Ungarn: Neues Mediengesetz

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Tibor Szabolcs
schrieb am 13.01.2011, 20:12 Uhr (am 13.01.2011, 20:18 Uhr geändert).
Servus @Hanzy75,

danke! Der Artikel gefällt mir außerordentlich gut! Er entspricht ungefähr meiner Sicht der Dinge. Was für gute deutschsprachige Ausgaben es von unterschiedlichen ungarischen Zeitungen es doch gibt?!

Geht Euch da nicht mal ein Lichtlein auf, liebe Siebenbürger Sachsen? ;-) Sucht mal ähnliches im werten Romania, trotz der guten "Reformen" dort. Ja, die bösen bösen Ungarn, die Euch in 850 Jahren fast vollständig magyarisiert hätten, weil sie damals in ihrer Heimat und Teil Ihres Landes Siebenbürgen Ungarisch als Amtssprasche einführten. Nur komisch, dass Eure Kultur gerade in dieser Zeit prächtig blühte - Gott sei Lob und Dank!
aurel
schrieb am 13.01.2011, 20:22 Uhr

@Tibor
Geht Euch da nicht mal ein Lichtlein auf, liebe Siebenbürger Sachsen? ;-) Sucht mal ähnliches im werten Romania. Ja, die bösen bösen Ungarn, die Euch in 850 Jahren fast vollständig magyarisiert hätten, weil sie damals in ihrer Heimat und Teil Ihres Landes Siebenbürgen Ungarisch als Amtssprasche einführten.
Nur komisch, dass Eure Kultur gerade in dieser Zeit prächtig blühte.


Tibor, mal ehrlich, haben Sie oder Ihre Ahnen schon mal auf Jahrmärkten Puder gegen Glatze verkauft?
bankban
schrieb am 13.01.2011, 20:38 Uhr (am 13.01.2011, 20:39 Uhr geändert).
Dass es in Ungarn 800 Jahre lang Deutsche gab - ist eine Tatsache.

Dass in Rumänien das Deutschtum nach 80 Jahren am Aussterben ist, ist die zweite Tatsache.

Dass wohl ein sehr großer Teil, wenn nicht sogar die Mehrheit der Forumsteilnehmer den 1.12.1918 als einen schwarzen Tag für Siebenbürgen ansehen, ist schließlich die dritte Tatsache.
pavel_chinezul
schrieb am 14.01.2011, 11:50 Uhr
Ich glaube, dass es nicht fair ist, in der Diskussion die ganzen 850 Jahre an zu schneiden. Nicht alle geschichtlichen Zeiten sind miteinander vergleichbar. Erst seit Napoleon Bonapartes Zeiten, hat sich die Idee vom Nationalstaat und Nationalvolk in den Köpfen der Menschen immer mehr fest gesetzt. Ich denke für den Vergleich, sollte man doch die Zeit der 1848-er Revolutionen als Startpunkt sehen, denn diese nahmen in ihren Verläufen in den einzelnen Ländern nationalistische Züge an, eine Geißel der nachfolgenden Zeiten. So haben wir für die SBS eine ungefähr gleich lange Zeitspanne, in der sie zu zwei verschiedenen Ländern gehörend, dem Übel unterlagen, einem völkisch geprägten Staatswesen ausgesetzt zu sein. Wie wir wissen, waren sie beide Male einem sprachlichen Assimilierungsdruck unterworfen, jedoch nur unter rumänischer Herrschaft hat man ihnen auch die Lebensgrundlage und dadurch auch die kulturelle Grundlage entzogen. Somit wird ersichtlich warum im Nachhinein (wie Erich58 es treffend beschrieben hatte) das Jahr 1918, sehr viel schwärzer als das Jahr 1867 gesehen wird.
bankban
schrieb am 14.01.2011, 21:56 Uhr (am 14.01.2011, 22:02 Uhr geändert).
http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=22570


Der Witz des Tages:

"Politische Ausrichtung
Unsere Zeitungen sind streng parteienunabhängig. Inmitten der stark parteipolitisch gefärbten ungarischen Presselandschaft stehen sie für seriöse und objektive Informationen und Analysen."

Wird auf der HP der von Hanzy verlinkten Budapester Zeitung behauptet. Ma braucht ja kein Kenner der Materie zu sein, um sagen zu können, dass es in Osteuropa, und somit auch in Ungarn, keine unabhängige Presse gibt.

http://www.budapester.hu/index.php?option=com_content&task=view&id=14&Itemid=33

Meine Solidarität gilt auf jeden Fall, meinem Freund, einer der suspendierten Journalisten.
hanzy75
schrieb am 15.01.2011, 01:04 Uhr
Dieser Exil-Berliner traut sich ja was, ne? In unserer unabhängigen Presse hätte er so etwas nie veröffentlichen dürfen. Was fällt dem auch ein, mal ein paar Punkte ins Gespräch zu bringen, die in unseren unabhängigen Blättern nicht zur Sprache kommen. Das ist ja ein richtiger Wettbewerb freier Meinungsäußerungen, der ja unter Umständen zu Schlußfolgerungen führen kann, die unsere unabhängige Presse nicht für uns vorgesehen hat.
bankban
schrieb am 15.01.2011, 08:23 Uhr (am 15.01.2011, 08:25 Uhr geändert).
"Dieser Exil-Berliner traut sich ja was, ne? In unserer unabhängigen Presse hätte er so etwas nie veröffentlichen dürfen. Was fällt dem auch ein, mal ein paar Punkte ins Gespräch zu bringen, die in unseren unabhängigen Blättern nicht zur Sprache kommen. Das ist ja ein richtiger Wettbewerb freier Meinungsäußerungen, der ja unter Umständen zu Schlußfolgerungen führen kann, die unsere unabhängige Presse nicht für uns vorgesehen hat."

Ist ja ziemlich entlarvend, wes Geistes Kind der ist, der solche Zeilen verfasst. In den letzten drei Sätzen gleich dreimal von der "unabhängigen Presse" so zu reden, dass daraus hervorgehen muss, diese Presse sei gar nicht unabhängig, wirft doch die Frage auf, wie abhängig die Redakteure der Siebenbürger Zeitung sind.

"Dieser Exil-Berliner traut sich ja was, ne?" Dieser Satz ist auch ein intellektueller Hammer: da gibt es eine ungarische Regierung, die mit absoluter Mehrheit regiert und wird von einem Journalisten unterstützt. Und unser Hanzy sieht darin ein "sich etwas trauen"... und er stellt das sogar als mutig hin. Oh ja, da muss in der Tat viel Courage vorhanden sein, die Regierung zu loben, von deren Geldern so gut wie jede kulturelle Äußerung im Land finanziert wird. Für mich hingegen sind jene beiden Journalisten mutig, die ihre abweichende Meinung öffentlich gezeigt haben, obwohl sie wussten, dass sie damit ihre Stellen riskieren. Obwohl sie wussten, dass sie damit in jungen Jahren (während andere ihre Karrieren vorantreiben) ihrem Geldgeber die Stirn bieten, war die eigene Meinung und deren Äußerung ihnen wichtiger als das beschämte und feige Schweigen. Das Bewusstsein, die eigene Meinung im Interesse der öffentlichen Vielfalt zu vertreten, wog für sie mehr als die eigene Bequemlichkeit und Ruhe. Mit sich selbst und den eigenen Prinzipien im Einklang zu handeln, war für sie wichtiger als die Sorge um die politische und infrastrukturelle Übermacht der Regierungspartei. Das, mein lieber Hanzy, heisst, "sich etwas trauen". Nicht aber, im Strom der eh schon weitgehend rechts ausgerichteten und selbstgleichgeschalteten ungarischen Presse mitzuschwimmen.
hanzy75
schrieb am 15.01.2011, 12:29 Uhr
Wenn man von der Unabhängigkeit der Medienerzeugnisse redet, dann sollte man schon auch verschiedene Meinungen in dem Blätterwald einer Gesellschaft lesen können. Hierzulande wird hingegen jeder, der eine abweichende Meinung publiziert oder unterstützt, gleich als Kind eines bösen Geistes dargestellt.
bankban
schrieb am 15.01.2011, 14:14 Uhr
Von bösem Geist, lieber Hanzy, war in meinem Beitrag nicht die Rede, lediglich von einem Geist. Ihn als böse hat du charakterisiert. Ich hingegen gehe selbstverständlich (solange mein Gesprächspartner dies nicht als Zumutung empfindet und weit von sich weist) davon aus, dass mein Gegenüber nicht nur Geist besitzt, sondern sogar geist-reich und geistvoll ist! Sollte er dann gar über esprit verüfgen, ist der Dialog umso schöner und geistesgegenwärtiger!
bankban
schrieb am 15.01.2011, 20:23 Uhr
Zum Hintergrund des Mediengesetzes ist dieser Artikel aufschlussreich, der dieses Gesetz in den Kontext der davor von der Orban-Regierung erlassener Gesetze und Verordnungen stellt:
http://taz.de/1/debatte/theorie/artikel/1/das-ungarische-desaster/
getkiss
schrieb am 15.01.2011, 23:08 Uhr (am 15.01.2011, 23:09 Uhr geändert).
Ja, da findet man nicht nur etwas über die Maßnahmen der neuen Regierung, sondern auch:

"Die Kritik des Mainstreams am System der nationalen Kooperation ist ineffektiv, denn sie wird als Unterstützung der vorherigen Regierung wahrgenommen - im Einzelnen der neokonservativen sozialen und ökonomischen Politik, die ganz tief und zu Recht unpopulär ist, verbunden mit einer liberalen Fassade, einem künstlichen Pluralismus und einer Toleranz, die von vielen als unwichtige und perverse Spiele der abgehobenen, städtischen Eliten erlebt wurde. Es gibt keine Trauer um die Demokratie, da fast niemand geglaubt hat, dass wir in einer Demokratie lebten. Justiz und Polizei haben nicht erst heute angefangen, unfair, ungerecht, brutal und ineffektiv zu sein."

Fett hervorgehoben von mir.

Ja, da bleibt nur die Trauer: Wenn sich "nichts" veränderte, hätten wir doch bei den Korrupten bleiben können...

getkiss
schrieb am 15.01.2011, 23:14 Uhr
Ach so, das war mal wieder ein Artikel aus der Népszabadság...das ehemalige Blatt der UKP....
bankban
schrieb am 15.01.2011, 23:20 Uhr
Ja, deshalb wurde es aus dem Englischen übersetzt... wie logisch!

UKP? Da musste aber noch einmal recherchieren... wie hieß nochmal die Partei vor 1989?

Frage: rechtfertigt die Kritik des Autors an den Zuständen und der Regierung vor Orban die Maßnahmen, die Orban eingeführt hat? Wohl kaum.
getkiss
schrieb am 15.01.2011, 23:27 Uhr
Na klar hast dass nicht verstanden. Die Ungarische Kommunistische Partei hat sich noch immer unter anderen Namen dargebracht. Das änderte an der Einstellung und Ihrer Politik aber nix.
Es ist ja rührend, wie der Autor des Artikels den "Rauswurf durch das Volk" beweint...

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