Die Mauer

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der Ijel
schrieb am 20.03.2009, 06:34 Uhr
Der Widersacher, das ist - aus anthroposophischer Sicht - die euphemistische Umschreinung-------Umschreibung
Don Carlos
schrieb am 20.03.2009, 13:00 Uhr
Kunst und Perlen entstehen manchmal durch Zufall, auch Perlen der Literatur, der Ijel!

Mein Tippfehler um Mitternacht führte zu einer irgendwo originellen Formulierung, die mir sonst nie eigefallen wäre:

Die "Umschreinung des Teufels"!

Wenn es uns gelänge, einen Schrein um den Teufel zu legen, dann wäre ja das "Böse in der Welt" endgültig gebannt!
Oder, der Ijel!

Ich freue mich, dass Sie mich auch sonst verstehen, über das Künstlerisch-Poetische hinaus auch im Politisch-Existentiellen.

Die Muschel nimmt zufällig ein Sandkorn auf und macht daraus eine Perle.

Der Dichter nimmt die Metapher auf - und macht daraus eine poetische Perle, ein Gedicht!

(Welches er nicht unbedingt den Säuen vorsetzen muss!)

Manchmal aber reibt sich an diesem Gedicht ein Schwein - "mit grunzendem Behagen"! (Vgl. dazu Lenaus Gedicht auf einen Rezensenten!)

Was wissen die Nichtkreativen vom Schmerz des Schaffenden, der nicht nur durch Zufall eine poetische "Perle" erzeugt, sondern ... durch der Stirne Fleiß, der Ijel!!!

Denn vor den Preis haben die Götter immer noch den Fleiß gesetzt!

Ich danke für die von Dir erbrachte Solidarität unter den Dichtern - und freue mich, wenn das eine oder andere Wort auch das eine oder andere Leserohr erreicht ....und wennn zur vernommenen Botschaft auch noch Glaube und Zuversicht hinzu kommen.
Carl Gibson
schully
schrieb am 20.03.2009, 17:35 Uhr
Don Carlos schrieb an Ijel: "Ich danke für die von Dir erbrachte Solidarität unter den Dichtern.."
da muß dem Ijel ja richtig das herz aufgeh`n!
servus
Anchen
schrieb am 20.03.2009, 18:45 Uhr
*OFF TOPIC*

Die Anthroposophen meinen aber auch:

Ohne Widersacher kann der Mensch nicht zur Freiheit gelangen.;-)
Don Carlos
schrieb am 20.03.2009, 19:08 Uhr
Rudolph Steiner überschrieb eines seiner wichtigsten Werke mit dem Titel "Philosophie der Freiheit".
Als idealistischer Eklektiker und Goethe-Deuter geht Steiner davon aus, dass es in unserer Macht steht, dem Bösen zu widersagen.
Das ist Freiheit!
Jesus Christus lehrte das ebenso.
Ich habe in meinen Buch viele Formen der Freiheit thematisiert, auch negative Formen von Freiheit - deshalb der Titel "Symphonie der Freiheit",
somit setze ich einen Ausdruck als geistige Konzeption ein, den - mehr oder weniger zufällig - der Heilige Vater Papst Benedikt XVI. in seiner Ansprache vom 20. Februar 2009 vor Priestern in Rom auch gebrauchte.

Viele Wege führen zur Wahrheit - doch alle sind Wege der Freiheit, die die Bedingung ist, aus der alles möglich wird.
Carl Gibson
der Ijel
schrieb am 21.03.2009, 08:17 Uhr (am 21.03.2009, 13:59 Uhr geändert).
Die "Umschreinung des Widersachers"!
Wenn es uns gelänge, einen Schrein um den zu legen, dann wäre ja das "Böse in der Welt" endgültig gebannt!
---auf den Gedanken wäre ich natürlich nicht gekommen--
es ist auch nicht zu spassen mit dem.
---------
"Sag an, wo ist dein Kämmerlein?
------
"Weit, weit von hier! - - Still, kühl und klein! - -
Sechs Bretter und zwei Brettchen!" -
Teilzitat aus G.A.Bürgers -Lenore-

@Anchen: Ohne Widersacher kann der Mensch nicht zur Freiheit gelangen
und du glaubst das ???
The history of Igor
schrieb am 21.03.2009, 11:05 Uhr
Anchen, da ist sogar was dran. Freiheit ist nicht einfach Grenzenlosigkeit, sondern die Moeglichkeit sich im Gegensatz zu einem A/anderen zu positionieren.
seberg
schrieb am 21.03.2009, 22:33 Uhr (am 21.03.2009, 22:34 Uhr geändert).
Spannend zu lesen, wie sich im Laufe der Zeit die Vortsellung von Freiheit offenbar gewandelt hat im Zuge der veränderten Vorstellung vom Widersacher auf der anderen Seite der "Mauer": Nämlich ob man meint, in ihm den eindeutig Bösen erkennen zu können – oder aber bescheidener ihn zunächst einfach als den Anderen sieht.

Dem eindeutig Bösen konnte man noch heldenhaft „widersagen“, ihn bekämpfen und vernichten, so war die Welt dann scheinbar wieder in Ordnung. Viel schwieriger und „heldenhafter“ ist es aber wohl, den als (vieldeutig) Anderen erkannten Widersacher durch eigene Gegenposition zwar klar von sich abzugrenzen – dann aber mühsam sich mit ihm friedlich auseinanderzusetzen, ohne ihn zu ver-teufeln…

Ist diese Veränderung des Freiheitsbegriffs nun eine Ergebnis des vielbeklagten Relativismus?

...Waren das noch Zeiten, als man als Christ noch voller Inbrunst ausrufen konnte: „Ich widersage dir, Satan…!“ (ich hatte richtig Mühe, das Wort ‚widersagen’ im Wörterbuch zu finden).

…und wenn man bedenkt, dass die Zigeuner auch noch „schwarz“ sind wie der Satan!
Don Carlos
schrieb am 21.03.2009, 22:49 Uhr
Auf der Suche nach der Wurzel des Bösen wurden die "Zigeuner" oft dämonisiert, im frühen Christentum zu Zeit der Katharer-Ausrottungskriege des Papstttums in der Provence, damals als Glauben bedeutete, den Zweifelnden erschlagen.
(Nachzulesen in : Nikolaus Lenau: Die Albigenser. Freie Dichtungen.)
Dort auch ein Gedicht zur Zigeuner-Stigmatisierung.
Die Zigeuner sollen mach alter Überlieferung (Irrglaube)die Nägel geliefert haben, mit welchen Christus an das Kreuz geschlagen wurde.

Das Anderssein der Zigeuner (Tätowierungen, Schmuck, exotische Farben aus Hinterindien etc.) führte zu ihrer Ausgrenzung seit der frühern Pestzeit in Europa - wo man in den Andersgäubigen und Minderheiten ( namentlich auch der Juden) Sündenböcke suchte und fand.

Deshalb gab es im christlichen Abendland immer wieder Pogrome gegen Juden und Zigeuner.
Carl Gibson.
pedimed
schrieb am 22.03.2009, 01:19 Uhr (am 22.03.2009, 01:32 Uhr geändert).
Was nicht in unserem Terminkalender auftauchte, war die Arte-Sendung vom 21.03.-23h25 über die Zigeuner der Slowakei in der Zeit des Nachkommunismus. Sehr interessanter Beitrag für 1-1/2 Stunden. Da sah man aber, dass dort ein Mediascher Bäcker namens Theil nicht vorhanden war und daher die Zig sich nicht in die Arbeit integrieren ließen. Es wäre schön, wenn die Slowakei sich an dessen Ideen orientieren würde und ihre Zig in ein geordnetes Dasein einsteigen liesse. Vielleicht gibt es jemanden mit Verbindungen zur EU, der diese Anregung an Brüssel/Straßburg weitergibt. Die Zig dort hätten es wirklich sehr nötig. Daher waren vor drei Jahren Eingrenzungen dort an die Öffentlichkeit gelangt, die sich bis heute nicht abschaffen ließen. nfU mfG
Anchen
schrieb am 24.03.2009, 08:54 Uhr
Kurz zwei links:

http://www.taz.de/1/leben/alltag/artikel/1/eine-zigeuner-rhapsodie/?src=SE&cHash=3e0d55d18b

http://deutsch.respekt.cz/Grausame-Slowakei.html

Bin 1993 in der Slowakei gewesen. Damals strahlte das Land eine sonderbare Tristesse aus. Mag auch an der Siedlungsplanung dort liegen. Jeder etwas größere Ort hat dort eine Plattenbausiedlung, die förmlich in die Landschaft reinplaniert wurde. Die alten Ortsteile waren zum großen Teil unbewohnt und runtergekommen. Es gab auch viele ausgestorbene Dörfer. Manche erinnerten von ihrer Anlage an die sächsischen und siebenbürgischen Dörfer, nur hier waren die Häuser zum Teil jahrzehntelang nicht bewohnt.
Die "neuen" Orte waren die Plattensiedlungen und grämliche Einfamilienhäuser. Die Landwirtschaft war oder ist großagrarisch aufgebaut. Flächen die nicht lohnend waren, wurden einfach nicht bebaut.
Die Roma leben am Rande, zum Teil in diesen Plattensiedlungen.
Mein Eindruck war damals, dass in diesem Land ständig ein kalter Wind geblasen hat, die Wärme hat gefehlt, es war Sommer.
Anchen
schrieb am 27.03.2009, 23:28 Uhr
In der Zeit des "sowohl als auch" kann man wohl sagen, dass es kein absolut Böses und absolut Gutes gibt - obwohl Freiheit schon immer relativ war, sie wird nur immer individueller ;-), die Freiheit die Gesetze des eigenen Handels zu erkennen. *seufzel*

dann ist man frei sich "verführen" zu lassen vom Leichten und vom Schweren oder nicht;-)

Der Individualismus kann auch die Tendenz zu Egoismus, Einseitigkeit, Lieblosigkeit, Krankheit und Intoleranz haben. Und nu.....?
Don Carlos
schrieb am 28.03.2009, 10:57 Uhr
William Totok, regimekritischer Dissident in der Ceausescu-Diktatur, seinerzeit (1975) für das Verfassen und in den Westen schicken von "Poesie" verfolgt und zu 8 Monaten Gefängnishaft verurteilt, heute immer noch als kritischer Journalist unterwegs (HJS), (RFE) und profunder Rumänien-Kenner hat in der "taz" aus Berlin einen Artikel zur Hetzkampagne gegen die Roma in Rumänien veröffentlicht.

Ich zitiere:

Kampagne in Rumänien
"Zigeuner" statt "Roma"
Eine Kampagne in Rumänien fordert, die Roma nur noch "Zigeuner" zu nennen. Angeblich werde sonst das Image des Landes besudelt. Stammtische sind von dem Vorschlag begeistert. VON WILLIAM TOTOK


Von rechten Rumänen scharf angefeindet: Roma in Bukarest. Foto: dpa

Foto: dpa

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BERLIN taz Vor einigen Tagen veröffentlichte die Bukarester Zeitung Jurnalul National den Vorschlag, im öffentlichen Sprachgebrauch nur noch den Begriff Zigeuner zu benutzen und auf die Bezeichnung Roma gänzlich zu verzichten. Die Anregung löste erwartungsgemäß einen Beifallssturm aus. Der virtuelle Stammtisch schwärmte von diesem Vorstoß und lobte die Zeitungsmacher im Internet als ausgesprochen mutig, pro-rumänisch und patriotisch.

Die Zeitung begründete ihren Vorschlag mit dem Hinweis, im Ausland verwechsele man Rumänen mit Roma. Diese Verwechslung, hieß es weiter, komme wegen der ähnlich klingenden Bezeichnungen zustande und füge dem Ansehen der Rumänen in der Welt einen ungeheuren Schaden zu. Sie besudele zudem das Image des Landes.

Ausgangspunkt für die jüngste Umbenennungskampagne waren einige kriminelle Vorkommnisse in Italien, in die rumänische Staatsbürger verwickelt waren, die angeblich der Romaminderheit angehören. In Hunderten Leserzuschriften, die das Blatt auf seiner Internetseite veröffentlichte, aber auch in mehreren rechtsradikalen Blogs äußerten die Befürworter der Umbenennung die Meinung, die Italiener glaubten, Rumänien sei ausschließlich von Roma besiedelt. Dieser Zustand müsse beendet und der internationalen Öffentlichkeit gezeigt werden, dass die Rumänen eigentlich Nachkommen der Römer seien und überhaupt nichts mit den im Mittelalter aus Indien eingewanderten Zigeunern zu tun hätten.
Als diesen nach dem Untergang des kommunistischen Regimes 1990 offiziell der Status einer nationalen Minderheit zuerkannt worden war, hätten sie absichtlich die Volksbezeichnung Roma durchgesetzt, um die Unterschiede zwischen Zigeunern und Rumänen zu verwischen.

Diese Debatte ist nicht neu. Und auch der Widerstand rumänischer Nationalisten gegen die Bezeichnung Roma tobt seit fast zwanzig Jahren. Nachdem Bukarest dem Druck europäischer Gremien nachgegeben und versprochen hatte, die diskriminierende Bezeichnung "Zigeuner" aus dem offiziellen Sprachgebrauch zu tilgen und durch den von der Minderheit vorgeschlagenen Namen Roma zu ersetzen, gingen die völkischen Puristen auf die Barrikaden. Mit dem Argument, jegliche Verwechslung - auch orthographischer Art - zwischen Roma und Rumänen unterbinden zu wollen, setzten sie sich letztendlich durch. Ihr Vorschlag, das Wort Roma mit zwei "Rr" (Rroma) zu schreiben, wurde dankend angenommen. Mit der Wiedereinführung der Bezeichnung "Zigeuner" soll nun auch dem Spuk dieses linguistischen Monsters ein Ende bereitet werden.

Ausgerechnet Silviu Prigoana, ein Abgeordneter der dem Staatspräsidenten nahestehenden Liberaldemokratischen Partei (PDL), erklärte, die Kampagne der Zeitung aktiv unterstützen zu wollen. Der Medienmogul und Parlamentarier kündigte am 18. März an, einen Gesetzesentwurf vorzubereiten, der die Abschaffung des Begriffs Roma vorsieht. Dies auch deshalb, weil dieser, wie er sich ausdrückte, "schlecht klinge". Alexandru Florian, der Geschäftsführer des "Elie Wiesel-Instituts zur Erforschung des rumänischen Holocaust", betrachtet diese Kampagne mit großer Skepsis und sieht darin einen "rassistischen Ansatz". "Diese Kampagne", erklärte er gegenüber der taz, "ist undemokratisch, diskriminierend und unrealistisch. Die Initiative erinnert an die Periode des Holocaust, dem einzigen Zeitabschnitt aus der modernen Geschichte der Menschheit, als faschistische Regime aufgrund von religiösen und rassischen Merkmalen gesetzlich bindende Hierarchien entwarfen, um Menschen in gute und schlechte, in nützliche und unnütze Geschöpfe einzuteilen." William Totok

Weiter oben habe ich die Thematik mit ähnlichen Worten angesproche - und noch differenzierter in Band zwei meiner Erinnerungen.
Dier zur Versachlichung der Diskussion um konkrete "Mauern" am Anfang des 21. Jahrhunderts nach den Erfahrungen von rotem und braunem Totalitarismus.
Carl Gibson.



Knobler
schrieb am 28.03.2009, 14:26 Uhr
Die Deutsche Bischofskonferenz betont, die vom Vatikan benutzte Bezeichnung "Zigeuner" werde weltweit als Oberbegriff für verschiedene Volksstämme verwendet. Einige dieser Stämme nutzten den Begriff auch als Eigenbezeichnung und lehnen für sich den Begriff „Sinti und Roma“ ab. Für den Zentralrat der deutscher Sinti und Roma ist er diffamierend. Die Vorsitzende der Sinti- Allianz, Natascha Winter, spricht sich für die Bezeichnung Zigeuner für alle dem Ausrottungsversuch der Nazis zum Opfer gefallenen Zigeunervölker aus. Zudem habe der Zentralrat bisher keine demokratische Legitimation nachgewiesen.
Don Carlos
schrieb am 28.03.2009, 14:58 Uhr
Die Bezeichnung "Zigeuner" ist historischer Natur. Wenn Nikolaus Lenau seine "Drei Zigeuner" oder andere Zigeuner-Gedichte niederschreibt,dann geht es ihm nicht um Diffamierung, sondern um die Verteidigung einer im Abendland diskriminierten Minderheit.
Lenau hat die Rechte der "Zigeuner" ebenso verteitigt wie jene der Juden und der Indianer Nordamerikas - als früher Streiter für Menschenrechte in Europa.
Wenn Brahms, Liszt, Bartok, Sarasate etc. Zigeuner-Lieder sammeln und komponieren, dann diskriminieren sie diese Minderheit nicht, sondern sie werten sie auf, indem sie ihre Kultur und Musik als "wertvoll" und inspirierend darstellen.

Einige "Zigeuner"-Stämme von etwa 50-60 Stämmen auf der Welt, wollen in der Tat nur mit "Zigeuner" angesprochen werden.
Sie legen Wert auf diese Identitäts-Bezeichnung!
Das ist zu respektieren.
Der Begriff" Rom" , im Plural "Roma" ist relativ neu im Osten Europas und erst seit der Zeit nach Ceausescu auf dem Vormarsch.
Die Kommunisten sprachen nur von den "Anderen" - "Altii" - das war ein tabuisierter und zugleich euphemistischer Begriff für alle Stämme der Zigeuner Rumäniens.

Wie wäre es mit einer großen "Zigeuner-", "Roma-" und "Sinti-Konferenz"?

Die EU muss Lösungen finden für die nach meiner Einschätzung vielleicht 5-8 Millionen Menschen dieser Herkunft - Das ist, völkerrechtlich betrachtet, ein Volk ohne Staat in der Diaspora; und das sind Menschen, die in Zukunft nicht gegen die Gast-Völker existieren können, sondern nur mit ihnen, ganz egal ob als Zigeuner, Roma in Serbien, in der Slowakei, Ungarn oder Rumänien - oder als Sinti in Westeuropa.
Carl Gibson

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