Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur

Um Beiträge zu verfassen, müssen Sie sich kostenlos registrieren bzw. einloggen.

getkiss
schrieb am 28.02.2010, 16:33 Uhr (am 28.02.2010, 16:34 Uhr geändert).
www.ziare.com/actual/eveniment/02-27-2010/boc-i-a-demis-pe-marius-oprea-si-dinu-zamfirescu-998691

An deren Platz sollen Ioan Stanomir als Geschäftsführender Präsident des Instituts und Vladimir Tismaneanu als Präsident des wissenschaftlichen Rates fungieren.

Oprea, den liberalen angehörig, meint in "Caţavencu", seine "konsequente Haltung" zur Enttarnung der effektiven Verbrechen und die Zuführung zur gerichtlichen Aufarbeitung wären der Grund.

Ob das jetzt nur ein Stichwort zu Caragiale ist?
Pleacă-ai noştri, vin ai noştri?
Neue Leute am Esstisch?
getkiss
schrieb am 28.02.2010, 17:16 Uhr
@Karin Decker:"Dass diese historische Diskussion überhaupt stattfindet, haben wir zweifellos Persönlichkeiten wie Herta Müller, Richard Wagner und William Totok zu verdanken.
"

Liebe Frau Decker, zu dieser Meinung muss ich ein rumänisches Sprichwort bemühen:
"Es gibt keine neuen Witze, nur Neugeborene. Für ´nen Neugeborenen ist jeder Witz neu.

Das Thema Aufarbeitung der Vergangenheit - und implizite der kommunistischen Diktatur, wird in diesem Forum seit langer Zeit besprochen. Wenn ich nicht irre, von Anfang an.

Was Herta Müller, Richard Wagner und andere jetzt veranstalten ist die "Enttarnung der Spitzel die über banater Schriftsteller berichteten".
Da wie Herbstritt meinte, eine juridische "Nacharbeit" nicht möglich wäre, versucht man jetzt das Interesse der Öffentlichkeit auf sich selbst zu erwecken und gleichzeitig mit den verräterischen "Freunden" abzurechnen und zwar im Moment wo man denen auch einen Maximalschaden zuführen kann.

Das Thema kommunistische Diktatur ist vielfältiger.
Erstens ist die Securitate nur ein Teil dieses Verbrechersystems gewesen. Ein "ausführender Teil", gleich nach der Machtergreifung in das Leben berufen, um Schrecken und Angst zu verbreitern.
Zweitens ist das Thema Spitzel gegen Schriftsteller nur ein minimaler Teil, weil die ganze Gesellschaft überwacht wurde. Entgegen ihrer Slogans, wussten die Kommunisten genau, wie viel Beliebtheit sie hatten...

Selbstverständlich wird mit dieser Meinung nicht die Thematik Herta Müllers außer acht gelassen, seit Sie im Westen ist. Aber Dissidenten haben ihre Stimme schon in der Diktatur politisch erhoben. Da hatte Müller das Thema "rückständiges banater Dorf" und Wagner versuchte mit der Mitgliedschaft die RKP zu "reformieren" und behauptet jetzt dreist, "die nicht in der Partei waren, waren bei der Securitate"...
Da nur eine Meinung, kann man juridisch nicht gegen vorgehen, obwohl Sie "en Block" alle Nichtmitglieder der RKP verunglimpft, mich auch. Wie die Versuche, die hier von einigen so was suggerieren, auch. Aber eine genauere Untersuchung seiner "Aktivitäten als RKP-Mitglied" wäre wünschenswert.

Es ist wahr, dass Thema "Spitzel" kommt aus verständlichen Gründen, nach 30-40 Jahren sehr spät. Die Postkommunisten haben das verhindert. Wie die Lösung der Eigentumsprobleme auch. Aber diese 2 Aspekte sind nur ein Teil.

Ich werde wahrscheinlich die nächsten 30 Jahre nicht erleben. Aber meine Neffen und Nichten schon. Die werden schon noch recherchieren...Schau mer mol, da seh´mer schon...Ich wünsche denen Glück und Ausdauer.
Lavinia
schrieb am 28.02.2010, 18:25 Uhr (am 28.02.2010, 18:49 Uhr geändert).
@getkiss. "Es ist wahr, dass Thema "Spitzel" kommt aus verständlichen Gründen, nach 30-40 Jahren sehr spät. Die Postkommunisten haben das verhindert."

Ach so, verständlich auch noch, denn...die Postkommunisten haben verhindert, dass Grosz und Schleich und Söllner sich schon vor etlichen Jahren zu ihrer IM-Tätigkeit bekannten...

Alles klar, getkiss!
Na, dann mal mal weiter an deiner bild-haften scharz-weiß-Welt mit der verdrehten Realität...




Karin Decker
schrieb am 28.02.2010, 18:37 Uhr (am 28.02.2010, 19:09 Uhr geändert).
@ getkiss:

Sehr geehrter Herr Kiss,

danke für Ihre klärenden und erklärenden Worte. Das ist freilich eine desillusionierende Meinung, welche Sie aber sehr glaubhaft und kompetent darlegen.

Demnach sind wir, – damit meine ich alle, die sich mit den rumänischen Politbanditen nicht eingelassen haben („nicht um’s verrecken“, würde ich gerne sagen), allesamt verraten und hingehalten worden. Unsere Stimme wurde noch nicht öffentlich vernommen, und solange sich kein „unbeschriebenes Blatt“ findet, (welches ja auch nicht so mir nichts, dir nichts einen Nobelpreis zuerkannt bekommt), wird das auch nicht so bald geschehen.

Die Gegner der Wahrheit (und damit meine ich die Wahrheit der Fortsetzung eines rumänischen Unrechtsstaates nach 1989) haben ein leichtes Spiel, indem sie sich als engagierte Vergangenheitsbewältiger betätigen und dadurch die Gegenwart vergessen machen.

Böse Sache das!
getkiss
schrieb am 28.02.2010, 18:52 Uhr
Klar, Lavinia.
Es ist nicht die erste Sinnentfremdung die Sie hier betreiben.
Meines Wissens ist Schleich öffentlich aufgetreten mit seinem Bekenntniss, wenn auch spät. Und Grosz schon früher.
Das reicht natürlich für Moralaposteln keines Falls.
Gucken´s mal in die Bibel nach dem Gleichniss mit dem ersten Stein..., auf ihren Spiegel hoffe ich schon lange nicht mehr...
Wie war das mit der Befriedigung?
Lavinia
schrieb am 28.02.2010, 19:45 Uhr (am 28.02.2010, 22:53 Uhr geändert).
Was meinst du denn? Das?

Entschuldige, ich habe in der Eile den Falschen Link reingesetzt.
Ich wollte dies reinstellen (weil es argumentativ für mich ziemlich eng wird, gell?):

www.youtube.com/watch?v=LS37SNYjg8w

Karin Decker
schrieb am 28.02.2010, 19:57 Uhr
@ Lavinia:

Merkwürdige Übersprungshandlungen (was meint eigentlich Kollege seberg dazu?), dieses Verweisen auf Youtube- und andere Filmeinlagen, wenn es argumentativ für Sie eng wird …
getkiss
schrieb am 28.02.2010, 22:02 Uhr
Kollege seberg hat keine Meinung, außer er vergibt Diagnosen.
In diesem Fall verbietet es ihm die Deontologie....
Ulrike Schäfer
schrieb am 28.02.2010, 23:00 Uhr
Ich lebe als "zugewanderte" Deutsche seit nunmehr sechs Jahren in Reußdorf, in der Nähe von Schäßburg. Ihr seht die Geschichte dieses unglaublich schönen und historisch interessanten Landes leider immer nur von Eurem - zu respektierendem- individuellen Standpunkt. Keiner spricht beispielsweise über die unzähligen Roma, die in Rumänien vernichtet wurden und bis heute verfolgt und benachteiligt werden. Ihr liebt das Land, in dem ihr aufgewachsen seid, doch wo bleibt dessen Zukunft?
Karin Decker
schrieb am 28.02.2010, 23:19 Uhr (am 01.03.2010, 07:19 Uhr geändert).
Sehr geehrte Frau Schäfer,

dieser String (und gewiss noch etliche mehr) befasst sich fast nur mit den Roma und ihrer heutigen oft desolaten Lage.

Ihr Eindruck, dass dieses Thema uns nicht bewegt, ist m.E. völlig falsch. Gewiss sind nicht alle Beiträge gutmenschlicher Natur, aber umso reeller ist das Bild, das sich daraus ergibt.

Freundliche Grüße,

Karin Decker


P.S.: Ich habe mir gerade Ihre Website (http://www.cund.de) angesehen und finde Ihre Initiative großartig!
gerri
schrieb am 01.03.2010, 08:34 Uhr (am 01.03.2010, 19:04 Uhr geändert).
Hallo Frau Schäfer, sechs Jahre sind ja auch eine schöne Zeit,aber aufwachen werden Sie auch irgendwann und werden sich wundern und wundern mit Ihren "blauen" Äuglein.Dann denken Sie an mich,der ich mich immerschon gefragt habe wie es unser Völkchen dort so lange ausgehalten hat.Und um die Zukunft sollen sich jetzt diejenigen kümmern, die alles übernommen haben was sie immer schon wollten und zur Zeit "noch" die Mehrheit sind.

Gruß, Geri.
bankban
schrieb am 01.03.2010, 20:02 Uhr
Marius Oprea, rumänischer Historiker, der sich durch eine Reihe von Büchern und Aufsätzen um die Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur, um die Aufklärung der Verbrechen der Securitate verdient gemacht hat (und wofür er seit Jahren in Lebensgefahr lebt), wurde vom rumänischen Staatspräsidenten Emil Boc von seinem Posten als Präsident des Instituts zur Aufklärung der Verbrechen des Kommunismus entlassen. Die Literaturnobelpreisträgerin für das Jahr 2009, Herta Müller, setzte sich erst vor kurzem für ihn durch einen offenen Brief ein.
Klausx
schrieb am 01.03.2010, 20:43 Uhr
Sehr geehrter Herr bankban,

Emil Boc ist der Premierminister ( primministru-premier ) von Rumänien, der Präsident ist Traian Băsescu.
bankban
schrieb am 01.03.2010, 21:05 Uhr
Sorry, ich meinte auch den Premier, also Boc. Habe mich verschrieben. Danke für die Berichtigung.
Lavinia
schrieb am 01.03.2010, 23:12 Uhr
@Bankban, Du weißt, der Artikel ist ziemlich schlecht, denn er klärt, wie du schon selbst andeutetest, so gut wie gar nichts auf. Ich gehe davon aus, dass es Gründe und Hintergründe zu diesem entlassenen Historiker gibt. Der raport Tismaneanu wurde als hoffnungsvoller Beginn der Aufarbeitung der kommunistischen Ära gewertet. Was geht also gerade ab?

Um Beiträge zu verfassen, müssen Sie sich kostenlos registrieren bzw. einloggen.