Herta Müller . Ehrung

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Armin_Maurer
schrieb am 10.10.2009, 18:49 Uhr
@ Sepp:

Danke für die klärenden Worte!
(Diesen „R. Heß“ würde ich trotzdem lieber aus dieser Sache draußen halten – vor allem mit Rücksicht auf Herta Müller, um deren Ehrung es hier doch geht.)
Johann
schrieb am 10.10.2009, 19:54 Uhr
Glückwunsch an Frau Müller!!

P.S. Wie man weiß, spielt neben dem Werk auch die Meinung von anderen über das Werk eine nicht geringe Rolle bei der Entscheidung des Nobelpreiskommitee.
Gut informierte Kreisen berichten, dass die Argumente von Reich-Ranicki, Karaseck etc. für Philip Roth beim Kommitee einen geringen Eindruck hinterlassen haben, wie die vom HM-Fanclub hier auf siebenbuerger.de.
Daher geht ein Glückwunsch auch an diesen, wie ich mit Erstaunen feststellen muss, nicht nur lauten, sondern auch sehr kompetenten Club.
seberg
schrieb am 10.10.2009, 20:33 Uhr (am 10.10.2009, 20:35 Uhr geändert).
Nein Johann, es ist neu und war bisher nicht bekannt, dass neben Meinungen über das Werk, auch das Werk selbst eine nicht geringe Rolle bei der Entscheidung des Nobelpreiskommitees spielt.

Aber die gut informierten Kreise haben sicher recht damit, dass die Argumente von Reich-Ranicki, Karaseck etc. für Philip Roth beim Kommitee einen geringen Eindruck hinterlassen haben, so wie die vom HM-Fanclub hier auf siebenbuerger.de. eben auch.

Deinen Glückwunsch an den Fanclub kann dieser also gerechterweise wohl nicht annehmen.
NiciP
schrieb am 10.10.2009, 20:47 Uhr (am 10.10.2009, 21:10 Uhr geändert).
Herta Müller ist eine gute Autorin, die ein wenig streitbar ist. Sie hat ihre eigene Art, Dokumentationen, Lyrik, Poesie, Ausdruck, und auch Meinung zu vermitteln. Ihre Schreibweise ist beeindruckend und auf hohem Niveau. Ich stimme nicht immer und bei allem mit ihr überein (das wäre auch unnatürlich), dennoch: Ich beglückwünsche Herta Müller, die eine würdige Nobelpreisträgerin ist! Ich freue mich für sie! Ihr Stil ist einzigartig, und es ist auch das, was einen Nobelpreisträger ausmacht. Ihr neuer Roman "Atemschaukel" ist sehr lesenswert, ihre bekanntesten Werke "Herztier", "Damals war der Fuchs schon der Jäger", "Der Mensch ist der größte Fasan der Welt", sowie die Collagen-Arbeit "Die grauen Herren mit den Mokatassen" (oder so ähnlich), "der König verneigt sich und tötet", und einige weitere sollen ebenso lesenswert sein. Mal schauen, wann ich die Zeit finde, auch in diese Bücher zu schauen. Grüßle und Euch ein schönes Wochenende, Nici
Lavinia
schrieb am 10.10.2009, 21:55 Uhr
Im Spiegel online von heute.

"Mit gezielten Einschüchterungen und Denunzierungen wollte der rumänische Geheimdienst die Nobelpreisträgerin Herta Müller vom Schreiben abbringen. Ihr Weggefährte und Schriftstellerkollege William Totok erinnert sich an die gemeinsam erlittene Zeit der Schreckensherrschaft."

www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,654169,00.html
Schiwwer
schrieb am 10.10.2009, 22:01 Uhr (am 10.10.2009, 22:13 Uhr geändert).
Mir persönlich gefallen ihre Essays auch sehr gut, am meisten aber "Der fremde Blick oder das Leben ist ein Furz in der Laterne".

Sie beschreibt, dass sie den "fremden Blick" aus Rumänien mitgebracht hat, d.h. sie war so veranlagt, dass sie Situationen, Konstellationen anders einschätzte, als es für die meisten offensichtlich war - wohl schon in ihrer Kindheit.
Hier in Deutschland merke ich sofort, wenn jemand eine Weile im Ausland gelebt hat und zwar nicht in einem Wohlstandsstaat; solche Menschen haben über ihren Tellerrrand hinausgesehen, sie kriegen auch einen "fremden Blick". Es sind leider nur wenige.

Johann, heute las ich in einer Zeitung, dass der Stockholmer Jury-Chef Peter Englund absolut alles von ihr gelesen habe. Überhaupt scheint es, dass die öffentliche Meinung in Schweden Herta Müller besser kennt, als die von hier in Deutschland.
getkiss
schrieb am 11.10.2009, 08:47 Uhr (am 11.10.2009, 08:49 Uhr geändert).
Danke für den Link, Lavinia.
Die Stimme von Totok - zu Herta Müller wurde bis jetzt vermisst. Er beschreibt Sie als Gruppenmitglied der Gruppe sehr jungen Autoren, die Verhältnissen in Rumänien verbessern wollten. Deswegen wurden Sie von der Securitate beobachtet, verhört und schikaniert.
In diesem Zusammenhang meldet sich Carl Gibson zu Wort, mit den altbekannten Fragen an Herta Müller.
Prompt wird er von dem Redaktionellen Mitarbeiter von Totok bei den "Halbjahresschriften..." bekämpft.

Es ist in diesem Forum ein altbekannter "Vergangenheitsbewältiger", Klaus Popa.

Wie Gibson auch, wegen ellenlangen, sich wiederholenden Beiträgen voller Beschimpfungen aus diesem Forum durch Schreibverbot entfernt.
Jetzt macht er sogar einen interessanten Vorschlag, über was man in der Diskussion betr. Herta Müller diskutieren sollte, ich zitiere:

"Es ist doch entscheidend, dass von den beiden großen deutschen Siedlungsgruppen in Rumänien kein Siebenbürger Sachse, sondern eine Banater Schwäbin den Nobelpreis bekam. Und damit im Zusammenhang die Frage, wieso es eine Banater Schwäbin und keine(r) Siebenbürger Sachse/Sächsin diesen Preis erhielt. Das sind Fragen, die zu diskutieren es sich lohnt. Vielleicht versuchen es mal, Herr Gibson, sich dieser Fragen anzunehmen. Dann wird die Diskussion mit Ihnen sicherlich spannender."

Eine Diskussion über diesen Vorschlag finde ich interessant.
Wollen wir darüber streiten?
Ist dies überhaupt ein konstruktiver Ansatz zum Thema oder ein Versuch zu dividieren, auf Basis von Nebensächlichkeit?
Lavinia
schrieb am 11.10.2009, 09:32 Uhr (am 11.10.2009, 09:58 Uhr geändert).
Den von getkiss mit Fettdruck markierten Auszug aus dem Spiegelforum interpretiere ich als Anspielung darauf, dass die Banater Gemeinschaft damals und auch jetzt Gründe sah, sich von Herta Müller zu distanzieren, so schwerwiegende Gründe, dass sie sie faktisch aus ihrer Gemeinschaff ausschloß, während die Siebenbürger Sachsen einen vergleichsweise etwas lockereren Umgang damals und heute zu ihr/zu ihren Themen pflegen.
Um so schwieriger ist es jetzt für diese kleine Gemeinschaft mit dem riesigen Erfolg Herta Müllers umzugehen. Was Gibson bis zur völligen Absurdität beweist.

Eigentlich wird damit auch deutlich, dass Absurdes, wie die Litaneien Gibsons, noch zu toppen wären, durch eine ähnlich sinnlose Diskussion...

Auch Klaus Popa ist es mit Sicherheit nicht entgangen, dass sich Carl Gibson von seinem persönlichen Feldzug gegen Herta Müller und Richard Wagner durch nichts abbringen läßt...
Also kann man den Sinn des Zitats von Popa nur aus einer anderen Ebene verstehen.




Lavinia
schrieb am 11.10.2009, 09:54 Uhr (am 11.10.2009, 10:01 Uhr geändert).
@getkiss: "Eine Diskussion über diesen Vorschlag finde ich interessant.
Wollen wir darüber streiten?
Ist dies überhaupt ein konstruktiver Ansatz zum Thema oder ein Versuch zu dividieren, auf Basis von Nebensächlichkeit?"

Wieso findest du einen solchen Vorschlag interessant?
Was bezweckst du damit?


(Übrigens, getkiss, du kannst mich ruhig duzen. Das Beschimpfen und Verunglimpfen wird durchs Siezen nicht weniger verletzend...glaub's mir.)
getkiss
schrieb am 11.10.2009, 09:54 Uhr (am 11.10.2009, 09:55 Uhr geändert).
Nein Lavinia, der Text ist keine Anspielung.
Es ist eine Aufforderung zur Diversion:

"wieso es eine Banater Schwäbin und keine(r) Siebenbürger Sachse/Sächsin diesen Preis erhielt. Das sind Fragen, die zu diskutieren es sich lohnt."

Das die banater Schwaben Schwierigkeiten im Umgang mit Herta Müller haben ist normal, nach dem WIE Sie die beschrieb. Das SIE auch Schwierigkeiten des Umgangs mit der Volksgruppe hätte, ebenso.

Und Sie haben Recht, SO eine Diskussion, wie von Popa vorgeschlagen, erübrigt sich. Es gibt Differenzen zwischen den 2 Volksgruppen, die sind aber in diesem Fall NICHT RELEVANT.
Lavinia
schrieb am 11.10.2009, 10:03 Uhr (am 11.10.2009, 10:33 Uhr geändert).
@getkiss: "Nein Lavinia, der Text ist keine Anspielung.
Es ist eine Aufforderung zur Diversion"

Du wirst verzeihen müssen, wenn ich mich dem Diktat deiner Meinung nicht beugen kann, ohne nach Belegen für deine Behauptung zu verlangen. (Dass du es sagst ist allerdings kein Beleg...Und an der Oberfläche eines Textes zu bleiben auch nicht)
Lavinia
schrieb am 11.10.2009, 10:48 Uhr (am 11.10.2009, 11:08 Uhr geändert).
Korrektur!

www.faz.net/s/RubBF80E0BCB9BE4D30B11BB6D4CFBD637E/Doc~E336C466761F24A91BE38E89035423073~ATpl~Ecommon~Sspezial.html

"Mit ihren Romanen „Der Fuchs war damals schon der Jäger“ (1992), „Herztier“ (1994) und „Heute wäre ich mir lieber nicht begegnet“ (1997) hat die Autorin eine Trilogie über das Leben in einem totalitären Überwachungsstaat geschaffen, der selbst die engsten zwischenmenschlichen Beziehungen unterhöhlt. Dafür wird sie in Rumänien bis heute als Nestbeschmutzerin verunglimpft; noch als sie im vergangenen Jahr nach Bukarest reiste, so hat sie es erst kürzlich in einem zutiefst verstörenden Aufsatz in der „Zeit“ geschildert, wurde sie beschattet."


Herta Müller wurde/wird als Nestbeschmutzerin von ihrer eigenen Gemeinschschaft beschimpft.
In Rumänien wurde sie, wie sie selbst schildert, beschattet.

Beatrice Unger, Hermannstädter Zeitung sagt folgendes:
"Über Herta Müller ist immer so geschrieben worden. Sie ist hierzulande ja auch bekannt, nach 1990 hat sie viele Interviews im Fernsehen und im Radio gegeben und oft in rumänischen Zeitungen geschrieben. Man hat sich da nicht distanziert, im Gegenteil."

www.faz.net/s/RubD3A1C56FC2F14794AA21336F72054101/Doc~E1CD3CCF6E95C4260A40E18846DF5434C~ATpl~Ecommon~Scontent.html
lori
schrieb am 11.10.2009, 11:40 Uhr
Hallo Allerseits,

So kleinkarriert wie Herr Reich- Ranicki möchte ich nicht sein und sage: Herlichen Glückwunsch an Herta Müller. Die Deutungshochheit geschichtlicher Ereignisse(siehe Seite 23, 11h16) darf jedoch nicht Einzelpersonen überlassen werden,trotz ihrer hervorragender Leistungen.

Allen Kritikern(mir inklusive) gebe ich folgenden Rat: wir sollten uns etwas zurücknehmen.Herta Müller stammt aus unserem Millieu (Rumänen, Roma und alle anderen miteinbezogen), wir haben sie produziert. Ob wir wollen oder nicht, wir sind alle ein bisschen HM!

Dem Lavinia(wahrscheinlich Klaus Popa) der hier in alter Securitate- Manier pöbelt,verleumdet , lügt, altgediente User die sich nicht feige hinter einem Nicknamen verstecken diskreditiert, so dass ich schon um rechtlichen Beistand ersuchte,sei gesagt: was Frau Müller zu Ro in der SZ. vom Freitag(9.Okt) gesagt hat, dem kann ich zu 1000% beipflichten!Ergänzungen gibt es nur zu Genüge hier in den Foren.

Zu den Medien: ich war in der glücklichen Lage sowohl die elektronischen als auch die Print Medien im Detaill zu verfolgen. In den ersten Meldungen tat sich das Fernsehen sehr schwer mit der Identitätsbeschreibung(Deutschrumänin, aus meiner Sicht, die schlechteste Bezeichnung) In den grossen Tageszeitungen vom Freitag(SZ, FR, FAZ) gibt es nichts zu meckern! Ausserdem möchte ich betonen, dass die Identität doch sehr persönlich sein sollte,und nicht andere diese verteilen sollten, wie Gummibären im Supermarkt!

Schönen Sonntag noch!

Gruss
Lori

Armin_Maurer
schrieb am 11.10.2009, 12:10 Uhr
Ist es nicht Wurscht wem Herta Mülleroder wasgehört ?

Die in den Medien viel diskuttierte Frage, wer alles ein Anrecht darauf besitze, sich durch die Nobelpreisverleihung an Herta Müller mitausgezeichnet, ideell bestätigt und ethnisch hervorgehoben zu fühlen, nimmt sich vor dem Hintergrund eines literarischen Schaffens, das thematisch immer und ausschließlich um ein Ausgeschlossensein (aus der Familie und aus der Volksgruppe) und ein Verfolgtwerden (aufgrund politischer Überzeugungen und sexueller Neigungen) kreist, so aus, als wolle ein Metzger, der inzwischen nur noch Biofleisch verkauft, sich ein Stück abschneiden vom saftigen Kotelett, das seitens einer internationalen Gourmetrestaurantkette perfiderweise einer Vegetarierin vorgestetzt wurde, welche einst – in ihrer Kindheit – ein sadistisch veranlagter Lehrer vor den Augen ihrer versammelten Schulklasse gezwungen hatte, im Laden des besagten Metzgers Hermannstädter Salami in sich hinein zu stopfen, bis sie sich in den Philodendronkübel hinter der Wursttheke erbrach.
Schreiber
schrieb am 11.10.2009, 12:24 Uhr (am 11.10.2009, 12:43 Uhr geändert).
Die Frage Klaus Popas, warum eine Banater Schwäbin und nicht ein Siebenbürger Sachse den Preis bekommen hat, ist derart daneben, dass sich jede Spekulation über Popas Beweggründe zu derartiger Aufstachelei erübrigt.

Ihm ist entgangen, dass der Literaturnobelpreis nicht nach ethnischen Kriterien vergeben wird. Herta Müller hat ihn als Person - wohl hauptsächlich für Atemschaukel - bekommen. Müller ist Schwäbin. So einfach ist das.

Oder will Popa hören: "weil Oskar Pastior zu früh verstorben ist"? Wie dumm, hier den einen gegen die andere ausspielen zu wollen.

Wäre das Projekt "Atemschaukel" von beiden gemeinsam zu Ende gebracht worden, wären vielleicht beide Nobelpreisträger geworden, oder auch keiner von beiden. Müller selbst sagte nach der Bekanntgabe, es hätte Oskar Pastior (dem sie damit symbolisch postum seine Hälfte des Preises symbolisch zuspricht - welch kollegial große Geste von Müller) noch mehr gefreut, als sie.

Nun reißt sich aber jeder um einen kleinen Strahl des Sonnenscheins, der mit dieser Verleihung an unserem Horizont aufgegangen ist. Wer nichts davon erhaschen kann, weil er sich weder mit der Autorin noch mit dem Thema verbunden wähnt, füllt Diskussionsforen mit dummen Fragen ...

Wer ist denn nun alles Nobelpreisträger?

Ganz bestimmt und zuallererst - vielleicht sogar alleine - Herta Müller!

Danach
- Oskar Pastior und seine tatsächliche und literarische Zusammenarbeit mit Müller,
- sein Erlebtes in Russland,
- das Unrecht der Verschleppung nach Russland schlechthin,
- die Geschichte der Siebenbürger Sachsen, die über das Pastior-Schicksal und den Müller-Roman nun derart im Blickfeld sind,
- die Deutschen aus Rumänien alle zusammen,
- die Deutschen in Deutschland, die nun über den Begriff "Deutsche" nachdenken und diesem immer neue (ausgrenzenden oder einschließende?) Facetten meinen hinzuerfinden zu müssen, weil Journalisten manchmal entweder dumm oder ignorant oder uninformiert oder nur unprofessionell oder alles zusammen sind.
- der Staat Rumänien, dessen Medien den Preis als "premiul Nobel despre Romania" (despre=über) proklamieren und verkennen und verschweigen, dass der Ansatz des Themas in Atemschaukel eines der widerlichsten Verbrechen des rumänischen Staates an den eigenen Staatsbürgern deutscher Volkszugehörigkeit (Siebenbürger Sachsen, Banater Schwaben und andere Deutsche) schildert?
- ein klein bisschen sogar die Freunde Pastiors, die ebenfalls im Erlenpark umherstreifen mussten - und es vermutlich heute noch tun müssen, weil es in Hermannstadt keine einzige schwule Kneipe gibt oder geben darf oder geben kann; also doch "premiul Nobel despre Romania"

Die Liste würde noch sehr lange, wenn wir sie weiterdenken würden. Na ja, wenn alle Deutschen seit Ratzinger "Papst" sind, dann sind jetzt alle Deutschen aus Rumänien erst Recht "Nobelpreisträger".

Ich freu mich über soviel Ehre: Papst und Nobelpreisträger zugleich, und Fußballweltmeister a.D. und was nicht alles noch.

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