Gut und Böse auf der Welt

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Kurt Binder
schrieb am 01.10.2023, 13:06 Uhr
Mr. Anybody meckert über das Fernsehen 1

Leute - es muss endlich mal gesagt werden:
Das Fernsehprogramm ist die gedruckte Ratlosigkeit phantasieloser Redakteure – jawohl, und ich stehe wie ein Zinnsoldat zu dieser Enthauptung! Und da ich dennoch jeden Morgen gewohnheitsmäßig dieses Machwerk zum Kaffee genieße, versaut mir dasselbige regelmäßig den Genuss des Schwarzen Rituals!
Schon die Titelseite entblößt die drei dominiernden Pflicht-Eigenschaften, die Mann, bzw. Frau haben muss, um überhaupt auf ihr prangen zu dürfen: Überwiegend blond, geistlos lachend, sowie meist viel- bis allessagend ver(ent)hüllt. Als ich das Blatt zum ersten Mal am Kiosk gekauft hatte, bin ich dreimal zurückgegangen, um es umzutauschen, weil ich von einem Fernsehprogramm keinerlei Ermunterungen in absolut keine Richtung erwarte! Ich will ja nur, ich bitte schön - ein einfaches Fernsehprogramm haben, um zu erfahren, wann und wo endlich wieder einmal ein Krimi oder ein Erotikfilm käme.
Mein deftigstes Schnackerl bekam ich, als ich bemerkte, dass zu den meisten Filmen, egal ob sie nun Bergretter, Naturschützer, Praxen mit Meeresblick oder Ärzte ohne Grenzen zum Thema hatten, mir die Beflissenheit, die „Quoten“ einzuhalten bis über die Schmerzgrenze hinaus entgegengrinste! Darüber hat sich sogar meine liebe Gattin, Missis Anybodyn komisch gelacht. Als sei Mathmatik der Code-Schlüssel für die Akzeptanz und Würdigung unsrer Frauen für alle beruflichen Positionen. Ein Krampf, der unser Schuldgefühl für dies Jahrhunderte alte Versäumnis zu löschen versucht. Auf mich wirken diese lächerlichen Bemühungen wie eine Vanilleeiskugel, die man einem Kleinkind reicht, um damit die Ohrfeige von kurz davor vom Tisch zu fegen!
Und es geht weiter. Um nun diese neue Sympathie zu unsrer neuentdeckten besseren Hälfte zu bekräftigen, werden zu vielen Filmen im Foto Männlein und Weiblein paarweise, oft in verdächtiger Nähe und, im harmlosesten Fall sich nur tief in die Augen blickend dargestellt - egal, ob diese Szene, wie man erwartet hätte, etwas typisches über das Thema des Filmes aussagt!
Und als ich gar zu einem Drei-Sterne- Katastrophenfilm mit überzeugendem Weltuntergang-Szenario im Programm auf dem Foto Sie und Ihn in inniger Umarmumg, sich vorläufig nur abgrundtief in die Augen blickend sah – hoppla hopp, also da blitzte es mir endlich, worin die eigentliche Kataststrophe lag! Und bald fielen mir auch zu andern Filmen solche thematisch deplatzierten Fotos in ihrer möglichst raffiniertesten, rein zweckdienlichsten Dartellung auf. Und es stört mich, den durchschnittlichen Irgendeinen gar gewaltig, dass uns Männern von verkaufstüchtigen Typen pauschal diese Lüsternheit unterstellt wird, Filme einzuschalten, wo im Foto auch nur der Hauch einer Spur von scheinbar vorkommender Erotik vielversprechend angedeutet wird.
So frage ich mich, und euch - warum, bei Venus, muss mit dieser erotisch wirken wollenden Tünche die irgendwie verständliche Quote - noch über-quotisiert werden?

Nächste Folge morgen
Kurt Binder
schrieb am 02.10.2023, 07:00 Uhr
Mr. Anybody meckert über das Fernsehen 2

Im Grunde bin ich kein Meckerer, aber es gibt so Sachen zwischen Himmel und Erde, die einen geradezu anbetteln, bemeckert zu werden! Es scheint, als stecke demnach in jeder Sache eine Form von Selbstkenntnis, die ihr aber weismacht, nicht optimal damit umgehen zu können, weil ihre Vernunft dazu nicht ausreicht.
Diese meine Hypothese hat der Philosoph Immanuel Kant aufgegriffen, und in seinem Werk „Die Kritik der reinen Vernunft“ in eimer ganz respektablen Weise glaubwürdig gemacht.
In diesem Sinne weise ich auf eine weitere, nach Kritik dürstende Sache im Fernsehen und dessen bunten Werbungsformen hin. Wenn man aufmerksam hineinguckt, wird jeder menschliche Mensch erschüttert sein – und nicht mehr auf die Straße gehen. Die tägliche Auflistung der interessanten, spannenden Morde in Tatort, Polizeiruf 110, Im Dutzend billiger, Zürich-Krimi, Usedom-Krimi, sowie die zahlreichen Toten vom Bodensee, von Amsterdam, Sevilla, Wales oder Buxtehude erwecken den Eindrock, dass man auf Schritt und Tritt über tote Leichen stolpert. Wenn man Glück hat, gibt es sogar eine zum Dessert!
Aus dem Fernsehen lernen wir also allabendlich aus Dutzenden immer raffinierter konstruierten Krimis, drohend auf die Leser gerichteten Pistolen oder Kalaschnikows, und aus flammenden Infernos kunst-spiralförmig herausfliegenden Autos von dem todsicheren Alltag, in dem wir uns furchtlos bewegen können.
Zum Glück schießen ja immer wieder neue, den jeweiligen Fällen angemessene Epigonen Sherlock Holmes’ wie Champignons aus dem spirituell überdüngten Boden, und strapazieren ihre Superhirne, zum Leidwesen der bösen Buben - vom kriminell überwucherten Boden.
Die gute Nachricht aber habe ich für zuletzt aufbewahrt: Die Frauenquote ist endlich ebenfalls auf der Ebene der fröhlichen Killer angekommen, und zwar durch die Serie: „Snapped – wenn Frauen töten“! Na also – was will Mann mehr? Da hat ja die Emanzipation einen weiteren Etappensieg errungen. Und die schwarz-blonden Trucker-Babes sind den snappenden Damen mit 400 PS hart auf den Fersen – Hosianna!

Der bedeutenste Teil von Mr Anybodys Gemecker folgt am Mittwoch, 4.10.23
Nimrod
schrieb am 02.10.2023, 19:23 Uhr
Hallo lieber Kurt, ein kleines Leserecho. Finde deine "Story" wunderbar und sehr zeitaktuell. Auch deine Meinung über diese Situation kann ich aufrichtig teilen. Bin schon gespannt was die Fortsetzung bringt. Wünsche dir einen geruhsamen Feiertag.Freue mich daß du dir ihn gönnst. Dann bis zum 4. Oktober
Kurt Binder
schrieb am 04.10.2023, 06:57 Uhr
Mr. Anybody meckert über das Fernsehen 3

Die Sportnachrichten war die erste Sendung, die mich über einen, ansonsten klaren Begriff derart ins Schleudern geschleudert hatte, dass ich beinahe abgehoben hätte. Zum Glück hatte mich meine liebe Gattin Missis Anybodin im letzten Augenblick irgendwo gepackt und mich vorübergehend festgezurrt.
Unter Sport versteht jeder normale Mensch verschiedene Tätigkeiten, die er zu seiner Gesunderhaltung mit Hingabe, oder, um andere zu übertreffen, mit Nahrungsergänzungspillen auf „Biegen und Brechen“ eisern praktiziert. Ich wurde jedoch, entgegen meines kindlichen Glaubens an diese Umschreibung grausam enttäuscht, als mir so ein cooler Up-to-date-Typ, nachdem er sich erst halb tot gelacht hat erklärte, was Sport heute bedeutet.
Na jaa, in der Steinzeit hätten zwar unsre Ur-Ur-Ur-usw-Ahnen schon Dinosaurier mit Speeren oder mit piruettenbeschleunigten flachen Steinen erlegt und sie zum Lunch gegessen. Auch haben sie ihre Steinzeit-Kinder schon von Steinzeit-Kindesbeinen an trainiert, die 100 Meter unter 10 Sekunden zu schaffen, um auf der Flucht vor gefräßigen Raptoren dieselbigen hungrig zurückzulassen. Das war allerdings ein rassendiskriminierendes Verhalten, denn auch Raptoren wollten ja gelegentlich ein leckeres Fressi-Fressi haben! Zum selben Zweck sollten diese armen, gemobbten Kinder auch über meterhohe Felsen ohne Stange jumpen können, oder einen schweren Stein nach einem aggressiven Rehbock stoßen können – jawohl, doch was, bitte schön, hat denn das alles mit Sport zu tun??
Nach diesem, die Gemüter lockernden Entree schreiten wir nun zum Rtnst der Sache.

These:
Die Sportnachrichten werden vom Diktator Fußball beherrscht.
Vor dieser Diktatur war Fußball auch für mich ein intelligenter, anspruchsvoller und äußerst dynamischer Kombinations-Mannschaftssport. Heute wird er leider durch unangemessene Verherrlichung und unverhältnismäßig überhöhte Wertschätzung hochgepeitscht, so dass die Huldigung dieses Sports als Pseudo-Ideologie in allen Bereichen absolute Priorität beansprucht.
Es fällt sicher nicht nur mir befremdend auf, dass in den Abendnachrichten oft, noch vor der Ansage der wichtigsten Themen des Tages, mit leuchtenden Augen das noch allerwichtigste - der Fußball erwähnt wird, oder als absoluter Glanzpunkt - DAS Ereignis des Jahres: Der Bundestrainer-Wechsel in der Bundesliga!!
Leute, die Demut zwingt mich in die Knie – und nicht nur mich, auch die Spieler, wenn sie doch mitten im Spiel, einem spontanen Impuls der Ehrerbietung folgend auf die Knie fallen und über den Rasen rutschend ihre Kniescheiben beschorbeln. Und wenn dann seine Hoheit König Maximus Mustermann vor der Presse stotternd erklärt, dass er die Mannschaft zum Sieg führen wolle (was schon alle andern vor ihm gewollt hatten, bevor sie gefeuert wurden), dann – ja, dann – dann ziehe ich jedesmal einen neuen von den drei Dutzend Hüten, die ich zu diesem Zweck bei e-Bay erstanden habe, denn – Ehre wem Ehre gebührt!!

Fortsetzung folgz morgen
Kurt Binder
schrieb am 05.10.2023, 08:07 Uhr
Mr. Anybody bemeckert den Fußball - ein Sakrileg

Ich erwähne nur so am Rande, ganz beiläufig noch ein paar unwesentliche Neben- und Folgewirkungen dieser Idolatrie an einer simplen sportlichen Auseindersetzung. Das Verschachern von Spielern zwischen den Vereinen, das den Heiligenschein - Künstlername „Ablösesumme“ trägt, unterschwellige Eigenwerbung in der Werbungssendung, Selbstwert-Anmaßung, die so weit geht, Filme und andere Sendungen im Programm wie selbstverständlich zu Gunsten eines Spiels ausfallen zu lassen. Das Generieren von unliebsamen bis kriminellen Subkulturen wie Hooligans und randallierende Pöbel-Haufen, die sich zum Teil aus den lieben Fans entwickelt haben, ist das wohl schlimmste Baby dieser entarteten Sportart.
Und die haben schnell gelernt, dass das Rollen eines runden Lederballes über eine weiße Kalklinie die Erfüllung schlechthin ist! Es ist das ultimative Prinzip in unsrem sterilen, konservativen Vegetieren, das uns in unsren verzweifelten Irrungen durch das lähmende Dunkel der Ratlosigkeit erfrischende Charakter-Nahrung und Orientierungshilfe – und ein mindestens 5000 Watt starkes, strahlendes Ziel garantiert! Sorry – ein kleiner Wegrutscher vom Ernst der Sache!
In meinen Augen wird das reine Spiel von ästhetischen und moralischen Unebenheiten überschattet, und von diesen wie ein Diamant in ein schrilles Patchwork-Outfit gehüllt – von Mammon bedingungslos in absolut allen Schritten abgesegnet und ab-gebeichtet!
Also auf, Freunde – unterstützt die bettelarmen Rundleder-Akrobaten und die Konkurs gefährdeten Vereine, und pilgert zum nächsten „rasenden“ Gerangel – Verzeihung, zur Fußball-Andacht.
Das Einzige, was alle Fan-Kategorien harmonisch vereint, ist der wechselseitige Chorus „Zum Himmel hoch jauchzend – zu Tode betrübt“, ein akustischer Tsunami, der jeweils von Tot zu Tor die Fensterscheiben im Umkreis von -zig Metern zerteppert, und – die Brüllmuskeln beider Lager zur Höchstleistung trainiert!
Aks ich nach einem erschossenen Tor in einige dieser verzückten Gesichter sah, die aufgerissenen, schreienden Münder, den Veitstanz um die eigene Achse – ja, da fragte ich mich, betrübt und entmutigt, ob dieser Fan auch nur ein Viertel so begeistert schreien und sich so gebärden würde, wenn er erführe, dass zur Heilung seines todkranken Kindes ein wirksames Medikament gefunden wurde?
Und das war der Moment, in dem ich ein inbrünstiges Stoßgebet hinaufgestoßen hab:
“Allmächtiger, vertief bitte, bitte die Rillen in ihrer Grauen Substanz, und veredel sie mit a pissel Kren - denn sie wissen wahrlich nicht, was sie tun (sollen)!“
Doch der Schock kam stoßwendend. Was aber, wenn der Angerufene inzwischen – auch Fan von einem Verein geworden ist? Oh mein Gott! Eben!

Letzter Teil folgt morgen
Kurt Binder
schrieb am 06.10.2023, 07:44 Uhr
Mr. Anybody versucht schlafen zu gehem

Es war ein Tag, sag ich euch, der mich mindestens zwei Pfund Nerven gekostet hat. Schon am Morgen begann es, als mich der brühheiße Kaffee beinahe von innen heraus gegart hätte. Dann meine niveauvolle, meterlange Schimpfung, infolge derer im Umkreis 79 Fensterscheiben zerteppert wurden, was mir im Grunde schnurzegal gewesen wäre, wenn nicht die jeweiligen Besitzer gerade eben vor meiner Tür Schlange stünden – fröhlich mit den Rechnungen winkend.
Dann die tramdelnden Züge, die ewig zu spät kamen, fieserweise nur dann nicht, als ich ohne Paraplü von zuhaue losging. Ich bin zwar nicht wasserscheu, habe aber etwas dagegen, wenn ich es zum Beweis dessen einen halben Tag lang zwischen meinem Luxuskörper und dem Anzug spazierentragen muss.
Die 5-minütige, auf Band gesprochene Dozentur meines Chefs konnte ich schon auswendig, die Kommata inklusiv. Ich machte ihm eines Tages den Vorschlag, mir die Mahnung bez. meiner dauernden Verspätungen schriftlich zu geben. Dann könnte ich sie auf dem Weg hierher lesen, und wir würden Zeit und viel Strom sparen. Diese Frechheit hatte ihn aber derart aufgeregt, dass er dringend für kleine Chefs laufen musste. Und das war mein Glück, denn so entkam der Katalog mit den Zehn Geboten der Firma dem elften Gebot: „Du sollst deinen Chef nicht reizen!“.
Kollegin Babsis Appetit auf meine mindestens Drei-Sterne-Delikatessen ehrten mich zwar, steigerten aber ihre Sehnsüchte nach diesen Gaumenfreuden dermaßen, dass sie mir nach einem besonders gelungenen Jakalebesch sogar gestand, dass das ein wahrer Orgasmus am Gaumen gewesen sei. Leider hatten die andern Kolleginnen nicht alles verstanden, so dass mich ihr Kichern noch längere Zeit begleitete.
Da ihr sicher alle über das Fernsehen hinreichend informiert seid, zähle ich die Wohle und die Übel nicht noch einmal auf. Auch hoffe ich, dass ihr über den Trainerwechsel von dem F.C. Wadenkrampf, Herrn Mustermann Kenntnis habt. Es sollen Stichproben auf den Straßen gemacht worden sein, und Wehe, wenn jemand von seiner Hoheit keine Kenntnis hatte!
Ja, es war ein harter Tag, und ich will nur noch ins Bett. Vorher hatte ich noch den Kater Stanislaus gebeten, seine diesnächtliche Hochzeitsnacht nicht wieder unter meinem Schlafzimmerfenster zu verjuchhein, und möglichst ohne dem beachtlichen Aufgebot eifersüchtiger, gomernder Artgenossen*innen, was er mir beim Namen seiner Mieze hoch und heilig versprach. Doch kaum hatte ich die Decke über die Ohren gezogen, heulte Caruso eine seiner lautesten Arien in den Sternenhimmel hinauf. Es war die deutsche Dogge meines Nachbarn, die auf dem Balkon übernachten musste, der auf der zu meinem Haus gekehrten Seite lag. Seine Angebetete, eine schneeweiße Spitzin antwortete zuerst – und dann begann ein Konzert, das die „Kleine Nachtmusik“ von Mozart polyphonisch hoch überstimmte.
Diese Nacht war hin, aber dann blitzte mir eine Idee, denn Humorianka, meine treue Muse ist ja immer in meiner Nähe, und scheut sich nicht, auch die Nacht bei mir zu verbringen – entgegen dem Risiko, ihren guten Ruf zu schänden. Und ich erstand auf der Stelle, wie immer bei eBay so ein Gerät mit Lautsprecher, das auf Hundegebell – mit Löwengebrüll antwortet. Seither schweigen die Hunde, und ich muss mich jetzt nur noch an den Löwengesang gewöhnen, bevor ich Nachts für alle Zeiten meine Ruhe haben werde.
Gute Nacht ;-))) !
Kurt Binder
schrieb am 09.10.2023, 07:47 Uhr
Hallo Freunde,

ein Dankeschön an Mr Anybody für seine aufregenden Enthüllungen so mancher Unebenheiten im Fernsehen, im „Sport“ und so!
In den folgenden 7 bis 8 Tagen lasse ich zwei bitternöse Buben wahre Schandtaten verüben, wobei ihr sicher schon nach wenigen Versen erkennen werdet, welchem großen deutschen Dichter ich damit meine Homage bringe.
Die Verse sind mit Hermannstädter Ausdrücken durchwachsen, die aber auch in andern Gegenden Siebenbürgens bekannt sein dürften!


Pitz und Tummes
Die gar traurige Geschichte von zwei Hermannstädter Purligaren

Vorwort

Jeder weiß, dass in der Jugend, Höflichkeit und Fleiß und Tugend
Zierde sei für alle Buben, auf den Gassen, in den Stuben,
um hernach im spätern Leben. gutes Beispiel stets zu geben.

Leider gehts nicht immer so, nur in dulci jubilo,
wenn mit uns manchwelche wandeln, die den guten Ruf verschandeln.
Die, anstatt wie alle andern fröhlich in die Schul’ zu jandern,
auf der Straß herumstrabantzen und die braven Leut kurantzen.
Oder statt am Stuhl zu hucken, um fürs Mathe-Ex zu stucken,
dass man später demonstrier, zwei mal zwei ist etwa vier,
lieber sich zu okoschieren und die andern buserieren.

Wie zum Beispiel hier von diesen, welche Pitz und Tummes hießen,
ruchbar ward manch böse Sach im Hermannstädter Almanach.
Ach, es ist fürwahr ein Jammer, dass in mancher biederer Kammer
abends bei des Herdes Feuer nicht Old Shatterhands Abenteuer,
oder gar die Kraft der Riesen bei ‘nem Pali ward gepriesen.
Nein, man hörte nur noch Klagen, über - was sich zugetragen.


Nach dem Vorwort - keine Sorgen,
denn der 1. Streich folgt morgen!
Kurt Binder
schrieb am 10.10.2023, 07:24 Uhr
Pitz und Tummes
Die gar traurige Geschichte von zwei Hermannstädter Purligaren

1. Streich

In der Heidengass’ am Ende, nahe dem Zibins-Gelände,
lebte friedlich die bekannte Pensionärin Frieda-Tante,
deren liebster Zeitvertreib war der Kult am inneren Leib,
nämlich distinguiertes Kochen: Lorke aus den Rinderknochen,
Ägrischsuppe, Käskletitten, auch Sarmaln nach alten Sitten,
wofür sie besonders schwärmt, wenn sie wieder aufgewärmt.

Und zur Brodalawend flugs kocht’ sie Krummpirrn und Paluks.
Doch die Frieda-Tante mochte nie ein Kochbuch, wenn sie kochte;
das hat sie verschamuriert, und nur nach Gemirg kreiert.

Sieh, der Tummes und der Pitz, die karlitzten durch die Hitz,
um, entgegen der Manieren, alte Leute zu sekkieren.
Plötzlich schnupperte der Pitz aufgeregt und rief: „Potz Blitz,
hier riechts ja nach Bertramsuppe, und die ist mir gar nicht schnuppe!“

Durch der leckeren Düfte Schwaden fühlten sie sich eingeladen,
folgten also auf die Schnelle den Gerüchen bis zur Stelle,
wo sich ein gar köstlich Mahl ihnen anbot frei zur Wahl:
Auf dem Teller zum Verputzen frisch gekochte Kukuruzen,
Bertramsuppe in der Rein, und auch Wuzzerl obendrein.

Frieda-Tante zurpte eben aus dem Demijohn ergeben
Pelsenpali von der Sorte, die man nicht zu lange horte,
friedlich im gesunden Maß, während sie am Schammerl saß -
als die zwei in Windeseile nahten wie die Fidschipfeile,
und halierten ohne Müh Frieda-Tantes Festmenü.

Als die brave Tante sah, was mit ihrem Mahl geschah,
rieb sie sich in ihrer Not Knofel auf gebähtes Brot,
denn die Zwei hatten indessen auch die Griesimilch gefressen.
Patzvoll nach solch reichem Schlemmern fingen sie bald an zu schemmern,
und vom ganzen guten Schmaus gluckste nur ein Schnackerl raus.

Dieses war der erste Streich,
doch der zweite folgt
– schon morgen.

Kurt Binder
schrieb am 11.10.2023, 07:38 Uhr
Pitz und Tummes
Die gar traurige Geschichte von zwei Hermannstädter Purligaren

2. Streich

Jedermann im Städtchen kannte einen der sich Müller nannte;
der war anno dazumal Hermannstadts Original.
Blonde Haare, Pferdeschwanz, um den Hals ‘nen Blumenkranz,
mit ‘ner Seele groß und warm - leider aber bettelarm.

Und so schlief der arme Mann hin und wieder, dann und wann
nachts als einziger Insasse in der alten Reispergasse
auf dem Rost wie ein Verbannter, vor dem Haus des Bäckers Ganther,
denn von hier, wie eine Therme, strömte wohltuende Wärme,
und der Duft von frischem Brot, der verhöhnte Müllers Not.
Manchmal schloppte der geplagte Mann am Morgen, wenn es tagte,
mit dem Volksbad in dem Sinn reinigungsbedürftig hin.

Doch die fiesen zwei Pingetzen wussten das sehr wohl zu schätzen,
und wie Bösebuben-Kracher spitzten sie wie Haftelmacher,
denn besser konnt’ man nirgendwo sekkieren, als im H2O.
Schnell ward Müller hier fentiert und ins Wasser reinplongiert,
und, als er noch purdig nackt, an den Beinen fest gepackt,
sodann, pustig wie sie waren, auch an seinen langen Haaren,
nämlich an dem Pferdeschwanz - letztlich tunkten sie ihn ganz.

Müller, der kein Wasserhasser, fludderte viel Rotz und Wasser,
machte dann trotz des Gezerres aber dennoch kein Geserres,
sondern schickt’ sie deddernd bloß in die wilde Balagroß.
Pitz und Tummes aber lachten, während sie davon sich machten.

Dieses war der zweite Streich,
doch der dritte folgt –
in Kürze..
Kurt Binder
schrieb am 12.10.2023, 07:06 Uhr
Pitz und Tummes
Die gar traurige Geschichte von zwei Hermannstädter Purligaren

3. Streich

Hoch der Weisheit weiser Schluss, dass der Mensch mal singen muss.
Nicht zuletzt um Leib und Seele, mittels gut geölter Kehle
öfters daran zu ermahnen, dass die allzu filigranen
Bande, die die beiden binden, Haltbarkeit im Sange finden.

Nein, auch um durch schöne Klänge, steten Druck und Alltagszwänge,
die auf jeden Piff uns quälen, sanft entfern von unsren Seelen,
denn nur durch die Harmonie wird dein Leben schön - mehr wie.

Dass dem öfters so geschah, war Frau Lehrerin Krämpel da.
Diese rundliche Matrone, säuerlich wie ‘ne Zitrone,
klärte erst, damit es nütze, das Prinzip der Atemstütze.
Dazu müsst’ man forsch und kühn, tief das Zwerchfell runterziehn.
Das trieb zwar den Butch heraus, doch auchs Stimmchen mit Gebraus,
und mit Übung, peu à peu - säng man bald das hohe C,
und auch, wenn man gut im Schuss, schöner als der Patjarus.

Sowohl Tummes als auch Pitz, hielten sowas für ‘nen Witz.
Und mit einer alten Säge sägten heimlich sie, leicht schräge,
ritzeratze, voller Tücke in das Podium ein Lücke.
Und auf Krämpels Stuhl zuhauf schmierten sie noch Pickes drauf.

Als dann in der nächsten Stunde Krämpel sang aus vollem Munde
Arien aus ‘ner Bach-Cantate, und sich huckte zur Fermate
auf den Stuhl, und zwar recht wuchtig, ward sie gleich darauf ganz fuchtig,
denn sie fühlte, dass ‘ne Menge Pickes durch ihr Höschen dränge.
Als sie sich erheben wollte, sturkelte sie, fiel und rollte
wie ein donnernd Donnerwetter durch die angesägten Bretter,
samt dem hinten pickend Stuhl in des Podiums tiefsten Pfuhl.
Man vermutet, dass ihr Toppert, durch das Purzeln ganz verzoppert,
und dass bei Frau Lehrerin Krämpel blaue Flecken sein am Strempel.

Nach ‘ner Stunde, grob beziffert, hat man sie erst raus gekiewert.
Tummes aber, und auch Pitz waren gleich drauf im Besitz
von je einer saft’gen Pletsch, wie in einem Chaplin-Sketch.

Dieses war der dritte Streich,
doch der vierte folgt
- ganz sicher.
Kurt Binder
schrieb am 13.10.2023, 08:15 Uhr
Pitz und Tummes
Die gar traurige Geschichte von zwei Hermannstädter Purligaren

4. Streich

Jedermann hat außer Tanten, Onkels, Neffen und Verwandten,
einen drin in der Mischpochen, welcher oft ununterbrochen
sehr kapschullich ist und kotzig, hoppertatschig, hinterfotzig,
und der alle nur verdutzt, jede Situation verbutzt,
sich partout mit jedem keppelt, ihn hernach auch noch veräppelt,
und der, wenn man dischkuriert, über andere schkaliert;
kurz, er ist, was sehr beschwingt vorne mit ‘nem A beginnt.

An dem Eck vom Huetplatz wohnte Alwin Felix Glatz,
der mit allen diesen Themen deckungsgleich war im Benehmen.
Pitz und auch sein Kumpel Tummes planten hierzu schleunigst Dummes.
Ihrem Plan kam sehr entgegen, dass der Alwin einen regen
Umgang hatt’, sich oft verkrachte, was die Sache leichter machte.
Mal ging er mit Schusters Liese heimwärts auf die Konradwiese,
oder mal im Lazarett peddert’ er an Annegret;
manchmal sah man im Geschmuse ihn mit Bäckers blonder Suse,
oder auch mal im Geplänkel mit der roten Anni Zänkel,
kurz - er konnte nur vrăjieren, jeden Abend cobsărieren
um sich nach dem Kaschulieren unauffällig zu verschnüren.

Aber trotz all dieser Zicken blieb er doch bei einer picken,
und schon bald stands in der Presse: Alwin heirate die kesse
etwas füllige Malvine aus der Theologie-Kantine.
Und zu dieser Seelenpein lüd er alle Freunde ein!
Pitz und Tummes hörten dieses - Achtung, aufgepasst! So hieß es,
und sogleich mit viel Gemach dachten angestrengt sie nach,
wie sich dieses Freudenfest wirkungsvoll zerdremmern läßt.

Nun, man weiß, dass in den Heckenrosenfrüchten Härchen stecken,
die, wie allgemein bekannt, jucken wie der Höllenbrand.
Und so sammelten sie sketsch kiloweise Hetschenpetsch,
kiewerten heraus die Härchen für das frisch verliebte Pärchen,
wonach sie sich flott beeilten und sie sorgfältig verteilten
in des Brautkleids weiße Falten und in Alwins Smokin-Spalten.

Und es fragt’ mit ernster Miene die vorhandene Malvine,
der Herr Pfarrer August Wenzeln, ob sie willens sei, zu schwänzeln
hinter ihrem Ehemann, und das möglichst lebenslang,
so gelob sie dies allda schnell mit einem klaren „JA!“

Grade wollte mit Entzücken Malvchen ihr: „Na, ja doch!“ zücken,
als in der Dorsal-Fassade losging eine Juck-Kaskade.
Erst griff Alwin, sehr dezent, tief unter das Unterhemd,
gleich danach auch die Malvine unter ihre Krinoline,
weil sich auf des Leibes Schwarte Unbehagen offenbarte,
von dem Nacken zu den Knies; und sie grunzten wie am Spieß -
ihre Augen schrien Bände, allseits zuckten wild die Hände;
bis in die intimsten Stellen piserten der Juckreiz Wellen.
Zuletzt tanzten - nepăkritich - sie ‘nen Veitstanz, zackig, schnittich,
fitschelten um den Altar, dass es eine Freude war.
Somit ward die Hochzeitsnacht ratzeputz kaputt gemacht.

Tummes und der fiese Pitz sah’n das Hin-und-her-Geflitz;
fletterten sehr amüsiert, weil die zwei so ramponiert.

Dieses war der vierte Streich,
doch der fünfte folgt
– vor dem sechsten!



Kurt Binder
schrieb am 14.10.2023, 07:32 Uhr
Pitz und Tummes

Die gar traurige Geschichte von zwei Hermannstädter Purligaren

5. Streich

Droht dem Mensch der Hungertod, greift er nach dem täglich Brot,
das man immer frisch und lecker kaufen kann beim Meister Bäcker.
Auf der schönen Hallerwiese war vor langen Zeiten diese
alte, ehrwürdige Zunft, Teig zu klintschen mit Vernunft,
mit viel Kompetenz vertreten (denn so rollten die Moneten)
durch den Bäckermeister Franz, der die teigige Substanz
perschelt’ in des Ofens Glut, bis sie knusprig, braun und gut.

In der alten Baußner-Gasse hatte Franz, damit er ’s fasse,
sich ein Backhaus eingerichtet, und den Bürgern sich verpflichtet
jeden Tag im Morgenrot schon zu haben frisches Brot,
weiße Semmeln oder Weck’, denn das war sein Lebenszweck.

Wieder wälzten Pitz und Tummes in den Köpfen etwas Krummes,
womit sie den Meister Franz ärgern könnten mit Brillanz.
Und bald schoss den Pustăhalăs durchs Gehirn was epochales,
der ultimative Treffer: Mit ‘nem Säckchen schwarzen Pfeffer,
Chili, Paprika, Cayenne, superfein gemahlen, denn
nur als Pulver kann dies zwicken, und die Schleimhäute erquicken,
schlichen sie bei dunkler Nacht in das Haus, das unbewacht,
zu der riesengroßen Molter, in die Franz bereits - so wollt’ er -
für den morgigen Verdienst einen Sack voll Mehl gebrinzt.
Schnell, wie es ihr Trieb gebeut, ward der Pfeffer ausgestreut,
fein verteilt und gut vermischt, dass kein einzig Korn entwischt.
Sodann machten, wie ich glaub, schleunigst sie sich aus dem Staub.

Früh am Morgen, wie gewöhnlich, kam der Bäcker Franz persönlich,
pfeifend, ohne Arg im Sinn, zu der hölzern Molter hin.
Nun, hier sparen wir an Zeit, denn ein jeder weiß Bescheid,
sozusagen ganz konkret, wie ein gutes Brot entsteht.
Und als dann um halber acht Franz den Laden aufgemacht,
hört’ wie immer man, gottlob, aus zufriednem Munde Lob.

Doch kaum waren die letzten Kunden aus dem Brotgeschäft verschwunden,
kamen im nächsten Augenblick viele wütend schon zurück.
Ganz verperschelt in dem Schlund, zurpte manch geschundner Mund
kaltes Wasser literweise, denn es war die scharfe Speise,
mit der Pfeffer-Mischkulanz für die Gosch kein Stimulans.
Also warfen sie dem Bäcker alle Brote, die sonst lecker,
ziemlich fuchtig, statt zu danken, an den Kopf und übern Blanken,
und dann schickten sie ihn keck gleich in seine Nepitschek.

„Sapperlot“, rief Bäcker Franz, „heute stimmt ja was nicht ganz!“,
und hat schnell die Tür vernagelt, denn sonst hättens ihn gekragelt.

Doch die beiden Erz-Falotten, sannen weiter, hartgesotten,
fletternd und ideenreich, über ihren - letzten Streich.
Kurt Binder
schrieb am 15.10.2023, 08:48 Uhr
Pitz und Tummes
Die gar traurige Geschichte von zwei Hermannstädter Purligaren

6. Streich

Jeder weiß, dass Jahr für Jahr es in H-stadt üblich war,
Wochenend und Feiertage, fern von Arbeit, Müh und Plage,
bei Gesöff und Schlagersingen mit der Gaschkă zu verbringen.
Und als ganz besondrer Tipp galt ein Chef in der Kalipp.

Erstens war man dann zusammen, auch mit Mädeln, meist mit strammen,
konnte ungestört vrăjieren, oder sie ganz keusch verführen,
denn für Sünde auf der Alm, gibts bis heut noch keinen Psalm.
Zweitens konnte man probieren, einen Pali zu potchieren,
wenn man selbst in hohem Maße grade schwächlich war bei Kasse.
Also fuhr man mit Bizikel oder anderem Vehikel,
Eisenbahn und Autostop, oder aber sehr salopp,
wer kein Geld für sowas hatt’, heimlich zwurnend nur pe blatt.

Zu dem nahen Osterfest latschte müde und durchnässt,
eine Tschurda durch den Matsch, meist jedoch durch Kakalatsch,
in Bokontschen voller Kot; trotzdem galt das Berggebot:
Vorne gehen die Geschwinden, und wer trandelt, der geht hinten.
Weil es trietscht’ ohn’ Unterlass, waren alle wutschenass,
denn es tschurrlt’ von Fîsch und Schlick Wasser nieder ins Genick,
und man bräucht für solch Spektakel statt Schoschonen ein Tschinakel.
In dem Rucksack trug die Tschurda Speckbrot, Zwiefel, Knofel, Urda,
hoch zum Cheffen auf den Berg; das war heut ihr Augenmerk!
Leckes oder Fetzenbrot waren auch im Angebot;
Eierkognak zum Erhitzen und Patschulli zum Bespritzen,
und noch anders Tschigamiga (hier fehlt mir ein Reim auf -iga).

Pitz und Tummes, die Golanen, saßen wiederum am Planen,
fuchtig, dass die Kameraden, sie dazu nicht eingeladen.
Und im Nu ward disponiert: Als Ciobäner maschkuriert
folgten sie der Karawane bis hinauf zu der Kabane,
butzten dort am Schornstein rum, und dann bogen sie ihn krumm.
Darauf schwutzten sie perfid Salzsäure auf ein Sulfid,
woraus gleich, erst zögerlich, ein gar schrecklich Gas entwich,
nämlich Schwefelwasserstoff, der bekanntlich ziemlich schroff
nach gewissen Gasen duftet, die man möglichst schnell entluftet.
Die Melange ward ungeniert in den Essraum deponiert.

Als der Magen dann durch Stöße kund tat seiner Leere Größe,
strömten hungrig gleich darauf Männlein, Weibelein zuhauf,
um von mitgeschleppten Gaben mit Fressalien sich zu laben,
denn von magern Hüften munter rutschten schier die Gatchen runter.

Doch kaum hatten sie begonnen, war der Traum vom Fraß zeronnen,
denn in jede Schnuppernase krochen plötzlich üble Gase,
die normalerweis von Bohnen unsern Alltag zart vertonen.
Und es wanderte der Blick heimlich links und dann zurück,
und es sah’n sich fragend an Wandersfrau und Wandersmann.
Kaum war, duftig konzentriert, dieser erste Gang serviert,
da quoll aus dem Ofenrohr dunkelschwarzer Rauch hervor,
der, weil oben zu das Loch, unten nun durchs Türchen kroch.
Denn die Mälloffen, die hatten Fetzen und verdreckte Matten
und diverses Hanfgespinst in den Schornstein reingebrinzt.
Und weil die Kalipp entlegen, konnt’ kein Pipikratzer fegen,
folglich mussten alle prusten, Ruß aus ihren Lungen husten,
und so mancher hat gekeuchert - nur der Speck ward gut geräuchert.
So war nach dem Essboykott jeder schwarz wie’n Hottentott,
und sie fragten: „Gott o Gott, wer war dieser Erz-Falott?“

Pitz und Tummes, alle beide, grinsten voller Schadenfreude
maliziös wie Nachtgespenster, durch die rußgeschwärzten Fenster.
Plötzlich wurden sie entdeckt, und verkratzten sich erschreckt -
in Opintschen, trap trap trap, deddernd von dem Berg hinab,
ganz vergabbert im Kojock sprang jeder wie ein Ziegenbock.

Pitz und Tummes, wehe euch - dies war euer letzter Streich,
denn der Karli Schneider schrie: „Ach herrje - da laufen sie!“
Und schnell jagte Bein für Bein den Plemplemmen hinterdrein,
bis die Paraputch sie fasste und den beiden Dresch verpasste.

Sie vermegeiten die Racker mit der Korbatsch und dem Bracker;
haben sie durch Kot gezerrt, mit dem Kata dann geperrt,
zertertschten ihre Pitziknochen, bis tamisch sie am Boden krochen,
und zu Haus den Păkălierten eine Fresskondi spendierten

Dieses war der leztze Streich – doch der allerletzte folgt morgen.

Kurt Binder
schrieb am 16.10.2023, 07:41 Uhr
Pitz und Tummes
Die gar traurige Geschichte von zwei Hermannstädter Purligaren

Das süße Ende in der Kondi.

Alle mussten sich bequemen, und mit Möllspeis vorlieb nehmen,
denn Pischkoten gabs beim Seiser nicht, auch keine Paradeiser.

Gerne wollt’ die konservante, liebenswerte Frieda-Tante
nach dem Auflauf mit Karfiol, einen Ischler aus Tirol.

Das Begehr des Herrn Müller war fürwahr ein echter Knüller,
denn er wünscht’ - schockschwerennot - nur ein Scherzel frisches Brot.

So war auch Frau Lehrerin Krämpel, für Bescheidenheit ein Exempel,
als sie in Fies-Dur erschnorrte, eine ganze Sachertorte.

Alwin Felix und Malvine wollten saft’ge Savarine;
denn sie hatten es erfahren, dass hier keine Kekesch waren.

Würdig fasste Bäcker Franz seinen Wunsch mit Eleganz
einfach in vier schlichte Worte: „Ich will eine Doboschtorte!“

Doch die wackeren Wandersleut schlangen hungrig ungescheut
frische Cremschnitt – heidanei, selbstverständlich jeder drei.

Pitz und Tummes aber blechten alles, was die Leut so möchten,
haben gomernd zugeschaut und Totobrösel nur gekaut.

Doch dann schwor’n die Purligutzen,, nie mehr etwas zu verbutzen,
und zuletzt, wie man vernommen, haben alle sich verkommen!

Die Moral - hier leicht gekurzt:
Beide haben sich gewurzt!

Ende
Nimrod
schrieb am 16.10.2023, 10:47 Uhr
Lieber Kurt, Du hast uns wieder einmal über einen doch langen Zeitraum wunderbar unterhalten. Dabei gingen auch viele Gedanken in das alte Siebenbürgen. Schade daß es schon wieder zu Ende ist. Vor allem die vielen kostbaren Spezialausdrücke der verschiedenen Tätigkeiten haben Seltenheitswert und erheitern schon alleine. Weiterhin alles Gute !

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