Vom Frühling beseelt, jeden Tag aufs Neue

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Kurt Binder
schrieb am 11.06.2021, 17:22 Uhr
Danke für Deine mitfühlenden Zeilen, lieber Michael!
Es sind jetzt schon bald vier Jahre her, und ich wollte auch nicht als sentimentaler Knochen erscheinen. Aber wer hat sich schon in solchen Augenblicken völlig unter Kontrolle? Da hab ich einfach nur stattgegeben. Ich glaube, dass auch die verinnerlichsten Menschen gelegentlich vom Mitteilungsbedürfnis gesteuert werden. So ist nun mal der Lauf des Lebens, und ich finde es begrüßenswert, dass trotz allem hie und da auch mal die humoristische Ader platzt ;-) !
Kurt Binder
schrieb am 19.06.2021, 11:42 Uhr
Diese Auseinandersetzung ob unsrer Existenz ist eine spontan konstruierte Mischung aus Erfahrung, kritischen Betrachtungen, und vielleicht auch ein bißchen selbstgefälliger Stammtischphilosophie.
Gelegentliche dozierend anmutende Passagen sind unbeabsichtigt.
Und - Ähnlichkeiten mit Hamlets Monolog sind selbstverständlich reiner Zufall!

Sein oder Nichtsein?

Freunde, lasst euch von der Anmaßung dieser Frage
nicht aus der Bahn werfen!
Was bestimmt schon unsre Existenz?

Ist es der unvorhersehbare Verlauf unsres Lebens,
den wir, uns in Bequemlichkeit suhlend,
fatalistisch einfach nur Schicksal nennen?
Ist es ein transzendentales Prinzip,
das wir traditionsgemäß übernommen haben,
es pflegen, aber nicht anerkennen?
Ist es nur unsre Ergebenheit
vor dem scheinbar Unabänderlichen,
der Zweifel, die Weichen umstellen zu können,
die ins Verderben weisen?
Oder ist es die panische Angst, oder gar Ohnmacht,
aus unsrem dennoch Erträglichen
ins bedrohliche Ungewisse zu wechseln?

Im Zaudern keimt Schwäche,
Entschlossenheit adelt den Charakter!
Sie ist die unerkannte Muse
unsrer schwankenden Seelen
im täglichen Kampf zwischen Gut und Böse.

Du hörst im Wind ein leises Rufen,
im Sonnenschein strahlt das Versprechen:
“Ich stütze dich, stehe dir bei;
fasse Mut, blick voraus,
bekenne dich zu dir selbst,
gib dem Rebellen in dir eine Chance
und öffne dich deinem wahren Sein -
verwirkliche deinen Traum!"

Deine Entscheidung sei wie der Frühling:
knospenreich, zur Entfaltung drängend -
die lebensbejahende Orientierung
eröffnet den Sommer alles stürmischen Geschehens,
dem die süße, herbstliche Reife folgt!

„Sein oder Nichtsein“ ist somit keine Frage!
Es ist die These,
die dich vor die Wahl stellt:
Leben - oder untergehn!

Entscheide mutig, würdig -
lass steten Frühling in dir blühen ...
Kurt Binder
schrieb am 27.06.2021, 09:10 Uhr
Mutterunser

Unsre Natur, die Du noch lebst und grünst!
Dein Leib wurde geschändet.
Deine Genesung komme.
Dein Urwesen gesunde, wie in der Atmosphäre, so auf Erden.
Unser pestizidfreies Brot gib uns wieder.
Und vergib uns unsre Verbrechen,
wie auch wir vergeben den Tornados, die wir selbst verursacht haben.
Und führe uns nicht mehr in Versuchung, Dich weiter zu zerstören,
sondern öffne unsre verblendeten Augen.
Denn Du bist nicht unser Eigentum - so gib uns die Kraft,
Deine Herrlichkeit für die Ewigkeit zu erkennen - und zu respektieren!
Amen.
Maikind
schrieb am 30.06.2021, 06:18 Uhr
Lieber Kurt
das würde ich sofort unterzeichnen
spricht mir von der Seele 🙏

ich habe manchmal dass Gefühl das der Mensch immer mehr verlernt auf natürliche Weise Leben zu leben.

Lass uns singen! Frohnatur
und bezwingen Pompadur
Kinder sein mit kleinen Mündern
nicht die Weltenräume plündern
unsern Nächsten lieben, halten
unsern Garten gut verwalten
Börsen mit dem Glücke weben
und mit Lebensstreben leben
Maikind
schrieb am 01.07.2021, 00:03 Uhr (am 01.07.2021, 00:11 Uhr geändert).
Ein Glück in Allem

und in den Lindenblüten
–Sonnenwendgeschichten
–von Bienenvölker
–und Rosenblüten
schmecke ich den Honig
auf meinem Butterbrot

und in den Regenschauern
–Meere aus den Tiefen
–an Stolpersteinen
–ins Grün gewachsen
lebe ich den frischen
Mut in den neuen Tag

und in den warmen Lächeln
–Liebendengeflüster
–ins Universum
–der Herzen sendend
weben Strähnen von Glück
ein Kornfeld Zukunft jetzt.
Kurt Binder
schrieb am 01.07.2021, 10:17 Uhr
Lyrik vom Feinsten, liebe Ute!

Auf mich wirkt Dein Gedicht wie ein unumstößliches Bekenntnis zum Lebensglück, das sich schon im Titel ankündigt. Vom reinen Wohlgeschmack des Lebens, symbolisch: der Honig, und über das unausgesprochene „trotz allem“ in Strophe 2 mündet der Gedankenfaden in ein allumfassendes, aus Liebe gewebtes „Kornfeld“– eine Metapher, die offensichtlich (auch) dem Ernährungsproblem der Zukunft eine reale Chanca ausspricht!

Ich ziehe den Hut!
Kurt Binder
schrieb am 04.07.2021, 06:57 Uhr
Sonntagmorgens auf dem Balkon
Momentaufnahme

Südwärts schweift mein Blick -
Dunkelgrüne Tannen
pinseln den strahlenden Azur
im Funkeln erster Sonnenblitze,
träumend schweben duftige Wattebäusche
wie weiße Tupfen unter der Unendlichkeit -
entschwinden, als habe es sie nie gegeben.

Majestätisch kreist die Gabelweihe,
missßtrauisch beäugt vom Grasfrosch unterm Blatt -
ein alter Dackel wackelt
mit seiner süßen Herrin Gassi;
sie hat es sichtlich eiliger -
ein Anblick für Götter, und ich schmunzle;
Gefühle wallen auf – ich bin die Ruhe selbst.

In tiefen Zügen atme ich den Morgen,
seine erfrischende Kühle, das Leben -
und das Leben atmet mich ...
betäubend umschleiert der herbe Duft
der Wiesenblumen aus dem Vorgarten meine Sinne ...
Ich schließe die Augen, höre die Stille fragen:
„Bist du glücklich?“ - und ich bejahe jauchzend!

Das Nebeneinander, Miteinander
fließt ineinander – Weiten öffnen sich ...
Die Häuser auf der anderen Seite
hindern meine wandernde Seele nicht;
vielleicht empfinden die Menschen dort
in diesem Augenblick das gleiche Glücksgefühl -
heute - Sonntagmorgens auf dem Balkon.
Kurt Binder
schrieb am 10.07.2021, 09:17 Uhr
Schicksalswogen

Grau, der Tag nach dem Tornado
in der aufgewühlten Seele,
verwirbelt vom Hoch der Erinnerungen
und dem Tief bitterer Realität,
die grinsend verharrt.

Die Freude am farbenschillernden Leben,
in den harmonischen Klängen
einer emsigen Welt gespült -
nichts als heuchlerische Tünche,
die inneren Frieden vortäuscht.

Wohl pflanzt die Sonne Hoffnung,
Kraft keimt, Mut, Entschlossenheit,
um auch diesen Tag zu überstehen,
ihn unbelastet leben zu können -
bewusst im Selbstbetrug.
Kurt Binder
schrieb am 18.07.2021, 06:45 Uhr
Sonntagmorgens in der Stille

Kühle umfängt mich, hüllt mich ein,
die letzte Bettwärme entweicht
auf dem Balkon wie an jedem Sonntag -
ein wohliges Gefühl,
bevor die Hitze dräut.
Der gewohnte Anblick,
die Gasse zu dieser frühen Stunde
noch menschenleer,
vertraut wie immer,

Doch - etwas ist anders,
unerklärlich, und ich ersxhauere.
Die Angst umklammert wie ein stählernes Korsett
meine Brust, nimmt mir den Atem,
presst mir die Seele aus dem wehrlosen Leib.

Und dann – die grauenvolle Erkenntnis:
Es ist die Grabesruhe an diesem Morgen,
die mich lähmend einschließt,
diese würgende Stille -
in Glas gegossene Dimension der Lautlosigkeit;
regungslos verharre ich im akustischen Nichts,
das mich schier erstickt.

Doch urplötzlich -
die Starre des Schweigens zersplittert,
das schrille Aufkreischen eines Zweitakters
beendet erlösend den Spuk:
Gas an, Gas ab – Gas an, Gas ab -
im Stehen - ohne jeden Grund! Na und?
Was sind schon 70 Dezibel?

Feeling
heißt diese Selbstbefriedigung des Moped-Fahrers,
der damit vor dem Brötchenholen
seine Männlichkeit, seinen Charme
und seine Potenz verkündet – toll!
Seine Rückkehr kann ich kaum erwarten -
heute, Sonntagmorgens in der Stille.

Kurt Binder
schrieb am 25.07.2021, 08:44 Uhr
Tote Hose am Morgen

Ich sitze morgens im Garten, lasse den Blick schweifen,
warte auf eine Inspiration, bete um den Kuss der Muse -
egal welche, egal wie saftig ...

Amseln, Meisen, Rotkehlchen, Raben
flöten, singen, jubeln und krächzen,
um mich herum flattert, fleucht und fliegt es,
sogar Maikäfer und Libellen,
ein Schmetterling setzt sich auf meine Nase -
ein lebenssprühendes Kaleidoskop
dieses Sommermorgens
in Klängen, Farben, Düften usw.

Gelangweilt gucke ich weiter in die Runde:
Zwei Hängebirken neigen sich zueinander,
als wollten sie sich stützen,
die rote Rose erkennt in der gelben das Andersartige,
den Bienen ist die Farbe egal;
ein Mäuschen sieht mich – flieht entsetzt ins Loch ...

Aus der kleinen, bunten Blumenwiese
spitzen dunkelgrüne Disteln in den Himmel,
das Jäten – ein Graus,
die Blüten des Rotklees – deliziös!
Im Quittenstrauch reift köstliches Gelb -
für Quittengelee verkaufe ich mein 6. Kind!

Über mir zieht eine Herde Lämmer vorbei,
nord-ost-wärts – stur geradeaus,
der Hirtenhund rennt stumm bellend hinterher,
der Hirte schmaucht sein Pfeifchen -
unter dem endlosen Tiefblau der Himmelskuppel.

Alles da, in Hülle und Fülle,
bunt, duftend, bewegt, faszinierend,
die Lebensgeister stimulierend,
unbeschreiblich schön, die Seele fließt über -
doch von einer Muse weit und breit,
und besonders hoch keine Spur.
Na ja, vielleicht urlauben sie auf Mallorca,
oder ich bin nicht ihr Typ!

Missmutig kehre ich ins Haus zurück -
Platsch!
Hinterhältig, aber lecker und kalorienreich,
der Schmatz Kulinarias,
der Muse erlesener Gaumenfreuden -
nach 10 Minuten macht sie die Fliege.

Ich aber taumle um und um inspiriert in die Küche -
und backe Käskletitten mit Burduf de oaie ...
Maikind
schrieb am 01.08.2021, 20:15 Uhr
Die Muse der Gaumenfreude!
Kreativität besonderer Art - nicht zu unterschätzen
der Tag war dann wohl in doppelter Hinsicht gerettet!
(der Text kam ja dann offensichtlich doch noch ;-])

Mondliebe

Ich liebe dein ozeanblaues Lächeln
den Silberglanz
wenn ich in deine Augen schaue.

Ich liebe deinen friedlichen Tanz
im Licht der Sonne
und werde nicht aufhören

dir zur Nacht den Sternen-
himmel anzuleuchten
dass du ewig weiter tanzt.

Ich liebe deine grüne Seele
das Wunder der Zeit
die göttliche Lebensquelle

die mir Spiegel ist
mich wachsen lässt
ohne groß zu werden.

Meinen Horizont läßt du
aufgehen
unterm Regenbogen

dann erkenne ich
die Welten von Herzen,
von Himmel und Wurzeln.

Wenn ich schwarz sehe
zeigst du mir
offene, junge Menschen

die Liebenden
und Seelen, die suchend
sich gefunden haben.
Kurt Binder
schrieb am 02.08.2021, 17:20 Uhr
Besinnung

Öffne deine Augen,
und suche dein Herz,
gib dir selbst die Chance,
die Schönheiten deiner Welt zu erkennen -
solange diese noch schön ist.

Öffne deine Augen,
und entdecke deine Seele,
sauge die Farben, Düfte und Klänge in dich auf,
die noch von Freude und von Glück künden -
solange es diese noch gibt.

Öffne deine Augen,
und wecke dein Gewissen,
denn auch du trägst ein bißchen Verantwortung
für unsre einzigartige Erde -
damit sie noch lange weitergrünt.
Tarimona
schrieb am 04.08.2021, 09:17 Uhr (am 04.08.2021, 09:17 Uhr geändert).
Maikind, eine sehr schöne Ode an den Mond. Ja, der verbreitet schon einen besonderen Zauber. Und manche, wie auch du, können in nicht nur sehen, sondern auch fühlen.
Kurt deine Zeilen bewegen darüber lässt sich immer wieder nachdenken. Ja, mit allen Sinnen sollen wir die Schönheiten der Natur erleben und bewahren!

Es tröpfeln die Stunden dahin...

Wenn

Wenn frische Morgenluft
die dunkle Nacht verweht
Wenn ein winziger Sonnenstrahl
das Licht des Tages transportiert

Wenn der Gesang der Amsel
das Ohr des Erwachenden berührt
Wenn auch der Duft der Rosen
sich seiner Nase nicht entzieht

Wenn so die Erinnerung erwacht
die stets sorgsam man gehütet
Wenn jeder Schritt im neuen Tag
nicht vorwärts geht, sondern zurück

Wenn der Mond sich zeigt am Abend
nimmt man Abschied von dem Tag
Wenn man sich dann zu Ruhe bettet
die frische Morgenluft man bereits ahnt
Kurt Binder
schrieb am 07.08.2021, 11:13 Uhr
Ich bin zutiefst bewegt, liebe Ute – eine einzige Liebeserklärung an ein Gestirn, dem Symbol von Romantik, Träumereien, Sehnsucht und sich entfaltender Liebe, wie sie wahrscheinlich nur die sensible Seele einer Frau empfinden kann!

Ja, Tarimona, Deinen Betrachtungen eines Tagesverlaufs kann ich nichts hinzufügen! Es ist offensichtlich ein erfüllter Tag, der abends bereits die Vorfreude auf den kommenden keimen läßt. Ich meine, es ist Dir gelungen, Deine Sinnes-Wahrnehmungen, gepaart mit unvergesslichen Bildern aus vergangenen Tagen in Wortwahl und Ausdruck fein ziseliert zum Ausdruck zu bringen, und den Leser richtig zu nötigen, Dich auf dieser romantischen Reise zu begleiten!
Tarimona
schrieb am 11.08.2021, 09:01 Uhr
Vielen Dank Kurt, das hast du wirklich treffend formuliert!
Und hier ein weiteres Spiel mit Worten :-)

Wortschatten

Wenn ich aus Worten einen Blumenstrauß binden,
und mit Worten Liebe entfachen kann.
Wenn Worte wie Champagner durch die Kehle rinnen,
dann weiß ich, warum ich manchmal lieber
schweige!

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