Die Szekler

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lori
schrieb am 06.03.2008, 20:55 Uhr
Hallo Rio,

Nun man kann nicht alles was Băsescu sagt als Massstab ansehen, Tăriceanu sagte etwas anderes einige Wochen vor der Unabhängigkeit, der Aussenminister etwas anderes und unmittelbar nach der Unabhängigkeit, wollte ein anderer Hochkaräter die Kosovo-Politik nuancieren. Die Zustimmer müssen klare Beschlüsse fassen: ZB. Kabinettsbeschluss, oder gar Abstimmung im Parlament. Bei den Gegner weiss ich nicht wie die Entscheidungen zustande kommen, aber aus Rumänien kommt m.E. nur Gelabere- irgendwo vor internationalen Gremien(ZB. UNO) müssen sie doch Farbe bekennen. Ein klares NEIN sieht anders aus:siehe die 4 Gegner!

Was mehr Autonomie für die Judeţe (Kreise)angeht,wäre das natürlich der Idealzustand. Aber ich nenne nochmals die magische Zahl: etwa 50% des rumänischen BSP wird seit 1918 von Siebenbürgen erwirtschaftet.(heute ist der Anteil vielleicht ein klein bisschen geringer) Die Südländer werden wohl schwer eine derart produktive Melkkuh abgeben wollen!
Ausserdem ist das zentralistische Denken dermassen in den Köpfen verankert, dass es sehr schwer sein wird neue Wege zu bestreiten!

servus
Serban
schrieb am 12.03.2008, 15:21 Uhr
Servus

Ich muss dir widersprechen Lori. Grundsaetzlich hat sich Rumaenien seit geraumer Zeit gegen die Unabhaengigkeit Kossovos erklaert. Das Parlament (ja, es gab sogar eine Abstimmung), der Praesident und die Regierung haben das auch ofiziell nach Kossovos einseitiger Unabhaengigkeitserklaerung erklaert. Selbstverstaendlich gibt es auch in Rumaenien eine Debatte diesbezueglich. Die ist vielleicht heftiger als in Deutschland z.B. und ist vermutlich auch von der geographischen Lage bedingt.
Was mich aber nervte: auf einmal wurden zum Thema Funar, Paunescu und dergleichen zu TV-Talkshows mit dem Thema Kossovo eingeladen, so nach dem Motto "jetzt brauchen wir mal ein paar Nationalisten, die kennen sich hier gut aus".
Zur Autonomie der Kreise: es wird schon kommen. Wie schnell aber und welche Kreise beguenstigt sein werden (speziell ob das Szeklerland davon profitieren wird), soll sich noch zeigen. Mich jedenfalls wuerde es nicht stoeren, in einem autonomen Szeklerland Urlaub zu machen. Als Rumaene wuerde ich aber dort nicht arbeiten und leben koennen.
Gruss,
Andrei
Saedtler
schrieb am 12.03.2008, 19:17 Uhr
Als Rumäne konnte man auch bisher in den Seklergebieten nur dann Fuß fassen, wenn man bereit und auch imstande war Ungarisch zu lernen. Die Sekler werden - bei linearer Interpolation der demographischen Entwicklung - zwar in absehbarer Zeit von den Rroma majorisiert werden, da sie notorisch lendenschwach sind und kaum noch Kinder haben. Das heißt aber noch lange nicht, dass die inzwischen ebenso schwachen Rumänen noch vor den Rroma zum Zuge kommen könnten.

Die Sekler sind die einzige Gruppe in Rumänien an der sich die Rumänen bislang die Zähne ausgebissen haben. Wenn ein ethnischer Rumäne unwillig war Ungarisch zumindest für den täglichen Sprachgebrauch zu sprechen, dann hatte er im Seklerland nur dann eine wirtschaftliche Überlebenschance, wenn seine Einkünfte aus Quellen von außerhalb des Seklerlandes stammten oder zu mindest aus im Seklerland gelegenen Quellen, die von außerhalb beherrscht wurden, geflossen sind.

Ermöglichen ließ und läßt sich das nur dadurch, dass die Sekler eine praktisch geschlossene "Seklerinsel" bewohnen und bislang geschickt zu vermeiden verstanden haben, dass diese Seklerinsel ethnisch aufgebrochen werden konnte.

Ob diese bisherige Entwicklung fortgesetzt werden kann, ist nur sehr schwer abzuschätzen. Die recht wenigen Seklerkinder hocken ebenso vorwiegend vor dem Computer wie Kinder anderswo. Ob es ausreichend "seklerzentristische" Internetinhalte für sie gibt, ist sehr zu bezweifeln. Die kulturelle Orientierung der Folgegeneration der Sekler wird kaum mehr so stark an der Kultur der Seklerinsel ausgerichtet sein können, wie bei den Vorgenerationen des heutigen Nachwuchses.

Bei vielen spezifisch seklerischen Aktivitäten, wie Volkstanzgruppen, kann man bereits sehr stark das "asiatische Element" beobachten. Getönter Teint, typisch breite Gesichter, etc. Grundsätzlich ist es durchaus vorstellbar, dass irgendwann einmal die von der Minorisierung bedrohten Sekler die "Lust am Ausharren" ebenso verlieren wie das 1990 die Siebenbürger Sachsen gemacht haben. Da die ungarische Bevölkerung ebenso schrumpft wie die deutsche, wird natürlich eine gewisse Attraktion auftreten, die außerhalb Ungarns noch verstreut lebenden Ungarischsprachigen ebenso heim ins "Ungarreich" zu holen, wie das Deutschland mit den noch in ganz Europa verstreuten Resten der Volksdeutschen gemacht hat.
lori
schrieb am 13.03.2008, 15:05 Uhr
Hallo Andrei,

Dass es Debatten gibt, in den jeweiligen Ländern, mal heftigere, mal weniger heftige ist in Ordnung. Veilleicht gibt es auch in RO Beschlüsse, denn ich unterstelle Dir, dass Du die Wahrheit sagst! Aber ich muss die Qualität dieser Beschlüsse doch sehr stark anzweifeln. Wie kann das kommen -sofern Rio recht hat, ich habe nicht alles bis ins kleinste Detaill verfolgt- das Vertreter einer Regierungspartei(UDMR) den Unabhängigkeitsfeierlichkeiten beiwohnten? Oder, dass ein anderer hochrangiger Politiker von einer "Nuancierung" der Kosovopolitik, 2-3 Tage nach der Unabhängigkeitserklärung spricht(evz.ro)?

Meine Beobachtung ist Folgende: im Brüssel vor der internationalen Presse haben sich vier Gegner klar und deutlich artikuliert, 17 EU- Länder haben für die Unabhängigkeit gestimmt, über 6 darunter Rumänien machte man keine Angaben!Und das ist eben typisch rumänisch, ich möchte das auch nicht werten, das war in der Vergangenheit so und ist es auch heute noch.

Was die Szekler anbelangt: sie haben gemerkt wie die schleichende Homogenisierung in den letzten 80 Jahren vonstatten ging. Sie möchten kein zweites Oradea, Cluj oder Tg. Mureş erleben, alles Städte deren Mehrheitsverschiebungen zugunsten der Rumänen durch massive Einwanderung aus dem Regat(Altreich)geschehen ist!
Es kann und darf nicht sein, dass ein Moldauer dessen Zähne zu Hause vor Hunger rosteten, in Odorhei oder Miercurea Ciuc einen Chefsessel kriegt und frech behauptet er sei dort zuhause! Insofern sind mir rumänische Urlauber im Szeklerland viel lieber als von Bukarest eingesetzte Unterdrücker, die ja angeblich "nur" ihre Arbeit verrichten!

Gruss
Lori
aberhallo!
schrieb am 15.03.2008, 16:19 Uhr
Ein entschiedenes Ja oder Nein ist seitens der ungarischen Regierung auch nicht zu hören.

Siehe im Link: www.wienerzeitung.at
lori
schrieb am 16.03.2008, 20:36 Uhr
Hallo aberhallo,

Wenn einer eine Sache schlecht macht, ist es keine Entschuldigung- aus meiner Sicht- wenn 5 andere sie auch schlecht machen!

Gruss
Lori
Serban
schrieb am 17.03.2008, 16:01 Uhr (am 17.03.2008, 16:21 Uhr geändert).
Serban
schrieb am 17.03.2008, 16:01 Uhr
Serban schrieb: Servus Lori,

Dass die Presse in Bruxelles ueber die rumaenische Stellung nichts schreibt, hat nur mit deren verlegerischen Politik zu tun. Das ist wirklich kein Argument...
Allmaehlich wird es langweilig! Nochmals: Rumaenien, Spanien, Zypern vertreten die gleiche Stellung zum Thema Kossovo. Und: Politiker aus der UDMR, aber auch aus PNL sind anderer Meinung, was ja im Grunde genommen auch normal ist. Ofiziell aber sieht es zur Zeit so aus. Es ist durchaus denkbar, dass sowohl Spanien als auch Rumaenien in der Zukunft ihre Stellung nuancieren werden.
Moldauer deren Zaehne vor Hunger rosteten... das ist hart und ungerecht. Diese Menschen wollen ein besseres Leben haben und ziehen um: vor 40 Jahren nach Kronstadt, jetzt nach Italien und Spanien. Ist das sooooooo schlimm?
Ja, damals gab es eine Ansiedlungspolitik, aber jetzt...gehe ich, wo die Wirtschaft mich braucht. Oder ist das nicht im Sinne der EU?
P.S. Selbtsverstaendlich wuerde ich die ungarische Sprache lernen, wuerde ich dort wohnen und arbeiten.


Gruss,
Andrei
lori
schrieb am 17.03.2008, 17:37 Uhr
Hallo Andrei,

Ich glaube wir müssen das Wort "Position" definieren. Das überlasse ich jedoch Dir. Wenn ein Teil der Regierung(UDMR) etwas anders vertritt, dann ist das m. E. keine Position! In dieser Frage ist die rumänische Regierung beschlussunfähig. Also bleibt es beim Lari- Fari. Wahrscheinlich eine rumänische Logik, für mich jedoch ein Paradoxon!

Was in Brüssel passiert ist, ist keine verlegerische Politik: Es gab die Meldung(im Fernsehen) von 17 Zustimmern und 4 klaren Nein- Sagern, die jeweils im Namen der jeweiligen Regierung sprachen (hochkarätige Politiker der Regierung ZB. MP oder Aussenminister)! Von Ro war nicht die Rede, also gehört es zu den 6 ich nenne sie mal "unentschlossenen"! Wenn Du mir aber ein Dokument(Raport) der rumänischen Regierung welches an die EU- Kommision(zur Ablehnung der Unabhängigkeit) gerichtet ist, vorzeigen kannst, sage ich sorry und das Thema ist für mich erledigt.

Zum Thema Ansiedlungspolitik: ich gebe dir recht, heute ist sie nicht mehr so aggressiv wie früher. Aber sie geschieht immer noch schleichend, das hat damit zu tun, dass der Staatssektor in RO noch gross is. Und in vielen Führungspositionen befindet sich geballte südländische Inkompetenz.
Nokia ist auch ein Beispiel für schleichende "Regatisierung", denn mir soll niemand erzählen, dass alle Leute die dort arbeiten, aus der Region kommen.

Du bist auf einer Seite sehr konzilliant, wenn Du sagst, dass du ungarisch lernen würdest (Arbeiten im Szeklerland)aber :
1) Mit dieser Meinung bist Du beinahe ein Selbstmörder.
2) Bin ich der Meinung, dass die Szekler sich mehr Mühe geben sollten und rumänisch lernen.

servus
Albanezul
schrieb am 17.03.2008, 20:43 Uhr (am 17.03.2008, 20:59 Uhr geändert).
lori schrieb: Hallo aberhallo,

Wenn einer eine Sache schlecht macht, ist es keine Entschuldigung- aus meiner Sicht- wenn 5 andere sie auch schlecht machen!

Gruss
Lori


Das blöde daran ist nur, dass dies seit Jahren Ihr Argument ist, um Ihren permanenten Übertreibungen, was in Rumänien alles möglich ist und nur dort und nur dort schiefläuft (Ozone/Haiduci und viel andere Beispiele könnte man da nennen, die nicht richtig sind) und was anscheinend sonstirgendwo nicht möglich ist, zu rechtfertigen, Sagen Sie doch das Sie Rumänien nicht abkönnen, es ist nicht verboten, aber lassen Sie doch diese Spielchen, es nimmt Ihnen eh keiner ab. Sie machen sich per se einer Rumänien-abschätzigen Einstellung nicht unverdächtig, wenn Sie eben vernachlässigen, dass vieles, was in Rumänien passiert eben anderswo auch passiert. Aber auch diese Einstellung ist Ihr Recht, warum dann immer dieses Zurückrudern, wenn man Sie darauf anspricht?
Die Ansicht des rumänischen Staates zum Kosovo, hat nicht weniger eine Daseinsberechtigung, nur weil Sie sie falsch finden, oder vielleicht die Amerikaner dahinterstehen. Immerhin steht Rumänien da nicht ganz allein, z.B. auch die grösste Parlamemtsfraktion der Schweiz nimmt dieselbe Position ein, und das (obwohl ich diese Partei sonst nicht abkann) sicherlich nicht ganz zu Unrecht. Genauso wie viele andere nicht-europäische Staaten, die nicht am Rockzipfel der USA hängen.
aberhallo!
schrieb am 18.03.2008, 10:37 Uhr
Mit der schleichenden Rumänisierung ist meiner Meinung jetzt
sicherlich Schluß, denn die Leute wurden ja nur durch Prämien(Geld Wohnung) ins Szeklerlend gelockt.Weiterhin laufen die Leute der Arbeit hinterher und diese ist im Szeklerland rar und die Löhne sind die niedrigsten in ganz RO. Letztlich fehlt der Anreiz als Rumäne sich dort anzusiedeln, außerdem scheuen sich viele dorthin zu gehen weil sie sonst im Abseits stehen und mit verachtung bedacht werden (wie Besatzer). Ich denke das sich im laufe der Zeit
das Gebiet wieder homogenisieren wird.
Ein anderes Beispiel : Ich kenne zB einen orthodoxen Priesteranwärter der perfekt ungarisch spricht und nun eine
ungarische Freundin hat. Was sagt man dazu! Ob das gut geht?
lori
schrieb am 18.03.2008, 20:27 Uhr
Hallo Abanezul,

Es liegt Gott sei Dank nicht in Deinem Ermessen wer, was warum und wann, mir etwas abnimmt! Zum Beispiel Haiducii/Ozon stehe ich immer noch, obwohl damals jemand ein analoges Beispiel aus D gebracht hat. Der Unterschied ist, das geschah in den 80gern und Rumänien stand damals an der Schwelle der EU. Man streitet auch heute manchmal noch über Urheberrechte, kommt immer mal wieder vor, aber ein Gericht spricht ein Machtwort. Die rumänische Justiz war wohl nicht in der Lage das zu tun.

Meine Beiträge solltest du schon genauer lesen: ich kritisiere nicht die Haltung (ich sage Regierung, Du Staat) Rumäniens weil ich sie falsch finde, ich kritisiere sie (die Regierung)weil sie keine Haltung hat. Die jetztige Haltung ist die, mit der man im schweren Fahrwasser der Historie gut gefahren ist: die "nach der Fahne im Wind Methode"!Und ich bin der Meinunung im 21 Jahrhundert sollte es möglich sein, eindeutige Entscheidungen zu treffen, auch wenn sie sich vielleicht- mein Gott es kann ja mal passieren!- im Nachhinein als falsch erweisen.

Ob die Kosovo- Frage mit dem Rockzipfel der USA(Beführworter) oder mit dem Rockzipfel Chinas und Russlands(Gegner der Unabhängigkeit) zu tun haben, soll jeder selbst beurteilen, ich als Bürger der EU hätte mich über eine einheitliche Entscheidung (pro oder contra egal) mehr gefreut als über die jetztige, obwohl ich wiederhole, gegen die Unabhängigkeit des Kosovos bin!

Deinen Beitrag habe ich 2mal gelesen, es erschliesst sich mir jedoch nicht das ich "zurückrudere"!

Gruss
Lori
lori
schrieb am 18.03.2008, 20:51 Uhr
Hallo Aberhallo,

Es ist hochinteressant über interethnische Beziehungen im zwischenmenschlichem Bereich(ZB. Ehen) zu sprechen. Ich gehe recht in der Annahme, dass sich Rumänen und Ungarn, als Volksgruppen-freundlich ausgedrückt- nicht verstehen. Trotzdem würde ich sagen, dass Ehen zwischen Rumänen und Ungarn proportional häufiger vorkamen als zwischen sb. Sachsen und Rumänen.Ich glaube, das hat mit einem eingebauten und streng eingehaltenen Korrektiv(drastisch ausgedrückt: Bestrafung) innerhalb der sächsischen Gemeinschaft zu tun!Frauen die 1945 noch schnell einen Rumänen geheiratet haben können davon ein Lied singen!

Gruss
Lori
okmokm2
schrieb am 26.03.2008, 21:33 Uhr
Dolfi11 schrieb:

Überlass also Siebenbürgen den Rumänen, und die Österreicher überlassen Ungarn den Ungarn... und alles ist gut...



Das ist gerade das Problem. Ungarn den Ungarn und Siebenbürgen den Rumänen? Wieso nicht Moldavien den Russen und Bukarest den Bulgaren? Hier ist der Widerspruch. Siebenbürgen ist ein eigenes Land, und gehört weder zu Ungarn noch zu Rumänien (bzw. zu beiden).
Serban
schrieb am 27.03.2008, 10:19 Uhr
okmokm2 schrieb: Dolfi11 schrieb:

Überlass also Siebenbürgen den Rumänen, und die Österreicher überlassen Ungarn den Ungarn... und alles ist gut...



Das ist gerade das Problem. Ungarn den Ungarn und Siebenbürgen den Rumänen? Wieso nicht Moldavien den Russen und Bukarest den Bulgaren? Hier ist der Widerspruch. Siebenbürgen ist ein eigenes Land, und gehört weder zu Ungarn noch zu Rumänien (bzw. zu beiden).

Servus,
Siebenbuergen hat diese Chance vor genau 141 Jahren verpasst - u.z. Anno 1867. Was uns noch uebrig bleibt, sind Traditionen, Architektur, zwei- oder dreisprachige Doerfer, alte Schulen und drei Versionen unserer gemeinsamen Geschichte. Ich hoffe nur, dass wir imstande sind, dieses Wenige unseren Nachfolgern vererben zu koennen.
Gruss,
Andrei

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