Ist Ungarn noch demokratisch?

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@ grumpes
schrieb am 06.10.2012, 23:11 Uhr (am 06.10.2012, 23:11 Uhr geändert).
Das muss ich wissen, weil ich ein ungarisches Kind bin"

....bleibt nur noch die Hoffnung, dass die Eltern dieser Kinder, das Buch links(oder Rechts) liegen lassen.
alma again
schrieb am 06.10.2012, 23:28 Uhr
Der "phantastisch riesige Science-Fiction-Film" läuft bereits, seberg, aber auf einer viel größeren Leinwand - für die ist Ungarn zu klein und unbedeutend. Lasst sie doch mit ihrer eigenen Geschichte spielen, ist doch ein netter Zeitvertreib, während sie (und der Rest der Welt) darauf warten, wie der große Film endet. Keiner hat Angst vor Ungarn, oder?
Mynona
schrieb am 07.10.2012, 00:25 Uhr
bankban
schrieb am 07.10.2012, 10:59 Uhr
Hallo alma,

wer ist denn der Regisseur dieses Filmes, von dem du sprichst, und wer sind die Hauptakteure? Kannst du auch den Plot kurz nacherzählen?
seberg
schrieb am 07.10.2012, 11:30 Uhr
@alma again, weil du mich persönlich ansprichst (obwohl...irgendwie habe ich das Gefühl, du meinst nicht wirklich mich, sondern irgendwie...„die Welt“ ): wenn man kleine und unbedeutende Kinder, wie Ungarn, zum „netten Zeitvertreib“ mit Feuer spielen lässt – sollte man da nicht doch wenigstens ein bisschen Angst bekommen? –
Aber vielleicht ist das ja gerade die Absicht...und der Wunsch...des einen oder der anderen...?
alma again
schrieb am 07.10.2012, 11:45 Uhr
Kann ich nicht, bankban. Ich sitze im Kinosaal, wie jeder andere und, wie jeder andere, sehe auch ich den Film zum ersten Mal. Es wird sich zeigen, was noch kommt und der Abspann kommt, wie immer, erst am Ende.
alma again
schrieb am 07.10.2012, 11:52 Uhr
Wer soll Angst bekommen, seberg? Und warum? In diesem Feuer kann ich nur die selbstreinigende Funktion erkennen.
alma again
schrieb am 07.10.2012, 12:08 Uhr (am 07.10.2012, 12:18 Uhr geändert).
Zu dem verlinkten Artikel:

Wenn das Wort „Pornografie“ aus den altgriechischen Begriffen für „Dirne“ und „schreiben“ entstanden ist, dann ist der Pester Lloyd ein pornografisches Blatt. Das wäre in sich nichts Neues, denn bezahlte Schreiberlinge, die man auch „private dancer“ nennt, gab und gibt es überall. Nicht mal nennenswert wäre das, wenn bei diesem Blatt nicht eine besondere Art der Abartigkeit praktiziert würde, eine Art, die ich „invertierte Pornographie“ nenne und das, weil nicht das Sichtbare am menschlichen Körper, sondern sein Inneres zur Schau gestellt wird – und das pervertiert. Zur Schau gestellt für alle, obwohl nur ein bestimmter Kreis das goutiert. Die Galle ist ein lebenswichtiges Organ, aber wöchentlich mit dem Gallensekret der Schreiblinge dieser Zeitung bespritzt zu werden empfindet manch einer als ekelerregend.

Der Artikel lässt sich zu leicht rupfen, beginnend mit der Nicht-Beherrschung einer der elementaren Regeln der Argumentation, die besagt, dass man beim Thema bleiben soll und keinesfalls auszuschweifen darf. Unbeholfen bringt die Autorin - Frau Gärtner - die Personen Bayer, Dörner, Hoffmann (wow, welch ein Schwarm von ungarischen Namen ;-) ins Spiel und dann auch noch den alten Csatáry – erscheinen auch die im Buch?

Beim Thema Szekler Keilschrift nennt sie die Theorien, die in ihr Konzept passen „Fakten“, die aber, die nicht in ihr Konzept passen sind dann bloß „Mumpitz“. Ich, meinerseits, nenne die von ihr akzeptierte Theorie:
...doch nach seriösen Forschungen entstand diese Schrift im Mittelalter, weil die alten Osmanen sich damit helfen wollten, die ungarische Sprache, die eben noch keine kohärente Schrift kannte, für ihre Zwecke niederzuschreiben.
schlicht und einfach Blödsinn.

Nächster gärtnerscher Versuch:
Neben der Nationalhymne legt Szabolcs den Kindern besonders die Hymne der Székler ans Herz, die, wie er bedauernd feststellt, heute „kaum noch einer kennt”, weil man sie „so lange Zeit nicht in der Öffentlichkeit singen dürfte.
Und, was stimmt daran nicht? Inhaltlich entspricht der Satz der von uns erlebten Wirklichkeit, durch die Anführungszeichen versucht sie aber, ihn zu pervertieren.

Un dann das noch:
Der Nationalismus erweist sich einmal mehr als letzte Waffe der Versager, als politisches Spielzeug, allerdings auch als gefährlichstes Instrument der Verlierer.
Ach nee, Frau Gärtner entdeckt die Welt und der zum Gähnen gebrachte Leser soll ihr dabei auch noch zuschauen.

Übrigens, „moderne Qualitäts-Wochenzeitung“ nennt sich der Pester Lloyd.

Diese Zeitung ist der beste Beweis dafür, dass die Medien in wenigen Ländern so frei sind wie in Ungarn. Wer sonst würde den unaufhörlichen Strom von Gallensekret tolerieren, ohne den Besitzer dieses Blattes in hohem Bogen des eigenen Landes zu verweisen? Gute Frage – auf die Antwort darauf wäre ich neugierig.
seberg
schrieb am 07.10.2012, 12:15 Uhr
in hohem Bogen des eigenen Landes zu verweisen
Meinst du innerhalb oder außerhalb der EU, zu der Ungarn ja so gern gehören will?
alma again
schrieb am 07.10.2012, 12:21 Uhr
"gehören will" ist gut, seberg.
seberg
schrieb am 07.10.2012, 12:23 Uhr (am 07.10.2012, 12:23 Uhr geändert).
Du kannst ruhig offen reden/schreiben!
getkiss
schrieb am 07.10.2012, 12:39 Uhr
den Besitzer dieses Blattes in hohem Bogen des eigenen Landes zu verweisen?

Geht nicht.
Seit 2009 erscheint der PL als reine Internetzeitung, ohne Printausgabe. Die kann von überall in der Welt in das Netz gestellt werden.
Ist ja verständlich, wer soll die gedruckte Ausgabe kaufen?
Außerdem ist der PL ja für Ausländer geschrieben, siehe auch die Kommentare, kaum Jemand aus Ungarn nimmt zur Zeitung Stellung, sie wird einfach ignoriert wegen der einseitigen Berichterstattung. Des Ungarischen mächtige Leser können ja direkt die Zeitungen der (ungarischen) Opposition lesen....
Angeblich ist die Seite auf Spenden angewiesn.
Ob der Besitzer überhaupt ungarischer Staatsbürger ist, den man ds Landes verweisen könnte, unabhängig davon das sowas in der EU gar nicht möglich wäre?
@ grumpes
schrieb am 07.10.2012, 12:57 Uhr (am 07.10.2012, 13:00 Uhr geändert).
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kaum Jemand aus Ungarn nimmt zur Zeitung Stellung, sie wird einfach ignoriert wegen der einseitigen Berichterstattung.
Elsam
schrieb am 07.10.2012, 19:37 Uhr

Gestern standen wir am Rande des Abgrunds, heute sind wir einen Schritt weiter.
bankban
schrieb am 07.10.2012, 20:35 Uhr
alma:

du hast zwar jetzt sehr richtig und zutreffend zwei Aussagen der Autorin kritisiert, jedoch insgesamt nichts zum Phänomen geschrieben, das von der Autorin kritisiert wird: nämlich, dass in Ungarn halt solche Kinderbücher erscheinen. Dies könnte man natürlich getrost ignorieren, wenn denn nicht Orban gerade dieser Tage mal wieder so eine völkische Blut und Boden - Rede gehalten hätte, die sehr gut in dieses nationalistisch ausgerichtete Konzept des Buchs passen würde. Ich zumindest, der ich in der Schule nur die Heldentaten des rumänischen Volkes seit den Dakern über Mircea cel bätrin, Stefan cel mare, Mihai viteazu, horea, closca, tudor wladimirescu etc. etwas erfahren habe, eine Geschichte gelernt habe, in der es nur Heroen und Kriege gab, finde es sehr schade, wenn nun in Ungarn die Kinder so erzogen werden würden. (Und wenn der Premier solche Töne vorgibt, wenn antisemitische Schriftsteller á la Nyirö und Wass ins Schulcurriculum aufgenommen werden, dann liegt die Wahrscheinlichkeit nahe, dass diese Sicht auf die Geschichte demnächst in viele Schulen Einzug halten wird). Anstelle einer solchen Geschichtsdarstellung, die doch sehr stark an die romantische Geschichtsschreibung des 19. Jahrhunderts erinnert, würde ich lieber einen Geschichtsunterricht bevorzugen, der weniger ethnisch ausgerichtet ist, der weniger auf Sachwissen als eher auf Kompetenzen hin orientiert und einen, der weniger Heldengeschichten als vielmehr strukturelle Zusammenhänge der lange Dauer vermittelt sowie einen Unterricht, der nicht die Verherrlichung großer Persönlichkeiten, sondern vielmehr das kritische Denken und das Hinterfragen von Autoritäten fördert. Dann erst werden Kinder zu unabhängigen Persönlichkeiten mit Selbstbewusstsein.

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