Ist Ungarn noch demokratisch?

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seberg
schrieb am 17.03.2013, 13:43 Uhr (am 17.03.2013, 13:45 Uhr geändert).
„Sei nicht wütend. Sie verzerrt dein Gesicht.“
Wenn ich da noch ein bisschen klugscheissern darf: nicht jede Wut muss sich einer aus Ressentiments - der unguten Wiederkehr verdrängter Gefühle - gespeisten boshaften Wut verdanken, wie sie jene grimassenhaft und gewaltsam verzerrte Maske Brechts zeigt; es gibt auch diesen Thymos genannten Zorn, der sich einem "göttlichen" Gerechtigkeitssinn verdankt und der nicht zu Zerstörung auffordert, sondern zur Besinnung zu Besserem...

(Na ja, meinetwegen kann man das jetzt auch als "Gedicht" lesen...oder als "Wortgeklingel"... )
Frechmund
schrieb am 17.03.2013, 13:57 Uhr (am 17.03.2013, 14:03 Uhr geändert).
...es gibt auch diesen Thymos genannten Zorn, der sich einem "göttlichen" Gerechtigkeitssinn verdankt und der nicht zu Zerstörung auffordert, sondern zur Besinnung zu Besserem...
Frechmund
schrieb am 17.03.2013, 13:59 Uhr (am 17.03.2013, 14:01 Uhr geändert).
Der für die Preise zuständige Minister Zoltan Balog nannte die Ehrung Szaniszlos "bedauerlich". Er habe von den antisemitischen Äußerungen des Fernsehmanns nicht gewusst, sagte er. Für eine Aberkennung der Auszeichnung gebe es aber keine juristische Handhabe.

Ungarisches Grundgesetz von 2011, Auszug aus Grundrechte:

Es gilt die Gleichheit aller Menschen vor dem Gesetz und das Verbot von Diskriminierung aufgrund von „Rasse, Hautfarbe, Geschlecht, Behinderung, Sprache, Religion, politischer oder anderer Meinung, nationaler oder sozialer Herkunft, Vermögenslage, Geburt oder sonstigen Situationen“ (Artikel XV)

Ich frage mich, genau so betroffen von dem beschämenden Fakt einer hohen staatlichen Auszeichnung für genannte Leute, - ich frage mich, warum außer der rigorosen, Antisemitismus strikt ablehnenden Haltung zehn weiterer Journalisten, die Ihren Preis aus Protest ablehnten, sonst niemand oder kaum jemand in Budapest auf die Barrikaden geht.

Wenn man das ung. Grundgesetz ernstnähme in seiner Grundgesetzlichkeit, könnte man diese widerliche "Staatsaktion" ja klagen beim europäischen Gerichtshof für Menschenrechte!

Warum tut das in Ungarn niemand?

Bankban und Grumpes haben Recht:
Deprimierend.
Entsetzlich.
Ja, auch Angst und wütend machend.
getkiss
schrieb am 17.03.2013, 14:07 Uhr
Warum tut das in Ungarn niemand?

Gute Frage.
Wenn schlagen Sie vor?
Kann es sein, die Oppositionellen denken auch:
"Warten wir´s ab. Wenn wir an die Macht kommen, haben wir "gute" Instrumente zur Hand..."
bis dann machen wir (Wahlkampf-)Lärm...
bankban
schrieb am 17.03.2013, 14:15 Uhr
es gibt auch diesen Thymos genannten Zorn, der sich einem "göttlichen" Gerechtigkeitssinn

Ja, habe meinen Sloterdijk auch gelesen (Zorn und Zeit).

Dennoch:
a) sonst bist du Atheist. Hier nun mit einem "göttlichen" Gerechtigkeitssinn zu argumentieren, ist nicht konsequent, oder :-D
b) selbst dieser Zorn/Sinn kann die Fratze verzerren, oder?
Frechmund
schrieb am 17.03.2013, 14:20 Uhr (am 17.03.2013, 14:21 Uhr geändert).
Machen sie denn ordentlichen (Wahlkampf)-Lärm?
Mir ist noch nichts zu Ohren gekommen, vielleicht allerdings auch bin ich diesbezüglich nicht informiert genug.

Wen ich vorschlage?
Niemanden.
Das muss jeder für sich selbst entscheiden, glaube ich.
Eine Frage des Gewissens.

Selbst der Einzelne, der freie Bürger kann das klagen.
Wenn er einen Anwalt findet, der hinter ihm bzw. hinter der Sache steht (kein Dulden von Antisemitismus).



seberg
schrieb am 17.03.2013, 15:01 Uhr (am 17.03.2013, 15:05 Uhr geändert).
Sch..., ich dachte, ich könnte den Sloterdijk an dir vorbei mogeln, bankban! , weiß ich doch, dass du ihn nicht besonders magst, oder?.

Und "Atheist"...na ja, von anderen wurde ich hier wiederholt in diffamierender Absicht als solcher bezeichnet, und manche meiner Äußerungen mögen so interpretiert werden. Aber was ist das eigentlich?
Nur weil ich an keinen personalen Gott glaube? Und mit "göttlich" in Anführunggszeichen durchaus eine Art universelles Gefühl von Religiosität oder Glauben bezeichnen könnte z.B. im Sinne einer fast vollständigen, zum allergrößten Teil unbewussten Abhängigkeit und einem notgedrungenem Vertrauen in eine Milliarden Jahre alten evolutionären Macht? Darf ich statt Gott Unbewusstes/Nichtgewusstes sagen? Nichts anderes meine ich nämlich. Was sind unsere menschlichen Worte dagegen, die Sprache überhaupt? - Jendefalls gut genug, um ganz armselig zum "Wort Gottes" pervertiert zu werden.

Man frage Wittgenstein! War er Atheist? Jedenfalls scheute er sich nicht, Vokabeln wie Gott und Mystik zu gebrauchen und darüber zu philosophieren...oder damit sprachzuspielen...
@ grumpes
schrieb am 17.03.2013, 15:44 Uhr
Und mit "göttlich" in Anführunggszeichen durchaus eine Art universelles Gefühl von Religiosität oder Glauben bezeichnen könnte z.B. im Sinne einer fast vollständigen, zum allergrößten Teil unbewussten Abhängigkeit und einem notgedrungenem Vertrauen in eine Milliarden Jahre alten evolutionären Macht?
ein liebliches Geheimnis
Magyar Emberek
schrieb am 17.03.2013, 17:43 Uhr
Nach zeitgenössischer historischer Forschung als "echt und richtig" anerkannten Unterlagen dürfte der vom kritisierten Preisträger gewählte Ausdruck "jüdische Sklavenhändler" richtig sein.

http://de.wikipedia.org/wiki/Raffelstettener_Zollordnung

Diese Raffelstettner Zollordnung erwähnt explizite, dass "alle anderen Kaufleute und Juden für Sklaven und sonstige Handelsgüter die bereits zu Zeiten König Ludwigs und Karlmanns üblichen Zölle zu zahlen hatten."

Das Ganze erscheint von ein paar Verrückten total aus dem mutmaßlichen Zusammenhang gerissen zu sein.

Natürlich waren Juden ebenso Sklavenhändler wie Nichtjuden.
Natürlich sind/waren Jüdinnen ebenso Prostituierte wie Nichtjüdinnen.
Natürlich sind Juden ebenso Zuhälter wie Nichtjuden.

Natürlich waren/sind Juden, und so weiter und so fort ...

Wie immer enthält man uns die zum Verständnis solcher Aussagen erforderlichen Zusammenhänge vor und versucht somit aus unseren Gesichtern Ärsche zu machen, wie der "gelernte Madjare" zu sagen pflegt ...
bankban
schrieb am 17.03.2013, 17:55 Uhr
Dass Juden gewöhnliche Menschen sind, hat keiner bestritten.
Die Aussage, Juden seien im MA am Sklavenhandel beteiligt gewesen, ist bestimmt nicht die, weshalb man diese Auszeichnung kritisieren muss.

Sondern eine Reihe anderer. Hör dir DAS an und DAS
Magyar Emberek
schrieb am 17.03.2013, 18:27 Uhr (am 17.03.2013, 18:41 Uhr geändert).
Ich habe mir von Leuten oft in Ungarn angehört, dass Gyurcsány ein „Jud“ und Orbán ein „Zigeuner“ sei!

Faktum ist nun einmal, dass Gyurcsány dem Kommunistischen Jugendbund, (Kommunista Ifjúsági Szövetség – KISZ) entstammt und seine „Nähe“ zum „jüdischen Leben in Ungarn“ evident ist ...

Ob es Faktum sein kann, dass Orbán „Zigeuner“ sein könnte, ist nicht so ganz klar herauszubekommen. Eher sei zu vermuten, dass er auch eine „sehr starke Nähe zur jüdischen Welt in Ungarn“ aufweisen könnte, meinen „objektiv zu sein versuchende“ Leute in Ungarn ...

Faktum dürfte sein, dass sowohl „der Jud“ als auch „der Zigeuner“ aus ziemlich gleichen Geldquellen finanziert werden dürfte ...

Unwiderlegbare Tatsache ist, dass kein ungarischer Regierungschef irgendwelche brauchbaren Instrumente hat um irgendetwas in Ungarn zu bewegen imstande zu sein!

Zu mehr als einem jämmerlichen Marionettendasein dürfte es bei keinem reichen!

Alles in Ungarn, was auch nur minimal volkswirtschaftlich relevante Bedeutung hatte, musste - ebenso wie in Rumänien - nach der Wende an ausländisches Kapital übergeben werden.

Es gibt schlicht nichts Ungarisches von nationalökonomischer Bedeutung mehr im Lande Ungarn!

Nichts was eine ungarische Regierung noch nennenswert zu beeinflussen imstande wäre!

Eine ungarische Regierung hat - ebenso wie eine rumänische Regierung - zu kuschen und zu parieren und das eigene Volk in Botmäßigkeit zu halten. Selbst pubertär wirkende rhetorische Spielereien a la Orbán sind da „Schwerstverbrechen“ ...

Persönlich wage ich nicht zu beurteilen ob Orbán ein Instrument der Politik eines „Exempels“ der herrschenden Kaste in Europa ist oder ein Opfer einer solchen Politik ...

Rein gefühlsmäßig halte ich ihn eher für ein „Instrument“ dieser Politik ..

Jedoch kann ich mir durchaus vorstellen „Unrecht“ zu haben ...

Man erinnere sich jedenfalls an den „antisemitschen Nazi“ Schirinovsky/Edelstein in Russland!
getkiss
schrieb am 17.03.2013, 23:09 Uhr (am 18.03.2013, 23:04 Uhr vom Moderator geändert).
Ich habe mir von Leuten oft in Ungarn angehört, dass Gyurcsány ein „Jud“ und Orbán ein „Zigeuner“ sei!

Welche "ausgewählte"?
Wie oft?

Die Auswahl scheint nicht zufällig, sondern tendenziös sein, denn:
Für einen normal denkenden Mensch ist´s wurscht, der rechnet beide zu der: Menschlichen Rasse!

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@ grumpes
schrieb am 19.03.2013, 06:05 Uhr
Spätestens jetzt, werden auch die Befürworter der aktuellen Ungarischen Zustände, ihre Scheuklappen ablegen müssen:
"Dieses Land ist total kaputt"
getkiss
schrieb am 19.03.2013, 08:04 Uhr (am 19.03.2013, 08:10 Uhr geändert).
@grumpes, Dein Link beginnt mit einem Text der "Jetzt"-Mitarbeiterin:
charlotte-haunhorst

In Ungarn wurde vergangene Woche der umstrittene Verfassungszusatz genehmigt, der unter anderem Studenten verbietet, ihr eigenes Land nach dem Studium zu verlassen.


Du bemerkst richtig dazu: Scheuklappen ablegen. Solltest Du.

Der geänderte Verfassungstext verbietet garnichts, erst recht nicht, das Verlassen des Landes. Sondern schreibt positives vor:
- Im Lande arbeiten. Gründe siehe weiter unten:Solidarität üben! Wer nicht will, kann gehen, er soll aber seine Ausbildungskosten übernehmen. Gerade wenn das Land "total Kaputt" ist.

Das ist genau ein Gegensatz zu der Maßnahme Ceauşescu´s, der solche Gebührenrückzahlung auch von Leuten verlangte die nahe der Rente waren.....

Lesen ohne Verstehen bringt nur ein zitieren von Buchstaben....Wer dass nicht kann, hat "Scheuklappen" beim verstehen.


Wir wollen, dass mehr Leute unsere Probleme wahrnehmen, auch wenn unser Ministerpräsident János Áder das umstrittene Gesetz bereits unterzeichnet hat."

Ich habe einige der "Probleme" dieser Studentin wahrgenommen:
Sie sollte, als Jemand der Kommunikationswissenschaften studiert:

1. Texte verstehen.
Der geänderte Verfassungstext verbietet nicht, das Land zu verlassen, sondern verlangt, durch Arbeit im Lande und entsprechende Abgaben auch anderen das Studium mit zu finanzieren.
Dass nenne ich "vorgeschriebene Muss-Solidarität". Konträr diesem Fall ist die Zahlung der Studiengebühren verlangt - aus dem selben Grund.

2. Wenigstens wissen sollte
gegen wenn sie protestiert. János Àder ist Staatspräsident, nicht Ministerpräsident.

3. Konsequenzen bedenken sollte
die durch monatelange Besetzung eines Hörsaals entstehen.
Dieser ist dadurch seiner Bestimmung entzogen. Letzten Endes schaden die sich selbst durch die Störung.
Aber, dass ist nicht so gravierend, es ist ja Fastenzeit. Etwas weniger Wissen löffeln bringt Resultate:
Mindestens Ignoranz.
Elsam
schrieb am 19.03.2013, 08:54 Uhr
Getkiss
Dass nenne ich "vorgeschriebene Muss-Solidarität".

Warum lebst du aber fern von dieser Oase der Demokratie und Solidarität?
So viel demagogischen Schwachsinn habe ich selten erlebt. Du bist imstande auch eventuelle Arbeitslager dort zu rechtfertigen. Oder die gibt es schon?

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