Frauentagung 2013 in Hessen

Wer reden will, der höre mit allen vier Ohren

Wie reagieren Sie als Frau auf den Satz: „Erna, das Bier ist alle.“? Sind Sie dann in einer ähnlichen Situation taub auf dem Ohr? Aber auf welchem Ohr? Wieso „Auf welchem Ohr“?

Am 19. Januar trafen sich 21 Siebenbürgerinnen aus Hessen in Rüsselsheim zur Siebenbürgischen Frauentagung. Motto: „Miteinander reden – warum?“ Thema: „Kommunikation im Alltag“. Hertha Tezel begrüßte die Frauen mit der Geschichte vom Torhüter. Der klärt Einwanderer auf, dass die Menschen seiner Stadt so sind, wie in ihrer Heimat auch. Maßgeblich ist, wie man sie anspricht. Maria Rampelt referierte darüber, wie Kommunikation im Alltag funktioniert. Mit Erstaunen vernahmen wir, dass der Anteil des gesprochenen Wortes nur 10% beträgt, das Nonverbale trägt 60% zur Kommunikation bei.

Karin Scheiner, forderte alle auf, zu dem Satz „Erna, das Bier ist alle.“ aufzuschreiben, was einem als erstes dazu einfiel. Fazit: Eine Nachricht enthält immer mehrere Botschaften, Missverständnisse sind vorprogrammiert, Kommunikation kompliziert und störanfällig. Jetzt wurde uns theoretisch vermittelt, was wir immer schon geahnt hatten, wenn wir über jemanden sagten, er sei auf dem Ohr taub: Laut Friedemann Schulz von Thun gibt es ein Sach-Ohr (man versucht, den Inhalt zu verstehen), ein Selbstoffenbarungs-Ohr (der Hörer versucht, die Nachricht zu entschlüsseln), ein Beziehungsohr (da schwingt die persönliche Beziehung mit, kurz, da geht es ans Eingemachte) und das Appell-Ohr (für den Hörer stellt sich die Frage: „Was soll ich tun, nachdem ich dies weiß?“). Die Kommentare der Frauen zu Erna und dem Bierproblem wurden auf einer Grafik verteilt, fast alle landeten auf dem Beziehungsohr. Kein Wunder, auf dem Ohr sind Frauen viel empfindlicher als Männer.

Am Ende der Veranstaltung berichteten die Teilnehmerinnen, was sie während der Vorträge und anschließenden Diskussionen am meisten bewegt hatte. Der Grundtenor lautete: „Ich wusste gar nicht, dass wir vier Ohren haben“. In vielem erkannte „frau“ sich wieder: Die Umsetzung in die Praxis ist das Problem. Wenn man austeilt, muss man auch einstecken können. Warum fühlen wir uns immer angegriffen? Was ist Biologie, was ist anerzogen? Nein, diese Männer, ja, ja, die Frauen ...

Ursula Tobias, die im November 2012 nach 20 Jahren das Landesfrauenreferat an Karin Scheiner und Hertha Tezel abgegeben hat, drückte ihren Dank und ihre Zufriedenheit über die gelungene Veranstaltung aus. Und unser Gast aus Nordrhein-Westfalen, Brita Kirschner, beantragte ein Besuchsvisum für das nächste Frauentreffen in Hessen. Was mit allen Ohren unter großem Gelächter zur Kenntnis genommen und genehmigt wurde.

Christa Heinrich


Fotos: Christa Heinrich

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