Altes Haus - Brücken in die Vergangenheit

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Kurt Binder
schrieb am 17.12.2021, 08:36 Uhr
Götterspeise

Freunde, wem es einmal im Leben so gut gegangen ist, wie mir an diesem total zugewolkten Morgen im Dezember, der kann behaupten, gut gelebt zu haben!
Da ging ich also mürrisch und wie immer total unappetitlich in die Küche, um, wie es sich gehört, zu frühstücken. Da es aber schon 11 Uhr und 7 Minuten war, würde es eher ein späterstücken werden. Doch egal – da ich Rentner bin, lebe ich, wie schon oben angedeutet, völlig zeitlos. Routinemäßig öffnete ich die Kühlschranktür, und mein Blick bestätigte mir wie an jedem anderen Morgen: Nix Gescheites zum Essen da! Wurscht, Schinken und Käse habe ich satt, Marmelade und Honig sind nicht so mein Ding, Bismarck-Hering, Räucheraal und Chicken-Wings passen nicht so recht zum Frühstück, Kaviar und Champagner – nein, war bloß ein Scherz, und ... und ...
Gerade wollte ich die Tür frustriert zupletschen, da entdeckte ich im hintersten Eck der dritten Etage eine Plastikdose. Es war Schweinefett von einem bekannten siebenbürger Metzger in Rheda-Wiedenbrück, von dem ich seit Jahren online die herrlichsten Fleischprodukte nach siebenbürger Art beziehe. Dem Verfallsdatum nach war das Fett noch gültig, also öffnete ich die Dose zaghaft, und roch daran – und das wars dann!
In einem Komik würde Fred Feuerstein jetzt mit gespreizten Gliedern abheben und „Jabba dabba duuuh!" jodeln, und Asterix könnte nach diesem Duft auf den Zaubertrank verzichten, und sofort 157 Römer in den Boden wichsen oder gen Himmel rotieren lassen.
Ich aber verspürte plötzlich einen Heißhunger darauf, und da ich keine Römer zur Hand hatte, flitzte ich zum Tisch, schnitt mehrere Brotscheiben vom selbstgebackenen Kartoffelbrot, und toastete sie – neeein, ich bähte sie auf der Herdplatte bis zur angemessenen Bräune, bzw. Schwärze. Dann rieb ich Knoblauch drauf - eine dicke Zehe pro Scheibe, und beschmierte sie fingerdick mit Fett, das sofort vor Rührung schmolz und sich wohlig in die Poren des Brotes hininkuschelte. Und dann, nachdem ich mich noch kurz in appetitsteigernder Enthaltsamkeit geübt hatte, ergab ich mich stöhnend dem ach so lang entbehrten Fraß; dazu süffelte ich einen Kokeltaler Weißwein aus Seiden.
Wahrlich, ich sage euch - dies war wie eine, zumindest für diesen Morgen wieder aufgebaute Brücke, zurück in ein herrliches Stück Vergangenheit – von Gaumen und Nase voll bestätigt. Und ich schwöre euch beim Teutates, dass sich alles genauso zugetragen hat! Na ja – ein klitzekleiner Fehler ist mir doch unterlaufen:
Es war kein Knoblauch, der Allium sativum, sondern eine siebenbürgische Unterart davon: ein Allium Saxonikum – der Knofel!
Maikind
schrieb am 27.12.2021, 23:47 Uhr (am 27.12.2021, 23:59 Uhr geändert).
Weihnachten mit Kinderaugen erinnert

Den Augenblick werde ich nie vergessen,
als wir Kinder den großen Kirchenraum betraten,
der erfüllt war vom Kerzen- und Tannenduft des schlicht geschmückten Weihnachtsbaumes,
dessen Licht einen Zauber in uns auslöste in dessen Bann wir stillhalten konnten.
Unsere glänzenden Augen schielten sofort nach den Tannenästchen, mit der roten Schleife, wobei wir in unserer Fantasie Luftsprünge unterdrücken mussten.

Der Atemnebel war uns ein Spielgefährte und die spannende Vorfreude auf das Weihnachtsgeschenk nach dem Gottesdienst ein besonderer Weihnachtskitzel.

So einfach und doch so wundervoll war dieses Päckchen, gefüllt mir Honigkeksen, Orangen, Äpfel und Nüssen, Süßigkeiten und anderen Kleinigkeiten - es in der Hand zu halten, die Sehnsucht über eine Stunde auszuhalten war Engelsfreude pur!
und jedes Jahr einmalig!
Kurt Binder
schrieb am 05.01.2022, 08:27 Uhr
Märchenhafte Erinnerungen, liebe Ute, die wie Legenden aus längst verganenen Zeiten unsre nüchterne Gegenwart würzen - und wiederbeleben.

Altes Jahr – Blicke in die Vergangenheit

Das alte Neue Jahr


Das alte Jahr, wie immer auch geartet,
entfleucht; nostalgisch sehen wir ihm nach.
Das neue, das wir hoffnungsvoll erwartet,
beschert uns köstlich frisches Ungemach.

Wenn Optimisten auch auf Wunder hoffen -
das eitle Schicksal schert das einen Dreck,
denn grinsend bleiben die Probleme offen;
du strampelst zwar, doch kommst du kaum vom Fleck.

Und ist danach auch dieses Jahr vergangen,
ziehst du geschockt die traurige Bilanz:
Du bleibst in deinem Sorgenturm gefangen,
und bist auch weiter nichts als ein Popanz.

Doch sieh – zu unsrem Glück glimmt auf wie immer,
erst zag, dann rosarot ein Hoffnungsschimmer!
Sein Leuchten stärkt in uns das Selbstvertrauen,
trotz aller Unbill nur vorauszuschauen.
Kurt Binder
schrieb am 08.01.2022, 18:32 Uhr
Jubel, Trubel, Heiterkeit –
seid zur Fortsetzung bereit!

Eben, um 18:20 Uhr hat der 30.000-ste Leser unser Forum in ‚Altes Haus – Brücken in die Vergangenheit’ aufgerufen!

Gratuliere Dir, lieber Unbekannter, und wünsche uns allen soviel Mumm, auch die anderen Themen bald auf diese ehrenvolle Aufrufer-Zahl zu hieven ;-))) !
Kurt Binder
schrieb am 15.01.2022, 10:20 Uhr
Der Alte

Durch die uns Sachsen allzu gut bekannten Wirren der Nachkriegszeit bedingt, konnte ich mich erst in dem nicht mehr so ganz taufrischen Alter von 34 Jahren zur Aufnahmeprüfung an der 3-jährigen Pädagogischen Hochschule in Klausenburg melden. Ich bestand, und begann im Herbst des Jahres 1967 mit dem Studium. Der erste Kontakt mit meinen künftigen Kommilitonen war mit Abstand das heiterste Erlebnis in den darauf folgenden drei Jahren.
Es war kurz vor Beginn der ersten Vorlesung. Die Studenten des ersten Jahrganges waren bereits alle im Saal versammelt, und ein erwartungsvolles Rumoren drang bis auf den Flur hinaus. Bevor ich eintrat, stand ich noch etwas zögernd vor der Tür, und ließ meinen Blick kritisch an mir hinabgleiten. Ich trug eine braune Kunstlederjacke (aus Deutschland), hatte für alle Fälle eine Kravatte angelegt, und unter dem Arm klemmte ich eine nagelneue Aktentasche. Alles war soweit in Ordnung, ich öffnete couragiert die Tür, trat ein – und erstarrte.
Wie auf ein Kommando erhob sich nämlich der ganze Saal, und schaute prüfend zu mir herüber. Nun, es war offensichtlich, dass ich für einen Professor gehalten wurde – und ich beschloss spontan, den Sketch weiter zu spielen. Ich schritt also mit Professorengesicht – Schnute, Augenbrauen hochgezogen und Kämpferkinn nach vorne gestreckt zum Katheder, ließ meine Augen prüfend über die Frisuren der Mädchen und Jungen schweifen, und sagte dann nach einer längeren, spannungsgeladenen Pause:
“Nehmen Sie bitte Platz!“
Doch noch bevor ich den Studenten eröffnen konnte, dass ich weder ein Prof noch ein Dozent sei, wurde die Tür aufgerissen, eine hübsche Brünette stürmte herein und rief neugierig:
“Unde e bătrânul?“
So musste ich leider Farbe bekennen, und die Enttäuschung war groß, als der vermeintliche Genosse Professor im Zungenumdrehen zum einfachen Studenten geschrumpft wurde. Noch am selben Tag duzte ich mich mit fast allen Kommilitonen, und nur für zwei, noch sehr junge Studentinnen war ich bis zuletzt der „Domnu Binder“.

Kurt Binder
schrieb am 20.01.2022, 09:39 Uhr
Diese Brücke führt uns in die Vergangenheit, einige Tage nach dem Chaos.

Die Schlange war Schuld

Am sechsten Tag der Schöpfung standen Adam und Eva nackend und ratlos in der Gegend herum, und sie wussten nichts mit sich anzufangen. Und da sie nicht aufhörten, nichts mit sich anzufangen, schlängelte sich voller Mitgefühö – richtig, eine Schlange heran. Diese war mit Weißheit bereits patzvoll, da sie ja schon einen Tag älter war als diese beiden tapsigen, orientierungslosen Primaten. Und so wusste sie auch schon von Fruchtbarkeit und Vermehrung, infolgedessen auch, was nun unverzüglich anzufangen sei. Und sie zischelte auf Schlangisch ihre Erfahrung Adam und Eva in die staunenden Ohren.
Die aber sahen sich verblüfft an, umringten sich und nahmen sich gegenseitig gründlich zur Kenntnis. Und als sie nach erstaunlich kurzer Zeit ihren Rundum-Entdeckungstrip beendet hatten, da wurde ihnen schlagartig bewusst, was sie nun sofort miteinander anfangen sollten. Da jauchzten sie in intuitiver Vorfreude auf Altgriechisch: "Heureka!" – und fingen alsbald mit sich an, und fingen an, und fingen weiter an, und konnten mit dem Anfangen nicht mehr aufhören.
Und siehe da – die Erde wurde infolge des Anfangens und nicht mehr Aufhörens bald von über 7 Milliarden Primaten überrannt, besudelt und halb zerstört ...
Pax tibi, nostra terra!
Kurt Binder
schrieb am 27.01.2022, 17:41 Uhr
Altes Haus – Alte Hausin

Gar oft versucht man mit Witzen
verlegen sein Alter zu stützen.
Doch ist zweifelsfrei
vorbei, was vorbei -
und nix kann vor Runzeln schützen!

Oder doch?

Es lebte am Amazonas
eine uralte Frau der Romas.
Doch gabs in der Alten
Gesicht keine Falten -
denn sie louscht* sich mit Oil of Omas.


*) von lotion (engl)
Kurt Binder
schrieb am 05.02.2022, 18:33 Uhr
Wenn (alte) Sprichwörter irren

Das Reden ist Silber, und Schweigen ist Gold -
so hat es von jeher die Weisheit gewollt.
Ein Prüfling jedoch weiß besser Bescheid:
Man schweige bloß nie zur falschen Zeit!

Im Wartezimmer ist die Nähe
des anderen bloß Pein und Wehe,
und es rückt schnell in weite Ferne
das „Gleich-mit-gleich-gesellt-sich-gerne"!

Was Hänschen nicht lernt, so heißt es immer,
das lernt der Hans wohl nie und nimmer.
Doch heutzutage lernts der coole
Old-Hans dann - in der Abendschule.

Und es gibt noch sooo viele Sprichwörter, gelle? ;-))

Wie wärs mit dem geschenkten Gaul, dem man nicht ins Maul schauen sollte?
Oder dass aller guten Dinge drei sind – gilt das immer?
Kurt Binder
schrieb am 13.02.2022, 11:54 Uhr
Altes Haus – altes Märchen

„Rapunzel, Rapunzel, lass dein Haar herunter!“


Kaum einer von uns ist in seiner Kindheit um dies zauberhafte Märchen herumgekommen, und im hohen Alter erst habe ich aufgehört, daran zu glauben. Doch dann kamen mir Bedenken, die mir oft schlaflose Nächte bescherten.

Donnerlüttchen, dachte ich, was die Maid doch für Bizepse gehabt haben muss, um ihren Traumprinzen an ihren Haaren in die obersten Gemächer ihres Penthouse-Domizils hochzuhieven. Und welche Reißfestigkeit ihr Skalp doch hatte, um dessen Gewicht zu trotzen, mit dem ja bei einem wohlgenährten Prinzen zu rechnen war. Und wie der sich dann abgerackert haben muss, um sich in der Höhe ungesichert täglich durch das kleine Fensterchen durchzubrinzen. Doch wenn er dann seine Höhenangst überwunden hatte, und total beschorbelt unter den kritischen Blicken Rapunzelchen verschnaufte, wurde er stante pede für diesen seinen, natürlich völlig uneigennützigen Einsatz reich belohnt.
Schließen wir also keusch unsre Augen, und lassen die beiden für einige Minuten in die berauschenden, magentaschillernden Gefilde des Glücks entschweben.
Und wir beten inbrünstig, dass dem Prinzen durch die Strapazen der Anreise dies Glück nicht vergällt werde – Amen.

Ach, ist das schön! Man darf bloß nicht an Dinge denken, die in einem hohen Turm ohne jeden Zugang nicht möglich waren. – nein, und nochmals nein, fort mit euch, ihr banalisierenden Gedanken! Nur der Neid kann solche verfremdenden Wahrheitfindungsversuche generieren. Danken wir dennoch dem Scharfblick des Mätchenschreibers, denn wenn Rapunzel, Rapunuel eine – Perücke getragen hätte, wäre dies Märchen gar nicht erst geschrieben worden!

Kurt Binder
schrieb am 20.02.2022, 08:57 Uhr
Altes Haus - alte Sprichwörter (1)

Veni, vidi, vici.

„Ich kam, sah und - Bayern-München siegte!"

Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.

Zuerst das Fernsehprogramm konsultieren!

Alle Wege führen naxh Rom.

Verdammt, wie komm ich dann nach Buxtehude?

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.

Stimmt, und ein Nockerl noch keine Bertramsuppe!
Kurt Binder
schrieb am 26.02.2022, 08:38 Uhr
Altes Haus – alte Sprichwörter (2)

Gleich mit gleich gesellt sich gern!

Gilt nicht für das Wartezimmer eines Arztes!

Hunde die bellen, beißen nicht!

Nur wenn sie aufgehört haben, zu bellen!

Ende gut, alles gut!

Kommt ganz auf das Dessert drauf an!

Auge um Auge, Zahn um Zahn!

Wie geht das bei Gebissträgern?
Kurt Binder
schrieb am 03.03.2022, 08:16 Uhr
Altes Haus – alte Sprichwörter (3)

Eine Hand wäscht die andre

Bauchträger würden sich freuen, wenn die Füße das auch täten!

Die Ratten verlassen das sinkende Schiff

Aber - wohin?

Kleider machen Leute

Und ich dachte immer, es sei umgekehrt.

Man reicht jemandem den kleinen Finger, und er will die ganze Hand
Deshalb - Vorsicht im Supermarkt, liebe Mamis. wenn ihr euren süßen Kleinen einen Lolli reicht!
Kurt Binder
schrieb am 08.03.2022, 06:46 Uhr
Altes Haus – alte Sprichwörter (4)

Es ist nichts so fein gesponnen, dass es nicht kommt an das Licht der Sonnen

Na, dann hat ja jeder nächtliche Einbrecher die Chancr, noch vor Sonnenaufgang zu verduften!

Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung

Kurzsicht ist der erste Schritt zum Augenarzt!

Durch Schaden wird man klug

Es sei denn, es ist ein Dachschaden1

Die Letzten werden die Ersten sein

Ein überzeugender Leitspruch für die Faulen


... und es gibt noch so viele Sprichwörter ;-))) .
Kurt Binder
schrieb am 12.03.2022, 14:41 Uhr
Altes Haus – alte Sprichwörter (5)

Alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei

Irrtum - die Wurst hat drei Enden!
Warnung: Dieses Sprichwort ist für Vegetarier und
Veganer nicht geeignet!

Hochmut kommt vor dem Fall

Inspektor Hochmut kann unmöglich vor dem Fall zum Tatort kommen, weil es vor dem Fall noch keinen Tatort gibt!

Scherben bringen Glück

Stimmt, aber nur dem Glaser!

Lange Rede – kurzer Sinn

Typische Strategie der Diplomaten: Viel reden, und so wenig wie möglich sagen!

Ein ruhiges Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen

Auch ein Geldpolster kann ein sehr sanftes Ruhekissen sein!
Kurt Binder
schrieb am 17.03.2022, 15:02 Uhr
Altes Haus – alte Sprichwörter (6)
mal ein wenig anders


Nachdem Frau Gudrun Ordnung hat gemacht,
das ganze Haus auf Vordermann gebracht,
genehmigt sie sich ein gebratnes Huhn,
denn – nach getaner Arbeit isst Gudrun.

Es leuchtet jedem ein, dass man
die Dinge bringt auf Vordermann,
denn was die Hintermänner treiben,
muss immer schön im Dunkeln bleiben!

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