Aufarbeitung der kommunistischen Diktatur

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getkiss
schrieb am 02.03.2010, 09:07 Uhr
Teilweise Antworten auf die Frage(n) zu den Änderungen in der Leitung der "Kommunismusaufklärung in Rumänien" finden Sie in einer Zusammenstellung von Zeitungsberichten und -Kommentaren auf:

www.ziare.com/articole/marius+oprea

Wie immer, da keine einleuchtende Motivation der Rauswürfe von seiten der Regierung (mir) bekannt sind, schießen Spekulationen ins Kraut....
Angeblich gibt es auch eine Stellungnahme von namhaften internationalen Persönlichkeiten zu diesen Vorkomnissen, nicht nur zu Rumänien, sondern auch zu Tschechien.

Ich weiss auch nicht wie das ganze zu werten ist.

Auch bin ich bestimmt nicht der Verteidigungs-Anwalt der rumänischen oder Tschechischen Regierung. Aber auch nicht deren Ankläger.
Nur frage ich, wie würde die deutsche Regierung antworten, wenn berufene und unberufene Kritiker sich in die Aktivitäten betreffend z.Bsp. die Gauck/Birthler-Behörde sich so massiv einmischen würden.

Bei aller Kritik gegen die schleppende Bearbeitung und Wiedergutmachung der kriminellen Machenschaften verschiedener kommunistischen Regierungen, kann dies nur innerhalb der jeweiligen Staaten passieren. Die meisten der Verbrechen haben ja mit dem internationalen Recht wenig zu tun, weil dies ja nur bei Massenmorden, etc. greift. Und alles auf das internationale Tribunal von Den Haag zu überweisen würde dort die schon jetzt viel zu enge Möglichkeiten bei weitem sprengen.

Bezüglich Rumänien ist ja auch zu bemerken, das dort, jedesmal bei kommen einer neuen Partei an die Regierung, die Leitung der fast ganzen Administration ausgetauscht wird, als Einkommens-Sicherung der Anhänger. Dies wird selbst von Oprea behauptet, der meinte Grund seines Austausches sei seine Anhängerschaft zu der jetzt in die Opposition gedrängte PNL...

Mal abgesehen davon ob es institutionell richtig ist, aber in Rumänien gibt es nicht das "deutsche Beamtentum", das angeblich "politisch unabhängig" viele Staatsgeschäfte erledigt. Historisch gesehen ist diese Institution eigentlich auch verknöchert und sich selbst erhaltend wirkend....seit absolutistischen Zeiten her...
Joachim
schrieb am 02.03.2010, 09:57 Uhr (am 02.03.2010, 09:59 Uhr geändert).
Aber Hallo,
bei einem Regierungswechsel in der BRD, werden auch hohe Beamte, Staatssekretäre, sogar Richter ausgewechselt, versetzt oder auch pensioniert.
Gruß
Joachim
Lavinia
schrieb am 02.03.2010, 10:00 Uhr
"Staatsfeindliche Haltung war im Rumänien Ceausescus ein schwerer Vorwurf, der Gefängnisstrafen bis zum Tod bewirken konnte, aber er findet sich in den Securitate-Akten vermutlich öfter, ohne dass viel geschah. Was bei Gruia jedoch ins Gewicht fällt und ihn etwa von Werner Söllner unterscheidet, der sich im Dezember vergangenen Jahres nach langem Drängen der ehemaligen Freunde zu seiner Securitate-Vergangenheit bekannte, sind die intimen Details, die Gruia mitteilte. Der rumäniendeutsche Schriftsteller Richard Wagner sagt dazu: "Man kann die beiden Fälle kaum miteinander vergleichen, schon aufgrund der sehr unterschiedlichen Materiallage ist das kaum möglich. Aus dem, was uns zur Verfügung steht, ist im Fall Grosz weitaus Schlimmeres belegt."





www.zeit.de/kultur/literatur/2010-03/securitate-peter-grosz?page=1
bankban
schrieb am 02.03.2010, 10:20 Uhr (am 02.03.2010, 10:21 Uhr geändert).
Stefano Bottoni: Rumänien 1989. Interpretationen eines politischen Zusammenbruchs
http://adatbankcafe.adatbank.ro/?v=8

Vortrag in ungarischer Sprache mit (mitunter kaum funktionierenden) rumänischen Untertiteln (klicken Sie hierzu rechts unten auf "subtitrare").
getkiss
schrieb am 02.03.2010, 10:58 Uhr
Bottoni´s Beitrag ist ein Versuch einer zusammenhängenden geschichtlicher Betrachtung der Ereignissen um die Revolution 1989 in Rumänien. Lobenswert - aber durch die Begrenzte Zeit des Vortrags - kann er nicht allumfassend sein...
getkiss
schrieb am 02.03.2010, 11:03 Uhr
@Joachim
Stimmt schon. Hohe "politische Beamte".
Aber nicht jeder Kreisdirektor. Und wenn, der Beamtenstatus wird beibehalten, ohne Einbuße -dazu braucht es schon gewichtiger Motive. Dass hat sich die Beamtenschaft schon gesetzlich gesichert, die Mehrzahl in den Parlamenten war dazu eine "gute Voraussetzung"...
getkiss
schrieb am 02.03.2010, 21:42 Uhr (am 02.03.2010, 21:45 Uhr geändert).
Laut ADZ vom 02.03.2010
"Marius Oprea durch Tismãneanu ersetzt"
ist durch die Zusammenlegung der Institute der Rauswurf der 2 Würdenträger eine der Einsparmaßnahmen möglich geworden, die mit der EU abgesprochen war.
Obwohl viele, auch Herta Müller, protestierten.

Viele protestieren auch in Griechenland.
Nur niemand sagt: wer soll´s bezahlen?
Johann
schrieb am 02.03.2010, 22:13 Uhr (am 02.03.2010, 22:14 Uhr geändert).
"Nur niemand sagt: wer soll´s bezahlen?"

Doch, der deutsche Michel!
Schließlich sind wir ja in einer spezialisierten Gesellschaft, suum cuique!
seberg
schrieb am 02.03.2010, 23:56 Uhr
Die bedauerlichen Querelen um Oprea und Tismaneanu führen bei einigen Kommentatoren (z.B. in der Revista 22, A.Pora) zu der Befürchtung, es könnte die Aufarbeitung des Komm. in Rumänien insgesamt Schaden nehmen.

Die bisher von Oprea geleitete Forschungseinrichtung sei in ihren Kompetenzen bezüglich der Aufklärung der früheren Aktivitäten von Securisten eingeschränkt worden, Oprea selbst befürchte „die Theoretisierung der Erforschung der kommunistischen Verbrechen, ihre Verlagerung in die Bibliothek“ (m.E. eine Seitenhieb Opreas gegen Tismaneanu, des amerikanischen Hochschul-Professores; Opreas Stärke war bisher schon wohl eher die praktische, konkrete Aufklärung bestimmter Ereignisse und Fälle, quasi die „Feldarbeit“).

Unterstützung bekam Oprea von Historikern einer Konferenz zum Thema Aufarbeitung in Prag.

Last but not least geht es wohl auch um (partei-)politische Querelen, persönliche Animositäten und nicht zuletzt um die Verteilung finanzieller Pfründe.
getkiss
schrieb am 03.03.2010, 00:04 Uhr
@seberg:"Unterstützung bekam Oprea von Historikern einer Konferenz zum Thema Aufarbeitung in Prag."

Wer alles war den da gewesen, nicht nur aus Rumänien? So weit mir bekannt, Tökés, nebst einer Delegation vom aufgelösten Institut...
rhe-al
schrieb am 03.03.2010, 00:16 Uhr (am 03.03.2010, 00:17 Uhr geändert).
@seberg
...welche Theoretisierung ist denn wirklich ernstzunehmen, ohne vorausgegangene richtige Feldforschung, "Feldarbeit", wie Sie es nennen?
Aber vielleicht meinen Sie Opreas "Ausgrabungen" etlicher, einfach verscharrter Leichen in Wäldern und sonstwo.(?)
seberg
schrieb am 03.03.2010, 00:47 Uhr
Richtig, so gesehen hat auch Hannah Arendt beim Eichmannprozess in Jerusalem „Feldforschung“ gemacht um die ‚Banalität des Bösen’ schreiben zu können und Hegel und Fichte und Kant und Schopenhauer und Nietzsche usw... haben Feldforschung im eigenen Kopf und im transzendenten Himmel betrieben...deswegen ist ja auch nix dabei herausgekommen...
rhe-al
schrieb am 03.03.2010, 01:22 Uhr (am 03.03.2010, 01:23 Uhr geändert).
seberg:
(...)und Hegel und Fichte und Kant und Schopenhauer und Nietzsche usw... haben Feldforschung im eigenen Kopf und im transzendenten Himmel betrieben...deswegen ist ja auch nix dabei herausgekommen...

und damit wir das warum auch aufklären, versuchen wir das mal mit Bernard de Fontenelle, welcher schrieb:

"Der Philosoph ist ein Mensch, der nicht glauben will, was er sieht, weil er zu beschäftigt ist, darüber nachzudenken, was er nicht sieht."
seberg
schrieb am 03.03.2010, 09:23 Uhr
Der Fontenelle hat sich in der Reihenfolge vertan: Weil der Philosoph nicht glauben will, was er sieht, denkt er darüber nach, was er nicht sieht. Oder: Sehern genügt der Glaube, Zweifler haben dafür das Denken erfunden.

Oprea und Tismaneanu können (an) die Scheiße, die es im Kommunismus zu sehen gab, einfach nicht glauben, deswegen beschäftigen sie sich mit dem Unsichtbaren, das sich dahinter (oder unter dem Gras verscharrt) verbirgt.
getkiss
schrieb am 03.03.2010, 10:44 Uhr
aha, weil der seberg ein Zweifler ist gehört er unter die Denker...Da sitzt er nun neben der leeren Couch und (ver)zweifelt:"Mist, vun wo bezahl` ich die Praxismiete, von dene siewebirchner un banater krieg ich aa nor Schimpfer?"

Ich eröffne hiermit die Kollekte mit 50 (Euro)cent.

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