Der ZDF-Dreiteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“

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harald815
schrieb am 20.03.2013, 07:49 Uhr
Dass es in Rumänien kein Holocaust gegeben hätte ist nicht wahr, wir wissen um Iaşi und um die Gebiete jenseits des Prut. Das Ausmaß war aber, und das soll keine Entschuldigung nur eine Feststellung sein, doch unterschiedlich zu den Gebieten wo das III. Reich das Sagen hatte oder zu Ungarn, speziell nach Hortys Entmachtung. Ob man derartiges aber relativieren darf/kann?
seberg
schrieb am 20.03.2013, 08:20 Uhr (am 20.03.2013, 08:22 Uhr geändert).
Durch Ihren Vergleich haben Sie es schon hinterlistig relativiert, Sie kleiner şmecheraş und große charakterliche Null...
gerri
schrieb am 20.03.2013, 09:10 Uhr
Harald 815:" 20.03.13
"Eingeborenen" gegenüber einem Zugereisten (selbst wenn aus Rumänien) wieder gehen. Und dies nicht weil die 500€ Scheine überall herumliegen"


@ Harald 815,hast du keine Reinmacherin von Zeit zu Zeit,damit sie die Scheine einsammeln und einordnen kann?
lucky_271065
schrieb am 20.03.2013, 09:20 Uhr (am 20.03.2013, 09:21 Uhr geändert).
@Harald
@Seberg

Ob man derartiges aber relativieren darf/kann?

Relativieren wohl nicht. Jedenfalls nicht im Sinne von Minimalisieren, Bagatellisieren ...

In Relation setzen, also vergleichen - warum denn nicht?

So wie man auch Kriminalstatistiken aus verschiedenen Ländern vergleicht.

Und wer einen Anderen als "Charakterliche Null" bezeichnet, könnte sich schon allein durch diese Geste selber als "Charakerliche Null" empfehlen.
Haiduc
schrieb am 20.03.2013, 10:06 Uhr
Mynona: Das Ende der Reparationszahlungen vom 1. Weltkrieg war erst 2010 im Oktober...

Deutschland hat keine Kriegsschulden mehr
gloria
schrieb am 20.03.2013, 11:29 Uhr
In meiner Familie gab es deutsche Soldaten,der Bruder meiner Mutter und der Bruder meines Vaters,beide sind im Krieg gefallen und ich weiß daß meine Großeltern den Tod ihrer Kinder nie verwunden haben.Wer masst sich an Richter zu spielen und über Menschen zu richten,die er nicht kennt,nie gekannt hat???Meine Großeltern und Eltern haben den Krieg verdammt,er hat ihnen das Kostbarste genommen-ihre Kinder und Brüder-aber heute meinen über 80jährigen Eltern Vorwürfe zu machen finde ich scheußlich.Konnten wir uns im Kommunismus den Anweisungen der Parteisekretäre widersetzen?? Einmal habe ich eine politische Stunde mit weiteren 20 Schülern im Gymnasium geschwänzt-wir erhielten alle eine 9 (10 war die beste Note)in Betragen,wurden wie Verbrecher hingestellt und haben nie mehr geschwänzt,jedenfalls keine politische Stunde.Welche Möglichkeiten hatten unsere Großeltern und Eltern in Siebenbürgen 1940-1944 ??Bleibt realistisch und versucht nicht irgendwelche Utopien als Wahrheiten zu verkaufen.Und "Scham" und "schämen" bringt auch nichts,wenn man damit nichts bewirkt.Große Worte kenne wir zur Genüge,der Aufbau des Sozialismus,die grenzenlose Freiheit-wie war die Realität??Der Alltag??Glaubt ihr im Dritten Reich war es anders???Von meinem Großvater weiß ich,dass mein Onkel nicht mal Abschied nehmen wollte,er wollte gar nicht in den Krieg-er hatte keine Wahl und sagte auch-ihr seht mich nie mehr-ich fühle es,nach Hause komme ich nimmer.Könnt ihr euch vorstekken wie die damaligen Eltern damit gelebt haben??Ohne Psychiater,in großer Not auch materiell.Nach dem 23.08.44 kriegten sie bei jeder Gelegenheit die Antwort:deinSohnhat für Hitler gekämpft-Du musst dafür bestraft werden."Und sie wurden bitter bestraft,obwohl sie nichts hätten verhindern können.Mein Großvater und andere Männer aus unserem Ort wurden mit Seilen gebunden und 20 Kilometer zu Fuß nach Schäßburg ins Gefägniss gebracht -als Landesverräter-ohne Prozess,ohne alles.Mussten in Kellern wie Schwerverbrecher tagelang ausharren,den Mund halten und mit gesengten Kopf dankbar irgendwann nach Hause kommmen.Wann werden die Filme von diesen Begebenheiten gedreht???Wäre vielleicht sinnvoll mal beide Seiten zu betrachten,bevor man urteilt!!!!
Frechmund
schrieb am 20.03.2013, 11:43 Uhr
Danke, Gloria, für deine eindringlichen Gedanken.
Du hast nach meiner Meinung Recht in der Bitte oder Forderung, man solle immer eine Sache, ein Geschehen von allen Seiten betrachten.
Seit ich ein Kind war und Goethe las, kommt mir immer wieder dieser Satz in den Sinn, auch, wenn auch ich aufgrund manchmal zu begrenzter Weite des Denkens durch Verletztheit oder Zorn oder auch Unachtsamkeit nicht immer danach handele - doch immer mich bemühe:

"Verurteile nie einen Menschen, bevor du nicht in seiner Lage warst." (J.W.v.Goethe)
lucky_271065
schrieb am 20.03.2013, 11:58 Uhr (am 20.03.2013, 12:06 Uhr geändert).
@Gloria

Was Du schreibst, ist aber eben nur die eine Seite der "Wahrheit". Wo unsere Sachsen und Schwaben (wieder einmal) die Opferrolle "spielen".

Was dabei wieder ausgeblendet wird ist, dass sie - jedenfalls die Mehrheit - sich damals aus voller Überzeugung und zum Teil sogar mit Begeisterung freiwillig in den Dienst eines verbrecherischen Regimes gestellt haben. Dass noch nicht einmal das Regime ihres Vaterlandes war.

Niemand weiss, wie viele Menschen auch durch unsere braven Landsleute in jenen Jahren "für Führer, Volk und Vaterland" getötet oder zu Krüppeln gemacht wurden. Auch wir haben unsere Kriegsverbrecher. Einige - wohl eher wenige - sind aktenkundig. Die Meisten werden ihre düsteren Geheminisse mit ins Grab genommen haben ... oder noch nehmen.

P.S. Im Vergleich zu Deutschen aus anderen Kriegsgebieten - z.B. Ostpreussen, Serbien - sind unsere Landsleute beim "Zusammenbruch" noch relativ glimpflich davongekommen. Anderswo wurden ganze Gemeinscheften "abgeschlachtet". So ähnlich wie nicht lange davor "die Deutschen" es mit Anderen gemacht hatten. Im Heimatdorf meines Vaters im Banat lebte ein Mann, dem nackt die Flucht über die Grenze aus Serbien gelungen war, nachdem er mit allen deutschen Männern seines Dorfes hingerichtet werden sollte.
Frechmund
schrieb am 20.03.2013, 12:06 Uhr (am 20.03.2013, 12:07 Uhr geändert).
@lucky
Das hat die Userin doch gar nicht bestritten oder ausgeschlossen, lediglich den Anstoß gegeben, der ja richtig ist , oder?, von allen möglichen Perspektiven aus dieses Thema aufzuarbeiten.
Du hast genau so recht mit deinen Argumenten, die sicher sogar überwiegen, dass möglicherweise der Großteil freiwillig oder zumindest gern in seiner Verblendung in den Krieg gezogen ist.
Aber jenen gegenüber, die, wie das auch Gloria schilderte, und wie das auch im ersten Teil des ZDF-Films sehr eindringlich verdeutlicht wurde, die mit dem Krieg nichts am Hut hatten, schon gar nicht mit Tötungsabsichten, die einfach nur MUSSTEN, - jenen gegenüber wäre es nach meiner Betrachtung ungerecht, sie nicht zu erwähnen, oder?
lucky_271065
schrieb am 20.03.2013, 12:10 Uhr (am 20.03.2013, 12:10 Uhr geändert).
@Frechmund

Aber jenen gegenüber, die, wie das auch Gloria schilderte, und wie das auch im ersten Teil des ZDF-Films sehr eindringlich verdeutlicht wurde, die mit dem Krieg nichts am Hut hatten, schon gar nicht mit Tötungsabsichten, die einfach nur MUSSTEN, - jenen gegenüber wäre es nach meiner Betrachtung ungerecht, sie nicht zu erwähnen, oder?

Selbstverständlich.

Es geht mir darum, "beide Seiten" (oder sind es sogar mehrere?) gleichermassen zu Wort kommen zu lassen.

P.S. Ich habe unlängst das Buch "Führerkinder" der siebenbürgischen Autorin (und Zeitzeugin) Bettina Schuller gelesen und kann es nur empfehlen.

http://www.amazon.de/F%C3%BChrerkinder-Bettina-Schuller/dp/394127189X
seberg
schrieb am 20.03.2013, 12:12 Uhr (am 20.03.2013, 12:13 Uhr geändert).
gloria:aber heute meinen über 80jährigen Eltern Vorwürfe zu machen finde ich scheußlich
Der Film macht keine Vorwürfe, er beschuldigt nicht, er urteilt und verurteilt nicht – Er will verstehen helfen.
Das ist Verantwortung dem Vergangenen gegenüber, auch den Toten gegenüber. Verstehen, Schuld und Trauern gehören zusammen.
Frechmund
schrieb am 20.03.2013, 12:14 Uhr (am 20.03.2013, 12:16 Uhr geändert).
@lucky
Ok.
Schaust du dir heute den 3. Teil an, hast du die beiden anderen gesehen?
Der erste Teil war wirklich sehr gut, der zweite für mich persönlich nicht mehr, weil zu konstruiert und klischeebedient.
Bin auf den letzten Teil heute Abend gespannt und auf die Diskussion.
Pfirti.
Bloch
schrieb am 20.03.2013, 12:20 Uhr
grumpes:
Eine Frage an die Rumänen im Forum:

Habt ihr euch noch nie geschämt Rumänen zu sein ?
Auch nicht, wenn man euch mit anderen "Rumänen" in einen Topf wirft ?
...
Gib mal in "Google" den Suchbegriff "Rumänische Diebe" ein.


Ich schäme mich nicht Rumäne zu sein.
Ich bin sogar sehr froh Rumäne zu sein. Ist es so, einfach nur reines Glück, bin nicht stolz dafür.

Die rumänische(oder deutsche) Diebe sind nach dem Individuationsprinzip für die eigene Aktionen individuell verantwortlich.

Eine moralische Verantwortung als Rumäne übernehme ich hier:
Fakt ist, ich schäme mich das wir in den 1940er Jahren in Bukowina nicht geschaft haben unsere Judische Bevölkerung von Deportation nach Transnistrien zu schützen.

Mit diese Schuldfrage habe ich mich als 20-Jähriger konfrontiert, als ich einige alte historishe(Judaica) Ansichtkarten aus meiner Stadt gesehen habe.
Dann die Frage, warum ist der besondere prächtige jüdischen Tempel verlassen? Wo sind die Juden?
So ist die Schuldfrage enstanden; ich galube, sie besteht da wo die Tätergeneration selbst keine Schuldgefühle empfinden konnte oder wollte. Die Wahrheit über den Holocaust wurde in Rumänien lange Zeit unterdrückt, die (Gross-)Eltern wolten darüber nichts wissen. Sie waren Schuld(auch wenn nicht direkt involviert) aber konnten mit ihrer Verantwortung (wer nichts dagegen unternimmt ist auch schuld) sich nicht auseinandersetzen, haben entsprechend ihre Schuld(Kindern gegenüber) nicht eingestanden.
seberg
schrieb am 20.03.2013, 12:25 Uhr
Genau darum geht es auch in diesem Film, von deutscher Seite gesehen.

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