"Was gesagt werden muss"

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gerri
schrieb am 07.04.2012, 13:37 Uhr
@ Ja Tiroler,wo gehobelt wird fallen Späne und an manchen Stellen muß man mit der Schrupphobel anstatt der Schlichthobel ansetzen.

Gruß, Geri
Mircea32
schrieb am 07.04.2012, 13:50 Uhr
gerri

an manchen Stellen muß man mit der Schrupphobel anstatt der Schlichthobel ansetzen.


Diese sind Fachbegriffe die nicht jeder versteht gerri.

gerri
schrieb am 07.04.2012, 14:17 Uhr
@ Mircea,"schruppen" und "schlichten" sind Elementarbegriffe
die gehöhren schon zur Grund-Bildung eines Menschen unseres Jahrhunderts.

Gruß, Geri
seberg
schrieb am 07.04.2012, 14:46 Uhr
Weil ich dem Shimon gerne widerspreche, poste ich hier als Antwort auf den von ihm geposteten SPIEGEL-Artikel ebenfalls einen solchen:


ES MUSSTE GESAGT WERDEN

Ein großes Gedicht ist das nicht. Und eine brillante politische Analyse ist es auch nicht. Aber die knappen Zeilen, die Günter Grass unter der Überschrift "Was gesagt werden muss" veröffentlicht hat, werden einmal zu seinen wirkmächtigsten Worten zählen. Sie bezeichnen eine Zäsur. Es ist dieser eine Satz, hinter den wir künftig nicht mehr zurückkommen: "Die Atommacht Israel gefährdet den ohnehin brüchigen Weltfrieden." Dieser Satz hat einen Aufschrei ausgelöst. Weil er richtig ist. Und weil ein Deutscher ihn sagt, ein Schriftsteller, ein Nobelpreisträger, weil Günter Grass ihn sagt. Darin liegt ein Einschnitt. Dafür muss man Grass danken. Er hat es auf sich genommen, diesen Satz für uns alle auszusprechen. Ein überfälliges Gespräch hat begonnen.
Es ist ein Gespräch über Israel. Und darüber, dass Israel einen Krieg gegen Iran vorbereitet, dessen Führer Mahmud Ahmadinedschad Israel bedroht, es als Schandfleck bezeichnet, der beseitigt werden müsse. Israel, ein Land das seit Jahren von Feinden umgeben ist, die zum Teil noch immer dem Staat sein Existenzrecht absprechen - und das unabhängig von dessen Politik.
Es ist ein Krieg, der die Welt in den Abgrund stürzen kann. Wenn ein Deutscher davon spricht, muss so ein Gespräch auch von Deutschland handeln, und von der deutschen Verantwortung. Es gibt da Gesetzmäßigkeiten. Grass wusste, dass man ihn als Antisemit beschimpfen würde. Das ist das geläufige Risiko eines deutschen Israel-Kritikers. "Politisch korrekten Antisemitismus" hat ihm auch gleich Mathias Döpfner vorgeworfen, Chef des Springer Verlags, der sich im Besitz der Deutungshoheit über das deutsch-israelische Verhältnis wähnt. Und auch, dass man ihm gleich einen Platz im Reha-Zentrum deutsche Geschichte zuweisen würde, Abteilung Walser, Flur für geriatrische Flakhelfer, auch damit musste Grass rechnen.
Aber Grass ist weder Antisemit noch ein deutscher Geschichtszombie. Grass ist Realist. Er prangert das nukleare Potential Israels an, das "keiner Prüfung zugänglich ist". Er beklagt die deutsche Rüstungspolitik, die ein weiteres nuklearwaffenfähiges U-Boot nach Israel liefert. Und er wendet sich voll Überdruss von der "Heuchelei des Westens" ab, die - das muss er gar nicht ausführen - seit jeher Richtschnur unseres Handelns im Nahen Osten ist, von Algerien bis Afghanistan.
Grass schreibt auch Unfug. Er schwurbelt sich was zurecht: dass er lange schwieg und jetzt nicht mehr schweigt - "gealtert und mit letzter Tinte" - und dass sich nun viele mit ihm vom Schweigen befreien mögen, das ist alles nicht so toll formuliert. Er spinnt sich auch was zurecht: Die Auslöschung des iranischen Volks, vor der er warnt, steht nicht auf der israelischen Agenda. Dieser Text hätte besser gegen Angriffe gewappnet werden können. Aber darum tut er nicht weniger not.
Es muss uns nämlich endlich einer aus dem Schatten der Worte Angela Merkels holen, die sie im Jahr 2008 in Jerusalem gesprochen hat. Sie sagte damals, die Sicherheit Israels gehöre zur deutschen "Staatsräson". Und damit es keine Missverständnisse gebe, fügte sie hinzu: "Wenn das so ist, dann dürfen das in der Stunde der Bewährung keine leeren Worte bleiben."
Helmut Schmidt hat dazu gesagt, für Israels Sicherheit mitverantwortlich zu sein, sei eine "gefühlsmäßig verständliche, aber törichte Auffassung, die sehr ernsthafte Konsequenzen haben könnte." Wenn es zum Krieg zwischen Israel und Iran käme, "dann hätten nach dieser Auffassung die deutschen Soldaten mitzukämpfen". Die Israelis halten Deutschland seitdem neben den USA für das einzige Land, auf das sie sich verlassen können.
Mit der ganzen Rückendeckung aus den USA, wo ein Präsident sich vor den Wahlen immer noch die Unterstützung der jüdischen Lobbygruppen sichern muss, und aus Deutschland, wo Geschichtsbewältigung inzwischen eine militärische Komponente hat, führt die Regierung Netanjahu die ganze Welt am Gängelband eines anschwellenden Kriegsgesangs: "Netanjahus Israel hat die globale Agenda auf eine Weise bestimmt wie kein kleiner Staat je zuvor", schreibt die israelische Zeitung "Haaretz". Vom Ölpreis bis zum Terrorismus - die Welt hat Gründe genug, einen israelisch-iranischen Krieg zu fürchten.
Niemand behauptet, dass Iran eine Atombombe besitzt. Niemand weiß, ob Iran an einer solchen Bombe arbeitet. Im Gegenteil: Die Amerikaner gehen davon aus, Teheran habe sein Atomwaffenprogramm im Jahr 2003 eingestellt. Das interessiert die Israelis nicht. Es geht ihnen inzwischen nicht mehr nur darum, eine iranische Atombombe zu verhindern. Es geht ihnen darum, zu verhindern, nicht mehr verhindern zu können, dass die Iraner eine solche Bombe bauen könnten. Sie wollen sich nicht mit dem Problem herumschlagen, das die USA seinerzeit mit dem Irak hatten: Die glaubten nämlich noch, sie müssten beweisen, dass ihr Gegner über Massenvernichtungswaffen verfügte. Solche Beweise waren im Irak nicht zu finden - ebensowenig wie solche Waffen. Also fälschten die Amerikaner die Beweise.
Israel hat der Welt eine Logik des Ultimatums aufgedrängt: Es will gar nicht beweisen, dass Iran eine Bombe hat. Es will nicht einmal beweisen, dass Iran eine Bombe baut. Die israelische Doktrin lautet einfach, dass Teheran die "Zone der Immunität" nicht erreichen dürfe. Israel droht darum mit einem Angriff, bevor die Iraner ihre Atomanlagen so tief im Granit versenken können, dass auch die größten bunkerbrechenden Bomben der Amerikaner sie nicht mehr erreichen.
Israel spielt mit Iran eine Pokerpartie, bei der beide gewinnen, solange es nicht zum Krieg kommt. Den "Irren aus Teheran" nennt der Boulevard den iranischen Präsidenten. Aber Ahmadinedschad ist nicht irre. Er will sein Amt behalten und unterdrückt deshalb die Opposition: Die Massenproteste gegen sein Regime vor drei Jahren ließ er blutig niederschlagen, viele Oppositionspolitiker einsperren.
Ahmadinedschad hält die Welt bewusst im Unklaren über seine nuklearen Absichten. Er profitiert von dieser strategischen Zweideutigkeit ebenso wie die Israelis von ihren Kriegsdrohungen profitieren. Beide Länder helfen sich gegenseitig, ihren Einfluss weit über ihr eigentliches Maß hinaus zu vergrößern. Auf eine perverse Weise befinden sie sich in einer wechselseitigen Abhängigkeit. Das bliebe ihre eigene Sache, hätten sie nicht die ganze Welt als Geisel genommen. Es ist an der Zeit, wie Grass schreibt, darauf zu bestehen, "dass eine unbehinderte und permanente Kontrolle des israelischen atomaren Potentials und der iranischen Atomanlagen durch eine internationale Instanz von den Regierungen beider Länder zugelassen wird".
Iran steht bereits durch eine Fülle von Sanktionen unter Druck. Jetzt muss endlich auch auf Israel Druck ausgeübt werden. Wohlgemerkt: Wer das sagt, versucht nicht, "die Schuld der Deutschen zu relativieren, indem er die Juden zu Tätern macht", wie Döpfner sagt. Hier geht es nämlich nicht um die Geschichte Deutschlands. Sondern um die Gegenwart der Welt.

URL:
www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,826163,00.html


An der Frage, ob Grass ein Antisemit ist, der antisemitische Hetze betreibt, scheiden sich wohl die Geister.
Ich glaube nicht, dass er einer ist.
Bin ich jetzt ein Antisemit?
bankban
schrieb am 07.04.2012, 15:03 Uhr
Er hat es auf sich genommen, diesen Satz für uns alle auszusprechen

für mich nicht. Vielleicht für Jakob Augstein. Aber nach dem, was für Leute der Augstein lange Zeit in der Freitag - Community tolerierte, wundert der Artikel kein bisschen.
Shimon
schrieb am 07.04.2012, 15:14 Uhr (am 07.04.2012, 15:16 Uhr geändert).
@seberg
Weil ich dem Shimon gerne widerspreche, poste ich hier als Antwort auf den von ihm geposteten SPIEGEL-Artikel ebenfalls einen solchen:...

Lieber Seberg - passt doch folgendes nicht ganz gut auch zu Dir?

Seberg will "mit letzter Tinte" noch einmal Recht behalten, aus ganz persönlichen Gründen. Er gehört zu einer Generation von Männern, die es nie verwunden haben, dass sie am Beginn ihrer Karriere auf der falschen Seite standen.
...
Aber das ist genau das Problem: Selbstbescheidung war noch nie Seberg' Sache, seine Königsdisziplin ist die Rechthaberei.
seberg
schrieb am 07.04.2012, 15:22 Uhr
Ich will nicht Recht behalten, ich habe Recht!

Genau so wie Shimon mit seinen Bibel-Zitaten...
Shimon
schrieb am 07.04.2012, 15:24 Uhr
@seberg
Hat dich der Grass’sche Größenwahn auch schon ereilt…!?
seberg
schrieb am 07.04.2012, 15:38 Uhr
Wieso "auch"? Dich hat er schon?
Mynona
schrieb am 07.04.2012, 16:09 Uhr
Habe mir heute einige Artikel zu der "GG-Affaire" ;-) in der int.Presse angeschaut,mir ist aufgefallen dass die Deutschen mal wieder am lautesten aufgeschriehen haben...

Für einen Antisemit halte ich ihn auch nicht.
TAFKA"P_C"
schrieb am 07.04.2012, 16:11 Uhr (am 07.04.2012, 16:13 Uhr geändert).
... der "GG-Affaire" ... mir ist aufgefallen dass die Deutschen mal wieder am lautesten aufgeschriehen haben...
Das liegt wohl am Doppel G-Punkt!
Mynona
schrieb am 07.04.2012, 17:24 Uhr
Du meinst das Doppel S ?
wie Schuld&Sühne...
bankban
schrieb am 07.04.2012, 18:25 Uhr
„Er stellt die Welt auf den Kopf“
Marcel Reich-Ranicki attackiert Grass

07.04.2012 · „Es ist eine Gemeinheit, so etwas zu publizieren“: In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung äußert sich der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki erstmals zum Israel-Gedicht von Günter Grass, zum Kalkül des Dichters und zur Frage, ob Grass ein Antisemit sei.


http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/er-stellt-die-welt-auf-den-kopf-marcel-reich-ranicki-attackiert-grass-11710675.html
gerri
schrieb am 07.04.2012, 18:47 Uhr
@ Ein hoch-intelligenter, böser alter Mann.

Gruß, Geri
kranich
schrieb am 07.04.2012, 18:59 Uhr
"Er stellt die Welt auf den Kopf".

Sollte man auch nicht ganz so ernst nehmen.

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