutzen Sie Begriffe wie: das Abendland, verurteilen Sie die islamische Landnahme, erklären Sie den Unterschied zwischen Islam und Islamismus für akademisch, erkundigen Sie sich nach dem gemäßigten Taliban im Bett von Claudia Sie-wissen-schon-wer, fragen Sie im Bioladen nach Gitanes, sagen Sie Zigeuner statt Roma, und schon sind Sie draußen. Schon haben sie alle Probleme nicht mehr, die Julia Schoch zu haben scheint. Die Liste lässt sich im Übrigen beliebig verlängern.

Als ich Rumänien 1987 verließ, war ich dort ein verbotener Autor. Davor war ich ein geduldeter Autor, und noch weiter davor, ein geförderter.
Als sich in der Bundesrepublik ankam, wurde ich wieder zum geförderten Autor. Ich blieb es für eine Weile. Dann fing ich an, meine Meinung zu äußern, und zwar in einer Form, die man nicht allein auf Rumänien projizieren konnte, sondern die darüber hinausging. Kurzum, ich verweigerte meine Rolle, die Rolle die man mir als Auskunftsperson über das Ceausescu- Rumänien zugedacht hatte. Ich aber hatte mir vorgenommen, über das zu sprechen, worüber ich in Rumänien nicht sprechen und nicht schreiben konnte, beziehungsweise das, worüber ich sprach und schrieb, ohne das so Geschriebene und Gesprochene öffentlich machen zu können.

Für mich war die Zeit gekommen, mit meinen Gedanken über Ostmitteleuropa, über Deutschland, die Nation, über Habsburg und Europa, das Abendland und seine Chancen in veröffentlichter Form zur allgemeinen Diskussion beizutragen. Dachte ich.

Von diesem Zeitpunkt an bekam ich Schwierigkeiten mit dem Veröffentlichen. Es wurden keine Verbote ausgesprochen, natürlich nicht, die Artikel blieben bloß liegen. Die verantwortlichen Redakteure wurden immer einsilbiger, bis nur noch Schweigen herrschte. Meine Bücher wurden und werden weiter veröffentlicht, aber sie bekommen jetzt weniger Rezensionen. Man ließ Praktikanten schreiben. Und dann wollte man mir noch einen so genannten Migrantenhintergrund verpassen.

Ich denke, ich bin jetzt wieder ein geduldeter Autor. Über die Gründe kann man spekulieren, man kann es aber auch einfach sagen: Ich passe nicht ins Bild, ich störe den Konsens, den Burgfrieden. Und das ist im Literaturbetrieb ein ausreichender Grund für die Nomenklatura, einen Bogen um einen Autor zu machen.

Ja , Nomenklatura. Sie haben richtig gelesen. Die Nomenklatura gibt es auch in unserer Öffentlichkeit. Es ist exakt die Summe der Entscheidungsträger in den Wärmestuben des Veröffentlichten, jene die das Veröffentlichte für veröffentlichbar zu erklären haben, die die spüren, wo es kalt bleibt und wann es wieder warm wird. Die Meister der gefühlten Meinung. Es ist nichts anderes als ein informeller Zusammenhang, Salem oder Schalke, aber gerade weil es keinen geschriebenen Kodex gibt, also keine verordnete Zensur, ist man umso vorsichtiger, denn jeder Artikel, den man öffentlich macht, könnte einen den Ruf kosten, den Ruf des Guten."

So ist es doch, seberg und bankban, äääh, gell?
Man muss nur den beschriebenen Weg NICHT gehen, aufpassen das man pc ist...

Thja, Herr Wagner, sorry, womöglich doch den Zug verpasst?
bankban
schrieb am 12.01.2010, 17:43 Uhr (am 12.01.2010, 17:48 Uhr geändert).
Ja, getkiss, ja, so ist es, ich bin - gerade als Deutscher - lieber 100x pc und proisraelisch so wie Wagner (siehe Zitat oben!) als einmal Antisemit oder Unterstützer einer Person, die antisemitische Meinungen vertritt. Sollte ich mich DAFÜR schämen ?
--- ICH sehe den Grund nicht.
seberg
schrieb am 12.01.2010, 20:14 Uhr
Ach, sieh an! Der @getkiss ein Befürworter von Richard Wagner! Dann nämlich, wenn es ihm in den Kram passt, dem getkis! Ansonsten ist der R.Wagner für den getkiss all das Schreckliche...na ja, all das eben, was bei C.Gibson nachlesen kann über den Wagner, den Schrecklichen und Niederträchtigen!
hanzy75
schrieb am 12.01.2010, 20:53 Uhr
Seit wann ist denn pro-israelisch und pro-amerikanisch pc?
gerri
schrieb am 13.01.2010, 08:21 Uhr (am 13.01.2010, 15:12 Uhr geändert).
Hallo bankban, warum sollte man als "Deutscher" eigentlich lieber pro jemand oder pro andere sein? Sind wir vieleicht noch immer jemandem etwas schuldig? Oder wenn einer die ganze Welt in`s Elend gestürzt hat(Finanzen - Geschäfte) darf man ihn nicht nennen nur weil er einer gewissen Nation angehöhrt? Es ist eigentlich zum kotzen.Alle Menschen sollten gleich behandelt werden,höchste Zeit.

Gruß,Geri
bankban
schrieb am 13.01.2010, 08:38 Uhr (am 13.01.2010, 08:44 Uhr geändert).
Hallo gerri,

ich habe nur von mir gesprochen und nicht von "man".
Ich denke, außerdem, dass das eine Generations- und Sozialisationsfrage ist (und vor allem schichtenspezifisch).

Gruss, bankban

P.s. Von "proamerikanisch" habe ich nirgends gesprochen. Und was "pc" ist, liegt immer im Auge des Betrachters.
getkiss
schrieb am 13.01.2010, 10:07 Uhr
@getkiss, Beitrag vom 08.01.10,13:47:“ Nachtrag zu den "Literaten".

Schlesack schreibt auf seinem blog über das Tagebuch von Paul Goma, bzw. das Datum 7.10.09 in diesem Tagebuch, als Goma seine Meinung über den Menschen Herta Müller, nicht über seine Meinung über Sie als Schriftstellerin äußert.
Die betreffende Passage ist zu finden in:

[url]paulgoma.free.fr/paulgoma_pdf/pdf/LRP_JURNAL_2009_intreg.pdf[/url]
auf den Seiten 494/678 bis 497/678.

Dort schreibt Goma seine Meinung auch über die "Dissidentenqualität" der Schriftstellern der "Aktionsgruppe Banat"."
=====================================================

Dazu schreibt am 11.01.2010, 15:55 Uhr
@seberg:“ Und was getkiss’ Link zu den krass antisemitischen Tagebucheintragungen von Paul Goma angeht …., distanziere ich mich hiermit ausdrücklich davon (zumindest solange die Admins daran keinen Anstoß zu nehmen scheinen).
--------------------------------------------------

Und am 12.01.2010, 17:43 Uhr schreibt
@bankban:“ Ja, getkiss, ja, so ist es, ich bin - gerade als Deutscher - lieber 100x pc und proisraelisch so wie Wagner (siehe Zitat oben!) als einmal Antisemit oder Unterstützer einer Person, die antisemitische Meinungen vertritt.
==========================================================

Sehr geehrte Herren,
da ich -im Gegensatz zu Ihnen - nicht vermute, dass Sie der deutschen Sprache nicht mächtig, muss ich wohl zu ihren "allerwertesten" Äußerungen Stellung nehmen.

Ich habe ausdrücklich auf bestimmte Seiten aus dem Tagebuch des Herrn Goma hingewiesen. Und zwar als eine Meinungsäußerung eines glaubwürdigen ZEUGEN und KÄMPFERS gegen die kommunistische Diktatur in Rumänien.

Ob sie diese Seiten gelesen hatten, weiss ich nicht. Davon aber abzuleiten, dass ich:
"Link zu den krass antisemitischen Tagebucheintragungen von Paul Goma" gesetzt, oder
"Unterstützer einer Person, die antisemitische Meinungen vertritt" wäre

ist nicht nur eine krasse Verdrehung der Tatsachen, sondern auch eine Beleidigung.

Und da Sie wegen der O. zitierten Äußerungen m.E. zu einer aufrichtigen Entschuldigung nicht fähig sind, erwarte ich auch nicht solche durchaus menschliche Regungen von Ihnen.

Ich erwarte aber, dass die Admin´s die betreffenden Passagen löschen.

Um Beiträge zu verfassen, müssen Sie sich kostenlos registrieren bzw. einloggen.