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Albanezul schrieb am 02.03.2008, 17:43 Uhr (am 02.03.2008, 17:45 Uhr geändert).
rio schrieb: Kleine Verwechslung scheint vorzuliegen:
Der ORF hat nicht die Meldung als solche (die kam nämlich seinerzeit ganz aktuell) heriengestellt, sondern das "Weltjournal" brachte an diesem Tag u.a. auch einen Bericht über dieses Thema und die obige Teletextseite bezog sich auf diese Sendung. Den ORF muss ich generell in Schutz nehmen: Er ist meiner Ansicht nach ein objektiver und vor allem realitätstreuer, (wenn ich das mal so formulieren darf) Sender. Und vor allem: Man sieht über ihn die Ereignisse in D (und der Welt) oft aus einer etwas anderen Perspektive als nur über die bundesdeutschen Medien...
Habe ich übersehen, sorry, ich habe die Sendung noch nicht gesehen, ist die immer Mittwochs um 22.30? Ich schaue eigentlich recht oft österreichisches Fernsehen (ORF1+2 und ATV) und die Darstellung "deutscher" Themen ist in der Tat oft aus einer anderen Perspektive, was übrigens bei den deutschsprachigen Schweizer Sendern und vor allem den Schweizer Printmedien auch so ist. Bei Ereignissen in der Welt ist es sogar ein ausgeprägterer Unterschied (Mit Aussnahme des "Blick").
Nun, was bewegt die Leute dazu einen Kommentar zu ihrem Lohn zu verheimlichen? Umgekehrt kenn ich das von einigen Rumänen in der Heimat eher. Dort hat z.B. ein Ex-Kollege von mir mit den Lohnangaben so übertrieben, dass mir fast das Essen im Munde stecken geblieben ist. Der hat dann plötzlich etwas mehr als das doppelte verdient, als es in Wirklichkeit war. Auch die Mitteilung eines Anderen, der als Maschinenschlosser plötzlich 4000 € netto hatte, verwunderte mich.
Ich weiss nicht, ob Nokia es verboten hat, den Lohn kundzutun, was ich aber nicht glaube. Vielleicht ist es soviel, dass man Angst vor dem bösen Nachbarn hat, was ich aber auch nicht glaube. Die hätten diesen Nachbarn mal fragen sollen, der weiss das bestimmt :-)
rio schrieb am 02.03.2008, 18:42 Uhr (am 02.03.2008, 20:22 Uhr geändert).
Dass Nokia seinen Mitarbeitern ausdrücklich verboten hat, über alles was mit dem Betrieb zusammenhängt, zu sprechen wird durch den Kommentator des Berichts bestätigt. Der Boss der Gewerkschaft "Cartel Alfa", Grigore Pop, erzählt dann aber dass den Gewerkschaftsvertretern der Zutritt zum Werksgelände untersagt ist, weil Nokia und einige andere ausländische Unternehmen daraufhin arbeiten, die Wochenarbeitszeit auf 60 - 70 Std (illegal). hoch zu pushen. Er bestätigt auch, dass ein Arbeiter bei Nokia ca 200 Euro/Monat verdient. Das ORF - Team wird schliesslich von einem privaten Wachdienst vor dem Tor des Werks vertrieben. Ende der Vorstellung.
Übrigens noch ein krioses Detail aus Bochum: Ein paar Noch-Nokia-Mitarbeiterinnen erzählen dem Team, dass man ihnen angeboten hätte, nach RO mitzugehen. Sie nannten es "...gelinde gesagt, eine Verarschung.", sie hätten Bilder aus Jucu gesehen, sie fassten sich dabei an den Kopf: "... da würden wir nie im Leben hingehen, mein Gott, dann lieber von Hartz4 leben" meinten diese.
Das bringt mir unwillkürlich eine Szene aus dem Film "Hombre" (Paul Newman?), welcher in den 70-er Jahren in Ro lief vor die Augen: Da reist eine noble Dame in einer Postkutsche durch eine Wüstenlandschaft in Mexico (?) und erfährt von einem Mitreisenden, (Newman) dass die Indianer in dieser Gegend so arm dran sind, dass sie und ihre Kinder in ganz harten Zeiten, sogar ihre Hunde essen mussten, um nicht vor die Hunde zu gehen. Die Dame ist entsetzt, voller Ekel und sagt, sie würde so etwas nie machen, lieber würde sie verhungern. Macht sie aber dann doch, als die Postkutsche kurz darauf von Banditen gekapert wird und die Insassen zu Geiseln werden, oder so ähnlich, is schon a Weilchen her. Ja, gut, war bloß ein Film, in der Realität ist alles anders und ich glaube den Nokia-Girls schon, dass sie nie nach Jucu ziehen würden aber zumindest der erste Teil deckt sich mit dem "Hombre".
Albanezul schrieb am 02.03.2008, 20:56 Uhr (am 02.03.2008, 21:01 Uhr geändert).
rio schrieb: ich glaube den Nokia-Girls schon, dass sie nie nach Jucu ziehen würden aber zumindest der erste Teil deckt sich mit dem "Hombre".
Na ja, sie hätten ja auch nach Klausenburg ziehen können, ist ja nicht weit um von Stadtbild her sichrlich schöner als Bochum, da ich schon mehrfach in beiden Städten war, wage ich diesen Vergleich :-) Viele Nokia Leute wollten damals auch nicht von Pforzheim nach Bochum (Als Anverwandter ich auch nicht), daher sicherlich verständlich, wenn nicht in ein ganz anderes Land möchte. Man hätte diesen Leute auch Peles, Kronstadt oder Hermannstadt zeigen können, sie hätte auch "nu" gesagt.
rio schrieb am 02.03.2008, 23:33 Uhr (am 02.03.2008, 23:34 Uhr geändert).
Na ja, sie hätten ja auch nach Klausenburg ziehen können...
Korrekt sollte es wohl heißen:
"hätten ja auch nach Klausenburg nicht ziehen können..."
Oder so ähnlich wie der Witz
A: Habe gehört dass ihr letztes Jahr nicht im Urlaub in Italien wart?
B: Nein, letztes Jahr waren wir nicht in Spanien, vor zwei Jahren waren wir nicht in Italien.
Ob Klausenburg oder andere Ortschaften, ohne rumänische Sprachkenntnisse wäre es schon schwer, wenn dann auch noch Kinder betroffen sind ist es noch viel schwerer. Aber das schöne Sprichwort heißt doch: "In der Not frißt der Teufel auch Fliegen". Aber vielleicht doch keine rumänischen.
getkiss schrieb am 03.03.2008, 06:13 Uhr
rio schrieb: ....Übrigens: War sehr interessant, der Bericht über Nokia: Das TV-Team des ORF versuchte vergeblich von den aus der Schicht kommenden Mitarbeitern des Jucu-Nokia-Werks Auskünfte über die Höhe ihres Lohns zu bekommen, alle wandten sich unisono ab, ohne Kommentar, manche versuchten sogar das Gesicht zu verdecken, als wären sie Kriminelle. Die Secu lässt grüssen! Si'mer wieder da wie vor 20 Jahren, nur andersrum?
Das beweist ja nur das Nokia den Brauch aus D mitgenommen hat. Hier gilt doch auch der Spruch, oft arbeitsvertraglich festgelegt:"Über Geld spricht man nicht...".
getkiss
Daimler Benz- Betrieb in Cugir
Am Wochenende gab es Informationen dass Daimler Benz fuer seinen neuen Autobetrieb sich fuer Rumaenien entschieden haette,aber nicht in Jucu sonder bei Cugir(Kreis Alba).Dort hat Daimler schon einen kleineren Betrieb welcher bestimmte Ersatzteile fertigt,
Der Grossbetrieb soll angeblich 100.000 Autos pro Jahr in Cugir produzieren und Verhandlungen ueber Kauf von Grund waeren in vollem Gange.
rio schrieb am 09.03.2008, 21:14 Uhr (am 10.03.2008, 16:51 Uhr geändert).
'S gibt Neuigkeiten in Sachen Nokia: Finnland ist nicht mehr "Ehrengast" auf der Frankfurter Buchmesse 2011 und ist durch Island ersetzt worden. Rache ist süß?
Siehe auch:
http://heppinger.he.funpic.de/finn/
Gruß
Karl schrieb am 10.03.2008, 18:50 Uhr
Iucu ist sicherlich nicht so schlimm, wie das auf den ersten Blick aussieht.
Ich war letzte Woche dort: es entsteht ein Industriepark, auf dem sicherlich auch viele andere Großfirmen ihre Betriebe hinstellen werden.
Nicht weit davon gibt es von Banffy ein schönes Schloß, andere restaurierungswürdige Gebäude, Klausenburg (mit 100.000 Studenten) ist 25 km weit weg...
Gute Arbeitskräfte werden auch in Rumänien nicht mehr mit 200 EUR netto abgespeist sondern verdienen zwischen
400-800 EUR (Arbeiter Industrie, auf dem Bau bis zu 1500 EUR). Ingenieure können auch dort schon in Großstädten Gehälter wie im Westen verdienen.
Auf jeden Fall ist in der Klausenburger Gegend sehr viel los. Die Dynamik habe ich positiv empfunden, auch wenn die ehem. Industrieplattformen in der Stadt plattgemacht werden, damit Neubauviertel hochgezogen werden können.
Jedenfalls werden zuverlässige technische Fachleute mit Fremdsprachenkenntnissen in der Industrie händeringend gesucht.
rio schrieb am 12.03.2008, 20:33 Uhr (am 12.03.2008, 20:33 Uhr geändert).
Heute kam die Hiobsmeldung vom Ende der Firma "Ericsson" in Backnang. Die Firma (ehemals AEG-Telefunken, dann Marconi) soll scheibchenweise geschlossen werden, Bis Mitte 2009 soll dann endgültig Schluss sein in Backnang. Von den 650 Beschäftigten sind etwa 400 von Kündigung betroffen, der Rest soll nach Stuttgart verlegt werden. Also aufgepasst: jetzt auch Sony-Ericsson Mobiltelefone boykottieren! Ich lege mir eine Liste an.
Georg51 schrieb am 08.04.2008, 20:52 Uhr
Neuigkeit,
DÜSSELDORF (dpa-AFX, vom 08.04.2008) - Der finnische Handy-Konzern Nokia zahlt insgesamt 200 Millionen Euro für die von der Schließung des Bochumer Nokia-Werkes betroffenen Beschäftigten. Knapp drei Monate nach Bekanntgabe der Schließungspläne haben sich Unternehmen und Betriebsrat am Dienstag auf die Eckpunkte eines Sozialplans geeinigt. Danach sind 185 Millionen Euro für Abfindungen vorgesehen, wie in Düsseldorf nach einer Sitzung des Aufsichtsrats von Nokia Deutschland mitgeteilt wurde. Weitere 15 Millionen Euro entfallen auf eine Transfergesellschaft. Das Werk wird zum 30. Juni geschlossen. Die knapp 2.300 Mitarbeiter sollen zum 1. Mai freigestellt werden. Sie erhalten durchschnittlich eine Abfindung von rund 80.000 Euro. Die genaue Verteilung der Abfindungen muss aber noch geklärt werden.
lori schrieb am 18.04.2008, 04:04 Uhr
Hallo Allerseits,
in der rum. Presse war zu lesen, dass die EU wegen des Falls Nokia ermittelt. Damit wird meine These(Beitrag) vom 19.01.2008 Seite 1 dieses Threads bekräftigt.
Gruss
Lori
lori schrieb am 16.05.2008, 21:01 Uhr
Hallo Allerseits,
Ich lasse mal Milde walten und eröffne nicht einen neuen Thread, denn es gebe wahrlich viel zu kommentieren. Călin Popescu-Tăricianu hat gesprochen in einem Interwiew in der heutigen SZ.
Zum Thema NOKIA sagte er u.a., er könne die Wut der Arbeiter in D verstehen; die rumänische Regierung sei am Nokia Deal nicht aktiv beteiligt gewesen.(sic:ist Geldüberweisen aktiv oder passiv?)
Er übte massive Kritik an den deutschen Medien(Artikel,die weit von der Wahrheit entfernt sind). Ich frage mich ob er spanisch bzw. italienisch versteht. Denn eines kann man den deutschen Medien nicht vorwefen: dass sie unfair gegenüber Rumänien sind!!! Im Gegenteil: sie gehen viel zu nachsichtig mit Rumänien um. Ich glaube da sprach eine beleidigte Leberwurst!
Gruss
Lori
rio schrieb am 16.05.2008, 22:09 Uhr
Und weswegen sollte er denn beleidigt sein? Was hat er konkret gesagt? Und was und wem hätte ein anderer Ton in den deutschen Medien genützt? Nokia wäre so und so weg. Demnächst verzieht sich auch Bauknecht-Whirlpool aus Schorndorf, habe ich was munkeln gehört, jedoch nicht nach Ro sondern ins schöne Mexico.
Hossa!
lori schrieb am 17.05.2008, 21:28 Uhr
Hallo Rio,
ich habe darauf hingewiesen, dass ich eigentlich extra einen Thread hätte eröffnen müssen. Es geht nicht nur um NOKIA! Ich kann nur empfehlen das Interwiew zu lesen.
servus
lori schrieb am 19.05.2008, 16:58 Uhr
Hallo Allerseits,
Frage an jemanden der sich auskennt: die rumänischen Offiziellen betonen immer wieder, dass NOKIA den Standort Cluj wegen der Universität ausgesucht hat. Angeblich sind 300 Arbeitsplätze entstanden. Wieviele von diesen sind hochqualifizierte Arbeitsplätze, sprich solche, die ein Studium erfordern?(Ich war ja sowieso schon überrascht, dass in D Handys produziert wurden, nachdem Siemens sich aus der Produktion verabschiedet hatte)
Gruss
Lori
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