Ungarn: Neues Mediengesetz

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bankban
schrieb am 17.01.2011, 09:03 Uhr
Der Troll provoziert wieder.

Do not feed the trolls!
aurel
schrieb am 17.01.2011, 09:05 Uhr
@bankban, ich verstehe dass Sie als halb Ungare nicht obiektiv sein können, aber so paradoxal wie es klingt, die vergiftete Ideen von oben, schaden zuerst den Ungaren in Rumänien oder sonst wo ausserhalb Ungarn.
bankban
schrieb am 17.01.2011, 09:17 Uhr (am 17.01.2011, 09:19 Uhr geändert).
Hallo Tibor,


ich habe deinen Beitrag mit großem Interesse gelesen und er enthielt durchaus einige interessante und diskussionswürdige Gedanken. Insgesamt halte ich ihn jedoch für ein wirklichkeitsfremdes Wunschdenken. Warum?

Nun, weil heute keiner der lebenden Sachsen sich noch an Ungarn erinnern kann. Du stellst ja die 800 Jahre der Sachsen jenen 80 in Rumänien gegenüber und behauptest, dass die ersteren Jahre ein größeres Gewicht hätten. Das Problem: keiner der Sachsen erinnert sich daran. Das menschliche Gedächtnis umfasst ja zeitlich max. 3 Generationen, also etwa 90 Jahre. Deren Ereignisse können ja durch die Oma an die Enkeln weitergegeben werden. Die Omas der heutigen Sachsen sind aber bereits in Rumänien geboren und aufgewachsen. Sie können dementsprechend keinerlei positiven Erinnerungen an die Enkeln weitergeben, allenfalls ihre eigenen, von den eigenen Omas gehörten Erzählungen darüber, dass man gezwungen wurde, Ungarisch zu lernen. Die heutigen Omis stellen also dieses Gehörte dem eigenen Erleben (Pflicht, Rumänisch zu lernen) gegenüber und können weder dem einen noch dem anderen Positives abgewinnen. Ungarisch können die allerwenigsten Sachsen (ich schätze: max. 5-10%). Ungarische Küche, Lebensart und andere soft skills sind längst vergessen oder im Bewusstsein untergegangen. Was hingegen lebt, das ist trotz all dem Negativen und dem Leid die Erinnerung an die eigene Kindheit: und die war v.a. sächsisch oder aber rumänisch geprägt. Du siehst, de facto, bleiben von diesen 800 Jahren im Bewusstsein des Einzelnen nichts übrig. Allenfalls die historisch Interessierten, doch sind dies erfahrungsgemäß wenige, wissen davon Einiges. Doch wächst mit dem Abstand auch die Kritik, so dass auch dieser Zugang kein ausschließlich positiver ist.

Anders mag es sich bei den Banater Schwaben verhalten - du siehst ja, dass alma und getkiss sehr positiv Ungarn gegenüber eingestellt sind. Die Gründe dafür mögen sein: stärkere Verbundenheit mit den Ungarn vor 1918, größere Zahl interethnischer Ehen, größere geographische Nähe zu Ungarn, Empfang ungarischer Medien in den 70ern und 80ern, als in Rumänien auch die Medienlandschaft ein Horror war. Durch diese Punkte bedingt ist bei den Schwaben des Banats generell (denn auch bei denen gibts Unterschiede: ein hier mitunter auftretender Herr aus Sackelhausen erinnert andauernd an die Ohrfeige seines Großvaters, die er bekam, weil dieser auf dem Schulhof vor 1918 Schwäbisch sprach) die Erinnerung an Ungarn positiver.

Doch was noch wichtiger erscheint: ich werde den Eindruck nicht los, als wolltest du die Sachsen irgendwie unter Einsatz der Geschichte gegen die Rumänen ausspielen und für irgendeine "ungarische Sache" gewinnen. Stimmt das? Wenn ja, warum und wofür? Und warum instrumentalisierst du dafür die eigentlich vergangene und begrabene Geschichte und argumentierst nicht mit heutigen wirtschaftlichen, rechtlichen etc. Gründen?
pavel_chinezul
schrieb am 17.01.2011, 10:26 Uhr
Hallo Tibor

Erstmal sind die Siebenbürger Sachsen im Oberbegriff genauso Ungarndeutsche, wie die Banater Schwaben, Zipser Schwaben, Baranyaer und Bacskaer oder welche es sonst seien. Alle diese Deutschen sind ursprünglich willkommen geheißen worden im Königreich Ungarn.
Mit Verlaub, das stimmt nicht so ganz. Die Landler, die Banater Deutsche und die Sathmarer Schwaben (vom Grafen Kárólyi gerufen) kamen erst nach der Befreiung von den Türken durch die Habsburger, angeworben in einer Zeit als die Österreicher und nicht die Ungarn das sagen hatten. Die Ersteren kamen unfreiwillig, die Zweiten und Dritten aber dafür umso mehr.


Nun, wie sogar pavel_chinezul bemerkte, wollte Ungarn nur eine sprachliche Integration (er nennt es Assimilation), keine totale Assimilation, wie sie später in Rumänien stattfand.
Im Gegensatz zu den SBS hatten die Sathmarer und Banater noch keine gefestigten Strukturen, da sie erst seit kurzer Zeit in den neuen Siedlungsgebieten lebten als der Ausgleich zwischen Österreich und Ungarn kam. Somit war eine Magyarisierung bei ihnen erfolgreicher als bei den Sachsen. Es kam so weit, dass z.B. die Sathmarer, die hauptsächlich Schwaben waren, wegen ihrer Sprache verspottet wurden und erst durch die Soldaten des I WK von ihren Wurzeln wieder mehr erfuhren:
Folge dieser Maßnahmen war die konsequente und fortschreitende Verdrängung der deutschen Unterrichtssprache und die Überfremdung des eigenen Volkstums, die restlose Madjarisierung der deutschen Lehranstalten in einer Zeitspanne von weniger als 30 Jahren!
Durch die Begegnung mit deutschen und österreichischen Soldaten während des Ersten Weltkrieges erfuhren sathmarschwäbische Bauernsöhne, dass ihre stets verspottete schwäbi-sche Mundart zu einer "Weltsprache" gehörte;

(mehr auf der Homepage der Sathmarer Schwaben).

Also, so harmlos war die Magyarisierung nun auch nicht. Jedoch, wie ich es schon erwähnt hatte, hat man den Menschen nicht ihre Lebensgrundlage entzogen, wie es später passierte.


In beiden Weltkriegen, leider und zum eigenen großen Nachteil, waren die Ungarn Deutschland absolut treuester Bündnispartner.
Na ja, im I WK waren sie ein Teil der KuK Monarchie, konnten also nicht anders. Im II WK stimmt es. Aber diese Bündnistreue und ihre Verdienste zum Abbau des eisernen Vorhanges wurden, auch sehr gewürdigt, wie z.B. durch den Wegfall der Visapflicht für Ungarn für Deutschlandreisen ab Frühjahr 1990.
Serban
schrieb am 17.01.2011, 15:58 Uhr
Servus,

@Bankban: tadelloser Beitrag.
Gruss,
Andrei
Tibor Szabolcs
schrieb am 17.01.2011, 17:20 Uhr (am 17.01.2011, 17:42 Uhr geändert).
Lieber @Bank Ban,
zum Teil entspricht Deine Aufführung den Tatsachen, dass man gewisse Identitätsmerkmale einer Volksgruppe vergessen bzw. Unterdrücken kann! Was würde Deine Aussage aber im logischen Umkehrschluss bedeuten, wenn ich es auf andere Nationen, andere Länder übertrage?

Deine Aussage trifft definitiv auf jedes Volk zu, auf jedes Land! Trotzdem gibt es Herkunftsbewusstsein und Identitätskenntnisse. Dazu sind die geschichtlichen Berichte und Aufzeichnungen da. Nun stelle ich die Frage, warum gerade immer wieder nur im Zusammenhang mit unserer gemeinsamen ungarischen Geschichte solche prinzipiellen In-Frage-Stellungen, mit Anspruch auf Rechtfertigung gestellt werden – wieder und immer wieder??!!! Wir können doch alle auf unsere gemeinsame ungarische Geschichte Stolz sein und trotzdem selbstbewusste Sachsen oder wie ich, Donauschwaben sein.

Weil Deine Ausführungen zum Teil stimmen, ist ja die Situation der Siebenbürger Sachsen, so wie sie ist, leider im Schwinden begriffen. Ich finde dies bedauerlich.

Warum wohl ist z.B. das herrliche und viel gelobte Jugoslawien auseinandergebrochen?! Weil sich dort die verschiedenen Völker und Minderheiten sich sehr wohl daran „erinnerten“, was früher vor 1920 gewesen war

Zu dem allgemeinen Assimilations-Geschrei gegen Ungarn erwähne ich die Tatsache, dass es bedauerlicher Weise ausschließlich nur noch im Hort des Bösen, im „Rest-Ungarn“, selbstbewusste und vielfälltig organisierte Ungarn-Deutsche gibt. Sie feiern fröhliche Urständ in ihrem Heimatland Ungarn und werden dies die nächsten vielzähligen Generationen hoffentlich auch noch tun. Ob dies den Sachsen in Dinkelsbühl oder sonst wo in der Bundesrepublik gelingt, weiß ich nicht. Diese Frage müssen sich die Sachsen selber stellen. Ich finde es schade und traurig.

Diese Ungarndeutsche sind absolut wertvolle Teile der Gesellschaft und des Landes. Ich habe mehrfach Schwaben in Raum Harkány, Villány und um Budapest herum besucht. In den ausgehenden 1970er Jahren schon hatten diese wunderbare Bauernhöfe, Äcker, Weinberge, Weinkeller, Gästehäuser (die sie auf den Namen ihrer Kinder ins Grundbuch eintragen ließen, jedes eins) bzw. kleine Handwerksbetriebe. Definitiv weit wohlhabender als es allgemein die Ungarn waren und sind. Diese Situation hat sich seither tendenziell fortgesetzt, gesteigert! Ich gehöre selbst zu ihnen (Ähm, nur leider nicht wirtschaftlich gesehen hihihi).

Bei meinem geliebten kühlen Hefeweizen, ich sags Euch, genauso könnte es in Siebenbürgen für die lieben Sachsen sein. Versteht's doch bitte endlich. Liebe Grüße ...

P.S. Um Gottes willen, ich will die Sachsen bitte ganz bestimmt nicht ausspielen gegen was auch immer. Ich versuch ja gerade das gewesene Ausspielen bewusst zu machen.
Serban
schrieb am 17.01.2011, 18:02 Uhr (am 17.01.2011, 18:06 Uhr geändert).
Lieber Tibor,

Kollege Bankban war ein bisschen schneller als ich: Sie liefern eine leidenschaftliche Wunschdenken-Kostprobe. Sicher haette das anders sein, nicht nur mit den Sachsen, sondern auch mit den... tja, man vergisst sie immer, Rumaenen in Siebenbuergen. Ich z.B. werde nie diesbezueglich angesprochen, das macht mich eifersuechtig. Liegt es vielleicht nicht daran, so wie es Bankban angedeutet hat, dass wir (allgemein - Sachsen, Schwaben, Ungarn, Rumaenen, Juden) dennoch kein gemeinsame Geschichte erben und weiter vererben? Ist es nicht eher eine Summe individueller Geschichten (teilweise mit entgegengesetztem Zeichen - siehe Anno 1848), mit wenigen, ausschliesslich geographischen oder kulinarischen Schnittmengen?

In einem Punkt sagen wir das gleiche, nur sind die Hintergruende verschieden: Jugoslawien ist auseinandergebrochen weil es eben zu sehr an einem anderen Staat erinnerte

Gruss,
Andrei
bankban
schrieb am 17.01.2011, 19:18 Uhr (am 17.01.2011, 19:30 Uhr geändert).
Lieber Tibi, lieber Szabcsi,


"Wir können doch alle auf unsere gemeinsame ungarische Geschichte Stolz sein und trotzdem selbstbewusste Sachsen oder wie ich, Donauschwaben sein."

Auf Vergangenes kann man nur insofern Stolz sein, inwiefern man selbst an dessen Entstehung beteiligt war. Ich empfinde keinen Stolz darauf,was mein Ururururururuopa gemacht hat. Ist mir völlig wurscht.

"Weil Deine Ausführungen zum Teil stimmen, ist ja die Situation der Siebenbürger Sachsen, so wie sie ist, leider im Schwinden begriffen. Ich finde dies bedauerlich."

Bevor sie Siebenbürger Sachsen wurden, waren sie Moselländer. Jetzt werden sie Bayern oder Franken. So what? Solange sie menschliche Menschen bleiben, kann mir alles Recht sein und sie können meinetwegen Muslime, Buddhisten oder Australier sein und werden. Hauptsache sie bleiben dabei human und tragen irgendetwas Positives zur Entwicklung der Menschheit bei.

http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,738861,00.html
aurel
schrieb am 17.01.2011, 20:11 Uhr
Bankban Sie überraschen mich. Ich wusste nicht dass sie so vernünftige Ansichten haben.
Wie man sich täuschen kann.
Tibor Szabolcs
schrieb am 17.01.2011, 21:19 Uhr (am 17.01.2011, 21:40 Uhr geändert).
Lieber @Bank Ban,

die Logik Deiner letzten Ausführung ist unschlagbar stimmig und ich widerspreche ihr auch nicht. Absolut richtig und fordernswert, möge jeder nach seiner Fasson glücklich werden und das sein oder werden, was er will! Dem widersprechen aber auch meine Beiträge nicht. Sie bekräftigen ihn sogar! Das mit dem Stolz war eine etwas unglückliche Wortwahl, die ich in der Schnelle getroffen habe. Ich meinte eher positives Bewusstsein und nicht Stolz im Sinne von Überheblichkeit, Überlegenheit.

Ähm, kannst Du mir bitte die Frage beantworten, wieso denn die weit überwiegende Mehrheit der Themen, Threads, Beiträge und das ganze Forum der Siebenbürger Sachsen retrospektive in die Vergangenheit reicht? Hmmm, welchen geheimnisvollen Grund wird dies wohl haben? ;-)

Selbstverständlich nehme ich, wenn er unerwünscht ist, meinen ehrlich gemeinten und von Herzen kommenden Ausdruck des Mitgefühls mit dem Siebenbürger Sachsen zurück.
Bank Ban, ich möchte hier mal ausdrücklich Dein in den Threads allgegenwärtiges hervorragendes Maßhalten und Deskalations-Potential loben! :-) Danke schön!

Lieber @Serban, ich habe bereits an anderer Stelle danach gefragt, ob denn die wirtschaftliche Situation, inklusive Infrastruktur, in Siebenbürgen auch nach 90 Jahren nicht immer noch besser ist, als im "alten" Teil Rumäniens außerhalb des Karpatenbogens?? Wenn ja, dann sind doch auch für die werten Rumänen die Vorteile der ungarisch-deutschen Kooperation faßbar und existenziell!
Grüezi Mitenand!
alma_si
schrieb am 17.01.2011, 21:37 Uhr (am 17.01.2011, 21:44 Uhr geändert).
Monolog:

Die Ungarn bräuchten einen Moses, der sie aus dem Karpatenbecken rausholt und sie zurück in die Urheimat führt. Denn hier, von all den lieben Feinden umzingelt, kann man nicht mehr leben. Die Nachbarn sollen das Land unter sich aufteilen (meinetwegen für Budapest eine Tombola veranstalten) und dann kehrt endlich Ruhe in die Region ein.

Man hätte gedacht, ein vereinigtes Europa würde Entspannung mit sich bringen; das Gegenteil ist eingetreten. Sogar der EUobserver ist zum Organ der lieben Nachbarn mutiert: EUobserver . Wie kann man einer Nation verbieten, seine eigene, reiche Geschichte der Welt zu zeigen?

Monolog Ende
bankban
schrieb am 17.01.2011, 21:44 Uhr
Ich denke auch, dass es zielführender gewesen wäre, etwas über das heutige Ungarn dort zu erzählen, und nicht etwas über 1848. Was soll denn das heute, im Jahr 2011?

Allerdings verwundert es nicht, dass die Slowaken und Rumänen (natürlich ist es eine Rumänin, die es für nötig befand, hierüber einen Artikel zu schreiben, damit schön Staub aufgewirbelt und damit aus ihrer Sicht ein Skandälchen verursacht werden kann, das dann mit ihrem eigenen, sonst unbekannten Namen verbunden bleib!) darauf anbeißen. Denn sie sind verkrampft und wissen, dass sie 1918 zuviel geschluckt und es immer noch nicht verdaut haben.
pavel_chinezul
schrieb am 17.01.2011, 21:52 Uhr
@alma_si

Die Ungarn bräuchten einen Moses
Nichts für Ungut, aber den haben wir schon unter Uns. Der wartet schon darauf, diese Aufgabe zu erfüllen.
alma_si
schrieb am 17.01.2011, 21:56 Uhr
Wie meinen Sie das, pavel?
Popescu
schrieb am 17.01.2011, 21:57 Uhr
@Tibor Szabolcs
„Trotzdem gibt es Herkunftsbewusstsein“. Stammen die Magyaren nicht aus der hinteren Mongolei? Wo kann ich bitte über das Herkunftsbewusstsein etwas lesen?

„Wir können doch alle auf unsere gemeinsame ungarische Geschichte Stolz sein“ Meinen Sie da die Schlacht auf dem Lechfeld am 10. August 955, die der Endpunkt der Ungarneinfälle und der größte militärische Sieg Ottos des Großen gegen die ungarischen Reiter, die zuvor mit ihren Plünderzügen weite Teile Mitteleuropas verheert hatten?

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