Zukunft und Perspektiven der Deutschen Minderheit in Rumänien

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joker
schrieb am 20.11.2009, 15:00 Uhr
Ich denke es spielt doch wirklich keine Rolle was im Hof der Brukenthal-Schule (und anderen Schulen), oder in irgendwelchen Konditoreien für ein Kauderwelsch gesprochen wird. Wenn es um die Mundart geht so geht es doch darum diese irgendwie zu bewahren und weiter am Leben zu erhalten. Das Gelingen dieses Vorhabens hängt m.E. von mehreren Faktoren ab (sowohl in D als auch in RO). Ich versuche diese Faktoren mal kurz zu skizzieren, ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

1.) Weitergabe der Mundart an die nachfolgende Generation durch die Eltern und Grosseltern.
2.) Assoziation der Mundart mit etwas Positivem (Coolen)
3.) Möglickeit die Mundart zu hören und eventuell (neu) zu (er)lernen.


Bei Punkt 1 steht es bei den "Ausgewanderten" meiner Kenntnis nach nicht besonders gut, wie es in RO ist weiss ich nicht, bin schon zu lange weg und zu selten zu Besuch gewesen.

Zu Punkt 2 scheint es nicht immer der Fall zu sein, dass die Mundart mit etwas Coolem in Verbindung gebracht wird. Sächsisch sprechen zu können ist an sich nicht besonders "cool" und bringt kaum Vorteile. Ja ich spreche absichtlich von "Coolness" und Vorteilen, weil zumindest diejenigen die ausgewandert sind von diesem "Virus" infisziert sind, damit wir etwas machen, lernen, oder annehmen, muss es cool sein und uns irgendeinen Nutzen bringen.

Zu Punkt 3 vielleicht nur soviel, es gibt seit etwa drei Jahren die Möglichkeit bei RTI Radio die Mundart in 4-5 verschiedenen Dialekten zu hören: Stolzenburger, Birthälmer, Honigberger, Petersdorfer und Hermannstädter/Kronstädter Dialekt. Lernen kann man die Mundart bei uns nicht, es sei denn es fände sich jemand der unsere Infrastrukturen für einen Saksesch-Kurs nutzen möchte.
Ansonsten wird die Mundart in Deutschland eher selten hörbar gemacht, in den meisten Gruppierungen wird als Verkehrssprache Deutsch verwendet, selbst in den Versammlungen der Kreisgruppen und Landesgruppen und auf Verbandsebene ist Deutsch üblicher als sächsisch. Ich gehe davon aus dass es in RO ähnlich ist. Die Vielzahl der unterschiedlichen Dialekte, die sich teilweise voneinander sehr stark unterscheiden und die Kommunikation erschweren erklären dieses Vorgehen. Es ist halt einfacher den gemeinsamen Nenner (Hochdeutsch) zu verwenden, statt in unterschiedlichen Dialekten aneinander vorbeizureden.

Interessant an dieser Diskussion ist das Infragestellen der Siebenbürgischen Identität als Ganzes. Diesbezüglich habe ich mir auch meine Gedanken gemacht die ich Euch zur Diskussion vorschlagen möchte. Wäre aber eigentlich ein eigenes(/n) Thema /Thread wert.

Was macht denn wirklich die siebenbürgische Identität aus?
Ich denke dass man da mind 3 unterschiedliche Gruppierungen erkennen kann:

1.) Siebenbürger die nicht ausgewandert sind.
2.) Ausgewanderte mit ausreichender Prägung in Siebenbürgen (sprich mind. 10 - 20 Jahre in Siebenbürgen gelebt)
3.) Jugendliche die im Ausland geboren sind und Siebenbürgen und siebenbürgische Kultur nur vom Hörensagen kennen, oder aber eben nur die siebenbürgische Kultur in der Diaspora kennen.


Um die einzelnen Gruppen noch weiter aufzudröseln könnte man noch den Zeitpunkt der Auswanderung heranziehen und das Auswanderungsland, oder das Alter verbunden mit der Frage ob die Zeit der kommunistischen Unterdrückung erlebt wurde oder nicht.

Was ist denn nun der gemeinsame Nenner dieser Gruppierungen? Die Mundart alleine kann es irgendwie nicht sein, dafür gibt es zuvile unterschiedliche Dialekte. Das gemeinsame Erleben der totalitären Unterdrückung (K-Zeit/NS-Zeit) kann es auch nicht sein, weil eben unterschiedliche Generationen. Das Erleben der "Scholle" oder des "Hatterts" kann es auch nicht sein, weil die im Ausland geborenen die Scholle eben nicht kennen.

Wir haben es also mit einem äusserst komplexen Sachverhalt zu tun, in welchem die Suche nach dem gemeinsamen Nenner nicht ganz so einfach ist wie es vielleicht auf den ersten Blick erscheint.

Wann ist man denn Siebenbürger?

Wenn man dort geboren ist?
Wenn man noch dort lebt?
Wenn man sächsisch sprechen kann?
Wenn man sich mit der Kultur der Siebenbürger Sachsen identifiziert? Woraus besteht diese siebenbürgische Kultur denn? Sind es die Volkstänze? Sind es die Bälle? Ist es das "unsichtbare Gepäck"? Was ist denn drin in diesem "unsichtbaren Gepäck"?
Muss man die Rumänen pauschal ablehnen um ein "echter" Siebenbürger zu sein?
Muss man über die NS-Vergangenheit schweigen können um Siebenbürger Sachse zu sein?
Muss man nur die Opfer der Siebenbürger Sachsen in der Diskussion über die Verganghenheit hervorheben, nicht aber die Taten um ein Siebenbürger Sachse zu sein?
Muss man das "Nu-fă-scandal-Prinzip" verinnerlicht haben und akzeptieren um Siebenbürger Sachse zu sein?

Was ist denn ein Siebenbürger Sachse? Kann ein Bayer oder Schwabe Wahlsiebenbürger werden?

Fragen über Fragen... Stehen die obigen Fragen mit dem Thema des Threads "Zukunft und Perspektiven der Deutschen Minderheit IN Rumänien" in Verbindung? Oder müsste das Thema dann eher "Zukunft und Perspektiven der Deutschen Minderheit AUS Rumänien heissen?"

Ich denke die ausgewanderten Siebenbürger sollten sich in Bescheidenheit üben, und denen die in Rumänien geblieben sind nicht reinreden, wenn diese über ihre Zukunft debattieren...
pavel_chinezul
schrieb am 20.11.2009, 15:20 Uhr
Die siebenbürgische Identität ist doch aus der Identität der Einwanderer entstanden und die war keine homogene Gruppe, sondern bestand aus den unterschiedlichsten deutschen Volksgruppen. Warum sollte nicht in der Umkehrfolgerung genau dasselbe mit den nächsten Generationen in Deutschland passieren? In zwei, drei Generationen werden diese sich als Bayern, Schwaben, Rheinländer usw. fühlen, entsprechend der Gegend in der sie geboren werden. Der Siebenbürger Sachse wird nur in Siebenbürgen, Siebenbürger bleiben.
der Ijel
schrieb am 20.11.2009, 15:30 Uhr (am 20.11.2009, 15:39 Uhr geändert).
Der Siebenbürger Sachse wird nur in Siebenbürgen, Siebenbürger bleiben.

Da hast du leider Recht Herr Chineese, dass sehen die meisten auch so, geben es aber nicht gern zu.
Wie dem auch sei, aus der vorhandenen Literatur,und aus der die wir zur Zeit noch schöpfen, (und ob sie noch so spärlich sei,) können wir noch was lernen und unseren eigenen Beitrag dazu tun.
Diese als Studienmaterial verwenden,und uns überraschen lassen, ob daraus nicht doch noch was wird
ob wir hier leben oder im Urspungsland,--- und solange der lange Atem noch reicht .
rhe-al
schrieb am 20.11.2009, 15:37 Uhr (am 20.11.2009, 15:51 Uhr geändert).
hmm, ein schwieriges Unterfangen.

wenn man aber an einer fairen Diskussion interessiert ist, sollte man Fragen mit implementiertem tendenziösen Charakter außen vor lassen, wie etwa diese von dir aufgeführten:

joker:
Muss man die Rumänen pauschal ablehnen um ein "echter" Siebenbürger zu sein?
Muss man über die NS-Vergangenheit schweigen können um Siebenbürger Sachse zu sein?
Muss man nur die Opfer der Siebenbürger Sachsen in der Diskussion über die Verganghenheit hervorheben, nicht aber die Taten um ein Siebenbürger Sachse zu sein?
Muss man das "Nu-fă-scandal-Prinzip" verinnerlicht haben und akzeptieren um Siebenbürger Sachse zu sein?


oder man setzt diesen ebensoviele mit implementiertem positiven Schimmer gegenüber, dann wär das in Ordnung.
Es soll ja in Siebenbürgen auch waschechte siebenbürgische Rumänen (români ardeleni) geben, wären das nach deiner Aufteilung keine "echten" Siebenbürger?

Einen "echten" Siebenbürger, egal ob Sachse, Rumäne, Ungar, mit mindestens 20-25 Jahren Lebenserfahrung in Siebenbürgen , sollte vor allem Empathiefähigkeit im Umgang mit Andersnationalen auszeichnen.
gehage
schrieb am 20.11.2009, 17:50 Uhr (am 20.11.2009, 17:53 Uhr geändert).
leute, leute, ich wollte mich eigentlich in dem strang nicht aüßern, aber wenn ich mir das alles so anlese, weiß ich nicht, soll ich schmunzeln grinsen oder gar lachen! obwohl, dafür ist das thema viel zu ernst. das thema heißt eigentlich: DEUTSCHE MINDERHEITEN in rumänien. daraus wurde dann ein SIEBENBUERGER SACHSEN und danach ein SIEBENBUERGER thema gemacht. na gut, man kann sagen das gehört zusammen. meiner meinung nach nur bedingt. wenn wir nun über die SIEBENBUERGER sprechen, so sind rumänen, ungarn, juden etc. die alle in den letzten (sagen wir mal 2-300 jahren) da gelebt haben oder noch leben, genauso ein siebenbuerger wie ein deutscher (sbb sachse) der da gelebt hat oder noch lebt. ich glaube darüber sind wir uns einig, und den kleinen aber feinen unterschied sollte man schon machen oder machen können...
wenn wir aber über die SIEBENBUERGER SACHSEN sprechen wollen, so muss ich an die alte sbb.sachsen maxime "MIR WÄLLEN BLEIVEN WAT MER SENN" denken und an all das was mir meine eltern und großeltern über die sbb sachsen so an kultur, sprache, lebensart, religion etc auf meinen lebensweg mitgegeben haben. so passt das, was johann schreibt (zitat vom 19.11.2009 12:47 "Wer ist ein Siebenbürger Sachse? Jeder, der sich dazu bekennt! Egal welcher Hautfarbe er hat, welche Sprache er spricht, welcher Religion er sich zugehörig fühlt etc.") überhaubt nicht mit meiner lebenserfahrung als sbb sachse zusammen. das wären doch, wie man heute so schön sagt "plagiate". wollen wir das? ich kann mich mit sowas nicht identifizieren...dann will ich schon lieber "bleiven wat ech benn"! nun kommt mir jetzt bitte nicht mit der so beliebten nazi/rechts keule!
und pavel-chinezul ( zitat vom 20.11.2009 15:20 "Der Siebenbürger Sachse wird nur in Siebenbürgen, Siebenbürger bleiben.") würde ich soweit zustimmen dass der sbb sachse NUR in sbb ein SIEBENBUERGER bleibt. ob rumäne, ungar oder sonstwas das bleibt dahingestellt, denn in zwei generationen wird es von einzelfällen abgesehen KEINE sbb sachsen mehr geben...leider!
Ich könnte noch weitere beispiele geben was mir noch zu denken gibt, aber belassen wir es bei den beiden.

nichts für ungut...
Winfried Ziegler
schrieb am 20.11.2009, 18:17 Uhr
@Zacken
Herzlichen Dank für den konstruktiven Beitrag !!!

zu Frage 1. zitiere ich aus der aktuellen DFDR – Satzung:
„§ 7 - Mitglied des DFDR kann jeder rumänische Staatsbürger werden, der sich zur deutschen Minderheit bekennt, seine Zugehörigkeit zu dieser Minderheit durch Kenntnis der deutschen Muttersprache zum Ausdruck bringt, dem Programm und den Satzungen des DFDR zustimmt und deren Zielsetzungen nach Maßgabe seiner Kräfte in die Tat umsetzt. Falls die Kenntnis der deutschen Sprache nicht gegeben ist, kann die übergeordnete Forumsorganisation aufgrund der Aktenlage trotzdem die Vollmitgliedschaft bewilligen.
Andersnationale und ausländische Staatsbürger können unterstützende Mitglieder werden.
Personen, die sich besondere Verdienste um die Interessenvertretung der deutschen Minderheit in Rumänien erworben haben, können von den Forumsorganisationen zu Ehrenmitgliedern ge­wählt werden. Die Zuerkennung der Ehrenmitgliedschaft bedarf der Bestätigung der jeweils übergeordneten Organisation, im Falle des Landesforums des Votums seiner Vertreterversammlung (Vollversammlung).“

Unter welchen Umständen Sympatisanten zur Vollmitgliedschaft berechtigt sein sollen, ist ein Thema über das noch intensiv diskutiert werden muss. Wir haben da auch noch keine optimale Lösung am Tisch.

2. Selbstverständlich müssen die beiden vorgeschlagenen Zusätze erfüllt sein. Das ist so bereits in der Satzung enthalten.

3,4 kann ich nur zustimmen.

PS: Vielleicht können wir uns ja irgendwann mal (wieder ?) in Hermannstadt oder München oder sonstwo treffen.

@pavel_chinezul und der Ijel
Vielen Dank für die offenen Worte.
pavel_chinezul
schrieb am 20.11.2009, 20:40 Uhr
@der Ijel

Sie sagten weiter oben "... dass sehen die meisten auch so, geben es aber nicht gern zu..." Natürlich tun sie das nicht gerne, sonst müssten die Ausgewanderten zugeben, dass sie ihre siebenbürgisch-sächsische oder banater-schwäbische oder wie auch immer Identität freiwillig aufgegeben haben und dafür eine Bundesdeutsche angenommen haben. Die Verbände, die Tanzgruppen, die Trachtenaufmärsche hier in Deutschland, sind nichts anderes als der Versuch einer Pflege dieser Erinnerung. Den großen Zulauf heute verdanken diese Vereine der großen Auswanderungswelle nach 1989. In zwei bis drei Generationen wird das anders aussehen.


Wir die hier diskutieren, da bin ich mir sehr sicher, haben das Leben bewusst in Rumänien wahrgenommen, bevor wir auswanderten. Ich frage mich, ob es einen gibt der hier mitschreibt und der das Leben drüben nur aus Erzählungen kennt. Ich glaube nicht. Dass wir inzwischen auf der siebten Seite in diesem Thema sind, ist nur heute möglich. Würden einer dieses Thema in diesem Forum in etwa 50 Jahren einstellen, da wäre ich mir nicht so sicher, ob wir mehr als eine Seite füllen würden, davon mal abgesehen, dass wahrscheinlich dieses Forum dann gar nicht mehr existieren würde. Deshalb bitte ich den Initiator dieses Threads nicht verärgert zu sein, über manche unqualifizierte Meinung oder Kommentare am Thema vorbei. Sie sollten Milde walten lassen und sich freuen, dass es Menschen in Deutschland gibt die sich für diese Thematik noch interessieren.



ifpeppi
schrieb am 20.11.2009, 23:11 Uhr (am 20.11.2009, 23:15 Uhr geändert).
Was die SbSachsen in D betrifft, so sehe ich das voll und ganz so wie Regine (Jini) es in ihrem Beitrag vom 19.11.09 um 20:44 Uhr beschrieb.

Bezüglich den Sachsen in RO, so stellt Herr Josza die Frage:
"Vielleicht habe ich mich getäuscht, aber ich dachte es ist den Sachsen in BY, BW und NRW wichtig, dass es noch Sachsen in Siebenbürgen gibt, wenn möglich noch in 50 Jahren?"

Leider Herr Josza, bin ich der Auffassung, daß Sie sich getäuscht haben.... Tja.
Denn ich erlebe - wieder leider - daß meine Generation schon recht wenig Bezug zu ihrer alten Heimatstadt hat. Wollte ich einst zum Vereinsbeitritt motivieren, stieß ich auf Antworten wie: "was juckt mit Mediasch noch", "was habe ich davon", "was bringt mir das", "ich war die letzten 15 Jahre nicht mehr dort" usw. Oder hieß es mal: "Wer kann noch ein paar Euros für die Restaurierung der Orgel spenden", so stieß ich ebenfalls auf Desinteresse wie: "wann höre ich schon die Orgel der Kirche" oder "für wen, soll sie denn restauriert werden, doch nicht für die paar Sachsen" ... etc.
Weit verwunderte Augen sahen mich irgendwann an, als ich von einer älteren, lieben Sächsin berichtete, die in Wurmloch die Burgbesucher empfing (und zur Kasse bat - das verschwieg ich dann doch lieber), so hieß es beinahe sensationslüstern "Eeecht, gibt es doch noch ein paar Sachsen?".
Tja, was für eine Frage! Wem soll man denn einen Vorwurf machen, liegt doch RO in weiter Ferne, gekämpft wird jedoch an der Front der eigenen Probleme hier und jetzt? Die Leute können Ihnen mit Sicherheit die Arbeitslosenquote in D, die gefallenen Soldaten in Afghanistan, den neusten Zoff in der Politik oder Bayerns Position in der Bundesliga nennen, aber sie wissen leider nicht viel über das aktuelle Leben der Sachsen in RO. Woher denn auch, wenn man den wenigen Medien, die noch in Verbindung zur alten Heimat stehen, fern bleibt? Warum das so ist? Nun, ich kann nur aus meinem persönlichen Umfeld, Freundes- und Bekanntenkreis berichten, weiß folglich, daß die wenigsten im Job mit Kollegen darüber diskutieren können, ob es in 50 Jahren noch Sachsen in RO gibt oder nicht. Andere Themen dominieren das tägliche Leben. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, aber wir leben in einer Zeit, in der wir täglich von einem Informationstsunami regelrecht überrollt werden . Selten bleibt noch etwas Raum fürs "private Lesen" und abends kippt man mit einem Gehirnshutdown ins Bett.

Das Forum hier ist wie das kleine gallische Dorf und hat noch etliche User, die am allgemeinen Geschehen in RO interessiert sind. Dennoch sehe ich die Zahl weiter schrumpfen... :-(
Winfried Ziegler
schrieb am 21.11.2009, 16:28 Uhr
Anbei die Links zu den Artikeln in der HZ bzw. in der ADZ über die Tagung vom 13.-15. November, welche diesen Thread ausgelöst hat:
http://www.hermannstaedter.ro/stire.php?id=916&dom=&ed=1434
http://www.adz.ro/mb.htm#1
der Ijel
schrieb am 21.11.2009, 17:07 Uhr (am 21.11.2009, 17:09 Uhr geändert).
Robert (Administrator)
schrieb am 21.11.2009, 17:11 Uhr (am 21.11.2009, 17:15 Uhr geändert).
Danke für die Links. Die HZ ist zZ nicht erreichbar.

Das Beste aus dem ADZ Beitrag hier:
Scheerer meinte, er vermisse eine Diskussionskultur in den Vorstands- und Vertreterversammlungen. Eine inhaltliche Auseinandersetzung im Vorfeld von Entscheidungen finde kaum statt. Ein Problem sei auch die inaktive Mitgliederschaft. Ist dies eine Frage des Desinteresses oder bietet das Forum seinen Mitgliedern einfach nicht das, was diese erwarten, fragte Scheerer die Zuhörer. „Der Dialog in den Foren ist ermattet“, resümierte der Schäßburger Forumsvorsitzende.
Das trifft m.E. auch auf einige SbS Organisationen in Deutschland zu.

An den drei Konferenztagen wurde deutlich, dass zwei Jahrzehnte nach der Wende ein erheblicher Diskussionsbedarf besteht. Das wurde angesichts der intensiv und emotional geführten Wortbeiträgen deutlich. Sowohl die deutsche Minderheit als auch deren Interessenvertretung stehen an einem Wendepunkt. „Weiter den Niedergang begleiten oder einen Neuanfang mitgestalten?“, dürfte die Kernfrage der kommenden Monate lauten.

Ich bin für den "Neuanfang mitgestalten" aber da muessten noch ein paar mehr herzhaft anpacken wollen ... :-(
BennyJozsa
schrieb am 21.11.2009, 18:46 Uhr
@ ifpeppi

Warum so pessimistisch? Machen wir uns nichts vor, auch in Siebenbürgen sind diejenigen, die 50 Jahre vordenken die Minderheit. Es ist einfacher die Tagesgeschäfte abhaken und nach den eigenen Problemen sehen - es sind weiß Gott nicht weniger als in Deutschland.
Wichtig ist solange es wenigstens einige tun. Es kommt darauf nur darauf an, dass diese es schaffen möglichst viele mitzureißen.
Außerdem ist es leider eine weitverbreitete Krankheit bei den Sachsen nur den halbleeren Becher zu sehen.
Zählen wir einmal auf was in den letzten 10 Jahren geschehen ist: die HOGs setzen sich verstärkt für ihre (jawohl, ihre!) Dörfer ein, der Verband pflegt einen engen Dialog mit dem Forum, der weit über das hinausging was einmal möglich schien, in Hermannstadt wurde die Niederlassung der Föderation eröffnet, die HOG Bistritz impliziert sich aktiv in die Mitgestaltung des Sachsentreffens 2010 in Bistritz. Das ist einiges, was mir einfällt, und es ist nicht wenig.
An uns liegen es, diese Zusammenarbeit auszuweiten und auszubauen.
Also, nur Mut. Den Galliern ist der Himmel auch noch nicht auf den Kof gefallen...

@ Robert

Na dann, packen wirs an.
Lavinia
schrieb am 21.11.2009, 19:10 Uhr
@BennyJosza:
Ihr Anliegen ist sehr ehrenhaft und verdient größte Anerkennung. Ich glaube kaum, dass in SBB das Leben weniger anstrengen ist und ich finde das selbstgefällige „Leider Herr Josza, bin ich der Auffassung, daß Sie sich getäuscht haben.... Tja.“ einer ifpeppi beschämend. Auch dazu gehört die Andeutung ifpeppis, dass das Leben in Deutschland um einiges schwieriger sei als in SBB: „…und abends kippt man mit einem Gehirnshutdown ins Bett.“ Da kann ich nur sagen, dass alles andere mich wundern würde….“
Ich denke, in der Frage , die Sie aufwarfen, kann man sich nicht auf Leute verlassen, die sich fragen, „was sie davon haben“, wenn sie sich für SBB engagieren sollen. Ich denke, die sollte man ruhig billige Witze genießen lassen, ihre Abneigung gegen Literatur von Weltfortmat durch die threads schleppen lassen und auf die Anonymen schimpfen lassen, (wenngleich sie selbst anonym unterwegs sind). Ich denke, dass eine solche Haltung allenfalls für den persönlichen Umgang spricht und weder für eine bestimmte Generation bezeichnend ist, noch für die SBS generell.
Mir scheint, dass die Debatte darüber, was “echt SBB“ ist, am Thema vorbeigeht. Weil rückwärtsgewandt. Denn die Veränderungen hüben wie drüben sind dramatisch. Meiner Ansicht nach geht es eher um ein Mitgestalten in der Veränderung, nicht gegen die Veränderungen. Deswegen fand ich die Anregung von joker, den Dialekt und SBB positiv zu besetzen, mit etwas Coolem in Verbindung zu bringen, einen richtigen Ansatz. Auch wenn Schäßburg erstmal über Dracula entdeckt wird, SBB als Reiseland entdeckt wird, der Dialekt als Geheimcode untereinander benützt wird (Franzosen benützen…Verlan), Cartoons im Dialekt (vielleicht beginnend mit ‚Übersetzungen‘ bekannter Cartoons)…
Da das Interesse der rumänischen Bevölkerung an der deutschen Sprache und Kultur beachtlich ist, sollte man dies Interesse versuchen weiter auszubauen, z.B.durch die Unterstützung kultureller Einrichtungen. Man sollte darin investieren, dass das Anliegen der SBB Sachsen auch zum Anliegen der rumänischen Mehrheitsbevölkerung wird.

VeriTass1
schrieb am 21.11.2009, 19:22 Uhr (am 21.11.2009, 19:28 Uhr geändert).
Den Neuanfang mitgestalten...nach 20 Jahren einen Neuanfang mitgestalten, dass geht nur wenn wir ALLE zusammen eine Vergangenheit in einer zukunftsträchtigen modernen Gegenwart verpacken können, wissen. Der Neuanfang wird zeitgemäß ideeisiert. Man darf nicht vergessen, dass alleine schon die Intergration seine Zeit gebraucht hat, für jeden einzelnen unter uns... Jetzt stehen wir vor einem Punkt wo man überlegt..(verzweifelt?) Aussterben oder mit dem schon Vorhandenen Potenzial neuorientieren, bzw. organisieren. Dazu gehört eine modernere Tracht!!! Die Frauentracht ist m.E. viel zu bieder/altbacken. Die Griechen laufen auch nicht mehr in ihrer anno dazumal Kluft herum... das sollte uns zu denken geben... in naher Zukunft wird sich keiner mehr dafür interessieren... Eine NEUE MODERNE TRACHT muss her die auch weiterhin für die Jugendlichen das Interesse weckt... ich meine damit nicht die Hosen unterm Hintern.. Die "Alten" hängen daran, weil sie sich noch damit identifizieren, aber nicht mehr die Jugendlichen... Das Alte MUSS dem NEUEN Platz machen... Die Tracht sollte hell, funktionell, praktisch, leicht und und ..sein.Es wäre unfair den Jugendlichen gegenüber, von ihnen ein Traditionsbewußtsein zu verlangen, aber gleichzeitig sich dem modernen zu verschließen, damit fördert man die Stagnation und Starre... Hat die Geschichte oft genug und deutlich gezeigt.
Ich bin für das MODERNE ...vielleicht gefällt das Dirndl jedem weltweit, weil es "sexy" wirkt? Das Dirndl hat nun mal was spezifisches, anziehendes, wie zugeschnürt und überfüllt wirkt die SBFrauentracht?...Absolut nicht mein Geschmack..muss sie blau sein?...muss sie schwarz, trist sein?
ifpeppi
schrieb am 21.11.2009, 20:22 Uhr (am 21.11.2009, 20:27 Uhr geändert).
BennyJozsa schrieb:
Warum so pessimistisch?


Vielleicht weil ich in 3 Jahren ehrenamtlicher Tätigkeit für eine Stiftung, die rumänische Straßenkinder betreut hatte, keinen rosafarbenen Topf an Erfahrungen gewonnen habe. Natürlich wurden diese Kinder selbst von der rumänischen Bevölkerung als der letzte Abschaum bezeichnet, wie konnte ich da erwarten, daß mir bei den eigenen Landsleuten ein positiveres Feedback entgegenkommt? Ich könnte natürlich ins Detail gehen, ziehe es aber vor, es einfach mal als "die totale Ablehung gegen RO und der dort lebenden Gesellschaft" zu umschreiben.

Nun gut. Danach purzelte ich in die nächste ehrenamtliche Tätigkeit und zwar für die HG Mediasch. Mein Optimismus, daß es sich ja nun um die Heimatstadt, der sächsische Kultur und Gedankengutes etc. handele, ist nach fast 3 Jahren leicht erschöpft. Natürlich setzen sich die HOGs verstärkt ein. Aber es ist wie bei einem Theaterstück. Der Zuschauer kriegt am wenigsten mit, was sich hinter den Kulissen abspielt, sprich: die Proben, die ganze Arbeit und den Schweiß, der notwendig ist, damit ein Stück gelingt und erfolgreich ist. Ich befinde mich mit meiner Tätigkeit eher hinter den Kulissen und kann oft feststellen, daß die Leute die Arbeit des ehrenamtlichen Vorstandes einfach als selbstverständlich betrachten. Es herrscht allgemeine Gedankenlosikeit - wird ein Stück Kuchen am Tablett gereicht, greift man danach und gut ist! Aber wehe das Vereinsblatt verspätet sich mal, dann rumort es im Ameisenhaufen, denn schließlich zahlt man seinen Beitrag und will auch pünktlich schmökern können.

Ein weiterer Aspekt ist der Fakt, daß die älteren Mitglieder leider irgendwann wegsterben werden und kaum junge Menschen den Weg zur HG finden. Warum? Weil viele mit dem Thema RO endgültig abgeschlossen haben! Das muß man auch gelten lassen! Sonst heißt es schließlich: "mer wulen nor uch nor ewech".

Natürlich haben Sie Recht, wenn Sie schreiben, daß es darauf ankommt, die Leute mitzureißen. Es ist aber leichter gesagt als getan. Reaktionen darauf habe ich bereits im vorangegangen Beitrag leicht angedeutet. Vielleicht haben Sie ja das Glück auf Ihrer Seite Ihre Ideen in die Tat umzusetzen. Jedenfalls wünsche ich es Ihnen aufrichtig!!


@ Lavinia
Niemand köpft leichter als jene, die keine Köpfe haben. (Friedrich Dürrenmatt)

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