Ist Ungarn noch demokratisch?

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Karl K.
schrieb am 07.10.2012, 20:44 Uhr
Ui! Soweit sind die schon am Sand, dass die ìhr Blättchen nicht mehr drucken?

Im letzten Jahrzehnt habe ich mir den Pester Lloyd gelegentlich an einem gut sortierten Kiosk in Ungarn "genehmigt". Ich könnte weder behaupten, dass mich die Artikeln besonders beeindruckten, noch, dass sie mich besonders abstießen oder ärgerten. Das Blatt las sich eher fade. Es gab eben keine andere am Kiosk erhältliche "ungarndeutsche" Zeitung ...

An sich gibt es kaum noch "ungarndeutsches" Schrifttum in Ungarn zu erwerben und wenn, dann eher speziell bestellt und bezogen. Einfach zum nächsten Kiosk oder in die nächstbeste Buchhandlung pilgern und sich etwas "Ungarndeutsches" aussuchen spielt es ganz offenkundig nicht mehr. Da hat der Ortsfremde noch eher in Bukarest eine kleine Chance etwas "Rumäniendeutsches" auf solche unkomplizierte Art zu erwerben als in Ofenpest etwas „Ungarndeutsches“.

Virtuell hab ich diese Zeitung nur ganz selten gelesen und auch anscheinend gar nicht mitbekommen, dass es gar keine Druckausgabe mehr gibt. Da sieht man wie die Zeit verstreicht!

Hmm, werd dort mal wieder virtuell „vorbeischauen“.
getkiss
schrieb am 07.10.2012, 23:36 Uhr (am 07.10.2012, 23:38 Uhr geändert).
nur ganz selten gelesen und auch anscheinend gar nicht mitbekommen, dass es gar keine Druckausgabe mehr gibt. Da sieht man wie die Zeit verstreicht!

Gell, K.K., dass es sowas gibt, und Jahre vergehen?
Ohne davon Ahnung zu haben was in der ehemaligen "Donaumonarchie" und "schöne Österreichische Stadt" so passiert?
Oder lesen Sie in Budapest ungarisch, in Budapest Rumänisch, Sie Spezialist für (von Ihnen ohne mitzuleben erlebtes) Deutschtum im Osten?
alma again
schrieb am 09.10.2012, 00:06 Uhr (am 09.10.2012, 00:19 Uhr geändert).
bankban, wir haben damals in der Schule wahrscheinlich aus denselben rumänischen Geschichtsbüchern gelernt, denn die Namen da oben kommen mir bekannt vor ;-) Und trotzdem haben wir das Gymnasium mit einem ausbaufähigen Überblick über die Weltgeschichte verlassen. In acht Jahren (5. bis 12. Klasse) kann man den Schülern einiges vermitteln. Da ist genügend Raum sowohl für den Schnelldurchlauf (mit einigen wichtigeren Stationen) als auch für die Erforschung der Ursächlichkeit bestimmter Ereignisse für spätere Folgen. Für strukturelle Zusammenhänge braucht man erst eine Grundlage. Die Frage, wie die Ungarn dieses Kinderbüchlein auf acht Jahre Unterricht aufteilen werden lässt meine Fantasie Amok laufen: In der 5. Klasse lernen die Schüler fliegen, wie der Turul? Dann... Spaß beiseite, das soll ein Lesebuch für Kinder sein und kein Schulbuch werden. Und trotzdem, ob es Frau Gärtner gefällt oder nicht, die ungarischen Schüler habe ein Recht darauf, auch die eigene Geschichte zu lernen. Die ist auch ohne Schnörkel sehr reich.

@getkiss: Der heutige Pester Lloyd scheint ein Geschenk der DDR an die Ungarn zu sein. Deren Dankeschön für Sopron 1989, sozusagen.
getkiss
schrieb am 09.10.2012, 06:57 Uhr
Der heutige Pester Lloyd scheint ein Geschenk der DDR an die Ungarn zu sein. Deren Dankeschön für Sopron 1989, sozusagen.
@ grumpes
schrieb am 10.10.2012, 23:07 Uhr (am 10.10.2012, 23:07 Uhr geändert).
Budapest, Millionenstadt auf heißen Quellen
Die Thermen der Kurstadt Budapest sprudeln aus mehr als 120 heißen Quellen aus der Erde und sind beliebt bei Schachspielern. Beim Gemischtbaden ist Badekleidung Pflicht.
Tibor Szabolcs
schrieb am 11.10.2012, 11:59 Uhr
Vorerst kein Beitritt zur Gemeinschaftswährung - Orbán verweigert Ungarn den Euro.

"Diesen Fehler machen wir nicht": Der ungarische Regierungschef Orbán hat vor seinem Besuch bei Kanzlerin Merkel die Einführung des Euro für sein Land auf absehbare Zeit ausgeschlossen. Die südeuropäischen Staaten hätten sich der Währungsunion eindeutig zu früh angeschlossen.


Mal sehen was der Pester Lloyd hierzu wieder giften wird? Ich schließe mich den Kommentaren von Alma ausdrücklich an.
Tibor Szabolcs
schrieb am 11.10.2012, 13:36 Uhr (am 11.10.2012, 14:02 Uhr geändert).
Herr @Karl K.,

der heutige Pester Lloyd hat außer seinem Namen, der meiner Meinung nach offenkundig missbraucht wird, nichts mit dem ursprünglichen Pester Lloyd gemeinsam.

Wie sind die zu den Print-Rechten gekommen, den Namen einer einst ehrwürdigen Zeitung gebrauchen zu dürfen? Indirekt weiß ich, dass der Lloyd sehr wohl in Budapest residiert und nicht aus der internationalen Anonymität des Internets heraus agieren „muss“, hehehehe. Eine „ungarndeutsche“ Zeitung ist er ganz sicher nicht.

Wenn Sie hierzu mal die Homepage „Neue Zeitung - Ungarndeutsches Wochenblatt“ einsehen, wird deutlich, wie schon Getkiss erwähnt, dass sie nicht richtig wissen bzw. wissen wollen was Sache ist/war und ziemlich haltlose Kommentare von sich geben.

Sehr interessant und treffend finde ich noch folgende Homepage "Ungarndeutsche Bibliothek": Der Zeitschriftenbestand nimmt in unserer Sammlung eine herausgehobene Stellung ein. Es werden vor allem solche ungarisch- und deutschsprachige Presseprodukte gesammelt, deren Thema das Deutschtum im Karpatenbecken ist. Die wichtigsten Produkte der deutschsprachigen Presse in Ungarn findet man ebenfalls in der Bibliothek, wie auch mehrere literarische oder gesellschaftspolitische Periodika. In der folgenden Tabelle können die Zeitschriften in alphabetischer Reihenfolge eingesehen werden, in der rechten Spalte steht die jeweilige Internet- bzw. Postadresse.

Da Sie immer gegen die Ungarn giften, in welchem der Folgestaaten gibt es noch vergleichbares?

Ich frage mich, warum bei den Siebenbürger Sachsen so etwas nicht im entferntesten in diesem Zusammenhang angedeutet, erwähnt, wird?! ;-))) Viva Gran-Romania!
Die Nennung des Forum Hungaricum, von www.siebenbürger.de, will ich aber freundlich begrüßen!

Meinem lieben Großvater wurde in Uhingen/Württemberg noch seine geliebte "Unsere Post" regelmäßig per Post zugestellt und die ganze Familie las daraus. Es gibt sie immer noch und sie hat sogar eine Homepage. Der Verlag ist allerdings in Württemberg. Da werden Erinnerungen wach:
Unsere Post - Die Heimatzeitung der Deutschen aus Ungarn
Karl K.
schrieb am 14.10.2012, 10:07 Uhr
@Tibor Szabolcs

Warum so polemisch?

Zu all dem Vorbringen genügt es festzustellen, dass so gut wie nahezu alles an „Auslandsdeutschtum“ außerhalb des geschlossenen deutschsprachigen Gebietes nur noch in der Erinnerung existiert bzw. nur mehr von zumindest über 40 Jahre alten Personen (in der Praxis zumeist noch weit älteren Personen) noch ansatzweise real gelebt wird.

Haben Sie schon einmal in den letzten 10 Jahren in Ungarn für ungarischsprachige Kinder eine deutschsprachige kindergerechte Atmosphäre gesucht? Ganz offensichtlich nicht! Sie wüssten sonst, dass es schon seit weit längerer Zeit nirgendwo in Ungarn mehr bodenständige Kinder gibt die untereinander auf Deutsch kommunizieren.

Ich habe mir einmal diese Mühe gemacht und für ein damals im 2. Grundschuljahrgang befindliches ungarisches Mäderl das wir bei uns mehrere Male als Gastschülerin untergebracht hatten eine deutsche Atmosphäre im Großraum Ofenpest gesucht um dem Kind Erhalt und Ausbau der hier erworbenen deutschen Sprachgeläufigkeit zu offerieren. Die Ergebnisse dieser Suche waren trostlos! Wir kontaktierten nahezu alles Deutschsprachige was in diesem Raum in auch nur irgendeiner Weise nach außen hin erkennbare Aktivitäten gesetzt hat. Einhellig wurde uns beschieden, dass es so etwas nirgendwo in Ungarn mehr gäbe. Dies deckt sich auch mit meinen eigenen Beobachtungen aus einem Zeitraum von über 40 Jahren ...

Die gleichen Erfahrungen sammelte ich beim Beobachten von Kindern aus Ungarn die zu deutschsprachigen Aktivitäten eingeladen worden sind. Ganz konkret z.B. zu Kinderlagern für Kinder des ehemaligen habsburgischen Machtbereiches. So wie auch in allen anderen Ländern scheint es auch in Ungarn keine Kinder mehr zu geben die bei solchen Veranstaltungen auch nur eine ansatzweise muttersprachenähnliche Deutschkompetenz mitbringen. Es besteht kein Unterschied ob Kinder aus dem Raum Ofenpest oder aus dem Banat oder aus Hermannstadt kommen. Auch die Brukenthalschüler passen exakt in dieses Schema. Das Deutsch all dieser Kinder ist nur mehr ein mühsam als Fremdsprache angeeignetes Idiom. Im (sehr seltenen) allergünstigsten Fall kamen da ein paar mit Großeltern verwendete Dialektbrocken noch dazu. Und das war es auch schon ..

Gleiche Erlebnisse z.B. mit den Kindern der jährlichen deutschen Kinderferienwoche in Metzenseifen in der Unterzips. So löblich diese Aktivität von unbezahlten Freiwilligen aus Deutschland auch sein mag so werden Sie dennoch kaum je ein Kind dort vorfinden das auch nur einigermaßen zusammenhängend Deutsch zu sprechen vermag.

Es ist einfach nichts mehr da! So gut wie alles was da von den „deutschen Sprachinseln“ daherfabuliert wird ist bloß noch Historie. In Ungarn wie auch überall anderswo. Es gibt nur noch einige Leute die, sei es, dass sie ein bisschen Geld damit verdienen, sei es, dass sie die Realität auf ihre Erinnerungen und Träume hinzubiegen versuchen, sei es, dass sie aus irgendwelchen nicht ganz durchschaubaren anderen Gründen das machen, uns gerne diese potemkinschen Dörfer des „blühenden Auslandsdeutschtums“ vorzugaukeln versuchen.

Arg peinlich wird es, wenn z.B. in Rumänien in einer ganzen mittelgroßen Ortschaft kein einziger Mensch mehr aufzutreiben ist mit dem noch zusammenhängend Deutsch gesprochen werden kann, diese Ortschaft aber eine komplett ausgebaute Organisation des Forums der Deutschen hat. Die für Deutschland bei linearer Interpolation demographischer Daten vorauszusehende Entwicklung eines Deutschlands ohne Deutsche scheint dort bereits in der Form Realität geworden zu sein, dass es Orte mit DF Organisation gibt in denen anscheinend niemand mehr Deutsch spricht, die demnach bereits „deutschenfrei“ gemacht worden sind.
bankban
schrieb am 14.10.2012, 10:44 Uhr (am 14.10.2012, 10:48 Uhr geändert).
http://discovery.ucl.ac.uk/1322708/

Ethno-business - the Manipulation of Minority Rights in Romania and Hungary
Karl K.
schrieb am 14.10.2012, 12:16 Uhr (am 14.10.2012, 12:37 Uhr geändert).
“There, to take advantage of the state-funded subsidies for mother-tongue lessons, the school board encouraged all 220 pupils to declare themselves of German origin, even if at the
beginning of the school year 185 pupils declared themselves Hungarian, 25 Roma and
only 10 German. The school thus received increased subsidies, enabling all students to
study German. The ones left out of the scheme were the Roma, who were left without the
opportunity to learn in their mother tongue.”

Das ist keine singuläre Erscheinung in Ungarn oder sonst wo. Die „ethnische Vagiererei“ ist ein seit langer Zeit wohlbekanntes Phänomen überall in Europa.

In Ungarn kenne ich z.B. recht gut die Situation im burgenlandkroatischen Pallersdorf. Bei intensiven Recherchen fanden wir vor einigen Jahren heraus, dass es nur mehr ein einziges Kind in ganz Pallersdorf gegeben haben dürfte welches zu Hause noch mit den Eltern das lokale gradistschaner Kroatisch gesprochen hat. Standardkroatisch hat dort übrigens nie wer gesprochen. Ungeachtet dieser Tatsache wurde dennoch kurz darauf Kroatischunterricht an der Schule von Pallersdorf (im lokalen Deutsch übrigens Pallischdorf genannt) für alle Schulkinder angeboten. Man scheint die demographischen Daten geschickt hingebogen zu haben um dieses Ziel zu erreichen. Der konkrete Hintergrund dürfte dabei gewesen sein, dass wegen der recht geringen neu einzuschulenden Kinderanzahl die Gefahr des Auflassens der Dorfschule bestanden haben soll. Der Unterricht in Standardkroatisch birgt allerdings die Gefahr des Verfälschen bis hin zu Zerstörens der noch bestehenden Reste der lokalen Version des Burgenlandkroatischen in Pallersdorf.

Mit Geld lässt sich manches erreichen und vieles verwässern und verfälschen ...

Der etwas östlich von Wieselburg-Ungarisch Altenburg gelegene Ort Kimmling scheint da eine etwas andere Vorgangsweise beschritten zu haben. An der Grundschule in Kimmling wird sowohl Madjarisch als auch Kroatisch als auch Deutsch unterrichtet. Dennoch liegt auch hier ein Ettikettenschwindel vor! Das lokale Burgenlandkroatisch wird nicht gelehrt, Sachfächer werden nur auf Ungarisch gelehrt. Die Sache ist besser als gar nichts, aber mehr auch schon nicht ...

Wegen der Grenznähe zum deutschen Österreich und in Anbetracht der Tatsache, dass Pallersdorf bis zur Austreibung der deutschen Bevölkerungsanteile 1946 auch einen deutschen Bevölkerungsanteil hatte wäre eine Lösung wie in Kimmling sicher besser gewesen. Bei Pallersdorf kommt dann noch das interessante Phänomen hinzu, dass sich die ethnische Komposition der Ortbevölkerung rasch ändert. Ein immer größerer Anteil von Slowaken erwirbt im Großraum Pressburg Liegenschaften zur ganzjährigen Bewohnung. Damit verändert sich die ethnische Komposition der Gemeinden gravierend. Der Nachbarort Ragendorf hat – wie auch einige Orte auf der österreichischen Seite mittlerweile eine große slowakische Ansiedlergruppe haben – bereits eine rasch der Hälfte der Gesamtbevölkerung zuneigende slowakischsprachige Bevölkerung. Slowakische Bauträger kaufen in Ragendorf so gut wie fast alles freie Bauland auf, errichten darauf Reihenhäuser und Eigentumswohnungen und verkaufen diese an Slowaken die dann in Ragendorf ansässig werden. In absehbarer Zeit wird daher ein Bedarf an slowakischem Unterricht in Ragendorf bestehen. Auf Grund der bereits bestehenden Anbindung Ragendorfs an das öffentliche Busnetz Pressburgs wird das vielleicht noch einige Zeit hinausgezögert werden können, aber ...

Die Einrichtung viersprachigen Unterrichts wäre aus solchen angeführten Gründen in Pallersdorf gar keine so schlechte Idee ...

Das Thema ufert sehr rasch aus will man auch nur einige Facetten der sehr komplexen Gesamtproblematik anreißen! Vermutlich mag das niemand so recht gern lesen da umfangreiche Vorkenntnisse notwendig sind um imstande zu sein Zusammenhänge verstehen zu lernen.

Nur soviel noch dazu:

Bei allem theoretischen Wohlwollen bergen derartige Aktivitäten noch vielerlei große Gefahren den lokalen ethnischen Gruppen durch derartige „Förderungen“ erst recht den Garaus zu machen.

Gerade Kimmling und Pallersdorf sind dafür gute Beispiele um diese Gefahren aufzuzeigen. In beiden Orten wurde nie Standardkroatisch gesprochen und es gab auch kaum irgendwelche wie auch immer geartete familiären Beziehungen nach Kroatien. Die Zuwanderung der Kroaten erfolgte vor rund 500 Jahren und es gab keine nennenswerten Kontakte mit Kroatien. Das sich entwickelt habende bodenständige Kroatisch wird durch die auf Standardkroatisch gebotene Schulbildung überlagert und eliminiert werden. Will man das wirklich?

Gleiche Situation z.B. in Klescha im rumänischen Gerichtsbezirk Bachau. Die Bevölkerung Kleschas sprach bis vor kurzem noch weitgehendst eine sehr alte Form von Ungarisch (das ist wahrscheinlich der letzte und damit einzige überhaupt noch wirklich bestehende „madjarische Dialekt“) innerhalb der Familie. Da die Leute im Gegensatz zur umwohnenden christlich–orthodoxen moldauischen Bevölkerung römisch–katholisch sind gelang es diese Zustände fast bis heute zu konservieren. Seit einiger Zeit wird der Ort von „ungarischen Kulturrettern“ überflutet und es wurde u.a. auch madjarischer Schulunterricht eingeführt. Ohne auf die mir so halbwegs gut bekannten Details dieses Vorganges hier eingehen zu wollen nur soviel: Es floss für Ortsverhältnisse relativ viel Geld! Es kommen Busladungen ungarischer Touristen um die Leute wie im Indianerreservat zu begaffen, etc. Damit ist der allerbeste Weg der zum weitgehenden Erlöschen dieser interessanten archaischen Version der ungarischen Kultur in Europa führen wird bereits beschritten worden ...

Mein Beitrag ist bereits lang genug und soll nicht langweilen. Interessiert es wen dann kann ich gerne auch ein recht bemerkenswertes Beispiel eines tschechischen Dorfes in Rumänien anführen das 1943 im Zuge der großen Mobilisierung sogar anteilsmäßig vermutlich mehr SS-Freiwillige gestellt hat als viele rumäniendeutsche Ortschaften. Die jungen Männer lernten alle erst in der Adolf Hitler Kaserne in Prag ausreichend Deutsch um die Kommandos zu verstehen. Auch dieses Dorf ist ein hervorragendes Beispiel für „Ethnovagiererei“ ...
alma again
schrieb am 14.10.2012, 12:40 Uhr (am 14.10.2012, 12:44 Uhr geändert).
Ich habe neulich auf Duna TV einen Bericht über das Dorf Magyarpolány (ein nicht-potemkimisches Dorf) gesehen. Die älteren Bewohner (50 plus) haben, in Tracht gekleidet, deutsche Lieder gesungen und auch die Kleinen, im Kindergarten, taten das, allerdings in Alltagskleidung.

Wikipedia: Magyarpolány (deutsch veraltet: Polan) ist eine Gemeinde mit etwa 1.200 überwiegend schwäbischen Einwohnern in der Nähe von Veszprém in Ungarn.
Was mich allerdings sehr beeindruckte, waren die säuberlich renovierten Schwabenhäuser:
Hier befinden sich beinahe einhundert Bauernhäuser des Bakonywaldes. 43 von diesen bewahren das einstige Dorfbild in einer denkmalgeschützten Straße, für die dem Dorf der Europa-Nostra-Preis verliehen wurde.
http://www.youtube.com/watch?v=uFukpyXwWwo

Solch eine denkmalgeschützte Straße hätte ich mir auch im Banat gewünscht. Sei es um eine Art Ethnotourismus zu etablieren, denn, wie gerne möchte manch einer von uns Auslandsbanatern einige banater Sommertage in solch einem Haus verbringen, welches in solch einer Straße steht. Sich noch einmal, zurück in die Kindheit versetzt, „zu Hause“ fühlen...

Ich weiß, es ist zu spät – da hat das Deutsche Forum einiges verpasst. Manch ein rumänischer Bürgermeister hätte bei solch einem Projekt begeistert mitgemacht, sowohl im Banat als auch in Siebenbürgen.
Karl K.
schrieb am 14.10.2012, 20:18 Uhr
Ich war und bin relativ oft in der Buchenwaldgegend. U.a. nehme ich die Dienste eines Handwerksbetriebes in Eikau in Anspruch. Ebenso durchquere ich häufig den Buchenwald um zum Plattensee zu gelangen. Auch Polan ist mir bekannt. Sie können sicher sein, dass es weder in Polan noch sonst irgendwo im Buchenwald irgendeine Art von funktionierender "deutscher" Ortschaftsgemeinschaft gibt. Zwar gibt es eine "Deutsche Nationalitätenschule" http://polanysuli.hu/ in Polan, aber keine deutsche Nationalität mehr, es spricht einfach zu Hause so gut wie niemand mehr Deutsch, insbesondere keine Kinder ...

Die Kinder im Kindergarten (so was ist häufig in Ungarn, es gibt z.B. im in meinem Vorbeitrag erwähnten Ragendorf sogar eine "deutsche Gruppe" im Kindergarten, na ja, die singen dort halt deutsche Lieder ...) lernen ein paar deutsche Lieder zu singen so wie unsere Kinder englische. Das setzt sich auch in der Grundschule fort. Da Polan mittlerweile in hohem Ausmaß vom Tourismus zu leben scheint besagt die Trachenkluft Null. Über Tracht will ich hier nicht diskutieren das ist ein relativ umfangreiches Thema.

Gehen Sie ruhig davon aus, dass nicht nur im Buchenwald sondern in der gesamten Gespanschaft Weißbrunn nirgendwo mehr ein auch nur ansatzweise mit einer gewissen Minimalberechtigung als "deutsch" zu bezeichnender Ort existiert. Da ist die Zeit und eine "böse Historie" darüber gefahren und hat alles ausgelöscht!

Was heute als Buchenwalddeutschtum vorgespielt wird ist bestenfalls liebenswürdiges Kasperltheater für unbedarfte Touristen.
alma again
schrieb am 14.10.2012, 21:34 Uhr (am 14.10.2012, 21:38 Uhr geändert).
...liebenswürdiges Kasperltheater für unbedarfte Touristen.
Man könnte dazu sagen, dass das immerhin mehr ist als nichts . Aber mehr ist da nicht mehr drin. Die Generation, die die Kinder der Alten und die Eltern der Kleinen bildet, geht in die benachbarte Stadt zur Arbeit, aus denen sind "waschechte" Ungarn geworden. Die Deutschen, die in Rumänien geblieben sind, nennen ihre Kinder Dacian oder Ovidiu und auch das ist in Ordnung. Was verlangt man von diesen Menschen?

Die restaurierte Straße hat mich aber beeindruckt. Besonders der Schatten eines Baumes auf einer Hauswand... Ja, ja, sogar der Schatten hat einen besonderen Charme in der Heimat.
bankban
schrieb am 14.10.2012, 22:08 Uhr
...glücklich, wer noch eine Heimat ihr eigen nennt...

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