Kontinuitätstheorie versus Migrationstheorie

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cäsar
schrieb am 05.08.2007, 07:02 Uhr
Hallo Noctuus, willkommen zurück!

Noctuus Schrieb :
„aber wie wichtig das Bewußtsein, als dako-romanische Volksguppe zusammen und auf diesen Flecken Erde zu gehören ist, habe ich auch begriffen.“ /Zitat ende.

Psychologisch o. politisch kann ich dass gut verstehen.

Aber beim alle Respekt vor dem Rum. Volk, mit nur ein paar (vielleicht) Dakischen Wörter, frage ich dich, als „Sprachwissenschaftler“, kann man die heutige Rumänische Sprache als Dako-Romanisch nennen, Romanisch sicher, aber Dako—Romanisch ?

Du hast mal gesagt, Zitat Noctuus :
„Dass während der römischen Zeit aber dakisch-römische Sippen entstanden, die auch im Lande blieben, wird niemand ernsthaft bezweifeln. „/Zitat ende

Du hast recht, das ist nicht zu bezweifeln, und ich bezweifele auch nicht, dass Nachfahren von ihnen heute noch leben, Zehntausende, Hunderttausende, vielleicht noch mehr ,...

Eine vereinfachte Vorstellung von mir (und nur von mir ) über „Dakien“ : Nachdem das ruhmreiche Volk der Daker von den Römer besiegt war, die meisten Krieger getötet, und viele in die Sklaverei verschleppt waren ( wie bei den Römer üblich war ) , Kamen nach den Legionären auch viele Siedler. Nach dem Abzug der Römer ist Dakien wie ein „Wilder Westen“ geblieben. Freiheitssuchende, Steuerflüchtlinge, entflohene Sklaven, usw. (die meisten romanisch sprechend, aus den angrenzenden ehemaligen röm. Provinzen ) haben dann ihr glück dort gesucht wehrend der Wirren der Völkerwanderung ( in kleinen Gruppen, Jahrhunderte lang ) .
Gleichzeitig kamen die Hunnen, Goten, Awaren, Slawen, usw. ins Land, und haben ihre Spuren ( und mehr als die Daker ) in der Bevölkerung und Sprache hinterlassen. Von den Daker ist nicht viel übrig geblieben....

Kann man dann noch von eine mehrheitliche o. gar reinrassige Dako-Romanische Bevölkerung reden ? Gehört das nicht eher zu den Legenden ?

Außerdem protestiere ich wehement dagegen, dass alle, die eine direkte Kontinuität von den sogenannten Dako-Romanen bis zu den heutigen Rumänen noch nicht erkennen konnten, entweder als „identitätslose Sachsen“ oder nur als „nationalistische Ungarn“ , die nur Rumänien schaden Wollen, abgetan werden! Es ist einfach nicht Wahr !!!

Ave,
Cäsar

Noctuus
schrieb am 05.08.2007, 09:07 Uhr (am 05.08.2007, 13:41 Uhr geändert).
cäsar schrieb: Hallo Noctuus, willkommen zurück!
Besten Dank!

cäsar schrieb: ...beim alle Respekt vor dem Rum. Volk, mit nur ein paar (vielleicht) Dakischen Wörter, frage ich dich, als „Sprachwissenschaftler“, kann man die heutige Rumänische Sprache als Dako-Romanisch nennen, Romanisch sicher, aber Dako—Romanisch ?
Nein, kann man nicht. Habe ich auch nie behauptet, sondern hier hier stets gesagt: "Ich denke, daß KT zum Teilberechtigt ist. Es wird - wie könnte es auch anders sein? - diese Kontinuität gegeben haben, und es wird ebenfalls die spätere Einwanderung lateinisch sprechender Siedler gegeben haben. Dies schon alleine, weil die kurze Dauer römischer Besatzung nicht ausreichend gewesen sein konnte, um eine eigenständige Kulur, deren Ausdruck Sprache ja nun mal ist, zu romanisieren. Die Sprache von Besatzern stößt zunächst auf Ablehnung."

Das dominante Merkmal ist das römische, ganz eindeutig. Daneben finden sie viele Einflüsse - nicht nur sprachlich gesehen.

cäsar schrieb: Eine vereinfachte Vorstellung von mir (und nur von mir ) über „Dakien“ : Nachdem das ruhmreiche Volk der Daker von den Römer besiegt war, die meisten Krieger getötet, und viele in die Sklaverei verschleppt waren ( wie bei den Römer üblich war ) , Kamen nach den Legionären auch viele Siedler. Nach dem Abzug der Römer ist Dakien wie ein „Wilder Westen“ geblieben. Freiheitssuchende, Steuerflüchtlinge, entflohene Sklaven, usw. (die meisten romanisch sprechend, aus den angrenzenden ehemaligen röm. Provinzen ) haben dann ihr glück dort gesucht wehrend der Wirren der Völkerwanderung ( in kleinen Gruppen, Jahrhunderte lang ) .
Ob es so war, weiß ich nicht, aber warum soll es nicht auch so gewesen sein - und noch anders? Sicherlich sind lateinisch sprechende Leute in dieses Land, in dem man mit der Sprache der Römer kein Fremder mehr war, nachgezogen.

Daker werden dort auch weiterhin gelebt, sich aber mit der Zeit assimiliert haben. Was wäre ihnen auch anderes übrig geblieben? Es hat also so etwas wie eine dako-romanische Kontinuität gegeben, nur wird man sie sich nicht als ethnisches Joint Venture vorstellen dürfen.

cäsar schrieb: Gleichzeitig kamen die Hunnen, Goten, Awaren, Slawen, usw. ins Land, und haben ihre Spuren ( und mehr als die Daker ) in der Bevölkerung und Sprache hinterlassen. Von den Daker ist nicht viel übrig geblieben....
Zogen durchs Land, wie die Ungarn. Manche hinterliessen Spuren, andere kaum. Keine dieser Gruppen ist dort lange genug ansässig gewesen, um sie in die Ethnogenese des ruänischen Volkes miteinzubeziehen.

cäsar schrieb: Kann man dann noch von eine mehrheitliche o. gar reinrassige Dako-Romanische Bevölkerung reden ?
Nein, aber ich habe hier auch stets von Kultur, nie von Rasse gesprochen. Der Begriff passt auch überhaupt nicht, es sei denn, man verwendete ihn im angelsächsischen Sinne: "Race is a cultural term is used to describe what a person's ancestry is."

cäsar schrieb: Außerdem protestiere ich wehement dagegen, dass alle, die eine direkte Kontinuität von den sogenannten Dako-Romanen bis zu den heutigen Rumänen noch nicht erkennen konnten, entweder als „identitätslose Sachsen“ oder nur als „nationalistische Ungarn“ , die nur Rumänien schaden Wollen, abgetan werden! Es ist einfach nicht Wahr !!!

Ave,
Cäsar

Aber es ist was dran!
The history of Igor
schrieb am 05.08.2007, 12:44 Uhr
cäsar schrieb:
Außerdem protestiere ich wehement dagegen, dass alle, die eine direkte Kontinuität von den sogenannten Dako-Romanen bis zu den heutigen Rumänen noch nicht erkennen konnten, entweder als „identitätslose Sachsen“ oder nur als „nationalistische Ungarn“ , die nur Rumänien schaden Wollen, abgetan werden! Es ist einfach nicht Wahr !!!


Ja, da stimme ich dir zu, Caesar. Du hast vollkommen recht.

Von (Re-)Romanisierung wird nicht mit einem Wort gesprochen. Spielt eine enorme wichtige Rolle, und hilft auch die stark lateinische Natur der rumaenischen Sprache erklaeren. Wer Benedict Anderson oder Ernst Gellner gelesen hat, wuerde auch die Wichtigkeit der Druckerei im Bezug auf das Anwachsen von (Schrift)Nationalismus schaetzen.

Uebrigens Noctuus, 'race' wird im Angel-saechsischen eigentlich nicht mehr verwendet. Ethnicity, heritage, ethnic origin ist eher ueblich...
Noctuus
schrieb am 05.08.2007, 13:41 Uhr
[q=713|Uebrigens Noctuus, 'race' wird im Angel-saechsischen eigentlich nicht mehr verwendet. Ethnicity, heritage, ethnic origin ist eher ueblich...Es gibt kein Angelsächsisch, nur Englisch. Deweiteren ging es auch nicht um irgendwelchen heutigen Gebrauch, sondern um den Inhalt. Typisch für Sie, daß Sie von diesem wieder wegführen wollen. Es bleibt dabei: der Begriff "Rasse" passt nicht. Es geht um Kultur.
The history of Igor
schrieb am 05.08.2007, 14:45 Uhr
Wollte sagen: Im angel-saechsischen Raum. Der Rest meiner Bewertung steht noch.

Wenn wir ueber Kultur sprechen wollen (ich bin voll dafuer!), dann muss mit in Betracht gezogen werden, dass Kultur immer nur ein Konstrukt ist. Das trifft auf Sachsen, Ungarn, Rumaenen gleichermassen zu. Also, die rumaenische Kultur - der rumaenische Kulturraum - ist natuerlich ein Konstrukt, und hat wenig mit primordialen Werten oder Faktoren zu tun. Deshalb spreche ich immer wieder die (Re)Romanisierungsprozesse an (ungemein wichtig in der Gestaltung dieser Kultur, wie sie sich heute darstellt), die allerdings immer wieder ausser Acht gelassen werden.
lori
schrieb am 05.08.2007, 18:07 Uhr
Hallo Herr Kollege History of Igor,

Wenn du schon mal da bist....eins, zwei Fragen und einige Bemerkungen.

Du sagtest, du bist kein Freund der wie auch immer gearteten -ich nenne sie mal- Genanalyse. Warum?

Dich kann ich verstehen, dass Du auf die zwei anderen Punkte der KT nicht eingehst;(wahrscheinlich hälst Du sie auch für überholt) aber Moraru und Konsorten als Verfechter dieser Theorie müssten es tun- leider sehe ich keine Ansätze. Mit einer Genanalyse könnte man höchstwahrscheinlich die Ethnogenese(ein Punkt der KT) ein für alle mal widerlegen.

Mit dem kulturellen Ansatz, wobei die Sprache eine äusserst wichtige Rolle spielt, muss ich zugeben, dass gut jongliert werden kann sowohl die K-Theortiker als auch die M-Theoretiker.

Heutzutage, können sich zwei ausländische Bauarbeiter wenn jeder etwa 500 deutsche Wörter kennt, auf einer Baustelle sowohl mit ihren deutschen Kollegen als auch untereinander einigermassen verständigen.

Ein Durchschnittsmensch besitzt heute in seinem Wortschatz(zur Vereinfachung:ich mache zwischen aktiven und passiven Wortschatz keine Aufteilung) etwa 5000 Wörter, hochintelligente wie ZB: Einstein 20000 Wörter. Ich frage mich oft, wie war es in der Antike?

Wenn die dakischen Männer getötet wurden, ist es nicht eher so, dass die Frauen , die Sprachen der angeheirateten Männer annahmen, die mit Sicherheit nicht immer römisch war? Ergo- schon die Nachkommen (Kinder, Enkel)lernten nicht dakisch, so ging das dakische Element völlig verloren.

Ein Beispiel , das etwas mit Anpassung zu tun hat: das rumänische Wort "mahala" stammt aus dem Türkischen, und stand früher für Wohnviertel. Heute steht es für ein herabgekommenes Wohnviertel einer Grossstadt(sagen wir mal Ghetto). Stattdessen steht jetzt das romanische(französische) Wort "Cartier"(Quartier, Wohnviertel) welches das ursprüngliche Wort verdrängt hat. Könnte es derartige semantische Verschiebungen auch in der Antike gegeben haben, sprich konnte man den Wortschatz u.U. völlig austauschen?

Gruss
Lori

cäsar
schrieb am 05.08.2007, 22:31 Uhr
Igor,

ich danke für deine Zustimmung, aber meine letzte Aussage galt nicht eigentlich nur Noctuus, aber ich musste sie endlich loswerden. (die re- romanisierung ist ein anderes Thema)

Lieber Noctuus,
obwohl ich mit deine Aussagen meistens einverstanden bin, diese kann ich nicht unkommentiert lassen :

Noctuus schrieb :
„Zogen durchs Land, wie die Ungarn. Manche hinterliessen Spuren, andere kaum. Keine dieser Gruppen ist dort lange genug ansässig gewesen, um sie in die Ethnogenese des ruänischen Volkes miteinzubeziehen.“ /Zitat ende

Alle hinterließen mehr spuren als die „Daker“ !!!

Wie sind dann die ca. 20 % Slawische Wörter in der heutigen Rum. Sprache erklärbar ?
(alles kann man nicht nur mit der Orthodoxe Kirche erklären )(ist das alles nach der sog. Etnog. gescheehen? )
Irgendwo, irgendwie mussten die Vorfahren der heutigen Rumänen mit Slawischen Stämmen zusammen gelebt haben. Und dieser Einfluss ist ziemlich „Homogen“, nicht beschränkt auf Moldau, Walachei, o. Transilvanien! Und es blieb sicherlich nicht nur bei der Sprache.

Ich verabschiede mich, gehe in die Ostkarpaten auf Spurensuche! :-)))

Ave,
Cäsar

cäsar
schrieb am 05.08.2007, 23:30 Uhr
Ohh ich hätte fast vergessen,

Igor schrieb :
„Wenn wir ueber Kultur sprechen wollen (ich bin voll dafuer!), dann muss mit in Betracht gezogen werden, dass Kultur immer nur ein Konstrukt ist „ /Zitat ende

Gehe man auf eine normale Markt zw. Oradea und Constantza und höre man nur die , Musik
, o. andere Geräusche, zu. Dann weis man eigentlich wohin die Bevölkerung sich Zugehör fühlt. Osten o. Westen?

Ave!
Spongebob
schrieb am 06.08.2007, 07:49 Uhr
Geschichte mal anders.
Hört genau zu:

http://youtube.com/watch?v=8YYdbFfYqs8


Ein Bukowiner
schrieb am 06.08.2007, 08:02 Uhr (am 06.08.2007, 18:34 Uhr geändert).
CAESAR hat geschrieben:
"Gehe man auf eine normale Markt zw. Oradea und Constantza und höre man nur die , Musik
, o. andere Geräusche, zu. Dann weis man eigentlich wohin die Bevölkerung sich Zugehör fühlt. Osten o. Westen?" Ende

Ave Caesar, muritori ti salutant! (Falls ich auf lateinisch etwas falsch geschrieben habe, bitte mich zu verbessern)

Ich bin noch ein Neuling, ein Säugling auf diesem Forum und deswegen bei den heiklen und kontradiktorischen Themen (wie z.B. dieses:KONTINUITÄTSTHEORIE VS. MIGRATIONSTHEORIE)normalerweisse muß ich Maul halten. Ich habe schon bemerkt daß dieses Thema unzählige kontradiktorische Debatten ausgelöst hat.
Trotz meiner rumänischen Abstammung, ich stimme mit der rhetorischen Frage Caesars zu. Leider die Quasimehrheit der rumänischen Bevölkerung fühlt sich und gehört Richtung Osten zu.
Theoretisch - DE JURE (auf lateinisch) Rumänien befindet sich ab 01.01.2007 im ausgewählten Klub der Europäischen Union. Tatsächlich - DE FACTO sind noch einige Lichtjahre bis zu einer effektiven, realen Integration.
Temeschburg, Klausenburg, Kronstadt, insbesonders Hermannstadt (Kulturhauptstadt Europas 2007), also das was einige Jahrhunderte unter abendländischem Einfluß gewesen ist, befindet sich 70% - 80% in der Richtung Westen. Aber das ist zu wenig. Zum Beispiel Bukarest, vormals "die kleine Paris" genannt, hat sich so wie ein Moloch entwickelt, man kann sagen ungefähr wie Istanbul. Hochhäuser versus Hütten, breite Boulevards vs enge Gassen, saubere Stadtteile vs verstinkte Vororte und Ghettos, usw, usf. Das ist die Realität, traurig aber wahr.


Noctuus
schrieb am 06.08.2007, 09:39 Uhr
The history of Igor schrieb: Wollte sagen: Im angel-saechsischen Raum. Der Rest meiner Bewertung steht noch.

Wenn wir ueber Kultur sprechen wollen (ich bin voll dafuer!), dann muss mit in Betracht gezogen werden, dass Kultur immer nur ein Konstrukt ist.


Hier muss ich absolut widersprechen. Kultur ist alles andere als ein (aufgesetztes) Konstrukt, es ist der Ausdruck des (Bewußt-)Seins. Glaube, Identität, die Seelenlage einer Gesellschaft kommt in deren Kultur zum Ausdruck. Konstruierte Kulturen gibt es allenfalls in völkerkundlichen Museen - rekonstruierte.
Gehen wir mal einen Augenblick weg von den Rumänen und hin zu den Sachsen. Neben den Trachten und manchem landestypischen Rezept: was sind typische Merkmale sächsischer Kultur? Baulich sicherlich die Kirchen und Kirchenburgen. In der Literatur fanden sich zunächst Werke mit christlichen Anklängen, später wurde Zeitgeschichte aufgearbeitet: nationalsozialistische wie kommunistische, dann das Leben in den 70er und 80er Jahren thematisiert.
Wenn ich Beiträge in diesem Forum mal als repräsentativ annehme, so ist das Christliche weg. Kirchenburgen würden die Sachsen heute nicht mehr bauen, denn sie glauben kaum noch. Geschichtlich wird noch immer diskutiert, natürlich, doch der Blickwinkel hat sich verschoben. Oft geht es nur noch um persönlich erlittenes Unrecht. Das Verhalten der Volksgruppe im Nationalsozialismus und im Kommunismus spielt keine große Rolle mehr. Zusammengefaßt würde ich das als kulturellen Wandel beschreiben.

Was macht die Kultur der Rumänen aus? Zugehörigkeit zur lateinisch-abendländischen Kultur (darüber geht es doch in diesem Strang), eine tiefe Verwurzelung im christlich-orthodoxen Glauben, mühsame Aufbrüche in puncto Vergangenheitsbewältigung. Von einem Kulturabbruch kann hier kaum die Rede sein.

Was die Manele-Kritik angeht, so empfehle ich dem Herrn Cäsar den Besuch eines bundesdeutschen Hip Hop-Tempels. Was er da zu hören bekommt ist genauso repäsentativ für "die Bevölkerung" wie das, woran er sich offensichtlich auf den Märkten von Oradea oder Constanta stört.
seberg
schrieb am 06.08.2007, 09:40 Uhr (am 06.08.2007, 10:10 Uhr geändert).
Ein Bukowiner schrieb: Zum Beispiel Bukarest ... Hochhäuser versus Hütten, breite Boulevards vs enge Gassen, saubere Stadtteile vs verstinkte Vororte und Ghettos, usw, usf. Das ist die Realität, traurig aber wahr.
Habe ich das richtig verstanden: zwischen Hütten, engen Gassen und stinkenden Vororten einerseits und Hochhäusern, breiten Boulevards und sauberen Stadtteilen andererseits gibt und gabe es dort leider immer schon eine gewisse fehlende Kontinuität, dafür aber jede Menge Migration im Sinne von und zu "formă făra fond", aber auch quasi im Sinne vom lobenswerten "wer immer strebend sich bemüht..."

Apropos Igors „Wenn wir ueber Kultur sprechen wollen (ich bin voll dafuer!), dann muss mit in Betracht gezogen werden, dass Kultur immer nur ein Konstrukt ist“. Dem kann man nur zustimmen. Schon im ersten Semester lernt man: JEDE Theorie in JEDER Wissenschaft ist IMMER nur ein Konstrukt, das nur darauf wartet umgeworfen, widerlegt, de-konstruiert, falsifiziert zu werden.
Da lobe ich mir doch (oder auch nicht ) die endgültigen und ewigen Glaubens-“Wahrheiten“!

Jeder "Ausdruck des (Bewußt-)Seins" ist per se Konstrukt, auch z.B. alles was wir hier schreiben. Es sei denn wir setzen komischerweise Sein und Bewusstsein gleich, bzw. wir verwechseln absurderweise das Bewusstsein mit Sein!
Noctuus
schrieb am 06.08.2007, 10:06 Uhr
seberg schrieb: Jeder "Ausdruck des (Bewußt-)Seins" ist per se Konstrukt
Tja, Ihres vielleicht. Ich muss mir weder das Sein noch das Bewußtsein konstruieren. Beides hat sich mit der Zeit entwickelt und entwickelt sich selbstverständlich weiter.

Leute mit konstruierter Identität sind mir immer suspekt gewesen, denn ihnen allen war eine gewisse Ungeduld und Radikalität zu eigen. Logischerweise, denn sie mußten sich täglich selber davon überzeugen, daß ihr Konstrukt das Ergebnis ihrer Entwicklung war, was natürlich nicht stimmte. Um so vehementer lebten sie aber diese Lüge.
seberg
schrieb am 06.08.2007, 10:24 Uhr (am 06.08.2007, 10:45 Uhr geändert).
Noctuus schrieb: seberg schrieb: Jeder "Ausdruck des (Bewußt-)Seins" ist per se Konstrukt
Tja, Ihres vielleicht. Ich muss mir weder das Sein noch das Bewußtsein konstruieren. Beides hat sich mit der Zeit entwickelt und entwickelt sich selbstverständlich weiter.

Leute mit konstruierter Identität sind mir immer suspekt gewesen, denn ihnen allen war eine gewisse Ungeduld und Radikalität zu eigen. Logischerweise, denn sie mußten sich täglich selber davon überzeugen, daß ihr Konstrukt das Ergebnis ihrer Entwicklung war, was natürlich nicht stimmte. Um so vehementer lebten sie aber diese Lüge.


Auch das: alles sehr bewusst gedacht und geschrieben, also nichts als Konstrukt!!!

Wie schrieb schully einmal so schön an Moraru:
"genau wie er es unter Ceauşescu gelernt hat, unverbesserlich...ich wäre ja schon zufrieden, wenn es z.B. heissen würde "wahrscheinlich war es so", "laut dem historiker X hat es sich so zugetragen", "wir nehmen heute an, dass..." oder aber erwähnen, dass es auch andere meinungen gab und gibt".
Statt Ceausescu kann man natürlich auch jede andere absolute Autorität einsetzen.
Aber vielleicht beantworten Sie ja doch einmal die Frage ohne auszuweichen, lieber Noctuus: ist Sein und Bewußtsein das selbe?
Noctuus
schrieb am 06.08.2007, 10:43 Uhr
seberg schrieb: Aber vielleicht beantworten Sie ja doch einmal die Frage ohne auszuweichen, lieber Noctuus: ist Sein und Bewußtsein das selbe?Wenn sich ein Bewußtsein konstruieren läßt, dann offensichtlich nicht. Die Frage ist jedoch, ob ein Konstrukt den innerlichen (das darf man ja nicht vergessen!) wie äußerlichen Ausruck des Seins ersetzen kann. Ich glaube nicht. Leute mit konstruiertem Bewußtsein heißen Jekyll oder Hide, sind Großstadtneurotiker oder Kleinstadtcäsaren (was jetzt keine Anspielung auf den User "Cäsar" sein soll). Bewußtsein ist Ausdruck des Seins. Gehen beide getrennte Wege, so führen diese jeweils in die Schizophrenie. Als Theologe gehe ich von der seelisch-leiblichen Einheit des Menschen aus. Der Mensch ist eine Seele und hat keine. Ebenso: der Mensch ist (zumindest auch), was er bewußt ist. So gesehen gehen Sein und Bewußtsein letztlich doch nicht auseinander.

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