Die Finanzkrise. Eine Betrachtung am Rande!

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getkiss
schrieb am 14.11.2008, 13:41 Uhr
Wer von den hier diskutierenden hat von der aktuellen Finanzkrise profitiert oder verloren?
Zum Vergleich:In diesem Jahr habe ich vom Gesamtkapital bis jetzt Verluste in der Größenordnung von ca. 12% realisiert; daneben gibt es noch beträchtliche, nicht realisierte Buchungsverluste, die ich auszusitzen hoffe.
Mal sehen, hat noch jemand praktische Erfahrung, oder wird ahnungslos über den Finanzmarkt diskutiert?
getkiss
schrieb am 14.11.2008, 14:18 Uhr
Joachim schrieb: ...Bolivien privatisierte im Jahr 2000 ihr Trinkwassernetz. Eine einzige Firma erhielt das Recht,
die Bevöllkerung mit Trinkwasser zu Versorgen.


Ich nehme an, sowohl die Privatisierung, als auch die Vergabe, wurde nicht von Bolivien, sondern von dessen Regierung beschlossen.

Joachim schrieb:

Gleichzeitig wurde verboten Quellwasser zu entnehmen,
sogar das Nutzen von Regenwasser wurde unter Strafe gestellt.


Das hat wohl auch die Regierung beschlossen.

Joachim schrieb:

Dann wurde der Wasserpreis bis zu
300% erhöht.


Wer macht den sowas?

Joachim schrieb:
Das Volk ging auf die Barrikaden. Die Regierung wurde gestürzt. Die amerikanische Firma,
ein Milliardenkonzern, wurde aus dem Land gejagt. Bolivien hat jetzt eine "linke" Regierung.


Also hatte noch immer das Volk die Macht behalten und das ist doch OK. Wie hoch der Wasserpreis inzwischen ist, weiss ich nicht, aber ich vermute, viel billiger ist der auch nicht geworden....
Joachim schrieb:
Bei diesem Konzern handelt es sich um die Firma Bechtel.
Zufälliger Weise die gleiche Firma, die ohne Ausschreibung, den Auftrag zum Bau der rumänischen Autobahn erhalten hat.

Mit freundlichem Gruß
Joachim


Und dessen "Leistung" jetzt im Wahlkampf vom rum. Premierminister als vorbildliche Realisierung gewürdigt wurde. Mal abwarten, wie lange dieser noch "geduldet" wird?
getkiss
schrieb am 14.11.2008, 14:57 Uhr
Die amerikanische Immobilienkrise ist nicht neu.
Ursachen auch nicht.
Siehe das Interwiev der SZ mit dem Baupleitier Jürgen Schneider. Ein kleiner Auszug davon hier, ich zitiere:
"SZ: Würden Sie sich selbst als Wirtschaftskriminellen bezeichnen?

Schneider: Was ich gemacht habe, war kriminell. Und was viele Bankvorstände inzwischen gemacht haben, ist in meinem Augen ebenso kriminell. Wenn ich damals kriminell war, sind die es heute auch. Die sind wissentlich riesige Risiken eingegangen und bringen jetzt ganze Volkswirtschaften ins Rutschen. Sie haben faule Kredite verkauft und dafür sogar Boni kassiert.

SZ: Gehören die Bankiers vor Gericht?

Schneider: Wenn die Verantwortlichen, und das sind die Obersten, nicht wirklich zur Verantwortung gezogen werden, dann wird das immer wieder passieren. Der Strafprozess dient ja auch der Abschreckung.

SZ: Der alte Volksspruch, "Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen", ist für die Wirtschaft gefährlich?

Schneider: Höllisch gefährlich. In einem Strafprozess, bei dem alle zuschauen, da bildet sich unsere Rechtsordnung weiter. Wenn die heutigen Verantwortlichen in den Banken verurteilt würden, dann würden sich deren Nachfolger hüten, Ähnliches zu tun.

SZ: Sie glauben also, die Justiz könnte die Bankenkrise viel wirkungsvoller aufarbeiten als die Politik mit neuen Gesetzen?

Schneider: Aus meiner persönlichen Erfahrung heraus glaube ich das. Gründliche Ermittlungen und Strafprozesse führen zu neuen Erkenntnissen."...

Ergo, um die Sachen ins Lot zu bringen, brauchen wir nicht die Milliarden der Regierung, sondern die Ausdauer der Staatsanwälte und Richter.
Davor werden sich alle hüten, einschließlich der Regierung. Die will neue Regeln International aufstellen, dabei hat sie ja national mit Bundesbank und Baffin kläglich versagt.....

Elsi
schrieb am 14.11.2008, 17:15 Uhr
Hanzy75 sagte: „Doch, ich möchte schon darüber diskutieren, aber ihr steigt mit den Anschuldigungen gegenüber dem IWF viel zu spät im Verleih-Prozess ein. Die Bolivianer sind z.B. nicht vor die Hunde gegangen, weil der IWF das so wollte. Da waren sie nämlich schon vorher. Und weil der IWF das Geld auch wieder sehen soll, wird das Tafelsilber verscherbelt.
Anders der Ceau, der war wirklich ein Held. Erst verspielt er jegliche Kreditwürdigkeit und dann zahlt er die Schulden auf Kosten seiner Bevölkerung zurück. Und das Tafelsilber dient heute als Parlamentsgebäude.“

(Vorneweg: lies mal, wenn Wikipedia dir nicht…zu links ist, unter dem Stichwort ‚IWF’ nach, welches die Geschichte des IWF ist und welches seine Aufgaben sind.)

Willst du damit so in etwa sagen: Selber Schuld, wenn man Kredite von dem IWF braucht…und…selber Schuld, wenn man meint, dass diese Institution das täte, wofür man sie eigentlich bräuchte: für ein effektives Krisenmanagement, lieber hanzy75. Ist das alles???

Schwer vorstellbar, dass früher auch die Industrieländer Kreditnehmer beim IWF waren - bis sie eben begriffen, dass die Einmischung in die eigene Ökonomie so massiv war, dass sie Abstand nahmen. Jetzt sind es nur noch die Armen, die es tun müssen, weil nur von denen ist ein 5-7 mal höherer Zinssatz als der marktübliche zu holen … Das sind jetzt keine Wucherzinsen –nein! – das sind „Risikoprämien“…Woher sonst sollte z.B. 2003 auch die Summe von 436 Mrd. Dollar Schuldendienst der 122 Länder der Dritten Welt zusammenkommen, im Vergleich zu 54 Mrd Dollar öffentliche Entwicklungshilfe der Industrieländer…
Meist geht einer Finanzkrise ein Boom voraus, bei dem die Risiken auch durch spekulative Finanzanlagen stark zunehmen. Wenn Zahlungsunfähigkeit droht, wird der IWF auf Druck der Gläubiger,( bei denen die Gier in Verlust-Angst umgeschlagen ist) anrücken, um die wirtschaftliche Lage des Landes zu prüfen (so wie vor kurzer Zeit der IWF auch in Ro. vorstellig wurde…) und ein „letter of intent“ zu erstellen, in dem sie die Regierung des Landes auffordern „aus freiem Willen“ den Gürtel enger zu schnallen, d.h. Haushaltskürzungen: Schulen und Krankenhäuser werden geschlossen etc. An und für sich vergibt der IWF sehr gerne Kredite: er drängt sie sozusagen geradezu auf (Ro. hat gerade abgewunken ). Schließlich nimmt er seine Aufgabe ernst, der „Türöffner“ und die „Tür-offen-halter“ für die Herren Neoliberalen zu sein.
Der IWF zählt annähernd 200 Mitgliedsstaaten, allerdings verfügt die USA mit den EU-Staaten über eine Sperrminorität. So kam es auch dazu, dass sich während der Mexiko-Krise der damalige Chef der IWF nur bei einigen wenigen Regierungschefs rückversichern musste, als er Mexiko die bis dahin höchste Kreditsumme zusicherte…im Alleingang, sozusagen.
Zu Rumänien: Das Rumänien Ceausescus, welches sich aus der westlichen Sicht anfangs so vorteilhaft von den anderen russischen Satellitenstaaten unterschied, wurde anfangs vom Westen gefördert. Ende der 80er, als man immer noch ungebrochen auf nationale Unabhängigkeit setzt, wird dieser Umstand jedoch zum Gegenstand von Schimpfe. Innerhalb dieses Jahrzehnts hatte Ro. seine Schulden von 11 Mrd. Dollar auf etwa 5 Mrd. Dollar gesenkt. Das imponierte plötzlich nicht mehr, denn ein widerlicher Nationalist einer drittklassigen Nationalökonomie wollte seinen Gläubigern das Recht auf Einmischung, die sich aus der Logik der Kreditvergabe ableitet, verwehren! Der größenwahnsinnige Balkan-Potentat führte alles einigermaßen Exportierbare auch dem Export zu, einschließlich Öl und Strom. Deshalb musste die Bevölkerung hungern und frieren, Industrieanlagen wurden nicht modernisiert, Materialien nicht gekauft…Eine zutiefst menschenverachtende Art, ohne Zweifel!
Allerdings muß auch gesagt werde, dass sich die Situation der „gefälligen“ Schuldnerstaaten, welche die (immergleichen) Strukturanpassungsprogramme befolgten, meistens in nichts davon unterschied. Dank IWF wurden Subventionen zum Schutz der Armen aufgehoben, der Import von dringend benötigten Nahrungsmitteln verboten, die Grenzen für das ausländische Kapital weit geöffnet, die Privatisierung von öffentlichen Einrichtungen vorangetrieben sowie die staatliche Regulierung abgebaut, es wurde uraltes Wissen patentiert und kommerzialisiert etc…
Das waren natürlich keine „menschenverachtenden“ Auflagen, sondern…vernünftige Wirtschaftspolitik!
Ich will das nicht gegeneinander aufrechnen. Ich möchte nur verdeutlichen, dass ein Marktfundamentalismus eine Form demokratischen Analphabetentums ist. Das was heute mit der Globalisierung vorangetrieben wird ist Marktfundamentalismus, der sich auf ein uraltes westliches Fortschrittsparadigma stützt und auf die Kolonisierung anderer Völker…die Zahl der Verlierer übersteigt die der Gewinner bei weitem!



getkiss
schrieb am 15.11.2008, 12:37 Uhr
Elsi schrieb: ...
Willst du damit so in etwa sagen: Selber Schuld, wenn man Kredite von dem IWF braucht…..


Immer wenn jemand, ob Privatpersun, Unternehmen, oder Land, einen Kredit braucht, muss derjenige gewisse Voraussetzungen mitbringen, die Ihn als Kreditwürdig ausweisen.
Sei es genügend Eigenkapital und ausreichender Verdienst, nebst keinen anderen Kreitschulden z. Bsp. bei dem Hypothekenkredit.
Ähnliche Voraussetzungen gelten für Unternehmen, Konzerne oder Länder. Siehe Opel. Da sagt Herr Gloß, Ja, aber...
Und die Hauptvoraussetzung für Kredit ist das VERtrauen.
Ohne das sollte eigentlich gar nichts laufen, siehe Oben eingescanntes Interwiev mit dem Pleitier Schreiber.
Ich, als Privatperson, würde mein Geld schnellstens von einer nicht vertrauenswürdigen Bank abziehen, auch wenn noch so "schöne" Zinsen lockten - und das Risiko des Totalverlusts drohte.
Und Vertrauen in den Schusterlehrling Ceau hatte ich auch nicht, wegen seiner Einstellung zum privaten Vermögen. Das gilt auch für die Ihm nachfolgenden Postkommunisten, auch wenn manche inzwischen ein dickes Bankkonto haben, denn:
"Ce se naste din pisica soareci mananca..." - siehe die jüngste Abänderungen des Restitutionsgsetzes....
Es ist ja nicht einmal geschehen, dass Kredite die den armen Entwicklungsländern angedient wurden, anstatt in fähige und humanitäre Projekte zu fließen, in die Privaten Taschen der leitenden Clique flossen - und das Land sollte diese dann abzahlen....

Elsi schrieb: ...
Schwer vorstellbar, dass früher auch die Industrieländer Kreditnehmer beim IWF waren - bis sie eben begriffen, dass die Einmischung in die eigene Ökonomie so massiv war, dass sie Abstand nahmen. Jetzt sind es nur noch die Armen, die es tun müssen, weil nur von denen ist ein 5-7 mal höherer Zinssatz als der marktübliche zu holen … Das sind jetzt keine Wucherzinsen –nein! – das sind „Risikoprämien“…Woher sonst sollte z.B. 2003 auch die Summe von 436 Mrd. Dollar Schuldendienst der 122 Länder der Dritten Welt zusammenkommen, im Vergleich zu 54 Mrd Dollar öffentliche Entwicklungshilfe der Industrieländer…


Von wegen 5-7-mal höherer Zinssatz? Gibt es dazu konkrete Angaben oder ist dies tendenziöse Behauptung ohne Grundlage. Denn ich meine, wenn der Marktübliche Zinssatz 6% ist und jemand mir einen Kredit mit einem Zinssatz von 30-42% andient, muss ich doch verrückt sein sowas anzunehmen. Und wenn ich es für mein Land annehmen würde, wäre das direkt kriminell...

Joachim
schrieb am 15.11.2008, 13:13 Uhr
getkiss schrieb: Wer von den hier diskutierenden hat von der aktuellen Finanzkrise profitiert oder verloren?
Zum Vergleich:In diesem Jahr habe ich vom Gesamtkapital bis jetzt Verluste in der Größenordnung von ca. 12% realisiert; daneben gibt es noch beträchtliche, nicht realisierte Buchungsverluste, die ich auszusitzen hoffe.
Mal sehen, hat noch jemand praktische Erfahrung, oder wird ahnungslos über den Finanzmarkt diskutiert?


Was will uns getkiss denn damit sagen ?
Es erinnert mich an eine Sorte von Menschen, die jetzt auch verstärkt in Rumänien anzutreffen sind. Diese lassen bei Minusgraden ganz cool den Arm aus dem Autofenster baumeln, das man die Rolex besser sieht.
Das ist der Typ von Mensch, der einem mit Lichthupe bis auf die Stoßstange auffährt. Was ich bei meinem Vordermann auch tun könnte, ich aber nicht mache, weil es mir peinlich wäre, für einen rücksichtslosen Protz gehalten zu werden.
Auch könnte ich mich an der Ampel auf die linke Spur stellen und die meisten Anderen locker ausbeschleunigen. Ich tue es nicht, ich ordne mich rechts ein, auch wenn es ein wenig länger dauern sollte. Ich versuche Vorurteile abzubauen. Einige rücksichtslose Kollegen führen das mit Ihrem verhalten ad absurdum und die Anderen haben alle darunter zu leiden. Es wird halt versucht eigene Schwächen,
Minderwertigkeitskomplexe auf diese Art zu kompensieren. Man muß zeigen was man hat und wie wichtig man ist.
Ich selbst bin nicht als rechter oder linker geboren worden. Möglicherweise war ich dem getkiss sogar einmal ähnlich. Auf Grund der Erlebnisse und Erfahrungen, die ich in vielen Ländern dieser Erde gemacht habe,habe ich mich dahin entwickelt, wo ich heute stehe.
Zum Beispiel: in den 90ziger Jahren hatte sich durch viel Arbeit auf meinem Bankkonto ein nettes Guthaben angesammelt.
Sicherlich hat getkiss recht, wenn er sagt, das er sich mit Aktien besser auskennt als ich. Ich gönne es Ihm.
Meine Bank rannte mir die Tür ein, ich solle doch mein Geld gewinnbringend in Aktien anlegen, Sie würden sich darum kümmern und alles machen, weil ich ja durch meine Arbeit keine Zeit hatte. Die Idee fand ich gut,das mein Geld ohne Arbeit mehr würde. Also wurde ein Konto für Transaktionen von Aktien eröffnet. Just in dieser Zeit sanken Daimleraktien. Was tat Daimler? Es wurden ca. 5000 Leute entlassen! Und siehe da , der Aktienkurs von Daimler ging wieder nach oben. Da hab ich als Laie erstmal gestaunt und habe versucht mir Ursache und Wirkung erst mal klar zu machen. Dann rief ich meinen Bankkfuzzi an und sagte Ihm: Bitte das Aktienkonto wieder löschen. Ich will keinen Gewinn daraus ziehen, das andere Ihre Arbeit verlieren. Das ganze Familien leiden oder sogar daran zerbrechen. So nötig brauche ich das Geld ja nicht. Man kann sein Geld auch wertbringender anlegen. Zum Beispiel habe ich einer älteren Dame, einer Lehrerin aus Focsani/RO, die ich auf Grund ihrer Arbeitsweise mit den Kindern, sehr bewunderte, eine Operation in der Uniklinik Tübingen ermöglicht, da sie einen Tumor im Kopf hatte. Ich sagte mir von dieser dynamichen resoluten Frau könnte Rumänien noch ein paar mehr gebrauchen. Auch für die Kinder wäre es ein Verlust gewesen. Bei weitem überschritten die Spendenquittungen die ich von den Kirchen erhielt, die damit einen Großteil der Operation bezahlten, die Möglichkeit meine Steuern bei dem Finanzamt entscheident zu senken. Für mich, die Lehrerin, deren Familie und die Kinder, war es ganz sicher ein "Gewinn" !
Es ist keine Schande Geld zu verdienen, aber es kommt darauf an, was man damit macht.
Mit freundlichem Gruß
Joachim
Elsi
schrieb am 15.11.2008, 23:07 Uhr (am 15.11.2008, 23:23 Uhr geändert).
Zum Thema Finanzkrise ist ein sehr informativer Dokumentarfilm gerade in die Kinos gekommen:
"Let's make MONEY" von Erwin Wagenhuber. Sehr sehenswert!

Zu seine Dokumentation sagt Erwin Wagenhofer das Folgende:
(auf http://letsmakemoney.de/start)

Vor Jahren fiel mir der Werbespruch einer Bank auf, der lautete „Lassen Sie Ihr Geld arbeiten“. Wenn man über diesen Spruch nachdenkt, kommt man schnell zu der Erkenntnis, dass das ein unfassbarer Schwachsinn ist. Geld kann nicht arbeiten. Arbeiten können Menschen, Maschinen und vielleicht noch Tiere.

Wir wollten uns anschauen, wie das konkret aussieht: Was passiert, wenn unser Geld, das Kapital, arbeiten soll. Meistens funktioniert das über Ausbeutung, das war der Ausgangspunkt.

Man mag sich fragen, was das mit uns persönlich zu tun hat. Es hat sehr viel mit uns zu tun, denn wir alle sind Aktionäre, ob wir Aktien besitzen oder nicht. Spätestens über unsere Pensionsfonds fließt das Geld in so genannte Fonds, in Aktienfonds etc. und wird dort vermehrt oder auch nicht – momentan sehen wir, wie es nicht vermehrt, sondern vernichtet wird. Und es ist letztlich immer das Geld der kleinen Leute, der ganz einfachen Menschen.

Momentan gibt es bei uns den großen Aufschrei, dass die Lebensmittel zu teuer sind – dabei sind nicht die Lebensmittel zu teuer, sondern unser Geld wird weniger wert. Wir schlittern auf eine ganz große Geldentwertung zu. Nicht das erste Mal - im vorigen Jahrhundert gab es mehrere. Also wer Geld hat, sollte sich noch schnell etwas Schönes anschaffen.

Das ganze Filmteam besteht, wie schon bei „We Feed the World – Essen Global“ aus zwei Personen, aus Lisa Ganser und mir. Ich halte mich durchaus für einen politischen Menschen, aber ich bin kein Fachmann für die Themen, über die ich Filme mache. Natürlich beschäftige ich mich sehr lange mit dem Thema, aber das Interessante ist eben, dass da kein Fachmann oder keine Fachfrau am Werke ist, denn das passiert ja ununterbrochen in den Medien. Gerade in den elektronischen Medien treten dieselben Menschen auf, die auch bei uns zu Wort kommen, nur sprechen sie da eine Sprache, die kein Mensch mehr verstehen kann. Da wird von Deregulieren gesprochen, von Liberalisieren, doch in Wirklichkeit wird unter diesem Deckmantel ausgebeutet, dass es nur so kracht. Das ist es, was mich interessiert: Erst haben wir dem Lebensmittelmarkt ein wenig unter den Rock geschaut, jetzt schauen wir dem Geldmarkt ein wenig unter den Rock. Niemand hat es gern, wenn man ihm unter den Rock schaut, aber das ist genau unsere Vorgehensweise. Unser Mittel ist der kindliche Blick. Wir stellen ganz einfache Fragen: Es hat noch nie so viel Geld gegeben wie jetzt, aber wo ist es? Es ist nicht da, aber wo ist es denn hin?

Mich interessieren keine kriminellen Sachen, sondern alles, was sich im legalen Rahmen abspielt. Das ist oft kriminell genug, aber in Wirklichkeit legal. Jersey z.B., eines von etwa 70 Steuerparadiesen auf der Welt, ist legal, das ist gemacht mit dem Wissen von Tony Blair und Frau Thatcher. Wir geben 70 Milliarden als Entwicklungshilfe nach Afrika und 110 Milliarden kommen als Zinsen zurück. Nur an Zinsen, nicht an Kapital, das kommt auch noch und die Waren, das Gold, die Baumwolle, die Hölzer, das Öl. Es gibt keinen Markt, es gibt nur Leute, die den Markt beherrschen wollen. Mich interessiert das System und das ist out of balance. Wir regen uns hier über Arbeitsplatzunsicherheiten auf und schimpfen auf die Konzerne, die Produktionsstätten verlagern. In Wirklichkeit sind es unsere Fonds, die nach Asien wandern und dort investieren.

Der amerikanische Dollar ist momentan die weltweite Leitwährung, bis zum Zweiten Weltkrieg war es das britische Pfund, weil das British Commonwealth international den größten Einfluss hatte. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben die Amerikaner das an sich gerissen und hatten eine Zeit lang die Goldbindung. Es glauben ja viele Leute, dass das Geld auch heute an das Gold gebunden ist. Doch das stimmt längst nicht mehr. 1973 hatte US-Präsident Richard Nixon Angst, dass gewisse Länder Amerikas Schulden, die durch die ungeheuren Kosten des Vietnamkrieges aufgelaufen waren, nun in Gold einfordern könnten. Die immensen Schulden waren längst nicht mehr durch Goldreserven gedeckt. Innerhalb ganz kurzer Zeit wurde die Währungsbindung von Gold auf Öl umgestellt. Öl ist der einzige Rohstoff, der ausschließlich mit Dollars zu erwerben ist. Wenn also hier zu Lande ein Ministerium Öl kaufen will, muss es zur Bank gehen und Dollars kaufen und kann damit das Öl bezahlen. Es gab einmal einen Saddam Hussein, der wollte mit dieser Praxis brechen und Öl für Euros und Yen und Rubel verkaufen. Und das war der wahre Grund – im Film wird das genau erklärt – warum es den Irakkrieg gab. Die USA sind die größte Wirtschaftsmacht der Welt, das einzige Empire, das es überhaupt noch gibt, und sind gleichzeitig die am meisten verschuldete Nation, die es gibt. Es ist ein riesiger fake und jetzt müssen das die Europäer und die Asiaten ausbaden, gerade jetzt wieder.

Die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts ist neben den Umweltproblemen ganz sicher die Verteilungsproblematik. Wenn die Ressourcen nicht gerechter – von gerecht ist überhaupt keine Rede – verteilt werden, wird’s riesige Probleme geben. Die Anzeichen sind da. Überall.

getkiss
schrieb am 16.11.2008, 01:33 Uhr (am 16.11.2008, 01:45 Uhr geändert).
Joachim schrieb: getkiss schrieb: Wer von den hier diskutierenden hat von der aktuellen Finanzkrise profitiert oder verloren?
Zum Vergleich:In diesem Jahr habe ich vom Gesamtkapital bis jetzt Verluste in der Größenordnung von ca. 12% realisiert; daneben gibt es noch beträchtliche, nicht realisierte Buchungsverluste, die ich auszusitzen hoffe.
Mal sehen, hat noch jemand praktische Erfahrung, oder wird ahnungslos über den Finanzmarkt diskutiert?


Was will uns getkiss denn damit sagen ?
Es erinnert mich an eine Sorte von Menschen, die jetzt auch verstärkt in Rumänien anzutreffen sind. Diese lassen bei Minusgraden ganz cool den Arm aus dem Autofenster baumeln, das man die Rolex besser sieht.
Das ist der Typ von Mensch, der einem mit Lichthupe bis auf die Stoßstange auffährt. Was ich bei meinem Vordermann auch tun könnte, ich aber nicht mache, weil es mir peinlich wäre, für einen rücksichtslosen Protz gehalten zu werden.
Auch könnte ich mich an der Ampel auf die linke Spur stellen und die meisten Anderen locker ausbeschleunigen. Ich tue es nicht, ich ordne mich rechts ein, auch wenn es ein wenig länger dauern sollte. Ich versuche Vorurteile abzubauen. Einige rücksichtslose Kollegen führen das mit Ihrem verhalten ad absurdum und die Anderen haben alle darunter zu leiden. Es wird halt versucht eigene Schwächen,
Minderwertigkeitskomplexe auf diese Art zu kompensieren. Man muß zeigen was man hat und wie wichtig man ist.


Lieber Joachim, ich kann Dich wegen Deiner Minderwertigkeitskomplexe nur bedauern, denn alles was du hier versuchst mir "auf die Kappe zu schreiben" stimmt einfach nicht. Ich werde mich auf diese Art von beleidigender Diskussion nicht mit Dir einlassen.

Joachim schrieb:
Zum Beispiel: in den 90ziger Jahren hatte sich durch viel Arbeit auf meinem Bankkonto ein nettes Guthaben angesammelt.
Sicherlich hat getkiss recht, wenn er sagt, das er sich mit Aktien besser auskennt als ich. Ich gönne es Ihm.


Ich habe nicht behauptet das ich mit Aktien besser auskenne als andere. Im Gegenteil, guck nochmal hin, habe ich über meine Verluste geschrieben. Und ich habe geschrieben das man über Sachen groß schreiben sollte wenn man etwas Ahnung hat und nicht wenn man Ahnungslos ist.
Joachim schrieb:
Meine Bank rannte mir die Tür ein, ich solle doch mein Geld gewinnbringend in Aktien anlegen, Sie würden sich darum kümmern und alles machen, weil ich ja durch meine Arbeit keine Zeit hatte. Die Idee fand ich gut,das mein Geld ohne Arbeit mehr würde.


Da siehste. Mir hat noch keine Bank die Tür eingerannt aus dem einfachen Grund, ich hatte nie soviel Geld das es sich für die Bank lohnte. Und ich fand die Idee, das mein Geld ohne Arbeit mehr würde, noch nie gut. Auch hatte ich bei bescheidener Bezahlung mein Leben lang gearbeitet, manchmal auch 12 Stunden am Tag. Da hatte ich auch keine Zeit für Aktien, erst als ich Rentner wurde.
Und da habe ich mein bisserl Geld nicht irgendeiner Bank anvertraut sondern mich selbst oft Stundenlang am Tag um die Dinger gekümmert.
Es ist die einzige Möglichkeit meine karge Rente halbwegs aufzubessern. Und in den guten Aktien-Zeiten 2005/2006 konnte ich mir eine 3-wöchige Reise in den Wüsten der USA genehmigen. Mit Rotel-Tours. Tagsüber im Bus gefahren, Morgens und Abends mit den anderen das Essen aufgetischt und das Geschirr erledigt, zu zweit in einer Kabine mit Querschnitt 1,20x0,80 m. in dem Anhänger mit dem Rest der 30 Insassen geschlafen....Das war mein "Luxus", aber es war ein Gewinn von "Miteinander was erleben, ohne Protzerei", nach 43 Jahren schuften.

Ansonsten finde ich Deine Karitative Tätigkeit höchst löblich. Dein Problem ist, Du meinst, bist dadurch was besseres als ich, der mit dergleichen Tätigkeiten sich auch voll beschäftigte, ohne groß darüber sich zu brüsten.

Alles klar?
lori
schrieb am 17.11.2008, 17:48 Uhr
Hallo Allerseits,

Kollege Getkiss,

ich mag es nicht, wenn ich aus dem Privatleben erzählen muss, aber Du hast dir eine Antwort redlich verdient(praktische Erfahrungen mit den Finanzmärkten). Ja, am Ende des vorigen Jahrhunderts war ich dabei, man nannte einen Teil der Wirtschaft plötzlich "new economy" und den dazugehörigen Markt, den "Neuen Markt"! Ich kann sagen es war ein gutes Gefühl am Morgen am Computer die Tasten zu bedienen und gegen Mittag um 200 DM "buchhalterisch reicher" zu sein! Vom Blutbad konnte ich mich dann später auch nicht retten! Wer war schuld? Natürlich ich.

Zum Thema: Kollege History, wenn ich mich nicht täusche, stammt von dir der kluge Satz, dass das Spiel "meine Experten gegen deine Experten" in Nichts führt(sinngemäss). (in einem viel "heiklerem" Thread)Genau, das wird hier wiederholt. Wenn der Kollege Joachim, Herrn Stieglitz zitiert, und meint damit ich sei einseitig informiert,irrt er gewaltig. Ich könnte andere Experten, die jetzt in der Tat in der Defensive sind, zitieren.(zB. Hans Werner Sinn, Olaf Henkel, Norbert Walter usw.)Im Übrigen, muss doch die Frage erlaubt sein, ob er als Weltbankpräsident dazu beigetragen hat, die Welt zu verbessern?
Ich versuche mich jedoch in Kostolanys Gedankengänge zu versetzen weil ich meine, dass seine über 60jährige Erfahrung an der Börse und den Finanzmärkten auch heute noch gültig ist. Seine Bücher sind zum Teil älter als 10 Jahre und trotzdem haben sie an Aktualität kaum etwas eingebüsst!(ZB. das Kapitel "Schuldenmanagement", stammt aus dem Jahre 1977, erschien als Kolumne im Wirtschaftsmagazin "Capital", ist aktueller den je, obwohl es den Ostblock nicht mehr gibt, oder das Kapitel "Anatomie einer Geldentwertung", oder "Dschungel oder Gefängnis?")

Kostolany war ein Verfechter des Kapitalismus`, aber er sprach sich gleichzeitig für einen starken Staat aus. Er verachtete die Volkswirte,(er nante sie Gladiatoren mit verbundenen Augen) weil er der Meinung war, dass diese immer nur die Hälfte des verfügbaren statistischen Materials(Handelsbilanz, Industrieproduktion, Arbeitsmarktdaten usw.) für ihre Prognosen(Weisheiten) benutzen. Im Laufe der Jahre setzte sich diese Erkenntnis auch bei mir durch, die Volkswirte möchte ich dennoch nicht verachten. Zwei Beispiele:

Die eine Patei, nennen wir sie Liberale(je nach Geschmack könnte man sie Marktliberale nennen, oder Marktradikale usw.)ist davon überzeugt, dass eine gute Witschaftpolitik(angebotsorientiert, Verzicht auf Lohnsteigerungen, Nachfrage des Staates zurückfahren, Gewerkschaften entmachten usw.)Wachstum und damit Arbeitsplätze schaffe, ergo den allgemeinen Wohlstand steigere. Wenn dieses jedoch nicht klappt, was machen sie dann? Sie schieben die "Fehler" auf die Politik. Denn: beweisen können sie gar nichts!

Die andere Partei nennen wir sie Interventionisten(sie fühlen sich Keynes verpflichtet und wollen in bestimmten Situationen, dass der Staat Konjunkturprogramme auferlegt,sie wollen, dass durch Massnahmen die Kaufkraft der Konsumenten gestärkt wird usw.)beschwören geradezu die Rolle des Staates! Die Liberalen reiben den Interventionisten die Charts der wirtschaftlichen Entwicklung vergangener Jahre gerne unter die Nase, mit der Begründung das Staatsinterventionen(Konjunkturprogramme) nichts aber auch gar nichts gebracht hätten. Was sagen die Interventionisten? Wenn es keine Interventionen gegeben hätte, wäre die eine oder andere Linie im Chart tiefer gerutscht! Beweise? Auch keine! Also, ich würde jedem raten, nicht immer nur die Argumentation wählen die seiner Ideologie passt. Soweit ich weiss, funktioniert die Marktwirtschaft(von mir aus Kapitalismus, ich mache da keine Unterschiede)in über 80 Länder der Welt, das sind etwas weniger als die Hälfte der Staatengemeinschaft. Alternativmodelle nach Marx, funktionieren m.E. nicht- ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.

Und nun zu einer ganz pragmatischen Seite der Finazkrise, die mich sehr ärgert,weil wenig darüber diskutiert wird. In den USA, haben viele Menschen(Stichwort, Pensionskassen) ihre Rentenanwartschaft verloren. In Deutschland ist man bestrebt, den Haushalt auszugleichen. Das heisst auf mittelfristig bis längere Sicht, weniger Bundesanleihen, die sowieso schon recht mager verzinst sind. Also bleibt nur noch der riskante Aktienmarkt übrig(mal von der Immobilie abgesehen)! Und niemand in diesem Land fühlt sich berufen die Riester- Rente neu zu überdenken(Es ist ja toll mit dem Staat schöne, einfach kalkulierbare, eher risikoarme Geschäfte zu machen). Entsteht da vielleicht die nächste Blase, mit dann eher deutschem Charakter?

Gruss
Lori
Elsi
schrieb am 17.11.2008, 20:48 Uhr
Das spätkapitalistische System ist nicht mehr als ein Zombie.
Das sind auch die vermeintlichen "Experten", die schon längst nicht mehr den Schlußgong gehört haben..., Automaten, die bloß noch funktionieren, weil jemand eine Münze reingeworfen hat.

In der spannenden Dokumentation "Let's make money", wird auch das Thema 'Baumwolle' aufgegriffen.
Wagenhuber zeigt Burkina Faso, welches(die weltweit qualitativ höchste, handgeerntete ) Baumwolle anbauen muss und dadurch seine sowieso kargen Sahel-Böden zerstört und nicht auf den grünen Zweig kommen kann, weil die USA seine Baumwolle mit 3-4 Mrd. Dollar jährlich subventioniert und dadurch inzwischen etwa 40% des Weltmarktes mit Dumpingpreisen erobert hat, welche bei weitem den gesamten Wert der exportierten Baumwolle überstiegen, und für die mehr Subventionen fließen als für Sojabohnen und Getreide generell.
Die Subventionen an die südlichen USA Baumwollproduzenten sind 3mal höher als die Entwicklungshilfe für Afrika insgesamt. Da jeder 5te Burkiner vom Baumwollanbau lebt, wirken sich die Dumpingpreise auf dem Weltmarkt verheerend aus. Der Preisverfall durch Subventionen führt dazu, dass kein Geld für den öffentlichen Sektor da ist, dafür Hunger, Hoffnungslosigkeit.. Die USA wurde 2004 von der WTO aufgefordert dies auch zu tun, jedoch tat sie… nichts… Als Brasilien (die auch Handelseinbußen zu verzeichnen hatten) bei der WTO nachhakte, drohte die USA mit Gegenmaßnahmen. Auch die EU (in Spanien und Griechenland), China und andere subventionieren den Anbau von Baumwolle. Studien zeigen, dass allein die EU-Subventionen für 38% der Einkommensversluste der Länder in West-und Zentralafrika verantwortlich sind. Die Baumwollkultur ist ökologisch problematisch, weil sie die Böden extrem auslaugt, der Einsatz von Pestiziden ist beträchtlich und sie braucht ziemlich viel Wasser. Unter dem ökologischen Deckmantel verlangen nun z.B. spanische Bauern weitere Subventionen des Baumwollanbaus für umweltverträglichen Anbau, obwohl die EU-Subventionen für Baumwolle weltweit die höchsten pro Pfund sind und ohnehin schon 7x höher sind als die für Getreide…
Trotzdem: Alles was diese bettelarmen afrikanischen Länder wollen(Burkina Faso, Tschad, Mali, Benin) ist ein Ende der Subventionen in den USA…



lori
schrieb am 17.11.2008, 23:53 Uhr
Hallo,

Ja, und es gibt viele andere Ungerechtigkeiten, subventionierte Milch(Milchpulver), Hühnerfleisch, kostenlose Hilfsgüter, die für die Entwicklung der Märkte eher hinderlich sind. Dadurch, dass du immer wieder dieselben Argumente in unterschiedlicher Verpackung bringst,(Südamerika, Peru,Du verteidigst ein Land, dass "vergessen" hat seine Kredite zurückzuzahlen.) trägt es nicht zur Lösung des Problems bei. Ist es nun besser oder schlechter, dass Robert Mugabe die Farmer verjagt hat?

Wenn ich nun eine Prognose für die nächsten Jahre wagen würde, wird es wahrscheinlich so sein, dass die Globalisierung sich weiter entwickelt, mit all ihren negativen Erscheinungen. Oder fallen wir in protektionistische Zeiten(Zölle, Devisenbeschränkungen,Beschränkung des Handels, Verbote von Leerverkäufen an der Börse usw!)zurück! Ob Letzteres besser ist?!

Gruss
Lori
seberg
schrieb am 18.11.2008, 00:24 Uhr
Weiter oben lese ich das Wort Blutbad in Zusammenhang mit Geldgeschäften: ich gehe doch richtig in der Annahme, dass es sich dabei um einen tragischen Massensuizid handelt von braven Anlegern, die nichts anderes wollten, als ihr bisschen Geld ganz legal für sich „arbeiten“ zu lassen, gleichsam ein bisschen Arbeitgeber spielen, und nach anfänglich lustvoll ergattertem Reibach sich ebenso lustig verzockt hatten?
lori
schrieb am 18.11.2008, 00:58 Uhr
Hallo,

dass es einen Massensuizid gegeben hat, ist mir nicht bekannt.Einzelfälle könnte es durchaus gegeben haben. Auf die Frage was er vom Neuen Markt erwarte antwortete Kostolany: "es wird ein Blutbad geben". Damit meinte er, dass dieser Markt zusammenbrechen würde und die Anleger viel Geld verlieren würden. Völlig recht hatte er, obwohl er den Untergang des Neuen Marktes nicht mehr erlebte, also keineswegs eine Ex- Post Betrachtung abgab, wie das heute einige tun(die Immobilienkrise in den USA war vorhersehbar)!

Gruss
Lori
seberg
schrieb am 18.11.2008, 01:25 Uhr (am 18.11.2008, 01:28 Uhr geändert).
Wenn mich nicht alles täuscht, kann man mit Kostolany-Sprüchen alles beweisen und rechtfertigen und genau so auch Gegenteil von allem - ganz ähnlich wie mit Bibel-Sprüchen:
"Geld will eine einzige Sache: mehr werden"
und:
"Die beste Investition ist die Investition in die Zukunft der Kinder"

Es suche sich also jeder nach Belieben etwas aus und zitiere Goethe: wer vieles bringt, wird manchem etwas bringen.
getkiss
schrieb am 18.11.2008, 14:08 Uhr (am 18.11.2008, 14:21 Uhr geändert).
seberg schrieb: Weiter oben lese ich das Wort Blutbad in Zusammenhang mit Geldgeschäften: ich gehe doch richtig in der Annahme, dass es sich dabei um einen tragischen Massensuizid handelt von braven Anlegern, die nichts anderes wollten, als ihr bisschen Geld ganz legal für sich „arbeiten“ zu lassen, gleichsam ein bisschen Arbeitgeber spielen, und nach anfänglich lustvoll ergattertem Reibach sich ebenso lustig verzockt hatten?
So weit ich weiss, gab es suizide nur 1928-33; Kosztolányi sprach doch nur bildlich.
Möglicherweise ist jetzt der Milliardär Herr Merckle, der Chef von Ratiofarm, mit schlimmen Gedanken beschäftigt, nachdem er hunderte Millionen durch die Volatilität von VW verloren hatte und ihm Illiquidität droht..auf fallende Kurse spekuliert, wobei VW dann fast 100% stieg...
Das heutige Handelsblatt schreibt:"Der Ulmer Unternehmer Adolf Merckle soll knapp eine Milliarde Euro mit Fehlspekulationen auf fallende VW-Kurse verloren haben. Der Kurseinbruch bei Heidelberg Cement erhöht den Druck auf den Ratiopharm-Eigner - nun hofft Merckle auf die Bundesregierung....die soll aber taube Ohren haben - m.E. zu recht.

Ce sa-i faci, ii plang de mila, dar de mine mi se rupe inima..(rum. Sprichwort,"was soll´s, ich weine aus Mitleid, aber wegen mir/meinem Leid bricht´s mir das Herz"). Die nächste "Krankenkassenreform" bringt mindestens 15% plus aus unseren Taschen, die Medikamentenpreise werden schon jetzt erhöht.

Was das verzocken betrifft, gibt´s doch Millionen Lottospieler jede Woche, die im Schnitt mindestens 50% Ihres Geldes an den Staat für "karitative Zwecke" verlieren, in der Hoffnung auf den Millionengewinn; denen weint auch niemand nach...und es lobt sie/sich auch keiner.

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