Quergereimt - Quatsch mit Würze

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Kurt Binder
schrieb am 15.07.2021, 09:26 Uhr
Ein paar Worte zu „Der Lattenzaun“:

Von den komischen, skurrilen Gedichten aus Christian Morgensterns „Galgenliedern" habe ich mir erlaubt, einigen nach originalen Anfangsversen (in Schrägschrift) einen etwas andern Verlauf zu geben - es war einfach zu verlockend!
Ich hoffe, dass sich Chr. M. nicht entsezt im Grab umdreht, wenn ich diese in den nächsten Wochen in „Quatsch mit Würze" bringe.
Kurt Binder
schrieb am 20.07.2021, 07:33 Uhr
Wie schon beim „Der Lattenzaun" erläutert – hier ein weiteres leicht abgeändertes Gedicht, also frei nach Christian Morgenstern.
Wer sich vorher zum Original schon mal schlau machen will – in einer Woche folgt „Die beiden Esel“.

Der Seufzer

3. Hommage an Christian Morgenstern

Ein Seufzer lief Schlittschuh auf nächtlichem Eis
und träumte von Liebe und Freude.

Eine Seufzerin hörte dies und schlich leis
heran - und nun seufzen sie beude.

Sie seufzen bei Tag, sie seufzen bei Nacht,
was immer dies auch bedeute,
und wenn sie noch nicht erseufzet sind,
dann seufzen sie noch heute.

Kurt Binder
schrieb am 26.07.2021, 09:02 Uhr
Wie versprochen:

Die beiden Esel

4. Hommage an Christian Morgenstern

Ein finstrer Esel sprach einmal
zu seinem ehlichen Gemahl:

"Ich bin so dumm, du bist so dumm,
wir wollen sterben gehen, kumm!"


So latschten sie auf allen Vieren
um sich gleich zu suizidieren.

Doch alsbald stellt der Klügere fest,
dass dies nicht leicht zu machen est,

weil sie für ihren Plan, den herben,
nix hatten, um sich selbst zu sterben.

So schlichen sie betrübt nach Haus –
und damit ist die Story aus.

Wie schad’ - es würd’ in unsrem Leben,
heut nicht so viele Esel geben.

Kommenden Montag folgt "Die Unterhose"!

(Beim "Der Seufzer" sollte die erste Strophe in Schrägschrift kommen - Fehler, sory)
Kurt Binder
schrieb am 01.08.2021, 10:11 Uhr
Bescheidene Empfehlung:
Vor dem Lesen dieser Parodien könntet ihr zu deren besseren Verständnis erst das vollständige Original von Morgenstern lesen ...


Die Unterhose

5. Hommage an Christian Morgenstern

Heilig ist die Unterhose,
wenn sie sich in Sonn und Wind,
frei von ihrem Alltagslose,
auf ihr wahres Selbst besinnt.

Blütenweiß aus der Maschine
duftet sie nach ARIEL fein,
und ist nun, laut Klementine,
nicht nur sauber - sondern rein!

Kurz jedoch ist ihre Freude,
denn weicht das letzte Molekül
Feuchte, wirds zu ihrem Leide
im Souterrain schnell wieder schwül.

Und als stete Keuschheitshülle
muss sie ja noch lange taugen,
und verhülln in dunkler Stille,
was nicht taugt für fremde Augen.
Maikind
schrieb am 01.08.2021, 19:57 Uhr (am 01.08.2021, 19:58 Uhr geändert).
Ideenreich! lieber Kurt deine neue Ch.Morgenstern-Reihe!
ich unterbreche sie an dieser Stelle, aber bitte weitermachen!

Ich habe mich mal mit Pflückversen beschäftigt
ziemlicher Quatsch (den Reim kann man sich dazudenken ;-])
(je Vers ein Wort vorwärts-rückwärts zerpflückt notiert
zig Möglichkeiten vorhanden - auf die Betonung kommt es auch an und der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt
viel Spaß!)

Leise Töne im Stall

Leisel ei Sele ise
Tön Enöt Tö net öne
Im Mi i M
St! all Sta llllast!

Wie ein Vogel

Ei Weiw wiew i E
Nien I ee inein
Leg ovvo Gel - legov!

Ohne Stolz - ein Geschenk

Ohn E en hoen Ho enho
Zlot Sstolz zloststol Z(et)
E in Ei nnie Einein!
Maikind
schrieb am 01.08.2021, 21:20 Uhr
Upps!

einen Teil habe ich unterschlagen
der letzte Vers zum: Geschenk

Ge schenkge schen K(a)!
Kurt Binder
schrieb am 05.08.2021, 07:13 Uhr
So gebet dem Quatsch was des Quatsches ist – bevor er seine Aufenthaltserlaubnis im Forum verliert!

Grins Märchen

Schon als Kind liebte ich Märchen, und ich glaubte fest daran! So sagte ich eines Morgens zu meiner Mutter:
“Mama, die Frau Popescu ist eine Hexe! Sie ist auf einem Besenstiel durchs Fenster zum Nicolae hineingeritten!“
“Joi, Kurti, erzähl doch bitte keine Märchen; das ist doch nicht wahr!“ Na ja, es stimmte allerdings nur zur Hälfte. Auch als junger Mann war ich noch von Grimms Märchen fasziniert, und blätterte und las des Öfteren in diesem Buch, in dem das Unglaubwürdige zum greifbaren Leben erwachte. So geriet ich mehr und mehr in den Sog dieser Scheinwelt hinein, und eines Tages ...
Ich wanderte nichtsahnend durch den Wald, als plötzlich hinter enem Busch ein hustendes Männchen hervorsprang und mich händeringend bat, für heute Abend seinen Part als Rumpelstilzchen zu übernehmen, weil er Keuchhusten hätte. Ich sagte erfreut zu. Leider wurde ich schon nach meinem ersten Auftritt gefeuert, weil ich mich im Text geirrt, und gesungen hatte:
“Ach, wie gut, dass niemand weiß, dass mein Rumpel Stilzchen heißt!“

Ich wanderte weiter, und geriet in eine ziemlich verdreckte Küche. Und da saß Aschenputtel in der Asche und sortierte aus einer Schüssel Linsen, wobei sie die guten ins Töpfchen, die schlechten aber den Tauben in die Kröpfchen stopfte. Ich fragte sie, ob ich ihr helfen könne. Da meinte sie:
“Logo – halt mal kurz diese Schüssel; ich muss mal für kleine Aschenputtel!“ Ich nahm die Schüssel, doch sie haute zum Prinzen ab – und ich saß da und sortierte Linsen ...

Hinter den Sieben Bergen traf ich Schneewittchen. Ich war sofort verliebt und fragte sie
“Willst du mich heiraten?“ Sie schnutete kurz, und sagte dann:
“Also, wenn ich mir das so überlege, solle ich anstatt siebenmal täglich, morgens und abends geliebt zu werden, riskieren, eventuell bloß einmal pro Woche – nein, danke. Da reinigie ich lieber weiter dreimal täglich sieben Tellerchen, sieben Löffelchen, sieben Nachtstöpfchen, sieben ... “
Ich hatte genug gehört; einer solch anspruchsvollen Zukunft war ich nicht gewachsen. Bald kam ich zu einer dichten Dornenhecke, und sagte wissend lächelnd:
“Aaha!“ Dann holte ich meine Heckenschere von BOSCH aus der Tasche - und stand drei Stunden später total zerstochen und zerkratzt vor Dornröschen. Doch bevor ich sie küssen konnte, schlug ihre Digital-Anker-Armbanduhr im Westminster-Slang die eben abgelaufenen 100 Jahre - ihr maximales Haltbarkeitsdatum! Sie öffnete die verklebten Augen, sah mich skeptisch an und fragte:
“Bist du etwa der Schöne Prinz?“
“Wer denn sonst?“, fragte ich maßlos befremdet gegen.
“Na, dann mach schon - küss mich in Gottes Namen!“ Doch im selben Augenblick schlug mir eine geballte Wolke CO2 mit undefinierbaren Aromen und Düften von Konservierungsstoffen und körpereigenen Substanzen entgegen, die 100 Jahre lang ungelüftet unter der Decke und hinter ihren sinnlichen Lippen meiner geharrt hatten. Es gelang mir, kurz vor einer gnädigen Ohmacht das Weite zu suchen – das ich zum Glück auch gleich fand!.
Und weiter trabte ich, in guter Hoffnung, endlich etwas Märchenhaftes zu erleben. Das schien sich tatsächlich zu bewahrheiten, denn auf einer Waldlichtung kam mir unverhofft Rotkäppchen singend entgegen gehüpft. Doch bevor ich sie freundlich anmachen konnte, holte sie aus ihrem Körbchen unter dem Kuchen für die Oma eine Kalaschnikov hervor, und ballerte ein halbes Dutzend Kugeln, Kaliber 7,62 x 39mm in meinen Luxuskörper hinein.
“Entschuldigung“, meinte sie bedauernd, „ich dachte, du seist der böse Wolf!“ – und hüpfte trällernd weiter.
Nach dreimonatigem Aufenthalt im Krankenhaus wagte ich einen letzten Trip, und stand nach mehreren Wandertagen vor einem 70 Meter hohen Turm. Auf dem Klingelknopf rechts vom Türchen stand auf einem Messingschild Rapunzel. Ich war zwar Linkshänder, klingelte aber dennoch beherzt, und als oben aus einem Fensterchen eine holde Jungfrau herunterlächelte und sich nach meinem Begehr erkundigte, rief ich appetenzgetrieben in die Höhe:
“Rapunzel, lass dein Haar herunter!“ Gleich darauf rauschte es erfreut zu mir herab, ich ergriff die wallenden, mit Haarshampoo von Schwarzkopf gewaschenen, bis in die Wurzeln gekräftigten Haare, und hangelte mich aufwärts. Doch kurz bevor ich oben war, löste sich ihre Perücke von der Glatze, weil sie versehentlich dazu die Haftcreme von ihrer Zahnprothese draufgeschmiert hatte. Ich purzelte hinunter, knallte auf den Granit – und brach mir das Genick.
Seit damals glaube ich nicht mehr an Märchen.

Und am Sonntag, wie versprochen, folgt eine Parodie zu einem weiteren Galgenlied Morgensterns: "Das Huhn".
Kurt Binder
schrieb am 08.08.2021, 07:11 Uhr
Hier isses - schräg ver-Bindert:

Das Huhn

6. Homage an Christian Morgenstern

In der Bahnhofhalle, nicht für es gebaut,
geht ein Huhn
hin und her ...
Wo, wo ist der Herr Stationsvorsteh'r?


Und gackert letztendlich
gut verständlich
auf Huhnisch:
“Wann, bitteschön, geht denn von Mölln
der Zug nach Köln?“
Man sieht, auch ein Huhn
hats zeitweilig
ziemlich eilig!

Dem Vorsteher, dem dieses Schnuppe,
verkocht das Huhn zu Hühnersuppe,
verzehrt es dann
mit Haut und Haar -
wiewohl das ja bei diesem Huhn
nicht möglich – und nicht nötig war,
denn’s hat ja bloß, noch jungbetagt,
nur höflich nach ’nem Zug gefragt!

Und in einer Woche kriegt ihr alle den „Schnupfen“ :-)) !
Kurt Binder
schrieb am 15.08.2021, 07:45 Uhr
Habt ihr die Taschentücher und den Nasenspray bereit? Man kann ja nie nicht wissen ...

Der Schnupfen

7. Hommage an Christian Morgenstern

Ein Schnupfen hockt auf der Terrasse,
auf daß er sich ein Opfer fasse.

Nicht weit, beziehungsweis' daneben
sitzt Traudl und sortiert Zibeben.

Der Schnupfen aber, das war klar,
nahm nur die Nasenlöcher wahr;
die schöne ringsherume Zone,
die intr’essiert ihn nicht die Bohne.

Er schlüpft, gemäß Schnupfenmanieren
hinein, um gleich zu inkubieren,
und Traudl bald in dieser Sachen
gehörig Ungemach zu machen.

Die zurpt und schluckt jetzt elfmal täglich -
das findet Alois unerträglich.


In einer Woche, vermutlich als letzte Morgenstern-Parodie - ein spektakulärer Knie-Fall, wie es ihn noch nie gegeben hat!
Kurt Binder
schrieb am 22.08.2021, 07:19 Uhr
Das Knie
8. Hommage an Christian Morgenstern

Ein Knie geht einsam durch die Welt.
Es ist ein Knie, sonst nichts!
Es ist kein Baum! Es ist kein Zelt!
Es ist ein Knie, sonst nichts.


Der Mann, der es verloren hat,
hüpft nun auf einem Bein,
doch war es nur ein Kunststoff-Knie
und wird ersetzbar sein.

Schnell kauft er sich ein neues Knie,
behebt sofort den Schaden.
Dem alten ward Asyl gewährt
im Second-Knie-Shop Laden,

Dies ist wohl die intelligenteste Einrichtung der Gegenwart! Wenn man bedenkt, wieviele Menschen weltweit täglich ihr Knie verlieren, so hat dieser Knie-Fall eine unschätzbare Signalwirkung.
Kurt Binder
schrieb am 28.08.2021, 10:39 Uhr
Ein Quatsch „ȋn suc propriu!“

Wenn der Wecker um 6 Uhr morgens klingelt, springe ich vom „Carpe diem"* beseelt aus dem Bett, öffne das Fenster, atme tief durch, und mache erstmal 23 Kniebeugen – mit jedem Bein. Nach einer kurzen Pause folgen 27 Liegestützen – auf jedem Arm, wonach ich zur Lockerung wie ein Hampelmann zappelnd und mit allen Gliedern schlenkernd durchs Zimmer wackle.
Dann folgt die Morgentoilette, zu welcher ich aus Datenschutzgründen nicht mehr sage, als dass ich sie vom A. bis zu den Z. respektierlich durchführe; das bin ich meinem straffen, vom Sport gestählten Luxuskörper schuldig. Ein MAMA MIA-Bio-Premium-Vital-Vollkorn-Knusper-Verwöhn-Nüssli-Müsli und ein Pfefferminztee zum Frühstück sollte reichen.
Mein allmorgendliches Jogging kombiniere ich mit Gassi gehen, da mir mein Hund schon seit geraumer Zeit sabbernd und winselnd seine verständliche Ungeduld mitgeteilt hat.
Und dann ist es soweit. Es wartet eine Tätigkeit auf mich, nach der ich schon seit Tagen lechze: Ich muss meinen 40 qm großen Nutzgarten umgraben, um Topinambur zu pflanzen. Auch dies werte ich wie Gymnastik, gehe mit Elan ran, und schon am frühen Nachmittag bin ich fertig.
Zum Ausruhen nehme ich mir keine Zeit, da Regen angesagt ward. Nach weiteren zwei Stunden habe ich die Erde geebnet und gerecht. Doch auch im Haus wartet eine Menge Arbeit auf mich, die nicht hinausgeschoben werden kann: Wäsche waschen, Staubsaugen, Mittagessen kochen und vieles mehr.
Todmüde falle ich am Abend nach einem frugalen, aber gesunden gluten-, zucker-, sellerie- und sonstigemfreien Abendrot ins Bett - ohne Fernsehen, aber glücklich!

Jawohl, wenn ich ein hoffnungsloser Idealist wäre, einen Wecker, einen Hund und keinen Fernseher hätte, Topinambur mögen und vegan leben würde, und 39 Jahre jünger wäre – ich würde es genau so machen!

*carpe diem (lat): Nütze den Tag!
Tarimona
schrieb am 02.09.2021, 20:02 Uhr
Danke für diese herrliche Pointe Kurt, musste herzlich lachen. Ja, so geht es uns wohl allen. Die Träume sind jünger als wir selber :-)

Der Herbst hält ja nun langsam seinen Einzug und darum hier ein kleiner Vierzeiler...

Es laubt der Herbst,
und mit Verlaub
so buntes Laub
ist auch erlaubt.

Kurt Binder
schrieb am 09.09.2021, 10:22 Uhr
Hallo, bin ich da richtig bei „Quatsch“?

Idee:
Die Texte aus wahrscheinlich (sehr) bekannten Liedern nur in Hauptwörtern auszudrücken!

Beispiel: Der Text unten ist eine Strophe aus einem sehr bekanntes Kinderlied! Wer erkennt es?

Büblein, Alleingang, Weltenbummel,
Gehhilfe, Kopfbedeckung - Cool! Hochlaune!
Mama Weinkrampf, Bübchenmangel
“Glückwunsch", Augensprache, "Rückkehr!"

Langzeit, Nebel, Schönwetter - Büblein Fremdaufenthalt.
Büblein, Besonnenheit - Heimkkehr, Geschwindigkeit

Kurt Binder
schrieb am 15.09.2021, 09:18 Uhr
Ist eigentlich gar kein Quatsch, sondern eher Detektivarbeit, was ich vor einer Woche angeregt habe.
Vielleicht ist dieser Text, ebenfalls der eines Kinderliedes, ansprechender:

Langohr Erdloch, Hocke Ruhezustand, Hocke Ruhezustand!
Bedauern Langohr, Gesundheitsfrage,
Ursache Stillstand?
Langohr, Ermutigung Hochsprung
Langohr, Ermutigung Hochsprung
Langohr, Ermutigung Hochsprung

;-)) ;-)) ;-)) ;-)) ;-)) ;-))
Kurt Binder
schrieb am 22.09.2021, 08:00 Uhr
Wagen wir einen letzten Versuch, ein Kinderlied zu entschlüsseln?
Der Text ist also sinngemäß nur in Hauptwörtern formuliert:

Raubtier, Diebstal Federvieh,
Rückforderung, Rückforderung,
Drohung Jagdfreak Abholung Schusswaffe,
Drohung Jagdfreak Abholung Schusswaffe.

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