Gut und Böse auf der Welt

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Kurt Binder
schrieb am 29.05.2023, 06:59 Uhr
Danke für den Tipp, lieber Nimrod, doch musste ich mich zu dieser Affäre leider mit der „alten Bärbel“ begnügen, zumindest – zu ihrem Vergnügen ;-)) ! Als Philantrop werte ich diese selbstlose Handlung eben als die „Gute Tat“ des Tages.
Die Hyperbel ist hier aber nicht der Name eines willigen Betthaserls, sondern eine literarische Stilfigur (Übertreibungen), die ich hier als Metapher eingesetzt habe. Somit werde ich, diesem meinem komischen Drang folgend, Bärbel noch oft zu einem spirituell anregenden Tete-a-tete verführen ;-))) !


Vorsicht!

Der Löwe, der hat Löwenmut,
und brüllt sich gern in Rage und Wut.
Drum täte jeder daran gut,
zu sein vorm Löwen auf der Hut!

Und will der Löwe sich erquicken
mit einem Dünnen oder Dicken,
dann lass dich nicht von ihm erblicken,
sonst kannst das Taxi gleich wegschicken.

Doch muss man fairerweis erwähnen:
Krault man dem Löwen sanft die Mähnen,
dann fängt er sofort an zu gähnen;
ich glaub, das liegt an seinen Genen.

Und wenn dich doch der Hafer sticht,
so sieh das auch aus seiner Sicht,
und stell dich bitte nicht zu dicht
vor eines Löwen Angesicht,
denn so ein Bursche zögert nicht
sehr lang vor einem Fleischgericht,
besonders wenns im Abendlicht
ihm lecker in die Nase sticht.

Und hier der Rat von Salomo -
statt der Moral nur ein Bonmot:
Bist du kein Fan vom Risiko,
betracht den Löwen nur im Zoo!
Kurt Binder
schrieb am 04.06.2023, 12:54 Uhr
Was du heute kannst besorgen ...

Nachdem Dr. Wollust mich gründlich kreuz und quer durchgestrahlt – also röntgenisiert, CT-isiert und MRT-isiert hatte, befühlte er noch meinen Puls, kiewerte mit einem Wattestäbchen in meiner Nase, und tätigte für alle Fälle noch eine ausgiebige Rektalprobe – stillschweigend mit den Worten:
“Sicher ist sicher!“ Ich nickte verstehend. Dann hielt er mir noch mehrere Papierbogen unter die Augen, worauf komische, symetrische Farbkleckse* gemalt waren, und wollte wissen, was ich da sehe. Ich fühlte mich natürlich geehrt, dass ich nun meinerseits einen Arzt belehren durfte, und erklärte ihm kollegial (ohne Schulterklopfen), dass dies ein dreiköpfiger Drache sei, dies hingegen ein gefaltetes Kamel, und diese schwarze, donnernde Wolke eindeutig die Inkarnation (Befleischung) des Bösen darstellte! Und ich beobachtete mit heimlichem Stolz, dass er meine Belehrungen eifrig notierte – und wartete ungeduldig auf seinen Urteilsspruch. Und der kam.
“Ja, es ist sicher!“, wiederholte er nach einigen Weilen. „Sie müssen jetzt sehr stark sein – Sie leiden nämlich an - Prokrastination!“
„Ist das lebensgefährlich?“, erkundigte ich mich besorgt. Dr. Wollust räusperte sich ausgiebig, und meinte dann mit sorgenfältiger Stirn:
“Nun ja – das kommt darauf an, wie Sie damit umgehen. Ich verschreibe Ihnen erstmal ein rezeptfreies Medikament, das sie beim Diskcounter innerhalb der Öffnungszeiten problemlos erstehen können! Es sind Bonbons, die nach Himbeeren schmecken, und die Sie bei Bedarf mehrmals am Tag lutschen können!“
Um meinen Mangel an einschlägiger Allgemeinbildung nicht frivol preiszugeben, nickte ich zum zweiten Mal verstehend, eilte nach Hause, und stürzte mich auf den Computer. Der empfing mich auch heute mit einem einladenden Brummen, als wolle er fragen:
“Na, teurer Kurt, wo happerts diesmal!“ Ich tippte ungeduldig ‚Prokrastination’ ein – und starrte hypnotisiert auf den Bildschirm. Was da so alles in Bild, Text und Ton umherschwirrte – ja, das war wirklich ernst zu nehmen. Ich las entsetzt, dass man unter Prokrastination - die pathologische Sucht zum Aufschieben anstehender Arbeiten versteht! Ohne es zu bemerken, hatte ich also ein Sprichwort aus Faulheit umgedeutet:
“Was du heute kannst besorgen, das verschieb doch ruhig auf morgen!“
Und auf einmal bekam alles einen Sinn, denn ich begriff, dass da so manches schiefgehen könnte! Da hatte ich z. B. ein Date auf morgen verschoben – ohne der Angedateten etwas davon zu sagen. Die also Versetzte mailte mir erböst, dass sie kein weiteres Date mit mir wünsche, da sie sich mit 80 Jahren keine Zeitvergeudung mehr leisten könne!
„Nun, verehrte Donna Prokrasttina“, – wie ich diese teuflische Dame in einem Anflug von Hass-Liebe spontan nannte, „da hast du dich bei mir aber gewurzt!* Was war, das war – kapiert? Ab sofort wird nichts mehr aufgeschoben!“. Und ich schritt tierisch entschlossen zur Tat.
Da stand im Garten seit vielen Wochen das Gras in Übermannsgröße. Was ehemals eine farbenprächtige Wiese war, gespült im vielstimmigen Chorus glücklicher Insekten, und flatternd umschmetterlingt von Kohlweißlingen, war zu einem undurchdringlichen Dickicht verwachsen. Als ich mit dem Balkenmäher herannrollte, guckte mir zwischen den fingerdicken Disteln misstrauisch ein junger Tiger entgegen. Also war es allerhöchste Zeit, bevor sich auch noch Elefanten in meinem Dschungel einnisteten.
Und ich riss mit frenetischer Vorfreude an der Startschnur, der gefügige Benzinmotor sprang gehorsam an – als rings um mich herum ein das Trommelfell gefährnder Schrei hochbrandete, aus dem ich einzelne Wortfetzen heraushören konnte, wie:
“Total bekloppt ... heute ist Sonntag ... Ignorant ... Stroh im Gehirn“, und andere schmeichelhafte Charakteristika zu meiner verdutzten Person. Diese Worte, sinnvoll geordnet und aneinandergereiht übermittelten mir in erleuchtender Klarheit den geballten Unmut meiner durch meinen Frevel geschockten Nachbaren, der von ihren hochragenden, auf- und abschwingenden Mittelfingern mit Nachdruck unterstützt wurde.
Beschämt entschuldigte ich mich bei Donna Prokrastina – und verschob umständehalber zum letzten Mal eine hauswirtschaftliche Amtshandlung. Ich konnte mir nicht erklären, warum sie zu meinen letzten Gedanken hämisch grinste, bevor sie sich verdünnisierte?


*) Rorschachtest

**) in Hermannstadt: arg getäuscht, geirrt

Kurt Binder
schrieb am 10.06.2023, 18:53 Uhr
Fortschritt (1986)

Man weiß, dass kürzlich das Gebot der Zeiten,
im Raum Kultur und Technik zu verbreiten,
den Homo sapiens zu dem Mond verschickte;
das Fernsehen hat bewiesen, dass es glückte.

Nun ist es nötig, dass auch die Poeten
umherspazieren künftig in Raketen;
nicht nur, um mit dem Neuen Schritt zu halten -
es gilt die Poesie neu zu gestalten,
sie kraft der hohen Fluggeschwindigkeiten
der nächsten Dimension zu unterbreiten.

Der Pegasus, der die Poetengilde
bis heut gehievt in höhere Gefilde,
empfand sich dadurch unfair abgeschoben
und seines Ehrenamtes so enthoben.

Frustriert beschloss er in Pension zu gehn.
Zwar müsste er die Situation verstehn:
Mit Flügeln käme die fiktive Mähre
wohl kaum bis in die untere Stratosphäre.

So hat ein jeglich Ding im Lauf der Zeiten,
wenns stillsteht, leider Unannehmlichkeiten.
Kurt Binder
schrieb am 16.06.2023, 08:39 Uhr

Zur Abwechslung mal vier, mal drei - Zeilen


Nachdem Frau Gudrun Ordnung hat gemacht,
das ganze Haus auf Vordermann gebracht,
genehmigt sie sich ein gebrat’nes Huhn,
denn nach getaner Arbeit – isst Gudrun!

Es ward ein Mann nach der Jagd
nach Ideen von diesen geplagt,
und hat, statt zu schmusen,
die lästigen Musen
mit Insektenspray verjagt.

Wenn einer, der um jeden Preis
am Nordpol wünscht ein kaltes Eis,
im Sudan heiße Schokolade -
um den ists wirklich jammerschade!

Im Dschungel saß ein Ara,
sinnierend über das Para-
doxon des Seins,
bezüglich des Scheins -
doch ward er darob nicht klara.

Kurt Binder
schrieb am 20.06.2023, 07:30 Uhr
Wir bleiben bei der Abwechslung

Aus dem Hermannstädter Gefilde
bemüht aus der Griffelgilde
sich öfters ein Mann,
dass jedermann
sich humormäßig weiterbilde („Autsch!“)

Ein Muskelprotz brachts aufs Tapet:
“Ich bin gigantisch, wie ihr seht!!“
“Ach ja“, fragt da ein Männchen gleich,
“in welchem Wissenschaftsbereich?“

Ein Künstler hat, modisch genormt,
die Venus ergonomisch geformt.
Das war zu gewagt,
doch weil er betagt
war, hat man sich seiner erbormt.

Wenn eines Tages, unverzagt
ein Jemand „A-loch“ zu dir sagt,
bleib erstmal cool, auch wenns dich frisst,
und prüf - ob du’s nicht wirklich bist!

Es wurden beim Eiertschoclen
zwei Eier zertertscht und zerbrocken.
Eine weise Frau,
die wusst’ es genau:
“Man sollte sie vorher kocken!“
Kurt Binder
schrieb am 24.06.2023, 08:18 Uhr
Wenn ein Schuster einen Schuh gefertigt hat, so ist das in doppelter Hinsicht eine Leistung!

Im Grunde ist jeder Mensch, in allem was er täglich tut ein Wiederholungstäter, und wird von keinem Ordnungshüter dafür bestraft – außer beim Falschparken!

Was ist der Unterschied zwischen einem freifliegenden Vogel und unsrem Gesellschaftssystem?
Beim Vogel arbeiten der rechte und der linke Flügel ausschließlich zu seinen Gunsten - füreinander!

Auch wenn Baumwipfel sich immer verneigen, bejahen sie nur scheinbar alles, was die marode Natur ihnen durch den Wind oder durch den Boden zuträgt!
Kurt Binder
schrieb am 09.07.2023, 09:16 Uhr
Oft drängt es den Intelektuellen,
manch Unwissen aufzuhellen.
Er müht sich mächtig;
und schafft es prächtig,
den – Klugscheißer darzustellen.

Was heute du kannst besorgen,
verschieb doch ruhig auf morgen!
Denn trifft dich der Schlag
am morgigen Tag -
soll’n andre sich darum sorgen.

Ein Grobian aus Fohren
hat einst sein obi verloren.
Doch bald ward Gran
als Filigran
verfeinert neugeboren.
Kurt Binder
schrieb am 15.07.2023, 09:30 Uhr

Ein Greifvogel, jäh und leise,
greift sich ’ne Maus zur Speise.
Dies scheint brutal,
doch ist’s nun mal
sein Trick - beGreiflicher Weise.


Es sehnt sich ein kleiner Dichter
nach der Erleuchtung Lichter.
Doch blitzen diese
gemein und fiese,
heut leider etwas schlichter.


Ein Löwe brüllt’ mit Elan,
er sei ab heute vegan.
Doch nach zwei Kräutern
schon musst’ er sich läutern -
und fraß einen Pavian.



Kurt Binder
schrieb am 20.07.2023, 08:26 Uhr
Kettenreaktion

Es stakst zu früher Morgenstund
bedächtig durch den Wiesengrund
auf roten Stelzen mit Bedacht
ein Storch - wer hätte das gedacht.

Nicht weit davon, im feuchten Moor,
lugt neugierig ein Frosch hervor,
und hüpft - ist das nicht sonderbar -
zum weiß - rot - schwarzen Adebar.

„He, Kumpel“, quakt er, „rück zur Seite,
damit ich dich ein Stück begleite.“
Der Klapperstorch, der nickt nur matt;
vermutlich ist er grade satt.

Sie gehen beide so ein Weilchen,
und jeder denkt dabei sein Teilchen.
Bis eine Fliege in Ekstase
umschwirrt des Frosches feuchte Nase.

Der quakt: „Prost Mahlzeit“ und, nicht faul,
schnappt sich die Fliege mit dem Maul.
Der Storch, der findets amüsant -
und gleich darauf den Frosch pikant.

Hier die Moral von der Geschicht:
Bist du ein Storch, trau Fröschen nicht!

Kurt Binder
schrieb am 27.07.2023, 10:03 Uhr
Kann doch jedem mal passieren

Für die intensive Pflege meiner tadellosen Beißer verwende ich außer andern Mittelchen, welche für den komplexen Zahnschutz heute dringend empfohlen werden, in der Endphase ‚Listerine, total care’, eine braune Flüssigkeit mit Fluorid und Alkohol, in einer Plastikflasche mit Messkappe.
Zur Augenpflege dienen meine wunderschönen Balkonblumen, welche ich täglich gieße. Nun hat mir meine Tochter eines Tages ein Guano-Pflanzendüngemittel gekauft - ebenfalls eine braune Brühe in einer Plastikflasche mit Messkappe. Ich dankte ihr, und stellte den Guano gedankenlos neben die Listerine-Flasche.
Als ich am nächsten Morgen mit der neuen Zahnbürste und der Test-besten Zahncreme für den gehörigen Pflicht-Abrieb des Zahnschmelzes gesorgt und dann gespült hatte, griff ich, ohne hinzusehen nach der Listerine-Flasche. Dann füllte ich die Messkappe, ohne hinzusehen halbvoll, führte sie ohne hinzusehen zum Mund, goss sie (ohne hinzusehen) unter den Gaumen – ja, und dann spülte ich wie vorgeschrieben gründlich eine Minute lang.

Is noch was? Ja, was habt ihr denn erwartet?
Kurt Binder
schrieb am 05.08.2023, 09:22 Uhr
Vorher – nachher

Napoleon, der smarte,
schrieb Joséphin’ eine Karte:
“Nach Austerlitz
verhau ich Fritz!
Bis dann – Dein Bonaparte“

Dich es kam anders:

Nach Waterloo wurde Napoleon übel,
und er übergab sich in einen Kübel.
Da sagte ein Infanterist, ein gemeiner:
“Sire, ich glaub, jetzt ist alles im Eimer!“
Kurt Binder
schrieb am 05.08.2023, 18:19 Uhr
Korrektur - der Satz zwischen den Strophen sollte heißen:

Doch dann, knapp 10 Jahre später:

SORRY!
Kurt Binder
schrieb am 15.08.2023, 10:29 Uhr
Die gar minnigliche Ballade von Kunibert und Kunigunde

In düstern Mauern hoch am Rhein
bewachte einst tagaus, jahrein
ein Rittersmann das Tal in Pflicht.
Vor wem? Das wusst’ er selber nicht.

Und doch nahm er die Wacht im Gau
bei seiner Ehre sehr genau;
er schlief sogar mit Helm und Schwert -
der tapfre Ritter Kunibert.

Nicht weit auf einer Nachbarzinne
ward plötzlich ihm ein Mägdlein inne,
und zwar die schöne, modisch runde
und keusche Jungfer Kunigunde.

Gleich packte Kuni, der schon vierzig,
die späte Minne überstürzig;
hoch wallte brodelnd auf die Brunst,
und gleich warb er um ihre Gunst.

Doch wie er schwitzend vor sie tapert,
der alte Harnisch quietscht und klappert,
beginnt asthmatisch er zu schnaufen,
und seine Nas’ fängt an zu laufen.

Der Kuni trötet in die Finger,
holt aus zu einem mächt’gen Schwinger,
knickt etwas ein die starken Beine -
und haut den Fladen auf die Steine.

Da zeigt errötend ihm die Holde
ein Beispiel, wie er’s machen sollte:
Sie schnäuzt ins Tuch sich auf die Rasche
und steckts dezent in ihre Tasche.

Dann reicht sie es ihm mit Gemach:
„Nun, hehrer Ritter, tut’s mir nach,
denn solltet Ihr nach Gspusi trachten,
müsst Ihr auf gut’s Benehmen achten!“

Der Kuni füllt das seidne Tuch
schon mühelos beim Erstversuch,
und schmeißt, anstatt es einzustecken,
dies achtlos in die Dornenhecken.

Die Maid ohnmachtet in die Socken.
Doch Kunibert, der brummt nur trocken:
„Will lieber an der Brunst verrecken
als Rotz in meine Tasch zu stecken!“


Nimrod
schrieb am 15.08.2023, 11:14 Uhr
Hallo Kurt, ein tolles Gedicht. Wäre bestimmt sehr lustig wenn es als Zeichentrick- oder echter Film dargestellt würde !
Kurt Binder
schrieb am 20.08.2023, 09:57 Uhr
Danke, Nimrod - eine gute Idee! Hier nun ein Blick auf das liebenswerte Murmeltier:


Und täglich grüßt ...

Es ist der Wecker, der dich scheppernd neckt,
dich aus verträumten Illusionen weckt,
und der dir höhnisch, sechsmal in der Woche
erklären will: „‘s ist Zeit für die Maloche!“

Es ist der Morgen, der so rosig lacht
und deinen schönen Schlaf zunichte macht.
Statt weiter in das Kissen reinzulauschen,
musst du das Bett nun mit dem Holzstuhl tauschen.

Es ist der Kaffee, der die Küchenluft
betörend würzt mit seinem braunen Duft,
und der dir, weil der Zeiger vorwärts rennt,
genüßlich siedend heiß den Hals verbrennt.

Es ist der Stau, der dich umklammert hält,
und nicht um alles Fluchen dieser Welt
erlaubt, dass du auch einmal pünktlich bist -
du lächerlicher Autobahn-Statist!

Es sind die Ampeln, die dich nun blockieren,
und den Verkehrsstrom taktvoll fragmentieren.
Aus roten Augen funkeln sie dir zu:
„Was solls - hier hast du 2 Minuten Ruh!“

Es ist der letzte Parkplatz, den grad rege
besetzt hat ein sympatischer Kollege.
Da hilft auch kein frustrierter Stiefelschwinger
und kein im Zorn erhobner Mittelfinger.

Es ist der Chef, vor dem du schlotternd stehst,
der nun gewissenhaft den Marsch dir bläst,
wobei Kollegen durch die Glastür linsen
und allesamt gar schadenfröhlich grinsen.

Es ist der Stress, der dich alsbald befällt,
dich stundenlang in seinen Klauen hält,
und die Probleme, die im Kopfe schwirren,
dich bis zu der Verzweiflung hin verwirren.

Es ist der Lichtblick, der dich kurz erhellt,
wenn schlanke Beine, kess zur Schau gestellt,
dich dran erinnern, dass die Apfelsine
viel süßer schmeckt als dämliche Termine!

Es ist die Pause, die für kurze Zeit
dich von der harten Plackerei befreit.
Doch rennt durch die Kantine mancher Blender,
noch kauend schmökernd im Terminkalender.

Es ist der Abend, der der Pein ein Ende setzt,
wonach du abgeschlafft nach Hause hetzt,
durch Ampeln und den sehr vertrauten Stau;
das macht den Rest des Tags erst richtig mau.

Es ist das Fernsehn, das nach dem Rabatz
dir einen Sexfilm zeigt - so als Ersatz.
Doch du sinkst sterbensmüd in Morpheus’ Arm
und schnarrchst schon gleich darauf dass Gott erbarm.

Es ist der Wecker, der dich scheppernd neckt . . .

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