Altes Haus - Brücken in die Vergangenheit

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Tarimona
schrieb am 25.08.2020, 08:41 Uhr
Schrieb ich vor einigen Jahren für einen mir sehr lieben Menschen.

Schwinden

Wo ist das Licht in deinen Augen,
ich finde es nicht mehr.
Dunkle Schatten die dir folgen,
du schaust ihnen hinterher.

Sehe noch die alten Bilder,
ein junges Mädel warst du da.
Träumtest von der Welten Wunder,
von denen manches auch für dich geschah.

Manchmal siehst du mich an
erzählst mir von vergangenen Tagen.
Dein Lachen klingt an meinem Ohr
vergessen sind all die Klagen.

Wenn wieder Schleier dich umnebeln,
halt ich einfach deine Hand
ich bin es die für dich lächelt
mit dem Rücken an der Wand.
Kurt Binder
schrieb am 26.08.2020, 08:41 Uhr
Vor drei Jahren habe ich einen geliebten Menschen verloren, der bis zu seinem Abschied eine längere Leidenszeit erdulden musste. Wenn ich heute meinen Empfindungen Ausdruck geben sollte, liebe Tarimona - ich müsste nur Dein Gedicht kopieren. Danke!
Tarimona
schrieb am 26.08.2020, 20:53 Uhr
Lieber Kurt, ich sehe du hast mich gut verstanden. Mir ging es ebenso. Man fühlt sich so hilflos in so einer Situation, steht buchstäblich mit dem Rücken an der Wand. Danke dir für deine lieben Worte.
Toblu
schrieb am 27.08.2020, 22:02 Uhr
Möchte mich hier mal als stiller Leser outen. Und euch, den aktiven Schreibern mal meinen Dank aussprechen.
Tarimona
schrieb am 28.08.2020, 14:14 Uhr
Hallo Torsten, sei herzlich gegrüßt. Darf ich sagen, wie schön ich es finde, dass sich auch mal jemand äußert, der vielleicht nicht selber schreibt, aber gerne mal hier liest. Sei uns willkommen. Ich bin sicher, die anderen empfinden das auch so.
Kurt Binder
schrieb am 28.08.2020, 15:41 Uhr
Dem Gruß Tarimonas schließe ich mich gerne an: Willkommen! Und sollte Dir dennoch ein interessanter Gedanke durch den Kopf schießen, zögere nicht, uns damit in Versen oder in Prosa zu überraschen!
Lybelle
schrieb am 29.08.2020, 09:25 Uhr
Hallo Torsten, willkommen in der Runde.
Kurt Binder
schrieb am 29.08.2020, 22:16 Uhr
Die folgende Geschichte beruht auf einer wahren Begebenheit, und entspricht zu 93,7% den Tatsachen!

Romanze mit Christina


Es war das wohl reizenste Erlebnis während meiner Studienzeit in Klausenburg. Ich war bereits im zweiten Jahr der Pädagogischen Hochschule für Realschullehrer, die in humorvoller Anlehnung an die berühmte Universität in Paris „Sorbonne" genannt wurde. In meinem Jahrgang waren Mädchen und Jungen sehr verschiedenen Alters, wobei ich zu den etwas älteren gehörte. Dennoch duzten wir uns alle mit Selbstverständlichkeit untereinander, gingen auch mal in die Oper oder einen Café frappé, bzw. wenn man gut bei Kasse war, einen Irish Coffee trinken. Und einem jedesmal dabei warenden mittellosen Freund spendierte man gerne auch mal einen einheimischen, unfrappierten Kaffee.
Mit dabei war immer auch – ihr ahnt es – Christina. Nun, ich ergehe mich nicht in steckbriefähnlichen Beschreibungen dieser Kommilitonin, denn aus dem Titel müsstet ihr längst ersehen haben, dass sie begreiflicherweise in jeder einschlägigen Hinsicht über dem handelsüblichen Durchschnitt der gehobenen Klasse lag. Bingo! Doch leider war Christina ebenso schüchtern wie attraktiv. Und was in dieser Geschichte relevant ist: Sie war die einzige, die mich immer noch siezte und mich mit „Domnu Binder“ anredete!
Dennoch entwickelte sich zwischen uns eine eigenartige, prickelnde Beziehung. Christina kam oft zu mir, fragte etwas, lächelte mich an, und das ziemlich häufig. Den beiden Platzhirschen unsres Jahrgangs schenkte sie überhaupt keine Beachtung. Nach den Vorlesungen gingen wir des Öfteren ein Sück Weg gemeinsam, bis sie sich dann errötend verabschiedete, und mir dabei sogar ihr warmes Händchen reichte. Nach und nach steigerte sich ihre Vertrautheit zu mir, und als wir durch den Park spazierten, empfand ich zum ersten Mal den Wunsch, sie zu umarmen.
Was mich jedoch irritierte und mich vorläufig davon abhielt,, war ihr Verhalten, wenn wir uns ansahen. Wenn Christina mich nämlich nach einem meiner bemühten Witzchen aus ihren traumhaften dunkelblauen Augen lächelnd anguckte, und meine Augen Feuer fingen, blickte sie sofort blutrot im Gesicht zur Seite. Und so sollte für mich bald die Stunde der ernüchternden Wahrheit schlagen!
Nach einer Vorlesung standen wir allein im Hörsaal. Alle Kommilitonen waren bereits gegangen, und der Dozent hatte nach einem kurzen Blick zu uns ebenfalls den Saal verlassen. Christina stand rein zufällig dicht neben mir, und der Duft ihrer Haare strömte rücksichtslos in meine geblähten Nüstern.
Doch kurz bevor ich sie an mich reißen wollte, übermannte mich ein Moment der Besinnung, und ich fragte - dummerweise oder zum Glück, was ihr eigentlich so an mir gefiele. Und da gestand sie mir mit kindlicher Unbefangenheit:
"Ich sehe Sie wie einen Vater!" Peng! Mit diesen folgenschweren sechs Worten hatte Christina mich kategorisch in meine Schranken gewiesen, und mich so mit weiblicher Intuition in letzter Nanosekunde vor Inzest bewahrt!
Zu eurem Verständnis muss ich nun etwas beichten: Christina war damals 19 Jahre jung, während ich das obzöne Alter von 34 Jahren überschritten hatte. So durfte ich auch keine Eifersucht empfinden, als sich wenig später ein jüngerer Studienkollege an ihre schlanken Fersen heftete und errötend ihren Spuren folgte!
Maikind
schrieb am 06.09.2020, 07:31 Uhr
Ihr Lieben,
ein ganz herzliches Dankeschön an alle!!
es sind so kostbare Texte die ich lesen durfte,
zum totlachen als auch zum Nachfühlen. Sehr, sehr schön!
Auch ein Danke und Willkommen an Thorsten, die Texte wirken auch inspirierend, vielleicht mal probieren mit Schreiben, auch für sich selber kann es schon eine Bereicherung bedeuten.
Maikind
schrieb am 06.09.2020, 07:56 Uhr (am 06.09.2020, 08:02 Uhr geändert).
Die fliegende Katze

Eines Tages kam ich aus der Schule, es war Winter und fand auf dem Heimweg einen Spatz der nicht mehr fliegen konnte und zusammengekauert am Wegrand sass.
Ich konnte nicht anders als ihn in guter Absicht mit nach Hause zu nehmen um ihn gesund zu pflegen bis er wieder flugtauglich würde.
Ja...nach anfänglichem Schimpfen meiner Mutter, durfte ich den Vogel also im Wohnzimmer halten ihn füttern und umsorgen. Es ging gut.
Nach einpaar Tagen befand ich den Vogel als recht quirlich und gesund und rechnete damit, dass er nun soweit wäre, und wieder fliegen könne.
Ich nahm ihn mit nach draußen und stand nahe an unserem Kirschbaum, die Katze übersehend, die bereits lauerte und wohl mein Vorhaben durchschaute.
Der Vogel flog, sobald ich die Hände öffnete, allerdings überschätzen wir uns beide über die Kraft seiner Flügel und die Höhe seines Flugbogens. Sofort war die Katze zur Stelle und schnappte nach ihm.
Er konnte sich zwar noch auf den untersten Ast flüchten aber verletzt, sodass er nach kurzer Zeit tot runterfiel.

In meiner Trauer und Wut packte ich das Monster Katze am Schwanz schleuderte sie dreimal um ihre Achse wie eine Tiribomba
und lies sie dann los. Sie landete unbeschadet auf allen Vieren und war an dem Tag nicht mehr zu sehen.
Den Spatz konnte ich leider nicht mehr retten.
Auf Katzen bin ich bis heute nicht gut zu sprechen, aber solche Hauskatzen sind heutzutage eher selten anzutreffen.
Lybelle
schrieb am 06.09.2020, 08:40 Uhr
Hallo Maikind, dass ist ja vielleicht zum kaputtlachen, bildlich vorgestellt - Du als kleines Mädel mit der armen Katz am Schwanz hahahahaha ha; die wird sich sicher gedacht haben " Mein lieber da geht's rund" 😂😂😂
Lybelle
schrieb am 06.09.2020, 15:06 Uhr
Hallo ihr lieben, voll inspiriert von Maikind's fliegender Katz - kam bei mir die Erinnerung wieder zutage von meinem ersten Kuh melken.

Als ich durch den Kuhstall flog

Es war vor laaanger laaaaanger Zeit, damals als ich noch sehr junge 10 oder 11 Jahre alt war und meine Mutter die Schichtarbeit in der FIRMA begonnen hatte. Bei uns war es so geregelt dass die Großmutter die Frieda morgens, und meine Mutter abends melken. Die Frieda war eigentlich eine sehr große und friedliche Kuh die sich gerne von mir striegeln ließ. Da die Schichtarbeit nun angesagt war und der Großvater und mein Vater nicht Melken konnten oder wollten – musste ich die Aufgabe übernehmen. Meine Schwestern machten die Hausarbeit, also wird unser Sepp die Kuh melken. Zugeschaut und probiert hatte ich ja schon, aber fertig melken war doch ein größerer Akt und erforderte auch ein bisschen Ausdauer. Also frisch beauftragt mit der Melkerei wuchs ich rasant um gleich zwei Kopflängen und fühlte mich irgendwie pudelwohl dabei. Leider sollte oder wollte das gute Gefühl nicht so lange anhalten wie ich es mir gewünscht hätte. Nun stand ich da im Halat mit dem Sechter, aber er war noch leer. Zuvor hatte ich den Stall ausgemistet und frisch untergestreut, und auch die Futterkrippe gefüllt mit Rüben und Grommet. Also konnte ja nix mehr schief gehen. Denkst………… Nachdem ich wie belehrt den Schweif festgebunden hatte und die Melthaken angelegt waren (welche ich nicht festzurrte, da das Rindviech mir doch irgendwie leid tat) setzte ich mich auf dem Melkschemel und legte mit dem melken los. Es funktionierte auch recht gut und ich war sehr zufrieden. Wer weniger zufrieden zu sein schien war, na ja wer sonst, die Frieda, das Rindviech. Dank der lose angelegten Melkhaken konnte sie mir so einen Fusstritt verpassen dass ich mitsamt dem Hocker und dem Sechter 2 Meter nach hinten flog. Ich landete unbeschadet auf dem frisch untergestreut Stallboden, neben mit ein kleiner See weisser frischer Milch und der Sechter hatte auch ne Beule. Also Alles von vorne nochmal, Melkhaken ganz festzurren und mit viel Power melken damit ja Alle Milch rauskommt und ich nicht geschimpft krieg wieso es heute nur so wenig gibt. Ja ein zwei Ohrfeigen hab ich dann doch noch von der Kuh mit dem Schwanz gekriegt aber ich konnte fertigmelken. Vom Muskelkater danach hab ich niemanden was gesagt, ich wollte meinen Status nicht einbüßen. Es hieß ab sofort „Unser Sepp ist schon ganz groß, er kann die Kuh ganz allein melken. Was mir erst jetzt klar wird ist, dass bei uns nirgendwo ein Melkfett war oder anderes Fett um das Euter einzuschmieren, so wie Maikinds Großvater es machte. Daher denke ich war es der Kuh sicher nicht sehr angenehm das Melken. Kann so gewesen sein. Heute kann ich ganz gut darüber lachen, damals durfte es ja niemand erfahren☺️☺️☺️
Kurt Binder
schrieb am 06.09.2020, 19:31 Uhr
Ich bin begeistert, liebe Ute und lieber Sepp, mit welcher Entschlossenheit und Begabung ihr euch schon als zarte Kinderchen sportlich betätigt habt!
Klein-Ute als Hammer-, bzw. als Katzenwerferin und Seppi als Kuh-Catcher – oder wars hier umgekehrt? Nun, auch Ute kann von Glück sagen, dass nicht sie, sondern die Katze davongeflogen ist, die damals sicher fast so gewichtig wie Klein-Utchen war! Ich hab inbrünstig gebetet, dass es dem Tierschutzverein nicht zu Ohren kommen möge, Amen!
Ich hab echt laut gelacht, als ich mir das alles plastisch vorgestellt hab - köstlich. Und somit wäre ich wohl wieder an der Reihe, odder?
Maikind
schrieb am 07.09.2020, 06:54 Uhr
lieber Kurt, nur zu!
deine Glied-Geschichte habe ich gleich meiner Freundin vorgelesen die gerade zu Besuch bei mir ist, wir haben uns gekugelt vor Lachen.

Lieber Sepp
auch deine Geschichte
köstlich!, auch wenn es damals sicher Knochenarbeit bedeutete. Leider war das so üblich der Umgang mit den Kindern, was wir zu dem Zeitpunkt auch oft als ungerecht empfanden.
Maikind
schrieb am 07.09.2020, 07:12 Uhr (am 07.09.2020, 07:16 Uhr geändert).
...anders war meine Großmutter, die mich wie ein heller Stern in meinem Leben begleitet.

Sie selber hatte 10 Kinder teilweise alleinerziehend zu versorgen, hatte immer ein warmes Herz und Ohr für uns Enkelkinder offen und von meinem Vater kenne ich die eine oder andere Geschichte die sein Kindsein mit ein paar hellen Lichtblicken in Erinnerung stellt.

Im Sommer wurde in Mühlbach zum Teil auch Kino im Freien ausgestrahlt und mein Vater im zarten Jugendalter, sind oft auf die anliegende Stadtmauer geklettert und von dortaus den Film kostenlos verfolgt.

Nun gab es heissersehnte Filme die im Kino gezeigt wurden, die er gerne zusammen mit seinen Freunden sehen wollte, so hat er des öfteren bei -Grisi- gebettelt um das Eintrittsgeld.
Sie hat es ihm und sicher den Geschwistern auch, versteckterweise aus der Haushaltskasse gegeben.

Sie lebte die Ansicht, dass Gott alles zur rechten Zeit geben würde
und hat solche Gegebenheiten tatsächlich real erlebt, wenn die Not am größten war.
So wie mein Vater mal ein Bündel Geld beim Spielen gefunden hatte.

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