Vom Frühling beseelt, jeden Tag aufs Neue

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Tarimona
schrieb am 03.11.2021, 17:09 Uhr (am 03.11.2021, 17:09 Uhr geändert).
Kurt, ein wunderbares Gedicht und dazu nur ein Satz.. ja ich habe gelebt. Danke dir..
Und hier von mir noch ein paar Zeilen..

Die Jahreszeiten des Lebens

Im Frühling zeigst du der Welt dein Gesicht
und siehst zum ersten Mal der Sonne Licht.

Im Sommer blühst du auf und leuchtest hell,
doch leider vergeht dieser viel zu schnell.

Dann kommt der Herbst und zeigt bunte Farben,
und lässt verblassen des Sommers Narben.

Der kalte Winter naht nun, bleich und blass,
doch wir, sind noch vom Sommerregen nass.

Die fünfte Jahreszeit nur jener kennt,
wer die anderen vier nicht hat verpennt.

Kurt Binder
schrieb am 03.11.2021, 18:21 Uhr
Oh Tarimona, mon amour,
ich glaube gar, ich träume nur;
sooo lang allein auf Forums Flur -
das nagt an meiner Frohnatur ;-(((
Kurt Binder
schrieb am 03.11.2021, 19:24 Uhr
Und wenn dann doch zu später Stunde
ein dritter käm in unsre Runde,
so riefen wir ais frohem Munde:
„Willkommen, eh, in unsrem Bunde!“
Kurt Binder
schrieb am 10.11.2021, 09:51 Uhr
Metamorphose

Gold und Rost,
in sanften Pinselstrichen.des Herbstes
still über die Natur gebreitet,
doch lebendig im Blätterregen;
lautlos vollzieht sich der Wandel,
ruhig, unaufhaltsam,
im ewigen Rhythmus der Zeit -
wieder und wieder ...

Farbenballett des Sommers,
du erblasst nun ergeben,
wenn kühle Winde
zum erholsamen Schlummer laden,
und Träume dir künden,
dass dies scheinbare Enden
ein neuer Anfang ist -
wieder und wieder ...
Kurt Binder
schrieb am 17.11.2021, 12:02 Uhr
Schlummer

Nach dem Mittagessen legte ich mich gewohnheitsgemäß auf das Sofa im Wohnzimmer, um mich einem erholsamen gedösten Viertekstündchen hinzugeben. Durch das offene Fenster leuchtete die Sonne schräg auf mein Gesicht, und der laue Wind wirbelte von den Apfelbäumen bunte Blätter in die Luft, von wo sie nach einem quirrligen Ringelreihentanz ergeben seufzend auf den Rasen schwebten.
Von dieser frühherbstlichen Stimmung befangen, fielen mir schon nach wenigen Minuten die Augen zu, und ich fand mich plötzlich in einer Umgebung wieder, die mir merkwürdig bekannt erschien. Ich wanderte mit meiner Frau über blühende Wiesen, wehrten mit Stöcken zudringliche kläffende Schäferhunde ab, gingen durch rauschende Wälder an sprudelnden, glitzernden Gebirgsbächen entlang, wir kletterten an Felsen hoch, durchquerten Schluchten - und es war alles zum Greifen wirklich. Ich spürte das harte Stahlkabel des Klettersteigs in meiner Hand, seine Kühle, die Sicherheit, die es uns gab. Und dann diese Bergspitzen ...
Ein Knall schreckte mich hoch; das Sudoku-Heft war mir aus der Hand geglitten und auf den Boden gefallen. Verwirrt schaute ich mich um; was ich eben erlebt hatte, war alles so lebendig, und ich glaubte, noch den würzigen Duft der Alpenrosen, den Hauch von Natur und Frische zu atmen. Dies Erlebnis war viel zu real, um nur ein Déjà-vu oder ein Traum gewesen zu sein, denn ich hatte deutlich den Aufstieg zum Negoi erkannt, seine Spitze – und dann den Abstieg durch die Strunga dracului ...
Und auf einmal ward es mir klar: Es waren meine im Halbschlaf geträumten Erinnerungen an unsere Wanderungen in den Fogarascher Bergen - vor 50 Jahren.
Kurt Binder
schrieb am 21.11.2021, 18:22 Uhr
Monotonie

Klein ist meine Welt geworden;
vier Wände, die mich erdrücken,
eine Decke, die mir auf den Kopf fällt,
ein Boden, auf dem ich herumschleiche –
entmutigt, ratlos, sinnlos,
bar jeder Phantasie.
Das Heute ist gleich dem Gestern,
das Morgen wird wie das Heute werden -
Kochen, waschen, bügeln,
Staubsaugen ...
„Halt die Klappe, weiß ich doch!“

Ja, täglich grüßt das Murmeltier;
grinsend fletscht es die Nagezähne,
als wolle es sagen: „Egal, was du tust -
morgen bin ich wieder da!“
Tut es ja sowieso,
also zeig ich ihm den Stinkefinger.
Es grinst und zuckt die Achseln –
kann damit nix anfangen.
Ach so, Murmeltiere haben lange Krallen,
und der Mittelfinger ist der längste -
war wohl ein Schuss in den Ofen:
muss mir bis morgen was einfallen lassen!

6 Uhr morgens - es läutet;
ich öffne die Tür –
Grinsen, Zähnefletschen –
Ich umarme das Murmeltier,
und heiße es willkommen.
natoll
schrieb am 22.11.2021, 10:30 Uhr (am 22.11.2021, 10:31 Uhr geändert).
Es strebt der Sox

1971

Onkel Hans zu Besuch von „Detschlund“:

Ohne Ankündigung fährt der neue Opel Kadettt vor unserem Zaun im Dorf vor, und geht ein großes Hallo los, Wiedersehensfreude Tränen. Umarmungen, Begrüßung etc.
Nach den obligatorischen Tauschgeschäften.............
-Bauflisch met freschem Briut, Holundersekt uch Weng
gegen:
-Nutella, Shampoo, Lux-Seife, Bohnenkaffee und Jeans
….........erfreut sich der Besuch am Duft der Heimat - Sarmale welche fleißig auf dem Herd brodeln,
und wir uns an dem Duft der weiten Welt welcher in Form von Weichspüler aus deren Kleidung strömt.

Ein halbes Jahrhundert später:

2021

Mein Murmeltier in Gestalt eines alten schwarzen Katers grüßt mit liebevollem Blick aus Bernsteinaugen und weichen Pfötchen, „komm es ist Zeit für einen neuen duftenden Tag, lass die frische Luft hinein ins Haus - und mich heraus“.
Räkelnd schäle ich mich aus der nach Lenor duftenden schönen Bettwäsche, lasse meine Zehen im dichten Teppich versinken und schwinge mich in den neuen Tag.
Genieße die Tasse frisch gebrühten Kaffees, lese eure Beiträge und denke was für ein gesegneter Tag!

Kurt Binder
schrieb am 28.11.2021, 09:09 Uhr
Aber hallo, liebe Natoll - das ist wahrlich ein gelungener Halbjahrhundert-Sprung, sicher typisch für die meisten von uns emigrierten Sachsen, und in schonungslos grellen Farben gemalt! Zum Brüllen komisch, aber realistisch, das 'Tauschgeschäft' – Bofliesch, Sarmale und Holundersekt gegen Lux-Seife, Jeans & Co.
Und dann - wie banal alles wird, wenn man selbst in diese Wunderwelt gekommen ist, in der Weichspüler, Bohnenkaffe und flauschige Teppiche genau so selbstverständlich sind, wie ehemals - die coadă.
Ia, da tauchen Erinnerungen auf; es war einmal - vor 48 Jahren ... ;-))
Kurt Binder
schrieb am 06.12.2021, 06:59 Uhr
Er ist zwar nicht vom Frühling beseelt, sicher aber von dem Wunsch, Kindern Freude zu machen.

Servus, Nikolaus

Es stapft der liebe Nikolaus
durch Eis und Schnee von Haus zu Haus,
um kleine Kinder mit Geschenken
und Rutenstreichen zu bedenken.

Und wollt ihr, Mädchen oder Knaben,
euch heut an Süßigkeiten laben,
seid brav, ansonsten - wehe, wehe,
gibt es patsch patsch auf die Popöe.

Denn Bravsein lohnt sich ganz gewiss,
auch wenn es nur für heute is,
damit sich eure Schleckermäulchen
erquicken für ein kurzes Weilchen!
Kurt Binder
schrieb am 12.12.2021, 07:00 Uhr
Paar-Wirkung

Eine Maus samt Elefant
trippeln herzig Hand in Hand
über einen schmalen Steg,
denn darüber geht ihr Weg.

Als die dicken hölzern Planken
dröhnen und bedenklich schwanken,
lacht das Mäuschen piepsig hell:
“Toll, wie wir hier trampeln – gell?"
Kurt Binder
schrieb am 18.12.2021, 10:15 Uhr
Vom Zufall beseelt

Als ich wieder einmal keine Idee für eine Story hatte, wandelte ich gedankenvoll, bzw. gedankenleer, aber tief sinnend durch die Wohnung. Ich guckte mal auf den Boden, mal zur Decke, doch keine Muse schwirrte mit Pussimund zum Fenster herein, und erbarmte sich meiner, zum puren Fleisch geschrumpften ideenleeren Hülle.
Doch siehe da – als ich während meiner Wanderung, aus der Küche zurückkehrend, mit auf dem Rücken verschränkten Händen hilfesuchend zur Decke starrte, stolperte ich über den Staubsauger, der seit einer Woche mitten im Wohnzimmere ruhte, in stiller, geduldiger Erwartung meiner Zuwendung.
Und da blitzte mir urplötzlich ein brillante Idee! Ich startete den Staubsauger auf Stufe drei, und holte wild entschlossen und mit kühn vorgerecktem Kinn den selig schlummernden Staub aus dem Hochflor-Teppich heraus.
bankban
schrieb am 18.12.2021, 10:38 Uhr
Bitte, erbarmen Sie sich doch des Servers... :-) (Ceterum censeo...)
Kurt Binder
schrieb am 19.12.2021, 11:31 Uhr
“Bitte, erbarmen Sie sich doch des Servers... :-) (Ceterum censeo...)“

Aber hallo, verehrter bankban,
Ihr Humor hat mir den trüben Tag gerettet! Wie es scheint, bewegen wir uns auf derselben Ebene in puncto Wahrnehmung unsres ephemeren Seins.
Trotz Smiley habe ich Ihre augenzwinkernde Botschaft verstanden, doch am besten hat mir der Genitiv ‚des Servers' gefallen.
Apropos ‚Ceterum Censeo': Ihre Forderung (im Imperativ) vom 17.11 konnte ich ebenfalls nicht ernst nehmen; zudem haben Sie das Smiley vergessen ;-)) :

“Tun Sie der Umwelt etwas Gutes und verursachen Sie weniger Rechenleistung Ihres Rechners und des Sibi-Servers".

Ihre Fürsorge für den gestressten, an Völlerei leidenden Server hat mich ebenso gerührt, wie sie mir geschmeichelt hat, dass Sie dessen Seelenheil von meinem Erbarmen abhängig machen. Und genau das habe ich ihm ja zuteil kommen lassen, indem ich seinen riesigen Magen (mehr als 100 Billiarden Petabytes) zur Abwechslung zu der vielen Trockenkost mit etwas schmackhafteren, leicht verdaulichen, und auch seiner Seele bekömmlichen Leckerbissen bestückt habe ;-)) .
Wissen Sie, bankban, im Forum bin ich mit meiner sehr jungen Präsenz noch ein Teenager. Wenn ich mit meinen bisherigen Beiträgen Umwelt und Server lädiert haben sollte, müsste die Welt infolge der eifrigen Bemühungen mancher anderer user längst kaputt sein, die seit vielen Jahren mit tausenden, oft recht üppigen Kommentaren und Forenbeiträgen die ‚Umwelt geschont’ und sich ‚des Servers erbarmt' haben! Dagegen bin ich ein Waisenkind!

So gelte denn künftig:
“Humor ist, wenn Mann trotzdem schreibt,
was unsre Landsleute erfreut!“ ;-))) (Ceterum censeo)!
KarlP.
schrieb am 20.12.2021, 08:50 Uhr
Ach Kurt, ich muss mich wirklich bedanken. Mit diesen Zeilen wurde mein Sonntag gerettet. Der durchblitzende Humor und die so sanft und liebevoll eingewebte Ironie sind unvergleichlich.

Wie ich unlängst schon bankban gegenüber erwähnte, fehlt mir die Zeit um selber zu schreiben. Das wird sich hoffentlich bald ändern.
Doch umso mehr genieße ich es, in einer freien halben Stunde, eure Beiträge hier zu lesen. Ich hoffe sehr, dass ich auch weiterhin, nicht darauf verzichten muss.

Denn alle eure Texte und Gedichte, Maikind, Natoll, Tarimona, Anne Beer, Kurt, Michael5, Libelle – das reinste Vergnügen. Regen zum Nachdenken an, lassen mich schmunzeln, einfach wirklich gut. Jeder von euch hat seinen eigenen Stil, Schwerpunkt und sein eigenes Talent, Ungesagtes in Worte zu fassen.

Es wäre so schön mehr von euch allen zu lesen. Denn ich bin sicher unser werter Herr bankban weiß ganz genau, dass die Server der Siebenbürger Zeitung von euren und hoffentlich auch bald wieder meinen Texten und Gedichten, ganz sicher nicht überlastet sind, da hier weder speicherfressende Fotos oder gar Videos mit im Spiel sind.

Dann will ich es auch nicht versäumen, euch allen ein friedvolles und schönes Weihnachtsfest zu wünschen!

Kurt Binder
schrieb am 21.12.2021, 06:58 Uhr
KarlP, erfreut, Dich wiederzulesen! Auch ich sehne mich nach unsren ‚alten' Freunden und Mitgestaltern des Forums – und schließe mich Deinen guten Wünschen an:


Glockenklänge -
metallische Stimmen
aus metallenem Mund -
mächtig und verheißend
künden sie die Botschaft.

Mögen die Glocken leise
auch in euren Herzen erklingen,
harmonisch, ehrlich, rein,
eure Schmerzen lindernd,
versöhnlich und in Liebe
zu euren Nächsten,
in Freundschaft und Verständnis
für das Andere in der Welt.


Ich wünsche euch allen einen besinnlichen, schönen Weihnachtsabend und geruhsame Feiertage!

Euer Kurt

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