Klaus Johannis-Ministerpraesident Rumaeniens?

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dracula
schrieb am 07.12.2009, 09:00 Uhr
Und schon sieht alles ganz anders aus, man erinnere sich an 2004: BEC(Zentrale Wahlbehörde) um 8:00 Uhr - Traian Basescu 50,43%, Mircea Geoana 49,57 (Auszählung von 95% der Stimmen)

Johannis schliesst aus, unter Traian Basescu das Amt des Ministerpräsidenten zu übernehmen... (Interview von Realitatea nach Bekanntgabe der Ergebnisse durch das BEC)

Hätte vielleicht ein kluger Schachzug von Basescu sein können, jetzt doch Johannis vorzuschlagen... Man darf gespannt sein wie das Endergebnis sein wird und wie es weitergeht.
B13
schrieb am 07.12.2009, 12:23 Uhr
Bedenklich genug, dass Herr Johannis unter einem Mircea Geaonă das Amt des Ministerpräsidenten angenommen hätte ... Was bedeutet das „realpolitisch“?
lori
schrieb am 07.12.2009, 18:12 Uhr
Hallo Allerseits,

Eure Analysen gefallen mir sehr gut. Eines dürft ihr jedoch nicht vergessen: käme der liebe Gott vom Himmel herunter wäre er mit der Führung Rumäniens überfordert!

servus
B13
schrieb am 07.12.2009, 18:37 Uhr (am 07.12.2009, 18:38 Uhr geändert).
Eine „stabile Regierung“ (die Bedingung für die „angedrohten“ Finanzhilfen der Weltbank, des IWF und der Europäischen Union) sehe ich genauso wenig, wie vor diesen Präsidentschaftswahlen in Rumänien.

Daraus folgt meiner Meinung nach ein direktes Schlittern in den Staatsbankrott. Damit muss jedenfalls gerechnet werden.

Was geschieht aber nach einem solchen Staatsbankrott? Ist dergleichen in der EU überhaupt vorgesehen? Stellt Brüssel dann in Bukarest eine kommissarische „stabile Regierung“?

Oder sieht jemand Perspektiven für eine politische Stabilisierung Rumäniens aus eigener Kraft?
lori
schrieb am 07.12.2009, 19:00 Uhr
Hallo Allerseits,

Kollege B13

wenn ich in 20 Jahren Politikbeobachtung, über Ro etwas gelernt habe, dann das hier: in Ro geht es immer weiter, über das "Wie" halte ich mal inne und sage nichts! Aber von Instabilität zu sprechen ist eine doch sehr westliche Sicht der Dinge, in Ro sieht man das ganz anders, wie heisst es dort so schön:"pleacă ai noştri, vin ai noştri" (unsere gehen, unsere kommen). Das ist ein Satz der 20 Jahre lang,an Geltung überhaupt nichts verloren hat.

Gruss
Lori
pavel_chinezul
schrieb am 07.12.2009, 19:14 Uhr
Hallo B13

Ich würde die Lage nicht so schwarz sehen. Italien hat seit 1945 min. 62 Regierungen gehabt, also im Schnitt fast jedes Jahr eine neue Regierung und deren Staat ist trotzdem noch wohlauf, im welchen Zustand auch immer. Warum sollte es in Rumänien schief laufen, wo die politischen Zustände doch besser als auf dem Stiefel sind? Außerdem kann ein Staat nicht bankrott werden, dafür besitzt er einfach zu viel oder kann im Notfall alles verstaatlichen.
B13
schrieb am 07.12.2009, 19:40 Uhr
an Pavel Chinezul:


Als Interrimsregierung mit halbjähriger Verfallszeit wäre ein Regierung „Geoana, Johannis & Co“ dann vermutlich doch nicht das Schlechteste gewesen, oder?

Verstaatlichung sieht die EU bislang nicht vor. Aber in Rumänien hat man so gute Erfahrungen damit gemacht, dass auch dieses Mittel bestimmt schon erwogen wird.

So betrachtet, würde man die Angelegenheit auch nicht schwarz, sondern rot sehen. Rosarot, womöglich.
Knobler
schrieb am 07.12.2009, 20:27 Uhr
Pave_ chinezul meint:

„Außerdem kann ein Staat nicht bankrott werden, dafür besitzt er einfach zu viel oder kann im Notfall alles verstaatlichen“

In Deutschland hatten wir im letzten Jahrhundert schon zweimal einen Staatsbankrott, und jedes mal verbunden mit sozialen Katastrophen.
Über den Staatsbankrott in Deutschland wird so gerne gesprochen wie über den Tod im Haus eines Krebskranken. Es gibt jedoch zweierlei Arten von Staatsbankrott, den schleichenden Bankrott wie nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland, und den plötzlichen Staatsbankrott wie 1949, der in den Schulbüchern schamhaft "Währungsreform" genannt wird.
Als ich zum ersten mal hörte, dass Klaus Johannis Ministerpräsident werden könnte, fiel mir der alte Schlager mit dem Titel: „Warum bist du Dussel nicht im Dorf geblieben „ ein. Wobei ich Herrn Johannis nicht als Dussel bezeichnen möchte, dazu habe ich viel zu viel Hochachtung vor seinen Leistungen in Hermannstadt. Was ihn dazu verleitet hat, eventuell in das Wespennest Bukarest zu gehen, ist mir schleierhaft. Aber das hat sich nach seinen Worten ja nun erledigt.
lori
schrieb am 07.12.2009, 20:53 Uhr
Hallo Allerseits,

die PSD will die Wahl anfechten unter anderem wegen Stimmenklau! Es ist bekannt, dass man in Ro eine Stimme um ein paar Kartoffeln kaufen kann, aber dass gerade die Partei die dies m.E. am besten praktiziert sich jetzt beschwert, ist ein Treppenwitz der Geschichte.

Gruss
Lorant
Misch 39
schrieb am 07.12.2009, 21:21 Uhr
Da die PNL (Antonescu) und PSD (Geoana) auch weiterhin erklären, sie werden keine Koalition mit der PDL eingehen, wird Basescu dem Parlament einen Kandidaten als Ministerpräsident einer Minderheitsregierung vorschlagen (er kann dies zweimal versuchen). Wenn diese vorgeschlagenen Kandidaten wieder vom Parlament abgelehnt werden, bleibt ihm nichts anderes übrig als das Parlament aufzulösen und Neuwahlen auszuschreiben. Das wäre eine Verlängerung der politischen Krise, die die wirtschaftliche Krise nur noch verschärfen würde.
schully
schrieb am 07.12.2009, 21:36 Uhr
der rumänische staat hat große schon jetzt probleme, seine bediensteten zu bezahlen. deshalb hat er sie ja alle in den monaten November und Dezember für je vier tage freigestellt, ohne bezahlung, selbstverständlich. da fällt das traditionell reiche weihnachts- und neujahrsmenü für viele rumänen heuer wohl ein bisschen bescheidener aus (oder die sarmale dünner).
am allerwenigsten konnte das land dieses enge ergebnis brauchen. die krise wird dadurch nur weiter verlängert und vertieft. bei einer niederlage 49,66 zu 50,33 ist es aber meiner meinung nach die pflicht eines jeden politikers, eine nachzählung der stimmen zu erreichen.
die einzige position, in der Iohannis dem land als parteiloser wirklich helfen könnte, ist für mich die des präsidenten. für die nächsten fünf jahre ist die aber leider besetzt. ich glaube, diese fünf jahre werden sehr schwer für Rumänien. und an deren ende wird die zeit für
einen "messias" reif sein. wenn er so lange durchhält und national positiv im gespräch bleibt.
hoffentlich täusche ich mich.
servus
pavel_chinezul
schrieb am 08.12.2009, 07:53 Uhr (am 08.12.2009, 08:02 Uhr geändert).
Das sagen die Wirtschaftsexperten zum Thema Staatsbankrott

"Staatsbankrott: Wenn Länder pleite gehen" Artikel vom 15.04.2009 aus Die Presse.com

Definition: Staatsbankrott

Staatsbankrott bedeutet, dass ein Staat seine Zahlungsverpflichtungen zumindest teilweise nicht mehr erfüllen kann. Mit dieser Definition arbeiten Ratingagenturen. Es gibt aber keine internationale Institution, die einen Staat offiziell gültig für bankrott erklärt.

"Kann ein Staat pleite gehen?" aus 20 Minuten Online, Teil Wirtschaft und Börse vom 01.10.2008

"...Eigentlich nicht. Als etwa Argentinien 2002 Staatsanleihen nicht mehr bediente, sei dies ein «politischer Konkurs» gewesen und kein wirtschaftlicher. Auch in der Weltwirtschaftskrise Ende der 20er- Jahre sei es im von den Reparationszahlungen bereits hoch verschuldeten Deutschland eine politische Entscheidung gewesen, den Schuldendienst einzustellen..."

Norbert Walter Chefvolkswirt der Deutschen Bank am 08.12.2009 in der Welt Online zum Thema "Kann ein Staat bankrott gehen?"

"...Mir wird allzu leichtfertig mit dem Begriff des "Staatsbankrotts" umgegangen. Kaum einer sagt präzise, was damit gemeint sein könnte. Offenkundig suggeriert der Begriff zunächst die Zahlungsunfähigkeit eines Staates. Doch ist ein Staat wirklich in der Lage, pleitezugehen? Ist ein Staat - wie ein Unternehmer, der Insolvenz anmelden muss, wenn seine Bonität schwindet und er nicht mehr an frisches Eigenkapital gelangt - eine Einheit, die wie ein Markenname dann einfach verschwindet? Wohl kaum. Ein Staat wird nicht von der Landkarte verschwinden können. Weder wird die Landkarte zum weißen Fleck, noch werden andere, reichere Länder den Staat übernehmen. Es muss einem klar sein, dass die Marken "USA", "Deutschland", "Ungarn" und andere nicht zu den Opfern dieser Krise gehören werden wie etwa "Schiesser" oder "Märklin"..."


B13
schrieb am 08.12.2009, 11:45 Uhr (am 08.12.2009, 12:03 Uhr geändert).
Die folgenden Worte hat meine Frau via E-Mail gestern von einer Freundin aus Rumänien erhalten. Meine Frau bittet mich, sie mit veränderten Absender- und Adressatennamen hier zu veröffentlichen:

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„Draga Andrea,

06 decembrie 2009 a fost o zi extreme de importantă pentru viaţa românilor. După 20 de ani de la Revoluţie am fost într-o zi care marcă pentru 5 ani viaţa românilor, mi-a fost teamă din nou, mi-a fost teamă pentru democraţia României.

Este trist că democraţia României a ajuns să fie ameninţată de mogulii îmbogăţiţi de Iliescu şi sistemul lui, este trist că încă o mare parte din populaţie se lasă manipulată de mass-media.

Imaginea trebuie să ne-o creem în funcţie de observaţii proprii nu impuse de diverse posturi de televiziune. Cu toată manipularea în urma dezbateriilor am simtit că majoritatea românilor vor vota cu Băsescu.

Dumnezeu nu a ţinut cu mincinoşii şi demagogii şi ieri seara l-a trimis pe Moş Nicolae în România cu un dar frumos... TRAIAN BĂSESCU preşedinte.

Ce cadou am vrut noi de la moşu?? ... Simplu ... TRAIAN BĂSESCU preşedinte.

Cu drag,
Mihaela“

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Diesen Beitrag habe ich hier eingebracht, weil die bislang unausgesprochenen Fragen in der Schwebe stehen: Weshalb lässt sich „unser redlicher Klaus Johannis“ mit den Iliescu-Mogulen ein? Warum wird er von den erklärtermaßen demokratischen Kräften* Rumäniens gemieden?

* Es ist leider wahr: Mehr als wohlmeinende Worte haben die demokratischen Hoffnungsträger Rumäniens bislang auch nicht vorweisen können. Nun haben sie fünf Jahre Zeit und müssen zeigen, dass sie nicht nur heiße Luft produzieren können.
Joachim
schrieb am 08.12.2009, 12:01 Uhr
Übrigens zahlen wir nächstes Jahr die letzte Rate unserer Kriegsschuld vom ersten Weltkrieg in Höhe von 56 Millionen Euro zurück. Damit sind dann alle Schulden aus dem ersten Weltkrieg getilgt.
bankban
schrieb am 08.12.2009, 12:38 Uhr
Hast du da nicht etwas durcheinandergebracht, Joachim?

Guckst du:
"In zwei Gutachten vom Herbst 1931, dem Layton-Bericht und dem Beneduce-Bericht, wurde die Zahlungsunfähigkeit Deutschlands nach dem Ende des Hoover-Moratoriums von internationalen Finanzexperten bescheinigt. Diese Berichte waren die Grundlage für die Konferenz von Lausanne im Sommer 1932, die die deutschen Reparationsverpflichtungen gegen eine Restzahlung von drei Milliarden Goldmark (in Devisen) aufhob. Das Deutsche Reich übergab der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel Schuldverschreibungen in dieser Höhe, die innerhalb von 15 Jahren als Anleihe auf den Markt gebracht werden oder, falls das nicht gelinge, vernichtet werden sollten. [...]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde im Londoner Schuldenabkommen die Rückzahlung der privaten deutschen Auslandsverschuldung geregelt. Dazu gehörte auch ein Teil der Reparationen, die 1930 auf Anleihenbasis vorfinanziert und damit in Privatschulden umgewandelt worden waren. Ihre Höhe wurde halbiert. Bis etwa 1983 zahlte die Bundesrepublik 14 Mrd. DM Schulden zurück. Allerdings wurden Zinsen in Höhe von 251 Millionen Mark aus den Jahren 1945 bis 1952 bis zur Wiedervereinigung Deutschlands ausgesetzt und schließlich im Jahre 1990 fällig. Die Bundesregierung gab darauf Fundierungsanleihen aus, die bis 2010[5] aus dem Bundeshaushalt getilgt werden. Tilgung und Zinsen betragen pro Jahr etwa fünf Millionen Euro."

http://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Reparationen_nach_dem_Ersten_Weltkrieg

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