Quergereimt - Quatsch mit Würze

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Kurt Binder
schrieb am 11.01.2021, 22:25 Uhr
Hallo Quatsch, alter Kumpel - ich hab da was für dich:

Anamnese

Der Urs, das Schweißfuß-Phänomen,
trug einen Pilz zwischen den Zehn,
und ging, weil sowas anomal,
zu einem Fußarzt erster Wahl.

Nachdem die Schuh er ausgezogen,
die feuchten Strümpf ins Eck geflogen,
streckt’ er dem Doktor unters Kinn
die dampfenden zwei Treter hin.

Erfahrungsreich sog Dr. Hase
den Qualm genüsslich in die Nase,
und ahnte gleich die Anamnese:
„Am Anfang war bestimmt der Käse!“
Maikind
schrieb am 16.01.2021, 07:17 Uhr
Hallo Kumpel!
genialer Quatsch 😀
Kurt Binder
schrieb am 21.01.2021, 17:42 Uhr
Kann nix dafür - ich platz vor Quatsch ...


„Spieglein, Spieglein ... "

Der tägliche Blick in den Spiegel eröffnet,
dass an mir heute etwas nicht stimmt!
Narzistisches Lächeln flutet mir entgegen,
doch mein virtuelles Ich weidet sich
spürbar an meiner Ratlosigkeit.
Meine Haare - altersgerecht geweißt und gelichtet.
Runzeln? Keine!!
Zähne geputzt? Drei Minuten lang!
Geduscht?
Umweltschonend mit Kernseife!
Rasiert? Rasiert!
Mein Auge schweift verdachtsgeladen abwärts –
alle Knöpfe geschlossen!
Mein Kontostand? Überweisungen?
Na ja ... Na ja ...
Alimente?
Am Laufenden!
Das Mittagessen? Gestern vorgekocht!
Und ich grüble ...
und kiewere ...
und rate ...
strapaziere meine graue Masse ...
Die Bürste gleitet geistesabwesend
durch mein Schöpfchen -
fünf weitere Haare fallen aus,
zwei mehr als gestern!
Als – ges ... tern??
Aber klar doch –
und die Schuppen fallen mir
wie Schuppen aus den Augen -
dass ich nicht gleich draufgekommen bin:
Beim Belenus,
ich bin ja - einen Tag älter geworden!

Kurt Binder
schrieb am 29.01.2021, 08:42 Uhr
Fang den Tag mit einem Quätschchen an ...

Mondweh

„Ich will“, schwärmt Jennifer betont,
„mal wieder fliegen auf den Mond.“
„Nanu“, staunt da der Billy Ford,
„warst du schon einmal oben dort?“
„Das nicht“, erwidert sie und schmollt,
„ich hab bloß wieder mal - gewollt!“
Kurt Binder
schrieb am 05.02.2021, 10:37 Uhr
Quatsch oder nicht Quatsch - das ist hier die Frage!


Butterfly effect

Laut Wikipedia ist der Schmetterlingseffekt (englisch: butterfly effect) ein Phänomen der nichtliniaren Dynamik. Er tritt in deterministischen Systemen auf, und äußert sich dadurch, dass nicht vorhersehbar ist, wie sich beliebig kleine Änderungen der Anfangsbedingungen des Systems langfristig auf die Entwicklung des Systems auswirken.
Der amerikanische Meteorologe, Mathematiker und Chaosforscher Edward N. Lorenz hat diese vor Wissenschaft triefende Definition für „Menschen wie du und ich" in die folgende gemeinverständliche rhetorische Frage zusammengeschnipselt:
„Kann der sanfte Flügelschlag eines Schmetterlings in Brasilien einen Tornado in Texas auslösen?"
Lieber Edward, als Bewunderer von Menschen des höheren Denkens, des gründlichen Kiewerns, und des dennoch verständlichen Formulierens antworte ich:
“Yes, he can!“

Eines schönen Tages schlenderte ich, nichts Böses ahnend über eine blühende Wiese. Es herrschte völlige Windstille, und der gelbe Bocksbart stand regungslos da und reckte sich lebenshungrig den warmen Strahlen der aufgehenden Sonne entgegen. Dies war zwar nicht in Brasilien, sondern im Gäu bei Herrenberg, aber die gleich lospreschende Katastrophe läßt an analoger Gültigkei nichts zu wünschen übrig.
Plötzlich bewegte sich vor mir ein Bocksbart, und faltete die Blüte auf und zu. Beim näheren Hinsehen entdeckte ich, dass dies ein gelber Schmetterlingg war. Da ich rein zufällig ein Schmetterlingsnetz bei mir trug, trat ich hastig auf ihn zu, stolperte über einen Stein, stürzte, fiel auf einen andern Stein – und brach mir das Nasenbein. Mit dem Handy rief ich sofort den Notdienst an und gab ihm die genauen Koordinaten des Schmetterlings durch. Der schickte sofort einen Hubschrauber los. Leider aber hatte ich den Breitengrad südlich vom Äquator angegeben, und den Längegrad östlich von Greenwich. So landete der Helikopter nach stundenlangem Flug in Australien, wo er wegen akutem Benzinschwund nach elegantem Hinabtorkeln eine weniger elegante Bruchlandung zelebrierete. Aus Protest gegen diese massive Umweltverschmutzung starteten die Aborigines zusammen mit den Kängurus eine multi-ethnic-Massendemonstration, während der sich hunderttausende von empörten latschenden und hüpfenden Zweibeiner*innen durch die Wüste fortbewegten. Durch den übermäßig strapazierten Stoffwechsel bedingt wurden hunderte Tonnen von gewürztem CO2, entgegen der Marschrichtung in die Atmosphäre hinausgepufft, was wiederum, durch die Hitze begünstigt, sofort in die Stratosphäre gequirrlt wurde, was wiederum mit kalten Luftströmungen vom Ozean koalierte - und fertig war der Tornado!

Ich wollte Edward bezüglich der Wahrscheinlichkeit eines solchen fiktiven Geschehens interviewen, doch der hatte sich bereits entsetzt im Grab umgedreht und verweigerte mir jede Audienz. Schade – dabei könnte man doch künftig alle Tornados verhindern, indem man den Schmetterlingen weltweit verbieten würde, mit den Flügeln zu schlagen - was ja zumindest in einem autoritären Staat kein Problem sein dürfte. Wie Lästerzungen behaupten, sollen ja dort schon heftige (soziale) Tornados ausgelöst worden sein, zwar nicht durch den sanften Flügelschlag eines Schmetterlings, sondern durch den harten Zungenschlag eines regimekritischen Demokraten – hört, hört!
Michael5
schrieb am 05.02.2021, 12:27 Uhr
Danke Kurt für diesen Beitrag. Auf den ersten Blick ist es tatsächlich vollkommener Quatsch. Wenn man jedoch die Einführung und Nachbetrachtung mit dem „Quatsch“ vermengt, den Mixer anwendet und mit Salz und Pfeffer würzt, den Brei dann auch noch literarisch seziert und analysiert, ergeben sich doch hinreichend Hinweise auf aktuelle politische Geschehen und Personen, die in den letzten Wochen und Tagen wie ein Tornado durch die aufgebrachte Medienlandschaft gezogen sind.
Verwüstungen eingeschlossen.

Kurt Binder
schrieb am 12.02.2021, 09:10 Uhr

Find yourself

Eine endlose Ballade

Es war die Zeit, als mancher Drang
mich beutelte und öfters zwang,
etwas zu tun, was ich nicht wollte,
selbst wenn dies doch der Fall sein sollte.
Mit diesem Seelen-Durcheinander
begab ich mich zu Doktor Zander,
und klagte ihm, was mich bedrückte,
und was mich von mir selbst entrückte.

Der Onkel Doktor hört' mich an,
und nickte wissend dann und wann,
legte die Stirn in dreizehn Falten,
durchsucht' des Schlauen Buches Spalten,
und trommelt' auf des Tisches Platte
solang, bis DIE Idee er hatte:
"Sie müssen", meinte er dann wichtig,
"erst etwas tun, was gut und richtig:
Sich von dem alten Ich entbinden
und erstmal - zu sich selbst dann finden!"

So machte ich mich auf den Weg,
schritt gradeaus, und manchmal schräg,
durchquerte Wald und Feld und Berge,
begrüßte schnell die Sieben Zwerge
(Schneewittchen war grad nicht zu Haus;
sie sei mal schnell auf Brautschau aus).
Dann küsste ich mit Ach und Krach
das pennende Dornröschen wach,
obwohl die Lippen nach 100 Jahren
weiß Gott nicht mehr so lecker waren.

Auch taucht’ ich auf der Meere Gründe,
stieg ab in der Vulkane Schlünde,
ich guckte hinter jeden Strauch.
die Baumkronen durchstreift’ ich auch
wie Tarzan einst, bloß klang mein Jödeln,
als würgt' ich grad an Zwetschkenknödeln.
Ich wühlte unter jedem Stein,
denn überall könnt ich ja sein,
selbst in den allerkrummsten Ecken
könnt’ ich mich spielend leicht verstecken.
Bald stellt' ich mir in Aussicht schon,
in bar - den eigenen Finderlohn.

So suchte ich noch viele Jahre,
es wurden weiß die schütteren Haare,
und fielen langsam ziemlich aus -
da hatt' ichs satt und ging nach Haus.

Gefunden hab ich mich leider nicht,
auch keine Pointe für dies Gedicht.
Vielleicht fällt euch ja eine ein -
sie muss nicht zwingend quatschig sein!
Michael5
schrieb am 15.02.2021, 13:34 Uhr
Es ist nicht leicht, das Ich zu finden
bei diesem Seelen-Durcheinander.
Weshalb ich hiermit tu verkünden:
ein weiser Rat des Dr. Zander !

Er hat erkannt, dass schon der Weg
herauszufinden, was in dir wohnt,
auch wenn es oft ein steiler Steg,
sich deine Mühe trotzdem lohnt.

So hatte Faust vor vielen Jahren
gesuchet nach dem Sinn des Lebens.
Er konnte auch nicht mehr erfahren.
Er suchte schließlich auch vergebens.

Doch all die Suche nach dem Glück
ist nur mit Müh` zu stemmen.
Die Zweifel über dein Geschick
werden die Kraft nicht hemmen.

Es wirkt sich aus auf das Gemüt
im Guten wie im Bösen:
Wer immer strebend sich bemüht,
den können wir erlösen.

Auch andere haben versagt
und wurden keine Finder.
Sie haben dabei nicht geklagt.
Warum tut`s dann der Binder ?
Kurt Binder
schrieb am 17.02.2021, 17:13 Uhr (am 17.02.2021, 17:17 Uhr geändert).
Oh Michael. stärkster aller Engel,
Du pumpst mit dem Gedankenschwengel
den Sinn aus meiner coolen Dichtung
in eine etwas andre Richtung!

Ich habe bloß zutiefst bedauert,
dass es so lange Zeit gedauert,
bis ich mich nach so vielen Stunden
des Suchens dennoch - nicht gefunden.

Denn Faust, dieser fiktive Bube,
kreiert in Goethes Arbeitsstube,
kann nimmermehr zu meinem Sein
ein richtungsweisend’ Maßstab sein.

Nie könnt ich sagen: „Ich weiß viel!“,
denn Anmaßung ist nicht mein Stil!
Und wünschen: „Ich will alles wissen!“ -
das wär kein sanftes Ruhekissen!

Du holst aus unsrer Sprache Hort
manch klassisches "geflügelt" Wort:
"Wer immer strebend sich bemüht",
gar bald, wie andre auch, ersieht,
dass außer Rackern und Malochen
bis bald zu Hilfe schrein die Knochen,
nichts kommt, was Dich „erlösen" könnte -
mit Ausnahme der fetten Rente.

Im Wirrwarr unsrer heut’gen Zeit,
wo Lockdown und digitales Leid
hohnlachend unsren Weg bestimmen -
kann man sich auf sich selbst da trimmen??

Ich wert es nicht als ein Versagen,
wenn suchend ich in all den Tagen
als lebenswill'ger alter Knabe,
bis heut mich nicht gefunden habe.

So sehn wir aus dem Durcheinander,
auch ohne Rat von Doktor Zander:
Es bleibt in diesem Höllenspiel
auch weiterhin - der Weg das Ziel!

Und sollt ich mal in spätern Tagen
mich irgendwo doch lungern sehn,
werd ich zum Augenblicke sagen:
“Verweile doch - du bist so schön!“


Tarimona
schrieb am 23.02.2021, 06:57 Uhr
Welch erquickliches literarisches Duett die Herren :-) Gerne mehr davon..
Michael5
schrieb am 27.02.2021, 13:15 Uhr
Tja, lieber Kurt, so kann man beim Analysieren
der Verse auch den Sinn interpretieren.
Geändert habe ich die Richtung
in deiner wiederum glanzvollen Dichtung.
Jetzt tu ich's wieder, denn ich kann es gar nicht lassen
und eine Antwort will ich nun verfassen.

Zwei Wörter im Gedicht mich stören,
weil, irgendwie, sie gar nicht hingehören.
Du sprichst von Rente, die mit Schmalz versehen.
Doch im Moment kann ich nicht recht verstehen
von welcher Rente Kurt hier spricht.
Denn meine ist es sicher nicht.

Wenn dein Gedicht ich nun genau seziere
und mir das Fett der Rente auf die Knochen schmiere,
stell ich dann fest, auch wenn sie längst in Sicht:
so fett ist diese fette Rente nicht.

Zu Hilfe schrein auch meine Knochen,
denn all das Rackern und Malochen
im Lande jenseits dunkler Wälder,
führt nun zur Kürzung dieser Gelder.
Doch hoffte ich, dass mit der Zeit
die Rücknahme noch manchen freut.
Es scheint die Hoffnung nicht in Sicht.
Die Rücknahme gibt es wohl nicht.
Verdanken tun wir es dem FRG*.
Auch wenn von gestern ist der Schnee,
wird diese Kürzung mir und andern auch
gar nicht verhelfen zu 'nem fetten Bauch.

(FRG-Fremdrentengesetz)

Weshalb mich nun in dieser Zeit
die Diskussion um Zwangsarbeit gefreut.
(Obwohl: das hat mit Freude nichts zu tun
denn unsre Eltern, die in Frieden ruh'n,
haben nun wahrlich auch sehr viel gelitten
im Donbass und in Russlands Mitten)

In andern Foren blüht derweil die Hoffnung,
dass CJP gar bald verfügt die Zahlung.
Und da ich auch davon betroffen,
bleibt mir nun weiter nichts als hoffen.
Und in besagten andern Foren
findet man unzählige Juroren
die die Gesetze auch interpretieren
und nie den eignen Mut verlieren.
Es wird zuweilen auch gestritten
und der Verband soll alles kitten.
Gar mancher fährt aus seiner Haut.
Es werden Forderungen laut,
dass einschreiten soll der Verband
und dort die Zahlungen anmahnt.

Und siehe da, es kommt zuhauf,
dann keine Langeweile auf.

Im Forumsstreit wird Rainer Lehni schlichten.
Den Rentenanspruch soll Fabritius richten!





Kurt Binder
schrieb am 28.02.2021, 16:27 Uhr
Lehrreicher Quatsch mit kleinen Zeitwidrigkeiten, die kaum auffallen:

Ja, so war’ns, die alten Rittersleut ...

Eines Tages ritt der wackere Ritter Willibald der Brünstige an einer Burg vorbei. Da gewahrte er hoch oben zwischen den Zinnen eine holde Maid, auf die er auf Anhieb Bock hatte. Zwar hatte sie die blendende Sonne im Rücken, doch ragte ihre Silhouette links und rechts von ihrer geometrischen Mitte derart aufreizend zu den beiden Nachbarburgen hinüber, dass Ritter Willibald sofort schrecklich eifersüchtig wurde, und er seinem Beinamen um zwei Nuancen größere Ehre machte, zumal er sich in einem besonders ausgeprägten ‚gestandenen’ Alter befand.
Seine fabelhafte Intuition verriet ihm auf Anblick den Namen der Silhouette. Sie hieß Wilhelmine die Willige, war 19 Jahre jung, trug Schuhgröße 56, und parshipte seit ihrer Geburt vergeblich . Somit war alles ziemlich klar, und es wurde unziemlich deutlich klarer, als Wilhelmine, von der gleichen Intuition besessen hinunterrief:
"Ach Willibald, so komm doch herauf in meine Kemenate!"
"Okay, Wilhelminchen, so lass denn deine Haare herunter!" Im nächsten Augenblick klatschte eine weiß gelockte Barock-Rokoko-Renaissance-Pompadour-Perücke vor ihn in die beachtliche Pfutze, mit deren Gestaltung er sich blasengedrungen gerade beschäftigte.
"Dann knüpf doch lieber alle deine Bettlaken zusammen!", rief Willi hinauf. Die Willige tat es - und warf auch diese hinunter. Verärgert über ihre Tollpatschigkeit, die andererseits ihre Jungfräulichkeit garantierte, murmelte er: ‚Scheibenkleister!’ Der erhobene Mittelfinger war damals nämlich noch kein richtungsweisender Begriff, was auch die Markierung der jeweiligen Reviere denkbar einfacher machte! Trotzdem versuchte er es ein drittes Mal.
"Ach, Minnchen, du wirst doch sicher irgendwo ein Seil finden, und das eine Ende oben anbinden können!" Wilhelmine nickte willig und tat also. Doch als Willibald in voller Rüstung, allerdings ohne seinen Gaul hochlettern wollte, hatte er sich auch diesmal gewurzt, denn das Seil löste sich von der Zinne, und er platschte ebenfalls in seine mittlerweile beachtlich gewachsene leibeigene Pfütze.
Und weil alle seine bisherigen Versuchswege nicht nach Rom, sondern in Ägrisch geführt hatten, schusste ihm eine gute Idee. Er holte sein Handy aus der Tasche, bestellte einen Hubschrauber, ließ sich vom eigenen Saft frisch parfümiert zu Wilhelminen hinauffliegen, und buchte den Rückflug für acht Stunden später; das sollte reichen fürs Erste.
In den Chroniken ist noch verzeichnet, dass sein Minnesang weit über die Lande gehallt haben solle, mit den intuitiv-prophetischen Versen:
“Ich liebe dich,
mich reizt deine schöne Gestalt,
und bist du nicht willig.
komm ich ein anders Mai halt!"


Was lernen wir daraus?

Geduld lohnt sich allemal, denn wo ein Willi ist, ist auch ein Weg!
Kurt Binder
schrieb am 10.03.2021, 10:39 Uhr
Die folgende Geschichte klingt ungeheuerlich und völlig unglaubwürdig. Leider kann ich für ihren Wahrheitsgehalt nicht einstehen, weil ich sie auch nur gehört habe.
Oder ist sie gar in dieser Quatsch-Sparte thematisch gesehn nicht richtig eingebracht?


Die Metamorphose


Herr Jekyll war in jeder Hinsicht eine unauffällige Erscheinung, jedoch mit allen Vorzügen eines kleinen Büroangestellten ausgestattet. Eine dickglasige Brille verriet seine Kurzsichtigkeit, sein Bäuchlein zeugte von einer sitzenden Beschäftigung, und ein strahlendes Glätzchen überzog bereits zwei Drittel seiner Kopfhaut. Außerdem trug er immer einen uralten, grauen Streifenanzug und einen Schlips, der ewig schief hing.
Herr Jekyll war als freundlicher, rechtschaffener Mann bekannt. Hinzu kam, dass er Junggeselle war, ein Umstand, der besonders die zahlreichen ledigen Damen des Hochhauses motivierte. Leider war er so schüchtern, dass er jedes Mal jungfräulich rot anlief, wenn ihn jemand ansprach.
Herr Jekyll verließ auch heute pünktlich um 6:30 Uhr seine Wohnung und begab sich gemessenen Schrittes zum Aufzug. Während er in die Tiefe fuhr, befiel ihn eine merkwürdige Unruhe. Er trat nervös von einem Fuß auf den anderen, und seine Hände begannen zu zittern.
Als er sich in der Tiefgarage seiner Box näherte, ging eine deutlich sichtbare Veränderung mit ihm vor. Seine etwas gekrümmte Haltung straffte sich, sein schleppender Gang wurde zügiger, und er schien ein ganzes Stück gewachsen zu sein. Das demütige Lächeln verschwand und eine bleiche Starre überzog sein Gesicht. Je näher er der Garagenbox kam, umso mehr bemächtigte sich seiner eine ungeheure Erregung. Sein Atem ging schwer und stoßweise. Keuchend schloss er das Garagentor auf und schleuderte es dröhnend gegen die Decke. Als er im Halbdunkel den alten, grauen Käfer stehen sah, glomm in seinen Augen ein böseartiges Feuer auf. Er streichelte zärtlich das Heck, und seiner Brust entrang sich ein sehnsüchtiges Stöhnen. Dann öffnete er die Tür, stieg vor Begierde zitternd ein und startete. Zu dem Aufheulen des Motors gesellte sich ein heiserer Freudenschrei. Seine behaarten Pranken packten das Lenkrad mit eisernem Griff, und dann katapultierten 240 PS den Wagen aus der Garage heraus und jagten ihn röhrend die steile Auffahrt hinauf.
Gerade wollten die Menschen bei grüner Ampel die Straße überqueren, als sie den schwarzfunkelnden Wagen bemerkten, der auf sie zuraste. Ungläubig sprangen sie entsetzt zur Seite, und er donnerte vorüber. Mehrere Passanten wurden von der langen Stichflamme versengt, die aus dem Auspuff herausloderte.
Die Polizei war gleich darauf zur Stelle, doch musste sie sich gar sonderbare Dinge anhören. Die Aussagen der Augenzeugen waren schockierend. Einige behaupteten, dass das Auto mindestens acht Meter lang war und mit schwarzen Panzerplatten belegt gewesen sei. Andere wollten hinter der Frontscheibe ein Monster mit rotglühenden Augen gesehen haben, jawohl, so war es! Und sein borstiger Schädel sei von gelben Dämpfen eingehüllt gewesen, und es habe ihnen mit seiner pelzigen Faust gedroht. Und alle bestätigten, dass es penetrant nach Pech und Schwefel gestunken habe.
Inzwischen raste der Panzerwagen auf die große Kreuzung zu. Da wechselte die Ampel auf Rot, und das Monster sah auf einmal rot. Es knurrte gereizt, umkrallte das Steuer mit beiden Pranken und gab Gas. In der Querstraße setzten sich die Autokolonnen schon in Bewegung - da preschte es mitten in sie hinein. Die ersten Fahrer konnten rechtzeitig abbremsen. Den hinteren Autos gelang das nicht mehr, und sie krachten aufeinander auf, Blech bohrte sich in Blech, Scheiben zersplitterten auf der Straße, die Türen sprangen auf, es wurde geschimpft und geflucht - das Chaos war perfekt.
Aus dem Rachen des Monsters kroch ein krächzendes Gelächter. Sein unförmiger Schädel, der schwer und halslos auf dem buckligen Rumpf saß, wackelte in irrer Begeisterung hin und her. Es raste weiter die dicht befahrene Hauptstraße hinunter, rempelte die Autos, die ihm im Wege standen, einfach zur Seite, zwang den Gegenverkehr auf die Gehsteige auszuweichen, und fegte dann in eine Einbahnstraße hinein. Sein Kampfgefährt drückte alles, was ihm entgegen kam, brutal an die Wand. Das nächste Halteschild ignorierte er einfach, schoss über die Straße hinüber, überfuhr für alle Fälle noch einen Dackel und verschwand in der nächsten Seitenstraße.
Wenige Minuten später rollte der alte, graue Käfer behutsam auf den Parkplatz der Firma Mayer & Schmidt. Und kurz danach betrat Herr Jekyll wie an jedem Tag pünktlich um sieben Uhr demütig sein Büro und wünschte errötend einen guten Morgen.

Kurt Binder
schrieb am 17.03.2021, 08:55 Uhr
Do it your self

Auf einer Party lobte sich ein Mann,
was er im Haus so alles machen kann.
Er habe bisher vieles mit Bedacht
und seinen Fähigkeiten selbst gemacht:

Ob okul-, präpa- oder reparieren,
ob fabri-, produ- oder tapezieren -
ganz einerlei, was da zu -ieren war!
Darauf die Frau: „Nun ja, das ist schon wahr.“

Und auch beim Saubermachen oder Kochen
sei ihm kein Stein noch aus der Kron’ gebrochen;
auch nicht beim Fegen oder Spülen gar -
Darauf die Frau: „Nun ja, auch das ist wahr.“

Im Überschwang rief er dann stolz, und lacht’:
„Sogar die Kinder hab ich selbst gemacht,
die ganze, wuselige, kleine Schar ...“
Darauf die Frau: „Nun jaaa ...“
Kurt Binder
schrieb am 24.03.2021, 08:44 Uhr
Zwei kleine Quätsche - zum Überbrücken:

Es tobte ein Donnerwetter
mit Blitzen und viel Geschmetter.
Doch nach dem Gebraus
kam die Sonne heraus -
das fand Herr Pütz viel netter.

Es wollte sich mal erquicken
ein Schüchterner mit ’ner Dicken.
Nach mehreren Stunden
fragt er unumwunden:
“Verzeihung – dürft ich Sie mal zwicken?“

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