Volksverdummung- wer betreibt sie, die Konservativen oder die Linken?

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Johann
schrieb am 13.03.2008, 09:17 Uhr (am 13.03.2008, 09:18 Uhr geändert).
WL schrieb: Sehr geehrter Johann,
in unserer freien Gesellschaft darf man alles kritisieren (ich fürchte aber dass sich das auch noch ändern wird), allerdings vermisse ich in Ihrer Kritik an den Liberalen die konkreten Kritikpunkte.

Hatte ich ja angedeutet mit dem Schritt zurück in die Vor-Bismarck-Zeit.
Die FDP will die staatliche Vorsorge, die gesetzlichen Sozialversicherungen abschaffen, quasi die Bismarck-Säule der deutschen Modells. Diese Säule ermöglicht aber der Mittelschicht seit Jahrzehnten, für die Lebensrisiken (Armut, Krankheit etc.) Vorsorge zu treffen. Dass dieses System Fehler hat, bestreitet doch niemand, man sollte aber nicht gleich das Kin mit dem Bade ausschütten.
Vergleich: Mobilität wird gesichert durch Autos, Bahn, Flugzeuge, "per pedes" Schiffe. Es kommt ja niemand auf die Idee Autos oder Flugzeuge abzuschaffen, nur weil die gegenwärtigen Modelle Mängel haben. Es kommt doch darauf an diese Systeme optimal miteinander zu verzahnen.
Genauso in der Sozialpolitik: Beveridge-Säule (steuer finanzierte Absicherung wie Grundsicherung, BaföG etc.), Bismarck-Säule (gesetzliche Sozialversicherungen), private Säule (Lebensversicherungen etc.), zivilgesellschaftliche Säule (gemeinnützige Vereine und Stiftungen) sowie 5 die Familien-Säule miteinander zu verzahnen und komplementär zu optimieren
vgl. Die Potentiale des deutschen Sozialmodells. Vorschläge für eine konsistente und komplementäre Weiterentwicklung

WL schrieb:
Zum Bismarckschen Rentenversichungssystem möchte ich anmerken dass es nicht umlagefinanziert war. Es beruhte nur auf Ansparen der Beiträge welche je zu einem Drittel vom Arbeitnehmer, vom Arbeitgeber und vom Staat bezahlt wurden und als Rente wieder ausgezahlt wurden. Also nicht viel anderes als eine Private Rentenversicherung.

Der Staat hat seit Bismarck auch einen Batzen steuerfinanzierte Beiträge gezahlt. Viel wichtiger: Die Mehrheit der dort versicherten hätten ohne Zwang nie und nimmer Versicherungen abgeschlossen, erstens weil der Lohn sehr gering war und zweitens weil die Arbeitgeber ohne Zwang auch nichts mehr dazugezahlt hätten.
Wenn man die Leute aber nicht dann zur sozialen Absicherung bzw. zur Vorsorge zwingt, wenn sie etwas verdienen, dann fallen die meisten dann irgendwann der Allgemeinheit zur Last.

WL schrieb:
Eine kapitalgedeckte Altersabsicherung in Form einer privaten Rentenversicherung ist keinesfalls so riskant wie sie von manchen Leuten immer dargestellt wird. Der Gesetzgeber kann ja auch Mindeststandards vorgeben.

Haben wir ja schon mit der Riester-Rente. In diese Richtung kann man schon die gesetzliche Rente weiter entwickeln, entscheidend ist, dass es immer Zwangs-Elemente haben wird.

WL schrieb:
Aber so weit sind wir ja noch gar nicht. Und was den Airbag betrifft, den gibt es in Form der Grundsicherung zu der sich die FDP schon 1986 bekannt hat.
Was die Einführung der Sozialhilfe betrifft, war es ein Fortschritt und keinesfalls sozialistisch. Es herrscht doch allgemeiner Konsens über alle Parteien hinweg, dass Menschen die unverschuldet in Not geraten vom Staat unterstützt werden müssen.


Wenn Sie das "unverschuldet" streichen, dann ist es mit dem Konsens schon vorbei. Die Sozialhilfe hatte aber jeder, der in Not war, bekommen, die Schuld wurde nicht gestellt. Mehr noch: Bis zur Agenda 2010 wurde nicht einmal eine Gegenleistung verlangt.

WL schrieb:
Neoliberales Gedankengut zwischen 1990 und 2005 kann man hier nachlesen:
http://www.fnst-freiheit.org/uploads/644/1997_Wiesbadener_Grundsaetze.pdf
Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand der den Sozialismus hautnah erlebt hat, die dort aufgeführten Thesen ablehnt.
Werner Liebhart

Es gibt da einige Thesen, den ich zustimmen kann (z.B. Negative Einkommensteuer, ein Ämterkonzentration Finanzamt). Wenn Sie aber ab S. 36 die Position zum Sozialstaat lesen, dann fehlt bzw. werden die gesetzlichen Sozialversicherungen zum Abschuss freigegeben.
Joachim
schrieb am 13.03.2008, 12:28 Uhr
Jetzt mal von der Theorie zur Praxis.
Ein Bekannter hat sich vor Jahren ein Haus gekauft und über eine Lebensversicherung so finanziert, das er bei Renteneintritt, das Haus fertig bezahlt. Der Renteneintritt ist jetzt da, aber die Lebensversicherung wurde abgewertet. Jetzt muß er noch ca 10 Jahre nachfianzieren, wenn das überhaupt möglich ist. Möglicherweise gibt Ihm die Bank nichts mehr. Und selbst wenn, ist eine Versorgungslücke da. So hatte er sich seinen Lebensabend nicht vorgestellt.
Wir haben in Deutschland mittlerweile ca 700 Tafeln. Das sind Häuser in denen Menschen mit nicht ausreichendem Einkommen sich versorgen können. Tendenz steigend !
Wir haben ca 1,2 Millionen Menschen die obwohl Sie arbeiten vom Staat unterstützt werden müssen. Tendenz steigend !
Das sind doch handfeste Fakten! Die kann sich jeder anschauen wenn er nur will. Ich empfehle so eine Tafel einmal zu besuchen, aber wer weiß wie lange es dauert bis man zwangsläufig da hin muß. Ich wünsche es niemand. In der Praxis sieht es halt anders aus als in eurer Theorie.
Und von den Betroffenen glaubt davon keiner mehr was und fühlt sich von den Theoretikern ganz schön aufs Glatteis geführt. Tendenz steigend!
Mit freundlichem Gruß
Joachim
lori
schrieb am 13.03.2008, 15:52 Uhr
Hallo Allerseits,

Erstmals danke ich Euch, dass ihr euch so zahlreich gemeldet habt, das Thema scheint an Resonanz nicht zu verlieren. Zweitens entschuldigt, dass ich nicht auf alle Beiträge eingehen kann.

Bitte versucht mal nicht polemisch zu sein, ich weiss das ist schwer, ich kann es auch nicht so gut. (Herr Will:Blüm meint mit "Rente ist sicher" seine eigene).

Die Frage nach der Volksverdummung habe ich gestellt, weil ich mir nicht mehr sicher bin, was richtig und falsch ist. Sowohl die eine (linke) als auch die andere Seite vertreten immer wieder dieselben Ideen. Von den Grünen kam bisjetzt eine interessante aber in ihren Beschlüsssen nicht durchgesetzte neue Idee: das Grundeinkommen! Sonst nichts. Die Debatte um einen richtigen Weg, kann man eigentlich an zwei Personen festmachen:Oskar Lafontaine und Hans Olaf Henkel. Sehe ich das falsch? Etwas Neues, bis auf die Idee des Grundeinkommens, kann ich nicht feststellen.

Was mich aber sehr aufregt ist, dass die konservativen mit unfairen Methoden arbeiten. ZB. die "Initiative Neue soz. Marktw."! Wenn nun deren Ideen so gut sind- ich halte sie eher für richtig als die des O L- dann ist es doch eine Frechheit dies im Marienhof(oder war es "Sturm der Liebe", egal, eine Nachmittagssoap) zu plazieren. Ich frage mich ob es überhaupt unabhängige Wirtschaftsinstitute gibt? Der Hans Werner Sinn ZB. redet seit Jahren immer wieder dasselbe! Ich glaube auch eine Person, eine Institution muss sich weiterentwickeln, es sei denn sie vertritt gewisse Interessen.

BSP- Mindestlohn: ich dachte, dass ist nach guter Tradition Verhandlungssache zwischen den Tarifparteien, und war eher gegen einen gesetzlichen Mindestlohn. In Europa gibt es ihn in 18 Ländern, und niemand klagt über besondere Auswirkungen auf die Arbeitslosigkeit!Ist das in D anders?

Konkreter Fall: ein Freund der in Schwierigkeiten geraten war geht zur Zeitarbeitsfirma, diese bietet ihm einen mikrigen Stundenlohn an, woraufhin der Freund auf seine Kosten hinweist. Der Arbeitgeber sagt unverhohlen:" kein Problem, den Rest bezahlt die ARGE". Bei Gelegenheit werde ich mich zu den Versicherungen und zum sehr geschmähten Kapital äussern, aber abgesehen von der Klientelpolitik der Parteien, müsste mit klarem gesundem Menschenverstand ein besserer Weg gefunden werden!

Gruss
Lori
Johann
schrieb am 13.03.2008, 18:57 Uhr (am 13.03.2008, 19:00 Uhr geändert).
lori schrieb: Die Debatte um einen richtigen Weg, kann man eigentlich an zwei Personen festmachen:Oskar Lafontaine und Hans Olaf Henkel. Sehe ich das falsch? Etwas Neues, bis auf die Idee des Grundeinkommens, kann ich nicht feststellen.

Die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens kann man auch an einer Person festhalten: Götz Werner, der Inhaber der dm Drogeriekette. Bei den Grünen gehört diese Idee mittlerweile zu einer Minderheiten-Meinung, die Grünen sind ja längst erwachsen und seriös geworden.

Wenn man seine Informationen nur von Krawallmachern holt, Glotze und Bild, dann gibt es in der Tat nur diese drei revolutionäre, systemverändernde Möglichkeiten.
Seriösere Positionen haben bei so viel Getöse einen schweren Stand.

Alle drei Alternativen haben eins gemeinsam: Sie führen zu brasilianischen Verhältnissen, die Mehrheit vegetiert vor sich hin, eine kleine Mittelschicht lebt in ständiger Angst auch abzurutschen und eine kleine Minderheit lebt in Saus und Braus.

Mit Henkel geht es auf direktem Weg nach Brasilien, mit Lafontaine über die DDR und mit Werner über ein noch nie dagewesenes Utopia.

Die erste Alternative ist vor allem für die Oberschicht interessant, die letzten beiden Alternativen für kinderlose und hedonistische Alt-68er (es gibt auch verantwortungsbewußte 68er mit Kindern!!), die noch einen angenehmen Lebensabend genießen wollen. Ein zwei Jahrzehnte kann man noch das Tafelsilber verbrauchen. Wer nach dem Motto lebt "nach mir die Sintflut" und nur noch eine Lebenserwartung von ca. 20 Jahren hat, der dürfte damit voll auf seine Kosten kommen!



lori
schrieb am 14.03.2008, 04:31 Uhr
Hallo Allerseits,

Leute ich bitte Euch: etwas langsamer, ich komme schwer nach!!!

An den Herrn Liebhard- ich werde ihn des weiteren trotzdem WL nennen und hoffe, dass er einverstanden ist- wir sollten uns nicht über Begrifflichkeiten streiten(Stichwort Neoliberalismus) oder über die historischen Wahrheiten der SV, vielmehr sollten wir uns darüber Gedanken machen ob wir systematisch von den unterschiedlichsten Interessengruppen verarscht werden. Für mich ist es immer noch ein Schock, dass Biedenkopf und Miegel von der Versicherungswirtschaft bezahlt werden. Der Lafo ist zwar ein Populist, aber das sind alle Politiker. Seine Ideen sind wohl auch schwer praktikabel, aber er vertritt sie offen.


Kollege Johann, deine Analyse mag zutreffen aber Deine Polemik gegenüber einer Gruppe(Kinderlose Alt 68er) kann ich nicht nachvollziehen. Wenn jeder auf jedem rumhackt, wo soll das hinführen? Ich habe die zwei(Henkel und Lafo) genannt, weil sie in der Tat des öfteren in den elektronischen Medien auftauchen. Wir sollten jedoch nicht so vermessen sein um zu glauben, dass Bücher uns überproportional mehr Informationen liefern! Das Buch von Götz Werner habe ich gelesen, Gott sei Dank musste ich dafür kein Geld ausgeben, denn viel mehr an Information als in den Medien ist dem Buch nicht zu entnehmen. Ausserdem ist es nicht seine Idee sondern es gab vor ihm andere die das Grundeinkommen, Bürgergeld, oder ähnliche Ideen, propagierten(ZB. Milton Friedmann "Negative Einkommenssteuer", oder Philippe van Parijs). Wir können uns aber gerne über das bedingunglose Grundeinkommen unterhalten.

Vielmehr sollte es um Grundsatzfragen gehen, wieviel Staat ist nötig, wieviel Markt?
Beispiele: hat die Privatisierung der Post oder der Telekom Vorteile für den Kunden gebracht?
Ist die private Versicherung(egal ob Renten- oder Krankenversicherung) so gut, wie kolportiert wird?
Kollege WL: ist es nicht so- entgegen aller Theorien, die man in den Schulbüchern liest- dass die Akteure der Volkswirtschaft eher zu Monopolen neigen? Ich möchte nicht mal die Energiewirtschaft als Bsp. angeben sondern ein ganz einfaches Produkt: die Nudeln! Geht man in den Supermarkt, sieht man in der Regel unterschiedliche Marken, aber die Hersteller kann man nach intensiver Forschung wahrscheinlich auf einer Hand abzählen(Nestle, Unilever, Heinz) Ich kann den einen oder anderen Verbraucher verstehen, wenn er sich über Herrn Gates aufregt, aber ist es diesem zu verdenken, dass er mit allen Mitteln seine Marktmacht schützt, zB. indem er darauf achtet , dass die Händler PC nur mit dem Betriebssystem Microsoft Windows, verkaufen?


Ich habe schon erwähnt, dass von 192 Staaten in 80 die Marktwirtschaft funktioniert, aber ich gewinne immer stärker den Eindruck, dass seit dem Zusammenbruch des Kommunismus, sie Kräfte entfesselt, die den Bürgern nicht guttun!

Gruss
Lori
getkiss
schrieb am 14.03.2008, 09:56 Uhr
[q=3167|Johann....Alle drei Alternativen haben eins gemeinsam: Sie führen zu brasilianischen Verhältnissen, die Mehrheit vegetiert vor sich hin, eine kleine Mittelschicht lebt in ständiger Angst auch abzurutschen und eine kleine Minderheit lebt in Saus und Braus.

Mit Henkel geht es auf direktem Weg nach Brasilien, mit Lafontaine über die DDR und mit Werner über ein noch nie dagewesenes Utopia.

Die erste Alternative ist vor allem für die Oberschicht interessant, die letzten beiden Alternativen für kinderlose und hedonistische Alt-68er (es gibt auch verantwortungsbewußte 68er mit Kindern!!), die noch einen angenehmen Lebensabend genießen wollen. Ein zwei Jahrzehnte kann man noch das Tafelsilber verbrauchen. Wer nach dem Motto lebt "nach mir die Sintflut" und nur noch eine Lebenserwartung von ca. 20 Jahren hat, der dürfte damit voll auf seine Kosten kommen!


In Verbindung zu den letzten Wahlergebnissen, die den populistischen Linken Erfolge brachten, ist die jetzt aufgetauchte Gesetzesinitiative von Scholtz zu werten, auf den Riester-Faktor bei der Rentenanhebung in 2008/09 zu verzichten und somit anstatt der voraussehbaren 0,5%-Erhöhung, für 2008 ca. das doppelte zu erzielen.
In meinen Augen ein vergeblicher Versuch, die Linken und die CDU in dem Wählerbereich über 60 zu "überholen". Es wird wahrscheinlich nicht gelingen, den Rentnern so für 2 Jahren eine Erhöhung vorzutäuschen, um nach den Wahlen 2009 diese Schichten wieder der Inflation preiszugeben. Um so mehr, da schon geplant ist mit der Pflegereform 0,25% wieder zurückzunehmen.
Wenn die Regierung einen Inflationsausgleich auf Basis z.Bsp. 2003 den Rentnern zukommen ließe wäre das eine akzeptable, von den Wählern honorierte Lösung, aber die geplante bringt dem Rentner kaum was...und somit keine Wählerstimmen!
getkiss
WL
schrieb am 14.03.2008, 20:57 Uhr
Sehr geehrter Lori,
es ist richtig dass seitens verschiedenster Interessensgruppen versucht wird die Menschen zu beeinflussen. Und zwar mit ganz subtilen Methoden. Die kleine Diskussion um den Begriff Neoliberalismus ist nur ein Beispiel. Manche Menschen benutzen Begriffe ohne zu wissen was sie bedeuten, denen muss man nachsichtig sein. Andere jedoch verwenden Begriffe gezielt falsch um Menschen zu beeinflussen. Die Menschen müssen aber alle Standpunkte zur Kenntnis nehmen bevor sie sich ein Urteil bilden. Der historische Teil der Diskussion erscheint mir insofern wichtig, weil nur wer die Vergangenheit kennt kann die Zukunft gestalten.

Jeder Mensch hat eigene Interessen die er als einzelner aber nie durchsetzen kann. Also schließt einer oder mehrerer Gruppen mit ähnlichen Interessen an. Ein Politiker greift diese auf bündelt sie und versucht sie durchzusetzen. Zum Beispiel ist die Zusammensetzung des Bundestages ein Spiegel unserer Gesellschaft. Weil ein Politiker nicht unbefangen sein kann, darf man so tief greifende Entscheidungen wie die Höhe der Rente, wir haben es heute im Bundestag wieder gesehen, Höhe der Rentenbeiträge, Mindestlohn u.s.w., nie den Politikern überlassen.
Es ist für unsere ganze Gesellschaft gefährlich wenn die Neutralität der Schule untergraben wird. In der von mir angegeben Studie, ich nehme an dass Sie sie gelesen haben, wird nämlich deutlich, dass in diesen Schulbücher versucht wird den Kindern eine gewisse politische Denkrichtung vorzugeben.

Was Monopolbildung betrifft haben Sie vollkommen recht, die Tendenz zur Monopolbildung liegt aber in der Natur der Wirtschaft. Deshalb muss der Staat immer dann einschreiten wenn die Gefahr einer Monopolbildung besteht. Leider hat das Bundeskartellamt doch nicht die Macht die es bräuchte um wirkungsvoll einzuschreiten. Nehmen wir als Beispiel die Übernahme von Ruhrgas durch E.ON. Das Bundeskartellamt hatte es verboten, der Bundeswirtschaftsminister Werner Müller (SPD) hat es erlaubt.
Die von Ihnen erwähnten Lebensmittelkonzerne stehen ja noch im Wettbewerb zueinander, allerdings wird das Bundeskartellamt sie im Auge behalten müssen.
Die Privatisierung der Telekom und die Liberalisierung des Telekomunikationsmarktes haben dem Verbraucher mindestens einen Vorteil gebracht und zwar niedrige Preise durch Wettbewerb. Bei der Post AG wird die Liberalisierung, die ja in der EU gewollt ist, durch Einführung des Mindestlohnes unterlaufen, darüber sind sich auch Teile der CDU/CSU Fraktion im deutschen Bundestag einig. Hier fördert der Staat ein Monopol. Bei der Deutschen Bahn ist es nicht anderes.
Ob Mr. Gates die PC-Händler unter Druck setzt kann ich nicht beurteilen, eines ist jedoch sicher, in Deutschland haben wir den Softwaremarkt zu lange unterschätzt. Es gab in den 80er und 90er, außer MS-DOS und Windows auch andere Betriebssysteme, die konnten aber mit Microsoft nicht mithalten weil es zu wenig Anwendungsprogramme dafür gab. Die deutschen Behörden haben sich alle mit Microsoft Software eingedeckt obwohl damals schon ersichtlich war, dass man sich damit in eine Abhängigkeit begibt. Wenn ich eine Industrieanlage programmiere dann will der Kunde von mir den Quellcode haben, was ja auch richtig ist. Bei Microsoft Software nimmt man einfach hin das es eine Black Box ist.

Marktwirtschaft funktioniert immer dann wenn sich der Staat raus hält, und nur im oben genannten Fall der Marktstörung eingreift.
Der Staat muss Rahmenbedingungen für eine gesunde Wirtschaft schaffen. Also für eine vernünftige Infrastruktur sorgen, für eine gute Bildung, für die Sicherheit seiner Bürger. Alles Andere können die Bürger viel besser.

Werner Liebhart

PS: WL ist OK.
rio
schrieb am 14.03.2008, 21:58 Uhr (am 14.03.2008, 22:00 Uhr geändert).
Zitat lori:
...aber ist es diesem zu verdenken, dass er mit allen Mitteln seine Marktmacht schützt, zB. indem er darauf achtet , dass die Händler PC nur mit dem Betriebssystem Microsoft Windows, verkaufen? Zitatende.

Ich kann mir bis heute nicht vorstellen wie es soweit kommen kann, in einem WirtschaftsSystem dass als "liberal" bezeichnet wird, dass man einen Fertig-PC nur mit dem BS Windows ausgeliefert bekommt. Das hat mit "freier Marktwirtschaft" meines Erachtens nicht mehr viel zu tun. Ich würde heute nie mehr einen PC mit Windows drauf kaufen und wenn ich für den Rest meines Lebens auf den Computer verzichten müsste. Wenn ich einen Braten in der Metzgerei kaufe, lasse ich mir doch vom Metzger auch nicht die Zutaten und Soße dazu diktieren. Wieso wird so etwas vom Staat toleriert? Ist das nicht Wettbewerbsverzerrung? Meiner Ansicht nach ist Microsoft Windows ein krasser Fall von Volksverdummung und der Mist gehört rausgeschmissen aus Europa. Sollen die Amis sich den Schrott reinziehen. Lasst Euch nicht verdummen von den Politikern und Gates!
Gib Gates keine Chance!
Elsi
schrieb am 14.03.2008, 22:02 Uhr
lori, deine Fragen finde ich gut.
Urteile doch selbst: Die 500 mächtigsten transkontinentalen kapitalistischen Privatgesellschaften der Welt (Industrie, Handel, Dienstleistung, Bank) kontrollierten im Jahr 2004 52% des Weltsozialprodukts, also mehr als die HÄlfte aller Güter, die in der Welt pro Jahr erwirtschaftet werden. Sie üben hiermit eine planetare Macht aus.

1% der reichsten Bewohner unseres Planeten verdienen sowiel Geld, wie 57% der Ärmsten diesaer Welt.

Microsoft hortet einen Schatz von 60 Millionen Dollar. Seit Anfang 2004 wächst er um monatlich einer Milliarde Dollar.

Der globalisierte Kapitalismus schafft ein schnelles, kontinuierliches Wachstum, ohne Schaffung von Arbeitsplätzen, ohne sozialen Aufstieg der Arbeitnehmer und ohne Erhöhung der Kaufkraft.

Das freie Spiel des Marktes ist jedoch unantastbar!????
rio
schrieb am 14.03.2008, 22:44 Uhr
Microsoft hortet einen Schatz von 60 Millionen Dollar.

Das sollen wohl Milliarden sein, aber ca 60 Milliarden ist nur das Privatvermögen des Gates, ich denke dass sein Firmenimperium noch um einiges reicher ist. Aber das ist doch nicht die Frage, sondern wie es zu diesem Reichtum kam, ist hier wichtig. Jeder kann und soll reich werden, wenn er dafür was leistet, aber wenn dieses Vermögen durch Monopolstellungen und unlauteren Wettbewerb geschaffen wird, und dies auch noch von "liberalen", demokratischen Staaten unterstützt wird, ist das eine Sauerei, auf gut deutsch gesagt. Und wenn wir schon bei Milliardenvermögen sind was ist mit dem Vatikan? Wieso rufen diese frommen Brüder immer zur Armutsbekämpfung in der Welt auf und geben nichts preis von ihren im Laufe der Jahrhunderte erschlichenen, zusammengeraubten, abgepressten und angehäuften Schätzen? Und diese haben ausser heisser Luft gar nichts produziert, nicht mal ein erbärmliches, funktionsuntaugliches Betriebssystem. Auch eine Volksverdummung ohnegleichen. Aber das Volk schluckt alles, man muss es ihm nur entsprechend schmackhaft machen und servieren.
Elsi
schrieb am 14.03.2008, 22:50 Uhr (am 14.03.2008, 23:03 Uhr geändert).
Entschuldigung- Milliarden, natürlich.
Gegenfrage: wie soll ein solcher Reichtum OHNE Monopolstellung, unlauteren Wettbewerb etc. zustande kommen. Frage: wieso darf ein solcher Reichtum zustande kommen in Anbetracht der Verarmung auf der anderen Seite?
Die Wirtschaft ist ein Instrument, nicht mehr als ein Instrument, dessen Funktionsweise nicht ein natürlichews Phänomen ist , sondern verändebar ist, sich den Bedürfnissen anzupassen hat....
WL
schrieb am 14.03.2008, 23:54 Uhr
Ich verstehe nicht wieso Mr. Gates da beschimpft wird. Der Mann hat von Null angefangen. Er beschäftigt ein paar tausend Menschen. Seine Monopolstellung ist auch nicht nur seiner Stärke zuzuschreiben, sondern auch der Schwäche seiner Mitbewerber. Und wenn einige Kunden ein Produkt nicht mögen, ich mag Windows auch nicht, müssen es nicht automatisch alle anderen auch nicht mögen. Es geht doch nur darum wie diese Monopolstellung ausgenutzt wird. Wenn es in Zukunft gar keine PC ohne Microsoft Betriebsystem zu kaufen gibt,was ja zur Zeit noch nicht der Fall ist, dann ist wieder mal das Kartellamt gefragt. Und dann wird sich zeigen ob die Entscheidung des Kartellamtes gilt oder das Machtwort eines Bundesministers.
Die Globalisierung schafft überall auf der Welt Wachstum und Arbeitsplätze und auch Kaufkraft, aber leider nicht in Deutschland. Das liegt aber nicht an der Globalisierung, sondern an den hohen Abgaben die wir alle Löhnen müssen.
Die deutsche Exportwirtschaft ist gut, wobei sie sich jetzt wegen des schwachen Dollars verschlechtern wird, bei uns ist doch der heimische Markt kaputt. Es fehlt an Kaufkraft.

Werner Liebhart
Elsi
schrieb am 15.03.2008, 00:13 Uhr (am 15.03.2008, 00:14 Uhr geändert).
Eine der Banken, die den Global Pakt unte4rschrieben haben ist die Crédit Suisse, eine der mächtigsten Banken der Welt. Sie hat lange Zeit den größten Teil der Beute des Verstorbenen Diktators Désiré Mobutu beherbergt,eine Summe, die 4 Milliarden Dollar ,übersteigt. Sie hat sich herviorgetan durch lange und hartnäckige Unterstützung des Rassistischen Regimes in Südafrika, sowie durch die Aufnahme von Drogendollars aus Kolumbien. Ich habew unglaublich großes Vertrauen darin, daß diese Bank sich unermüdlich dafür einsetzen wird, dass Menschenrechte gewahrt werden!
Joachim
schrieb am 15.03.2008, 11:18 Uhr
Hallo Herr WL,
Haben Sie etwa schon vergessen das der damalige Wirtschaftsminister Werner Müller parteilos war ? Er war zumindest nicht in der SPD, doch parteilos war er trotzdem nicht ! Wegen Befangenheit ließ er den Vertrag von seinem Staatssekretär ausarbeiten.
Aber jetzt kommt der eigentliche Skandal: Obwohl jeder gegen die Übernahme war wurde die Übernahme durch die Kanzlerstimme von Gerhard Schröder durchgesetzt!
Der Herr Schröder, der Herr Müller und sein Staatssekretär arbeiten heute nur noch für die Energieversorger.
Tja Herr WL so funktioniert die oder Ihre Marktwirtschaft.
An den Energiepreisen, egal ob Benzin, Strom oder Gas kann das jetzt jeder Bürger ablesen.
Mir fehlt da ein ganz kleines aber sehr wichtiges Wörtchen.
S O Z I A L !!!
Wenn überhaupt dann soziale Markwirtschaft.
Mit freundlichem Gruß
Joachim
WL
schrieb am 15.03.2008, 13:53 Uhr
Sehr geehrter Joachim,
vielen Dank das Sie die Sachlage etwas detaillierter darstellen. Allerdings ist Ihre Schlussfolgerung nicht richtig. So funktioniert soziale Marktwirtschaft eben nicht, wohl aber Rot/Grüne Politik. Hätten Sie meinem Beitrag aufmerksamer gelesen, würden Sie mir nicht unterstellen dass ich so etwas befürworte. Es gibt nun mal Bereiche von denen man Politiker fern halten sollte.
In Einem sind wir uns ja scheinbar einig, wir wollen beide eine soziale Marktwirtschaft. Nun sollten wir mal darüber diskutieren wie viel Sozial drin sein muss um den sozialen Frieden zu erhalten und wie viel Sozial drin sein darf ohne die Wirtschaft zu hemmen. Denn alles was man ins Soziale umleitet muss vorher erwirtschaftet werden.
Ich möchte mal mit etwas Grundsätzlichem anfangen.
Im Flugzeug vor dem Start, wird Ihnen unter Anderem gesagt wie Sie sich im Falle eines Druckabfalls verhalten sollen. Erst die Sauerstoffmaske anlegen und danach Ihren Sitznachbarn helfen. Warum wohl sollte das in dieser Reihenfolge geschehen? Sie sind ja ein hilfsbereiter Mensch.

Werner Liebhart

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