Verrückte Welt

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Kurt Binder
schrieb am 08.08.2020, 16:25 Uhr (am 08.08.2020, 16:33 Uhr geändert).
Hallo, Freunde, nur so gaaanz nebenbei:

Gestern Nacht hatte ich einen seltsamen Traum. Mir träumte, dass sich unser Quartett im Forum in Kürze - zu einem Quintett erweitern würde!
Was könnte das wohl bedeuten? Ich habe lange geklärt, bin aber zu keinem einleuchtenden Schluss gekommen. Da fiel mir ein alter Bekannter ein, heute eine Koryphäe in der Traumdeutung, mit 99,99% Trefferquote. Ich bekam sofort einen Termin, ging hin und erzählte ihm meinen Traum. Erst saß er lange nachdenklich da und klärte, dann klärten wir lange nachdenklich zusammen - und dann eröffnete er mir feierlichen Tones:
"Kurt, du musst jetzt sehr stark sein!" Mein Muskeltonus bestand knapp die Zerreißprobe.
"Es ist so – der Mars befindet sich in diesem Augenblick infolge einer heftigen Aszendenz in Konjunktion mit Venus, die von den errötenden Blicken der Jungfrau noch mehr angefeuert wird, während die Plejaden verlegen zur Seite strahlen und Andromeda ihren Blick vernebelt. Mein Gott, sie riskieren einen kosmischen Brand, den nicht einmal der Wassermann löschen könnte – und jetzt - die Waage erwägt den Ausgang ... hoffentlich keine Zwillinge ... "
“Entschuldige!“, unterbrach ich seine Tirade, „aber - was hat das mit meinem Traum zu tun, und was bedeutet er?"
“Aber, das ist doch sonnenklar: Euer Quartett wird sich in Kürze zu einem Quintett erweitern!"
Lybelle
schrieb am 08.08.2020, 17:40 Uhr (am 08.08.2020, 18:02 Uhr geändert).
Lieber Kurt, also ich bin sprachlos🙊🙊🙊
Bei so einem Astro - Wissen kann ich nicht mithalten🤔🙃😅
Tarimona
schrieb am 08.08.2020, 21:18 Uhr
Da schließe ich mich Lybelle einfach an. Astro-Kurt wirst du in Zukunft genannt :-)
Tarimona
schrieb am 09.08.2020, 08:22 Uhr (am 09.08.2020, 08:23 Uhr geändert).
Lybelle, dein Glutnest hat mich sehr angesprochen. Ja, manchmal wäre man gerne ein Vögelein. :-)
Wünsche euch allen einen schönen Sonntag. Hier noch so eine dramatische Jugendsünde :-)

Eisblumen

Es wird hell und ich weiß auch warum.
Es wird dunkel und die Nacht hat nichts damit zu tun.
Regen mich umspült,
doch ich werde nicht nass.
Eisblumen in meinem Herzen
und draußen grünes Gras.


Er sieht es nicht, er spürt es kaum
Und dennoch ist es gar kein Traum
Die Sonne scheint sowie er lacht
Tut er’s nicht, erblüht die Nacht
Ist er traurig, weine ich
Doch er bemerkt es nicht.

Mit jedem Blick, der nicht mir gilt
Bleibt meine Sehnsucht ungestillt.
Ich werde weniger, Tag für Tag
Eisblumen in meinem Herzen,
und draußen grünes Gras.

Doch eines Tages, ich weiß es genau,
wird die Welt um mich
strahlend blau.
Er sieht mich an,
und sein Blick,
lässt die Eisblumen schmelzen.

Lybelle
schrieb am 09.08.2020, 15:51 Uhr
Zum Nachfühlen - traurig schön.
Kurt Binder
schrieb am 09.08.2020, 16:27 Uhr
Dein Glutnest, lieber Sepp, läßt an eine unerfüllte Liebe denken, zu der heute noch ein Quentchen Hoffnung schwelt. Es läßt aber auch Deine Haltung zum Unabänderlichen durchblicken.
Beinahe wehmütig Tarimonas Gedenken an einen vereisten Teenager-Schmerz, den schon ein einziger Blick als Zeichen des Wahrgenommenwerdens zu Hoffnung wandeln könnte.

Ich glaube, dass viele unsrer Leser gerne mehr von solchen Vorkommnissen erfahren wollen, egal ob von Lausbubenstückeln, Liebeskummer oder anderen emotional oder rational gesteuerten Erlebnissen. Versuchen wir es mal so?

Aufruf

Wer wagt's, und gibt mit etwas Müh'
in unsrem Forum sein Debüt?
Lasst doch entschlossen, edle Sachsen,
Erlebnisse herüberwachsen,
Geschichten oder auch gedichtet,
denn hier wird alles gleichgewichtet
und nix wird ignoriert verkommen,
denn jeder Beitrag ist willkommen.
Auf denn, mit Grips und Finger-Muckis,
denn wir - verwenden keine Coockies :-)) !

Tarimona
schrieb am 09.08.2020, 17:28 Uhr
Danke Lybelle, so habe ich es damals auch empfunden.
Kurt, hoffen wir dass sich einige uns anschließen. Sicher haben viele Erinnerungen, die es Wert sind geteilt zu werden. Man kann so viel nachempfinden und miteinander teilen. Und so vieles weckt eigene Erinnerungen. So ein Austausch ist einfach wunderschön in dieser verrückten Welt.
Kurt Binder
schrieb am 13.08.2020, 15:35 Uhr
Palaver

Ich starre an die Wand –
sie starrt zurück,
schweigend.
Wir finden uns sympathisch,
und starren uns lange an,
schweigend.
“Hallo, Wand!", sage ich zu ihr.
“Hallo, Kurt!", erwidert sie – schweigend.
“Alles in Ordnung?“, frage ich.
Mein cremeweißes Gegenüber schweigt.
"Blöde Frage", denke ich,
“was kann schon bei einer Wand
nicht in Ordnung sein?"
Die Wand nickt zustimmend.
Ich rede weiter, lauter so Zeug ...
„Weißt du eigentlich,
dass du mit einer Wand redest?“,
fragt sie nach einer halben Stunde.
War mir gar nicht aufgefallen,
aber es war eine interessante Unterhaltung!
Am nächsten Tag erfuhr ich,
dass sowas auch andern passieren soll -
allerdings sehr selten!
Lybelle
schrieb am 13.08.2020, 16:55 Uhr (am 13.08.2020, 16:56 Uhr geändert).
Hahahahaha, na Kurt, nicht selten - sondern immer öfter 😆😆😆😆😆😆🙊. Aber sie widerspricht mir wenigstens nicht🤣🤣🤣🤣🤣🤣🤣
Tarimona
schrieb am 14.08.2020, 10:15 Uhr (am 14.08.2020, 10:38 Uhr geändert).
Wie köstlich, na klar kenne ich das. Wände sind geduldig! Spinnen allerdings weniger :-)

Die mit der Spinne sprach

"He du", ertönt eine leise Stimme neben mir. Ich mache einen Satz zur Seite und schaue mich erschrocken um. Nichts.

"He du", ruft es erneut.
Was ist nur los mit mir? Da macht man arglos einen kleinen Spaziergang und schon hat man akustische Halluzinationen.
"He du", sagt die Stimme zum dritten Mal.

„Nicht mit mir!“, denke ich und untersuche akribisch meine Umgebung. Eine Tanne links von mir, der staubige Weg vor und hinter mir und rechts ein Drahtzaungitter, an dem ein Stück Schlauch verdreht herumhängt. Ich schaue genauer hin. Da zappelt doch etwas. Ich beuge mich runter und mache schon wieder einen Satz zur Seite. Verdammt, das ist eine Spinne. Ich habe Angst vor Spinnen. Moment, nein, ich habe keine Angst mehr vor Spinnen. Die habe ich schon vor Jahren hinter mir gelassen.

Wieder beuge ich mich runter und da sehe ich es. Die Spinne stellt sich auf ihre Hinterbeine, wedelt mit den Seiten- und Vorderbeinen (ob das jetzt zoologisch korrekt ist, kann ich nicht sagen. Wie viele Beine hat eine Spinne nochmal?) Egal, sie wedelt mit ihren Spinnenbeinchen und aus dem, was ich jetzt mal als Spinnenmaul bezeichne, blubbert ein:
"He du!"

Ich schaue mich nochmal um. Will mich hier vielleicht jemand vergackeiern? Niemand zu sehen. Ich verspüre das starke Bedürfnis nach einem Glas Wein.
„Reiß dich zusammen.“, rede ich mir gut zu. Es gibt keine sprechenden Spinnen. Kurz erwäge ich, mal schnell mit meinem Schuh zuzuschlagen und mich so des Problems zu entledigen. Das verwerfe ich aber sofort.

"He du", zischt es wieder. Jetzt reißt aber mein Geduldsfaden.
"He du, kannst du eigentlich auch mal was anderes sagen?" brülle ich los.

Die Spinne sieht mich mit ihren vier Augen an, dreht sich um und fängt an, an ihrem Netz herum zu spinnen.
"Na, so haben wir aber nicht gewettet. Erst machst du mich an und dann zeigst du mir die kalte Schulter."

Die Spinne wendet sich wieder zu mir um, sieht mich nachdenklich an, krabbelt auf mich zu und sagt:
"Ich weiß ja nicht mit wem du redest, ich habe noch keinen Ton gesagt."

Jetzt bin ich kurz davor die Nerven zu verlieren. Doch ich beruhige mich schnell, winke der Spinne zu und gehe nach Hause. Dort gieße ich mir als erstes, ein Gläschen kühlen Weißwein ein, setzte mich an den Computer und durchforste meine Mails. Da fragt mich doch tatsächlich ein Freund ob ich nicht eine kleine Geschichte für ihn schreiben kann.
„Klingt gut.“, denke ich und fange an.
"He du"…


Kurt Binder
schrieb am 14.08.2020, 12:13 Uhr
Einfach faszinierend, Tarimona, diese Rahmenerzählung – von innerer Stimme motiviert, von der Naturkulisse eingekleidet, und mit Phantasie ausgearbeit! Ehemaliger Horror wandelt sich zum originellen Ideenspender - so mögen wir Tarimona!
Kurt Binder
schrieb am 19.08.2020, 08:10 Uhr
Ich spinne weiter, allerdings verblüffend realitätsbezogen:

Prokrastination*

Es heißt, was heut du kannst besorgen,
verschieb am besten gleich auf morgen!
Nun, dieser Spruch, leicht abgeleitet,
hat mich mein Leben lang begleitet,
denn schnell erlernt man, nach Belieben
manch blöde Arbeit aufzuschieben.

Das Auto waschen, Fenster putzen,
das bringt dir herzlich wenig Nutzen,
und Staub zu wischen auf den Schränken -
ach, wer wird schon an sowas denken?
Im dunklen Keller sauber machen –
das sind doch allgemein die Sachen,
die jeder gern erst morgen macht,
nach einer langen, süßen Nacht.

Sodann die doofen Bankgeschäfte,
die schwächen bloß der Konto Säfte,
und hast du nur 'nen Funken Ahnung,
zahlst du erst nach der zweiten Mahnung!
Das klappt - dies wurde mir bestätigt
von wem, der’s jahrelang getätigt!
So wär der Weisheit weiser Schluss:
Mach niemals mehr, als das, was muss -
und’s gelte denn für kluge Leute
das „Morgen, morgen - nur nicht heute!".

Doch steht mal vor der Tür Freund Hein
und läd dich zum Spaziergang ein,
tief in sein Nimmer-Rückkehr-Reich,
verlier die Nerven nicht sogleich
und pletsch die Tür ihm mit Emphase
dorthin, wo früher ragt’ die Nase,
und mach dir darob keine Sorgen:
sag nur: „Hau ab, heut nicht - komm morgen!“

* An Sucht grenzender Trieb zum Aufschieben unangenehmer Arbeiten

Lybelle
schrieb am 19.08.2020, 10:11 Uhr
Eine kluge Lebenseinstellung😆😆😆😆😆.
Und wenn man dies genau beherzigt, vom Tag gleich mehr bleibt übrig letztlich,
für schreiben und für schöne Sachen
Die im Leben Freude machen.
Tarimona
schrieb am 19.08.2020, 13:59 Uhr
Ha, ha, ha, Kurt, da jubiliert die Prokastinatörin in mir :-)
Kurt Binder
schrieb am 19.08.2020, 22:24 Uhr
Okay, Tarimona, aber das Lesen dieses Gedichts solltest Du nicht prokrastinieren ;-)) !

Der Weg sei das Ziel

Steigst du bei glühend heißer Sonnenhitze
verschwitzt und nörgelnd auf zur Berges Spitze,
und wünscht dir sehnlichst: „Wär ich endlich oben!",
um dann - das wunderschöne Tal zu loben,
denk dran, von oben geht’s nur noch nach Haus -
dann ist der schöne, grüne Zauber aus.
Drum, Wandrer, lamentier doch nicht so viel,
denn für den Bergfreund ist der Weg das Ziel!

Knurrt dir in deinen kargen Fastentagen
nach Steaks und Pommes laut dein leerer Magen,
so solltest du hernach beim lecker’n Essen
die Gold’ne Speisenregel nicht vergessen:
Schling niemals gierig rein wie 'n Krokodil,
denn auch zum Sattsein ist der Weg das Ziel!

Und gönnt dir Amor mal ’ne schöne Stunde,
vernimm vom Fachmann diese frohe Kunde:
Verweil recht lang in diesem süßen Spiel,
denn's ist auch hier zumeist - der Weg das Ziel!

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