Zukunft und Perspektiven der Deutschen Minderheit in Rumänien

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joyflight
schrieb am 26.11.2009, 21:10 Uhr
pedimed, dazu 2 beispiele aus meiner brandaktuellen praxis:

1. treffen sich 2 deutsche auswanderer auf rhodos: sie sprechen englisch miteinander - später griechisch. nach langer zeit mal zufällig deutsch, aber nur zufällig, weil mal ein gespräch auch über auswanderungsland kam

2. 50% meiner bekannten, die mir jetzt spontan einfallen, und die genau wie von dir geschildert, "zur allgemeinen bereicherung dieser welt" beruflich genau in rumänien gelandet sind, sind in bukarest - die anderen 50% in pitesti

=> frage: wo siehst du jetzt aufgrund dieser möglichkeiten genau den erhalt des deutschtums, oder den fortbestand des deutschen volkes aufgrund dieser beiden beispiele?
(ich weiss, in bukarest gibt es eine deutsche gemeinde der evangelischen kirche .. aber sei jetzt mal nicht pingelich, geh einfach ernsthaft in dich rein und antworte ehrlich)
pedimed
schrieb am 27.11.2009, 02:32 Uhr
Bukarest ist schon seit dem rumänischen Königshaus der Hohenzollern schon deutsch (auch mit vielen damaligen Reichsdeutschen) besiedelt gewesen. In der Walachei gab es auch schon einen von Sbb besiedelten Ort deutsch Langenau.Aber es war meine Meinung, daß sich etliche von hier in den dortigen Industriestädten niederlassen. Nicht vergessen in Mediasch gab es 11 Großbetriebe und die waren teilweise von Reichsdeutschen mit begründet worden, zB Westen-Email. Auch gibt es manche, die kleine Firmen in SBB in Betrieb nehmen, Handwerker zum Beispiel!
Paul Kaizer
schrieb am 27.11.2009, 10:39 Uhr
Thema

"Zukunft und Perspektiven der Deutschen Minderheit in Rumänien"

3.1.: Imigrantenbüro/Zuzugsbüro

persönliche Vorbemerkungen:
a) Laut der Zeitung "Die Zeit" Ausgabe 06/2007 wandern jährlich ca. 300 Personen aus dem deutschsprachigen Raum nach Rumänien ein! d.h. 2007/2008/2009 sind in der Summe statistisch schon mal 1.000 Menschen. = dies ist ein Fakt

b) in einem Beitrag wurde geschrieben, wenn man sich isoliert erhält man, rein wissenschaftlich, ok, und genau dies Gefühl überkommt mich häufig wenn ich mich in Siebenbürgen aufhalte, jeder deutschsprachige im Ort ist nett und zuvorkommend zu mir, keine Frage, aber immer habe ich das Gefühl das man nur darauf abwartet, das man besagten, besuchten Ort bitte auch wieder verlassen sollte!
Ich kann diese häufig bemerkte Einstellung sogar verstehen, in den besagten Orten war man unter sich, kommen fremde, dann kommen auch die Probleme. Und hier sind nicht nur die Tataren und Osmanen als Fremde gemeint, nein auch Deutsche, anschließend rekrutierten Sie, bevorzugt die Deutschen aus dem Raum Siebenbürgen, nach einer Ausbildung im Heer in die damals an der Deutschen Seite stehenden rumänischen Armee. Viel sind gefallen. Dann kurz vor Kriegsende kamen die Russen, wieder Fremde, was geschah, man verschleppte wieder die Deutschen, wieder verstarben viele. Nun 60 Jahre danach, kommen wieder Fremde, darunter auch wieder deutschsprachige, also kommen auch wieder Probleme, oder?
Häufig zu hören war bzw. ist, und die wollen uns hier erzählen wie alles gehen soll, die brauchen wir nicht!

Brauchen wir nicht?

Wirklich nicht?


Imigrantenbüro/Zuzugsbüro:

Ich weiß es nicht wie es den anderen ca. 1.000 Imigranten erging, mir erging es so, ich befrug sämtliche rumänische Konsulatre zuvor in Deutschland, Resultat, keine einzigste klare Antwort auf meine Fragen. Hier in Rumänien angekommen, keine einzigste Institution die helfen konnte. Also kommplett auf sich selbst gestellt, die rumänischen beamten haben mich ausgelacht, gefragt haben Sie mich, was will denn ein Deutscher hier in Rumänien usw., usw..

Wie wir wissen sind es ca. 300 menschen die nach Rumänien einwandern, die Zahl der Einwanderungswilligen ist bestimmt höher, aber diese werden demotiviert.

Daher mein konkreter Vorschlag:

Schafft bitte ein kompetentes Team die eine Art Katalog erarbeitet, in diesem sollte beinhaltet sein, sämtliche Anschriften aller Ausländerpolizeistellen in Rumänien, mit allen Hinweisen welches Papier für was ausgefüllt werden muß. Auch sollte für jeden nur erdenklichen Ort eine Ansprechperson benannt sein bei der man sich Rat vor Ort holen kann, etwa wegen der Sprachhürte oder der Behördenkultur hier in RO.
Das Büro sollte auch jeder Ausländerpolizeistation, Material überlassen, was betroffenen Einwandereren ausgehändigt werden kann und damit helfen sollte.
Auch sollte jede Ausländerpolizeistation das Büro der Imigranten aus deutschsprachigen Ländern zu Hilfe nehmen können wenn es bei Imigranten zu Problemen kommt, sprachlich oder der gleichen.

Dann sollte das Büro auch solch Material den rumänischen Konsulaten überlassen.

Das Büro sollte erarbeiten wie und ob es ähnliches in anderen Ländern für deutschsprachige gibt z.Bspl. in Spanien, Canada, Irland usw., vielleicht braucht man das Rad nicht wieder neu erfinde, sondern nur an die lokalen Gegebenheiten anpassen.

Das Büro sollte nach Wegen und Möglichkeiten suchen, wie entsprechende Imigranten der rumänischen Sprache mächtig werden.

Für mich ist es ein Unding das man beim erlernen der lokalen Amtssprache Null, aber absolut Null Unterstützung im Land findet.
In anderen EU Ländern ist es schon ein Gesetz das man die jeweilige Amtssprache nachweisen muß!

Ich hätte da noch wesentlich mehr Ideen.

Auch würde ich mich in Person auch für eine solche Tätigkeit zur Verfügung stellen.

Gruß Paul
hms
schrieb am 27.11.2009, 16:19 Uhr (am 27.11.2009, 17:02 Uhr geändert).
@ BennyJozsa:
„An dieser Stelle würde ich gerne auf einen Aspekt eingehen, der in der Tagung angeklungen ist: nämlich die Rückwanderung ausgewanderter Siebenbürger Sachsen. Meine Frage wäre: Könnten sich die Teilnehmer an der Diskussion vorstellen, selber wieder nach Siebenbürgen zurückzukommen? Was spräche dagegen, was dafür? Welches müssten die Gegebenheiten sein, damit eine Rückwanderung in Betracht kommt?“
Ich möchte gerne auf Ihre Fragen eingehen. Ich nehme zunächst zum letzten Punkt Stellung, wo sie nach den Gegebenheiten fragen, die geschaffen werden müssten, damit eine Rückwanderung möglich sei.
Eine zentrale Voraussetzung die vor allen anderen stehen muss, ist die Herstellung von gegenseitigem Vertrauen zwischen den Volksgruppen. Ein gedeihliches, friedliches und sich gegenseitig bereicherndes Zusammenleben ist ohne gegenseitiges Vertrauen nicht möglich. Wie viel Misstrauen und wieviele Ängste bei den Rumänen und bei den Ausgewanderten noch bestehen, wird auch gerade hier im Forum sichtbar.

Vertrauen kann aber nur entstehen, wenn man die Ursachen aufdeckt und Lehren daraus zieht. Viele dieser Ursachen liegen in der jüngsten Geschichte begründet. Diese sind weder bei der deutschen Minderheit noch bei der Rumänischen Mehrheitsbevölkerung hinreichend aufgearbeitet worden.

Ein Beispiel das sichtbar macht, wo noch Ängste vorhanden sind und wie wichtig es ist, sie aufzuklären macht eine Episode deutlich, die Herr Ehrmann auf der Tagung erzählte. Es ging um Hilfstransporte in den 90-er Jahren und um die Verhandlung in Bukarest wegen Zollfragen. Die Bemerkung des Zolldirektors:
“... haben sie eine Liste der Empfänger der Hilfsgüter? Oder ist es wieder soweit, dass nur die Hitleristen unterstützt werden?“

Die darin sichtbar werdende Angst ist in der Mehrheitsbevölkerung durchaus virulent vorhanden, konnte hier aufgelöst werden, indem dem Beamten die Liste vorgelegt wurde, aus der hervorging, dass die Empfänger nicht nur Sachsen, sondern vor allem Rumänen waren.

Generell könnten diese Ängste aber ausgeräumt werden, wenn die Deutsche Minderheit (sowohl auf Seiten des DFDR als auch auf der des Verbandes in Deutschland) eindeutig Stellung beziehen würde zu der jüngeren Geschichte vor 1945. Die Mehrheitsbevölkerung in Rumänien hat ja während der 30-er und frühen 40-er Jahren mit der deutschen Minderheit nicht nur erfreuliche Erfahrungen gemacht. Die Radikalisierung der Deutschen Volksgruppe in dieser Zeit bis hin zu deren Instrumentalisierung als 5. Kolonne des Nationalsozialistischen Deutschen Reiches, das wirkt nach. Anschaulich ist z.B. die Passage aus Schlattners Roman: „Der geköpfte Hahn“ die in Kronstadt spielt. Passend dazu ein Kommentar eines Rumänen, bei einer Kundgebung der Volksgruppe:
„…die Sachsen sind wieder verrückt geworden“.

In der Tat hat die damalige politische Führung der Sachsen sie aus ihrer Mitte verrückt und, wie es Prof. Philippi ausdrückte, zur Verfügungsmasse des Deutschen Reiches gemacht.
Ein anderes Beispiel ist hier im Forum zu besichtigen. Aus meiner Forderung, die Minderheit solle ein gesundes Selbstbewußtsein entwickeln, hat Herr „seeberg“ gleich den Aufruf herausgelesen, es wäre ein Angriff auf die Mehrheitsbevölkerung auf die „dummen Muskulösen“ wie er sich ausdrückt. Ich füge jetzt eine Antwort an Herrn „seeberg“ an:

@ seeberg
„Mit Verlaub, @hms, aber ich muss Sie gleich noch einmal kritisieren: Ihre Theorie von den Kleinen die ganz groß raus-kommen, Entschuldigung, aber das ist Küchenpsychologie, das ist sozusagen inverser Sozialdarwinismus, die dummen Mus-kulösen gehen unter und die kleinen Schlauen setzen sich durch, im Laufe der Evolution mag vieles durch Kompensation entstanden sein, auf ethnische Minderheiten und überhaupt auf soziale Realitäten projiziert ist das jedoch unhaltbar. Meine Meinung“
Herr „seeberg“, Sie tun meinem kleinen unschuldigen Beispiel zu viel Ehre an, wenn sie daraus gleich eine ganze „Theorie“ machen. Und dann soll ich gleich noch einen „inversen Sozialdarwinismus“ vertreten.
Zugegeben Herr „seeberg“, Beispiele sind immer nur begrenzt und bedingt aussagekräftig. Wie gesagt, ich wollte auch keine Theorie aufstellen, sondern nur versuchen, eine Aussage zu illustrieren. Ich bin ihnen für ihre Antwort trotzdem sehr dankbar, weil er einen zentralen Punkt enthält, nämlich die vorhandenen Ängste der Mehrheitsbevölkerung aufzeigt.
Wenn sie aus meiner Forderung, die Minderheit müsse ein gesundes Selbstbewußtsein entwickeln, gleich implizit die Forderung herauslesen, ich würde damit zum Angriff auf die Mehrheit blasen – wie kann ich das anders verstehen, als eine Projektion von Ängsten?
Und diese Projektion lässt Sie dann zur massiven „Verteidigung“ schreiten und schwere Geschütze auffahren indem sie die ebenfalls nur projizierte Theorie als „Küchenpsychologie“ zu disqualifizieren versuchen.

Zu dem Problem Honterusdenkmal noch einen Zusatz. Ihr Bemühen bei der Frage, wer die Täter seien, von vornherein die Möglichkeit einer Schändung auszuschließen, ist doch wohl von der Angst gespeist, wenn man auch in dieser Richtung ernsthaft fahnden würde, so könnte man ja womöglich doch Täter finden, die aus nationalistischen Motiven handelten. Um also diese Möglichkeit auszuschließen, bedienen sie sich der Methode des Diebes, der, um von sich abzulenken,laut schreit: „Haltet den Dieb“, und verunglimpfen mich als hysterisch, nur weil ich mich zu recht über die Zerstörung von Kulturgut empöre. Hysterisch ist eher die Angsreaktion, ja nichts ans Licht der Öffentlichkeit kommen zu lassen.

Herr „seeberg“ mich würde interessieren, wie sie ein anderes Ereignis - ebenfalls in diesem Jahr geschehen - einordnen. In Kronstadt sind in den letzten Jahren erfreulicherweise viele Gebäude im Zentrum renoviert bzw. neu gebaut worden. Unter anderem auch das „Haus Kronstadt“, wo das Landeskonsistorium und kirchliche Einrichtungen demnächst einziehen sollen. Von den vielen renovierten/neuen Häusern ist nun als einziges das „Haus Kronstadt“ kaum war es von außen fertig, mit Schmierereien besudelt worden. Ihrer Meinung nach hat auch dieses bestimmt nichts mit den Sachsen zu tun. Vielleicht liegt es an der schönen hellgrünen Farbe, wo sich die Schmierereien besonders gut abheben? (Eine „Argumentationshilfe“ meinerseits gefällig?). Soweit eine Antwort an Herrn „seeberg“

@ alle
Genau so wie die Ängste der Mehrheitsbevölkerung ernst zu nehmen sind, müssen auch diejenigen der Deutschen Minderheit ernst genommen werden. Diese sind ja nicht weniger begründet und auch aus der Vergangenheit herrührend und nachwirkend. Ich nenne nur zwei: Die Erfahrung von 1945, wo der Rumänische Staat seine Deutschen Staatsbürger nicht geschützt hat, sondern sie, und nur sie, zur Strafarbeit an die Sowjets auslieferte.
Zweitens die nationalkommunistische Politik Ceausescus, wo die Minderheiten in einem Rumänischen Einheitsvolk aufgehen sollten.

Im vereinigten Europa erschließen sich auch in Rumänien neue Perspektiven für die Deutsche Gemeinschaft; Als erstes sollte man sich von den Vergangenheitslasten befreien.
Eine zuversichtlich stimmende Entwicklung hat in den letzten 20 Jahren des Verhältnisses der Mehrheitsbevölkerung zur ungarischen Minderheit genommen. Auch hier gab und gibt es Konfliktpotential genug, es ist aber im Gegensatz zu Konflikten im ehemaligen Jugoslawien, die sich vor Kurzem noch in Kriegen entluden, friedlich gelöst worden. Rumänien kann durchaus stolz auf diese Entwicklung sein.
Die Rumänische Mehrheitsbevölkerung ist also keine „dumme muskulöse Masse“, laut einer „Theorie“ die seeberg mir unterstellen will, sondern sehr lernfähig, was das Verhältnis zu Minderheiten anbelangt. Und dieses trotz, oder vielleicht gerade deswegen, weil sich die Ungarische Minderheit selbstbewusst zu Wort gemeldet hat.
Meine Problematisierung des Begriffs „Minderheit“ könnte ich jetzt analog auch mit dem Begriff „Mehrheit“ machen. Wenn eine Mehrheit sich nur durch die Zahl definiert, und sonst keine Identitätsmerkmale ausbildet, dann kann es ihr geschichtlich in der Tat so ergehen, wie seeberg es befürchtet. Die Rumänen haben diese Erfahrung geschichtlich ja gemacht, dass sie z. B. in Siebenbürgen lange Zeit kein autonomes politisches Subjekt waren, obwohl sie in einigen Gebieten die Mehrheit bildeten.
Die Ausbildung einer eigenständigen Identität ist für die Rumänen auch deshalb notwendig, weil sie in der EU keine Mehrheit ist, und schon vor diesem Europäischen Horizont ist es klug, sich nicht allein durch die Anzahl der Köpfe seines Volkes zu definieren.
Johann
schrieb am 27.11.2009, 17:35 Uhr (am 27.11.2009, 17:36 Uhr geändert).
@ Paul
Da gab es ja mal so einen Verein.
Hier mal ein Link:
Arche Noa

"Arche Noah"
Verein zur Unterstützung von Rück- und Einwanderern in Rumänien

Vereinssitz: Str. Somesului 13, 2400 SIBIU, Rumänien
Tel.: 0040 (0) 69/21 25 88, Fax + Tel.: 0040 (0) 69 24 18 39
Maria Luise Roth-Höppner, Vorsitzende Sibiu/ Hermannstadt 25. Oktober 1996
E-Mail: hoeppner@logon.cjnet.ro
Lavinia
schrieb am 27.11.2009, 17:37 Uhr (am 27.11.2009, 17:42 Uhr geändert).
@hms:
Zum Thema Honterusdenkmal und Haus Kronstadt
Um entscheiden zu können, ob es sich dabei um eine Schändung handelt oder nicht, müsste ein wesentlicher Punkt geklärt werden: die Absicht.
Gibt es Beweise dafür, dass es sich bei der Beschädigung des Denkmals oder dieses Hauses um die Absicht handelt, durch diesen Akt die Ehre und Integrität der dahinter stehenden Menschen zu treffen und sie darüber zu demütigen?
Sollten sie keine Beweise dafür vorlegen können, halte ich den Vorwurf der Schändung für äußerst problematisch.
Erstens wäre Ihre Schlussfolgerung hinfällig: „…ist doch wohl von der Angst gespeist, wenn man auch in dieser Richtung ernsthaft fahnden würde, so könnte man ja womöglich doch Täter finden, die aus nationalistischen Motiven handelten.“, bzw. eine Unterstellung und würde sich durchaus im Bereich der Küchenpsychologie ansiedeln lassen.
Es geht hier auch gar nicht um die Ausklammerung der Möglichkeit, dass es evtl. Schändung gewesen sein könnte. Es geht darum, dies ohne Beweise anzunehmen, bzw. diese Möglichkeit fast schon als alleinigen Grund darzustellen, zu präferieren.
Denn Sie klammern, zweitens, andere Motive wie: Metallklau, Vandalismus, Randalierer, Sozialneid etc. (andere Motive sind durchaus noch denkbar) bewußt aus.
Drittens: Neben der Forderung, dass die Minderheit ein gesundes Selbstbewußtsein entwickeln sollten, fordern Sie zur Herstellung von gegenseitigem Vertrauen auf. Dazu gehört, so sagen Sie, Ursachen aufdecken und Lehren daraus zu ziehen. Wie verhält sich diese Aussage zu dem unbewiesenen Vorwurf der Schändung?
rhe-al
schrieb am 27.11.2009, 17:51 Uhr
Gut auf den Punkt gebracht hms.
@hms:
Eine zentrale Voraussetzung die vor allen anderen stehen muss, ist die Herstellung von gegenseitigem Vertrauen zwischen den Volksgruppen. Ein gedeihliches, friedliches und sich gegenseitig bereicherndes Zusammenleben ist ohne gegenseitiges Vertrauen nicht möglich.

Vielleicht sollte man noch hinzufügen:
-Begegnung auf gleicher Augenhöhe
-Religion und ethnische Zugehörigkeit sollte nicht das Trennende, sondern die Vielfalt dieses Landstriches darstellen.

Was mir schon seit längerer Zeit aufgefallen ist:
Die Internetpräsenz des Brukenthalmuseums ist zweisprachig. Rumänisch und Englisch. Warum nicht auch in der Muttersprache des Gründers und Stifters Samuel von Brukenthal? Ich sehe die Frage auch dadurch berechtigt, weil der Museumskomplex ja dem rechtmäßigen Besitzer wieder übereignet wurde.

Auch manche Infotafeln an historischen Bauten, Bauten welche eindeutig den deutschen Siedlern zuzuschreiben sind, lassen viel zu wünschen übrig.
Da werden die Erbauer kaum, wenn überhaupt erwähnt. So habe ich das 2004 zumindest auf der Rosenauer Burg empfunden.
Besteht diese Gefahr der Geschichtsvereinnahmung der Siebenbürger Sachsen in Rumänien? Ist es richtig oder „pingelich“ darauf hinzuweisen? Unternimmt das DFDR etwas gegen potentielle Geschichtsfälschung?
Dass die Geschichte der ethnischen Minderheiten in Rumänien unter den Tisch zu kehren war, das gehörte zur Tagespolitik der kommunistischen Machthaber, aber heut' darf man doch offen damit umgehen.
bankban
schrieb am 27.11.2009, 17:58 Uhr
Die Infotafeln auf Bauten, Denkmälern, die mehrsprachigen Homepages sowie Straßen- und Ortsschilder auch in den Sprachen der Minderheiten ist ein leidiges Thema, das auch die Ungarn Siebenbürgens wiederholt aufbringt. Im Übrigen steht die deutsche Minderheit diesbezüglich noch besser dar als die Ungarn. Diesbezüglich ist in der Mentalität des Mehrheitsethnikums und auch ihrer Politiker ein riesiger Nachholbedarf vorhanden, dem meines (pessimistischen) Erachtens noch in 40 Jahren nicht Genüge getan werden kann und wird.
hms
schrieb am 27.11.2009, 19:06 Uhr (am 27.11.2009, 19:09 Uhr geändert).
@ Lavinia
Denn Sie klammern, zweitens, andere Motive wie: Metallklau, Vandalismus, Randalierer, Sozialneid etc. (andere Motive sind durchaus noch denkbar) bewußt aus.
Haben sie meine Beiträge richtig gelesen? Ich glaube es gibt keine Stelle darin, wo ich irgendwelche Motive ausgeschlossen habe. Mir geht es um Aufklärung, und um das Erstaunen, dass die Deutsche Gemeinschaft das als etwas Normales hinimmt. Es geht auch um Athmosphärisches. In Hermannstadt z.B. ist das Vertrauen zwischen den Volksgruppen auf einem ganz anderen Stand, und dort könnte ich mir eine solche Tat, aus welchen Gründen immer, nicht vorstellen. Kein Dieb würde sich dort trauen, etwas Ähnliches zu machen.
Lavinia
schrieb am 27.11.2009, 19:38 Uhr (am 27.11.2009, 20:08 Uhr geändert).
@ hms
Ja, ich denke, ich habe Ihre Beiträge richtig gelesen. Nein, es gibt keine Stelle, wo sie irgendwelche Motive ausschließen. Aber auch keine Stelle, wo Sie diese anderen Motive erwähnen. Nur die Schändung findet Erwähnung. In dem Zusammenhang, dass eine Schändung keinesfalls ausgeschlossen werden dürfe und dass ein Anzweifeln dieses Motivs einer hysterischen Reaktion gleichkäme, die auf Angst schließen ließe.
Denn der Grad der Empörung hängt doch wohl massgeblich mit dem Grund der Beschädigung zusammen...
Sie sagten: "...könnte man ja womöglich doch Täter finden, die aus nationalistischen Motiven handelten. Um also diese Möglichkeit auszuschließen, bedienen sie sich der Methode laut zu schreien: „Haltet den Dieb“, und verunglimpfen ihn als hysterisch, nur weil er sich zu recht über die Zerstörung von Kulturgut empört. Hysterisch ist eher die Angsreaktion, ja nichts ans Licht der Öffentlichkeit kommen zu lassen. "

Sie sagen:
"Mir geht es um Aufklärung, und um das Erstaunen, dass die Deutsche Gemeinschaft das als etwas Normales hinimmt. Es geht auch um Athmosphärisches. In Hermannstadt z.B. ist das Vertrauen zwischen den Volksgruppen auf einem ganz anderen Stand, und dort könnte ich mir eine solche Tat, aus welchen Gründen immer, nicht vorstellen. Kein Dieb würde sich dort trauen, etwas Ähnliches zu machen."

Mir wäre schon daran gelegen, zu erfahren, auf welche deutsche Bevölkerung Sie sich beziehen, wenn Sie sagen, dass sie die Beschädigung (Sie sprechen von 'Zerstörung')als etwas "Normales" hinnimmt? Und wenn es so wäre...würden mich die Gründe, auf die sie die Haltung zurückführen interessieren. Wie meinen Sie das denn konkret, wenn Sie sagen, dass in Hermannstadt ein solcher Akt nicht möglich wäre?
Paul Kaizer
schrieb am 27.11.2009, 19:50 Uhr
"Zukunft und Perspektiven der Deutschen Minderheit in Rumänien "

4. ein Vergleich

Die Sorben (zu deutsch auch Wenden), seit dem 6. JH (also 1500 Jahre) leben Sie bis heute in der Lausitz, das liegt in den deutschen Bundesländern Brandenburg und Sachsen.

60.000 Menschen

eigene Sprache

anerkannte Flagge und Hymne

Orts- und Straßenschilder zweisprachig

im Jahre 1900 zu 90% evangelischen Glaubens

die Sorben haben keinen Mutterstaat

in den Heimatkreisen muß heute noch sorbisch gesprochen werden an den Gerichten

Förderung durch den Deutschen Staat, pro Kopf ca. 260,-- €/a

eine eigene Tageszeitung, eine Kinderzeitung, eine Wochenzeitung, eine monatliche und eine halbjährliche Kulturzeitschrift

heute fast alle katholischen Glaubens (Grund für diese Entwicklung war, das die evangelische Kirche sehr Staatsnah ist und damit eine Germanisierungspolitik einsetzte)

Herr Stanislaw Tillich (ein Sorbe) seit 05/2008 sächischer Regierungschef und ab 08/2009 im Landtag eingezogen


Frage, sind das rein zufällige Paralellen, bekommt die deutschsprachige Minderheit ebensoviel finanzelle Unterstützung vom rumänischen Staat, entwickelt sich das mit den deutschsprachigen in Rumänien ebenso, welches Amt wird Herr Klaus Werner Johannis in Zukunft ausüben?

Was denkt Ihr?

Gruß, Euer Paul
joyflight
schrieb am 27.11.2009, 20:51 Uhr (am 27.11.2009, 20:54 Uhr geändert).
witz, du bist umzingelt: "... bekommt die deutschsprachige Minderheit ebensoviel finanzelle Unterstützung vom rumänischen Staat, ...?"

es gilt als gesetz:
niemand auf der welt bekommt soviel unterstützung von anderswo, wie jeder auf der welt vom deutschen staat.
(prinzip der föderung von allem, vor allem deutscher komplexe und exportüberschuss-politik)

deshalb wollen manche wieder von der geber-seite auf die nehmer-seite wechseln (wobei terroristen camps in der wüste oft besser wegkommen als deutsche minderheiten in rumänien - zumindest im gesamtpaket betrachtet, nicht einzelpersonen über ihre jeweilige busch-zulage)

auf der anderen seite wurde schon angesprochen, dass der rumänische staat tendenziell lieber national(istisch)e förderung betreibt bzw. betrieben hat, die neue mode des multi-kulti wird erst schön langsam ins verständnis mit aufgenommen. (wie schon erwähnt gibt es hie und da global-humanistische ansätze).
aber bei unfähigkeit eine strasse zu bauen (z b von rechts nach links, oder von oben nach unten durchs ganze land), unabhängig über wieviel zeit sich diese unfähigkeit (noch) ausdehnt trotz aller vorhandenen fördermittel, werden kulturelle bedürfnisse noch eine ganze weile zurückstecken müssen. (egal welcher natur, aber vor allem ... egal)

ok, bisschen überspitzt und polemisch, aber dass jemand auf die idee kommt, deutsche durch rumänien (staat) fördern zu lassen, das ist auch eine, sagen wir sehr gewagte idee, (die ich inhaltlich eigentlich nur als witz verstehen kann)
seberg
schrieb am 27.11.2009, 21:09 Uhr
@Paul Kaizer: Der Vergleich zwischen den Sorben in Deutschland und den Sb.Sachsen in Rumänien ist wohl ziemlich abwegig: Die Sorben sind meines Wissens (außer vielleicht noch den Dänen in Schl.Holstein) die einzige anerkannte nationale Minderheit im 80 Millionen Einwohner-Deutschland, ihre Anerkennung und Förderung ist eine kaum erwähnenswerte Selbstverständlichkeit. Das Minderheiten-Problem in Rumänien ist von ganz anderer Dimension (20 Minderheiten?), geschichtlich, wirtschaftlich usw.


Aber vielleicht erzählen Sie uns lieber etwas über Ihre ursprünglichen Motive für Ihre Auswanderung von Deutschland nach Rumänien und wie Sie heute, nach 4 Jahren Rumänien, diese Ihre damalig Entscheidung im Rückblick beurteilen. Auch z.B. angesichts der Tatsache, dass es unter den aus Rumänien Ausgewanderten sb.Sachsen so gut wie keine Rüchkehrer gibt.
Paul Kaizer
schrieb am 27.11.2009, 21:20 Uhr
@joyflight

1. wann fliegen wir mal zusammen?

2. glauben Sie das, das "Demokratische Forum der Deutschen", denen früher wohl mal die Verantwortung der Ausstellung der Visen nach Deutschland, (staatlich) übertragen wurde, die heute genau unterscheiden müssen ob eine Person einen RO oder D Pass besitzt, nicht unterstützt wurden?

3. was ist mit den zugeschossenen Geldern, u.a. des Staates Rumänien für das Schulwesen, vor allem in Hermannstadt/Sibiu?

Ehrlich, bitte bei den Leisten bleiben, oder wollen Sie zum Ausdruck bringen das der rumänische Staat nichts beisteuert?

Mir wäre es lieber, es würde sich mal jemand des Themas annehemen, der über die Zahlen Bescheid weis und auf oberer Ebene das mögliche Dezifit einfordern (die Zahlen der Minderheiten sind ja fast indentisch), sofern es da ein Dezifit überhaupt geben sollte.

Aber hier geht genau das Fenster der Probleme auf, die Peronen die es wissen, lesen auch diese Beiträge, beteiligen sich aber lieber nicht offen an solchen Diskusionen , und das schlimmste Sie schweigen eher als das Sie was zu Wort bringen.

Gruß, Euer Paul
BennyJozsa
schrieb am 27.11.2009, 21:39 Uhr
@ joyflight

Der rumänische Staat förderte die deutsche Minderheitenarbeit im Jahr 2009 mit ca. 1,2 Mil. Euro. Dazu kommt die Förderung des deutschsprachigen Lehrwesens (vom Kindergarten bis zur Uni), der deutschen Kulturinstitutionen (deutsche Abteilungen des Staatstheaters Temeswar und Hermannstadt), deutsche Fernseh- und Rundfunksendung sowie Förderung einzelner Projekte aus den Budgets der Kommunen.

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