Verrückte Welt

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Kurt Binder
schrieb am 14.06.2021, 17:15 Uhr
Warnrufe

Der Warnruf ist seit ehedem
ein äußerst wirksames System,
um irgendwem schnell mitzuteilen,
er möge tunlichst sich beeilen,

den Standort schleunigst zu verlassen,
zumindest höllisch aufzupassen,
weil ihm sonst die Bredouille droht -
und dann entfällt das Abendbrot.

Hoch in des Zwetschkenbaums Geäst
versteht das Kücken in dem Nest
im schrillen „Piep“ von Mama Meise:
„Halt deinen Schnabel und sei leise!“

Das Gnu warnt vor des Löwen Biss
das Kalb, auch wenns noch wacklig is,
mit einem kurzen, scharfen „Muh“,
damit’s geduckt verharr in Ruh.

Das Elefantchen geht gemach
gegebnenfalls dem Näschen nach,
und findet unter seine Mutter
in Deckung sogar Milch und Futter.

So gehts beim Junior-Känguru:
die Mama schnaubt, und’s wird im Nu,
wenn’s Dingos Appetit erweckt,
ganz einfach in die Tasch gesteckt.

Doch auch bei Menschen kommt es vor,
dass solch ein Warnruf sticht ins Ohr,
auf dass man sofort Reißaus nehme,
sonst gibt es peinliche Probleme.

Der Hans geht grad auf Teenieweise
bei Gretel auf Entdeckungsreise -
da gellt sie mitten ins Gezause:
„Oje, mein Papa kommt nach Hause!!“
Kurt Binder
schrieb am 21.06.2021, 18:42 Uhr
Der Musen-Zoff
Verrückter gehts kaum

Wieder einmal saß der bekannte Schriftsteller Balduin Krawutzke am PC und wollte ewas schreiben. Er hatte jedoch nicht die blasseste Ahnung, was es sein sollte, und dementsprechend strömten auch die Ideen – nämlich gar nicht!
Nun zirkuliert ja in Literaturkreisen die Mär, dass in solchen Fällen die Musen zum Einsatz kommen müssten, um den ideenamputierten Schriftstellern aus ihrem Tief zu hieven. Der Höhepunkt dieses legendären Rituals soll ein dicker Schmatz sein, welchen die für den jeweiligen Kunstzweig zuständige Muse dem empfängnisbereiten Künstler möglichst feucht und gut hörbar aufdrücken muss - wohin, das hängt vom Grad der Sympatie ab, der während dieses natürlich rein geschäftlichen Aktes der spirituellen Befruchtung zwischen Küsserin und Beküssten zustande kommt.
Wenn ihr bisher alles verstanden habt, kann ich euch verraten: Jetzt wirds spannend! Denn obwohl vom Datenschutz beschutzt, ist die Kunde dennoch bis auf den Parnass, den Musenberg in Griechenland gedrungen, dass der bekannte Schriftsteller Balduin Krawutzke in akuter Ideennot verzweifelt um sein moralisches Fortbestehen ringe. Wie bei der Feuerwehr schellten natürlich sofort die Notfall-Glocken, worauf sich sämtliche vorhandenen Musen zum Einsatz bereit machten. Trotz der höllischen Hitze mit 45 Grad im Schatten flatterte also in den nächsten zwei Augenblicken - eine Muse musste schnell noch mal zwinkern - eine geflügelte, von Inspiration strotzende Armada in Richtung des bekannten Schriftstellers Balduin Krawutzke los, der als gutaussehender Single verschrien war. Obwohl durch ihr altruistisches. ehrenamtliches Vorhaben geeint, machte sich jedoch bald in den Reihen der fliegenden Inspirationen ein gewisses Rivalitätsgehabe bemerkbar, und schon nach wenigen Kilometern einträchtiger Zielstrebigkeit begannen sie sich untereinader auf ziemlich unziemliche Art zu beketzen. Sie zausten sich an den Haaren, hielten die andern an den Flügeln zurück, traten sich sehr unmusisch in ihre Hinterseiten - kurz, sie taten alles, um sich möglichst den Vorteil der Erstankunft zu sichern. Und obwohl durch diese freundschaftlichen Zuwendungen ihrer Schwestern beglückt mehrere abstürzten, näherte sich dennoch eine genügend breitgefächerte Front von Inspirationsträger*innen dem in Ratlosigkeit verzweifelnden bekannten Schritsteller (Balduin Krawutzke). Da diesem inzwischen, von der Vorsehung begünstigt ein beachtlicher Bart gewachsen war, raufte er sich diesen comme il faut - zu Deutsch etwa "Nach allen Regeln der Kunst" - und stammelte wirres Zeug wie „Bestseller“, „Alt-Nazis im Olymp" und ähnliches dazu.
Doch dann geschah etwas Seltsames. Den in der Luft verbliebenen Musen, die sich mit unfassbarer Geschwindigkeit und mit meterweit vorgewölbten kussbereiten Lippen ihrem Opfer – na, ihr wisst schon, wem - näherten, schlug ihnen plötzlich eine Wolke von unbekannten, widerlich riechenden Miasmen entgegen. Einige konnten gerade noch abdrehen und in die Höhe schnellen, andere wieder bogen einfach rechts oder links ab, und wurden nur leicht von den üblen Düften gestreift.
Was war geschehen? Nun, ein armer Schriftsteller konnte sich weder einen feinen Zwirn von Lagerfeld, After Shaves von DIOR und andern BOSSen, noch teure DEO-Sprays von Chanel leisten. Und so verrieten eben alle Produkte an ihm und in seinem Haus verschämt, aber deutlich ihre billige Herkömmlichkeit, was im Grunde eine klare Lästerung an der Qualität schlechthin - und für die verwöhnten Näschen der Zeustöchter eine unzumutbare Zumutung war.
Nur eine junge, noch in Ausbildung begriffene Muse schaffte es nicht. Ihre Bremsen versagten, ihr Höhenruder verklemmte sich – und so sauste sie im Sturzflug auf den verblüfften Schriftsteller hinab, und inspirierte ihn nach Musenart, wie sie es gelernt hatte. Als er sich genügend inspiriert fühlte, sagte er erschöpft:
“Danke, das reicht – jetzt mach die Fliege!", drückte die Starttaste des PCs - und in 7 Minuten war die Story fix und fertig! Toll, was? Das junge Müschen in spe aber wurde infolge ihres effektiven, entschlossenen Handelns von ihrer Partei als Kandidatin für die nächste Zeus*innen-Wahl nominiert.
Ihr fragt, wo jetzt eigentlich Krawutzkes Geschichte sei? Ja, beim Zeus, was glaubt ihr denn, was ihr eben gelesen habt?

Hier noch ein Rat:
Wenn du ein bekannter Schriftsteller bist, und es steht eines Tages eine Frau vor deiner Tür, lächelt dich himmlisch an und fragt:
"Ich bin eine Muse - darf ich dich küssen?", dann verlang ihr zunächst den Ausweis und vergewisser dich, dass es nicht nur eine deiner verwitweten Nachbarinnen ist!

Kurt Binder
schrieb am 29.06.2021, 08:50 Uhr
„Verweile noch ...“

Ein Archäologe, arm und unbekannt,
der buddelte wie andre auch im Sand,
und stieß mit seinem Pickel - welch ein Glück -
auf ein noch gut erhalt’nes Knochenstück.

Natürlich hing, wie‘s zu erwarten war,
an diesem, leider ohne Haut und Haar,
ein ganzes menschenähnliches Skelett
aus grauer Vorzeit, absolut komplett.

Doch war daneben ein aus Ton gebrannter,
besonders großer Pott weitaus frappanter,
der, abgenutzt wie alle Raritäten,
so schien, als sei er ziemlich ausgetreten.

Kaum hatt’ der Mann das Ding mit großer Acht
und Sorgfalt dann zu seinem Boss gebracht,
als selbiger erst einen Jodler zückte,
und ihm ins Händchen den Nobelpreis drückte.

Und als das Buddel-Ministerium dann
bestätigt’ die Vermutung, wusste man,
dass diese Frühsterfindung offenbar
und zweifelsfrei der erste - Fettnapf war.

Maikind
schrieb am 30.06.2021, 23:14 Uhr (am 30.06.2021, 23:15 Uhr geändert).
Man lernt immer noch was dazu...
auch zu wissen wo der Fettnapf seine Herkunft hat

gut dass es zu den Archäologen auch die Schriftführer gibt !!

Maikind
schrieb am 30.06.2021, 23:27 Uhr
Klodeckeldrama

(Lustiges aus Coronazeiten
die Klodeckel nicht anfassen zu müssen um die Infektionsgefahr im Büro gering zu halten. )

||: Klodeckel runter :||
Bitte Klodecker rauf!
||: Klodeckel runter :||
Bitte Klodecker rauf!
||: Klodeckel runter :||
Klodeckel, Klodeckel, Klodeckel runter. Rauf!
Alexa! Bitte!

Kurt Binder
schrieb am 02.07.2021, 17:30 Uhr
Wo bleibt die E-Mann-zipation?

Alexa – für Männer:


/:Klobrille rauf – Klobrille runter:/
/:Klobrille rauf - Klobrille runter:/
Kurt Binder
schrieb am 06.07.2021, 18:08 Uhr
Ein Hauch von Philosophie

Der Raum - grenzenlose Unendlichkeit
Die Zeit - grenzenlose Ewigkeit
Die Phantasie - grenzenlose Ideenschwärme
Die Bertramsuppe - grenzemlose Gaumenbefriedigung
Kurt Binder
schrieb am 13.07.2021, 08:52 Uhr
Warum geht in Hermannstadt ein Mann im Mai, an einem Donnerstag zu Christi Himmelfahrt in der Heltauergasse in das teure Hotel „Römischer Kaiser“, und bestellt als Aperitif eine Ţuică de prune und eine Hanklich, Zacusca mit Wecken und 4 Mititei (Mici!) mit Senf, sodann eine Ciorbă de Parhon, als Hauptgang ein ungarisches Pörkölt mit Nockerl und 6 Sarmale, dazu 2 Flaschen Vin de Târnave, und als bescheidenen Nachtisch noch 3 Käskletitten und 2 Buchteln (aus Omas Zeiten)? Na? Naa?
Weil er sehr, sehr hungrig ist.
Tarimona
schrieb am 14.07.2021, 19:08 Uhr
Gestern Abend habe ich mich hier mal wieder durchgelesen. Köstlich, einfach so schön verrückt :-) So muss es sein!

Tja und wenn man dann morgens die ersten Gedanken in diese Richtung gehen, sollte man vielleicht gar nicht erst aufstehen :-))) Verrückt ist sie diese Welt, einfach verrückt.

Des Pudels Kern

Wer auf der Suche
nach des Pudels Kern,
einen Pudel schält,
hat wohl den Sinn verfehlt.
Christian Schoger (Moderator)
schrieb am 15.07.2021, 08:55 Uhr
Hallo Tarimona,

heute kam ich noch nicht zum Pudelschälen. Weil es aber nicht hierher passt, pflege ich ausnahmsweise Theodor Fontane zu zitieren: "Wir stecken tief in der Dekadenz; das Sensationelle gilt und nur einem strömt die Menge noch begeistert zu: dem baren Unsinn."
In diesem Sinne (denn damit lässt sich doch etwas anfangen) noch einen heiteren Tag...

Tarimona
schrieb am 15.07.2021, 17:15 Uhr
Hallo Christian Schoger, Faust hätte sich hier sicher ins Fäustchen gelacht und dann doch anerkennend genickt zu Fontanes Worten. Zur Weisheit führen viele Wege.
So wünsche ich noch einen angenehmen und heiteren Abend.
Kurt Binder
schrieb am 16.07.2021, 09:23 Uhr
„Zur Weisheit führen viele Wege!“ - wie wahr, liebe Tarimona!
Ich werte jede Form von Weisheit als eine Schlussfolgerung und Synthese von einer oder mehrerer Wahrheiten, egal wie man diese philosophisch interpretiert.
Hierbei komme ich auf eine interessante Sicht:

Der Weg zu einer Wahrheit ist holprig, und führt über Unwissen, das nach der Wahrheitsfindung im Rückblick manchmal auch als - Unsinn bezeichnet wird. Diese Überheblichkeit wirkt auf mich eher amüsant, da sie den Wissensstand von heute aus der Sicht des Morgen im Voraus – ebenfalls diskreditiert!
Christian Schoger (Moderator)
schrieb am 16.07.2021, 19:44 Uhr (am 16.07.2021, 20:48 Uhr vom Moderator geändert).
Na ja, der sich mit gewisser Regelmäßigkeit konkretisierende Unsinn scheint schon genuine „Identität“ zu besitzen. Wer würde heute noch behaupten, dass Rauchen nicht gesundheitsschädigend wäre, wie es uns die Tabakindustrie lange Zeit mit pseudowissenschaftlichen Studien einzureden versuchte? Schlichter, gefährlicher Unsinn, keineswegs aber Ausgeburt einer Arroganz, die den „Wissensstand von heute aus der Sicht des Morgen im Voraus“ diskreditieren würde, lieber Herr Binder. Gleiches lässt sich für die vom Menschen verursachte Erderwärmung geltend machen, ebenso für QAnon-„Glaubensinhalte“ und ach so vieles mehr, das mit völliger Berechtigung das Prädikat Unsinn verdient.
Nicht selten spielt uns dabei unsere Sinneswahrnehmung einen Streich, spruchgemäß: „Wer den Himmel im Wasser sieht, sieht die Fische auf den Bäumen.“ Oft folgen wir auch allzu leichtgläubig „Autoritäten“.
Manche wähnen sich gar in einer Welt von Irrtümern, die wir selbst in gegenseitigem Beeinflussen schwunghaft verbreiten. Um Seneca zu zitieren: „Niemand irrt nur für sich allein, sondern er ist auch Ursache und Urheber fremden Irrtums.“ Wer könnte da für sich allen Ernstes Unsinnsfreiheit reklamieren? „Sobald man spricht, beginnt man schon zu irren“, behauptete Goethe – wirkt der Umstand, dass der Dichterfürst seine Behauptung nicht aussprach, sondern aufschrieb, unsinnsmindernd? Hiermit plädiere ich für den real existierenden, zuweilen blühenden Unsinn.
Kurt Binder
schrieb am 21.07.2021, 09:54 Uhr
Über allen Gipfeln
liegt Smog,
in grünen Wipfeln
grassiert der Schock
und der Gifte Hauch;
die Insekten sterben im Felde -
wart nur, in Bälde
röchelst du auch.

(frei nach Goethe)
Kurt Binder
schrieb am 28.07.2021, 10:38 Uhr
Sowas kann auch nur in einer verrückten Welt vorkommen:

Der Pillen-Kult


Ich bin ein großer Pillen-Fan, und das kam so:
Nachdem mein schon etwas älterer Körper begonnen hatte, an allen Ecken und Enden zu schwächeln, zu bröseln, zu bröckeln, zu mäkeln und was es sonst noch so alles zu -eln gab, sagte ich diesem beginnenden Verfall meines physischen und psychischen Ichs den frontalen Kampf an.
Ich sagte: „Kurt", sagte ich mir, „du musst dringend etwas tun, und zwar vorgestern!" Ich nickte, und da ich mit mir einig war, begann ich ohne Umschweife bei einem gewissen Gugel nachzulesen. Das ist der Typ, der den Gugelhupf erfunden hat. Nun, dies allein war schon die Garantie für die generelle Zuverlässigkeit seiner Informationen, und schon nach kurzer Zeit hatte ich alle Infos für eine wirksame Strategie gegen meinen, ach so frühzeitigen Abbau beisammen. Das Zauberwort hieß schlicht „Nahrungsergänzungsmittel“ – mit drei n und drei g!
Kurz gesagt: Daraufhin häuften sich schon nach wenigen Tagen auf meinem Tisch eine beruhigende Zahl von herzigen, kleinen, bunten Kartönchen, die alle Pillen oder Kapseln gegen oder für etwas in sich trugen – mit Beipackzettel! Dazu hatte ich auch eine genügend große Pillen-Box bestellt, um den kleinen Gesundheitsträgern eine würdige, wenn auch nur vorübergehende Bleibe zu bieten.
Zunächst sortierte ich sie nach Farbe, Größe, Geschlecht, religiöser Orientierung, Parteizugehörigkeit und sozialem Engagement. Und dann begann ich mit dem Einordnen - oh mein Gott, machte das Spaß. Ich spürte mit jeder Kapsel. die ich andächtig zwischen die Fingerspitzen nahm, bereits ein Quentchen Wohl(er)befinden in allen Gliedern aufsteigen. Das sollte man einer so kleinen Pille gar nicht zutrauen, aber wenn sich täglich mehrere hundert dieser schnuckeligen Dinger zusammenrotten, um dem Schwinden meines Körper Paroli zu bieten, ja dann ... ja, dann ...
Im Radio ertönte gerade majestätisch der Kaiser-Walzer von Johann Strauß (den Pillen-Walzer gabs damals noch nicht). Ich wurde förmlich mitgerissen, tänzelte während des Pillentätschelns im Dreiviertel-Takt um den Tisch, und warf zu guter Letzt die Kapseln im hohen Bogen in die Box - zumindest wollte ich das. Leider war meine Genesung selbst nach 175 liebevoll betatschten Pillen und Kapseln noch nicht so fortgeschritten, um mir eine 100%-ige Zielsicherheit zu gewähren. So landete eine beträchtliche Anzahl der zur Box beorderten Genesungsboten hämisch grinsend auf dem Boden, wo sie, um der Häme die Krone aufzusetzen, zum großen Teil in den Staub unter den Schrank kullerten.
Was soll ich sagen – das Auflesen war weniger erbaulich, ging aber dafür spürbar ins Kreuz und zerschürfte meine Knie. Die Euphorie war vorbei, und intuitiv einfühlsam hatte das Radio zu dieser Phase meiner Gesundung. die ich stolpernd, auf dem Boden kriechend und schimpfend zelebrierte, einen – Rock 'n Roll mit Elvis Presley angestimmt.

Ja, ich bin ein großer Pillen-Fan, und das kam so ...


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