Sachsenkinder sollen Rumänisch als Muttersprache unterrichtet bekommen

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Armin_Maurer
schrieb am 22.09.2009, 12:12 Uhr (am 22.09.2009, 12:27 Uhr geändert).
@ Johann:
Mit keiner Silbe wollte ich die Siebenbürger Sachsen hüben und drüben pauschal verunglimpfen. Wenn ich mich dazu erkühne, zu behaupten, dass man aus der Homepage von Klaus Johannis erkennen könne, wie weit es mit uns Siebenbürger Sachsen in Rumänien gekommen ist, so möchte ich damit sagen:

Ist es nicht furchtbar traurig, dass ein deutschstämmiger Bürgermeister von Hermannstadt, der das „Forum der Deutschen in Rumänien“ vertritt, glaubt seinen Namen rumänisch schreiben zu müssen, ferner die deutsche Sprache weglässt (umgeht, vernachlässigt, unterschlägt, leugnet, sich dieselbe nicht erlaubt... suchen Sie sich bitte einen Ihnen genehmen Ausdruck heraus), während ein Parlamentarier der für das Deutsche Forum im rumänischen Parlament sitzt, sich für einen besseren rumänischen Unterricht stark macht?

Wenn das alles auf Sie nicht weiter befremdlich wirkt, dann frage ich Sie, ob Sie der Ansicht sind, dass diese eindeutig rumänisch-nationalistischen Tendenzen (die von den Repräsentanten des Deutschen Forums auf Druck durch den rumänischen Staat oder gar freiwillig mit getragen werden) von Deutschland aus weiterhin unter dem Deckmantel der deutschen Minderheitenförderung in Rumänien subventioniert werden sollen?

Ich jedenfalls bin der Überzeugung, dass es sich bei diesen „Randerscheinungen der Weltgeschichte“ um gezielte rumänisch-nationalistische Infiltration in die Gremien der in Rumänien verbliebenen Deutschen handelt, welchen (siehe meinen ersten Beitrag zu diesem Thema) seitens des rumänischen Staates die Rolle eines deutsch (und damit vertrauenswürdig) etikettierten Brückenkopfes zugewiesen wurde, dessen anderes Ende unsere gute alte Landsmannschaft in Deutschland bildet. Das ist unter der Brückenfunktion der Siebenbürger Sachsen zu verstehen.

Jene siebenbürgisch-sächsischen Familien, die ihr durch den rumänischen Staat gestohlenes Eigentum an Boden und Immobilien zurück erhalten wollen, werden über diese Brücke bestimmt nicht mehr in das Land ihrer Vorfahren finden, denn dieses Land ist mit vorgehaltener Hand längst zum Handelsgut der neuen Brückenbauer erklärt worden.

Da passt es gut ins Bild, wenn man als Restitutionsberechtigter der materialistischen Gier geziehen wird; - das lenkt dann wunderbar von der erfolgreichen Gier der Brückenspezialisten ab.

Szandman
schrieb am 22.09.2009, 12:16 Uhr
Also, da hätten wir mehr oder weniger professionelle Augenauswischer, die meist in mehr oder weniger engem Kontakt mit diversen die Sachsen zu vertreten vorgebenden Organisationen stehen. Dann hätten wir da ein paar Schönschwätzer, die das Loblied der heilen Welt trällern. Weiters der große Tross der Selbstbeschummler, die von der glorreichen, satten, unabhängigen, edlen, usw., usf., Vergangenheit der Sachsen phantasieren, eine Handvoll, teilweise bereits verbitterter, Realisten. Kann man also alle abhaken. Echt gut repräsentative Präsenz.

Nur, bitte wo sind denn die sächsischen Kinder in Siebenbürgen? Bislang ging jeder dem Kern der Thematik aus dem Wege. Dieser famose Herr Gantz hat darauf hingewiesen, dass es besser wäre, lernten die Sachsenkinder in Rumänien besser Rumänisch. Mag sein, dass er diese Aussage in schlechtem Deutsch, mag sein, dass er diese Aussage in schlechtem Rumänisch, gemacht hat. Vielleicht wird er auch verleumdet und er hat diese Aussage sowohl in erstklassigem Rumänisch als auch in erstklassigem Deutsch gemacht. Es sei dem wie es auch immer sein mag.

Nur, ohne die sächsischen Kinder in Rumänien ist alles was der famose Herr Gantz und wir Besserwisser, die wir uns über den famosen Herrn Gantz des Langen und des Breiten in diesem Forum auslassen, so zum Besten geben, völlig für die Katz! Also, jetzt sollten wir schon, auch zumindest auf die Einerstelle genau, wissen wie viele Kinder im schulpflichtigen Alter in Rumänien denn noch einen Vater und eine Mutter haben, mit denen sie in ihrem Heimatland Rumänien zumindest zu Hause Sächsisch sprechen. Schönschwätz, Selbstbeschummel und Augenauswischerei mal beiseite, was ist denn an der ganzen G´schicht wirklich noch dran?
Szandman
schrieb am 22.09.2009, 12:33 Uhr
Ähem, sollte die Antwort lauten, NIX, dann sind wir alle miteinander ganz schön meschugge, da wir dann um des Kaisers Bart herumdiskutieren.
Armin_Maurer
schrieb am 22.09.2009, 12:42 Uhr (am 22.09.2009, 12:51 Uhr geändert).
Ja, werter Herr Szandman, wir vergaßen darob die Kinder.

Mit diesen Kindern verhält es sich folgendermaßen:

In den deutschen Schulen Rumäniens sind fast nur noch rumänische Kinder und Kinder der Volksgruppe der Roma.

Die siebenbürgisch-sächsische Mundart ist, ob wir es wahr haben wollen oder nicht, so gut wie tot. Sie ist nicht nur sehr selten geworden, selbst da, wo sie gesprochen wird, verstummt sie augenblicklich, sobald sich ein hochdeutsch Sprechender hinzugesellt.

Es besteht ein berechtigtes und m.E. erfreuliches Bestreben bei vielen Eltern in Rumänien, ihren Kindern den Zugang zur Kultur und Sprache der Deutschen zu ermöglichen.

Das finde ich sehr schön, bedeutet es doch, dass das Leben und Wirken unserer siebenbürgisch-sächsischen Vorfahren weiterhin Früchte tragen wird, wenn auch der Baum neu gepfropft wurde.

Noch schöner fände ich es, wenn der rumänische Staat endlich sein Versprechen der Rückgabe aller von seinen Bürgern gestohlenen Güter wahr machte, jene Siebenbürger Sachsen, die solches wünschen, sich erneut in ihren Häusern niederlassen dürften und solcherart die deutsche Sprache an den deutschen Schulen Rumäniens neue Impulse erhielte, ohne dass deshalb der rumänischen Sprache & Kultur auch nur die geringste Unbill entstünde.

… und: freilich dsikuttieren wir um des Kaisers Bart, denn „les jeux sont faits. rien ne va plus.“ (siehe meinen vorigen Beitrag)
Szandman
schrieb am 22.09.2009, 12:47 Uhr
Hmm, mit Geld werden Sie, außer Lumpenproletariat, kaum noch wen dazu motivieren können sich Kinder zuzulegen. Sie werden doch nicht die geschätzten Sachsen als Lumpenproletariat deklarieren wollen, deren Fertilität man kaufen könnte?
Klassiker
schrieb am 22.09.2009, 15:09 Uhr
"Wenn Johannis, wie auf der Homepage des Forums steht ..." (Johann)

Tja, wessen Homepage ist es denn nun? Johannis', des Hermannstädter Bürgermeisters oder des Deutschen Forums?
Armin_Maurer
schrieb am 22.09.2009, 16:39 Uhr (am 22.09.2009, 16:41 Uhr geändert).
Wie bei allen Machwerken, ist nur schwerlich ein Unterschied auszumachen, was sie vorgeben zu sein und was sie wirklich sind:

Die Internetadresse selbst, www.klausjohannis.ro, suggeriert, dass sich ein Mensch dieses Namens hier präsentiert. Sobald man die Website aufruft, erfährt man, dass es sich um einen Klaus Werner Iohannis handelt, der sich dankbar grinsend auf rumänisch, – und nur auf rumänisch –, bei seinen Wählern für die Bestätigung im Amt als Bürgermeister von Hermannstadt bedankt.

Er tut solches als Teil der Mannschaft eines Demokratischen Forums der Deutschen, welches jedoch auf dieser Homepage konsequent als „Forumul Democrat al Germanilor din România (FDGR)“ bezeichnet wird und allem Anschein nach diesem Klaus Werner Iohannis untersteht, wobei er im Gegenzug „ein Herz für dieses Forum“ besitzt, – oder wie darf ich sonst das neckische Signet rechts oben auf dieser Homepage deuten?

Vielleicht ist es auch wirklich besser, diese Internetseite nicht ins Deutsche zu übersetzen. So bleiben alle Peinlichkeiten nur auf rumänisch gesagt.
Serban
schrieb am 25.09.2009, 08:45 Uhr (am 25.09.2009, 08:45 Uhr geändert).
Servus Leute,

Ich habe mir auch die Seite des Buergermeisters angeguckt. Meiner Meinung nach wurde die Seite im Vorfeld der Wahlen ausschliesslich fuer die rumaenische Waehlerschaft des Herrn Johannis gestaltet. Anders als bei der UDMR, sind die Waehler des Forums ueberwiegend rumaenischer Sprache.
Liest mal bitte den Teil mit der Info bezueglich Forum: alles ist neutral eingepackt, nach dem Motto: Rumaenien braucht ein paar Deutsche, komm, lass euch helfen. Peinlich? Na ja, Politik ist nun mal eben so. Mit diesen (rumaenischen) Stimmen ist er Buergermeister geworden. Und ueber seine Leistungen muessten sich eher die Hermannstaedter hier im Forum auessern.
Gruss,
Andrei

P.S. Klaus Johannis heisst auf Rumaenisch nicht Claudiu Ioanis, sondern Nicolae Ioan. Fuer Werner habe ich noch nichts gefunden

lori
schrieb am 27.09.2009, 20:04 Uhr
Zitat Armin- Maurer:"Ist es nicht furchtbar traurig, dass ein deutschstämmiger Bürgermeister von Hermannstadt, der das „Forum der Deutschen in Rumänien“ vertritt, glaubt seinen Namen rumänisch schreiben zu müssen,..."

Ist das wahr, wie schreibt er sich? Ich gehe davon aus, dass im späteren Beitrag der Kollege Andrei scherzt!

servus
Armin_Maurer
schrieb am 27.09.2009, 22:11 Uhr
@ lori:
Es ist freilich spekulativ, ob es sich um eine Romani/Rumänisierung des Namens "Johannis" handelt, wenn dieser sich auf seiner Homepage mit "I" statt mit "J" schreibt (schreiben lässt; - ich weiß nicht, wer ihm den Internetauftritt erstellt hat ...)

Das allein wäre auch nicht so schlimm. Aber alle Inhalte auf der besagten Website sind nur rumänisch.

Kann man das als reinen Zufall werten? Wohl kaum. Ist es Taktik? Vermutlich. Hat er das nötig, sich so zu verleugnen? Wäre schlimm.

Andererseits muss ich sagen, dass die Missverständnisse zwischen den Siebenbürger Sachsen, – nicht zuletzt bedingt durch die Eiertänze, welche sie zur Volksmusik balkanischer und westlicher Herkunft zu vollziehen genötigt sind –, ungemein groß geworden sind.

Was wissen wir wirklich, über Klaus Johannis? Wie steht er etwa dem Thema „Restitution“ gegenüber? Würde er sich über den Rückzug oder die rumänisch-deutsche Zweistaatlichkeit einiger Siebenbürger Sachsen freuen? Oder zieht er es vor, die gestohlenen und verwaisten Häuser und Grundstücke den globalisierenden Investoren bereitzustellen?

Fragen über Fragen. Am Dialog mit Enteignugsopfern des rumänischen Nationalkommunismus (der historisch freilich überholt, gesellschaftlich in Rumänien jedoch immer noch virulent ist) war er nie interessiert.
Armin_Maurer
schrieb am 28.09.2009, 10:16 Uhr
@ Serban:
Danke für die Recherche & auch für den Hinweis auf die perfekte rumänische Übersetzung des Namens „Klaus Johannis“ ins Rumänische! Ich fürchte jedoch, dass man den Herren als „Nicolae Ioan“ nicht mehr identifizieren könnte, weshalb die Mutation zu „Iohannis“ als erster Schritt in die von ihm gewünschte Richtung vermutlich auch das Maximum der Anpassung markiert.

Sehr aufschlussreich in diesem Zusammenhang ist übrigens die bei Siebenbürger Sachsen ungemein hohe Bereitschaft zur Selbstverleugnung. Beim Schäßburger Treffen vergangenes Wochenende in Dinkelsbühl hatte ich die Gelegenheit, die im Brustton der Überzeugung vorgebrachte These eines aus Schäßburg stammenden siebenbürgisch-sächsischen Architekten zu vernehmen, wonach die Vereinnahmung der siebenbürgisch-sächsischen Baudenkmäler als „rumänisches Kulturgut“ nur die konsequente Weiterführung des Gedankens sei, dass wir Siebenbürger Sachsen vor dem bundesdeutschen Staat als Rumänen gälten. Zwar als Rumänen deutscher Abstammung, doch nicht desto trotz als Rumänen.

Ist das wahr? Und was tut der Verband der Siebenbürger Sachsen – voarausgesetzt, die Aussage stimmt – gegen diese wohl auch völkerrechtliche Fehleinschätzung?

Jedenfalls lautet meine Antwort auf die mich beschäftigende Frage, „wie konnte es so weit kommen, dass die Kultur der Siebenbürger Sachsen, anders als die der Ungarn in Siebenbürgen, von der rumänischen Bevölkerungsmehrheit so erfolgreich vereinnahmt wurde?“, ganz einfach: Weil die Siebenbürger Sachsen bei der Preisgabe ihrer Häuser und Grundstücke, ihrer Geschichte und Identität aktiv mitgeholfen haben und sich immer noch zu schwach fühlen, um die Zeugnisse ihres 900-jährigen Wirkens in Siebenbürgen selbstbewusst gegen nationalistische Vereinnahmungstendenzen durch rumänische Chauvinisten (die keine Chimäre sind, sondern die es nun einmal wirklich gibt!) zu verteidigen.

Freilich darf das Pendel auch nicht in die andere Richtung ausschlagen, dass etwa die verbliebenen Siebenbürger Sachsen sich als Nachkommen der Erbauer einer Vielzahl wohlgestalterter Städte und Dörfer Siebenbürgens den dort lebenden Rumänen überlegen fühlten. Aber von einem solchen Extrem sind wir gottlob auch weit entfernt.

Wenn eine Grundschullehrerin kommender Generationen in Siebenbürgen zum Stundturm von Schäßburg aufblickt (gesetzt den Fall, er bleibt der Nachwelt erhalten) und zu ihren Kindern sagt, „Ia uitaţi-vă, ce-au construit strămoşii noştri!“ („Schaut mal, was unsere Vorfahren gebaut haben!“) und vielleicht ein türkischer Germanist, der gerade an seiner Doktorarbeit über den Dialekt der Siebenbürger Sachsen arbeitet, wohlwollend dem Klang der welschen Sprache nachlauscht und vielleicht dasselbe denkt, weil wir die nationalen Vorstellungen längst überwunden haben und der Rückblick ein menschheitlicher geworden ist, so wie wir heute Steinzeitmalereien als die Zeugnisse „unserer Vorfahren“ betrachten, auch wenn sie in einer südfranzösischen Höhle angebracht wurden, – ja dann hätte die Weltgeschichte eine hübsche Richtung eingeschlagen.

Bis dahin aber wäre es durchaus wünschenswert, wenn auf einer Informationstafel vor dem Schäßburger Stundturm, so ganz im Nebenbei auch die Bemerkung stünde „… construit de saşii din Transilvania …“ und – nicht zu vergessen – es auch eine deutsche Version der Homepage von Klaus Johannis gäbe, welcher ja ein Respräsentant des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien ist und nicht ein Vertreter der Höhlenmaler von Lascaux.
bankban
schrieb am 28.09.2009, 10:38 Uhr
"Să luăm acum exemplul Sighişoarei: cetatea şi străzile baroce contrastează triumfal cu cartierele moderne, la fel de impersonale şi mizere din punct de vedere estetic şi urbanistic ca şi cele din restul oraşelor României. Sighişoara istorică menţine viu un trecut şi o identitate – a saşilor din Transilvania, care pot convieţui cu propria istorie. Desigur, Sighişoara a avut şansa să nu fie distrusă de comunişti şi să se bucure după 1989 de preocuparea autorităţilor, care au reuşit să obţină pentru ea statutul de monument UNESCO. Acest statut a apărat-o în perioada guvernului Adrian Năstase de desfigurarea pe care i-ar fi cauzat-o proiectul „Dracula Park“. Atât în cazul Sighişoarei, cât şi în cel al Sibiului (capitala culturală europeană a anului 2008) a contat apartenenţa la cultura unei comunităţi pe cale de dispariţie din zona de confluenţă culturală care a fost Transilvania. Fie că ne place sau nu, la Sighişoara identitatea românească este definită în proporţie covârşitoare de blocurile comuniste."
Să luăm acum exemplul Sighişoarei: cetatea şi străzile baroce contrastează triumfal cu cartierele moderne, la fel de impersonale şi mizere din punct de vedere estetic şi urbanistic ca şi cele din restul oraşelor României. Sighişoara istorică menţine viu un trecut şi o identitate – a saşilor din Transilvania, care pot convieţui cu propria istorie. Desigur, Sighişoara a avut şansa să nu fie distrusă de comunişti şi să se bucure după 1989 de preocuparea autorităţilor, care au reuşit să obţină pentru ea statutul de monument UNESCO. Acest statut a apărat-o în perioada guvernului Adrian Năstase de desfigurarea pe care i-ar fi cauzat-o proiectul „Dracula Park“. Atât în cazul Sighişoarei, cât şi în cel al Sibiului (capitala culturală europeană a anului 2008) a contat apartenenţa la cultura unei comunităţi pe cale de dispariţie din zona de confluenţă culturală care a fost Transilvania. Fie că ne place sau nu, la Sighişoara identitatea românească este definită în proporţie covârşitoare de blocurile comuniste."


Rodica Culcer: Memoria urbana...
http://www.revista22.ro/a-href-22-plus-nr-279-memoria-urban259-memorie-351i-educa355ie-6628htm-6628.html
Armin_Maurer
schrieb am 28.09.2009, 11:26 Uhr (am 28.09.2009, 12:06 Uhr geändert).
@ bankban:

Sehr vollmundiges Bekenntnis einer offenbar bestens informierten Rumänin zu Schäßburg als Zeugnis einer siebenbürgisch-sächsischen Stadt! Schön, dass es dergleichen gibt.

Was ich jedoch vermisse, sind weniger vereinzelte Publikationen über die Siebenbürger Sachsen in elitären rumänischen Zeitschriften, sondern schlichte Hinweistafeln vor einzelnen Gebäuden und eine Ergänzung/Korrektur sämtlicher Fehlinformationen, welche den Touristen geboten werden.

Hier etwa der Text auf der mehrpsrachigen (rumänisch, englisch, deutsch) UNESCO-Hinweistafel bei der hinteren Burgauffahrt:

***
„Lage: Munizipium Schäßburg, Kreis Muresch
Benennung: Wehranlage: befestigter Eingang, Stundturm, Gerberturm, Zinngießerturm, Seilerturm, Fleischerturm, Castaldo Bastei, Kürschnerturm, Schneiderturm, Schusterturm, Schlosserturm, Kurtinen
Denkmalschutz: Liste der Historischen Denkmäler 2004, cod MS-II-m-A-15805
Datierung: 14.-18. Jahrhunderts
Bemerkungen: Historisches Denkmal auf der Liste des UNESCO Weltkulturerbes, cod 902
Beschreibung:
Entscheidend bei der Auswahl des Gründungsortes war die strategische Lage. Die historische Benennung der Ortschaft weist auf ihre Bedeutung als Festung hin. Die erste mittelalterliche Befestigung der Stadt war ein königkiches [sic] Castrum aus Erde und Holz und befand sich an der höchsten Stelle des Burgberges [sic]. In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde diese durch einen steinernen Befestigungsring ersetzt. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts beginnt der Ausbau der Wehranlagen auf beiden Seiten des Berges. Aus diesem Stadium sind Fragmente der Kurtinen an der norwestlichen [sic] Seite und an dem Fleischerturm erhalten, ebenfalls an der südlichen Seite neben dem Zinngießerturm. All diese Konstruktionen sind zur selben Zeit entstanden. Anfang des 15. Jahrhunderts wurden die Befestigungsarbeiten intensiviert und Anfang des folgenden Jahrhunderts beendet. Im 17. Jahrhunderts [sic] wurde die Wehranlage an der südlichen Seite ausgebaut und der Schneiderturm (1631) errichtet. Die gesamte Anlage war 930m lang und hatte 14 Türme (von den jeweiligen Zünften verteidigt, mit Außnahme [sic] des Stundturms) und 5 Basteien.
Die Unterstadt war nicht befestigt, die Straßen konnten da nicht abgesperrt werden.
Von der ehemaligen Wehranlage sind heute Teile der Steinfestung aus dem 13. Jahrhunderts [sic] und die Befestigung um den Burgberg [sic] aus dem 14.-17. Jahrhunderts [sic] erhalten. Von Vorteil war die Lage am Rande des Plateaus; die gesamte Anlage konnte geschützt werden, so sind die Kurtinen und die 9 Türme erhalten geblieben.“

*** – Ende des Zitats – ***

Kein Sterbenswörtchen über „Siebenbürger Sachsen“ oder „deutsche Siedler“, dafür ein fehlerhaftes Deutsch (habe alle falschen Stellen mit [sic] markiert) und eine sterbenslangweilige Auflistung blödsinniger Informationen; – denn was nützt es mir, zu erfahren, wann ein sog. „Fleischerturm“ Kurtinen erhalten hat, wenn ich denselben erst innehalb der Festung suchen muss, um mir davon eine Vorstellung machen zu können?! Zumindest erhält man eine plausible Erklärung, weshalb die Stadt letztlich doch in die Hände jämmerlicher Historiker gefallen ist, die solche Hinweistafeln im Namen der UNESCO beschriften: Die Straßen der Unterstadt konnten nicht abgesperrt werden … ;-)

Ich werde eine Fotodokumentation über die Hinweistafeln in Schäßburg erstellen und Ihnen den Link dazu in den nächsten Tagen hier „posten“.

Anmerkung: Als „Burgberg“ wurde in Schäßburg seit jeher nicht die Burgfeste bezeichnet sondern ein benachbarter Berg. Aber woher sollen die gegenwärtigen Schäßburger solches noch wissen? – Übrigens sind alle Flurnamen um Schäßburg herum deutsche. Fragen Sie einmal einen Rumänen, wie die „Breite“ auf rumänisch heißt? Die Antwort wird lauten: „Păi, tot aşa: Braite.“
lori
schrieb am 30.09.2009, 21:07 Uhr
Sehr geehrter Herr Maurer,

ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, aber lassen Sie mich mal raten: Sie nähern sich ihrem Lebensabend oder sind schon Rentner und waren lange Zeit nicht mehr in Ro, oder wenn, dann eher auf Verwandtschaftsbesuch und wahrscheinlich noch weniger hier in den Foren.Dann haben Sie die Heimatgefühle gepackt, Sie wurden nostalgisch und sind nun,enttäuscht,unzufrieden vielleicht gar wütend?!

Bei allem Respekt,ich muss mich schon wegen Ihrer Naivität wundern. Ich habe hier in den letzten Jahren viele Beispiele aus den rumänischen Fälscherwerkstätten der Geschichte gegeben. Ihres erscheint mir recht harmlos. Wir müssen ja schon froh sein, wenn nicht behauptet wird, dass die Burg die Daker gebaut haben, das hatten wir ja schon. Oder gehen Sie mal in die "Schwarze Kirche" nach Kronstadt und hören Sie sich eine Führung in rumänischer Sprache an. (auch kein Wort über die sbS Stand August 2009)Oder was ist mit den Denkmälern die nachweislich nach 1989 enstanden sind und einige Jahrzehnte vordatiert wurden(Tg. Mures, Iernut, ich glaube sogar Schässburg)Die Liste könnte ich weiterführen....

Zum Ethnoalibi Rumäniens Klaus Johannis: dieser Mann war mir von Anfang an nicht geheuer, ich habe ihn auch heftigst am Anfang seiner Karriere kritisiert, weil er mit den Banditen von der PSD zusammengearbeitet hat. (Einer unter Ihnen ist Ristea- Priboi auf den das Substantiv "Verbrecher" m.E. zutrifft) Aber in Ihrer Euphorie bauen die sbS Brücken, spenden, suchen den "gemeinsamen Weg nach Europa"... und regen sich auf, wenn Sie die Quittung präsentiert bekommen. So geschehen auch im Falle der Bistritzer Kirche: damals wies ich auf Beifall klatschende Rumänen hin und musste auch Prügel einstecken....weil ich die Wahrheit sagte. Zusammenfassend möchte ich Folgendes sagen: der Unterschied zwischen den Rumänen und Siebenbuerger Sachsen ist dass die einen die Geschichte machen(vollendete Tatsachen schaffen) und die anderen sich aus der Geschichte verabschiedet haben. Das mag zwar weh tun, aber es muss zur Kenntniss genommen werden!


Gruss
Lori
Schreiber
schrieb am 30.09.2009, 21:39 Uhr (am 30.09.2009, 21:41 Uhr geändert).
Sehr geehrter Herr Lori, auch ich möchte Ihnen nicht zu nahe treten, muss Ihnen trotz dem widersprechen. Aus der Geschichte haben wir uns noch lange nicht verabschiedet, und haben das auch nicht im Sinn (nicht einmal wenn die UDMR das gerne hätte). Es ist auch nicht angebracht, gegen Johannis gleich zu schießen und als Alibiethno zu bezeichnen, nur weil er eine sehr viel klügere und gemäßigtere Minderheitenpolitik macht, als alle Vertreter der UDMR zusammen (genau deswegen stinkt er diesen und ihnen). Aber er hat Recht, und auch das muss mal gesagt werden.

Grüße nach Târgu Mureş und Jó estét

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