Herta Müller . Ehrung

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Schiwwer
schrieb am 11.10.2009, 23:46 Uhr
Hessischer Rundfunk:

"Die Literaturnobelpreisträgerin Herta Müller ist mit ihrem aktuellen Werk „Atemschaukel“ auch für den Deutschen Buchpreis nominiert, der am kommenden Montag, 12. Oktober, in Frankfurt verliehen wird. Am selben Tag startet in hr2-kultur die Lesung von „Atemschaukel“ mit dem Schauspieler Ulrich Matthes. Sie ist vom 12. Oktober bis 6. November immer montags bis freitags um 9.30 und um 14.30 Uhr als Wiederholung zu hören."
Ado
schrieb am 12.10.2009, 00:06 Uhr
Herr Fabritius .:Wenn der Verband so schnell reagiert hat mit ner Richtigstellung, nehme ich alles zurück und sage : "Entschuldigung !
---leider haben, so wie sie selber sagten, nur die seriösen ( und gut informierten ) Medien dies so übernommen !!
bankban
schrieb am 12.10.2009, 10:41 Uhr (am 12.10.2009, 10:44 Uhr geändert).
Hallo Leute, nach den vielen persönlichen Angriffen der letzten Tage, wäre es vll. nicht verkehrt, auch mal etwas Sachliches zu diskutieren. Im Zusammenhang mit Herta Müllers Literatur wurden oft Termini wie "Fäkaliensprache" etc. bemüht und dabei v.a. auf ihre Erzählung "Das schwäbische Bad" verwiesen. In der FAZ vom 9. Oktober erinnert sich Katharina Kilzer daran, wie sie und die anderen Schüler der Temeswarer Lenauschule damals die Erzählung aufgenommen haben.
Ich glaube, diese Erinnerung trägt wesentliche Informationen zur frühen Müller-Rezeption bei und hilft uns, sowohl die Erzählung selbst als auch die Diskussion in diesem Forum differenzierter zu gestalten. Hier ein Abschnitt aus dem Artikel von K. Kilzer, der online auf der HP der Frankfurter Zeitung einsehbar ist:

"Im Sommer 1981 erschienen auf den Kultur- und Literaturseiten der Zeitung die ersten Kurzgeschichten von Herta Müllers aus Nitzkydorf, aus einem der schönen Heidedörfer des Banats. Die Geschichte „Das schwäbische Bad“ las ich aufmerksam, denn diese Szenen beschrieben sehr genau das Samstagabend-Baderitual in vielen schwäbischen Häusern: Die gesamte Familie badete nach und nach im selben Badewasser.

Diese gelungene Schilderung der Wirklichkeit durch Herta Müller wurde jedoch von ihren Banater Mitbürgern missbilligt. Sie fühlten sich entlarvt, gedemütigt, beschimpft. Eine heftige Leserbriefediskussion wurde auf den Seiten der „Neuen Banater Zeitung“ ausgetragen. Die Leser, die deutschen Bewohner der Dörfer um Temeswar, die so wohlklingende, lustige Namen wie Liebling, Wurmloch, Triebswetter, Jahrmarkt, Großscham, Lowrin, Sackelhausen, Bruckenau, Großsanktnikolaus, Billed trugen, protestierten gegen diese Verunglimpfungen ihres Alltags.
Die Schüler der Lenauschule hingegen waren amüsiert. Obwohl wir Kinder von so manchem Lehrer des Gymnasiums als „Mimosen“ oder „Dorftölpel“ verhöhnt wurden, hatte sich hier eine kritische Stimme an die Öffentlichkeit gewagt. Ich bewunderte Herta Müller. Sie war sechs Jahre älter als mein Jahrgang und gehörte in der Schule zu den „Großen“. Als ich meine ersten Gedichte in der Banater Zeitung 1974 veröffentlichte, war „die Herta“ bereits eine literarische Persönlichkeit. Ihre Gedichte und Prosa wurden auf den Versammlungen der Banater „Aktionsgruppe“, gegründet 1972 von Richard Wagner, Johann Lippet und Ernest Wichner, gelesen. Die Banater Zeitung druckte trotz des Protestes vieler Landsleute weitere Geschichten von ihr, die später unter dem Titel „Niederungen“ erschienen.

In der Geschichte „Dorfchronik“ etwa lasen wir lustig klingende, aber im Unterton kritische Beobachtungen vom zunehmenden Verfall und der Entvölkerung der Region. Solche Szenen, die wir Dorfkinder der Heide- und Heckendörfer des Banats nur allzu gut kannten, wurden in den Pausen des Schulalltags an der Lenau-Schule vorgelesen. Wir kicherten darüber. Herta schrieb das, was viele dachten. Die Jugend, die westlichen Symbolen nacheiferte, in Jeans und T-Shirts herumlief, Jimi Hendrix und Janis Joplin hörte, die von einer freien Welt wie im Westen träumte, hat diese Geschichten neugierig aufgesaugt, wohlwissend, dass irgendwo Beobachter sind."

Ich kann jedem das Lesen des sehr interessanten Artikels empfehlen. So, und nun lasst uns doch wieder ernsthaft über Sachthemen diskutieren.
Armin_Maurer
schrieb am 12.10.2009, 10:53 Uhr (am 12.10.2009, 10:56 Uhr geändert).
Wurmloch ist kein „Dorf um Temeswar“. – Seinen lustigen Namen hat es übrigens von den altdeutschen Wörtern für „Drachen“= „Wurm“ und für „Wald" = „Lohe“. Bedeutet also „Drachenwald“.
Ado
schrieb am 12.10.2009, 11:02 Uhr
..genau kenn ich meine Tante kommt aus Wurmloch dem Drachenwald und genau so ist sie heute noch: ein "Hausdrache "!
getkiss
schrieb am 12.10.2009, 11:40 Uhr (am 12.10.2009, 11:41 Uhr geändert).
@bankban:"Im Zusammenhang mit Herta Müllers Literatur wurden oft Termini wie "Fäkaliensprache" etc. bemüht und dabei v.a. auf ihre Erzählung "Das schwäbische Bad" verwiesen."

Es wurde auch auf moderne Passagen in der Schaukel verwiesen, vielleicht sogar "noch poetischer", grins.

Das mit der Frau Kilzer, die, 8 Jahre jünger als Herta Müller, sich im Lenau amüsierte, ist aber ein äußerst schwaches Argument. Was so Pennäler von sich geben, wissen wir doch aus eigener Erinnerung, lach.
bankban
schrieb am 12.10.2009, 11:47 Uhr
Aber, Herr getkiss, ist nicht auch eine "Pennälerreaktion" eine Reaktion? Geht es um eine "richtige" Rezeption/Reaktion (wenn ja, wer entscheidet darüber?) oder geht es bloß allgemein um ein Meinungsbild? Mir zumindest ging es beim Zitat um zweierlei: a) zurück zum Thema zu finden (Literatur von HM und ihre Bewertung). Hierzu haben Sie die erste Meinung abgegeben, wofür ich Ihnen danke. b) darum, dass man es vll. doch zu einfach macht, wenn man jene Erzählung eindeutig verdammt. Denn die, die sie damals gelesen haben, waren zumindest teilweise, von der Erzählung nicht beleidigt gewesen, ja, sie erkannten ihre eigene Realität wieder. Und genau das wurde ja in vielen Diskussionen geleugnet. Und laut Falsifikationsprinzip genügt ja eine Widerlegung, um eine Theorie zu widerlegen...
Lavinia
schrieb am 12.10.2009, 11:50 Uhr
@bankban, Pennäler zählen nicht. Auch nicht die Meinung anderer, die nicht aus dem gleichen Kulturkreis kommen und auch nicht die jener, die keine Dissidenten waren. ebenfalls nicht diejeniger, die in den Niederungen, deren sogenannten "Fäkaliensprache" Literatur erkennen. Frauen sowieso nicht. Auch nicht jene, die ihre Schriften "deuten", interpretieren, denn die verfälschen ja die historischen Fakten.
Mal gucken...Wen habe ich noch ausgelassen...???
getkiss
schrieb am 12.10.2009, 12:16 Uhr
@bankban:"Aber, Herr getkiss, ist nicht auch eine "Pennälerreaktion" eine Reaktion?"

Natürlich. Eine Pennälerreaktion ist eine Pennälerreaktion. Und wehe den Elter(e)n, die nehmen die nicht ernst, grins.

Da kann´s womöglich wie beim Brunner auch zugehn, (hoffentlich nicht).
bankban
schrieb am 12.10.2009, 12:57 Uhr
Die Printausgabe des heutigen Spiegel enthält gleich zwei Artikel über Herta Müller, wovon der eine aus der Feder von Richard Wagner ist. Außerdem schreibt Walter Mayr in einem weiteren Artikel über die "Revolution" von 1989 in Rumänien.
Friedrich K
schrieb am 12.10.2009, 13:17 Uhr
Lavinia schreibt:
Auch nicht jene, die ihre Schriften "deuten", interpretieren, denn die verfälschen ja die historischen Fakten.

Ich glaube man sollte jedem der an dieser Diskussion teilnimmt oder teilnehmen möchte die Freiheit lassen selber zu „deuten“ und zu interpretieren. Die Tatsache dass hier eine „handvoll Berufener“ der irrigen Meinung ist die Deutungshoheit zu besitzen ist dieser Diskussion in keiner Weise förderlich und unterscheidet sie überhaupt nicht von einem Carl Gibson der sich hier als der einzig wahre Dissident aufspielte. Bei manchen Lesern muss der Eindruck entstehen dass die „Berufenen“ weit mehr wissen was in den Werken Herta Müllers zum Ausdruck gebracht werden sollte als die Autorin selber.

Um bei der „Fäkaliensprache“ zu bleiben; jeder Furz ist anders und wird auch unterschiedlich wahrgenommen, gedeutet und erkannt (auch ohne Deutungshelfer, gell …).
Lavinia
schrieb am 12.10.2009, 13:24 Uhr (am 12.10.2009, 13:28 Uhr geändert).
Friedrich K.: Sie scheinen mich mißverstanden zu haben. Oder zu wollen.
Meine Antwort bezog sich auf Beiträge, die jede Form der Interpretation unter Berufung auf Geschichtsfälschung ablehnen.
Ihren Vorwurf der Deutungshoheit kann ich nicht nachvollziehen. Hier haben sich in etwa 600 Stellungsnahmen verschiedene Menschen geäußert...
lori
schrieb am 12.10.2009, 14:12 Uhr
Etwa 300 von Dir! 300 mal dieselbe Scheisse!
seberg
schrieb am 12.10.2009, 14:18 Uhr
Lori, kann es sein, dass du nervlich gerade ziemlich fertig bist?
Lies mal ein bisschen Herta Müller, das beruhigt!
Dolfi11
schrieb am 12.10.2009, 14:27 Uhr (am 12.10.2009, 14:27 Uhr geändert).
@Lori

Scheiß Drogen...

Fäkalsprache...

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