"Miteinander und füreinander"

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lucky_271065
schrieb am 23.06.2011, 09:23 Uhr
Danke, Sibihans! Auch für "Junge, komm bald wieder" (für Pavel).
Merlen
schrieb am 23.06.2011, 12:15 Uhr
@
in einigen Threats so viel schöne Musik, übersetzte liebreizende Gedichte, und dann noch Feiertag hier im Süden, da lehne ich mich schon so weit zurück, dass ich schon fast kopfunter mit den Wolken schwebe:-))

und Pavel komm bitte zurück! missen Dich!
Adine
schrieb am 23.06.2011, 12:43 Uhr
Pavel, machen Sie Pause, machen Sie Urlaub.
Aber kommen Sie bitte wieder!
Mynona
schrieb am 23.06.2011, 12:54 Uhr
Pavel,ich hoffe doch stark ,dass das nur eine "Auszeit "ist...
Du würdest sicher arg fehlen hier!
lucky_271065
schrieb am 30.06.2011, 09:06 Uhr
Erlebte Geschichte der Deutschen in BukarestBuchpräsentation und Rundtischgespräch über die deutsche Minderheit / Von Iunia Martin

Ein Rundtischgespräch über die deutsche Minderheit in Bukarest fand letzte Woche im Schillerhaus statt. Die Vorstellung des Buches „Vom Rand ins Zentrum“, das dieses Jahr im Berliner Verlag Frank & Timme erschienen ist, bot den Anlass dazu. Angelika Herta, Österreich-Lektorin am Bukarester Germanistiklehrstuhl, und Martin Jung, Promotionsstipendiat am Graduiertenkolleg für südosteuropäische Geschichte der Friedrich-Schiller-Universität in Jena, sind die zwei Herausgeber des neu veröffentlichten Buches. Beim Rundtischgespräch nahmen Christiane Cosmatu, Vorsitzende des Bukarester Forums, Andrei Avram, ehemaliger ADZ-Mitarbeiter, und Martin Jung teil.

Diskutiert wurde vor allem das Oral-History-Projekt, das dem Buch zugrunde liegt. Oral History, also erlebte Geschichte, ist die Methode, für die sich die zwei Herausgeber entschlossen haben. Das Interessante an dem Projekt ist, dass Interviews mit Angehörigen der deutschen Minderheit in Bukarest, die man im Buch nachlesen kann, als historische Quellen betrachtet werden. Die Interviews wurden ohne Fragebogen, also frei geführt und durch wissenschaftliche Beiträge über Migrationsgeschichte, Sprache und Identität, Fremd- und Selbstbilder, Literatur der deutschen Minderheit usw. erklärend unterstützt. „Wie deuten einfache Menschen ihr Leben?“ sei, so der Herausgeber Martin Jung, die zentrale Fragestellung aller Interviews gewesen.


www.adz.ro/m110625.htm#1

"Die Deutschen in Bukarest" - können wir (mit unserem "siebenbürgischen Horizont") damit überhaupt etwas anfangen? Und nun melden sie sich auch zu Wort ...
lucky_271065
schrieb am 30.06.2011, 09:17 Uhr
Interesse jenseits persönlichen Haders
Anmerkungen zum Film „Rote Handschuhe“ und seiner ADZ-Rezension

Von Wolfgang J. Ruf

Die literarischen und persönlichen Auftritte von Eginald Schlattner werden immer wieder vom Streit um seine Rolle im sogenannten Kronstädter Schriftsteller-Prozess von 1959 begleitet. Das gilt natürlich vor allem für „Rote Handschuhe“, den Roman (wie auch seine Verfilmung), denn hier geht es um diesen Fall stalinistischer Einschüchterungs-Justiz. Die Betroffenen von damals bleiben dabei aber letztlich unter sich. Außenstehende mögen zwar verstehen, dass jene Vorgänge bei den unmittelbar Beteiligten Verletzungen hinterlassen haben, die möglicherweise nie ganz verheilen werden. Doch das Interesse der großen Mehrheit der Leser (und mittlerweile auch Zuschauer) an Schlattners Auseinandersetzung mit dem Schicksal der Siebenbürger Sachsen in schwieriger Zeit und dabei auch mit dem, was er selbst erlitt und womöglich verschuldete, beruht auf Qualitäten weit jenseits solch persönlichen Haders.

Obwohl ich keine Wurzeln in Rumänien habe, engagierte ich mich als Ko-Autor des Films „Rote Handschuhe“ (und auch schon der Schlattner-Verfilmung „Der geköpfte Hahn“) für die filmische Präsentation dieser Zeit- und Lebensbilder aus einer in Deutschland und Westeuropa kaum bekannten Region, in der sich signifikante Aspekte der europäischen Geschichte bündeln. Im Hinblick auf das heutige und künftige Europa scheint mir das Kennenlernen solcher Erfahrungen besonders wichtig. Umso mehr bin ich allerdings erstaunt, wie sich jene Streitigkeiten immer wieder in die rumäniendeutsche Rezeption selbst der Verfilmungen von Schlattners Romanen mischen. Auch die Rezension in der ADZ vom 27. Mai 2011 zum Film „Rote Handschuhe“ war nicht ganz frei von inkohärenten Einlassungen und Anspielungen dieser Art. Aus langer Erfahrung neige ich dazu, auf Kritik nur zu reagieren, wenn es um grundsätzliche Aspekte geht. Hier scheinen ein paar klärende Worte vonnöten, und die Ansichten von jenseits des siebenbürgischen Tellerrands mögen dem einen oder anderen ADZ-Leser gar willkommen sein.

[...]

Allein schon die Überschrift der ADZ- Rezension ist verwirrend: „Der Denunziant als Opfer und der Täter als pathologischer Fall“. Was heißt hier Denunziant? Ist der Roman- und Filmheld Felix aus eigenem Antrieb zur Securitate gegangen, um jemand zu denunzieren? Und wer ist mit Täter gemeint? Was diese Rezension offensichtlich auch außer Acht lässt – so wie die nicht-literarischen und nicht-filmischen, sondern am historischen Fall orientierten Streitereien, ist die Besonderheit, dass es hier um einen geprobten und inszenierten Schauprozess geht – wie seinerzeit zahllose im sowjetischen Machtbereich stattfanden. Es wird in den Diskussionen, die ich auch schon erlebte, stets so getan, als ob der Kronzeuge Schlattner der allein Schuldige an den Urteilen war – und ohne ihn die Angeklagten freigesprochen worden wären. Aber gerade historisch war es doch anders: Auch hier standen die Urteile wohl schon fest, bevor der Kronzeuge noch zu Ende präpariert war.

Dass der Film „Rote Handschuhe“ beim Internationalen Filmfestival in Sao Paulo Aufsehen erregte und nun sogar dazu geführt hat, dass Eginald Schlattners Roman in Brasilien übersetzt und erscheinen wird, zeigt doch, dass in Roman und Film existenzielle Nöte erfahrbar werden, die weit über das siebenbürgische, auch das rumänische Elend und selbst das in den kommunistischen Staaten jener Zeit hinausgehen.


www.adz.ro/kultur.htm

(auf der unteren Hälfte der Seite)


gehage
schrieb am 30.06.2011, 11:43 Uhr
zitat: "Die Deutschen in Bukarest" - können wir (mit unserem "siebenbürgischen Horizont") damit überhaupt etwas anfangen? Und nun melden sie sich auch zu Wort ..."

wer ist den wir? ich hab einen "siebenbürgischen horizont" kann aber mit den deutschen aus bukarest nichts anfangen...wieso und weshalb denn. vielleicht ist es bei dir anders, da du in R. lebst...mag sein.

nichts für ungut...
getkiss
schrieb am 30.06.2011, 13:35 Uhr (am 30.06.2011, 13:37 Uhr geändert).
Danke @Lucky, für das Zitat.
Klar, die Zeit und die Ereignisse während des "Schriftstellerprozesses in Kronstadt" werden wohl noch immer ungeklärt sein, weil "Die Opfer" sich uneins sind in der Interpretation.
@Ruf schreibt:
"Es wird in den Diskussionen, die ich auch schon erlebte, stets so getan, als ob der Kronzeuge Schlattner der allein Schuldige an den Urteilen war – und ohne ihn die Angeklagten freigesprochen worden wären. Aber gerade historisch war es doch anders: Auch hier standen die Urteile wohl schon fest, bevor der Kronzeuge noch zu Ende präpariert war."

So ein Schmarrn. Jeder seriöse Diskussionsteilnehmer des Themas weiss, das in der Zeit, das Urteil schon fast fest stand, bevor der Prozess anfing und es nur darum ging die zu Verurteilenden dazu zu bringen alles zuzugeben...

Schuld an dem Urteil war das diktatorische Regime und die, die so ein Urteil gefällt haben. Wie Nazi-Richter auch. Die "sozialistischen" Richter beugten das Recht bis zum brechen, ja bis zum erbrechen....
getkiss
schrieb am 30.06.2011, 14:20 Uhr
@Ruf bezirht sich auf

www.adz.ro/k110527.htm

Von Dr. Markus Fischer

Siehe auch
„Wer einiges über Prozesse aus der Zeit des stalinistischen Terrors gelesen hat weiß, dass die Personen grundlos verhaftet wurden und ihnen dann ein Schuldregister eingetrichtert worden ist nach einem Szenario, das die Securitate (oder andere Repressionsapparate) gemäß der „von oben“ erhaltenen Befehle konstruierte.”
in der Rezension von Hannelore Baier in

www.adz.ro/k100618.htm

Und Baier schreibt auch:
„Schlattner, psychisch angeschlagen, hielt der psychischen und physischen Folter nicht Stand und machte belastende Aussagen gegen die Schriftstellerkollegen. Und gegen seinen eigenen Bruder. Dass die fünf Schriftsteller verurteilt werden, stand jedoch längst fest und Schlattner war nicht der einzige „Zeuge“, der gegen sie aussagte. Er selbst wird wegen „Nichtanzeigens von Hochverrat“ ebenfalls verurteilt, aber „nur“ zu einer zweijährigen Haftstrafe, und er kommt bald frei. Dafür wird er von der sächsischen Gemeinschaft künftig geächtet.”
getkiss
schrieb am 30.06.2011, 16:03 Uhr
"Die Deutschen in Bukarest",
haben die inzwischen (fast) alle rumänische Namen?
Und "deutsche" Vornamen?
Sind es deutsch schreibende/sprechende Rumänen, oder durch anheirat "verrumänischte" Nachfahren von Deutschen?

Ich frage ja nur....eigentlich ist´s eine lange Wurscht....
die irgendwann nach 1918 begann zu wachsen....
lucky_271065
schrieb am 30.06.2011, 22:06 Uhr
@ Getkiss

Und Baier schreibt auch:
„Schlattner, psychisch angeschlagen, hielt der psychischen und physischen Folter nicht Stand und machte belastende Aussagen gegen die Schriftstellerkollegen. Und gegen seinen eigenen Bruder. Dass die fünf Schriftsteller verurteilt werden, stand jedoch längst fest und Schlattner war nicht der einzige „Zeuge“, der gegen sie aussagte. Er selbst wird wegen „Nichtanzeigens von Hochverrat“ ebenfalls verurteilt, aber „nur“ zu einer zweijährigen Haftstrafe, und er kommt bald frei. Dafür wird er von der sächsischen Gemeinschaft künftig geächtet.”


Ich hatte ein paarmal Gelegenheit, persönlich mit Eginald Schlattner zu sprechen.

Soviel ich verstanden habe, war er bei jenem Prozess nur einer von vielleicht zehn Belastungszeugen (das deckt sich mit der Aussage von Hannelore Baier). Allerdings der Einzige, der nach zwei Jahren dazu aus dem Gefängnis geholt und erstmals auch wieder hin "zurückgesteckt" wurde.

Wenn jemand meint, dass die Urteile, die damals über jene Schriftsteller gefällt wurden, wesentlich von den Aussagen Schlattners abhingen, ist das wohl einfach sehr naiv.

Schlattner meint, damals im Gefängnis haben alle "gesprochen". Manche wollten sich später nicht mehr daran erinnern... Er habe gehofft, dass der Eine oder Andere früher oder später dazu stehen würde. Doch das blieb scheinbar aus. Worüber er menschlich enttäuscht zu sein scheint.

Aber, wie auch immer, wer sind wir, die wir das Glück hatten, solche Gefängnisse nicht (von innen) kennenzulernen, dass wir da urteilen oder gar verurteilen wollen?
getkiss
schrieb am 30.06.2011, 23:17 Uhr
dass wir da urteilen oder gar verurteilen wollen
???
Ich habe nicht einmal kommentiert.....
lucky_271065
schrieb am 01.07.2011, 07:10 Uhr
@ Getkiss

Ich habe nicht einmal kommentiert.

Es war ja auch nicht an Dich persönlich gerichtet, sondern allgemein: "wer sind wir?"... Für die, die gerne urteilen und verurteilen.
seberg
schrieb am 01.07.2011, 07:58 Uhr
Natürlich darf und soll jeder, als auch "wir", urteilen im Sinne einer Meinung sich darüber bilden, du tust es ja auch kräftig - für Schlattner!

lucky_271065
schrieb am 01.07.2011, 09:27 Uhr (am 01.07.2011, 09:34 Uhr geändert).
@ Seberg
Um einigermassen korrekt urteilen zu können, müsste man eine gewisse Situation kennen - oder sich zumindest in sie einfühlen können. Das war der Sinn meiner Aussage.

Auch urteile ich nicht unbedingt "für Schlattner", wenn ich seine Sicht der Dinge (so wie ich sie verstanden habe) kurz zusammengefasst habe. Aber ich meine, ihn zumindest verstehen zu können. Und ich schätze es, dass er seine Version (wenn auch in einer künstlerischen Vision) der Geschichte gebracht hat. Vielleicht sollten das auch noch andere tun - wirklich tun, ehe es zu spät ist.

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