Verrückte Welt

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Kurt Binder
schrieb am 02.01.2022, 11:53 Uhr
Kann eine Welt so verrückt sein, dass sich diese Geschichte darin verstecken kann, ohne aufzufallen?
Yes, she can!

Wie wird man Millionär*in?

Es begann damit, dass mich eines Morgens aus heiterem Himmel die Allgemeinbildung heimsuchte. Ich stellte plötzlich fest, dass der Rotwein rot war, dass ein Ei eiförmig ist, und dass die Bandnudel, die ich täglich zum Frühstück speiste, tatsächlich bandförmig war!
Diese rein zufällige Übereinstimmung des Omens mit seinem Nomen veranlasste mich, weiter zu forschen. Als ich dann entdeckte. dass der siebenjährige Krieg sieben Jahre gedauert hatte, und ein Esel tatsächlich ein Esel ist, weil er nicht einmal schreiben und „Ein Kuckuck und ein Esel“ singen kann, überlegte ich ernsthaft, mir auf Grund dieser Erkenntnis mit Erfolgsgarantie bei Günter Jauch die Million zu holen. Und als im selben Augenblick auch noch ein Flitz an mir vorbeiflitzte, stand mein Entschluss fest – ich bewarb mich noch am selben Tag für den begehrten Hochsitz.

Wir saßen uns gegenüber, lächelten uns an, und jeder dachte sein Teil dabei. Dann begannen die Fragen, die ich auf Grund meines mühsam errungenen Wissens locker vom Hocker beantwortete. Die Spannung im Publikum hatte den Siedepunkt überschritten, als mir dann die millionenschwangere Frage entgegenschlug, der Jauch mittels eines süffisanten Lächelns Geleitschutz gab:
“Wie lange hat der 30-jährige Krieg gedauert?"
„Oh, Günti", dachte ich ungläubig, „ist das wirklich dein Ernst? Das weiß doch jeder Esel!" Und ich schmetterte meine, auf der Omen-Nomen-Therie basierenden Antwort in die gläserne Stille des Raumes:
“Natürlich dreißg Jahre – sagt doch der Name!“ Ein erleichtertes Aufatmen säuselte über die Köpfe des Publikums hinweg. Ich lehnte mich langsam zurück - doch Jauch beugte sich spannungsfolternd ebenso langsam vor und – ja, dann klatschte er mir die eine Million killende Antwort wie eine Watschen in meine erstarrte Maske:
“Leider falsch, Herr Binder – dieser Krieg dauerte genau 30 Jahre und 5 Monate!“
Nachdem also meine Theorie gescheitert war, begann ich eifrig jene Dinge zu lernen, die anders waren als sie waren, oder so schienen, wie sie nicht sein konnten, oder nicht waren, was sie sein sollten, oder irreführende Namen trugen usw.
Nachdem ich mich über die Wahrscheinlichkeit der Ereignisse schlau gemacht, und mir das mögliche Unmögliche, das scheinbar Seiende, die Daseinsberechtigung des Nichtseienden, das todsichere Ausgeschlossene und Murphys Gesetz einverleibt hatte, war ich in drei Jahren der Million so sicher, dass ich mein Vorhaben diesmal meinen vier Töchtern erzählte. Und ich versprach ihnen, die Million in gleichen Portionen unter uns aufzuteilen.
Die jungen Ladys jubelten, jauchsten und purzelbäumten vor Freude einen halben Tag lang in der Wohnung umher, bis sich auch die dritten Nachbarn beschwerten. Sodann nahm jede, im vollsten Vertrauen zu ihrem supergescheiten Paps sofort einen Kredit in einer ihrem Anteil in spe entsprechender Höhe auf, und bestellte online lang ersehnte Sachen, bis der Server rauchte und um Gnade flehte. Kurze Zeit danach war unsre Wohnung patzvoll mit einem Unterseeboot, einer Fliegenden Untertasse, einem Bräutigam samt Schwiegermutter, sowie einem veganen Krokodil zum Kuscheln.
Ich aber marschierte zum zweiten Mal siegessicher zu Günti – und wankte bald darauf heim, um auszurechnen, ob ich die Kredite meiner herzigen Töchter noch vor meiner Rente (mit Zinsen) zurückzahlen konnte - ohne einen Kredit aufzunehmen.

lat: Nomen est Omen: Der Name ist ein Zeichen (Programm)


Kurt Binder
schrieb am 08.01.2022, 09:02 Uhr
Verrückt? Ach nöö ...

Es beäugte der Bäcker Fritz Strang
von rückwärts ein Model beim Gang,
denn’s hat der Gesell'
schon professionell
bedingt zu Backen ’nen Hang.


Dazu:

Die Kunst des Brotbackens ist sicher die einzige Kunst, die niemals brotlos sein kann!
Kurt Binder
schrieb am 08.01.2022, 09:23 Uhr
Nachschlag

Es ist mir leider nicht bekannt, ob Bäcker Strang durch dies Erlebnis zu neuen Brotformen inspiriert wurde ;-(( .
Kurt Binder
schrieb am 14.01.2022, 12:52 Uhr (am 14.01.2022, 12:58 Uhr geändert).
Der Tag, an dem ich geimpft wurde
Eine reine Konstruktion

Ich hatte sie erwartet. Arzthelferinnen waren in meiner Erinnerung meist jüngere oder mittelalterliche, durchwegs sympatische Frauen, die in ihren weißen Kitteln beinahe engelhaft wirkten. Und so erklang auch die Türglocke unter dem weichen Anschlag schlanker Finger wie ein engelsgleicher Gesang aus überirdischen Sphären im harmonischen Dreiklang. Ich ging – nein, ich schwebte erwartungsvoll zur Haustür, öffnete pochenden Herzens - und da stand sie – in Jeans und ohne weißen Kittel.
“Hallo, Herr Binder", sagte eine rauchige Stimme, “ich bin Frau Metzger, und ich soll Sie impfen!“ Bei diesen Worten schlug mir, weniger engelsgleich ihr Zigarettenrauch-Atem entgegen. Ich duckte mich, und bat sie einzutreten, was sie auch gut hörbar tat. Mit Husarenschritten marschierte sie ins Wohnzimmer, und sah sich begutachtend um.
„Na ja,“, knurrte sie, nachdem meine Einrichtung unter der Wucht ihres kritischen Rundum-Blickes nicht wesentlich zerteppert wurde.
„Also, wo wollen wir es tun?“ Ich deutete zaghaft zum Tisch. Frau Metzger umrundete ihn, und stützte sich hier und dort mit beiden Fäusten auf die Tischplatte, so dass das misshandelte Möbel ächzte und krachte. Von mir war es ja nur zarte Streicheleinheiten gewohnt.
“Soll ich Ihnen vorher eine Beruhigungsspritze geben?", erkundigte sie sich, und holte aus der Tasche eine riesige Spritze hervor, die sie einladend hin und herschwenkte. „Sie tut allerdings sehr weh!“, ergänzte sie von einem philantropischen Anflug bewegt, der gar sehr im Gegensatz zu ihrer Erscheinung und - zu ihrem Namen stand. Da ich nicht darauf erpicht war, einen voraussichtlichen kleinen Schmerz mit einem sehr wehtuenden zu ersetzen, verzichtete ich auf dies Sonderangebot.
“Dann eben nicht", meinte sie gleichgültig. "Wie Sie wollen; dann machen Sie jetzt Ihren Oberarm frei!“
“Tut es – weh?“, erkundigte ich mich vorsichtshalber.
“Oh nein, Jungchen", beruhigte sie mich in mütterlichem Ton. "Es ist, wie wenn Sie ein pheromongesteuerter Zitronenfalter auf seinem Liebesflug sanft mit den Flügeln streichelt." Der Umstand, dass Frau Metzger sich offensichtlich eben selbst zur poetischen Ader gelassen hatte, beruhigte mich. Doch dann beugte sie sich spontan über mich, und hauchte mir, in die bereits erwähnten Miasmen gehüllte erregende Botschaft in mein verblüfftes Öhrchen:
"Sie duften aber auch verführerisch gut!"
Um Himmels Willen – neeeiin! Und ich verwünschte es, mich heute Morgen mit 4711 rasiergewassert zu haben. Ich hatte ja nicht geahnt, dass ich damit sogar einen Zitronenfalter antörnen würde. Der aber sah auf einmal auf die Uhr, und meinte bedauernd:
"Ich hab leider noch einen dringenden Termin bei einem 100-jährigen!" Dann streichelte er mich wie versprochen sanft mit den Flügeln, und flatterte zur Tür hinaus. Ich aber dankte der Vorsehung, dass ich als nur 90-jähriger noch einmal gut davongekommen war!

Kurt Binder
schrieb am 19.01.2022, 09:43 Uhr
Sonnenwende

Als ich erfuhr, dass ab dem 21. Dezember 2021 die Tage wieder länger werden, staunte ich nicht ein bissel, denn ich wusste es bereits. Doch als ich mich näher mit diesem geophysikalischen Phänomen befasste, entdeckte ich etwas Merkwürdiges. Ich konnte es nicht beschreiben, empfand aber deutlich, dass hier etwas nicht übereinstimmte. Zwar befragte ich sofort Herren Googel, doch in seinen Antworten wimmelte es von Termini Technici (allgemein als Fach-Chinesisch bekannt), so dass ich schon nach wenigen Minuten ziemlich meschugge dreinguckte, und mir erstmal mit einem Drink die Zähne putzte. Denn um mir Begriffe wie Äquinoktium, Solstitium, Apogäum, Perigäum, Deklinationsebenen u.a. einzuprägen und in ihren Zusammenhängen zu verstehen, müsste ich erst ein paar Semester Astrophysik studieren.
Also habe ich meine Entdeckung in folgende leicht verständliche Worte gefasst, ohne mathematische Ableitungen und Formeln, da ich diese selbst nicht kenne:

Am Morgen wurde es etwas langsamer früher hell, als am Abend merklich schneller später dunkel!

Ab dem 21. Juni war es umgekehrt:

Am Morgen wurde es ziemlich schneller später hell, als am Abend merklich langsamer früher dunkel!

Ich hoffe, dass ich mit diesen klaren Beschreibungen einige davon abhalten konnte, aus Verzweifelung in die Wüste zu gehen, oder das Rote Meer teilen zu wollen ;-))) !
Kurt Binder
schrieb am 24.01.2022, 10:43 Uhr
Szenarium eines außergewöhnlichen Liebesfilmes

Zwei Menschen lernen sich kennen, können aber, vom missgünstigen Schicksal verfolgt (noch) nicht zusammenkommen, denn „das Wasser war viel zu tief“!.
Doch dann - ich bitte um a pissel Geduld -, nach zweistündiger Spannungsfolterung (ohne Werbung) folgt dann überraschenderweise das Unfassbare.
Die beiden Liebenden stehen sich endlich nach ebenso geschickt wie bösartig konstruierten Irrungen und Wirrungen in unmissverständlicher Nähe gegenüber, und die Musi spielt dazu, erst leise – man will ja nix überstürzen -, wird dann proportional zu dem Näherkommen lauter und lauter.

Vor dem originellen Finale legen wir hier geflissentlich eine kurze Pause zur Beruhigung unsrer erregten Gemüter ein ...

Die Liebenden ... nun, näher es geht nicht mehr, und während des süßen, bildschirmfüllenden Pussi-Pussi-Rituals, bei dem wir neidisch gomern, schwillt die Musik zu einem, den Sieg und den Erfolg auf allen Ebenen verkündenden Hymnus des Sichgefundenhabens an.
Ja, „da bleibt kein Auge tränenleer“ - so lasst uns denn, vom fremderlebten Glück mitgespült, hemmungslos mitheulen.

Ende.

Hallo – ich habe da noch eine bescheidene Frage:
Hat einer von uns in diesen berauschenden Augeblicken daran gedacht, dass das, was im Film das glückliche, reizvoll bebildert und süßlich vertont dargestellte Ende war, im realen Leben meistens doch nur der oft sehr fragwürdige - Anfang einer Beziehung ist?

Kurt Binder
schrieb am 29.01.2022, 09:57 Uhr
Vorsicht – weiße Mäuse!

„Guten Tag, Herr Binder“, sagte er, als wären wir uralte Freunde. Das war zwar nicht möglich, da ich erst 89 bin. Trotzdem blieb ich höflich, denn man kann von Vertretern an der Haustür meistens nur gute Sachen erwarten.
“Ich habe heute etwas sehr Interessantes für Sie!“, eröffnete er das übliche Palaver. "Sie werden hingerissen sein!“ Für alle Fälle hielt ich mich am Handy fest. Zum letzten Mal hatte er mir eine neuartige Klobürste mit der SuperClean-OO-KuK-Of-Formel verkauft, und die hatte nicht 150 Euro, nein, nicht 120 Euro, nein – nur 99,99 Euro gekostet, zahlbar in 12 Monatsraten! Da hatte ich natürlich mit beiden Händen sofort zugegriffen, weil es das letzte Exemplar war!
„Mein Gott, so sagen Sie schon!“, stammelte ich neugierig. Er verstand sein Geschäft - das musste man ihm lassen, denn er sah mich sehr pfiffig an, holte aus seiner Hosentasche ein kleines weißes Päckchen hervor, und schwenkte es vor meinem Gesicht herum.
“Wissen Sie, was das ist?" Ich gestand beschämt, dass ich das nicht wusste. Er genoss sichtlich seine intellektuelle Überlegenheit des Augenblicks, als er mir verriet:
“Das ist natürlich ein 150%-iges Mittel sowohl gegen den sehr ansteckenden Keuchhusten, als auch gegen den Bandwurm weißer Mäuse, - na, was sagen Sie nun?" Ich sagte gar nichts, bat ihn aber zitternd vor Begierde, mir sofort ein Angebot zu machen. Mit verblüffender Schnelligkeit tat er das, und ich musste nur noch unterschreiben – und im Handumdrehen war ich im Besitz von 500 Päckchen Anti-Weiße-Mäuse-Husten&Bandwurm-Stopp. Da mir 500 Päclchen dann doch etwas zu viel schienen, handelte ich sie auf 300 Päckchen herunter. Doch da war er so traurig, dass ich die 300 zum Preis von 500 nahm. Flugs legte er noch ein Dutzend weißer Schutzmasken dazu, die ich unbedingt auch bräuchte. Nun, jedesmal, wenn ich also einer weißen Maus oder Mäusin begegne, schluck ich für alle Fälle sofort ein ganzes Päckchen, und lege die weiße Maske an – man kann ja nie nicht wissen, ob sie nicht hustet, oder gar den Bandwurm hat.
Und ich muss sagen, dass ich durch dies Vorsichtsmaßnahmenpaket natürlich noch nie in meinem Leben Weiße-Mäuse-Husten oder gar Weiße-Mäuse-Bandwurm gehabt hab! Und ich bin gespannt, was mir mein Gute-Sachen-vertretender Freund als Nächstes anbieten würde. Vielleicht ein Mittelchen gegen Regenwurm-Tollwut? Oder gar einen Anti-Alien-Spray gegen Amok laufende Marsianer?
Durch diesen Vertreter, dessen Namen und Firma ich zwar nicht kenne, bin ich zum Vertreter-Fan geworden, und ich kann euch nur raten:
Seid nett zu ihnen, denn sie haben immer das Richtige für euch bereit - an das ihr selbst sonst nie gedacht hättet! Ist das nicht wunderbar?

Mit dieser Story hab ich im Jahre 2025 im Lügen-Wettbewerb „Baron von Münchhausen" den ersten Preis gewonnen!
Kurt Binder
schrieb am 02.02.2022, 10:20 Uhr
Ist doch ziemlich verrückt, oder?

Ein Löwenbaby deutet auf eine 6 Meuer hohe Giraffe und fragt die Löwin:
“Mama, kann man das essen?“

Fragt ein Monster-Kind seine Monster-Mutter:
„Mama, was ist ein Monster?“
„Na, guck doch mal in den Spiegel!“

Sagt einer empört zu einem andern:
“Was sagst du da – ich bin intelligent? Du vielleicht – ich bin telligent!“

„Auf welchem Sender, bitteschön, kann ich Hessen sehen?“
“Auf Hessen!“
“Danke!“
Kurt Binder
schrieb am 06.02.2022, 18:28 Uhr
Ja, die Welt ist schon verrückt; nur gut, dass wir nicht alles mitbekommen:

In der Not frisst der Teufel Fliegen?
In unsrer verrückten Welt war der Teufel noch nie ein Versager, und wird somit kaum jemals in eine derartige Hungersnotlage geraten, dass er, statt sein köstliches Arme-Sünder-Grillgut in der Hölle zu schlemmen, in der Luft nach Fliegen schnappen muss.

Fragt ein veganes Krokodil am Morgen nach der Hochzeitsnacht ärgerlich seine frisch angetraute Krokodil*in: „Wo, zum Gnu, bleibt mein Müsli?“

Sagt eine Amsel zu einer Amsel (hier in deutscher Übersetzung):
“Wenn du ein Korn findest, dann friss es sofort - bevor das blinde Huhn kommt!“

Fragt ein Fisch einen bekannten Fisch kurz auf Heringisch nach dem Weg:
„ .......?“
Der gab ihm auf Forellisch eine ausführliche Wegbeschreibung:
“............................................................................................................................!“

Kurt Binder
schrieb am 12.02.2022, 10:02 Uhr
Der Doppelgänger

Im landläufigen Verständnis ist ein Doppelgänger einer, der sich gegen eine angemessene Belohnung höflicherweise für ein Staatsoberhaupt killen läßt. Er ist sozusagen der Exponent einer kaum nachvollziehbaren Selbstlosigkeit. In der folgenden Abhandlung befassen wir uns heute mit einer – nicht erschrecken - anthropomorphischen Psychostudie des Obengenannten, die erstmalig hier in unsrem Forum veröffentlicht wurde.
Ein Doppelgänger ist demnach einer, der, wie der Name sagt, immer doppelt geht, und zwar abwechselnd mal hintereinander, mal nebeneínander. Er ist die wohl merkwürdigste Laune der Natur, die sich hier nicht zwischen Einzahl und Mehrzahl entscheiden konnte, und die ihn, weiß der Henker wieso trotzdem erschaffen hat. Doch nehmen wirs der Übersicht halber der Reihe nach.
Nach seiner Geburt waren sich seine Eltern nicht sicher, ob sie ihn nicht als Zwilling eintragen müssten.
Sein Leben ist oft von Schwierigkeiten geprägt. Dies beginnt schon morgens beim Aufstehen, weil er nie gleichzeitig aufwacht. So muss der eine entweder warten, oder den anderen aufwecken. Das Schnarchen erwähne ich nur am Rande.
Der Doppelgänger sieht sich derart ähnlich, dass er sich im Spiegel oft selbst verwechselt, sich für alle Fälle zweimal rasiert, oder versehentlich zweimal dieselben Zähne putzt.
Mit der Kleidung muss er sich schnell einig werden, hat sich aber für alle Fälle zwei Garderoben angelegt.
Beim Einkaufen muss er für seine Waren meistens zweimal bezahlen.
In der Liebe hingegen – oh, oh. davon können wir armen Einzelgänger nur träumen.
Alle Leute, die ihn so doppelt einhergehen sehen, glauben besoffen zu sein, und steigen sofort vom Steuer weg - was schon manches Verkehrs-Chaos verursacht hat.
Wenn man dem Doppelgänger begegnet, sollte man sich rechtzeitig entscheiden, ob man ihn links umgehen oder zwischen ihm durchgehen will!
Es ist bis heute nicht bekannt, ob ein Doppelgänger zweistimmig singen kann. Das wäre für große Chöre eine wesentliche finanzielle Entlastung, da sie nur halb soviele Sänger bräuchten.
Es dürfte auch schwierig für ihn sein, wenn der eine Blockflöte spielt, der andere aber Mundharmonika. Ähnliche Konflikte dürfte es auch in den sportlichen Aktivitäten geben. Wenn einer Schwimmer ist, der andere aber wasserscheu, ist das kaum vereinbar. Einfacher wäre es, wenn beide Boxer wären - dann könnten sie sich gegenseitin die Fresse polieren.
Die Ernährungsweise des Doppelgängers steht unter strengem Datenschutz. Wenn er sowohl vegan, als auch vege-tierisch speist, wäre das eine unfaire Preisgabe zweier Ernährungshaltungen, die den Lebensmittelmarkt ins Durcheinander bringen könnten.
Psychologen bangen vor dem Moment, in dem er sich selber satt hat. Da könnten Suizidgedanken keimen, die ihn in ein inlösbares Dilemma stürzen, nämlich – wer killt nun wen zuerst?
Über Geburt und Verscheiden eines Doppelgängers wollen wir uns nicht in gewagten Spekulationen ergehen, die möglicherweise pietätlos oder unästhetisch ausarten könnten. Auch scheint uns ein zweigeschlechtlicher Doppelgänger*in unwahrscheinlich bis unmöglich.
Die Frage „Welches ist der Unterschied zwischen einem Doppekgänger?“ konnte bis heute nicht beantwortet werden.

Übrigens – wenn ein Doppelgänger die Gehrichtung verkehrt, wird er zum – Doppelkommer;! Doch das ist eine andere Geschichte.
Kurt Binder
schrieb am 17.02.2022, 09:31 Uhr
Es lacht und weint seit ehedem
der Mensch im Wechsel, je nachdem
was ihm das Schicksal grad beschert -
bei manchen ist es umgekehrt.
Kurt Binder
schrieb am 22.02.2022, 09:32 Uhr
Hallo, liebe Forum-Freunde,

wenn ihr heute bei eurem 5-km-Morgenlauf einem bärtigen alten Mann begegnet, der mit komischen Bocksprüngen einherhüpft, mit dem Kopf wackelt, in die Hände klatscht und „Metamorphose eines Kuchenteigs" skandiert, ruft bitte nicht gleich die Salvare! Er hat eben den Titel für die folgende Story gefunden:

Da ich nun schon seit über 70 Jahren Hobbykoch bin, wollte ich auch heute diese anhängliche Tradition im wolkenden Küchendunst nicht anbrennen lassen. So beschloss ich, mir in memoriam jener kulinarischen Köstlichkeiten aus meiner Jugend einen leckeren Apfelkuchen zu backen.
Kurz entschlossen machte ich mich an die Arbeit, bevor, wie so oft im Alter meine anfängliche Begeisterung zur Zubereitung einer Speise - bei einer Bihunsuppen-Konserve verebbte. Doch – gelobt sei dieser und jener, diesmal war ich gezwungen dazu, weil es eben keine Apfelkuchenkonserven gab.
Ich holte also feines Mehl aus der Kammer und füllte eine angemessene Menge davon in die Apfelkuchen- Rührschüssel. Dann begann ich, die Zutaten der Reihe nach um diese herum zu scharen. Leider stellte ich fest, dass ich keinen Vanillezucker im Haus hatte. Das machte nix, denn ich gab eine Prise Salz mehr hinein. Doch dann ereilte mich die zweite Enttäuschung: Ich hatte auch keine Eier im Schrank. Nun gut, dachte ich, dann eben ohne Eier.
Der dritte Schlag ging schon etwas tiefer, als ich feststellte, dass auch die Hefe alle war. Was solls – Hefe kann man gut mit Backpulver ersetzen. Ich erinnerte mich gut daran, dass ich dies mit 12 Jahren schon einmal beim Brotbacken praktiziert hatte, weil unsre Schnurri den Sauerteig roh aufgefressen hatte. So wurde zwar nur Knäckebrot daraus, was aber dafür herrlich geknäckt hat.
Als alles bereit stand, begann ich den Teig mit dem Mixer professionell anzurühren (mit Wasser, da ich keine Milch hatte), was ohne bemerkenswerte Zwischenfälle vonstatten ging. Dann deckte ich ihn zu und ließ ihn ein halbe Stunde gehen. Doch dann folgte der vierte Schlag. Mein Teig war keinen Millimeter gestiegen, woran offensichtlich das 18 Jahre alte Backpulver Schuld war. Also erübrigte sich das Backen im Rohr. So fettete ich eine Bratpfanne ein, füllte den störrischen Teig hinein und stellte ihn auf die heiße Herdplatte.
Doch dann folgte – erraten – der fünfte Schlag, der mich ziemlich tief traf: Ich hatte vergessen, Äpfel zu kaufen. Meine Kämpfernatur aber befahl mir, das missgünstige Schicksal mit einem Kinnhaken ko zu schlagen - was ich auch umgehend tat. Und sofort kam mir eine geniale Idee, die aus der geballten, in über sieben Jahrzehnten gereiften Erfahrung entsprungen war. Und während diese Idee wie ein sprühendes Feuerwerk über meiner Halbglatze kteiste, tappte ich wie in Trance zum Kühlschran, holte den Parmesankäse hervor, und rieb die Hälfte davon mit mühsam unterdrückter Appetenz auf den mich andauernd sabotierenden Apfelkuchen.
Wahrlich, ich sage euch - die Käskletitte hat irre gemundet!

Kurt Binder
schrieb am 27.02.2022, 09:04 Uhr
Ein Zwerg fragt einen Riesen, was er tun könne, um auch so groß zu werden.
Meint der Riese lakonisch: "Halt wachsen!"

Gute Wünsche sind als konventionell geschriebene oder verbale Floskeln eine Form des substanzlosen Gebens, die nichts kostet, und dennoch mit Dank entgegengenommen wird.
Maikind
schrieb am 04.03.2022, 22:45 Uhr
Verrückte Welt!!
der Forumtitel - wie zutreffend zur Zeit

Weißer Vogel flieg!
fliege über Meer und Land
flieg mit Engeln Hand in Hand
Sieh - die Sehnsucht, sieh!

Friedensvogel sing!
Lieder - wie ein Sommerwind
Wangen streichelt einem Kind
das nur liebt, nur liebt.

Friedensvogel flieg!
Teile nackte Flügel aus
fliege über jedes Haus
siehe, singe, lieb!
Kurt Binder
schrieb am 06.03.2022, 10:13 Uhr
Liebe Ute,

die Weiße Taube hat auch mich zum Träumen verführt. Es ist bitter festzustellen, dass der Frieden in der Welt leider eine Illusion bleibt, wenn man die anachronistischen, eiskalt berechnenden territorialen Absichten dieses russischen Autokraten erkennt.
Deine Verse sind zeitnah und mit berührender Herzenswärme geschrieben. Der Flug des Friedenvogels, Hand in Hand mit Engeln wirkt auf mich wie eine Allegorie einer messianischen Botschaft für die ganze Welt. Möge sie auch in das Ohr Putins dringen, und ihm die Augen und das Herz für die Sehnsucht der Menschen nach Frieden öffnen!

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