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bankban
schrieb am 20.02.2018, 20:42 Uhr
Ja, das Problem mit diesen anderen Sichtweisen ist leider so, dass man dabei unweigerlich an den antiken Spruch denken muss "Schuster, bleib bei deinen Leisten!"
Ein Beispiel, nur rein hypothetisch: stellen wir uns mal einen PC-Techniker vor, der jahrzehntelang bestimmt eine gute Arbeit in seinem Metier leistet. Nebenbei liest er ein paar Bücher, die er hier und da findet; er guckt querbeet Videos und Dokus im Fernsehen, im Internet; er blättert viele Internetseiten auf und bildet so so... und bildet sich so s eine Meinung zu bestimmten historischen Themen, die ihn interessieren. Und, wie gesagt, nebenbei macht er seine Arbeit, seinen Beruf, bildet sich fort in seinem Berufsfeld als PC-Techniker.
Und jetzt stellen wir uns einen Historiker vor: was macht der so? Der hat ja sein Fach studiert, hat gelernt, wie man mit Quellen umgeht, wie man Quellenkritik betreibt, wie man mit Originaldokumenten umgeht, sie vergleicht, analysiert, kontrastiert mit anderen Dokumenten zum selben Thema und er weiß langsam nach mühevoller Kleinarbeit nach vielen Jahren, wie man Aussagen abwägt und zu einem differenzierten Urteil gelangt, das er mit den vorliegenden Quellen einigermaßen abgesichert verkünden kann, so dass er keinen Fehler macht und ihm seine Kollegen kein blamables Versehen nachweisen können.
So: und jetzt führen wir beide Absätze zusammen: der PC-Techniker hat mehrere Internetseiten gelesen und Youtube-Videos zum Thema X geguckt - der Historiker die vorhandene wisenschaftliche Literatur studiert und in den Archiven die vorliegenden Quellen nach den wissenschaftlichen Methodes seines Berufes ausgewertet: UND BEIDE,DER TECHNIKER WIE DER HISTORIKER, TREFFEN EINE AUSSAGE ÜBERS THEMA X.

Wessen Aussage hat größeres Gewicht?
Diana -->
schrieb am 20.02.2018, 21:02 Uhr (am 20.02.2018, 21:12 Uhr geändert).
So wie der PC-Techniker nur für die vom Kunden gewünschten Ergebnisse bezahlt wird, so wird auch der Historiker nur für die vom Auftraggeber gewünschten Ergebnisse bezahlt. So bleibt auch dem Forscher gar nichts anderes übrig, als die gewünschten Ergebnisse zu liefern.
bankban
schrieb am 20.02.2018, 21:28 Uhr
a) Ich gestehe, kein PC-Techniker zu sein. Daher weiß ich nicht, wofür er eigentlich bezahlt wird. Aber ich denke, er wird auch dann bezahlt, wenn er einfach nur arbeitet, und das gewünschte Ergebnis sich (noch?) nicht eingestellt hat. Schließlich wird auch der Arzt auch dann bezahlt, wenn die die Ursache der Krankheit nicht gefunden hat. Oder, wenn der Patient nach der OP stirbt...

b) Wie viele historische Arbeiten hat du schon abgeliefert, Diana, dass du zu wissen vermeinst, wofür ein Historiker bezahlt wird und was von ihm erwartet wird?
_Gustavo
schrieb am 20.02.2018, 21:32 Uhr (am 20.02.2018, 21:34 Uhr geändert).
Diana moderna
Când iese ea la vânatoare
- Invidiata de femei -
Fetita asta-ncântatoare
Împusca, zilnic... mii de lei!

..... Zweifel sind angebracht
Diana -->
schrieb am 20.02.2018, 21:35 Uhr
[...] ich denke, er wird auch dann bezahlt, wenn er einfach nur arbeitet [...]
So dachten die Leute im Sozialismus, deshalb haben die nach der Wende gar nicht verstanden warum ihr Betrieb geschlossen wurde.
bankban
schrieb am 20.02.2018, 21:44 Uhr
Kannst du meine Frage, bitte, beantworten? Hast du als Historikerin gearbeitet oder woher nimmst deine Informationen über die (deiner Meinung nach nicht vorhandene) Berufsehre der Historiker?
Diana -->
schrieb am 20.02.2018, 21:46 Uhr
Ist doch klar:
"Wes brot ich ess des lied ich sing."
kleeblatt17
schrieb am 20.02.2018, 21:52 Uhr
Das ist ein Pauschalurteil ohne Realitätsbezug, Diana.
Mit dieser Logik ließen sich dann auch andere Berufsgruppen in Verruf bringen, ob Politiker, Journalisten oder Ärzte. Historische Forschung dokumentiert das verwendete Quellenmaterial und bedient sich standardisierter wissenschaftlicher Methodik, ob empirisch, (text)analytisch, vergleichend, systematisch oder hermeneutisch. Die Forschungsarbeit wird veröffentlicht und diskutiert. Schwarze Schafe gibt es in jeder Disziplin und Branche. Die verbindlichen wissenschaftlichen Standards, Transparenz- und Überprüfbarkeitskriterien gewährleisten in aller Regel eine hohe Integrität geschichtswissenschaftlicher Forschung.
Diana -->
schrieb am 20.02.2018, 21:57 Uhr (am 20.02.2018, 22:01 Uhr geändert).
Die Forschungsarbeit wird veröffentlicht und diskutiert.
Richtig, so wie z.B. die Migrationstheorie und die Kontinuitätstheorie. Wer hat Recht? Wer vertritt die eine und wer vertritt die andere? Geschichte ist doch immer auch Politik. Es gab da mal einem Siebenbürgischen Historiker, der wollte die Sachsen als Nachkommen der Daker darstellen.
bankban
schrieb am 20.02.2018, 22:04 Uhr
gerade die MT und die KT zeigt, dass man es sich nicht so einfach machen kann wie du es gemacht hast. schließlich gibt es rumänische Historiker, die die KT sehr kritisch sehen. wie sieht es bei denen mit deinem Spruch "wes brot ich ess..." aus?
Diana -->
schrieb am 20.02.2018, 22:08 Uhr
In dem Fall weiß ich ja nicht, wer von von wem bezahlt wird, oder welche Motive die haben.
bankban
schrieb am 20.02.2018, 22:12 Uhr
Wie wäre es mal damit, anzunehmen, dass auch die Historiker halt eine eigene Überzeugung haben (und weil die Quellenlage dürftig ist, gibt es widersprüchliche Überzeugungen)?
kleeblatt17
schrieb am 20.02.2018, 22:15 Uhr
Das Gleichsetzen von Geschichte und Politik beruht wieder auf einem Pauschalurteil. Dass sich die Geschichtswissenschaft in autoritären Systemen der Vergangenheit und Gegenwart politisch-ideologisch instrumentalisieren ließ und lässt, dafür gibt es Beispiele. Wir sprachen doch aber, davon bin ich jedenfalls ausgegangen, von der heutigen Historikerzunft, soweit sie in einem demokratischen Rechtsstaat frei forschen kann. Und das würde ich grundsätzlich voraussetzen, weshalb ein pauschales Misstrauen hier völlig unangebracht ist.
Diana -->
schrieb am 20.02.2018, 22:21 Uhr (am 20.02.2018, 22:24 Uhr geändert).
Bestimmt haben sie eigene Überzeugungen und sie werden bei ihren Forschungen auch viele Tatsachen entdecken, doch - na ja, wir wissen ja was in der goldenen Ära des Titanen so an Geschichtsklitterung gemacht wurde.

Kleeblatt, die Verteilung der Staatlichen Forschungsgelder ist ein Politikum. Wer da keinen Fürsprecher hat, der geht leer aus.
kleeblatt17
schrieb am 20.02.2018, 22:36 Uhr (am 20.02.2018, 22:39 Uhr geändert).
Soll das bedeuten, dass, konkret, der deutsche Staat Fördermittel vergibt geknüpft an die Bedingung, dass Historiker staatlich vorgegebene "Forschungsergebnisse" liefern? Wenn Forschungsprojekte oder Institute mit öffentlichen Mitteln gefördert werden, ist dann die Unabhängigkeit von Forschung und Lehre in Gefahr?

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