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seberg
schrieb am 07.06.2012, 15:35 Uhr
@ Könnt ihr auch was erzählen zu den vorausgegangenen Juden-Verfolgungen in Spanien, England, Frankreich,Russland in den vorigen Jahrhunderten.....
Ja, gerri, die Juden hat man tatsächlich fast immer und überall in die Rolle des Sündenbocks gedrängt: in der Diaspora lebend – als Angehörige einer eigenen Religionsgemeinschaft mit weit zurückreichender kulturellen Tradition und mit allen damit zusammnehängenden Eigenschaften – eigneten Sie sich immer besonders gut und sogar besser als andere Minderheiten dazu.
Aber als Deutscher interessiert mich halt zunächst der deutsche Antisemitismus – was liegt näher, als sich das Böse aus nächster Nähe anzusehen, um die Gefahr möglicher Wiederholung zu minimieren? Antisemitismus und Rasissmus auch bei Anderen festzustellen, in Spanien, Frankreich, England..., wirkt im Moment vielleicht beruhigend auf die eigene Seele, es ist aber eine Art Beruhigung, die eher zu fürchten ist, finde ich.
gerri
schrieb am 07.06.2012, 17:06 Uhr
@bancban: "Es ist ja gerade die wichtige Errungenschaft Westeuropas an die Stelle der ethnischen die politische Gemeinschaft gesetzt zu haben - etwa in Frankreich. Das lob ich mir."

Eine schöne Behauptung,doch gerade in Frankreich kann man im Urlaub das Gegenteil erleben,nicht das erste mal bei einer einfachen Erkundung....auf englisch nicht auf deutsch. (Danke ich weiß,das ich die falsche Person angetroffen habe.)
gerri
schrieb am 07.06.2012, 17:20 Uhr (am 07.06.2012, 17:41 Uhr geändert).
@ Ja seberg,wir sollten endlich die Juden als ganz normale Mitmenschen ansehen und aufhöhren mit diesem Thema herumzuflapsen,als ob wir Alles wieder gut machen können.Die jungen Menschen egal welcher Religion, möchten auch nicht immer wieder darüber sprechen,ich selber bin im Krieg geboren,danach haben wir als Kinder,Jugendliche und Erwachsene miteinander geschafft was zum schaffen war und keiner hat sich am Anderen gestört.
Mein rumänischer Bekannter der mit seiner Familie nun in Israel lebt,würde nie diese Sache aufrühren,er hätte vielleicht die Gelegenheit.Nein, wir müssen immer besser sein als alle Anderen in Allem....
bankban
schrieb am 07.06.2012, 17:25 Uhr
Die jungen Menschen egal welcher Religion, möchten auch nicht immer wieder darüber sprechen

Kennst du sie alle? Die, die ich kenne, wollen.
gerri
schrieb am 07.06.2012, 17:32 Uhr (am 07.06.2012, 17:32 Uhr geändert).
@ Meinetwegen aber mit der Zeit kann der Schuß nach hinten gehn,das sie nichtmehr zuhöhren.
Mynona
schrieb am 07.06.2012, 18:11 Uhr
es ist die Gemeinschaft und ihre tödlich enge Umklammerung, die mich abstosst und vor der ich mich fürchte.

Dem kann ich ganz und gar zustimmen.

doch gerade in Frankreich kann man im Urlaub das Gegenteil erleben,nicht das erste mal bei einer einfachen Erkundung....auf englisch nicht auf deutsch


Was hast du denn erlebt gerri?
Ich muss sagen,ich hatte viel Schlimmes gehört über Fr. bevor ich das erste Mal dort war...und komischerweise ist nichts davon je wahr geworden,und zwar nicht im Geringsten.
getkiss
schrieb am 07.06.2012, 22:51 Uhr
es ist die Gemeinschaft und ihre tödlich enge Umklammerung, die mich abstosst und vor der ich mich fürchte
Also die Gemeinschaft, z.Bsp. Dinkelsbühl, oder Ulm, habe ich noch nicht als tödliche Enge empfunden. Allerdings ist in so einer Gemeinschaft schnell eine Etikettierung gefunden, die einem angehängt wird. Das kann, abhängig von dem Ego das man hat, wirklich gefährlich werden, z. Bsp. für die Gesundheit, ich denke da z. Bsp. an Vorfälle die in engerem Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft passieren können, oder an Panik der Menge.
Diese Aspekte haben wie immer auch eine zweite Seite, man kann auch Euforie, etc. empfinden.
In so fern gehe ich Angstfrei in große Gemeinsame Events, bin aber vorsichtig in meiner Plazierung....
Aber ich meine, @bankban hat was ganz anderes gemeint, die Gemeinschaft auf ideologischer Basis, die gleich den Slogan prägt: "Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns - und der muss bekämpft werden" und wenn sowas Überhang nimmt, kanns gefährlich werden, siehe "Überleben in Diktatur(en).


alma again
schrieb am 08.06.2012, 01:08 Uhr (am 08.06.2012, 01:13 Uhr geändert).
Denn ich bin mehr und komplexer als nur meine ethnische Seite...
Das bin ich auch, bankban. Aber ich fühle manchmal auch, dass ich mehr und komplexer bin als meine individualistische Seite. Obwohld ich mich nie in der Gemeinschaft verloren habe, tut es gut zu wissen, dass sie für mich da ist, wenn ich sie brauche. Wenn sie etwas für mich tut, dann weil ich ‚ich’ bin und weil ich zu ihnen gehöre. Weil unsere Familien, über mehrere Generationen, wenn es nötig war, füreinander da waren. In ihr muss ich mich nicht erklären, ich kann 'ich' sein, ich muss nichts beweisen. In der Gemeinschaft haften an mir auch die Eigenschaften und die Taten meiner Ahnen und das ist auch ok und sogar lustig. Die Gemeinschaft setze ich mit einem Feiertag gleich. Parallel läuft der Alltag, in dem mich keiner er-kennt. Ich kann plötzlich, in der Fußgängerzone, einen Kopfstand machen und keiner nimmt mich wahr, keiner fragt mich, ob mit mir alles stimmt. Diese Freiheit ist wohltuend, bis zu dem Punkt, an dem ich mit (Alltags-)Menschen in Kontakt trete, denn da muss ich mich immer wieder aufs Neue bewähren, qualifizieren – wie ein Alien, dessen Background unbekannt ist. Von mir gibt es dann bloß Momentaufnahmen. Das mag fit halten, es ist aber auch anstrengend. Nach diesem Alltag gönne ich mir gerne eine ‚Feiertag’. Ich denke, den meisten Menschen geht es so.

Was Szécsényi, Kossuth, den Bauer und die anderen Verblichenen betrifft, die sind für mich alle bunte Murmeln in einem großen, durchsichtigen Gefäß. Ihre Oberflächen tangieren, was wiederum heißt, dass sie in einer reziproken Rollenbeziehung stehen. Ohne Gertrud gäbe es keine Bánk Bán Oper. Sie alle haben ihre Berechtigung in diesem ‚Topf’.
bankban
schrieb am 08.06.2012, 07:30 Uhr (am 08.06.2012, 07:32 Uhr geändert).
Benutzt du jetzt den Begriff "Gemeinschaft" nicht zu stark im Sinne von "Solidargemeinschaft" anstatt (wie und worum es ursprünglich ging) im Sinne von "ethnische Gemeinschaft"? Es ist ja klar, dass sich eine Gesellschaft als eine Solidargemeinschaft begreifen muss, will sie mehr als eine Sammlung von Individuen sein und überleben. Indes, die Grundfrage ist, ob sie dies auf ethnischen oder auf politischen Grundlagen tut. Und mir schien es so (gestern/vorgestern), dass du die ethnische Gemeinschaft präferierst. Und deren tödliche (ideologiosche) Umklammerung war es, wovon ich sprach...

Dass Kossuth etc. bunte Murmeln sind, ist schön und sehe ich genauso. Aber gestern Nacht sprachst du ja noch von den Ahnen, mit denen was zu tun habe...
alma again
schrieb am 08.06.2012, 20:00 Uhr
Meine Gemeinschaft hat es noch nicht mitbekommen, dass ihre im Laufe der Jahrhunderten entstandene ethnische Homogenität etwas politisch inkorrektes wäre. Ich übrigens auch nicht. Hat denn schon wieder jemand - und das während des Spiels - die Spielregeln geändert?
bankban
schrieb am 08.06.2012, 21:35 Uhr
Ich glaube nicht, dass es homogene Gemeinschaften gibt, alma. Nur zwei besonders berühmt-berüchtigte Versuche im 20. Jh., solche zwangsweise herzustellen: die Volksgemeinschaft der Nazis (sollte aus Ariern bestehen unter Ausmerzung der Juden, Schwulen, Behinderten, Asozialen etc.) und die klassenlose Gesellschaft der Kommunisten (Ausmerzung der Bourgeois, der Kulaken, der Intellektuellen etc.). Ich weiss, dass du keine dieser Vorstellungen gut heisst.
Es ist natürlich nicht politisch inkorrekt, von ethnischen Gemeinschaften zu reden oder auch zu solchen eine Affinität zu haben. Ich glaube, allerdings, dass wir uns im Kreise drehen: ich beteure unentwegt, dass ich damit wenig anfangen kann, du dagegen, dass sie dir etwas gibt und du sie manchmal brauchst. Ich glaube, wir sollten das respektvoll zur Kenntnis nehmen und es dabei belassen. Was meinst du?
alma again
schrieb am 08.06.2012, 22:57 Uhr (am 08.06.2012, 23:01 Uhr geändert).
Wir haben beide erkannt, dass wir uns mit diesem Gespräch in einer Sackgasse befinden, bankban. Geschweige denn, dass wir darin nicht allein sind, wenn man auch die Missverständniskatze im Sack in Betracht nimmt. Da fällt mir der beste Kommentar ein, den ich auf YouTube gesehen habe: "I'm in that weird part of YouTube again." :-))
Mynona
schrieb am 27.06.2012, 16:05 Uhr
Eine aussergewöhnliche Sendung,fand sie richtig gut!(lief in der ARD am 13 Juni(natürlich zu einer unmöglichen Zeit.

Die Dokumentation «Meine Familie, die Nazis und Ich» des israelischen Filmemachers Chanoch Ze'evi zeigt, wie fünf Nachkommen führender Nazi-Verbrecher mit dem Familienerbe umgehen.

Jeder der fünf Protagonisten hat einen eigenen Weg gefunden, mit der Familiengeschichte zu leben. Sie sind unterschiedlich. Der 80-Minüter zeigt Interviews mit den Nachkommen und begleitet sie bei der Auseinandersetzung mit der Nazi-Vergangenheit, die auch ihre ganz persönlich ist. Der deutsch-israelische Dokumentarfilm aus dem Jahr 2011 wurde für den MDR, WDR und SWR produziert und wurde bislang auch auf zahlreichen internationalen Festivals gezeigt.

http://www.youtube.com/watch?v=-Xndj6R0APo
seberg
schrieb am 27.06.2012, 18:53 Uhr
Danke Mynona.

Wie kommentiert man so einen Film?

Vielleicht so: alles ganz normal wirkende Deutsche, diese Nachkommen der Nazigrößen.
Normale Deutsche "wie ich und du".

Und ihre Vorfahren, die Naziverbrecher?
Genau so normal...unter Umständen?

Der Spruch von der "Banalität des Bösen" fällt mir dazu ein.
@ grumpes
schrieb am 06.07.2012, 16:13 Uhr

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