Bildung

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pavel_chinezul
schrieb am 21.07.2010, 19:27 Uhr (am 21.07.2010, 19:38 Uhr geändert).
User Johann,

schön und gut, was Sie da schreiben. Ich frage Sie nur, wissen Sie denn wer in Deutschland, obwohl mit dem Latinum beglückt, das Latein es auch noch sprechen kann? Sogar Medizin- und Veterinärstudenten haben solche Lücken in ihrem Wissen, dass es erschreckend ist.
Bezüglich Sprachunterricht in Ro, kann ich ihnen verichern, dass es schon in den 70ern mit der 1.Fremdsprache in der 2. Klasse (und nicht nur Russisch sondern auch Englisch oder Französisch) losging und mit der 2. Fremdsprache in der 9. Klasse. Wo gab es sowas zu der Zeit in Deutschland?

PS. An Alle.

Was mich, ehrlich gesagt, hier stört ist, dass einige, statt stolz zu sein auf ihre Lehrer (ich bin stolz auf meine, weil Sie mit Herz und Seele, Pädagogen und Menschen waren, und mit viel Energie vieles neben der offiziellen Schuldoktrin organisiert haben, um uns so viel wie möglich an Wissen mit zu geben, und gegen alle Widrigkeiten sich durchgesetzt haben und sich nicht gleich, wie es leider in D allzu oft passiert, frühpensionieren ließen) in dasselbe arrogante Horn stoßen wie manch Hiesiger, der meint wir hätten hinterm Mond gelebt und manch andere, fiesere Beleidigung uns an den Kopf werfen.
schully
schrieb am 21.07.2010, 20:45 Uhr
@pavel-chinezul:
Temeschburg! jetzt habe ich die erklärung für Deinen nick,
Pál Kinizsi .
servus
bankban
schrieb am 21.07.2010, 20:50 Uhr
@ schully: hat aber lange gedauert... :-)
schully
schrieb am 21.07.2010, 21:01 Uhr
ich kannte das lied von Phoenix und die geschichte, habe mir aber einfach keine gedanken über den nick gemacht, genauso wenig interessieren mich profile. beim stichwort Temschburg ist mir einfach "die fisă" gefallen, bankban.
servus
sibihans
schrieb am 21.07.2010, 21:18 Uhr
@ pavel_chinesul
Nicht wir müssen auf die Lehre stolz sein. Die Lehrer können auf uns stolz sein, weil jeder von uns einen anstendigen Beruf elernt hat. Unsre Lehrer haben uns sehr gut auf unser späteres Berufsleben vorbereitet. Zumindest unsre Jahgänge. Was das Algemeinwissen betrifft sind wir den Hiesigen weit überlegen. Wenn ein Schullehrer beim Jauch sagt das Roststock in Polen liegt, was soll man von seinen Schüler halten. So umfangreich wie wir Geschichte oder Erdkunde lernen mußten, tut man hier nicht. Das habe ich bei meinen Kindern gesehen. Die andern Fächer lassen auch zu wünschen übrich.

Gruss sibihans

CaptainSmollet
schrieb am 21.07.2010, 21:31 Uhr

Wegen Fortran an UNIS in R., was macht man mit Fortrankenntnissen wenn man kein PC hat? Und ausser UNIS
wo konnte man noch Fortran lernen? Denn Bücher nix.
Mit Rechnern arbeiten war nur in den Rechencentren in Großstädten.

auf dem "Schwarzmarkt" waren sehr wohl ZX80-Rechner zu erwerben. Kosteten so um die 12-20.000. Also der Preis von einem "Hoinar" oder einem VHS-Player.
Wenn mann den Kram unbedingt wollte, ging's schon.

Ich hab', da mich das Thema damas nicht wirklich interessierte, meinen ersten Rechner erst im November '90 käuflich erworben, vorher hatte ich nie einen gesehen.
Hat mich dennoch nicht davon abgehalten seit bald 15 Jahren UNIX Admin zu sein.
Für eine IT-Karierre später war damals ein Rechner mitnichten ein Prärequisit. Als '90 die ersten 286 IBM Clients von Novell-Netzen an den Unis aufgetaucht sind, hatten die Meisten, die heute Softwareentwickler, Admins oder Consultants sind, ihren "First Contact".

Die Nützlichkeit eines PC-Zugangs seit frühen Kindesbeinen für eine spätere IT-Karierre, wird maßlos überschätzt.
Mag' der eine oder andere Rotzlöffel sich meisterlich die Torrents, um den neusten pr0n zu leechen, organisieren, wenn net mehr dahinter iss, wird später kein Arbeitgeber auch nur 'nen Cent and diese "Skills" verschwenden.
pavel_chinezul
schrieb am 21.07.2010, 23:02 Uhr
Servus User Schully,

sie haben es richtig erkannt. Ich oute mich als "waschechte Promenadenmischung", denn ich bin eine "Koproduktion" aus Siebenbürger und Banater Berglanddeutsche, aufgewachsen in Temeswar, mit regelmäßiger Ferienunterbringung in den Herkunftsregionen meiner Eltern. Den Nick habe ich als Hommage an diese geschichtliche Person gewählt, weil es mir als Dötzchen meinen Wissensdurst angeregt hat. Ich fand es faszinierend, dass in Rumänien, ein Chinese geehrt wurde und ich wollte mehr darüber erfahren. Als ich dann heraus fand, dass es wohl vom Begriff "cneaz" herkommt, habe ich gelernt, dass hinter dem Offensichtlichen sich auch eine andere Wahrheit verbergen kann.
Johann
schrieb am 22.07.2010, 00:06 Uhr (am 22.07.2010, 00:29 Uhr geändert).
pavel_chinezul schrieb
"1.Fremdsprache in der 2. Klasse (und nicht nur Russisch sondern auch Englisch oder Französisch) losging und mit der 2. Fremdsprache in der 9. Klasse. Wo gab es sowas zu der Zeit in Deutschland?"

Es gab immer Ausnahmen hier wie dort, aber normalerweise begann der Fremdsprachenunterricht in Rumänien in der 5. Klasse und in der 9. kam die zweite hinzu, beim humanstischen Zug auch noch Latein.
In D begann der Unterricht damals auch in der 5. Klasse, in der 7. kam die zweite und bei den altsprachlichen in der 9. die dritte Fremdsprache hinzu.

Dass dieser Unterricht hier bedeutend besser war, kann man nicht nur an der Anzahl der Stunden (Latein über 9. Jahre 4 Stunden pro Woche in Rumänien aber nur 2 Wochenstunden über vier JAhre), sondern auch jetzt noch ist der Englischunterricht in den Neuen Länder weit hinter dem im Westen, war in Rumänien genauso.

pavel_chinezul schrieb
"arrogante Horn stoßen wie manch Hiesiger, der meint wir hätten hinterm Mond gelebt und manch andere, fiesere Beleidigung uns an den Kopf werfen. "

Meinen Sie solche Idiotien wiederlegt man mit substanzlosen Prahlereien?

Dass man in geisteswissenschaftlichen, sozialwissenschaftlichen und sprachlichen Fächer wesentlcih schlechter unterrichtet wurde, kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, ich habe in Rumänien als prof. supl. u.a. Geschichte unterrichtet und hier Geschichte als Zweitfach studiert.
Ich dachte, dass der Unterricht in Mathematik und Naturwissenshaften dort besser war, bis mir ein Freund, der im Brukenthal Abitur und in Klausenburg Physik studiert hat, sagte, dass sein Sohn hier in einer bayerischen Provinzstadt im Leistungskurs Mathematik Aufgaben bewältigen musste, die er selber nur im Studium hatte.

Wichtig ist doch nicht, ob man in der besten Schule oder die besten LEhrer hatte, sondern dass man aus den eigenen Möglichkeiten das Beste gemacht hat.





walter-georg
schrieb am 22.07.2010, 05:37 Uhr
Gilgamesch: Was das Fach Geschichte anbetrifft, sollte nicht vergessen werden, dass es m. E. schon immer so war, dass sich die Führenden eines Landes ihre Vergangenheit immmer su zurechtgebogen haben, wie es ihnen in den Kram passte. So z.B. mussten wir in den Siebziger Jahren an der Uni Bukarest ALLE "Geschichte des Vaterlandes" lernen egal, welche Orientierung wir eingeschlagen hatten. Dafür mussten wir uns speziell ins Museum begeben, das dementsprechend hergerichtet war. Der "Professor" war ein Scherge des Diktators, der keine Fragen beantwortete und nur das ihm Indoktrinierte loslaberte. Da wurde uns u.a. beibegracht, dass der rumänische Wortschatz aus über 90% lateinischer Herkunft ist und slawische Wörter nur 4% ausmachen. Heute wissen wir, dass es weit über 10% sind. Damit wollte der Conducător seine Antipathie gegenüber den Sowjets zum Ausdruck bringen.
Auch die politsche Weitsicht war gegen Null. Natürlich habe ich dies mitbekommen, doch in meinem Fall gab es ja diesen "Posten aus München" und nicht zuletzt die "Deutsche Welle". Letzteren Vorteil hatten die Rumänen natürlich nicht.
Fakt ist auch, dass ab Mitte der Siebziger Jahre das Bildungsniveau in R. ständig gesunken ist. Hintergrund war eine "ĵndobitocire a poporului", um den Ideen der Partei besser folgen zu können.

Doch all das meinte ich nicht: In den Sechziger Jahren hatten wir in Mediasch hervorragende Lehrer. Drei meiner Klassenkollegen haben in den Fächern Chemie und Physik auf europäischer Ebene vordere Plätze belegt. Von deutschen Schülern ist mir Derartiges nicht bekannt. Und noch etwas: Weshalb belegen die Nachkommen unserer Landsleute - ich habe es als Lehrer an einigen Schulen selber erlebt, vordere Plätze, wenn sie nach D. kommen? Nur an den Lehrern kann es auch nicht liegen.

Das hiesige Bildungssystem hinkt nicht nur wegen den Lehrplänen hinterher; es sind auch die Lehrkräfte - meist Beamte -, die sich nicht mehr durchsetzen können, aber nicht selten auch nicht wollen, denn sie werden von Vater Staat so gut bedient, dass sie sich zu sicher fühlen. Leistung wird ziemlich klein geschrieben. Auch ihr Erscheinungsbild im Unterricht ist alles andere, als ästhetisch: Fast zerrissene Jeans, bärtig, langmähnig,usw. bestimmt ein gutes Vorbild für die Kleinen...
bankban
schrieb am 22.07.2010, 08:23 Uhr
"Das hiesige Bildungssystem hinkt nicht nur wegen den Lehrplänen hinterher; es sind auch die Lehrkräfte [...] Leistung wird ziemlich klein geschrieben."

Ja, das ist offensichtlich.
Joachim
schrieb am 22.07.2010, 08:44 Uhr
Ich hatte für jeden verständlich geschrieben, dass wir dringend kleinere Klassen ca. 10-15 Schüler und deshalb mehr Lehrer bräuchten, um defizite bei den Schülern besser zu erkennen und individueller fördern zu können.
Darauf ist keiner eingegangen, das kam ja auch von einem "Linken".
Und Lehrer sollte man aus "Berufung" sein und nicht nur als Beruf! Und wenn sogenannte Lehrer folgendes Zitat öffentlich ins Netz stellen, braucht man sich nicht zu wundern, wenn sich bildungsmäßig in diesem Land nichts mehr bewegt:
"Das hiesige Bildungssystem hinkt nicht nur wegen den Lehrplänen hinterher; es sind auch die Lehrkräfte - meist Beamte -, die sich nicht mehr durchsetzen können, aber nicht selten auch nicht wollen, denn sie werden von Vater Staat so gut bedient, dass sie sich zu sicher fühlen. Leistung wird ziemlich klein geschrieben. Auch ihr Erscheinungsbild im Unterricht ist alles andere, als ästhetisch: Fast zerrissene Jeans, bärtig, langmähnig,usw. bestimmt ein gutes Vorbild für die Kleinen..."
Schüler die solchen "Lehrkräften" ausgeliefert sind, sind zu bedauern. Sie bekommen rassistische Vorurteile bereits in der Schule anerzogen...
Wehret den Anfängen.....
Das hatten wir alles schon einmal. Das sind tatsächlich Argumente eines ewig "gestrigen".
Mit freundlichem Gruß
Joachim
Johann
schrieb am 22.07.2010, 10:17 Uhr (am 22.07.2010, 10:25 Uhr geändert).
walter-georg schrieb
"Fakt ist auch, dass ab Mitte der Siebziger Jahre das Bildungsniveau in R. ständig gesunken ist. Hintergrund war eine "ĵndobitocire a poporului", um den Ideen der Partei besser folgen zu können.

Doch all das meinte ich nicht: In den Sechziger Jahren hatten wir in Mediasch hervorragende Lehrer"

Es gab eine Handvoll Gymnasien der Siebenbürger Sachsen, die über Jahrhunderte gute Bildung vermittelt haben und dies, im Rahmen des möglichen, auch während des Kommunismus taten.
Diese Gymnasien und deren Absolventen können und sollten, wenn man nicht Apfel mit Birnen vergleichen will, sich nur mit altsprachlichen deutschen Gymnasien und deren Absolventen vergleichen.

Über die Bildung, die an den in den 70gern Jahren entstandenen Industrielyceen, vermittelt wurde inklusive über die Qualität des dort erworbenen Bacalaureats sollten wir aus Imagegründen tunlichst schweigen!

Auch in Deutschland gab es in den 70gern Jahren eine Bildungsexplosion, mit sehr guten Auswirkungen aber auch mit einigen Kollateralschäden.

Zu den Schäden zählt, dass man in den 70gern mit minimalen Aufwand ein Unizeugnis erwerben konnte und aufgrund der hohen Nachfrage jeder der wollte als Beamter in den Schuldienst aufgenommen wurde.

Als Vater war ich über die braun gebrannte Golf- und Tenis spielende faule-Säcke-Fraktion unter der Lehrerschaft sehr verärgert. Diese Generation stellte in den 90gern Jahren die absolute Mehrheit der Kollegiums dar.
Auch in dieser Generation gab es sehr, sehr engagierte Lehrer. Das Zusatzangebot an dem Gymnasium war wesentlich besser wie am Brukenthal in Hermannstadt und meine Töchter waren nicht an dem vor Ort besten Gymnasium (KFG Heidelberg), das eine ähnliche Tradition wie das Bruk hat.

Das Problem von schlecht qualifizierten Lehrern, die nur wegen den Privilegien unterrichten, dürfte sich bald erledigt haben.
Seit 1980 muss man mindestens eine 1 vor dem Komma im Abschlusszeugnis haben, damit man überhaupt eine Chance hat, in den Lehrdienst sofort angenommen zu werden (über Umwege kann man dies sehr selten auch mit geringeren Noten erreichen). Weiterhin sind die Prüfungsanforderungen an den Unis seit Anfang der 80ger sehr gestiegen.

Bleibt noch ein großes Problem übergroße Klassen. Nun in Siebenbürgen am Brukenthal gab es eine Klassengröße von fast 40 Schülern. Hier ist der Klassenteiler bei 32 und wurde jetzt gesenkt.
Finnland ist deshalb bei PISA vorne, weil die Klassengröße bei 10-15 liegt, dies ist natürlich eine ideale Situation.

Leider muss man seit 20 Jahren mit dreistelligen Milliardenbeträgen die Ruinen des Sozialismus in D und über den EU-Haushalt in ganz Europa beseitigen, inklusive Zusatzrenten aus dem Haushalt für die ehemalige Stasi- und Parteileute, die auch sonst die staatlichen Töpfe mit vergnügen Plündern.
Das Geld wäre natürlich in Bildung besser angelegt, für diese "Erkenntnis" braucht man keine Partei, die uns eine schäbige Vergangenheit schön redet und so tut als hätte sie die Konzepte für die Zukunft.

bankban
schrieb am 22.07.2010, 10:21 Uhr
Mitunter sind Johanns differenzierende Beiträge das Beste in diesem Forum und eine Wohltat. Das mein ich ernst.
bankban
schrieb am 22.07.2010, 11:05 Uhr
Da sage mir noch einer, die Jugend spräche kein Latein:

http://www.spiegel.de/schulspiegel/leben/0,1518,707550,00.html

(Nein, sie tuts tatsächlich nicht, sie singt's!)
Joachim
schrieb am 22.07.2010, 11:17 Uhr (am 22.07.2010, 11:20 Uhr geändert).
Leider stimmt nicht alles, was "der Johann" hier einstellt.
Zum Beispiel wirbt das Land Hessen, regiert von der CDU, angefangen hat das schon unter Roland Koch, massiv aus anderen Bundesländern Lehrer ab.
Da spielt ein "Numerus Clausus" überghaupt keine Rolle. Da werden auch "Seiteneinsteiger" genommen und die werden bis zum 48ten Lebensjahr noch beamtet. Und alles rennt nach Hessen......

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