Verrückte Welt

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Tarimona
schrieb am 25.08.2020, 08:39 Uhr
Das ist ja der reinste Sommernachtstraum Lybelle. Sehr schön!
Tarimona
schrieb am 26.08.2020, 21:01 Uhr
Das Wochenende nähert sich, die Abende werden länger und den Morgen verbringt man am Liebsten dann doch mit einer Tasse Kaffee und eingehüllt in güldenes Schweigen. Leider ist das einem nicht immer vergönnt. :-)

Morgendliche Mordgedanken

7:00 Uhr ich befinde mich, wie jeden Morgen direkt nach dem Aufstehen, auf dem Weg in die Küche, sprich zu meiner Kaffeemaschine. Die Gedanken noch damit beschäftigt, ob der Löwe noch in der Badewanne sitzt, oder ob ich das nur geträumt habe. Ich beschließe sicherheitshalber nachzuschauen. Aus dem Spiegel grinst mich ein Wischmopp dümmlich an. Was tut die fremde Frau in meinem Badezimmer? Ich brauche dringend Kaffee. Das ist der einzig intelligente, folgerichtige Gedanke zu dem ich fähig bin.
Also wieder Kurs auf die Küche nehmen. Gerade gerät die Kaffeemaschine in mein Sichtfeld, da schieben sich die Konturen eines Mannes zwischen mich und den Einschaltknopf. Irgendwo in abgelegeneren Hirnregionen pocht leise ein Gedanke: „Hab ich Johnny Depp etwa auch nur geträumt?“ Hier kann ich aber nicht verweilen, denn der fremde Mann quasselt und quasselt und hält mir ein Papier vor die Nase. Ich starre ihn mit verwirrter Mie ne und erstauntem Ausdruck an und meine Gehirnzellen versuchen verzweifelt den Sinn des Gesagten zu entschlüsseln.
Immer noch strömen Worte aus seinem Mund, die lärmend an mein Ohr poltern und gnädigerweise hier gleich abgewiesen werden.
Ich versuche an ihm vorbei an meinen heiligen Morgenkaffee zu kommen – nichts, er steht da wie ein Fels in der Brandung. Auf meiner verwirrten Mine breitet sich langsam ungläubiges Staunen aus. Das noch schlaftrunkene Gehirn versteht eine derart unlogische Handlung einfach nicht. Konsterniert starre ich ihn an und aufflammende Wut sorgt für einen Adrenalinschub im Gehirn.
Leider liegen die Messer außer Reichweite und er kann von Glück sagen, dass keines in der Nähe liegt. Doch mein Blick ist schärfer als jede Klinge.
Langsam dämmert Begreifen in seinem Gesicht und er gibt den Weg frei.
Tasse greifen, Knöpfchen drücken, dem vertrauten Geräusch lauschen und sich dann am köstlichsten aller Düfte laben. Ein seliges Lächeln überzieht mein Gesicht.
„Morgenmuffel“ brummelt mein Mann „Ich ruf dich später an“.
Geht doch....
Stille, himmlische Stille. Ein Schluck Kaffee, köstlich. Vielleicht hat der Tag ja doch noch eine Chance was zu werden.
Aber um 11 Uhr habe ich einen Termin beim Tierarzt. Meine Katze braucht ihre jährliche Impfung. Kinderspiel?
Hätte ich die Wahl, würde ich einen Löwen in meiner Badewanne vorziehen.
Kurt Binder
schrieb am 26.08.2020, 22:25 Uhr
Ich habe lange gezögert, ob die folgende Geschichte zu diesem Thema passt. Doch dann schien sie mir verrückt genug, um hier einen Platz zu beanspruchen:

Walpurga
Ein Wackelpudding mit Folgen

In Hermannstadt war es Usus, fester Bestandteil einer Gaschkă zu sein. Diesem Gebot, entsprungen aus dem Trieb, Gleiches mit Gleichen zu tun, hatte auch ich mich gefügt. Wir waren damals 13 Personen, und zwar 6 Mädchen und 7 jumgfräuliche Jungstiere (Jungmänner), also in einem grünen Alter, in dem wir gerne - na, ihr wisst schon – hätten. So beschlossen wir, rein zweckorientiert einen Tanzkurs zu besuchen. Der Hintergedanke war nämlich der, dass man dort einen legalen Grund, ja sogar die gesellschaftliche Pflicht hatte, ein Mädchen in ehrenvoller Mission an sich zu drücken!
Nun gab es damals in Hermannstadt einige Familien, die zu Hause privat Jugendlichen gegen ein angemessenes Honorar beibrachten, was man so beim Tanzen mit den Händen und Beinen zu machen hat – und was nicht! Wir schrieben uns also bei Frau Semionowa, eine Urgroßmutter der brühmten Balletttänzerin Polina Semionowa zu einem kompletten Tanzkurs ein. Ein Problem gab es aber noch: Ich hatte keine Partnerin, und das war so:
Unter meinen Freunden gab schon deutlich erkennbare Querverbindungen auf Augenhöhe und sogar vage Tangenten zu den Mädchen, die einem signalisierten, von welcher Mann ab sofort die Finger lassen sollte. Das heißt konkret, alle hatten ihre Püppchen bereits im Visier, bloß ich war - eben das 13. Rad am Wagen. Frau Semionowa tröstete mich; es hätte sich da noch eine gewisse Walpurga eingeschrieben. Schon als ich den Namen hörte, wollte ich davonlaufen.
Die erste Stunde war da. Ich trat zögernd als Erster in das Zimmer. Im Eck saß ein nicht unhübsches Mädchen, das aber so teilnahmslos in die Gegend sah, dass ich gleich umkehren wollte. Ich wurde aber sofort von dem Pulk meiner schadenfrohen Freunde zurückgedrängt – direkt auf Walpurga zu, deren Antlitz sich sofort mit einem leuchtenden Schein des Entzückens überzog, als ich mit dem Rücken voran auf sie zugedrängt wurde und – auf ihrem Schoß Platz nahm.
Walpurga tanzte wie ein Besenstiel, stolperte andauernd über meine zarten Füße, und lrallte sich mit beiden Händen krampfhaft an mir fest, dass mir bei jedem Tanz mehrere blaue Flecken in den Rücken und in meine Arme tätowiert wurden. Während Frau Semionowa meine Freunde beim Walzer ständig ermahnen musste: „Meine Herren, bitte mehr Abstand halten!“, raunte sie mir beim Tango ins vorübertanzende Ohr: „Enger, junger Mann, viel enger; sie wird nicht schwanger!". Gegen die Sticheleien meiner Freunde: „Na, freust du dich auf die Walpurgas-Nacht?“ wurde ich aber bald imun.
Am Sonntag gingen wir alle zum Skifahren. Auch hier demonstrierte uns Walpurga ein weiteres Anti-Talent: Sie hatte keine Ahnung, wie man den Berg hinunterwedelt, fuhr aber mit erstaunlicher Sicherheit breitbeinig den steilsten Hang im Schuss talwärts.
“Versuch doch mal zu schwingen!“, rief ich ihr zu. Sie nickte strahlend, stieß sich mit den Stöcken ab, sauste aber nach vorne gebeugt wieder nur schnurgerade hinunter. Dabei wackelte sie aber derart aufreizend sexy mit dem Hinterteil, dass ich dem hypnotischen Zwang dieser Signalwirkung ihres Wackelpuddings sofort erlag und Walpurgilein noch an diesem Abend in der Schutzhütte zu meiner Freundin machte. Aus Dankbarkeit für meine intensive Zuwendung verhalf sie mir mit altruistischer Freigiebigkeit, meinen lästigen Status als Jungmann für immer loszuwerden.

Lybelle
schrieb am 27.08.2020, 16:55 Uhr
Hahahahaha, das ähnliche erlebe ich mit meiner Frau am Wochenende. Hahahahaha, morgens nicht ansprechbar😆😆😆😆😆
Lybelle
schrieb am 27.08.2020, 17:03 Uhr
Wow Kurt, das ist ja Allerhand. Wenn ich mir das bildlich vorstelle....... zum schießen. Hab auch mal einen Tanzkurs gemacht. Mädel von Päda und Jungs vom Energetic. Menuet und Gavot, auch Volkstänze. Aber bis wir die Mädel nicht gekitzelt, gezwickt und gedrückt hatten konnte die Tanzlehrerin mit uns nix anfangen. Die Mädels waren halt interessanter. 😀
Kurt Binder
schrieb am 28.08.2020, 10:26 Uhr
Tarimona, in der Dämmerung des Erwachens herumirrend - als ich Deine Schilderung las, hörte ich tatsächlich etwas in meiner Badewanne plätschern! Es war aber weder Jonny Depp noch ein Löwe, sondern das Badewasser, das ich mir einließ.
Es stimmt - man bewegt sich morgens quasi in einer Zwischenwelt, konfuse, von der Phantasie gequetschte Bilder wuseln durch die Birne, die sogar einen selbst zum Wischmopp, und den Ehemann zur lästigen Buhgestalt entarten lassen!
Also da kann einen, beim Teutates, wirklich schon nur das Tschurreln des Kaffees in die Realität zurückbeamen, auch wenn diese nicht immer angenehm ist - gelle?
Tarimona
schrieb am 28.08.2020, 20:45 Uhr
Kurt, jetzt hatte ich Muße mir Walpurga vorzunehmen. Dummerweise trank ich gerade einen Schluck Saft und habe mich prompt verschluckt. Zum Brüllen komisch.

Lybelle, richte deiner Frau unbekannterweise Grüße aus. Von Morgenmuffel zu Morgenmuffel :-)
Tarimona
schrieb am 29.08.2020, 00:01 Uhr
Und weil das Wochenende vor der Türe steht mal etwas verrücktes. Nicht von mir, sondern von der Familie Popolski :-) Hoffe es funktioniert
Einfach mal etwas anderes. Wünsche euch allen eine Gute Nacht und ein schönes Wochenende!

Link
Lybelle
schrieb am 29.08.2020, 09:36 Uhr
Liebe Tarimona, dass ist der Rhythmus wo man mit muss, da kriegt man richtig Lust zum Tanzen wie früher auf dem Cheff mit der Gașcă bis in die frühen Morgenstunden 😀😀😀
Kurt Binder
schrieb am 29.08.2020, 10:18 Uhr (am 29.08.2020, 10:19 Uhr geändert).
Tarimona hat Recht - auch einmal was anderes. Hier also ein kleiner Zwischen-Gag, der sicher schon mal vorgekommen ist:

Alarmstufe sechs

Die Mama mit Klein-Hänschen an der Hand
ging spät nach Hause aus dem Disneyland.
Und auf dem Heimweg kamen so die Zwei
an einem roten Freudenhaus vorbei.

Sagt Hänschen-Klein: „Ma, lass uns retirieren,
denn dieses Haus wird jetzt gleich explodieren!“
„Wieso kommt dir denn sowas in den Sinn?“
„Der Papa sagt, hier sein sechs Bomben drin!“
Toblu
schrieb am 29.08.2020, 13:43 Uhr
Tarimona, ich lach mich kaputt. Das ist einfach zu köstlich. Da Hips und da Hops.. Muss ich unbedingt einem Freund von mir schicken :-)))
Und Kurt, wenn ich nicht irre, habe ich hier schon Einiges mit schlüpfrigem Unterton von dir gelesen. Deine Spezialität :-)) Aber sehr fein und dezent gemacht.
Und danke für das Willkommen. Ich bin nicht so der Schreiberling, aber ich lese sehr gerne.
Tarimona
schrieb am 29.08.2020, 18:14 Uhr
Hallo Lybelle, ja da juckt das Tanzbein :-)
Torsten, lustig, so was ähnliches dachte ich auch. Aber wirklich Kurt sehr feinsinnig und dezent.

Und hier noch ein erlebtes Geschichtchen über Verständigungsschwierigkeiten in dieser verrückten Welt :-)


Von Klöstern und Lämmern

Eine unserer Touren durch Mallorca führte uns zum Kloster Lluc (Santuari de Santa Maria de Lluc, einem Wallfahrtsort im Gebirge der Sierra de Tramuntana im Nordwesten der Insel. Lluc gilt als spirituelles Zentrum der Insel, wobei sich uns diese Spiritualität nicht so ganz offenbarte. Nichtsdestotrotz, stromerten wir herum und sahen uns an, was man sich ansehen konnte. Immerhin lag dieses Kloster in einer herrlichen Natur.
An der einen Seite des Klosters zog sich ein tiefer, betonierter Graben entlang. Als ich den näher inspizierte, sah ich am Boden etwas liegen. Bei näherem Hinsehen entpuppte sich dies als ein Lämmchen und bei noch näherem Hinsehen, erkannte man die traurige Wahrheit. Es lag da wohl schon eine Weile, denn hungrige Fliegen umschwärmten es gierig. Wir beschlossen zu klingeln und jemandem in dem Kloster von unserem Fund zu berichten.

Da keiner von uns spanisch sprach, ich aber noch ein wenig rumänisch, ging ich hin und klingelte. Da sowohl spanisch als auch rumänisch zu den romanischen Sprachen gehören, war ich mir sicher, dass mich jemand verstehen würde. Ich klingelte und ein ziemlich unspiritueller Mann öffnete die Türe.
"Miel e muerto", stammelte ich.

Er musterte mich argwöhnisch.

"Miel e muerto", wiederholte ich eindringlicher.

Sein Blick wurde fragend. Offensichtlich verstand er mich nicht.

"Määäähäää, määäähääää e muerto", versuchte ich es erneut.

"Donde", fragte er da erschrocken.

Ich führte ihn zu der Stelle. Er seufzte tief und traurig, als er das Lämmchen sah. Dann bedankte er sich bei mir und wir gingen weiter unseres Weges.

Mir war einfach nicht klar, warum er mich nicht verstand. Auf Rumänisch heißt Lämmchen, „miel“, und Spanisch ist doch auch eine romanische Sprache. Im Hotel guckte ich dann mal ins Wörterbuch und lachte, trotz des traurigen Umstandes, Tränen. Kein Wunder hielt der Mann mich erst für verrückt, wo ich doch hartnäckig behauptete, dass „der Honig tot sei“. Auf Französisch und Spanisch heißt „miel“ nämlich Honig.
Ein Wort, das ich sicherlich nie mehr vergessen werde.

Toblu
schrieb am 30.08.2020, 16:25 Uhr
Liebe Tarimona, danke für diese herrliche Unterhaltung an einem verregneten Sonntag. Ja, die Sprache, gar nicht so einfach :-)
Kurt Binder
schrieb am 31.08.2020, 12:03 Uhr (am 31.08.2020, 12:04 Uhr geändert).
Zum Trost, liebe Tarimona, zu Deinem toten Honig und Deinen ach so bescheidenen Kenntnissen der spanischen Sprache gäbe es doch folgende Betrachtungsweise:
Man sagt doch manchmal zu einem jungen Schaf auch: „Oaijeeh, was für ein süßes, kleines Lämmchen - zum Fressen!", oder?
Also ist die Assoziation zwischen Lämmchen und Honig gar nicht so abwegig ;-))!
Kurt Binder
schrieb am 11.09.2020, 22:20 Uhr
Verrücktheiten in der Welt sind die Gewürze, die unsren stumpfsinnigen Alltag gerade noch erträglich machen - wie z. B. das folgende Erlebnis:

Litera-Tour

Neben anderem Krimskrams hatten sich im Laufe der Jahre im Haus auch eine Unmenge Bücher angesammelt. In allen Zimmern bogen sich die Regale unter der Last jahrzehntealter Klugheiten, alle in bester Absicht geschrieben, um die Menschen bildungsmäßig zu hieven - oder noch mehr zu verwirren. So reichte die thematische Bandbreite unsrer Bibliothek von Kochbüchern, z. B. „107 Rezepte für Bertramsuppe“, über pädagogische Tipps „Wie kann ich mein Kind überreden, ein Smartphone haben zu wollen?“ bis hin zu Wander-Tipps für Anfänger „Kann ich den Mont Everst in der Badehose besteigen?“.
Die Gewichtung unsrer sehr vielfältigen Bücher hatte sich hier mehr und mehr zum Gewicht gewandelt, denn insgesamt wogen sie schätzungsweise fast 0,5 Tonnen. Eine nette Nachbarin riet mir, einige davon auf ein nettes Tischchen in die Einfahrt zu stellen, mit dem schriftlichen Hinweis an die Passanten, sie in beliebiger Menge mitnehmen zu sollen.
Das war die Lösung! Vom Baumarkt kaufte ich ein nettes Klapptischchen, stellte es am nächsten Morgen nahe dem Gehsteig in die Toreinfahrt – ja, und dann begann ich. Mit dem Schubkarren schaffte ich mehrere Ladungen Bücher heran und baute sie kunstvoll attraktiv auf dem Tischchen auf. Dann ging ich zurück in die Wohnung, stellte mich hinter den Vorhang und lugte gespannt hinaus. Immer wenn jemnd vorüber ging, erhöhte sich mein Pulsschlag aufs doppelte, doch – naja, hie und da blieb auch mal einer stehen, guckte gelangweilt über die geballten Weisheiten vieler Jahrzehnte – und ging weiter. Einmal griff sogar eine junge Frau nach einem Werk über raffinierte Liebes-Praktiken der Eskimos bei –53 Grad im Schatten, ein Buch, das ich trotz der Entfernung sofort erkannte, weil es sehr abgegriffen war. Aus einem mir unbegreiflichen Grund legte sie es mit einer, allerdings sehr reizenden Schnute wieder zurück.
Ich ließ die Bücher auch über Nacht draußen. Und dann, am nächsten Morgen - alle Bücher waren noch da, bloß - das Tischchen war weg!
Der Stehler war sicher ein ordnungsliebender Typ, denn er hatte dankbar alle Bücher mitten in der Einfahrt zu einem mehrstöckigen Pentagon aufgebaut. Eine junge Frau, von einer riesigen, platingrauen dänischen Dogge an der Leine geführt, wurde gerade vorbeigezerrt. Das Kalb hatte sich schon seit längerer Zeit ungeduldig umgesehen, stutzte kurz, als es den kubistisch gewachsenen Baumstamm sah – und dann wurde meinen geliebten Büchern doch noch im hohen Bogen mit Inbrunst eine letzte Würdigung zuteil!

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