Vom Frühling beseelt, jeden Tag aufs Neue

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Kurt Binder
schrieb am 13.08.2021, 12:11 Uhr
Eine sicher bekömmliche Lebenshaltung, liebe Tarimona, aber:

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold –
diese Maxime ist manchem hold.
Doch 'nem Prüfling täte es Leid,
wenn er schweigt – zur falschen Zeit!
Tarimona
schrieb am 15.08.2021, 14:14 Uhr
Wohl wahr, wohl wahr lieber Kurt, trefflich gesprochen. Und so wollen wir dann doch lieber nicht schweigen... Lust auf ein kleines Wortintermezzo? Dann wortelt einfach heiter weiter :-)

Worte

Es kleidet mich mein Wortgewandt
nicht immer so wie es sich schickt.
Doch wenn ich dann im Wortgefecht
so manche Spitze fallen lasse
und nicht wortkarg mich ergebe,
wird der Wortlaut selten träge.

Kurt Binder
schrieb am 21.08.2021, 08:44 Uhr
Worte 2

Das Wort, das ist uns ja gegeben,
um uns zu worteln durch das Leben.
Mal spitz, mal karg,
mal mild, mal arg,
mal grad, mal schräge,
mal flott, mal träge
verursacht’s manches Seelenbeben ...
Was soll's – so ist das Wort nun eben!
Tarimona
schrieb am 24.08.2021, 16:57 Uhr
Also Kurt Hut ab, da hast mein kleines Wortgeplänkel aber wirklich auf ein hohes Niveau gehoben. Das Treppchen gebührt dir :-)

Ich mach dann mal auf meiner Ebene ein wenig weiter..

Jemand fängt den bunten Ball auf,
und weiter gehen die Wortspiele.
Ohne ihn zu schmälern,
schöpft man aus dem Wortschatz.
Solange bis ein Kurzurlauber,
sich outet hier als Wortklauber.


Kurt Binder
schrieb am 24.08.2021, 18:01 Uhr
Ja, Tarimona, unser Wortschatz – ein Spielplatz der vielfältigen Kommunikationen. Was da so alles durch die Luft, durch den Draht oder auf Papiet mitteilungsgeil von mich zu dich jagt, ist nicht immer wert, ernst genommen oder beachtet zu werden.
Für eine zivilisierte „Verkehrsordnung" aber lehrt uns dieser Limerick so ziemlich alles:

Es lud ein gewisser Duden
die Wörter zu sich auf die Buden.
Doch was defekt
und nicht korrekt,
ward wieder ausgeluden.

Und damit geb ich den "bunten Ball" weiter :-)) !
Kurt Binder
schrieb am 29.08.2021, 09:31 Uhr
Ich hoffe, liebe Tarimona, dass doch noch jemand Deinen bunten Ball auffängt, und ihn bereichert weiterwirft!
Bis dahin ein kleiner Pausenfüller:


Arroganz

Es ist und war beileibe nie verboten,
zu meinen, andre Menschen sei’n Idioten;
das kannst du freilich halten, wie du willst.

Doch solche Meinungen, die können wandern,
und du erfährst, dass aus der Sicht der andern,
du oftmals auch - die gleiche Rolle spielst!
Kurt Binder
schrieb am 08.09.2021, 10:40 Uhr
Schmetterlinge sind auch nur Menschen

Der heutige Tag ist wohl ein Tag der Niederlagen! Schon beim Aufstehen früh am Morgen ramme ich mit dem kleinen Zeh den Bettfuß, obwohl ich wissen müsste, dass sowas weh tut. Der Milchreis aus der Dose brennt beim Aufkochen höhnisch stinkend an, und der Zitronensaft ist zu Essig vergoren, weil ich ihn nicht im Kühlschrank aufbewahrt habe. Selbst für ein Marmeladebrot ist mir das launische Schicksal abhold, denn die Marmeladse ist ausgegangen; ich weiß nicht wohin und mit wem, jedenfalls ist sie weg. Letzte Hoffnung: ein Butterbrot, jawohl, das muss fürs Erste reichen! Doch – ihr ahnt es schon – die Butter ist ranzig und das Brot verschimmelt. Also beschließe ich, in unsren Tante-Emma-Laden zu laufen und mir ein paar Happen zum Überleben bis Montag zuzulegen. Natürlich ist heute Samstag, Tante Emma weilt mit Onkel Emmerich übers Wochenende auf Mallorca, und ich hätte dazu auch kein Geld mehr im Haus gehabt.
In der Gefriertruhe lungern zwar noch ein paar Hähnchenschenkel, eine Pizza-Salami, etwas Rindergulasch, zwei Bratwürste und eine Tüte Pommes frittes, was mir aber für ein leichtes Frühstück denkbar ungeeignet erschien. Nach dem ewigen Müsli hatte ich keine Lust, und die asiatischen Dosen-Suppen würden mir abends sicher besser munden.
Ich weiß, ich weiß – dies wirkt jetzt alles ziemlich konstruiert und gehäuft. Zugegeben; es muss aber sein, weil sonst dieses überzeugende Konzentrat an Missgeschicken nicht zustande gekommen wäre! Missmutig und völlig down trete ich auf den Balkon. Der Nieselregen hat eben aufgehört, und hinter einer mausgrauen Wolke blinzelt mir die Sonne in die Augen.
“Netter Versuch“, denke ich, „reicht aber noch lange nicht aus, um mich von meiner momentanen Endzeitstimmung abzulenken!“ Ich setze mich, schaue über die Balkonblumen, eine 6 Meter lange Insel prächtig blühender, herabhängender Riesenpetunien auf die Straße. Sie ist menschenleer, und es herrscht eine Stille, die mich noch mehr erdrückt. Ich fühle mich allein und verlassen, und frage mich ernsthaft, was ich in diesem Alter von einem Leben ohne Butter, ohne Marmelade und ohne Tante Emma noch zu erwarten hätte. Durch meinen Kopf wuseln dumme Gedanken, die sich nicht mehr über das OB, sondern über das WIE auseinandersetzen.
Doch plötzlich - wie aus dem Nichts flattert ein Großer Kohlweißling heran. Er überfliegt scheinbar ziellos, unentschlossen das prächtige, vielfarbige Blütenmeer von allen Seiten, wieder und wieder. Dann setzt er sich in eine blaue Blüte, rollt seinen Rüssel auf und saugt etwas Honig auf, fliegt zur nächsten – und beendet dann sein Frühstück auf einer magentafarbenen Blüte. Längere Zeit sitzt er still da, die Flügel weit zur Sonne geöffnet, und ich habe den Eindruck, dass er mich mit seinen großen, starren Facettenaugen aufmerksam betrachtet.
Fasziniert verfolge ich die reizendeVorstellung dieses kleinen, flatterhaften Wesens, das sich nicht bewusst ist, wie lange es noch zu leben hat, was gestern war und was morgen sein wird. Es ist genügsam, geniest den Augenblick und strebt instinktiv nur nach Wohlbefinden.
Nach einem längeren Sonnenbad hebt mein weißer Schmetterling mit ein paar Flügelschlägen ab, kreist Abschied nehmend noch einige Male über die bunten Petunien, steigt dann steil auf, taumelt sonnetrunken in die Höhe - und entschwindet wie eine Fata Morgana im tiefblauen Azur des Himmels.
Beschämt trete ich in die Wohnung zurück. Und ich fühle es schmerzhaft: Der sanfte Flügelschlag dieses Schmetterlings hat tatsächlich einen Tornado ausgelöst – zwar nicht in Texas*, sondern in meiner Seele. Er hat mir in wenigen Minuten demonstriert, dass man seine Ansprüche ans Leben auch in Demut und Bescheidenheit geltend machen kann.

*: siehe Butterfly effekt
Kurt Binder
schrieb am 13.09.2021, 10:44 Uhr
Wenn die Sonne den Berg küsst

Kühl ist der Hauch des Abendwindes,
der mich sanft umfächelt,
als wolle er mich wecken
aus meinen Träumen,
in die ich versunken war
beim Anblick
dieses schaurig schönen Schauspiels.

Errötend neigt sich die Sonne
der Alpspitze zu –
liebevoll ihre Berührung -
sie scheint kurz zu verweilen –
und versinkt im leuchtenden Rot
ihres eigenen Blutes.
Sehnsucht geleitet meinen Blick zum Gipfel –
morgen!

Aus der Erinnerung - und zu den Klängen von Richard Strauss' „Alpensinfonie“ geschrieben.
Kurt Binder
schrieb am 20.09.2021, 07:43 Uhr
Nun ja, was den Frühling im Herzchen trägt, probiert eben alles :-)))

Dilemma

Ein Küken sah der Hennen-Mami zu,
wie die sich gackernd, doch in warmer Ruh’
aufplusternd auf ein weiteres Ei draufsetzte,
aus dem dann bald darauf ein Küken wetzte.

"Schau, schau“, so denkt das kleine Kükelein,
"beim Hahn - das kann doch nicht so schwierig sein!“
Und schon nach kurzen, skeptischen Beäugen,
versucht es forsch, das Ei gleich zu besteugen.

Doch als es dann mit großer Müh’ und Stress
das glatte Ding erklommen hat, sinnt es,
ob danach das Geschlüpfte aus dem Ei
wohl ihre Schwester oder - Tochter sei?
Kurt Binder
schrieb am 26.09.2021, 08:39 Uhr
Ein Tipp für Wandermuffel:

Frei nach: „Der Mai ist gekommen“

Der Herbst ist gekommen, die Blätter welken all,
da latsche wer Bock hat, durchs windige Tal.
Lass die Wolken doch wandern, wenn's ihnen gefällt,
und hol dir ins Zimmer - im Fernsehn die Welt!

;-)) ;-))) ;-))) ;-)))
Kurt Binder
schrieb am 02.10.2021, 08:53 Uhr
Duett im Mondschein

Als der TV-Film „Das Böse in uns“ bereits in den ersten Minuten begann, das Böse im Drehbuchautor und im Regisseur in aktionsreichen, bluttriefenden Szenen zu demonstrieren, schaltete ich den Fernseher angewidert ab und trat auf den Balkon hinaus. Unter dem Nachthimmel leuchtete der Mond, der kurz vor seiner Vollmondigkeit stand. Es war kein Laut zu hören, und über dem Dorf hatte sich nach einem arbeitsreichen Tag eine Müdigkeit ausgebreitet, welche die Menschen an ihren wohlverdienten Feierabend erinnerte.
In diese vollkommene Stille erklang in nächster Nähe schüchtern ein leises Flötenspiel. Die Melodie war mir bestens bekannt – es war die Serenade von Toselli. Erst verhalten, dann mutiger, und stimmungsmäßig gekonnt moduliert im Ausdruck und Lautstärke tastete sie sich durch das Dunkel zu mir herüber. Ich konnte den nächtlichen Spieler nicht orten, doch schien er ganz in der Nähe zu sein. Ein Weile lauschte ich fasziniert den Klängen, welche die nächtliche, romantische Stimmung klagend, fragend, werbend zu einem vollkommenen emotionalen Erlebnis gestalteten.
Und dann kam mir eine Idee. Ich holte aus dem Schrank meine ebenfalls in C-Dur gestimmte Flöte hervor, und ging zurück auf den Balkon. Gerade ertönte eine weitere Strophe des Liedes. Ich setzte die Flöte an – und spielte die zweite Stimme dazu. Mein mysteriöses Gegenüber hielt einen Augenblick inne, setzte dann aber sein Spiel verstärkt fort, und wir ließen Tosellis in Träume gebette Liebeserklärung gemeinsam harmonisch durch die Nacht schweben.
In Hermannstadt hatten wir eine Schallplatte, auf der neben andern klassischen Werken auch diese Serenade dabei war. Unsre Kinder nannten sie die „Männerplatte“, weil darauf ein Teil des Orchesters abgebildet war, in dem nur Männer zu sehen waren. Wir hatten diese Platte oft zusammen angehört, und so empfand ich unser spontan zustandegekommenes Duett, zugegeben - mit leichter Wehmut wie eine Hommage, mehr noch, wie einen flüchtigen, leisen Gruß aus lange vergangenen, gemeinsamen Tagen.
Kurt Binder
schrieb am 10.10.2021, 11:59 Uhr
Hallo, liebe Freunde unsres Forums,

ich suche eine Kontaktmöglichkeit zu Herrn Bernd Wagner aus Freising, vermutlich Redaktionsleiter(Forum).
Falls mir jemand von euch einen heißen Tipp geben kann, den verfolge mein Dankeschön bis an sein Lebensende!

Mit 37% Vorschuss davon
euer Kurt H. Binder
Kurt Binder
schrieb am 16.10.2021, 09:49 Uhr
Vom Frühling beseelt, im Herbst erzählt:

Ecce homo!


„Bescheidenheit ist eine Zier,
doch weiter kommt man ohne ihr"

Nanu, wie soll man das verstehn?
Wohin soll's denn noch weiter gehn,
wo wir, von Unvernunft benommen,
bereits am Abgrund angekommen?

Im Rückblick wird uns schaurig klar,
wie falsch so manches Handeln war,
denn - mit Bescheidenheit bestellt,
stünd's hesser heut um unsre Welt!
Kurt Binder
schrieb am 25.10.2021, 14:48 Uhr (am 25.10.2021, 14:49 Uhr geändert).
Willkommen, Herbst

Süßes Traumbild der Natur,
die nun sanft entschläft
in stillem Frieden,
nach dem kraftvoll gebärenden,
grünen Aufbäumen des Sommers -
Jahr um Jahr ...

Ein Schlafgesang der Natur
in glühenden Farben,
die bald ergeben verblassen,
sich beugen der weißen Pracht des Winters,
die sie schützend bedeckt -
Jahr um Jahr ...
Kurt Binder
schrieb am 01.11.2021, 12:46 Uhr
Mein Leben, sag mir, was du bist?

Bist du nur die Wahrnehmung als solche,
die mich in Kummer und Sorgen hüllt, mich ängstigt,
oder in den Wonnen puren Wohlbefindens,
meine Sinne berauschend mich alles vergessen läßt?

Bist du der Schmerz, den ich empfinde
beim Anblick leidender Menschen,
das tiefe Mitgefühl
für die Angehörigen eines Verblichenen?

Bist du der brennende Wunsch in mir,
mich wahren Werten zuzuwenden,
die Natur als die Wiege meines Seins
zu schätzen und zu achten?

Bist du das, was man Liebe nennt,
welche, statt nur genossen,
im Verständnis für die Probleme anderer
auch mal - geschenkt werden sollte?

Bist du die Kraft, die mich befähigt,
aus dem Zwangs-Korsett meiner Ich-Bezogenheit
befreit ausbrechen zu können,
um im Füreinander wieder - leben zu können?

Oder bist du bloß -
der sterile Vorwand für meine Existenz?


Lieber Leser, wenn Du in diesen zwei Minuten DEIN Haus, DEIN Auto, DEINEN Hund und DEINE Aktien vergessen konntest – hast Du gelebt!

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