„Offener Brief an Herta Müller“ - aus der Feder eines Zeitzeugen und Opfers der Ceausescu-Diktatur

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Lavinia
schrieb am 31.07.2009, 22:08 Uhr (am 31.07.2009, 22:39 Uhr geändert).
Johann, du solltest nur zur Kenntnis nehmen, dass er über einen bestimmten Kreis von Personen eine Aussage macht und nicht über die Gesamtheit einer Bevölkerungsgruppe, einer Generation, eines Landes....oder was auch immer.

Was Gibson betrifft: Da kannst du ganz beruhigt sein: Der liegt nicht am Boden! Wie viele Forumsteilnehmer haben seine "offensichtlichen Schwächen" schon aus dem Forum getrieben? Und er gibt das bedauernswerte Opfer...Nein, Johann, seine 'offensichtlichen Schwächen' grenzen an Körperverletzung ...
Meinst du nicht auch, dass er seinen Standpunkt über- klargemacht hat? Was will er denn dann noch? Anderen seine Meinung gewaltsam einfüllen, wie Weihnachtsgänsen das Futter bevor sie zum Fest der Liebe geschlachtet werden?

Und siehe da, kaum spricht man vom vermeintlichen "Opfer" ist er schon wieder voll da, samt verbaler Inkontinenz, selbstgefällig sich selbst zitierend und geilt sich auf an Details, die nach 25 Jahren...und traumatischen Erlebnissen...Wenn ihm grobe Verfehlungen nachgewiesen werden, tut er die allesamt ab, weil es 'vernachlässigbare Details' wären...


Carl Gibson
schrieb am 31.07.2009, 22:12 Uhr
Die "Bahnhofshalle Poiana Brasov" ist weg - wie die Hetz-Zwischen-Überschrift ... ist auch weg!
Ein Mirakel?

Offensichtlich ist Herta Müller doch eine aufmerksame Leserin dieses SBB-Forums,
denn sonst wäre die retuschierte - in ihrem Jargon eher "frisierte" - Online Fassung des Artikels nicht zustande gekommen.

Ich zitiere von der ersten Seite dieser Diskussion ... gleich nach den ersten Eindrücken und den ersten kritischer Leser-Reaktionen , und zwar meine Worte:

"Inzwischen entlasten mich die Siebenbürger auf dem Banatblog,
indem sie Herta Müller ganz plumpe Fehler nachweisen.

Was sagte Herta Müller zur Miliz bzw. Securitate
am "Bahnhof" von

"Poiana Brasov"!!!

»Ohne Haftbefehl gehe ich nicht mit.«

Sie ist die erste in Rumänien,
die sich auf einen Haftbefehl berufen konnte.

Da lachen ja die Hühner!

Wie dumm, glaubt sie, sind die Leute aus Rumänien eigentlich?

Ein Bahnhof in Hochgebirge!

Und eine totalitäre Polizei,
die sich um einen Haftbefehl schert!

Die vielen kleine Details werden Licht ins Dunkel bringen - ich habe noch viele Fragen!

Aber bald werden andere Fragen stellen."


Vielleicht sind demnächst auch die Araber weg ... etc. etc.

Je genauer man hinsieht und überlegt, desto abstruser und unglaubwürdiger wirkt die Gesamtgeschichte.

An diesem Beispiel ... bis hin zu meiner Sperrung sieht man, wie Geschichte gemacht wird, nämlich indem, der die Macht hat,
auch die Medienmacht,
die unbequeme Wahrjheit der anderen "unterdrückt" ud "abwürgt".
Da lobe ich mir doch ein kleines, aber freies Forum, statt der großen, aber unfreien Bühne!

Du hast es treffend auf den Punkt gebracht, Johann - in literarisch-ironischer Qualität.

Heute ist Lach-Tag!
Ich lache oft und gern!

Wenn da nur nicht auch noch die Tristesse der Lüge wäre,
die uns zum Ernst der Lage zurückruft,
die für alle immer begreifbarer wird,
gerade in diesem Fall,
wo viele von uns mitreden können,
weil wir die rumänische Aktualität "erlebt" haben, echt, jenseits von Fiktion.

Meine Allianzen, Hilfstruppen , ja das erwartete Ersatzheer der Reserve, sie sind ausgeblieben bei dem Scharmützel in der ZEIT ....
jetzt kommen die Emails ... alle hatte etwas vorbereitet, wollten etwas schreiben ... aber es ging so schnell - und plötzlich war alles vorbei.
Abgewürgt, gestoppt!

Nach Richard Wagner bin ich heute ein Securist!

Wer gegen Herta Müller und Richard wagner ist,
ist automatisch ein Securist!

Das wird so hingenommen ...

Und immer wissen wir alle nocht nicht:

Wer hat die fatale Zeile verfasst?

Die Autorin Herta Müller?
Oder ein inkompetender , hetzfreudiger Mitarbeiter der ZEIT?
Da fragte ich ja schon, selbst in der ZEIT:

Wenn es der ZEIT-Mitarbeiter war,
hat Herta Müller diesen Eingriff "autorisiert"?

Wenn ja, dann ist es so, als hätte sie ihn selbst verfasst - und sie haftet dann für diese Hetze.

Hat man es aber an Ihr vorbei "eigenmächtig" getan,
dann haftet die ZEIT voll und ganz - auch für die Hetze gegen Teile des deutschen Volkes.

Mein mahnender Vergleich mit der Verleundung der Juden nach 1933 zu Beginn des NS-Staates wurde auch getrichen. Weshalb?

Ebenso der Hinweis auf §130 Strafgesetztbuch bzw. auf das Grundgesetz der BRD. Weshalb?


Müssen wir nun davon ausgehen, dass die ZEIT auch in anderen Autorenbeiträgen nach gusto herumwurschtelt und sie so hinbiegt, wie sie sie haben will?

Aber vergessen wir eines nicht: Herta Müller war es, die den Ton der Musik vorgegeben hat.

Schauen wir mal, wieviel Herta Müller künftig noch zu retuschieren hat!

Richard Wagner jedenfalls ist in eine primitive Fäkalterminologie verfallen, die wohl von Herta Müller inspiriert ist.
Geistiges vermisste ich ganz in dem Statement - es erinnerte mich eher an die Verunglimpfungen, die obskure Journalisten wie Kumpel Werner Kremm von Rumänien aus hier in Umlauf brigen, um eine Drecklawine loszutreten,
die sich irgendwo gegen alle richtet,
die nicht teil der kleinen Clique sind,
gegen Landsmannschaften,
gegen Einzelindividuen ... und weitesten Sinne gegen die demokratische Kultur in diesem Land.

Ja, Johann! Ich kann Deine Enttäuschung gut verstehen.
Aber es wird noch mehr kommen - und am Ende sind wir alle etwas gescheiter.

Carl Gibson






seberg
schrieb am 31.07.2009, 22:41 Uhr
Hochgebirge auf 1012 meter Höhe (Poiana Brasov/Schulerau)! Da lachen ja die Hühner!

Soviel nur, um auch einmal ein Haar aus der Suppe hochhalten zu können!
(Wie war das noch mit der hurtigen Korrektur des Fehlers bezüglich Thomas Manns Rückkehr aus den USA „nach Deutschland“?)
Johann
schrieb am 31.07.2009, 22:44 Uhr (am 31.07.2009, 22:49 Uhr geändert).
@ Lavinia
Gibson hat sehr viel und sehr Interessantes mitzuteilen.
Kann dir sein Buch empfehlen. Da steht noch mehr drin, als hier gesagt wurde und etwas weniger redundant.
Es gibt meines Wissens sehr wenige Zeugen, die so umfassend aus dem Gefängnis schreiben.
Wer sich über das Securitate-System informieren will, muss sich leider durch Bücher wie die von Gibson, Müller und Wagner durchquälen. Vergnügungspflichtig sind keine von denen!

Ich erwarte von diesen drei Autoren aber keine wissenschaftliche Aufarbeitung! Dazu sind alle drei viel zu Voreingenommen. Wichtiger: Keiner von denen beherrscht das dafür notwendige Handwerkzeug eines Zeithistorikers oder Politologen.

@ seberg
Haarspalterei ist ja deine Lieblingsbeschäftigung.
Gibson ist der Fehler in einem flüchtigen Beitrag unterlaufen.
Müller hat diesen Beitrag Monate, wenn nicht Jahre vorbereitet. Einige dürften Korrektur gelesen haben.
Da vergleichst du wieder Äpfel mit Birnen. Deinen Hass auf Gibson kann ich auch nicht nachvollziehen!
Von Fairneß kann man da nun wirklich nicht mehr sprechen.
Lavinia
schrieb am 31.07.2009, 22:48 Uhr (am 31.07.2009, 23:05 Uhr geändert).
Ja, seberg, und wie war das nochmal mit der jüngsten Falschmeldung des Herrn Gibson bezüglich des Rückrufaktion der Zeit und mit der anderen krassen Unwahrheit bezüglich des Karl-Heinz Kurras, etc, etc.....

@Johann, ich lese prinzipiell keine Bücher, deren Autor zwischen Realität und seinen Phantasmen nicht unterscheiden kann, von sich aber behauptet, die reine Wahrheit wiederzugeben. Es ist eine Frage des Vertrauens. Und es gibt genug andere Autoren, die mein Vertrauen genießen.

Unfair auch der Rüffel an seberg. Woher willst du wissen, wie lange Herta Müller diesen Beitrag vorbereitet hat? <Und warum stellst du deine Spekulation darüber als sichere Aussage ins Forum? Ich glaube, dass sie erst nach der Akteneinsicht, nach einer Verarbeitungsphase die Entscheidung kam. Ihr Bericht ist ziemlich emotional; daraus folgere mich, dass die Tinte noch nicht ganz trocken ist...Und Gibson? Seine gesamte Existenz, sein ganzes Denken und Handeln kreist nur um das Eine, was er uns hier, als sollte es auch unser Leben völlig verdecken, wortreich, unaufhörlich eintrichtert! Und trotzdem macht er auch Fehler - grobe Fehler, die Lügen genannt werden.
Joachim
schrieb am 31.07.2009, 22:55 Uhr
gääääääääääääääääääääääääääääääääääääääääääääääääääähn
seberg
schrieb am 31.07.2009, 22:57 Uhr (am 31.07.2009, 23:15 Uhr geändert).
Johann schrieb: …Von irgendeinem Verständnis Gibson gegenüber ganz zu schweigen…

Verständnis für Gibson bedeutet das Wissen aus Erfahrung, dass ein Gespräch mit ihm nicht möglich ist. Ich bescheinige hiermit Johann, dass er volles Verständnis für Gibson hat!
Sonst würde er mit ihm ja diskutieren.
Johann
schrieb am 31.07.2009, 23:04 Uhr (am 31.07.2009, 23:05 Uhr geändert).
@ Lavinia
"ich lese prinzipiell keine Bücher, deren Autor zwischen Realität und seinen Phantasmen nicht unterscheiden kann, von sich aber behauptet, die reine Wahrheit wiederzugeben"

Warum liest du die Bücher von Frau Müller? Was ist den da Fiktion und was Realität, nicht einmal die Autorin weiß das!

@ seberg
Um Verständnis entwickeln zu können, reicht es wenn man zuhören kann! Man kann das, was man richtig findet bestätigen, was nicht kritisieren oder überhören.
Auch rationale Wissenschaftler sind extrem selten bereit ihre Theorien aufzugeben, obwohl es viele Gegenbeweise gibt, seit dem Buch von Th. Kuhn ist dies Allgemeinwissen (fast 50 Jahre!).
Du verlangst dies von Leuten, die gefoltert wurden??
Lavinia
schrieb am 31.07.2009, 23:13 Uhr (am 31.07.2009, 23:17 Uhr geändert).
Johann, Frau Müller schreibt Literatur. Sie weiß genau auf welcher Ebene sie sich bewegt und behauptet nicht, wissenschaftlich tätig zu sein. Die Forderung danach ist ein Privatproblem Gibsons, nicht ihr Anliegen. Ich hatte ein paar Zitate ins Netz gestellt, in denen sie das Verhältnis zw. Fiktion und Realität beschreibt. Kann ich dir nur empfehlen.
Trotzdem hat auch Frau Müller das Recht sich in Sachen Politik zu äußern, ohne dass dafür ihre Literatur zum Galgen verarbeitet werden darf.
Johann
schrieb am 31.07.2009, 23:24 Uhr (am 31.07.2009, 23:34 Uhr geändert).
@LAvinia
"Und warum stellst du deine Spekulation darüber als sichere Aussage ins Forum? Ich glaube, dass sie erst nach der Akteneinsicht, nach einer Verarbeitungsphase die Entscheidung kam. Ihr Bericht ist ziemlich emotional; daraus folgere mich, dass die Tinte noch nicht ganz trocken ist..."

Kremm hat den Beitrag Wochen vorher angekündigt, die Akteneinsicht plus Verarbeitungsphase dürfte also nicht wie der Internet-Beitrag von Gibson ein paar Minuten gedauert haben oder?
Schreibt Frau Müller nicht immer emotional??


"Und Gibson? Seine gesamte Existenz, sein ganzes Denken und Handeln kreist nur um das Eine, was er uns hier, als sollte es auch unser Leben völlig verdecken, wortreich, unaufhörlich eintrichtert! " -

Ist das den bei Frau Müller oder zig anderen Autoren den anders? Was ist daran falsch?
Jeder Schriftsteller meint die Nachwelt müsste jeden Gedanken von ihm mindestens in zig Variationen zur Kenntnis nehmen. Die cleveren benutzen auch ihren Papierkorb!

Auf der einen Seite verdammst du regelrecht Gibson, ohne auch nur sein Buch gelesen zu haben.
Auf der anderen Seite vergötterst du Frau Müller.

Ist das rational, fair, gerecht?

"Trotzdem hat auch Frau Müller das Recht sich in Sachen Politik zu äußern, ohne dass dafür ihre Literatur zum Galgen verarbeitet werden darf. "

Sicher, nur Politik ist keine Literatur!
Ich hab nichts gegen ihre Literatur, im Gegensatz zu Gibson, mich stört aber, wenn man Fiktionen für die Realität verkaufen will. Wenn es um ihren Widerstand geht, dann möchte ich Fakten und nur Fakten und erwarte Antworten auf kritische Fragen.
Es zwingt sie niemand politisch Stellung zu nehmen! Wenn man Fiktionen als Realität ausgibt, dann handelt es sich auch um, rate mal Lügen!
Der Beitrag in der Zeit ist keine Literatur!!!
Lavinia
schrieb am 01.08.2009, 00:40 Uhr (am 01.08.2009, 01:04 Uhr geändert).
Wie definierst du Widerstand?
Wo hat Herta Müller Fiktion als Realität verkauft?
(Natürlich ist ihr Zeit-Artikel ihr Bericht als Zeitzeugin.)
Ich bin der Meinung, dass sie auf die Fragen geantwortet hat. Ich bin ebenfalls der Meinung, dass es auch penetrante Fragen und Fragende gibt, denen man keine Antwort geben muss. Und ich bin der Meinung, dass man fähig sein sollte, Antworten zu erkennen, wahrzunehmen und zu akzeptieren. Auch glaube ich, dass Fragen, die sich absichtlich gegen sie richten, verletzend sind, nicht beantwortet werden sollten. Ich bin der Meinung, dass sie die Wahrheit sagt und es an Gibson liegt, Beweise vorzulegen. Es läuft dagegen ganz anders: Gibson verfolgt sie mit seinen Unterstellungen, dass sie die Unwahrheit sagt, Beschuldigt sie der KP-Mitgliedschaft und generell der Lüge, ohne Beweise für seine Behauptungen vorzulegen. Mehr noch, er verlangt, dass sie ihre Unschuld in den von ihm angeklagten Punkten beweisen möge!
Schiwwer
schrieb am 01.08.2009, 01:13 Uhr
@ Johann
Wenn Sie (laut Interview in der SbZ) 1981 ausgewandert sind, kennen Sie die Situation in der Zeit der Diktatur auch nur aus der Sicht eines Jugendlichen, der, nehme ich mal an, noch in einer Ausbildung steckte, noch nicht Verantwortung für sich selbst oder eine eigene Familie hat übernehmen müssen. Das mache ich Ihnen nicht zum Vorwurf; ich möchte Sie nur darauf hinweisen, sich daran zu ERINNERN, was Sie in DEM Alter über Zusammenhänge in RU bewusst gewusst (nicht nur geahnt) haben und dann übertragen Sie Ihre Erkenntnis auf Gibson, der so alt ist wie Sie, aber noch VOR Ihnen auswanderte, aber angeblich schon tiefschürfende Erkenntnisse über das Wesen der Diktatur erlangt haben will... Bis zu seinem 50. Lebensjahr hatte er nachträglich genug Zeit, Material für sein Werk zu sammeln.
Carl Gibson
schrieb am 01.08.2009, 09:54 Uhr (am 01.08.2009, 10:07 Uhr geändert).
"Der Beitrag in der Zeit ist keine Literatur!!!" Das betont Johann und hebt hervor: "Ich hab nichts gegen ihre Literatur, im Gegensatz zu Gibson,
mich stört aber, wenn man Fiktionen für die Realität verkaufen will.

Wenn es um ihren Widerstand geht, dann möchte ich Fakten und nur Fakten und erwarte Antworten auf kritische Fragen.

Es zwingt sie niemand politisch Stellung zu nehmen! Wenn man Fiktionen als Realität ausgibt, dann handelt es sich auch um, rate mal Lügen!
Der Beitrag in der Zeit ist keine Literatur!!!"

Damit ist alles prägnant "auf den Punkt" gebracht, was ich seit einem Jahr hauptsächlich auf dieser Plattform "öffentlich" sagen wollte.

Mein Ziel war und ist es, die Menschen dazu zu bringen, kritisch über Geschichte,Politik, Werte und Literatur nachzudenken.

Ob ich ein ganzes Jahr - fast wie ein Fanatiker - reden, einpauken, einhämmern musste, ist eine andere Frage.

Fazit: Mehrere zehntausend Klicks verweisen darauf, dass tausende Menschen die Diskussionen, das Pro und Kontra, verfolgt haben.
Am Anfang stand ich allein - und mit der Zeit und den immer neu präsentierten Argumenten wuchs die Zahl derjenigen,

die den Unterschied zwische Fiktion,Potjomkinschen Dörfern, Täuschung, "erfundener Wahrnehmung", schlechthin "Lüge", und Realität, Wirklichkeit, Wahrheit klar erkennen können.

Jeder kann sich heute besser ein eigenes Bild machen,einfach aus deshalb, weil mehr Fakten und historische Entwicklungen bekannt gemacht wurden.

Inzwischen haben zwei,drei Dutzend Leute mein Buch gelesen, die in der Lage sind, auch über konzeptionelle Dinge nachzudenken bzw. die geistig-ästhetischen Strukuren (hinter dem Inhalt) zu erkennen und zu werten.

In ein paar Jahren, wenn die - hier nicht austragbare Spezialdiskussion - weiter gediehen ist, werden gewisse Leute erkennen, wo die konzeptionell literarisch-ästhetischen Unterschiede zwischen mir und Herta Müler bzw. Richard Wagner liegen.

Uns trennen Welten - auch in der Literatur!

Dann wird man sehen, weshalb ich so schrieb - und die beiden anders.

Um es vorweg zu nehmen:
Für mich hatte ein Aspekt absolute Priorität:

Fiktion (Erfindung) und realistische Darstellung der Wirklichkeit müssen auseinander gehalten werden können -

und der Leser muss die Unterschiede jederzeit sehr klar erkennen können:

Z. B: Ein Verhör.
Das kann realistisch geschildert werden. Die Schergen kommen und fallen über ihr ihnen ausgelifertes Opfer her - der Körper wehrt sich, die Psyche bzw. die Selbsterhaltungsmechanismen versuchen ihn zu schützen ... fünf Burschen schalgen auf ihn ein ...er duckt sich ... und in der Todesangst ... vor dem letzten Streich mit einem Stuhl ... entweicht ihm ein Darmwind, ein ordinärer, mächtig stinkender Furz,
der die Folterknechte zwingt, die Tür des engen Raumes aufzureißen und das Verhör für Sekunden, Minuten? zu unterbrechen.
Man kann sehr "nahe an der Realität" schildern ...

Aber man kann auch - a la Herta Müller - sich allerlei ausmalen,
was man nicht selbst erlebt hat,
was man vom Hörensagen kennt ...
Geschichten mit Arabern ... und gekochten oder faulen Eiern ... etc

mit verhörten Frauen, die sich vor dem Untersuchungsrichter entkleiden müssen etc. etc.

Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt - so entsteht "Literaur" ....

aber hinter dieser "Literatur" verbirgt sich eben kein "realistisches" Bild

der "Securitate", des "sozialistischen Rumänien unter Ceausescu",

sondern eben ein "Zerrbild",
dass von der real existeiren Wirklichkeit weitentfernt ist - und diese Realität "verfälscht" wiedergibt.

Der mit den echten Realitäten in Rumänien kaum vertraute Bundesbürger kann da nicht mehr unterscheiden.

Er nimmt die Vermengung von Wahrheit und Fiktion oder nur die Erfindung und setzt sie mit "Wirklichkeit" , Realität, "Wahrheit" gleich.

Ab diesem Punkt wird es problematisch.

Und deshalb kommt es darauf an,
Bücher so zu schreiben, dass der Leser noch "differenzieren" kann zwischen
"Wahrheit" und "Lüge".

Herta Müller schreibt in der Regel das nieder,
was ihr gerade in den Sinn kommt, ohne Verantwortungsbewusstsein für das ausgesagte Wort,
und ohne die "Tragweite" bestimmter Assagen ermessen zu können.

Dann kommt es eben zu den missverständlichen Verwechslungsgeschichten und Botschaften, die zum Teil Hetzcharakter haben ( "Grabrede" in "Niederungen")etc.

Johann hat es oben betont - Herta Müller weiß oft selbst nicht mehr, was Wahrheit ist und was Lüge ist.

Nur sind solche Personen, die das strenge Denken nicht beherrschen, schlecht geeigneit, um als moralische Autoritäten aufzutreten, vor allen dann nicht,
wenn sie wider besseres Wissen die Lüge als Wahrheit ausgeben
und Welt wie rinzipien auf den Kopf stellen.

In meinem Buch habe ich mich für eine andere Konzeption entschieden,
für eine Konzeption, die klare Unterscheidungen zwischen Realität und Fiktion, Wahrheit und Lüge, Echtheit , (Authentizität) und Verfälschung zulässt.

Herta Müller und Richard Wagner beließen viel in der Ambivalenz - bis hienin in den eigenen Lebenslauf, der das aussaprt, was nicht passt.
Wenn jemand unter den Literaten deutsche Zunge die eigene Vita gründlich "frisiert" hat, dann waren es Herta Müller und Richard Wagner.
Eine jangjährigeMitgleidschaft in der Rumänischen Kommunistischen Partei zu verschweigen wie Richard Wagner
bzw. eine Ehrung durch die Kommunisten wie Herta Müller beim "Premiul UTC" ist kein Pappenstiel.

Ich weiß nicht,
wenn Dr. Bernhard Vogel, Min.Präs. Althaus, Behördenleiter Gauck und all die anderen Mitwirkenden bei der KAS bis hin zum "anonymen" Redeschreiber im Hintergrund
die Details zur Vita gewusst hätten,
ob Herta Müller je den Litertur-Preis der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung hätte erhalten können,
da dieser Preis auch ein "politisch-moralischer" Preis ist.

Hat Herta Müller die bundesdeutsche Öffentlichkeit getäuscht?
Hat sie sich den einen oder anderen Preis bzw, die eine oder andere Förderung ( etwa die Fahrt mit Pastior, Wichner in die Ukraine, um ihr Buch "Atemschaukel" zu machen)
erschlichen,
indem sie sich auf eine Dissidenz berief,
die gar nicht vorhanden war?


Wann hat Müller denn opponiert, wenn Herta Müller und Richard Wagner in den Jahren 1984/1985 noch in den Westen reisen durften - als Privilegierte und absolute Vertrauensleute der RKP?

Da die Fakten zur Vita fehlten,
und in ihrer "Literatur" nur
höchst unverbindliches Gaukelwerk vorlag,
konnte man sie nie festlegen.

So waren sie bisher nie haftbar zu machen.
Das hat vorerst ein Ende - den die Zeit der kritisch-differenzierten Fragen ist nun angebrochen.

Carl Gibson







der Ijel
schrieb am 01.08.2009, 11:13 Uhr
Fiktion,Potjomkinschen Dörfern, Täuschung, "erfundener Wahrnehmung", schlechthin "Lüge",
Warum abstrakte Literatur gleich Lüge nennen ?
Warum so viel aufregung Herr Gibson?

Ähnliche Dörfer wie es sie zur Zeit Katharinas gab, hat es bei uns auch gegeben.
Zwei Tage bevor der geliebte Sohn des Volkes in unseren Rayon kam wurden Milchkühe mit prallen Eutern herbeigeschleppt-----------
So gibt es nun mal auch böhmische Dörfer. In der Literatur sowieso, Auch bei Christian Morgenstern.
warum darf es denn in der Schulerau keine Bahnhofshalle Geben---??
Gab es nicht bei Jules Verna auch ein Schloss in den Karpaten ?
seberg
schrieb am 01.08.2009, 11:30 Uhr
Richtig Ijel! Man kann das neue Buch von Herta Müller ruhig als Poem lesen. Nehmen wir es also als "Fiktion"! Ich erfreue mich schon an deren Wahrheiten. Wahr weil schön. Wer's hässlich findet, soll's weglegen.

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