Rumänien heute

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helmut-1
schrieb am 22.02.2014, 19:44 Uhr
gerri:
Das mit Kronstadt hat mich neugierig gemacht, - ich geh der Sache nach. Wie ich schon gesagt habe, ich bin in der Branche, und krieg das raus, was ich will. Nicht, daß ich meine negativen Anschauungen bestätigt haben will, ich freue mich über jede positive Erscheinung, wenn man sie in diesem Land bemerkt. Aber ich bin nur fast noch an negative Schlagzeilen gewöhnt.

Die andere Sache mit der Einstellung der Sachsen, - das hat keinen Wert, das hier auszubreiten. Das geht nicht über ein paar Sätze. Da habe ich schon nächtelang mit anderen darüber diskutiert, - sonst wüßte ich nicht, wie die meisten denken, was sie fühlen, worin ihr Stolz, aber auch ihre Verbitterung liegt. Ich bin froh darüber, nicht nur mit vielen Leuten gesprochen zu haben, sondern auch darüber, einen einfachen Sachsen bei mir jahrelang gehabt zu haben, von dem ich vieles gelernt und erfahren habe, - oftmals bei einer Flasche Pali die halbe Nacht. Ein gestandener Mann, ein einfacher Bauer, der nur drei Volksschulklassen genossen hat, weil die Nachkriegszeit nicht mehr zuließ. Aber der mehr Lebenserfahrung hatte als drei Hochschulprofessoren zusammen. Schade, daß er nicht mehr ist.

Das Resultat aus diesen vielen Gesprächen, auch mit anderen, kann man auf einen wesentlichen Punkt bringen. Ich wills übertrieben ausdrücken, damit mans leichter versteht: Man sucht den ersten, der weggezogen ist, damit man ihn totschlägt. Denn diesem gibt man die Schuld daran, daß alle anderen nachgezogen sind.
Mag ja schon sein, daß viele auch ihr Glück in D gefunden haben. Ich habe über 30 Jahre dort gelebt, auch als "Zugezogener". Aber Heimat habe ich dort keine gefunden.

Was das bedeutet, kann man am besten mit den unterschiedlichen Volksgruppen der Vertriebenen vergleichen: Meine Vorfahren aus dem Sudetenland hatten jemanden, dem sie die Schuld geben konnten. Es war schwer, von heute auf morgen die Heimat zu verlieren. Aber sie konnten sagen, "ich wollte das nicht. Ich wäre heute noch dort, wenn man mich gelassen hätte." Damit konnten sie leben.

Ich bin auch von meiner Heimat weggegangen. Das Sprichwort meines Vaters "bleibe im Land und ernähre dich redlich" habe ich damals nicht verstanden. Wenn ich dadurch meine Heimat verloren habe, kann ich nur mir selbst die Schuld geben, niemanden sonst.

Dem Sachsen gehts genauso. natürlich nur demjenigen, der bewußt noch in dem Land hier gelebt hat. Die Generation, die bereits in Deutschland aufgewachsen ist, die kennen ja nichts anderes, - die habens leichter.

Jeder, der hier weggegangen und heute mindestens über die 50 ist, weiß, was ich meine. Wenn mir einer sagt, er denkt da anders, er ist froh, daß er weg ist und vermißt die Heimat nicht, dann soll er das einem andern erzählen, nicht mir. Unter diesem Gesichtspunkt muß man die Aussagen eines Sachsen über das Land sowie die Vorgänge darin sehen, deswegen - wie ich eingangs gesagt habe - geht das nicht mit ein paar Sätzen beim posten.

Ein Zitat aus einem Foto kann das vieleicht besser darstellen, ich kanns leider nicht hier abdrucken. Da sieht man ein wolkenverhangenes Szenarium an einem langen Landungssteg, der aufs offene Meer hinausführt, und auf dem Foto steht der Spruch:

Wenn der Weg, den Du gehst, schön ist und dich glücklich macht,
dann frag nicht, wohin er dich führt....
sondern geh ihn und schau nicht zurück!!


jodradek
schrieb am 22.02.2014, 19:59 Uhr
Du gehst aber auf die Zeit von Gheorghiu-Dej und Maurer zurück

Herr Helmut, für einen angeblichen Ausländer und relativ neu in Rumänien, haben sie erstaunlich gute Geschichts- und Sprachkenntnisse.

Wem wollen Sie etwas vormachen mit Ihren Märchen hier?
Ist das Rentnerdasein eines Sachsen in Deutschland sonst so langweilig, dass man in einer erfunden Welt aus Rumänien leben muss ?

Groß ist dein Garten Gott.

_grumpes
schrieb am 22.02.2014, 19:59 Uhr
helmut 1,
dein Bild über Sachsen und Rumänien(Siebenbürgen) ist leicht "verzerrt". Du hast den Kommunismus dort nicht "live" kennengelernt.
jodradek
schrieb am 22.02.2014, 20:02 Uhr (am 22.02.2014, 20:02 Uhr geändert).
Ah, ich vergaß den Herrn Grumpes, der pathetische Märchengenißer.
gerri
schrieb am 22.02.2014, 20:07 Uhr
@ Hauptsache meine Enkelkinder sind keine Minderheit mehr!
_grumpes
schrieb am 22.02.2014, 20:15 Uhr
Ah, ich vergaß den Herrn Grumpes, der pathetische Märchengenißer.
Hast Du wieder "Krawallwasser" getrunken ?
Putinescu
schrieb am 22.02.2014, 20:15 Uhr
Aber Dank Dir, schon bald werden Sie auch in Deutschland eine Minderheit sein.Eure Fluch ist noch nicht zu Ende
helmut-1
schrieb am 22.02.2014, 20:32 Uhr
jodradek:
Ist ja richtig amüsant, wie so manche gestrickt sind. Wenn jemand mehr weiß, als man bei "papa, nani, caca" wissen muß, dann wird gleich alles Mögliche hineininterpretiert.

In Deutschland haben mich manche für einen Türken gehalten (aufgrund meiner dunklen Haare ,- aber das ist lange vorbei, die sind schon lange grau geworden), - in Rumänien sprechen mich viele auf ungarisch an, wiel mein Rumänisch eben mangelhaft ist, und nun bin ich sogar Sachse. O.k., damit kann ich gut leben.

Also, - ums klar zu sagen: Meine Geschichtskenntnisse über Rumänien gehen bis auf die Daker zurück, ich hab sogar einen historischen Atlas da drüber in der letzten Phase des Ceaucescu-Regimes ergattern können, wo die Völkerwanderungen aus der damaligen Sicht erkennbar sind. Habe Bücher über alle möglichen Dinge, u.a. auch über die Geschichte des Burzenlandes. Übrigens ganz interessant, daß es nur ein einziges Mal eine Phase gegeben hat (ca. 70 Jahre lang) wo es ruhig war, - sonst hats dort andauernd gerumst.

Große Farbtafeln in dicken Büchern über rumänische und sächsische Trachten habe ich genauso, meinen Schnaps brenne ich selber und mein Schwein schlachte ich auch selber, so wie es mir der verstorbene Sachse gelernt hat. Also habe ich auch volles Anrecht, in den Klub aufgenommen zu werden. Lediglich im deutschen Forum kann ich wegen meiner Herkunft keine Aufnahme finden. Die bedauern das selber, - aber so wären die Satzungen.

Dafür kenne ich aber Rumänien besser als die meisten Sachsen, natürlich auch die Karpaten, - vom Motzenland bis Oberwischau. Drei Gebiete hab ich noch nicht bereist. Das Banat (einschl. Reschitzer Berge, etc.), die südliche Oltenia (südlich von Craiova) und das Delta. Letzteres hauptsächlich deshalb, weil ich nie den richtigen Zeitpunkt dafür erwischen konnte, - und der liegt im Mai/Juni, wenn dort alles blüht und die Viecher brüten.

Also, damit habe ich einen Rechtsanspruch darauf, Sachse zu sein. Sächsisch verstehe ich auch, nur mit dem Sprechen ists schwer. Muß man als Kind schon lernen, sonst gehts nicht. Aber beim Maiblasen bin ich - wie jedes Jahr - wieder dabei.
Aufnahmeprüfung bestanden?
helmut-1
schrieb am 22.02.2014, 20:41 Uhr
Putinescu:
Das mit dem Fluch befürchte ich auch, - deshalb bin ich von Deutschland weg. Es war ja schon Anfang der 90er Jahre abzusehen, das mit der Ausländerschwemme etc. Hab mir die Schulklassen der Grundschule angeschaut, in die mein Junge eingeschult worden wäre, - war am Schultor, als die zu Mittag herausgeströmt sind, - und dann habe ich meine Entscheidung getroffen.

Noch was anderes habe ich gehört. Egal, ob welche auf der Trabender Höhe oder um Heilbronn wohnen, wo ja viele Sachsen sind, - als sie noch hier waren und der eine in Kronstadt wohnte und der andere von der Verwandtschaft in Hermannstadt, haben sie sich häufiger besucht als jetzt, wo sie grade ein paar Straßen nur auseinander wohnen. Wird ja hoffentlich nicht auf alle zutreffen, - aber so erzählt man sich hier.
Putinescu
schrieb am 22.02.2014, 20:44 Uhr
@Meine Geschichtskenntnisse über Rumänien gehen bis auf die Daker zurück

Hätte mich gewundert wenn das nicht so wäre.Bis dorthin, wo alle rumänische Archäologen nach schon eine Spatenstich landen.Nur seit Decebal bis 1850 findet keiner was über Rumänen.
helmut-1
schrieb am 22.02.2014, 20:45 Uhr
gerri:
ich weiß zwar nicht, in welchem Umfeld Du wohnst, ist ja auch von Gegend zu Gegend unterschiedlich, - aber genau das schmerzt die meisten Sachsen, die ich kenne, - daß sie glaubten, mit dem Weggang von Rumänien in das Land der Deutschen zu kommen.
Ich wünsche Dir ein langes Leben, aber ich wünsche Dir auch, daß Du das nicht mehr erlebst, wenn die Deutschen im eigenen Land zur Minderheit werden...... und daß das nur mehr eine Frage der Zeit ist, dafür braucht man keine Brille mehr....
helmut-1
schrieb am 22.02.2014, 20:48 Uhr
Putinescu:
mal sehen, was ich habe. Der Ungar aus Tg. Secuesc, der mich Ende der 60er Jahre in Wien besucht hat,hat mir Bücher dagelassen, in deutscher Sprache. Klar werden diese von der Geschichtsauffassung kommunistisch eingefärbt sein. Mal sehen, ob da was über Decebal und danach drinsteht.
Putinescu
schrieb am 22.02.2014, 21:03 Uhr (am 22.02.2014, 21:18 Uhr geändert).
eine kleine Hilfe

Da das Volk ungemein fruchtbar ist und sich nicht von andern Nationalitäten assimilieren läßt, so ist es stark im numerischen Fortschritt begriffen und dehnt sich räumlich auf Kosten der Magyaren, Szekler, Siebenbürger Sachsen, [* 14] Serben und Bulgaren aus. Die bei weitem überwiegende Zahl (etwa 9 Mill.) gehört der orthodoxen Kirche an. Wie schon die Sprache andeutet, sind die ein Mischvolk, und es bestätigen dieses auch die von Kopernicki vorgenommenen Schädelmessungen, welche eine große Mannigfaltigkeit ergeben. Es lassen sich drei Haupt- und zwei Neben- und Übergangsgruppen unterscheiden.

Meyers Konversations-Lexikon, 1888


Die Geschichte berichtet, und die wissenschaftliche Forschung auf die Menschen und ihre Kultur, ihre Sprache und ihre religiöse Tradition zeigen, die Wahrheit über die rumänische Herkunft. Leider eine künstliche und unhaltbare Theorie wurde tief an diesem Menschen auf Kosten der Wahrheit und Ehrlichkeit von fanatischen nationalistischen Führer eingebettet. Das Wissen um die Wahrheit ihrer Vertreibung nicht dazu führen, aus dem Land, wo sie leben, im Gegenteil, werden ihnen die Freiheit, die sie nie gehabt haben, zu gewähren ...Die Vlach, oder der Herkunft der Rumänen

Oder Werke von Neagu Djuvara,Sorin Mitu,oder Lucian Boia lesen







jodradek
schrieb am 22.02.2014, 21:21 Uhr
vom Motzenland bis Oberwischau. Drei Gebiete hab ich noch nicht bereist. Das Banat (einschl. Reschitzer Berge, etc

Solche Begriffe benutzt nur ein Sachse.
jodradek
schrieb am 22.02.2014, 21:23 Uhr
aber genau das schmerzt die meisten Sachsen, die ich kenne, - daß sie glaubten, mit dem Weggang von Rumänien in das Land der Deutschen zu kommen.
Ich wünsche Dir ein langes Leben, aber ich wünsche Dir auch, daß Du das nicht mehr erlebst, wenn die Deutschen im eigenen Land zur Minderheit werden...... und daß das nur mehr eine Frage der Zeit ist, dafür braucht man keine Brille mehr....


Oh, wie schade.
Und welche wäre die Lösung?

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