Der Fuchs und der Rabe
Einmal anders – bei und in Hermannstadt
Ein Fuchs, vermutlich ein sehr junger,
schleicht durch den Erlenpark, mit Hunger.
Da sitzt mit plusterndem Gehabe
auf einem Ast ein schwarzer Rabe,
und hält - man weiß das aus der Fabel -
ein Stückchen Käse in dem Schnabel.
Der Fuchs grinst listig und verschlagen,
denn ihm knurrt, wie gesagt, der Magen.
Er beugt devot den roten Rücken
und ruft: „Wen solche Federn schmücken
im glänzend schwarzen Frack-Design,
kann wahrlich nur Caruso sein!“
Der Rabe denkt (auch Raben denken!):
„Soll ich der Story Vorschub schenken
und tun, was einer nach Belieben
in Dummheit über mich geschrieben?
Die Fabel wäre dann zu Ende
mit alter Pointe, statt neuer Wende.
Ich glaube fast, der Hypokrit
hat auf den Käse Appetit.“
So hört er denn geschmeichelt zu,
klemmt lässig und in aller Ruh
den Käse unter sein Gefieder,
und krächzt eins seiner schönsten Lieder.
Es hat der Fuchs nach dem Geschehn
besonders klug nicht dreingesehn;
normalerweis müsst in die Wurzeln
der Käse jetzt herunterpurzeln.
Doch war die Runde auch verfahren,
sein Antlitz muss er dennoch wahren.
So folgt der fiesen Heuchelei
am Fuße prompt Trick Nummer zwei.
„Man sagt, du hättest hier am Hügel
und weit und breit die größten Flügel.
Ich meine, das kann gar nicht sein,
denn sicher sind sie mickrig klein.“
Der Käse wechselt in die Krallen -
so kann er nicht hinunterfallen;
dann fliegt der Rabe ohne Hast,
und setzt sich wieder auf den Ast.
Der Fuchs, wiewohl ein Fabelheld,
fühlt sich um den Erfolg geprellt,
denn leider ging zu dieser Stunde
an Huckebein auch die zweite Runde.
So probt er weiter mit Geschick
den einen und den andern Trick.
Der Rabe geht auf alles ein:
Balanceakt auf einem Bein,
Salto mortale, Riesenwelle,
ein Kopfstand an riskanter Stelle,
den Flickflack auch nicht zu vergessen -
der Käse permutiert indessen.
Nun hat der Fuchs zwar mit all diesen
Ideen Erfindungsgeist bewiesen,
doch nützte nichts die schlau’ste Tour,
denn Käs und Rabe blieben stur.
So denkt er: „Soll das schwarze Aas
ersticken an dem blöden Kas!“
Und weil die Chose so verquarkt,
schnürt er frustriert zum nächsten Markt -
zum Magazin Universal,
wie’s kurz hieß anno dazumal:
zum „Floaşu“ in der Heltauergasse,
und schnappt sich, da er knapp bei Kasse,
mit alter, ausge-Fuchster Schläue
ein großes Stück - Burduf de oaie.
Schlimm, schlimm, wenn das Klischee sich wandelt,
und die Moral derart verschandelt!
Gut und Böse auf der Welt
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Doris Hutter (Moderator)
schrieb am 01.11.2023, 21:38 Uhr (am 01.11.2023, 21:40 Uhr vom Moderator geändert).
schrieb am 01.11.2023, 21:38 Uhr (am 01.11.2023, 21:40 Uhr vom Moderator geändert).
Das Beste, Kurt!
Wer kennt ihn nicht, den Kurt H. Binder,
der manchmal trägt langen Zylinder...
Der Verse macht mit viel Humor
und Bücher schrieb, wo der kommt vor!
Der Texte durchs Internet schickt,
die man gern liest, also anklickt.
Wo? Auf siebenbuerger.de!
Mit 90 Jahren, wie ich seh,
noch fit im Kopf, sicher im Reimen,
witzig und auch ohne zu schleimen,
hält er am Laufen die Rubrik
mit einem durchaus einfach Trick:
Es macht ihm Spaß und fällt ihm leicht!
Man merkt, dass Spaß und Können reicht.
Das Beste, Kurt, für Leb'n und Leib
wünsch ich dir! Dein Grips weiter bleib!
Und du halt uns weiter die Treue:
Scharfsinn, Humor weiter erfreue!
Dass dabei alles sei in Butter,
wünscht herzlich grüßend Doris Hutter!
Wer kennt ihn nicht, den Kurt H. Binder,
der manchmal trägt langen Zylinder...
Der Verse macht mit viel Humor
und Bücher schrieb, wo der kommt vor!
Der Texte durchs Internet schickt,
die man gern liest, also anklickt.
Wo? Auf siebenbuerger.de!
Mit 90 Jahren, wie ich seh,
noch fit im Kopf, sicher im Reimen,
witzig und auch ohne zu schleimen,
hält er am Laufen die Rubrik
mit einem durchaus einfach Trick:
Es macht ihm Spaß und fällt ihm leicht!
Man merkt, dass Spaß und Können reicht.
Das Beste, Kurt, für Leb'n und Leib
wünsch ich dir! Dein Grips weiter bleib!
Und du halt uns weiter die Treue:
Scharfsinn, Humor weiter erfreue!
Dass dabei alles sei in Butter,
wünscht herzlich grüßend Doris Hutter!
Hallo, liebe Doris Hutter,
es ist und bleibt alles in Butter ;-)) !
Du siehst mich jetzt im Geiste sicherlich erröten wie eine Jungfrau, gell? Eine durchaus zutreffende Vorstellung, denn Deine Eloge hat mich tatsächlich in Verlegenheit gebracht.
Einer meiner Bekannten, dessen Leben ausschließlich auf die Verehrung Mammons ausgerichtet ist, hat mich unmutig gefragt:
“Kurt, was bringt dir das, was du da tust? Lass dir deine Beiträge von denen doch bezahlen!“
Nun, ich bin sicher, dass alle Freunde Verständnis für meine Antwort haben würden – außer ihm! Und genau deswegen hab ich sie ihm nicht gegeben!
Ganz herzlichen Dank für Deine Wertschätzung, liebe Doris! Deiner Empfehlung gemäß werde ich auch zukünftig „pînă în pînzele albe“ versuchen, ihr gerecht zu werden, und aus meinem Grips alles auswringen, was mir auch nur ein 10%iges höfliches Schmunzeln unsrer Leser einbringen könnte!
Für Deinen neuen Lebensabschnitt wünsche ich Dir alles Liebe und Beste, sowie die Bereitschaft – es auch zu genießen ;-)) !
Herzliche Grüße von Kurt
es ist und bleibt alles in Butter ;-)) !
Du siehst mich jetzt im Geiste sicherlich erröten wie eine Jungfrau, gell? Eine durchaus zutreffende Vorstellung, denn Deine Eloge hat mich tatsächlich in Verlegenheit gebracht.
Einer meiner Bekannten, dessen Leben ausschließlich auf die Verehrung Mammons ausgerichtet ist, hat mich unmutig gefragt:
“Kurt, was bringt dir das, was du da tust? Lass dir deine Beiträge von denen doch bezahlen!“
Nun, ich bin sicher, dass alle Freunde Verständnis für meine Antwort haben würden – außer ihm! Und genau deswegen hab ich sie ihm nicht gegeben!
Ganz herzlichen Dank für Deine Wertschätzung, liebe Doris! Deiner Empfehlung gemäß werde ich auch zukünftig „pînă în pînzele albe“ versuchen, ihr gerecht zu werden, und aus meinem Grips alles auswringen, was mir auch nur ein 10%iges höfliches Schmunzeln unsrer Leser einbringen könnte!
Für Deinen neuen Lebensabschnitt wünsche ich Dir alles Liebe und Beste, sowie die Bereitschaft – es auch zu genießen ;-)) !
Herzliche Grüße von Kurt
FABEL
Dreifach tierisch
Frühmorgens zwischen Gras und Kräutern,
mit Pendelschwanz und prallen Eutern,
steht breit die braune Clementine
und frißt mit ausdrucksloser Miene.
Die Kiefer mahlen streng im Takt
das Gras, das den Verdauungstrakt
durchs Heck, nach der Metamorphose,
die Kuh verläßt mit viel Getose.
Ja, vorn hinein und hinten raus -
so sieht ihr Rindvieh-Alltag aus.
Nicht weit von ihr mit steifem Schweife
ein Kater schleicht auf Nahrungsstreife.
Zwar ist er satt, doch fahndet er
nach einem Häppchen zum Dessert.
Zum Dritten ist noch eine Maus
auf Käfer und auf Schnecken aus.
Noch wissen sie nichts voneinander,
doch gleich beginnt das Durcheinander.
Der Kater sieht aus schmalen Schlitzen
das Mäuschen durch die Halme flitzen.
Er startet durch, die Jagd beginnt
im großen Bogen um das Rind -
die Bogen werden eng und enger,
des Mäuschens Piepsen bang und bänger.
Die Kuh erkennt die große Not,
die Mäuschen durch den Felix droht,
und als dies unter ihrem After,
betätigt schnell sie den Entsafter,
wobei durch einen Schub des Darmes
viel Weiches sich entläd, und Warmes.
So gibts im nächsten Augenblick
statt Mäuschen pur - Maus in Aspik.
Der Kater bremst, der Kater stutzt,
der Kater ist zutiefst verdutzt.
Wo ist die Maus, anstatt zu munden,
so stante pede bloß verschwunden?
Dieselbige beginnt zu schwitzen,
und das erschwert das Stillesitzen.
Der Wärmestau wird unbehaglich,
die Sicherheit ist mehr als fraglich -
schon stößt sie, nicht ganz sorgenfrei,
die Nase durch den heißen Brei.
Der Kater siehts, er springt behende,
ein Griff - das war des Mäuschens Ende.
Aus diesem kleinen Dreiecksfall
heraus wölbt klar sich die Moral:
Wenns auch so scheint, so will nicht jeder,
der dich bescheißt, dir auch ans Leder.
Hingegen lehrt uns die Parabel:
Es ist, wie hier in dieser Fabel,
riskant, dem Trugschluss zu verfallen,
dass einer, der mit spitzen Krallen
dich hilfreich aus der Soße zieht,
dir wohlgesinnt ist - wie man sieht!
Dreifach tierisch
Frühmorgens zwischen Gras und Kräutern,
mit Pendelschwanz und prallen Eutern,
steht breit die braune Clementine
und frißt mit ausdrucksloser Miene.
Die Kiefer mahlen streng im Takt
das Gras, das den Verdauungstrakt
durchs Heck, nach der Metamorphose,
die Kuh verläßt mit viel Getose.
Ja, vorn hinein und hinten raus -
so sieht ihr Rindvieh-Alltag aus.
Nicht weit von ihr mit steifem Schweife
ein Kater schleicht auf Nahrungsstreife.
Zwar ist er satt, doch fahndet er
nach einem Häppchen zum Dessert.
Zum Dritten ist noch eine Maus
auf Käfer und auf Schnecken aus.
Noch wissen sie nichts voneinander,
doch gleich beginnt das Durcheinander.
Der Kater sieht aus schmalen Schlitzen
das Mäuschen durch die Halme flitzen.
Er startet durch, die Jagd beginnt
im großen Bogen um das Rind -
die Bogen werden eng und enger,
des Mäuschens Piepsen bang und bänger.
Die Kuh erkennt die große Not,
die Mäuschen durch den Felix droht,
und als dies unter ihrem After,
betätigt schnell sie den Entsafter,
wobei durch einen Schub des Darmes
viel Weiches sich entläd, und Warmes.
So gibts im nächsten Augenblick
statt Mäuschen pur - Maus in Aspik.
Der Kater bremst, der Kater stutzt,
der Kater ist zutiefst verdutzt.
Wo ist die Maus, anstatt zu munden,
so stante pede bloß verschwunden?
Dieselbige beginnt zu schwitzen,
und das erschwert das Stillesitzen.
Der Wärmestau wird unbehaglich,
die Sicherheit ist mehr als fraglich -
schon stößt sie, nicht ganz sorgenfrei,
die Nase durch den heißen Brei.
Der Kater siehts, er springt behende,
ein Griff - das war des Mäuschens Ende.
Aus diesem kleinen Dreiecksfall
heraus wölbt klar sich die Moral:
Wenns auch so scheint, so will nicht jeder,
der dich bescheißt, dir auch ans Leder.
Hingegen lehrt uns die Parabel:
Es ist, wie hier in dieser Fabel,
riskant, dem Trugschluss zu verfallen,
dass einer, der mit spitzen Krallen
dich hilfreich aus der Soße zieht,
dir wohlgesinnt ist - wie man sieht!
Schach den Bösen Buben 1
Ein Schelm namens Blaschke
Es war kurz vor Ladenschluss. Als der letzte Kunde gegangen war, begann Karl Blaschke, der Inhaber des kleinen Selbstbedienungsladens, mit der allabendlichen Ordnung. Er ging zwischen den Regalen hindurch, brachte Flaschen, Dosen und Kartons, die von schlampigen Kunden durcheinander gebracht waren, wieder in Reih und Glied, und kehrte die Papierfetzen vom Boden auf. Als dann die alte Wanduhr sechs Uhr schlug, ging er zur Tür und hängte das Schild mit der Aufschrift „Geschlossen“ dran. Dann trat er zur Kasse und zählte die heutigen Einnahmen. Es war ein besonders guter Tag, denn daraus lächelten ihm etwa 750 Euro entgegen.
Kaum hatte er jedoch das Geld in die Tasche gesteckt, als die Tür aufgestoßen wurde. Herein marschierte ein untersetzter Mann, der geradewegs auf ihn zukam. Seine rechte Hand steckte in der Jackentasche.
„Ich habe bereits geschlossen“, erklärte Blaschke dem Mann, der einen riesigen Schnauzbart und eine dunkle Sonnenbrille trug. Doch der ignorierte ihn und grinste ihn nur an.
„Das weiß ich, aber ich habe leider noch etwas sehr Dringendes zu erledigen. Vielleicht machen Sie eine Ausnahme.“ Blaschke sah in das unbewegliche Gesicht des Mannes und auf dessen rechte Hand in der ausgebeulten Tasche. Sie war geballt.
„Also gut - was bekommen Sie?“
„Ich bekomme das ganze Geld, das Sie heute eingenommen haben!“, antwortete der Mann scharf und riss eine Pistole aus der Tasche, die er auf Karl Blaschke richtete. Der sah mit einem Blick, dass es keine Spielzeugpistole war. Und er wusste auch, dass der Kerl kein Anfänger war. Dazu war der Zeitpunkt des Überfalls nur zu gut gewählt: Die Kasse war voll und kein Kunde würde mehr eintreten, wenn draußen auf dem Schild „Geschlossen“ stand.
„Da haben Sie heute aber kein Glück bei mir“, sagte er ruhig zu dem Mann. „Außer etwas Kleingeld ist gar nichts in der Kasse. Da, sehen Sie doch selbst.“ Er zog die Lade der Kasse weit heraus.
„Versuchen Sie nicht, mich für blöd zu verkaufen, Mann!“, zischte der Räuber, und seine Lippen wurden gefährlich schmal. „Das Geld steckt in ihrer linken Rocktasche - und nun her damit!“ Er hob die Pistole mit einem Ruck höher, so dass der kurze Lauf genau auf Blaschkes Stirn zielte.
„Der Kerl hat mich also gründlich beobachtet!“, dachte Blaschke bewundernd. „Er ist tatsächlich kein Anfänger.“
„Hör zu, mein Junge“, sagte er väterlich, „mach keinen Quatsch. Ich gebe dir jetzt eine Chance: Wenn du brav ‘Entschuldigung’ sagst und verduftest, will ich vergessen, dass du jemals hier warst, okay?“ Der Schnauzbart wurde einen Augenblick lang unsicher, denn Karl Blaschke grinste ihm dreist ins Gesicht. Doch dann erfing er sich wieder.
„Wer, zum Geier, gibt hier wem eine Chance?“, rief er wütend und stieß die Pistole mit einem Ruck nach vorn. „Dies ist Ihre letzte Chance - das Geld her oder es knallt!“ Doch Blaschke grinste ihn nur weiter an.
„Ich nehme an, dass du dir das genau überlegen würdest! Du kämst keine zehn Schritte weit, wenn man auf der Straße den Schuss hört!“ Der Mann wurde merklich nervöser und stieß hervor:
„Das lassen Sie ruhig meine Sorge sein - und jetzt her mit dem Zaster - los, machen Sie schon!“ Doch Blaschke richtete sich nur auf und spähte aufmerksam zur Tür. Dann ging ein Leuchten über sein Gesicht.
„Ah, Herr Wachtmeister, diesmal kommen aber Sie wie gerufen!“ Schnauzbart reagierte nicht darauf und rief ungeduldig:
„Mit dieser blöden, strapazierten Masche können Sie mich nicht bluffen. Zum letzten Mal also - her mit dem ... “
„Hände hoch - und legen Sie Ihre Waffe schön langsam auf den Tisch! Sofort!“, rief plötzlich eine scharfe Stimme von der Tür her. „Und drehen Sie sich nicht um, sonst sind wir leider gezwungen zu schießen!“ Der Räuber erstarrte. Als Profi wusste er, dass diese Drohung der Polizei ernst zu nehmen war. Vorsichtig legte er also die Pistole auf den Tresen.
„Danke, Wachtmeister“, sagte Blaschke, „das nenne ich Hilfe im letzten Augenblick.“ Er nahm die Pistole - und richtete sie auf den Mann.
„Und jetzt rück mal das ganze Geld heraus, das du auf deinem heutigen Streifzug erbeutet hast, du Mistkerl!“
„Helfen Sie mir doch, Herr Wachtmeister!“, rief der angstvoll. „Seht ihr Bullen denn nicht, dass mich dieser Kerl mit der Waffe bedroht?“
„Hier sind keine Bullen, Bürschchen“, lachte Karl Blaschke ihn höhnisch an. Der Mann fuhr herum - der Raum war leer. Blaschke langte unter den Tresen und stellte das Tonband ab, von welchem ein Kabel zu dem Lautsprecher über der Eingangstür führte.
„Dies ist meine private Polizei, für Notfälle, weißt du!“, erklärte er höhnisch. „Und du bist ein verdammter Notfall!“ Seine Stimme wurde stahlhart, als er befahl: „Jetzt rück sofort die Moneten heraus - ich kann nämlich manchmal nur bis drei zählen - eins ... zwei ... “
Der Mann griff zitternd in die Innentasche seiner Lederjacke, warf eine handvoll Geldscheine auf den Tisch, und rannte zur Tür hinaus. Karl Blaschke steckte lächelnd das Geld ein. Dann zog er die unterste Schublade auf und legte die Pistole hinein - zu den andern.
Ein Schelm namens Blaschke
Es war kurz vor Ladenschluss. Als der letzte Kunde gegangen war, begann Karl Blaschke, der Inhaber des kleinen Selbstbedienungsladens, mit der allabendlichen Ordnung. Er ging zwischen den Regalen hindurch, brachte Flaschen, Dosen und Kartons, die von schlampigen Kunden durcheinander gebracht waren, wieder in Reih und Glied, und kehrte die Papierfetzen vom Boden auf. Als dann die alte Wanduhr sechs Uhr schlug, ging er zur Tür und hängte das Schild mit der Aufschrift „Geschlossen“ dran. Dann trat er zur Kasse und zählte die heutigen Einnahmen. Es war ein besonders guter Tag, denn daraus lächelten ihm etwa 750 Euro entgegen.
Kaum hatte er jedoch das Geld in die Tasche gesteckt, als die Tür aufgestoßen wurde. Herein marschierte ein untersetzter Mann, der geradewegs auf ihn zukam. Seine rechte Hand steckte in der Jackentasche.
„Ich habe bereits geschlossen“, erklärte Blaschke dem Mann, der einen riesigen Schnauzbart und eine dunkle Sonnenbrille trug. Doch der ignorierte ihn und grinste ihn nur an.
„Das weiß ich, aber ich habe leider noch etwas sehr Dringendes zu erledigen. Vielleicht machen Sie eine Ausnahme.“ Blaschke sah in das unbewegliche Gesicht des Mannes und auf dessen rechte Hand in der ausgebeulten Tasche. Sie war geballt.
„Also gut - was bekommen Sie?“
„Ich bekomme das ganze Geld, das Sie heute eingenommen haben!“, antwortete der Mann scharf und riss eine Pistole aus der Tasche, die er auf Karl Blaschke richtete. Der sah mit einem Blick, dass es keine Spielzeugpistole war. Und er wusste auch, dass der Kerl kein Anfänger war. Dazu war der Zeitpunkt des Überfalls nur zu gut gewählt: Die Kasse war voll und kein Kunde würde mehr eintreten, wenn draußen auf dem Schild „Geschlossen“ stand.
„Da haben Sie heute aber kein Glück bei mir“, sagte er ruhig zu dem Mann. „Außer etwas Kleingeld ist gar nichts in der Kasse. Da, sehen Sie doch selbst.“ Er zog die Lade der Kasse weit heraus.
„Versuchen Sie nicht, mich für blöd zu verkaufen, Mann!“, zischte der Räuber, und seine Lippen wurden gefährlich schmal. „Das Geld steckt in ihrer linken Rocktasche - und nun her damit!“ Er hob die Pistole mit einem Ruck höher, so dass der kurze Lauf genau auf Blaschkes Stirn zielte.
„Der Kerl hat mich also gründlich beobachtet!“, dachte Blaschke bewundernd. „Er ist tatsächlich kein Anfänger.“
„Hör zu, mein Junge“, sagte er väterlich, „mach keinen Quatsch. Ich gebe dir jetzt eine Chance: Wenn du brav ‘Entschuldigung’ sagst und verduftest, will ich vergessen, dass du jemals hier warst, okay?“ Der Schnauzbart wurde einen Augenblick lang unsicher, denn Karl Blaschke grinste ihm dreist ins Gesicht. Doch dann erfing er sich wieder.
„Wer, zum Geier, gibt hier wem eine Chance?“, rief er wütend und stieß die Pistole mit einem Ruck nach vorn. „Dies ist Ihre letzte Chance - das Geld her oder es knallt!“ Doch Blaschke grinste ihn nur weiter an.
„Ich nehme an, dass du dir das genau überlegen würdest! Du kämst keine zehn Schritte weit, wenn man auf der Straße den Schuss hört!“ Der Mann wurde merklich nervöser und stieß hervor:
„Das lassen Sie ruhig meine Sorge sein - und jetzt her mit dem Zaster - los, machen Sie schon!“ Doch Blaschke richtete sich nur auf und spähte aufmerksam zur Tür. Dann ging ein Leuchten über sein Gesicht.
„Ah, Herr Wachtmeister, diesmal kommen aber Sie wie gerufen!“ Schnauzbart reagierte nicht darauf und rief ungeduldig:
„Mit dieser blöden, strapazierten Masche können Sie mich nicht bluffen. Zum letzten Mal also - her mit dem ... “
„Hände hoch - und legen Sie Ihre Waffe schön langsam auf den Tisch! Sofort!“, rief plötzlich eine scharfe Stimme von der Tür her. „Und drehen Sie sich nicht um, sonst sind wir leider gezwungen zu schießen!“ Der Räuber erstarrte. Als Profi wusste er, dass diese Drohung der Polizei ernst zu nehmen war. Vorsichtig legte er also die Pistole auf den Tresen.
„Danke, Wachtmeister“, sagte Blaschke, „das nenne ich Hilfe im letzten Augenblick.“ Er nahm die Pistole - und richtete sie auf den Mann.
„Und jetzt rück mal das ganze Geld heraus, das du auf deinem heutigen Streifzug erbeutet hast, du Mistkerl!“
„Helfen Sie mir doch, Herr Wachtmeister!“, rief der angstvoll. „Seht ihr Bullen denn nicht, dass mich dieser Kerl mit der Waffe bedroht?“
„Hier sind keine Bullen, Bürschchen“, lachte Karl Blaschke ihn höhnisch an. Der Mann fuhr herum - der Raum war leer. Blaschke langte unter den Tresen und stellte das Tonband ab, von welchem ein Kabel zu dem Lautsprecher über der Eingangstür führte.
„Dies ist meine private Polizei, für Notfälle, weißt du!“, erklärte er höhnisch. „Und du bist ein verdammter Notfall!“ Seine Stimme wurde stahlhart, als er befahl: „Jetzt rück sofort die Moneten heraus - ich kann nämlich manchmal nur bis drei zählen - eins ... zwei ... “
Der Mann griff zitternd in die Innentasche seiner Lederjacke, warf eine handvoll Geldscheine auf den Tisch, und rannte zur Tür hinaus. Karl Blaschke steckte lächelnd das Geld ein. Dann zog er die unterste Schublade auf und legte die Pistole hinein - zu den andern.
Schach den Bösen Buben 2
XY - selbst gelöst 1 / 2
Als es gongte, trottete der große, schwarze Schäferhund aus dem Wohnzimmer heraus, und setzte sich ruhig neben die Eingangstür. Else Lehmann, eine 73-jährige Witwe, ging zur Tür und lugte durch den Spion. Draußen stand ein ihr unbekannter Mann. Sie ließ die Sicherheitskette im Schloss und öffnete nur eine Handbreit.
„Was wünschen Sie?“, fragte sie den Mann.
„Guten Tag, Frau Lehmann“, sagte der Fremde mit einem gewinnenden Lächeln. „Ich komme in einer Angelegenheit Ihrer Rentenversicherung.“
„Ja? Was ist denn damit?“
„Das lässt sich wohl schlecht an der Haustür besprechen, Frau Lehmann. Dürfte ich hereinkommen?“ Else Lehmann dachte einen Augenblick nach, und fragte dann:
„Haben Sie einen Ausweis dabei?“
„Aber natürlich - hier ist er.“ Er zeigte ihr kurz einen bedruckten Karton mit einem Foto drauf, ließ diesen aber schnell wieder in der Tasche verschwinden. Ein sonderbares Lächeln huschte über Else Lehmanns jugendliches Gesicht, als sie die Kette aus der Halterung herausnahm und die Tür öffnete.
„Nun, dann kommen Sie doch herein.“ Der Mann fuhr zusammen, als er den großen Hund bemerkte, der ihn aus funkelnden Augen aufmerksam ansah.
„Keine Angst!“, beruhigte ihn Frau Lehmann. „Loki tut keinem braven Mann etwas zuleide. Er hat aber einen sechsten Sinn für Bösewichte!“ Sie traten in das Wohnzimmer. Loki trottete hinter ihnen her und kauerte sich in eine Ecke, wobei er den Fremden nicht aus den Augen ließ.
„Nehmen Sie Platz, Herr - ach, wie war doch gleich Ihr Name?“
„Schmidt, Günter Schmidt.“
„Also, Herr Schmidt, was genau ist mit meiner Rente los?“
„Tja, Frau Lehmann, als wir vor acht Jahren Ihre Rente berechnet hatten, ist uns leider ein kleiner Fehler unterlaufen. Kurz gesagt - wir haben Ihnen zuviel ausgezahlt!“
„Unmöglich!“, sagte die alte Dame ungläubig. „Das ist aber hart!“
„Wir erwarten natürlich nicht, dass Sie uns alles auf einmal zurückzahlen“, erklärte Schmidt loyal, „sondern wir werden Ihnen eine zumutbare Rückerstattungsrate ausrechnen. Außerdem bin ich befugt, Ihnen gegen eine kleine Anzahlung in bar einen Teil Ihrer Schulden zu erlassen. Na, ist das ein Wort?“
„Das ist aber nett von Ihnen.“, freute sich Else Lehmann. „Und - wieviel müsste ich denn anzahlen?“ Schmidt zeigte sich kulant.
„Nun, ich ... wir haben so an ... an etwa 1000 Euro gedacht.“
„Bloß 1000 Euro?“, fragte sie erleichtert, während er sich ärgerte, dass er nicht mehr angegeben hatte. „Die hab ich sogar bei mir!“ Schmidt tat sehr entsetzt, als er meinte:
„Wie, Sie haben soviel Bargeld im Haus? Sie sind mir aber ganz schön leichtsinnig. Wenn man Sie nun berauben wollte?“ Die alte Dame lächelte fein.
„Keine Sorge - dafür habe ich ja Loki.“ Als der Schäferhund seinen Namen hörte, hob er den Kopf und sah schweifwedelnd zu ihr hinüber.
Teil 2 folgt morgen
XY - selbst gelöst 1 / 2
Als es gongte, trottete der große, schwarze Schäferhund aus dem Wohnzimmer heraus, und setzte sich ruhig neben die Eingangstür. Else Lehmann, eine 73-jährige Witwe, ging zur Tür und lugte durch den Spion. Draußen stand ein ihr unbekannter Mann. Sie ließ die Sicherheitskette im Schloss und öffnete nur eine Handbreit.
„Was wünschen Sie?“, fragte sie den Mann.
„Guten Tag, Frau Lehmann“, sagte der Fremde mit einem gewinnenden Lächeln. „Ich komme in einer Angelegenheit Ihrer Rentenversicherung.“
„Ja? Was ist denn damit?“
„Das lässt sich wohl schlecht an der Haustür besprechen, Frau Lehmann. Dürfte ich hereinkommen?“ Else Lehmann dachte einen Augenblick nach, und fragte dann:
„Haben Sie einen Ausweis dabei?“
„Aber natürlich - hier ist er.“ Er zeigte ihr kurz einen bedruckten Karton mit einem Foto drauf, ließ diesen aber schnell wieder in der Tasche verschwinden. Ein sonderbares Lächeln huschte über Else Lehmanns jugendliches Gesicht, als sie die Kette aus der Halterung herausnahm und die Tür öffnete.
„Nun, dann kommen Sie doch herein.“ Der Mann fuhr zusammen, als er den großen Hund bemerkte, der ihn aus funkelnden Augen aufmerksam ansah.
„Keine Angst!“, beruhigte ihn Frau Lehmann. „Loki tut keinem braven Mann etwas zuleide. Er hat aber einen sechsten Sinn für Bösewichte!“ Sie traten in das Wohnzimmer. Loki trottete hinter ihnen her und kauerte sich in eine Ecke, wobei er den Fremden nicht aus den Augen ließ.
„Nehmen Sie Platz, Herr - ach, wie war doch gleich Ihr Name?“
„Schmidt, Günter Schmidt.“
„Also, Herr Schmidt, was genau ist mit meiner Rente los?“
„Tja, Frau Lehmann, als wir vor acht Jahren Ihre Rente berechnet hatten, ist uns leider ein kleiner Fehler unterlaufen. Kurz gesagt - wir haben Ihnen zuviel ausgezahlt!“
„Unmöglich!“, sagte die alte Dame ungläubig. „Das ist aber hart!“
„Wir erwarten natürlich nicht, dass Sie uns alles auf einmal zurückzahlen“, erklärte Schmidt loyal, „sondern wir werden Ihnen eine zumutbare Rückerstattungsrate ausrechnen. Außerdem bin ich befugt, Ihnen gegen eine kleine Anzahlung in bar einen Teil Ihrer Schulden zu erlassen. Na, ist das ein Wort?“
„Das ist aber nett von Ihnen.“, freute sich Else Lehmann. „Und - wieviel müsste ich denn anzahlen?“ Schmidt zeigte sich kulant.
„Nun, ich ... wir haben so an ... an etwa 1000 Euro gedacht.“
„Bloß 1000 Euro?“, fragte sie erleichtert, während er sich ärgerte, dass er nicht mehr angegeben hatte. „Die hab ich sogar bei mir!“ Schmidt tat sehr entsetzt, als er meinte:
„Wie, Sie haben soviel Bargeld im Haus? Sie sind mir aber ganz schön leichtsinnig. Wenn man Sie nun berauben wollte?“ Die alte Dame lächelte fein.
„Keine Sorge - dafür habe ich ja Loki.“ Als der Schäferhund seinen Namen hörte, hob er den Kopf und sah schweifwedelnd zu ihr hinüber.
Teil 2 folgt morgen
Schach den Bösen Buben 2
XY - selbst gelöst Teil 2 / 2
„Warten Sie einen Augenblick.“ Sie ging hinaus, und kam nach einer Weile mit dem Geld zurück.
„Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?“
„Oh, nein, danke!“, wehrte Schmidt schnell ab, und schielte auf die Scheine. „Soviel Zeit habe ich leider nicht, auch wenn Ihr Angebot noch so verlockend ist. Da warten nämlich noch andere Kunden!“
„Ja, ja, diese Zeitknappheit, die macht uns leider allen zu schaffen“, entgegnete Frau Lehmann. „Sie haben aber sicher Verständnis, wenn ich mich vorher über Ihre Identität vergewissern möchte!“
„Selbstverständlich, Frau Lehmann, genau das wollte ich Ihnen auch gerade vorschlagen.“ Er reichte ihr eine Karte. „Hier ist unsere Telefonnummer.“ Sie bemerkte sofort, dass auf dieser Karte eine ganz andere Nummer stand, als die ihr bekannte. Auf ihren fragenden Blick erklärte er beruhigend:
„Unsere Telefonnummern haben sich alle im Zuge der Modernisierungsarbeiten geändert!“ Frau Lehmann nickte verstehend, ging zum Telefon und wählte.
„Ja, hier Else Lehmann. Ich rufe wegen Ihres Mitarbeiters, Herrn Schmidt an - ja, er ist hier bei mir - wegen der neuen Rentenberechnung - wie bitte? Ja, natürlich.“ Sie reichte Schmidt den Hörer.
„Ihr Chef will Sie selber sprechen!“
„Schmidt! Also, Herr Reinecke, die Sache klappt. Frau Lehmann ist bereit ...“
„Was schwätzen Sie da für einen Unsinn, Mann?“, ertönte eine laute Stimme aus dem Apparat. „Wir haben keinen Angestellten mit Namen Schmidt bei uns, und eine Neuberechnung der Renten ist auch nicht vorgesehen, schon gar nicht an der Haustür! Wer sind Sie überhaupt?“
Die Stimme kam aus dem Lautsprecher des Telefons, den die schlaue, alte Dame eingestellt hatte. Sie hatte die richtige Nummer gewählt, die sie seit Jahren auswendig kannte. Schmidt wurde blass, warf den Hörer auf den Tisch und wollte rasch hinaus gehen.
„Loki, komm!“ Auf diesen ihren leisen Befehl hin kam der Hund herangeschlendert und setzte sich vor den Mann. Frau Lehmann lächelte ihn an und stand auf.
„Sie sehen nun, wieso ich Bargeld im Haus halten kann. Ab sofort dürfen Sie sich kein bisschen mehr bewegen, weil - Tyras Ihnen sonst die Kehle zerreißen würde!“ Als sie „Tyras“ sagte, legte der Hund die Ohren zurück, seine Augen funkelten böse, und aus seiner Kehle drang ein gefährliches Grollen.
„Möchten Sie nicht doch einen Kaffee trinken - bevor ich die Polizei anrufe?“, fragte Else Lehmann, diesmal besonders liebenswürdig.
XY - selbst gelöst Teil 2 / 2
„Warten Sie einen Augenblick.“ Sie ging hinaus, und kam nach einer Weile mit dem Geld zurück.
„Darf ich Ihnen einen Kaffee anbieten?“
„Oh, nein, danke!“, wehrte Schmidt schnell ab, und schielte auf die Scheine. „Soviel Zeit habe ich leider nicht, auch wenn Ihr Angebot noch so verlockend ist. Da warten nämlich noch andere Kunden!“
„Ja, ja, diese Zeitknappheit, die macht uns leider allen zu schaffen“, entgegnete Frau Lehmann. „Sie haben aber sicher Verständnis, wenn ich mich vorher über Ihre Identität vergewissern möchte!“
„Selbstverständlich, Frau Lehmann, genau das wollte ich Ihnen auch gerade vorschlagen.“ Er reichte ihr eine Karte. „Hier ist unsere Telefonnummer.“ Sie bemerkte sofort, dass auf dieser Karte eine ganz andere Nummer stand, als die ihr bekannte. Auf ihren fragenden Blick erklärte er beruhigend:
„Unsere Telefonnummern haben sich alle im Zuge der Modernisierungsarbeiten geändert!“ Frau Lehmann nickte verstehend, ging zum Telefon und wählte.
„Ja, hier Else Lehmann. Ich rufe wegen Ihres Mitarbeiters, Herrn Schmidt an - ja, er ist hier bei mir - wegen der neuen Rentenberechnung - wie bitte? Ja, natürlich.“ Sie reichte Schmidt den Hörer.
„Ihr Chef will Sie selber sprechen!“
„Schmidt! Also, Herr Reinecke, die Sache klappt. Frau Lehmann ist bereit ...“
„Was schwätzen Sie da für einen Unsinn, Mann?“, ertönte eine laute Stimme aus dem Apparat. „Wir haben keinen Angestellten mit Namen Schmidt bei uns, und eine Neuberechnung der Renten ist auch nicht vorgesehen, schon gar nicht an der Haustür! Wer sind Sie überhaupt?“
Die Stimme kam aus dem Lautsprecher des Telefons, den die schlaue, alte Dame eingestellt hatte. Sie hatte die richtige Nummer gewählt, die sie seit Jahren auswendig kannte. Schmidt wurde blass, warf den Hörer auf den Tisch und wollte rasch hinaus gehen.
„Loki, komm!“ Auf diesen ihren leisen Befehl hin kam der Hund herangeschlendert und setzte sich vor den Mann. Frau Lehmann lächelte ihn an und stand auf.
„Sie sehen nun, wieso ich Bargeld im Haus halten kann. Ab sofort dürfen Sie sich kein bisschen mehr bewegen, weil - Tyras Ihnen sonst die Kehle zerreißen würde!“ Als sie „Tyras“ sagte, legte der Hund die Ohren zurück, seine Augen funkelten böse, und aus seiner Kehle drang ein gefährliches Grollen.
„Möchten Sie nicht doch einen Kaffee trinken - bevor ich die Polizei anrufe?“, fragte Else Lehmann, diesmal besonders liebenswürdig.
Schach den Bösen Buben 3
Der berühmte Fehler
Der Ort für die Übergabe des Lösegelds war derart stümperhaft gewählt, dass es dem Inspektor um das große Aufgebot schon Leid tat. Der Entführer der kleinen Andrea hatte bei seinem letzten Anruf nämlich angeordnet, dass man die Summe von 500.000 Euro in ein Henkelkörbchen legen und dieses mitten auf eine kleine Wiese zwischen den dicht bewaldeten Hügeln östlich der Stadt stellen solle.
Natürlich war die Wiese von einem dichten Polizeikordon hermetisch abgeriegelt, so dass kein Kaninchen mehr unbemerkt durchschlüpfen konnte. Die Polizisten warteten ungeduldig. Es war bereits fünf Minuten vor zwölf Uhr. Um Punkt zwölf wollte der Entführer das Geld holen.
„Ich bin wirklich gespannt, wie er das anstellen will!“, raunte Inspektor Becker dem Oberwachtmeister Frühn zu, der neben ihm hinter einem dicken Eichenstamm kauerte.
„Ich auch!“, flüsterte Frühn zurück. „Der Kerl hat sich sicher was ganz Raffiniertes ausgedacht.“
Im Gegensatz zu den klassischen Entführungsfällen hatte sich der Entführer, der sich mit „Balduin“ vorgestellt hatte, nicht gegen den Einsatz der Polizei ausgesprochen - ganz im Gegenteil. Er hatte ironisch bemerkt, dass ihn die Anwesenheit der Bullen richtig amüsieren werde; je mehr, desto vergnüglicher. Becker sah auf die Uhr. Es war jetzt Punkt zwölf Uhr. Nicht weit von ihnen sprang plötzlich ein Motor an. Er tuckerte zuerst zögernd, kreischte zweimal kurz auf und surrte dann gleichförmig weiter.
Der Inspektor lauschte erstaunt. Für ein Motorrad war der Sound viel zu dünn. Außerdem, was sollte der Kerl hier mit einem Motorrad anfangen? Die Wiese war zu einem Drittel mit dichten Sträuchern bewachsen, und ein tiefes, steiniges Wildbachbett versperrte im Bogen den größten Teil des Zugangs zur Wiese. Vielleicht ein Stuntman auf dem Mofa, der in rasanter Fahrt den Bach überspringen, das Körbchen ergreifen und blitzschnell abhauen wollte? Sicher nicht. Trotz der sehr ernsten Lage musste Becker amüsiert grinsen, als er sich vorstellte, wie Tarzan sich mit einem markerschütternden Schrei von dem nahen Berghang an einer Liane zu dem Körbchen herunterschwingen würde. Das Surren des Motors, das nicht zu orten war, ging plötzlich in ein Kreischen über und wurde schnell lauter.
„Inspektor, da - sehen Sie!“ Frühn war aufgesprungen und zeigte aufgeregt zu einem Sattel zwischen zwei Hügeln hinauf. Becker schaute durch sein Fernglas und - traute seinen Augen nicht. Natürlich, das war die Lösung, doch darauf waren sie nicht vorbereitet. Der Hubschrauber kam rasch näher und kreiste erst einige Male über der Wiese. Er erschien dem Inspektor merkwürdig klein. Auch Frühn runzelte misstrauisch die Stirn.
„Inspektor, ich glaube, dass da ...“ Becker nickte und legte das Glas auf den Boden.
„Sie haben Recht, Frühn - da sitzt keiner drin!“
„Dann steht der Mistkerl also drüben im Sattel“, kombinierte der Oberwachtmeister grimmig, „lacht sich schief über die dämlichen Bullen, und holt sich in aller Gemütsruhe den Zaster, ich meine natürlich das ganze Geld per Fernsteuerung - Respekt!“
„Und wir sitzen hier wie im Zirkus bei der teuersten Vorstellung aller Zeiten und drehen Däumchen!“, ergänzte Becker wütend. Er schickte sofort zehn Mann zum Sattel hoch. Das Modell hatte sich inzwischen langsam tiefer spiralt und schwebte nun in einer Höhe von etwa zwei Meter fast unbeweglich über dem Korb. Aus seinem Rumpf senkte sich ein dünnes Kabel herab, an dessen Ende ein Dreifachhaken hing.
„Auf so etwas muss man erst mal draufkommen!“, dachte Becker bewundernd. „Der Kerl hat einfach Stil.“
Teil 2 folgt morgen
Der berühmte Fehler
Der Ort für die Übergabe des Lösegelds war derart stümperhaft gewählt, dass es dem Inspektor um das große Aufgebot schon Leid tat. Der Entführer der kleinen Andrea hatte bei seinem letzten Anruf nämlich angeordnet, dass man die Summe von 500.000 Euro in ein Henkelkörbchen legen und dieses mitten auf eine kleine Wiese zwischen den dicht bewaldeten Hügeln östlich der Stadt stellen solle.
Natürlich war die Wiese von einem dichten Polizeikordon hermetisch abgeriegelt, so dass kein Kaninchen mehr unbemerkt durchschlüpfen konnte. Die Polizisten warteten ungeduldig. Es war bereits fünf Minuten vor zwölf Uhr. Um Punkt zwölf wollte der Entführer das Geld holen.
„Ich bin wirklich gespannt, wie er das anstellen will!“, raunte Inspektor Becker dem Oberwachtmeister Frühn zu, der neben ihm hinter einem dicken Eichenstamm kauerte.
„Ich auch!“, flüsterte Frühn zurück. „Der Kerl hat sich sicher was ganz Raffiniertes ausgedacht.“
Im Gegensatz zu den klassischen Entführungsfällen hatte sich der Entführer, der sich mit „Balduin“ vorgestellt hatte, nicht gegen den Einsatz der Polizei ausgesprochen - ganz im Gegenteil. Er hatte ironisch bemerkt, dass ihn die Anwesenheit der Bullen richtig amüsieren werde; je mehr, desto vergnüglicher. Becker sah auf die Uhr. Es war jetzt Punkt zwölf Uhr. Nicht weit von ihnen sprang plötzlich ein Motor an. Er tuckerte zuerst zögernd, kreischte zweimal kurz auf und surrte dann gleichförmig weiter.
Der Inspektor lauschte erstaunt. Für ein Motorrad war der Sound viel zu dünn. Außerdem, was sollte der Kerl hier mit einem Motorrad anfangen? Die Wiese war zu einem Drittel mit dichten Sträuchern bewachsen, und ein tiefes, steiniges Wildbachbett versperrte im Bogen den größten Teil des Zugangs zur Wiese. Vielleicht ein Stuntman auf dem Mofa, der in rasanter Fahrt den Bach überspringen, das Körbchen ergreifen und blitzschnell abhauen wollte? Sicher nicht. Trotz der sehr ernsten Lage musste Becker amüsiert grinsen, als er sich vorstellte, wie Tarzan sich mit einem markerschütternden Schrei von dem nahen Berghang an einer Liane zu dem Körbchen herunterschwingen würde. Das Surren des Motors, das nicht zu orten war, ging plötzlich in ein Kreischen über und wurde schnell lauter.
„Inspektor, da - sehen Sie!“ Frühn war aufgesprungen und zeigte aufgeregt zu einem Sattel zwischen zwei Hügeln hinauf. Becker schaute durch sein Fernglas und - traute seinen Augen nicht. Natürlich, das war die Lösung, doch darauf waren sie nicht vorbereitet. Der Hubschrauber kam rasch näher und kreiste erst einige Male über der Wiese. Er erschien dem Inspektor merkwürdig klein. Auch Frühn runzelte misstrauisch die Stirn.
„Inspektor, ich glaube, dass da ...“ Becker nickte und legte das Glas auf den Boden.
„Sie haben Recht, Frühn - da sitzt keiner drin!“
„Dann steht der Mistkerl also drüben im Sattel“, kombinierte der Oberwachtmeister grimmig, „lacht sich schief über die dämlichen Bullen, und holt sich in aller Gemütsruhe den Zaster, ich meine natürlich das ganze Geld per Fernsteuerung - Respekt!“
„Und wir sitzen hier wie im Zirkus bei der teuersten Vorstellung aller Zeiten und drehen Däumchen!“, ergänzte Becker wütend. Er schickte sofort zehn Mann zum Sattel hoch. Das Modell hatte sich inzwischen langsam tiefer spiralt und schwebte nun in einer Höhe von etwa zwei Meter fast unbeweglich über dem Korb. Aus seinem Rumpf senkte sich ein dünnes Kabel herab, an dessen Ende ein Dreifachhaken hing.
„Auf so etwas muss man erst mal draufkommen!“, dachte Becker bewundernd. „Der Kerl hat einfach Stil.“
Teil 2 folgt morgen
Schach den Bösen Buben 3
Der berühmte Fehler 2/2
Der Haken angelte den Korb schon beim ersten Versuch und zog ihn hoch. Der Motor kreischte laut auf und der Hubschrauber stieg im Schrägflug rasch aufwärts. Er flog im Bogen auf einen der Felsen zu, wollte abdrehen - da schien er auf einmal Schwierigkeiten mit der Steuerung zu haben. Er schwankte hin und her, sackte ein wenig ab, und wäre beinahe an den Felsen geprallt. Becker spähte mit dem Glas zu dem Sattel hinauf, wo der Entführer stehen musste, konnte ihn aber nicht entdecken. Der Hubschrauber verschwand jetzt mit stotterndem Motor hinter dem Felsen, tauchte nach wenigen Sekunden wieder auf, stieg fast senkrecht hoch und flog geradewegs auf den Sattel zu.
Sofort ließ der Inspektor die Aktion „Waldwiese“ abblasen. Mit weiteren zehn Mann und mehreren Polizeihunden rannte er, so schnell es der feuchte Wiesenboden zuließ, nun ebenfalls zum Sattel. Es würde wohl einige Minuten dauern, bis sie oben ankämen, aber sie hatten keine Wahl. Becker hoffte dort wenigstens Spuren zu finden.
Während sie über die Wiese hasteten, verfolgte Becker den Hubschrauber mit den Augen. Plötzlich stutzte er. Zwar konnte er nicht sofort erkennen, was es war, aber - irgendetwas stimmte da nicht. Das Körbchen hing an dem Haken und wurde von dem Hubschraubermodell in einem weiten Bogen hinterher gezogen. Da durchfuhr es ihn wie ein Blitzschlag. Der Felsen! Verdammt, der schlaue Hund hatte sie alle hinter das Licht geführt.
„Frühn!“, schrie er. „Alle Mann sofort hinauf zum Felsen, schnell, beeilt euch!“ Sie rannten quer über die Wiese zurück und keuchten drei Minuten später den steilen Hang hinauf. Der Hubschrauber flog indessen ruhig auf den Sattel zu. Gleich würde er in den Baumkronen hängen bleiben oder wegen Benzinmangels irgendwo abstürzen - für eine halbe Million eine lohnende Investition.
Die ersten Polizisten kamen oben an und durchsuchten sofort das Gelände. Sie fanden Andrea gefesselt und geknebelt unweit des Felsens liegen. Nachdem sie befreit wurde, zeigte sie ihnen die Richtung, in der der Entführer geflohen war. Die Polizisten entdeckten auch ein Fernglas, das an einen Baum gebunden auf die Wiese gerichtet war. Darunter lag ein Steuergerät und ein Paar Handschuhe. Becker ließ die Hunde daran schnuppern, die sofort die frische Spur aufnahmen.
Der Mann wurde geschnappt, kurz bevor er sein Auto erreichte, das eine knappe halbe Stunde weiter auf dem Waldweg stand. Er leistete keinen Widerstand, starrte aber seine Häscher maßlos erstaunt an.
„Un ... unmöglich!“, stotterte er verdattert. „Das ist einfach unmöglich. Wie konnten Sie wissen, dass ich hinter dem Felsen und nicht oben im Sattel stand?“
„Sie ließen das Modell aus dem Sattel starten, um uns über ihren wahren Standort zu täuschen.“, antwortete Becker. „Zugegeben, das war bis dahin genial. Auch das luftige Ballett des Hubis hinter dem Felsen war meisterhaft. Die Zeit hat jedenfalls gereicht, um das Geld aus dem Korb herauszunehmen.“ Der arme Junge war untröstlich. Seine Ergreifung nahm er anscheinend nicht so tragisch wie den Umstand, dass sein genialer Plan gescheitert war.
„Aber wie, zum Teufel noch Mal, sind Sie trotzdem draufgekommen?“, bohrte er weiter.
„Nun, das war Zufall“, erläuterte Becker. „Als der Hubschrauber auf der Wiese aufstieg und schräg abflog, sah man dem Korb sein Gewicht an. Immerhin lag ja eine halbe Million drin. Als dann die Motorschwierigkeiten hinter dem Felsen wieder in Ordnung kamen und das Modell weiter flog, bemerkte ich, dass das Körbchen an dem Kabel beinahe waagrecht hinterhergezogen wurde. Sie hätten wenigstens einen Stein in den Korb legen sollen!“
„Danke für den guten Rat!“, presste der Mann grimmig hervor. „Zum nächsten Mal werde ich ihn beherzigen!“
„Nun, um darüber nachzudenken, mein lieber ‘Balduin’, werden Sie mit Sicherheit einige Jährchen Zeit haben!“, meinte der Inspektor väterlich.
Der berühmte Fehler 2/2
Der Haken angelte den Korb schon beim ersten Versuch und zog ihn hoch. Der Motor kreischte laut auf und der Hubschrauber stieg im Schrägflug rasch aufwärts. Er flog im Bogen auf einen der Felsen zu, wollte abdrehen - da schien er auf einmal Schwierigkeiten mit der Steuerung zu haben. Er schwankte hin und her, sackte ein wenig ab, und wäre beinahe an den Felsen geprallt. Becker spähte mit dem Glas zu dem Sattel hinauf, wo der Entführer stehen musste, konnte ihn aber nicht entdecken. Der Hubschrauber verschwand jetzt mit stotterndem Motor hinter dem Felsen, tauchte nach wenigen Sekunden wieder auf, stieg fast senkrecht hoch und flog geradewegs auf den Sattel zu.
Sofort ließ der Inspektor die Aktion „Waldwiese“ abblasen. Mit weiteren zehn Mann und mehreren Polizeihunden rannte er, so schnell es der feuchte Wiesenboden zuließ, nun ebenfalls zum Sattel. Es würde wohl einige Minuten dauern, bis sie oben ankämen, aber sie hatten keine Wahl. Becker hoffte dort wenigstens Spuren zu finden.
Während sie über die Wiese hasteten, verfolgte Becker den Hubschrauber mit den Augen. Plötzlich stutzte er. Zwar konnte er nicht sofort erkennen, was es war, aber - irgendetwas stimmte da nicht. Das Körbchen hing an dem Haken und wurde von dem Hubschraubermodell in einem weiten Bogen hinterher gezogen. Da durchfuhr es ihn wie ein Blitzschlag. Der Felsen! Verdammt, der schlaue Hund hatte sie alle hinter das Licht geführt.
„Frühn!“, schrie er. „Alle Mann sofort hinauf zum Felsen, schnell, beeilt euch!“ Sie rannten quer über die Wiese zurück und keuchten drei Minuten später den steilen Hang hinauf. Der Hubschrauber flog indessen ruhig auf den Sattel zu. Gleich würde er in den Baumkronen hängen bleiben oder wegen Benzinmangels irgendwo abstürzen - für eine halbe Million eine lohnende Investition.
Die ersten Polizisten kamen oben an und durchsuchten sofort das Gelände. Sie fanden Andrea gefesselt und geknebelt unweit des Felsens liegen. Nachdem sie befreit wurde, zeigte sie ihnen die Richtung, in der der Entführer geflohen war. Die Polizisten entdeckten auch ein Fernglas, das an einen Baum gebunden auf die Wiese gerichtet war. Darunter lag ein Steuergerät und ein Paar Handschuhe. Becker ließ die Hunde daran schnuppern, die sofort die frische Spur aufnahmen.
Der Mann wurde geschnappt, kurz bevor er sein Auto erreichte, das eine knappe halbe Stunde weiter auf dem Waldweg stand. Er leistete keinen Widerstand, starrte aber seine Häscher maßlos erstaunt an.
„Un ... unmöglich!“, stotterte er verdattert. „Das ist einfach unmöglich. Wie konnten Sie wissen, dass ich hinter dem Felsen und nicht oben im Sattel stand?“
„Sie ließen das Modell aus dem Sattel starten, um uns über ihren wahren Standort zu täuschen.“, antwortete Becker. „Zugegeben, das war bis dahin genial. Auch das luftige Ballett des Hubis hinter dem Felsen war meisterhaft. Die Zeit hat jedenfalls gereicht, um das Geld aus dem Korb herauszunehmen.“ Der arme Junge war untröstlich. Seine Ergreifung nahm er anscheinend nicht so tragisch wie den Umstand, dass sein genialer Plan gescheitert war.
„Aber wie, zum Teufel noch Mal, sind Sie trotzdem draufgekommen?“, bohrte er weiter.
„Nun, das war Zufall“, erläuterte Becker. „Als der Hubschrauber auf der Wiese aufstieg und schräg abflog, sah man dem Korb sein Gewicht an. Immerhin lag ja eine halbe Million drin. Als dann die Motorschwierigkeiten hinter dem Felsen wieder in Ordnung kamen und das Modell weiter flog, bemerkte ich, dass das Körbchen an dem Kabel beinahe waagrecht hinterhergezogen wurde. Sie hätten wenigstens einen Stein in den Korb legen sollen!“
„Danke für den guten Rat!“, presste der Mann grimmig hervor. „Zum nächsten Mal werde ich ihn beherzigen!“
„Nun, um darüber nachzudenken, mein lieber ‘Balduin’, werden Sie mit Sicherheit einige Jährchen Zeit haben!“, meinte der Inspektor väterlich.
Schach den Bösen Buben 4
Ein beinahe perfekter Selbstmord 1/2
Die junge, blonde Frau lag quer über dem Bett, ihre Rechte hing schlaff über den Bettrand hinunter, ihre weit aufgerissenen glasigen Augen waren starr ins Leere gerichtet. Auf der flauschigen Berber-Brücke vor dem Bett lag ein Trinkglas, aus dem noch einige Tropfen einer roten Flüssigkeit rannen. Ein braunes Fläschchen und der Abschiedsbrief auf dem Nachtkästchen rundeten das Bild des mutmaßlichen Geschehens ab. Mark ließ seinen Blick noch einmal prüfend über das makabre Stillleben gleiten. Er nickte zufrieden, ging ans Telefon und wählte die Polizei.
„Hallo, Mark Spranger mein Name - ja, von der Firma Spranger & CO! Bitte schicken Sie möglichst schnell jemanden her - meine Frau hat Selbstmord begangen!“ Er gab die Adresse an, und eine knappe Viertelstunde später fuhr unten ein Polizeiwagen vor. Kurz danach traten zwei Beamte in das Zimmer. Der Polizeiarzt Dr. Kelm stellte schon nach einer kurzen Untersuchung die Todesursache fest: Vergiftung durch Cyankali! Inspektor Krüger, ein sportlicher Mitvierziger, untersuchte mehrere Minuten lang schweigend das Zimmer. Dann wandte er sich an Mark.
„Erzählen Sie bitte, wie das passieren konnte!“, forderte er Mark mit Nachdruck auf.
„Viel kann ich nicht dazu sagen.“, antwortete dieser mit belegter Stimme. „Ich kam heute etwas später aus der Firma nach Hause. Als ich in den Flur trat, bemerkte ich, dass die Tür zum Schlafzimmer halb offen stand. Ich ging hinein - und da sah ich Beate liegen; es war schrecklich!“ Der Inspektor nickte verstehend und fragte:
„Was haben Sie dann getan?“
„Ich ... ich habe sofort die Polizei angerufen ... und natürlich nichts angerührt!“ Natürlich! Krüger nickte wieder. Er wusste intuitiv, dass die Spurensicherung auf dem Becher und auf dem Fläschchen nur die Fingerabdrücke der Toten finden würde - die Szenerie war nämlich zu perfekt! Der Inspektor zog sich Gummihandschuhe über, öffnete den Brief und las:
„Geliebter Mark, verzeih mir, dass ich mich auf diese unwürdige Weise von Dir verabschiede! Das Warten auf den Tod ist unerträglich und furchtbar! Leb wohl!“
„Verstehen Sie, was das bedeutet?“, fragte er Mark. Der nickte langsam, und erklärte dann:
„Meine Frau war schwer krebskrank. Bei der letzten Untersuchtung hatte ihr der Arzt eröffnet, dass sie höchstens noch drei Monate zu leben hätte!“
„Wann war das?“
„Vor etwa vier Wochen!“ Krüger überlegte eine Weile, und meinte leichthin:
„Ihre Frau war wohl sehr wohlhabend?“
„Beate war die Besitzerin!“ Und fügte mit einiger Bitternis hinzu: „Ich war bloß ihr Sekretär!“ Der Inspektor betrachtete ihn forschend.
„Nun, Herr Spranger, jetzt hat sich ja alles radikal geändert!“ Mark stieß entrüstet hervor:
„Das ist doch in diesem Augenblick überhaupt nicht relevant!“
„Natürlich nicht - entschuldigen Sie!“ Er wandte sich zum Gehen. „Eine letzte Frage noch: Welcher Arzt hat Ihre verstorbene Gattin behandelt?“
„Das war Dr. Steiner vom Institut für Krebsforschung. Wollen Sie sonst noch etwas wissen, Herr Inspektor? Ich bin nämlich ziemlich am Ende mit meinen Kräften!“ Krüger zögerte kurz mit der Antwort.
„Herr Spranger, Sie haben sicher Verständnis, wenn ich unsre Leute von der Spurensicherung vorbei schicke!?“ Mark runzelte die Stirn.
„Wieso Spurensicherung?“, fragte er sichtlich ungehalten. „Es ist doch eindeutig ein Selbstmord, oder etwa nicht?“ Trotz der makabren Szenerie musste der Inspektor über die Beflissenheit Marks lächeln.
„Vermutlich, aber wir wollen nicht vorgreifen, und müssen auf jeden Fall erstmal die Routinearbeiten durchführen!“, erklärte er fest, verabschiedete sich und ging. Mark blieb mit einem unangenehmen Kribbeln im Magen zurück.
Ein beinahe perfekter Selbstmord 1/2
Die junge, blonde Frau lag quer über dem Bett, ihre Rechte hing schlaff über den Bettrand hinunter, ihre weit aufgerissenen glasigen Augen waren starr ins Leere gerichtet. Auf der flauschigen Berber-Brücke vor dem Bett lag ein Trinkglas, aus dem noch einige Tropfen einer roten Flüssigkeit rannen. Ein braunes Fläschchen und der Abschiedsbrief auf dem Nachtkästchen rundeten das Bild des mutmaßlichen Geschehens ab. Mark ließ seinen Blick noch einmal prüfend über das makabre Stillleben gleiten. Er nickte zufrieden, ging ans Telefon und wählte die Polizei.
„Hallo, Mark Spranger mein Name - ja, von der Firma Spranger & CO! Bitte schicken Sie möglichst schnell jemanden her - meine Frau hat Selbstmord begangen!“ Er gab die Adresse an, und eine knappe Viertelstunde später fuhr unten ein Polizeiwagen vor. Kurz danach traten zwei Beamte in das Zimmer. Der Polizeiarzt Dr. Kelm stellte schon nach einer kurzen Untersuchung die Todesursache fest: Vergiftung durch Cyankali! Inspektor Krüger, ein sportlicher Mitvierziger, untersuchte mehrere Minuten lang schweigend das Zimmer. Dann wandte er sich an Mark.
„Erzählen Sie bitte, wie das passieren konnte!“, forderte er Mark mit Nachdruck auf.
„Viel kann ich nicht dazu sagen.“, antwortete dieser mit belegter Stimme. „Ich kam heute etwas später aus der Firma nach Hause. Als ich in den Flur trat, bemerkte ich, dass die Tür zum Schlafzimmer halb offen stand. Ich ging hinein - und da sah ich Beate liegen; es war schrecklich!“ Der Inspektor nickte verstehend und fragte:
„Was haben Sie dann getan?“
„Ich ... ich habe sofort die Polizei angerufen ... und natürlich nichts angerührt!“ Natürlich! Krüger nickte wieder. Er wusste intuitiv, dass die Spurensicherung auf dem Becher und auf dem Fläschchen nur die Fingerabdrücke der Toten finden würde - die Szenerie war nämlich zu perfekt! Der Inspektor zog sich Gummihandschuhe über, öffnete den Brief und las:
„Geliebter Mark, verzeih mir, dass ich mich auf diese unwürdige Weise von Dir verabschiede! Das Warten auf den Tod ist unerträglich und furchtbar! Leb wohl!“
„Verstehen Sie, was das bedeutet?“, fragte er Mark. Der nickte langsam, und erklärte dann:
„Meine Frau war schwer krebskrank. Bei der letzten Untersuchtung hatte ihr der Arzt eröffnet, dass sie höchstens noch drei Monate zu leben hätte!“
„Wann war das?“
„Vor etwa vier Wochen!“ Krüger überlegte eine Weile, und meinte leichthin:
„Ihre Frau war wohl sehr wohlhabend?“
„Beate war die Besitzerin!“ Und fügte mit einiger Bitternis hinzu: „Ich war bloß ihr Sekretär!“ Der Inspektor betrachtete ihn forschend.
„Nun, Herr Spranger, jetzt hat sich ja alles radikal geändert!“ Mark stieß entrüstet hervor:
„Das ist doch in diesem Augenblick überhaupt nicht relevant!“
„Natürlich nicht - entschuldigen Sie!“ Er wandte sich zum Gehen. „Eine letzte Frage noch: Welcher Arzt hat Ihre verstorbene Gattin behandelt?“
„Das war Dr. Steiner vom Institut für Krebsforschung. Wollen Sie sonst noch etwas wissen, Herr Inspektor? Ich bin nämlich ziemlich am Ende mit meinen Kräften!“ Krüger zögerte kurz mit der Antwort.
„Herr Spranger, Sie haben sicher Verständnis, wenn ich unsre Leute von der Spurensicherung vorbei schicke!?“ Mark runzelte die Stirn.
„Wieso Spurensicherung?“, fragte er sichtlich ungehalten. „Es ist doch eindeutig ein Selbstmord, oder etwa nicht?“ Trotz der makabren Szenerie musste der Inspektor über die Beflissenheit Marks lächeln.
„Vermutlich, aber wir wollen nicht vorgreifen, und müssen auf jeden Fall erstmal die Routinearbeiten durchführen!“, erklärte er fest, verabschiedete sich und ging. Mark blieb mit einem unangenehmen Kribbeln im Magen zurück.
Schach den Bösen Buben 4
Ein beinahe perfekter Selbstmord 2/2
In wenigen Tagen war alles vorbei. Die Obduktion hatte ergeben, was bereits am Tatort festgestellt worden war: Tod durch Vergiftung mit Cyankali. Der Leichnam Frau Sprangers wurde in aller Stille in Anwesenheit der engsten Familie beigesetzt.
Als Mark wieder in die Firma kam - nun in die seinige, übersiedelte er als erstes in das geräumige Büro seiner verstorbenen Frau und begann sich hier einzurichten. Doch noch bevor er dazu kam, sich in dem weichen Ledersessel im vollsten Bewusstsein seines neuen Status als Chef genüßlich zu rekeln, meldete seine Sekretärin den Kriminalinspektor.
„Was, zum Teufel, gibt es denn jetzt noch?“, erkundigte sich Mark ungehaltetn. „Ist denn noch immer nicht alles klar?“ Hinter Krüger war noch ein Polizeibeamter eingetreten.
„Doch - glasklar!“, erwiderte der Inspektor und ging festen Schrittes auf Mark zu. „Und genau deshalb verhafte ich Sie wegen dringenden Mordverdachts an Ihrer Frau!“ Mark wurde blass und sprang erregt auf.
„Sie tun - was?“ Krüger winkte lässig ab. „Sie haben richtig gehört, Herr Spranger, also lassen Sie bitte das Theater! Sie haben Ihrer Frau galanterweise ein Glas Sauerkirschsaft gebracht, in das Sie vorher das Gift gemischt haben. So konnte sie dessen typischen Geruch nach Bittermandeln nicht wahrnehmen - und das war leider ihr Verhängnis!“
„Aber - wie hätte ich das machen können, wo ich ja später aus dem Büro nach Hause gekommen bin - als sie bereits tot war?“, rief Mark mit erkünstelter Entrüstung.
„Das war eine Lüge, Herr Spranger! Zwei Ihrer Kollegen haben gesehen, wie sie an jenem Tag etwa ein Stunde früher fortgegangen sind!“ Mark atmete tief durch, und fragte dann:
„Und - wie wollen Sie das alles beweisen? Das sind doch nur vage Indizien!“
„Beweisen wird es der Staatsanwalt, Herr Spranger - und der Graphologe! Der hat nämlich festgestellt, dass die Handschrift Ihrer Gattin gefälscht war!“ Mark saß wie versteinert da, und Krüger fuhr fort:
„Aber unter uns - warum sollte sich eine vermögende, junge Frau, die voll im Leben stand, umbringen, kurz nachdem sie erfahren hatte, dass - ihre Krankheit geheilt war?“ Mark starrte den Inspektor bei diesen Worten sprachlos an, während sich auf seiner Stirn kalte Schweißperlen bildeten.
„Ich habe mich ausführlich mit Dr. Steiner unterhalten!“, erklärte Krüger. „Es grenzt an ein Wunder, und Ihre Gattin muss einen ungeheuer starken Lebenswillen gehabt haben! Sie wollte Ihnen dies freudige Ereignis an ihrem zehnten Hochzeitstag mitteilen!“
„Mein Gott“, stöhnte Mark verzweifelt, „das war doch der Tag ...“
„ ... an dem Sie sie vergiftet haben, ganz genau!“, ergänzte Krüger.
„Hören Sie auf“, schrie Mark, doch der Inspektor fuhr schonungslos fort:
„Aus diesem Anlass hatte Ihre Frau ein zweites Testament verfasst. Danach sollten Sie Ihr gleichberechtigter Partner werden! Nach ihrem – natürlichen Ableben sollte allerdings die Firma verkauft, und der gesamte Erlös restlos dem Institut für Krebsforschung gespendet werden, da Sie ja keine Nachkommen haben!“ Mark röchelte nur noch, als er gequält fragte:
„Und - was hätte dann aus mir werden sollen?“
„Sie hätten lebenslang eine Rente in beträchtlicher Höhe erhalten!“, erklärte der Inspektor. „Doch haben Sie diese jetzt ja nicht mehr nötig! Und noch etwas: Die hohen Spielschulden, die Sie zu diesem kaltblütigen Mord bewogen haben, hatte Ihre Gattin alle getilgt, als sie von ihrer Heilung erfahren hatte!“
„Beate hatte von meinen Schulden - gewusst?“, fragte Mark mit versagender Stimme. Der Inspektor nickte sehr ernst, griff nach seinem Hut, gab dem Polizieibeamten mit dem Kopf ein Zeichen, und blickte Mark kalt in die Augen, als er ihn aufforderte:
„Wenn Sie mir nun bitte folgen wollen!“
Ein beinahe perfekter Selbstmord 2/2
In wenigen Tagen war alles vorbei. Die Obduktion hatte ergeben, was bereits am Tatort festgestellt worden war: Tod durch Vergiftung mit Cyankali. Der Leichnam Frau Sprangers wurde in aller Stille in Anwesenheit der engsten Familie beigesetzt.
Als Mark wieder in die Firma kam - nun in die seinige, übersiedelte er als erstes in das geräumige Büro seiner verstorbenen Frau und begann sich hier einzurichten. Doch noch bevor er dazu kam, sich in dem weichen Ledersessel im vollsten Bewusstsein seines neuen Status als Chef genüßlich zu rekeln, meldete seine Sekretärin den Kriminalinspektor.
„Was, zum Teufel, gibt es denn jetzt noch?“, erkundigte sich Mark ungehaltetn. „Ist denn noch immer nicht alles klar?“ Hinter Krüger war noch ein Polizeibeamter eingetreten.
„Doch - glasklar!“, erwiderte der Inspektor und ging festen Schrittes auf Mark zu. „Und genau deshalb verhafte ich Sie wegen dringenden Mordverdachts an Ihrer Frau!“ Mark wurde blass und sprang erregt auf.
„Sie tun - was?“ Krüger winkte lässig ab. „Sie haben richtig gehört, Herr Spranger, also lassen Sie bitte das Theater! Sie haben Ihrer Frau galanterweise ein Glas Sauerkirschsaft gebracht, in das Sie vorher das Gift gemischt haben. So konnte sie dessen typischen Geruch nach Bittermandeln nicht wahrnehmen - und das war leider ihr Verhängnis!“
„Aber - wie hätte ich das machen können, wo ich ja später aus dem Büro nach Hause gekommen bin - als sie bereits tot war?“, rief Mark mit erkünstelter Entrüstung.
„Das war eine Lüge, Herr Spranger! Zwei Ihrer Kollegen haben gesehen, wie sie an jenem Tag etwa ein Stunde früher fortgegangen sind!“ Mark atmete tief durch, und fragte dann:
„Und - wie wollen Sie das alles beweisen? Das sind doch nur vage Indizien!“
„Beweisen wird es der Staatsanwalt, Herr Spranger - und der Graphologe! Der hat nämlich festgestellt, dass die Handschrift Ihrer Gattin gefälscht war!“ Mark saß wie versteinert da, und Krüger fuhr fort:
„Aber unter uns - warum sollte sich eine vermögende, junge Frau, die voll im Leben stand, umbringen, kurz nachdem sie erfahren hatte, dass - ihre Krankheit geheilt war?“ Mark starrte den Inspektor bei diesen Worten sprachlos an, während sich auf seiner Stirn kalte Schweißperlen bildeten.
„Ich habe mich ausführlich mit Dr. Steiner unterhalten!“, erklärte Krüger. „Es grenzt an ein Wunder, und Ihre Gattin muss einen ungeheuer starken Lebenswillen gehabt haben! Sie wollte Ihnen dies freudige Ereignis an ihrem zehnten Hochzeitstag mitteilen!“
„Mein Gott“, stöhnte Mark verzweifelt, „das war doch der Tag ...“
„ ... an dem Sie sie vergiftet haben, ganz genau!“, ergänzte Krüger.
„Hören Sie auf“, schrie Mark, doch der Inspektor fuhr schonungslos fort:
„Aus diesem Anlass hatte Ihre Frau ein zweites Testament verfasst. Danach sollten Sie Ihr gleichberechtigter Partner werden! Nach ihrem – natürlichen Ableben sollte allerdings die Firma verkauft, und der gesamte Erlös restlos dem Institut für Krebsforschung gespendet werden, da Sie ja keine Nachkommen haben!“ Mark röchelte nur noch, als er gequält fragte:
„Und - was hätte dann aus mir werden sollen?“
„Sie hätten lebenslang eine Rente in beträchtlicher Höhe erhalten!“, erklärte der Inspektor. „Doch haben Sie diese jetzt ja nicht mehr nötig! Und noch etwas: Die hohen Spielschulden, die Sie zu diesem kaltblütigen Mord bewogen haben, hatte Ihre Gattin alle getilgt, als sie von ihrer Heilung erfahren hatte!“
„Beate hatte von meinen Schulden - gewusst?“, fragte Mark mit versagender Stimme. Der Inspektor nickte sehr ernst, griff nach seinem Hut, gab dem Polizieibeamten mit dem Kopf ein Zeichen, und blickte Mark kalt in die Augen, als er ihn aufforderte:
„Wenn Sie mir nun bitte folgen wollen!“
Das Wunder der Deutung 1 / 2
„Da haben Sie mir ja was Schönes eingebrockt!“ Die dicke Glastür knallte ins Schloss, und ein kleiner, rundlicher Mann marschierte flott auf den Inhaber des Reisebüros Sonnenfried & Partner zu.
„Ich habe - was, bitte?“
„Jetzt sagen Sie bloß, dass Sie mich nicht erkennen!“, stieß der Mann wütend hervor. „Vor acht Wochen - denken Sie gut nach!“ Sonnenfried, ohne Partner, dachte gut nach.
„Ich habs!“, sagte er mit den Fingern schnipsend. „Sie haben bei mir eine Reise zum Nordkap gebucht, Hauptsaison.“ Der kleine, rundliche Mann stampfte ärgerlich mit dem rechten Füßchen auf den Boden.
„Quatsch! Kanarische Inseln, Lanzarote, Nebensaison!“
„Sagt’ ich doch!“ Sonnenfried war die Ruhe selbst. „Ich entnehme Ihrem erregten Gebaren, dass irgendetwas Ihren Unmut ausgelöst haben muss. Gehe ich richtig in dieser Annahme, Herr ... ?“
„Mecker.“
„Richtig - Alfred Mecker, jetzt erinnere ich mich!“
„Quatsch! Ich heiße Alfons Mecker, Mann!“
„Sagt’ ich doch. Also schön, Herr Meckermann, was haben Sie zu meck ... zu beanstanden? Papi ist ganz Ohr.“ Mecker sah puterrot vor Ärger zu Sonnenfried hinauf.
„Diese verdammte, väterliche Masche wird Ihnen gleich vergehen.“ Er holte aus seiner Tasche eine Plastiktüte hervor.
„Dies ist nämlich das Corpus Delicti Nr.1.“ Sonnenfried beugte sich interessiert vor.
„Erzählen Sie“, sagte er gespannt, „und möglichst ausführlich.“
„Es war bereits am ersten Tag.“, begann Mecker mit seinen Ausführungen. „Ich war kaum ein paar Meter geschwommen, da wand sich dies ekelige Objekt um meinen Hals. Na, was sagen Sie nun, Papilein?“
„Weiter nichts?“, fragte Sonnenfried enttäuscht. Mecker stutzte.
„Was heißt hier ‘weiter nichts’? Genügt das denn nicht?“ Sonenfried schüttelte missbilligend den Kopf.
„Ja, wissen Sie denn nicht, was da drin war? Eine biologische, atmungsaktive Substanz, die im Tagesverlauf mehr Sauerstoff in das Meerwasser einbringt. Bei der großen Hitze entweicht der im Wasser natürlich gelöste ziemlich schnell. Jeden Morgen, wenn sich die Touristen noch faul in den Federn wälzen, werden von mehreren mutigen Tauchern hunderte solcher Tüten auf dem Meeresboden verankert. Da löst sich mal hin und wieder eine los.“ Mecker guckte sehr misstrauisch drein.
„Hhm. Und die vielen, faulen Bananenschalen und Melonenreste auf dem Strand? Bringen die etwa auch Sauerstoff, wie? Auf Ihren Werbeplakaten hat das aber ganz anders ausgesehen!“ Sonnenfried lächelte nachsichtig.
„Diese Reste verrotten bei der Hitze sehr schnell, bilden im Sand Bioenzyme, und diese katalysieren an der Hautoberfläche eine bessere Durchblutung. Haben Sie am Morgen, wenn Sie durch den Sand gewatet sind, nicht dieses eigenartige Prickeln unter den Fußsohlen verspürt?“ Der kleine Mann nickte zögernd. Ja, ja, das hätte er schon bemerkt, aber er hatte gedacht, dass das Salz die Ursache sei.
„Aber da wäre noch der maßlose Lärm am Strand!“, sagte er, immer noch unmutig. „Wussten Sie, dass jeder zweite Urlauber einen Radiorekorder in voller Lautstärke jaulen lässt? Vor lauter Rock und Pop, oder wie diese modernen, akustischen Katastrophen alle heißen, hört man das Rauschen der Brandung gar nicht mehr.“ Jetzt war Sonnenfried richtig entsetzt.
„Mensch Meckermann, lesen Sie denn keine Zeitung? Kein Fernsehen? Nie gehört von den neusten Erkenntnissen in der selektiven physiologischen Resonanzakustik?“
„Resonanzakustik? Was ist denn das schon wieder?“
„Nun, das ist so“, dozierte Sonnenfried. „Die Resonanzakustik revolutioniert die Bewusstseinsstärkung radikal. Wenn Sie sich ein einziges Musikstück anhören, so versetzt Sie dies in eine bestimmte Gemütsverfassung. Die Seele bekommt ihre Kost vorgesetzt, die sie unkritisch schlucken muss. Sie werden also manipuliert. Ist das denn nicht einleuchtend?“ Mecker nickte vorsichtig. Verdammt, das stimmte.
Teil 2 folgt morgen
„Da haben Sie mir ja was Schönes eingebrockt!“ Die dicke Glastür knallte ins Schloss, und ein kleiner, rundlicher Mann marschierte flott auf den Inhaber des Reisebüros Sonnenfried & Partner zu.
„Ich habe - was, bitte?“
„Jetzt sagen Sie bloß, dass Sie mich nicht erkennen!“, stieß der Mann wütend hervor. „Vor acht Wochen - denken Sie gut nach!“ Sonnenfried, ohne Partner, dachte gut nach.
„Ich habs!“, sagte er mit den Fingern schnipsend. „Sie haben bei mir eine Reise zum Nordkap gebucht, Hauptsaison.“ Der kleine, rundliche Mann stampfte ärgerlich mit dem rechten Füßchen auf den Boden.
„Quatsch! Kanarische Inseln, Lanzarote, Nebensaison!“
„Sagt’ ich doch!“ Sonnenfried war die Ruhe selbst. „Ich entnehme Ihrem erregten Gebaren, dass irgendetwas Ihren Unmut ausgelöst haben muss. Gehe ich richtig in dieser Annahme, Herr ... ?“
„Mecker.“
„Richtig - Alfred Mecker, jetzt erinnere ich mich!“
„Quatsch! Ich heiße Alfons Mecker, Mann!“
„Sagt’ ich doch. Also schön, Herr Meckermann, was haben Sie zu meck ... zu beanstanden? Papi ist ganz Ohr.“ Mecker sah puterrot vor Ärger zu Sonnenfried hinauf.
„Diese verdammte, väterliche Masche wird Ihnen gleich vergehen.“ Er holte aus seiner Tasche eine Plastiktüte hervor.
„Dies ist nämlich das Corpus Delicti Nr.1.“ Sonnenfried beugte sich interessiert vor.
„Erzählen Sie“, sagte er gespannt, „und möglichst ausführlich.“
„Es war bereits am ersten Tag.“, begann Mecker mit seinen Ausführungen. „Ich war kaum ein paar Meter geschwommen, da wand sich dies ekelige Objekt um meinen Hals. Na, was sagen Sie nun, Papilein?“
„Weiter nichts?“, fragte Sonnenfried enttäuscht. Mecker stutzte.
„Was heißt hier ‘weiter nichts’? Genügt das denn nicht?“ Sonenfried schüttelte missbilligend den Kopf.
„Ja, wissen Sie denn nicht, was da drin war? Eine biologische, atmungsaktive Substanz, die im Tagesverlauf mehr Sauerstoff in das Meerwasser einbringt. Bei der großen Hitze entweicht der im Wasser natürlich gelöste ziemlich schnell. Jeden Morgen, wenn sich die Touristen noch faul in den Federn wälzen, werden von mehreren mutigen Tauchern hunderte solcher Tüten auf dem Meeresboden verankert. Da löst sich mal hin und wieder eine los.“ Mecker guckte sehr misstrauisch drein.
„Hhm. Und die vielen, faulen Bananenschalen und Melonenreste auf dem Strand? Bringen die etwa auch Sauerstoff, wie? Auf Ihren Werbeplakaten hat das aber ganz anders ausgesehen!“ Sonnenfried lächelte nachsichtig.
„Diese Reste verrotten bei der Hitze sehr schnell, bilden im Sand Bioenzyme, und diese katalysieren an der Hautoberfläche eine bessere Durchblutung. Haben Sie am Morgen, wenn Sie durch den Sand gewatet sind, nicht dieses eigenartige Prickeln unter den Fußsohlen verspürt?“ Der kleine Mann nickte zögernd. Ja, ja, das hätte er schon bemerkt, aber er hatte gedacht, dass das Salz die Ursache sei.
„Aber da wäre noch der maßlose Lärm am Strand!“, sagte er, immer noch unmutig. „Wussten Sie, dass jeder zweite Urlauber einen Radiorekorder in voller Lautstärke jaulen lässt? Vor lauter Rock und Pop, oder wie diese modernen, akustischen Katastrophen alle heißen, hört man das Rauschen der Brandung gar nicht mehr.“ Jetzt war Sonnenfried richtig entsetzt.
„Mensch Meckermann, lesen Sie denn keine Zeitung? Kein Fernsehen? Nie gehört von den neusten Erkenntnissen in der selektiven physiologischen Resonanzakustik?“
„Resonanzakustik? Was ist denn das schon wieder?“
„Nun, das ist so“, dozierte Sonnenfried. „Die Resonanzakustik revolutioniert die Bewusstseinsstärkung radikal. Wenn Sie sich ein einziges Musikstück anhören, so versetzt Sie dies in eine bestimmte Gemütsverfassung. Die Seele bekommt ihre Kost vorgesetzt, die sie unkritisch schlucken muss. Sie werden also manipuliert. Ist das denn nicht einleuchtend?“ Mecker nickte vorsichtig. Verdammt, das stimmte.
Teil 2 folgt morgen
Das Wunder der Deutung 2 / 2
„Das ändert sich, wenn mehrere Melodien auf Sie eindringen.“, fuhr Sonnenfried fort. „Diese überlagern sich auf der Gehörsebene Ihres Hirns. Dort vereinigen sie sich zu einer Interferenzwelle, was einen scheußlichen Missklang ergibt. Der Ästhet in Ihnen rebelliert, und Sie horchen kritisch in das Chaos hinein. Ihr Gehörzentrum filtert nur das heraus, was Sie hören wollen, und dadurch werden Sie vom passiven Schmalzkonsumenten zu einem aktiven, mitgestaltenden Zuhörer!“
„Klingt plausibel.“, musste Alfons Mecker wieder zugeben. Trotzdem waren auf seiner Stirn noch einige skeptische Falten zu sehen.
„Aber - was ist mit meinen Darmbeschwerden?“ Sonnenfried machte bloß eine verächtliche Geste mit der Hand.
„Ach die? Die gehören dazu.“ Jetzt verschlugs Mecker wirklich die Sprache. Das durfte doch nicht wahr sein.
„Sie meinen doch sicher wegen dieses Öls?“, fragte Sonnenfried. Mecker nickte eifrig.
„Richtig. Und dazu noch dies scheußliche Olivenöl! Zuletzt habe ich nur noch gegessen, was ich mir selbst eingekauft hab.“
„Es ist immer dasselbe!“, klagte Sonnenfried. „Kaum hat sich der Körper an das Resistenzserum gewöhnt ... “
„Resistenzserum sagen Sie? Wie soll ich das verstehen?“
„Das Öl ist mit dem Bio-Vitamin KP-3X angereichert, das die Widerstandskraft des Körpers gegen die tropischen Krankheitserreger unheimlich erhöht. Ihre sogenannten Darmbeschwerden waren nur eine vorübergehende Aufnahmereaktion Ihres Körpers, welche die erst später eintretende Wirksamkeit des Serums angekündigt hat!“ Mecker wurde nachdenklich.
„Ja, wenn das so ist ... aber da waren noch andere Mängel. Die Ansichtskarte mit Grüßen an meine Tante Berta war 14 Tage unterwegs. Nennen Sie auch das vielleicht einen Service?“ Ein breites Lächeln überzog Sonnenfrieds Gesicht, als er zynisch bemerkte:
„Ich wette ein Jahresgehalt, dass nichts anderes draufstand als: ‘Viele Grüße von den sonnigen Stränden Lanzarotes sendet Dir Dein Neffe Alfons!’ Stimmts?“ Mecker nickte erstaunt. Sonnenfried sah ihn mitleidig an.
„Sie ahnen ja gar nicht, wie viel die Postangestellten damit zu tun haben, die vielen Grußkarten notwendigerweise in Kategorien zu trennen! Und zwar die nichtssagenden, konventionell abgefassten Grußkarten von jenen, die liebevolle Worte oder aufschlussreiche Informationen vermitteln. Die werden natürlich zuerst versendet.“
„Dann waren das also keine Mängel, sondern ... “
„ ... sondern erhöhter, sorgfältig bemühter Service am Gast, mein Freund - genau das!“
„Dann möchte ich bloß noch dies wissen“, fragte Mecker triumphierend. „Welche Art von ‘Service’- der Hai übernehmen sollte? Wohl um den vielen Fettbäuchen eine radikale Abmagerungskur angedeihen zu lassen, wie?“ Sonnenfried lachte sehr amüsiert auf.
„Ein - Hai? Sie meinen doch sicher den winzigen Katzenhai aus dem Aquarium?“
„Nein, oh nein“, protestierte Mecker, „ein richtiger, großer Hai! Er schwamm keine hundert Meter vom Strand entfernt vorbei. Alle Badegäste haben seine Rückenflosse gesehen!“
„Wie sah denn die Rückenflosse Ihres Hais aus?“
„Nun, dreieckig, so spitz wie ein Segel, und schwarzbraun!“, beschrieb Alfons Mecker so gut er konnte.
„Da sehen Sie’s!“, lachte Sonnenfried, „Genau wie ich es mir gedacht habe. Die Rückenflosse eines Hais ist braunschwarz! Was Sie gesehen haben, war einer jener dressierten Delphine, die für die Rettung von Ertrinkenden oder von Menschen, die von einer Strömung abgetrieben werden könnten, permanent eingesetzt werden. Ich sehe aber, dass Sie ganz schön braun gebrannt sind. Das Wetter war ja sicher phantastisch, stimmts?“
„Oh ja“, schwärmte Alfons Mecker. „Und Abends, dieser laue Wind, das Rauschen der Wellen, der herrliche Vollmond ...“ Auf einmal waren auch die letzten skeptischen Falten von seiner Stirn verschwunden. Er zeigte Sonnenfried ein Foto.
„Eine Bekanntschaft habe ich auch gemacht, sehen Sie.“ Eine füllige Maid mittelalterlichen Baujahrs fletschte die Zähne. „Und im nächsten Sommer ist sie wieder dort!“, schloss er mit einem warmem Unterton in der Stimme.
„Ja, worauf warten wir denn noch?“, rief Sonnenfried unternehmungslustig. „Eva, kurz vor dem Sündenfall, erwartet sehnsüchtig ihren Adam! Die grobe Pfote drauf, Alfons, und Feierabend - sein Sie ein ganzer Mann!“
„Ja, ooh ja“, hechelte Mecker hingerissen, „schnell, holen Sie Ihre Forumulare, los, so beeilen Sie sich doch!“ Sonnenfried flog.
„Also“, diktierte Alfons Mecker atemlos, „schreiben Sie: Zwei Wochen Lanzarote, zur gleichen Zeit: Ende Juli bis Mitte August. Ich zahle cash oder bar oder wie Sie wollen ... jetzt gleich ... sofort ... oooh, Mann!“
„Das ändert sich, wenn mehrere Melodien auf Sie eindringen.“, fuhr Sonnenfried fort. „Diese überlagern sich auf der Gehörsebene Ihres Hirns. Dort vereinigen sie sich zu einer Interferenzwelle, was einen scheußlichen Missklang ergibt. Der Ästhet in Ihnen rebelliert, und Sie horchen kritisch in das Chaos hinein. Ihr Gehörzentrum filtert nur das heraus, was Sie hören wollen, und dadurch werden Sie vom passiven Schmalzkonsumenten zu einem aktiven, mitgestaltenden Zuhörer!“
„Klingt plausibel.“, musste Alfons Mecker wieder zugeben. Trotzdem waren auf seiner Stirn noch einige skeptische Falten zu sehen.
„Aber - was ist mit meinen Darmbeschwerden?“ Sonnenfried machte bloß eine verächtliche Geste mit der Hand.
„Ach die? Die gehören dazu.“ Jetzt verschlugs Mecker wirklich die Sprache. Das durfte doch nicht wahr sein.
„Sie meinen doch sicher wegen dieses Öls?“, fragte Sonnenfried. Mecker nickte eifrig.
„Richtig. Und dazu noch dies scheußliche Olivenöl! Zuletzt habe ich nur noch gegessen, was ich mir selbst eingekauft hab.“
„Es ist immer dasselbe!“, klagte Sonnenfried. „Kaum hat sich der Körper an das Resistenzserum gewöhnt ... “
„Resistenzserum sagen Sie? Wie soll ich das verstehen?“
„Das Öl ist mit dem Bio-Vitamin KP-3X angereichert, das die Widerstandskraft des Körpers gegen die tropischen Krankheitserreger unheimlich erhöht. Ihre sogenannten Darmbeschwerden waren nur eine vorübergehende Aufnahmereaktion Ihres Körpers, welche die erst später eintretende Wirksamkeit des Serums angekündigt hat!“ Mecker wurde nachdenklich.
„Ja, wenn das so ist ... aber da waren noch andere Mängel. Die Ansichtskarte mit Grüßen an meine Tante Berta war 14 Tage unterwegs. Nennen Sie auch das vielleicht einen Service?“ Ein breites Lächeln überzog Sonnenfrieds Gesicht, als er zynisch bemerkte:
„Ich wette ein Jahresgehalt, dass nichts anderes draufstand als: ‘Viele Grüße von den sonnigen Stränden Lanzarotes sendet Dir Dein Neffe Alfons!’ Stimmts?“ Mecker nickte erstaunt. Sonnenfried sah ihn mitleidig an.
„Sie ahnen ja gar nicht, wie viel die Postangestellten damit zu tun haben, die vielen Grußkarten notwendigerweise in Kategorien zu trennen! Und zwar die nichtssagenden, konventionell abgefassten Grußkarten von jenen, die liebevolle Worte oder aufschlussreiche Informationen vermitteln. Die werden natürlich zuerst versendet.“
„Dann waren das also keine Mängel, sondern ... “
„ ... sondern erhöhter, sorgfältig bemühter Service am Gast, mein Freund - genau das!“
„Dann möchte ich bloß noch dies wissen“, fragte Mecker triumphierend. „Welche Art von ‘Service’- der Hai übernehmen sollte? Wohl um den vielen Fettbäuchen eine radikale Abmagerungskur angedeihen zu lassen, wie?“ Sonnenfried lachte sehr amüsiert auf.
„Ein - Hai? Sie meinen doch sicher den winzigen Katzenhai aus dem Aquarium?“
„Nein, oh nein“, protestierte Mecker, „ein richtiger, großer Hai! Er schwamm keine hundert Meter vom Strand entfernt vorbei. Alle Badegäste haben seine Rückenflosse gesehen!“
„Wie sah denn die Rückenflosse Ihres Hais aus?“
„Nun, dreieckig, so spitz wie ein Segel, und schwarzbraun!“, beschrieb Alfons Mecker so gut er konnte.
„Da sehen Sie’s!“, lachte Sonnenfried, „Genau wie ich es mir gedacht habe. Die Rückenflosse eines Hais ist braunschwarz! Was Sie gesehen haben, war einer jener dressierten Delphine, die für die Rettung von Ertrinkenden oder von Menschen, die von einer Strömung abgetrieben werden könnten, permanent eingesetzt werden. Ich sehe aber, dass Sie ganz schön braun gebrannt sind. Das Wetter war ja sicher phantastisch, stimmts?“
„Oh ja“, schwärmte Alfons Mecker. „Und Abends, dieser laue Wind, das Rauschen der Wellen, der herrliche Vollmond ...“ Auf einmal waren auch die letzten skeptischen Falten von seiner Stirn verschwunden. Er zeigte Sonnenfried ein Foto.
„Eine Bekanntschaft habe ich auch gemacht, sehen Sie.“ Eine füllige Maid mittelalterlichen Baujahrs fletschte die Zähne. „Und im nächsten Sommer ist sie wieder dort!“, schloss er mit einem warmem Unterton in der Stimme.
„Ja, worauf warten wir denn noch?“, rief Sonnenfried unternehmungslustig. „Eva, kurz vor dem Sündenfall, erwartet sehnsüchtig ihren Adam! Die grobe Pfote drauf, Alfons, und Feierabend - sein Sie ein ganzer Mann!“
„Ja, ooh ja“, hechelte Mecker hingerissen, „schnell, holen Sie Ihre Forumulare, los, so beeilen Sie sich doch!“ Sonnenfried flog.
„Also“, diktierte Alfons Mecker atemlos, „schreiben Sie: Zwei Wochen Lanzarote, zur gleichen Zeit: Ende Juli bis Mitte August. Ich zahle cash oder bar oder wie Sie wollen ... jetzt gleich ... sofort ... oooh, Mann!“
Kleiner (aktueller) Lückenbüßer
“Papa, was ist Diplomatie?“
“Also, pass auf, mein Junge – wenn sich zwei Menschen begegnen, nicht aufeinnder schießen, sondern erst beraten, wie sie miteinander gut auskommen könnten! Dann haben sie diplomatisch gehandelt!“
“Aha! Und was wäre dann undiplomatisch?“
“Wenn sie sich zuerst gegenseitig totschießen - und dann erst verhandeln!“
“Papa, was ist Diplomatie?“
“Also, pass auf, mein Junge – wenn sich zwei Menschen begegnen, nicht aufeinnder schießen, sondern erst beraten, wie sie miteinander gut auskommen könnten! Dann haben sie diplomatisch gehandelt!“
“Aha! Und was wäre dann undiplomatisch?“
“Wenn sie sich zuerst gegenseitig totschießen - und dann erst verhandeln!“
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